Besorgniserregend? Brauche Rat

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Franz
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Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

Hallo zusammen,
ich hoffe hier kann mir jemand einen Rat geben, ob und gegebenenfalls was ich mit meiner Tochter unternehmen soll. Hier erstmal der Hintergrund:

ich bin geschieden, vor 2,5 Jahren von meiner Frau getrennt. Zwei Töchter, die eine schwerstbehindert, 8 Jahre alt, die Kleine ist 5. Und um die geht es. Nach der Trennung dachte ich zunächst sie hätte das alles, weil sie ja erst 3 war, gut weggesteckt. Es gab auch, wenn ich auch drum kämpfen musste, regelmässigen Umgang alle 2 Wochen. Zunächst nur Sonntags, nach einem Jahr aber auch mit Übernachtung Sa-So. Aber immer wieder tauchten Fragen von ihr auf in der Art: Papa warum wohnst du nicht mehr bei mir? Papa ich möchte das du wieder bei mir wohnst... Ich habe ihr dann immer erklärt das ich gerne bei ihr wohnen möchte, aber nicht mehr mit ihrer Mama zusammenwohnen kann.
Sie war schon als Baby sehr lebhaft, hat Mittags nur sehr wenig geschlafen, war morgens sehr früh wach, und ist abends wachgeblieben bis es gar nicht mehr ging. Sie konnte sich gar nicht allein beschäftigen, war von Anfang an intellektuell sehr weit, aber motorisch etwas zurück. Das hat sich inzwischen wohl etwas normalisiert.
Es bleiben aber Verhaltensauffälligkeiten. Wenn sie mit mir allein ist, ist eigentlich alles ok, aber sobald noch andere dabei sind, versucht sie im Mittelpunkt zu stehen. Ich vermute, dass es etwas mit ihrer (behinderten) Schwester zu tun hat, die von Anfang an bei meiner Ex und ihrer Familie im Mittelpunkt stand - alles drehte sich um ihre Schwster, wenn die nur mal schrie standen gleich alle um sie herum. Aber: bei mir ist das nicht so, die Kleine ist wesentlich länger bei mir als ihre Schwester (die holen wir erst Sonntags nach, da meine Wohnung nicht behindertengerecht ist).
Schlimm wird es, wenn sie mal etwas kaputt gemacht hat, und ich sie auch nur ansatzweise ausschimpfe, dann bricht sie sofort in Tränen aus, entschuldigt sich, es wäre keine Absicht gewesen, ist völlig verstört, schliesst sich im Bad ein, zetert wie ungerecht es wäre das immer nur sie ausgeschimpft wird, und ihre Schwester nie. Oder sie erzählt unter Tränen, das sie am Gebrutstag ihrer Schwester nicht an ihrem Tisch malen durfte. Das macht es schwer, sie konsequent zu erziehen, weil sie mir dann leid tut, und ich weiss wie sehr sie um Aufmerksamkeit kämpfen musste. Ich kann mich noch sehr gut an die morgende erinnern, an denen sie fröhlich um 6 Uhr bei uns am Bett stand, und von meiner Ex furchtbar angebrüllt wurde. Ich hab sie dann immer auf meine Seite genommen.

Wenn Kinder malen, gibt dies ja oftmals Aufschlüsse, daher möchte ich mal ein Bild beschreiben, das meine Kleine mir Samstag gemalt hat:
zu sehen sind vier Personen, auf einer grünen Wiese, über der eine düstere Sonne scheint (in grau-schwarz, mit wenig gelb). Auf Nachfrage, was das denn ist, erklärte sie mir: das sind "wir". Und zwar ganz klein: ihre Schwester im Rollstuhl, daneben Mama - genauso klein und den Rollstuhl schiebend. Dann (doppelt so gross) Papa, Hand in Hand mit ihr selbst (ebenso gross).

Ich würde mich freuen, wenn jemand eine Idee hat, oder mir auch nur sagen kann, ob Grund zur Besorgnis besteht, oder ob das alles ganz normal ist.
Volker
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Volker »

Hallo Franz,

herzlich willkommen im Forum!

So wie du die Lage beschreibst, kann ich Dir sagen, dass kein Grund zur Besorgnis besteht, wohl aber zur Sorge.
Zum einen gibt es zwei dramatische Ereignisse in eurer Familie:

Einmal die Geburt eines schwerbehinderten Kindes.

Zum anderen ein Trennungsereignis.

Diese beiden Ereignisse sind nicht so leicht wegzustecken und die Verarbeitung benötigt viel Kapazität von allen Seiten.

Ich kann mich in eure Lage gut einfühlen, weil ich
a) selbst Scheidungskind bin und mir viel über begleitende Prozesse von Scheidungserleben angeeignet habe und auch hier im Forum viel erlebe...
b) seit mehr als 4 Jahren beim Landesverband der Lebenshilfe Seminare für Geschwisterkinder von Menschen mit einer geistigen Behinderung mit durchführe und auch leite.

Die Geburt eines behinderten Kindes ist ein tiefer Einschnitt in die Familie. Soweit ich Erfahrungen mit diesen Familien habe gibt es einige Prozesse die immer wieder auftauchen:
a) Die Mütter sorgen sich so sehr um das Kind, dass sie ihre Belastungsgrenzen kaum mehr wahrnehmen können. Sie sind häufig wenig in der Lage die Verantwortung abzugeben und fühlen sich übe die GEbühr zuständig. Hinter diesem Verhalten kann ungelebte trauer und Schuldgefühle stecken.
b) Väter von schwerbehinderten Kindern arbeiten mehr als sonst und sind im Umgang mit den Behindungen unsicher und beringen sich wenig ein.

Wie ist Dein Verhältnis zu Deiner schwerbehidnerten Tochter?

Ich bin nun noch gar nicht auf die Scheidung an sich eingegangen und möchte das auc herst einmal aufschieben, nur soviel vorneweg:
Deine (auffällige) Tochter steht zwischen allen Stühlen. Sie ist zwischen Mama und Papa hin- udn hergerissen und muss sich beide mit einem aufmerksamkeitsintensiven Geschwisterkind "teilen", keien leichte Aufgabe ....

LIebe GRüße
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
blue
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von blue »

hi,
ich glaube das bild soll einfach nur ihren gemütszustand zeigen, wie sehr sie im inneren verletzt ist, das ihr papa morgends wenn sie aufwacht nicht mehr da ist. vielleicht denkt sie, sie wird benachteiligt, gegenüber ihrer schwester.
ich denke wenn wieder mal so eine situation da ist in der sie total verstört ist und am ende noch weint dann nehm sie doch mal beiseite und mach ihr klar, das du es nur gut meinst und ihre schwester nun mal mehr hilfe benötigt als sie. klar das sie später selbstständiger sein muss als ihr schwester, aber das müssen alle kinder lernen (ich bis heute noch).
erklär ihr wie der ,,papa" sich fühlt und sag ihr das du sie lieb hast egal was passiert.
denn ich glaube sie hat nur angst etwas falsch zu machen, so das du sie am ende ganz verlassen könntest.

liebe grüße
anja


P.S: meine eltern hatten damals immer verschiedene theorien ihrer trennung drauf, es kann ja auch sein das deine exfrau mal irgendeine bemerkung fallen gelassen hat in der es z.B. hieß: ja der papa hat mich verlassen, ich hab alles falsch gemacht ", oder so was in der art, verstehste wie ich das mein, das sie denkt wenn sie was falsch macht, wird sie auch verlassen, genau wie ihre mutter.
´mach ihr klar das du sie liebst. denn über so was freuen sich kinder!!!!!
:-)))
Franz
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

[quote]Volker postete
>Die Geburt eines behinderten Kindes ist ein tiefer Einschnitt in die Familie. Soweit ich Erfahrungen mit diesen Familien habe gibt es einige Prozesse die immer wieder auftauchen:
a) Die Mütter sorgen sich so sehr um das Kind, dass sie ihre Belastungsgrenzen kaum mehr wahrnehmen können. Sie sind häufig wenig in der Lage die Verantwortung abzugeben und fühlen sich übe die GEbühr zuständig. Hinter diesem Verhalten kann ungelebte trauer und Schuldgefühle stecken.

Das ist völlig richtig, genauso war und ist es. Schuld vermutlich deswegen, weil es eine Frühgeburt war, sie hat das Kind nicht lang genug austragen können, das mag so in ihrem Unterbewusstsein stecken, das sie sich die Schuld an der Behinderung gibt.

>b) Väter von schwerbehinderten Kindern arbeiten mehr als sonst und sind im Umgang mit den Behindungen unsicher und beringen sich wenig ein.

Anfangs habe ich es nicht wahrhaben wollen, habe das Positive gesehen, und daran geglaubt das es besser wird, solange es Hoffnung gibt. Nach 2-3 Jahren war die Hoffnung aber erschöpft, zumal wir in dieser Zeit viel an Therapie gemacht haben, und alles nichts gebracht hat. Ich habe mich in den ersten Jahren auch schwer damit getan, mit ihr in die Öffentlichkeit zu gehen, diese mitleidigen Blicke und das "was hat sie denn" sind mir sowas von auf den Geist gegangen.

>Wie ist Dein Verhältnis zu Deiner schwerbehidnerten Tochter?

Siehe oben. Ich tue mich heute schwer im Umgang mit ihr, klar nehme ich sie in den Arm usw., aber ich fühle mich sehr hilflos, und weiss auf Dauer gar nicht, was ich mir ihr machen soll. Sie ist prima zufrieden wenn sie auf dem Fussboden hockt, ein paar Spielzeuge zum Rasseln hat. Wenn sie Hunger hat, fängt sie an zu quengeln. An manchen Tagen hat sie geradezu Schreiattacken, kein Arzt konnte bisher eine Ursache dafür feststellen - und ich kann nur sagen, das ist die Hölle. Sie beisst sich dann selbst in die Hand (immer dieselbe Stelle, die Haut ist dort schon dick verhornt). Und dieses Schreien ist grausam, für alle in ihrer Umgebung. An manchen Tagen wiedrum ist sie fröhlich, lächelt wenn man sie anspricht. Aber meistens ist sie ziemlich teilnahmslos, lebt in ihrer eigenen Welt.

>Ich bin nun noch gar nicht auf die Scheidung an sich eingegangen und möchte das auc herst einmal aufschieben, nur soviel vorneweg:
Deine (auffällige) Tochter steht zwischen allen Stühlen. Sie ist zwischen Mama und Papa hin- udn hergerissen und muss sich beide mit einem aufmerksamkeitsintensiven Geschwisterkind "teilen", keien leichte Aufgabe ....

Auffällig war sie schon vor der Trennung. Und ich habe in ihrem Kindergarten nachgefragt, ob denen dort etwas aufgefallen wäre an Verhaltensänderungen - nein, wäre es nicht.
Franz
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

Oh, ich glaube ich muss das mit der Zitatantwort noch lernen :-)

Zu Anjas Antwort:

Ich gebe mir ja Mühe, ihr genau das zu vermitteln. Da kommt nun aber meine Partnerin ins Spiel, die mir vorwirft ich würde alles bei ihr durchgehen lassen, würde sie quasi gar nicht erziehen, und immer nachgeben, wenn sie was anderes will als ich. Und das stimmt in gewisserweise auch, ich möchte keinen Streit in den paar Tagen wo sie bei mir ist. Und eigentlich spreche ich meiner PArtnerin da auch die Kompetenz ab, ihre Tochter ist schon erwachsen, und sie war in dem Alter meiner Tochter sehr pflegeleicht - dafür hat sie heute grosse Schwierigkeiten mit ihr, die sie auch richtig gelöst bekommt.

Was mir einen Stich versetzt hat, war eine Bemerkung meiner Tochter vor einigen Monaten. Ich hatte ihr schon vor einem Jahr gesagt, das wenn sie mal ausser der Reihe zu mir möchte, kann sie mich einfach anrufen. Das hatte sie wohl anders verstanden, und sie fragte mich dann aus heiterem Himmel: Papa wenn ich dich anrufe, wohnst du dann wieder bei mir (wohlgemerkt: sie sagt immer: bei mir - nicht bei uns)? Da habe ich ihr erklärt das das nicht ginge weil ich mit ihrer Mama nicht mehr zusammemleben kann. Dann kam von ihr: aber du hast doch gesagt, ich brauch dich nur anzurufen, dann kommst du zu mir. Da hab ich ihr erklärt wie ich das gesagt und gemeint habe. Darauf sie mit enttäuschter Stimme: dann hab ich das falsch verstanden - schade.
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Hammer
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Hammer »

Hi Franz
Keine leichte Situation für euch alle.
Das Bild deiner Tochter zeigt mir so wie du es beschrieben hast,die Mutter und
ihre Schwester sind eine Einheit und du und sie sind eine Einheit.
Da Mutter und Schwester viel kleiner sind als ihr scheint sie das Gefühl zu haben
nicht dazu zu gehören.Da deine Tochter behindert ist wird sie sicher mehr Zeit
der Mutter brauchen als die kleinere die das aber nicht verstehen kann und sich dann
ausgeschlossen fühlt.Das kennen wir im kleineren Umfang alle.
Ein Kind ist krank und brauch unsere Fürsorge und das zweite fühlt sich zurück gesetzt.
Aber das ist für eine gewisse Zeit und dann ist esw wieder gleich verteilt.
Das ist bei euch leider nicht möglich und ich glaube deine kleine fühlt sich von ihrer
Mutter weniger geliebt,was nicht so ist aber ihre Empfindung.
Durch die Scheidung kann sie jetzt nur begrennzte Zeit mit dir verbringen.
Durch ihr im Mittelpunkt stehen wollen bringt sie deutlich zum Ausdruck "Hallo mich gibt
es auch noch".Vielleicht solltest du mal mit ihr reden und ihr sagen das ihr sie beide ganz
sehr lieb habt,aber das ihre Schwester mehr Zeit von der Mutter brauch da sie darauf angewiesen ist.

Alles Liebe
hammer
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wir haben "nur" das Glück sie auf
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Volker
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Volker »

Hallo Franz,

vielen Dank für Deine Antwort. Wie habt ihr denn die Betreuung von eurer schwerbehinderten Tochter geregelt? Welche Maßnahmen oder Hilfen nehmt ihr in Anspruch oder könntet ihr ergreifen?

Es ist nicht leicht die Bedürnisse von schwerbehinderten zu entschlüsseln, häufig bleibt nur übrig, seinem Gefühl zu vertrauen... letztlich bleibt einem, so habe ich das erfahren nur das eigene Urteilsvermögen aus dem ständigen Umgang als Orientierung.

Der Umgang mit behinderten Menschen in der Öfffentlichkeit kann sehr schmerzvoll sein, die Menschen haben eben Angst, wenn sie mit offensichtlichen Einschränkungen konfrontiert werden. Mich hat man mal mit einem schwerbehinderten Kind aus einem Café rausgebeten, weil der Anblick den Gästen nicht gefalle....

Dass Deine Tochter auffällig ist kann als Symptom nun wirklich keiner einzigen Ursache "zugeordnet" werden. Sicherlich spielt die Behinderung eine nicht ungewichtige Rolle. Es gibt von der Lebenshilfe eine Reihe Angebote für Familien mit behinderten Kindern und auch Angebote für Geschwisterkinder. Welche größere Stadt ist den in eurer Nähe?

Liebe Grüße
Volker

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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

Seit einem Jahr geht unsere Tochter zu einer Körperbehindertenschule, wird morgens abgeholt und nachmittags zurückgebracht. Sie bekommt dort auch Ergo-, Reit- und andere Therapien. Ausserhalb der Schule wird meines Wissens jetzt nichts mehr gemacht.
Als sie zwei Jahre alt war, haben wir sie wohl auch "übertherapiert", wir hatten da eine Therapie aus England gemacht (4 Stunden jeden Tag!), KG nach Voita (furchtbar). Resultat: nach anderthalb Jahren hat sie sich jeder Therapie verweigert, nur noch geschrien dabei. Dann wurde es reduziert, auf Ergo- und Reittherapie.

Betreuung kommt zusätzlich durch die Lebenshilfe, bin aber leider nicht mehr im Bilde wie oft, und was da gemacht wird - Exe erzählt mir gar nichts weiter. Früher wurde die Lebenshilfe meist von meiner Ex als Babysitter für beide Kinder benutzt, um ihren ehrenamtlichen Aktivitäten für die Kirche nachgehen zu können...

Ich weiss auch nicht, wie es auf Dauer mit unserer Tochter weitergehen soll, sie hat das Gewicht einer 8jährigen, und sie zu mir in den ersten Stock tragen zu müssen ist schon eine mühsame Aktion - und das wird ja in Zukunft nicht leichter. Meine Ex meint zwar, das sie solange es geht unsere Tochter zuhause behalten will, aber wie lange das wirklich gehen kann, bis ihr Rücken kaputt ist - keine Ahnung.
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Hammer »

Franz postete
Seit einem Jahr geht unsere Tochter zu einer Körperbehindertenschule, wird morgens abgeholt und nachmittags zurückgebracht. Sie bekommt dort auch Ergo-, Reit- und andere Therapien. Ausserhalb der Schule wird meines Wissens jetzt nichts mehr gemacht.
Als sie zwei Jahre alt war, haben wir sie wohl auch "übertherapiert", wir hatten da eine Therapie aus England gemacht (4 Stunden jeden Tag!), KG nach Voita (furchtbar). Resultat: nach anderthalb Jahren hat sie sich jeder Therapie verweigert, nur noch geschrien dabei. Dann wurde es reduziert, auf Ergo- und Reittherapie.

Betreuung kommt zusätzlich durch die Lebenshilfe, bin aber leider nicht mehr im Bilde wie oft, und was da gemacht wird - Exe erzählt mir gar nichts weiter. Früher wurde die Lebenshilfe meist von meiner Ex als Babysitter für beide Kinder benutzt, um ihren ehrenamtlichen Aktivitäten für die Kirche nachgehen zu können...

Ich weiss auch nicht, wie es auf Dauer mit unserer Tochter weitergehen soll, sie hat das Gewicht einer 8jährigen, und sie zu mir in den ersten Stock tragen zu müssen ist schon eine mühsame Aktion - und das wird ja in Zukunft nicht leichter. Meine Ex meint zwar, das sie solange es geht unsere Tochter zuhause behalten will, aber wie lange das wirklich gehen kann, bis ihr Rücken kaputt ist - keine Ahnung.
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Hammer »

Hallo Franz

Also das mit der Zitatantwort hat nicht ganz geklappt ich bin eben eine technische
Niete.Was ich sagen wollte ist wir haben sie vielleicht auch übertherapiert.
Ihr habt das beste getan und versucht ob das immer richtig ist oder Erfolg hat,das
weiß keiner von uns.Das deine Ex eure Tochter solange wie möglich zu Hause behalten
will ist verständlich und damit hat sie meinen Respekt.Das dies allerdings über ihre Gesundheit
geht ist weniger schön.Sie sollte nicht vergessen auch mal für sich etwas zu tun.
Wie ist eigentlich das Verhältnis der Schwestern zu einander?
Unsere Gesellschaft steht Behinderungen hilflos gegenüber da es noch viel zuwenig zB.
Kindergärten gibt wo Behinderte und Nichtbehinderte Kinder zusammen sind.
Wenn deine Ex so mit der Sorge eurer Tochter zu tun hat gibt es da nicht die Möglichkeit
das sie zu dir zieht?

Alles Liebe
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

Welches Verhältnis meine behinderte Tochter zu ihrer "kleinen" Schwester hat, vermag ich nicht zu sagen. Umgekehrt ist das Verhältnis von meiner Kleinen zu ihrer Schwester sehr zwiespältig. Einerseits kümmert sie sich manchmal sehr liebevoll um sie, gibt ihr was zu essen ab, teilt ganz selbstverständlich ihre Süssigkeiten mit ihr. Andererseits ist sie manchmal sehr von ihr genervt, wenn sie zb im Auto nebeneinander sitzen und ihre Schwester um sich schlägt oder kratzt (was sie manchmal ohne Anlass tut), oder wenn sie mal wieder ihre Schreiphase hat. Und letztens gab es einen Zwischenfall, da waren beide bei mir, und meine behinderte Tochter sass in ihrem aufblasbraren Sessel. Meine Kleine hat sie dann einfach umgeschubst. Als ich dann erschrocken war und sie ausgeschimpft habe, hat sie sich entschuldigt, wäre keine Absicht gewesen, und meinte damit wäre es gut. Aber es war ganz offensichtlich Absicht. Sie war dann ausser sich, schloss sich im Bad ein, zeterte wie ungerecht das sei das sie immer ausgeschimpft würde, und ihre Schwester nicht.

Noch etwas das mir zu meiner Kleinen eingefallen ist: sie weigert sich bei mir allein einzuschlafen, ich muss mich meist auch ins Bett legen, und meist will sie unbedingt in mein Bett (passt zu der vermuteten Verlustangst). Wie soll ich damit umgehen? Noch ist das ja kein Problem, aber es kann sein das ich in absehbarer Zeit mit meiner Freundin zusammenziehe, und da möchte ich dann nicht das sie zu mir (bzw. uns) ins Bett kommt.
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Hammer »

Hallo Franz

Die Geschichte deiner kleineren Tochter ähnelt in Bezug auf Aufmerksamkeit
die meiner Tochter.Sie brauch ganz viel Liebe und Aufmerksamkeit und kann
nicht verstehen das ihre Schwester bevorzugt wird (auch wenn das garnicht so ist)
aber ihre Empfindung ist so.Meine Tochter hat nach der Scheidung noch ein
Brüderchen bekommen und war und ist davon manchmal nicht sehr begeistert.
Es gibt aber auch Kuschelstunden der beiden woran man sieht das sie sich doch
lieb haben.Aber sie fühlt sich auch ungerecht behandelt,immer dann wenn sie für
ihr tun die Konzequenzen tragen muß,dann kommt der Satz warum immer ich?
Da hilft nur reden und immer wieder erklären auch wenn der Mund schon weh tut.
Versuch ihr zu erklären das ihre Schwester mehr Aufmerksamkeit brauch durch ihre
Krankheit auch ständig auf Hilfe angewiesen ist,das dies aber nicht bedeutet das
ihr sie weniger lieb habt.

Alles Liebe
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

Ich hatte sie jetzt zum ersten Mal von Freitag nachmittag bis Sonntag abend, und zwar nur die Kleine ganz allein. Es war ein richtig schönes, harmonisches Wochenende, ohne viel Stress. Sie ist noch öfter als sonst zwischendurch zu mir gekommen mit Sätzen wie "Papi ich hab dich so lieb".
Ich grübel jetzt aber noch mehr darüber nach, wie man den Umgang mit *beiden* am sinnvollsten gestalten sollte. Bin für jede gute Idee dankbar.
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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Hammer »

Hallo Franz

Wie wäre es wenn du sie abwechselnd alleine holst?
Sie scheinen beide sehr viel Aufmerksamkeit zu brauchen,die Kleine
weil sie oft Rücksicht auf ihre Schwester nehmen muß und die große
durch ihre Behinderung.Vielleicht wird so auch insgesamt das Verhältnis
der kleineren Tochter zur Mutter besser.
Ob das allerdings machbar ist?
Oft klingt in der Theorie vieles einfacher als es in der Praxis aussieht.

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Re: Besorgniserregend? Brauche Rat

Beitrag von Franz »

Das würde dann aber bedeuten, das ich jede jeweils nur einmal im Monat habe, und das wäre auch nicht das wahre. Im wöchentlichen Wechsel will meine Ex das nicht (und meine LG wäre auch nicht begeistert, wenn ich gar kein freies WE hätte).
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