zu viel auf einmal

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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blue
Eintagsfliege
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Registriert: 3. November 2003 17:40

zu viel auf einmal

Beitrag von blue »

ich weiß nicht, es ist ein komisches gefühl, vor ein paar wochen noch da wäre ich immer zusammen gebrochen wenn ich alleine war, doch jetzt ist es kein hass mehr, keine wut und auch keine trauer, ich fühl mich einfach leer.
das wichtigste im leben ist mir im moment einfach nur mein dad, aber der hat glaube ich selbst genung probleme.
das alles fing mal an vor genau drei jahren. ich selber hab das so lange gar nicht in erinnerung, bei mir selbst hat es erst das letzte dreiviertel jahr so richtig klick gemacht.
bei uns zu hause lief immer nur noch der selbe triste alltag ab, meine mutter war immer gereziter und ich und sie haben uns ziemlich oft in die haare gekriegt, am anfanag dachte ich es ist normal wenn einer mutter auch mal die hand ausrutscht, doch so oft wie es bei ihr vorgekommen ist, war es nicht mehr normal.
bevor meine eltern mir beide sagen wollten das sie sich scheiden lassen gab es einmal einen großen zoff im januar, zwischen meinen eltern und unseren nachbarn ( das war damals ein freundschaftlicher kreis zwischen drei familien alle so ungefähr im gleichen alter). klar hab ich das mitbekommen, aber immer wenn ich fragte gab es keine antwort, zumindest keine direkte oder ehrliche. ich heulte damals schon, einfach aus verzweiflung, aber es sollte erst der anfang sein von dieser ganzen schweren zeit.
so richtig ging es los ende juni, als meine ma abends radfahren ging und mein vater sich zu mir ins wohnzimmer setzte und anfing zu erzählen, er sagte mir das sie sich trennen wollten, und er nannte mir den waren grund (der sicher nicht der einzige grund war , aber es war der hauptauslöser).
er hatte sich in die nachbarin verliebt, beide haben sich auch mehrmals getroffen.
mein vater hat dann wieder schluss gemacht, weil er es noch einmal versuchen wollte, mit mir und meiner mutter. es ging nicht gut, denn er tat sich durch die trennung selbst weh und unserer nachbarin auch ( sie hätte beinahe versucht sich umzubringen).
er und ich hatten an dem abend ein langes gespräch und für mich stand auch schon vorher fest das ich zu ihm gehen würde, denn wie oben erwähnt, hat sich das vertrauen zu meiner mutter mit der zeit aufgelöst gehabt.
die echte trennungszeit (2-3 wochen) waren wirklich hart, denn so am boden habe ich meine eltern beide nicht gesehen, meine mutter warf mir und pa sachen an den kopf, sie saß da und schluckte eine beruhigungtablette nach der anderen und schon allein der anblick machte mich fertig.
doch ich glaube in dieser situation war es mein dad der mir kraft gab und ich diejenige die ihm kraft gab. das verhältnis und das vertrauen ist durch diese schwierige geschichte nur noch gewachsen.
auch wenn es absurd klingt, aber nach dem auszug meiner mutter habe ich das gespräch mit der nachbarin gesucht (ich kannte sie schon länger und kam auch gut mit ihr aus).
meine vater hatte zu dem zeitpunkt kein kontakt mehr mit ihr.
ich und sie wir sprachen uns aus, und am ende des gespräches drückten wir uns.
am nächsten morgen fuhr ich mit ihr und ihrem sohn nach bayern zu einem bekannten in den ,,urlaub". heute weiß cih das sie es für mich getan hat um mir zu helfen.
nachdem wir wiederkamen, fanden mein pa und sie wider kontakt, waren sogar soweit das sie bei uns einzieht denn sie hatte ihre beziehung auch beendet.
doch das ging schief, die beiden trennten sich wieder. und kurz danach war mein dad der meinung er sähe noch eine chance für mich mutti und ihn.
in dieser zeit hab ich nicht ihn gehasst sondern seine verschiedenen, übereilten gedankensprünge, denn als ihm klar wurde wie sehr er die nachbarin liebt, konnte er nicht anders.
zum glück war ein großteil dieser zeit ferienzeit, denn auch jetzt wo die schule wieder anfing sackte ich ab, denn normalerweise bin ich keine schlecht schülerin.
wenn ich alleine war heulte ich in mich hinein, und ich weiß was das für schmerzen sind, jedesmal immer wieder aufs neue. ich ahtte auch einige nervenzusammenbrüche nach denen es mir aber nie besser ging.

mit der zeit habe ich gelernt damit umzugehen, über meine schmerzen und gefühle zu reden und es so zu akzeptiereb wie es ist, so das andere menschen auch glücklich sein können.
jetzt und heute stehe ich wieder mit beiden beinen im leben, gehe jeden tag zur schule, und habe meine freunde (die übringens in der zeit eine große hilfe waren, danke)
meine vater und die nachbarin sind zusammen und auch wenn ich mich anfangs dagegen gesträubt hab, ist es jetzt , auch wenn es noch frisch ist, ein kleiner blick hoffnung auf ein familieleben, irgendwann einmal.
ich will damit nur allen zeigen das egal was passiert, man es schaffen kann.
und ein was gutes hat es auch für mich gehabt, ich habe sehr viel über mich, meinen charakter, und mein handeln gelernt, und auch diese dingen von anderen zu schätzen und lieben gelernt.
heute glaube ich, auch mit diesem text habe ich wieder ein stück verarbeitet und ich hoffe für euch alle, das es euch genauso gehen wird und ichr in naher zukunft wieder lachen könnt.
DANKE

wenn ihr einen rat braucht oder hilfe sucht, ich habe immer ein offenes ohr für euch (soweit man das als vierzehnjährige haben kann)
Volker
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Re: zu viel auf einmal

Beitrag von Volker »

Hallo Blue,

erst mal willkommen im Forum!
Du hast ja viel erlebt und es braucht(e) sicher eine ganze Menge an Kraft um dich durch diesen Dschungel durchzuarbeiten. Du kannst viel verkraften und signalisierst viel Offenheit für Andere. Ich finde es toll wie du sagen kannst, dass es keinen Grund gibt aufzugeben das ist eine wichtige Erfahrung. Wichtig finde ich in diesem Zusammenhang aber auch, dass man/frau nicht immer alles alleine er(tragen) muss.

Liebe Grüße
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
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