Verantwortung für meine Eltern?

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anemone
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Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von anemone »

Hallo zusammen!

Ich weiß gar nicht richtig, wo ich anfange soll, weil sich in den letzten Jahren so viel Chaos in miern Familie "angehäuft" hat, daß mir inzwischen langsam der Überblick fehlt.
Meine Eltern haben sich 1988 getrennt, damals war ich 8 Jahre alt. Meine Schwester ist fast vier Jahre jünger als ich. Schon in den letzten Ehejahren meiner Elter war ich immer die Verbündete meiner Mutter und habe mich immer auf ihre Seite gegen meinen Vater gestellt. Nach der Trennung hat sie mich in manchen Bereichen wie einer Erwachsene behandelt und all ihre Probleme mit mir besprochen und von mir irgendeine Art von Unterstützung erwartet. Damals habe ich versucht, es ihr recht zu machen und sie zu trösten, für sie in gewisser Weise zu "sorgen" und habe nicht gemerkt, daß ich damit doch überfordert war. Zu meinem Vater hatte ich damals nur wenig und sehr unregelmäßig Kontakt. Meine Mutter hat oft sehr schlecht über meinen Vater geredet und mir Dinge aus ihrer Ehe erzählt, die ich heute lieber nicht wissen würde. Wenn sie Schwierigkeiten mit meinem Vater hatte, mußte ICH sie oft am Telefon mit ihm besprechen und dabei so tun, als wäre die Haltung meiner Mutter meine eigene. Das ging so, bis ich ungefähr 18 Jahre alt war und von mir aus einen engeren Kontakt zu meinem Vater gesucht habe.
In den letzten Jahren haben meine Eltern dann wieder begonnen, miteinander zu reden und wollen sogar wieder zusammenziehen. Solche Versuche gab es schon öfters, insgesamt haben sich meine Eltern schon drei Mal wieder versöhnt und dann doch wieder getrennt. Mich macht dieses Ständige Hin und Her noch ganz verrückt. Meine Eltern haben sich in all den Jahren eingentlich kaum verändert und die Probleme, die sie früher hatten, bestehen auch heute noch. Sie haben auch nicht gelernt, besser mit Problemen umzugehen. Ich weiß jetzt gar nicht, wie ich mit der Situation umgehen soll: Soll ich versuchen, meine Eltern mit allen Mitteln von einem neuen Versuch abzubringen? Soll ich sie einfach in die nächste Trennung laufen lassen? Warum wollen sie überhaupt wieder zusammenziehen, wenn die Ehe nach den Aussagen meiner Mutter doch so ein Alptraum war?

Danke für's Lesen!
Anemone
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Hammer
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von Hammer »

Hallo Anemone
Was dir deine Mutter da aufgebürdet hat ist eine Last an der du heute noch trägst.
Aber das weißt du selbst und es wird Zeit das du an dich denkst.
Ich kenne diese "Spielchen "auch da meine Mutter ähnlich gehandelt hat.
Ich habe mich ihr widersetzt was die Folge hatte das sie mich mit Liebesentzug bestraft hat.
Du bist für deine Eltern nicht verantwortlich was sie mit ihrem Leben machen müssen sie
selbst wissen und das würde ich ihnen auch dagen.Wenn sie wieder eine Beziehung führen
wollen bitte dann sollen sie es tun,aber ohne das sie dich damit belasten.
Du mußt dir dein eigenes Leben aufbauen und mit der Last der Vergangenheit ist das schwer
genug,sorge dich um dich und laß sie für sich sorgen.Du kannst sie besuchen aber in die
Streitigkeiten deiner Eltern darfst du dich nicht mehr rein ziehen lassen.
Sollte es in deiner Gegenwart zu Streit kommen dann geh einfach auch wenn es schwer fällt.
Ich glaube deine Eltern sind ein Bsp.für sie können nicht mit einander aber auch nicht ohne,
und du kannst sie nicht ändern.
Das klingt sicher hart für dich aber ich weiß wovon ich rede,wenn du dir das weiter antust
wirst du daran zerbrechen aber ändern wird sich nichts.

Alles Liebe
hammer
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wir haben "nur" das Glück sie auf
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jewles
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von jewles »

Hallo Anemone
Kann mich Hammer nur anschliessen. Ist schon harter Tobak was man da mit dir machte. Vor allem wo du hinpositioniert wurdest. Da lag eine Menge Verantwortung auf deinen Schultern.

Deine Eltern sind erwachsen und treffen ihre Entscheidung. Auch wenn du schon wieder erkennen kannst, dass das Zusammenkommen deiner Eltern wieder scheidern wird.

Da hast du scheinbar mehr Weitblick als deine Eltern. Du hast zumindest erkannt, wenn sich die 2 Menschen nicht geaendert und nichts gelernt haben aus ihren Trennungen, dann stehen die Chancen fuer beide wohl wieder schlecht.

Leg sie ab die Verantwortung fuer deine Mutter oder beide, die man dir auferlegt hat. Wenn du eine äussere Distanz nicht wahren kannst (vielleicht wohnst du noch bei deiner Mutter) dann schaff dir innere Distanz zu ihnen. Will man dich da wieder reinziehen, sag ihnen einfach entwaffnend laechelnd "das ist euer Leben, ich halte mich da in Zukunft raus und ich wuensche auch nicht mehr damit konfrontiert zu werden".

Kuemmer dich um dich und leg das schlechte Gewissen ab. Du hast ein Recht auf DEIN Leben genieß es!!!
Wuensch dir viel Glueck.
Jewles
Volker
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von Volker »

Hallo anemone,

auch ich schliesse mich hammer und jewles an... Für die Beziehung Deienr Eltern, da tragen nur sie die Verantwortung. Ich kann Dir nur empfehlen: schau nach Dir, was willst Du, was brauchst Du, welche Ziele hast Du. Das was deine Eltern leben ist Abhängigkeit... Das was Du für dich über dich rausfindest, das ist Freiheit...

Deine Eltern versuchen noch etwas über sich herauszufinden... Du hilst ihnen am besten indem du ihnen klar machst, dass es ihr Ding ist.

Lieben Gruß
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von E-lone »

Mir geht es ähnlich. Auch ich kann mit meiner MUtter über alles reden und ich fühle eine gewisse Verantowrtung für sie. Einige Sachen die sie mir über meinen Vater erzählt tuen mir schrecklich weh, aber andererseits bin cih auch froh sie zu wissen- so kann ich die Lage besser einschätzen. Bei die ist die Trennung ja nun schon 15 Jahre her. Du hast beobachtet wie oft sich deine eltern wieder zusammen getan haben und doch wieder auseinandergegangen sind.Für mich sieht es aus, als wenn deine eltern gar nicht richtig wissen was sie wollen. Meine eltern sind auch getrennt, sind sich ja aber gegenseitig noch wichtig. und um dir vielleicht ein bisschen klarer zu machen warum sie das tun: in der wut sagt man viel. in der phase der trennung kann man das genauso sehen. Deine Eltern waren in der Zeit vielleicht gar nicht imstande die guten Zeiten der Ehe zu sehen- aber die gab es bestimmt auch. Mit der Weile haben sie abstand bekommen und haben gesehen, was ihnen ohne diese beziehung doch fehlt. das ändert natürlich nichts daran das sie beiden noch die gleichen menschen sind und wenn sie aufeinander treffen mit der weile immer wieder die gleichen probleme auftreten werden.dasbeinizge was du daran machen kannst ist, deinen eltern das zu sagen was du dazu denkst. sie zu fragen warum sie das machen. dann wird für dich einges klarer und wenn du sie immer wieder darauf aufmerksam machst können sie irgendwann nicht anders als darüber nachdenken.
aber: ändern kannst du an der situation selber nichts.
das können wir alle nicht.
Blicke in Richtung der Sonne- dann fallen die Schatten hinter dich.
anemone
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von anemone »

Hallo!

Erst einmal vielen Dank für Eure Antworten. Ich wünschte, es wäre so leicht, meine Eltern einfach ihr Leben leben zu lassen und meines so zu gestalten, wie ich es gerne möchte. Im Sommer bin ich, um Abstand von meiner Familie zu bekommen (unter anderem), in eine Stadt gezogen, die über 600 km von meinen Eltern entfernt ist. Gebracht hat das nichts. Ich bringe einfach nicht die Ruhe und Gelassenheit auf, meinen Eltern bei ihren Versuchen zuzusehen.

Außerdem bin ich auf beide auch viel zu wütend, weil sie mich über Jahre hinweg für ihre eigenen Zwecke genutzt haben und nun tun, als wäre nichts gewesen. Insbesondere von meiner Mutter fühle ich mich verraten. Als wir Kinder waren und auch manchmal Eltern gebraucht häten, die gemeinsam für uns da gewewsen wären, waren meine Eltern nicht in der Lage auch nur drei Worte miteinander zu wechseln. Jetzt, wo ich mehr oder weniger erwachsen bin (23 Jahre), spielen sie mir auf einmal eine glückliche Familie vor und erwarten, daß ich mich darüber freue. Das kann ich meinen Eltern (zumindest im Moment) nicht verzeihen.

Ich kann aber auch nicht einfach dabei zusehen, wie das ganze Chaos von früher wieder von vorne losgeht. Ich will meine Mutter nicht wieder ewig heulend und meinen Vater ewig vor sich hin schweigend erleben. Ich habe auch Angst davor, daß nach einer erneuten Trennung meiner Eltern auch der Kontakt zwischen mir und meinem Vater wieder abreißt.

Viele Grüße und schönes Wochenende,
Anemone
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Hammer
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von Hammer »

Hallo Anemone

Ich kann deine Bedenken nach vollziehen da ich es ähnlich erlebt habe,und
ich mußte 30 Jahre alt werden um zu sagen jetzt reichts.
Aber jetzt geht es mir besser obwohl meine Gedanken manchmal bei Ihnen
sind kann ich heute sagen:ICH KANN NICHTS TUN!!!!!!!!!
An ihrem Leben können sie nur selbst etwas ändern.
Du mußt ihnen sagen das du sie beide lieb hast aber das du nicht mehr
bei ihren Streitereien den Schiedsrichter spielen wirst.
Du sagst du kannst nicht zu schauen wie das Chaos von vorn beginnt,aber
was willst du tun?Je mehr du dagegen redest um so weniger werden sie
dir zu hören.Du bist heute 23J.also alt genug selbst für dich zu entscheiden
und somit kannst du sollte es mit deinen Eltern schief gehen selbst entscheiden
wie der Kontakt zu deinem Vater aus sieht.
Du hast dich lange genug "mißbrauchen" lassen.
Vielleicht solltest du dir auch mal überlegen dir psychologische Hilfe zu suchen
um deine Kindheit zu verarbeiten.
Ich wünsche dir auch ein schönes Wochenende

Alles Liebe
hammer

PS.DU KANNST ANDERE NICHT ÄNDERN,DU KANNST DICH NUR SELBST VERÄNDERN
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IHREM WEG zu begleiten.
Ruheloser
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Re: Verantwortung für meine Eltern?

Beitrag von Ruheloser »

Hallo Anemone,
leider habe ich nur einen einzigen Tipp für Dich. Welcher bestimmt irgendwo im Text erscheind. Ließ es aufmerksam, denn vieleich kommst Du zu der Erkenntniss wie man es nicht machen sollte. Oder Du sagst Dir, dass das auch ein Weg wäre. Das obliegt Deiner Entscheidung. Und genau so ist es auch gedacht.
Ich bin nicht der Typ der versucht jemanden eine Rat zu geben um aus dieser scheinbaren Ausweglosikeit heraus zu kommen. (Soll nicht heißen das Hammer oder Volker und die Anderen schlechte Ratgeber wären. Ein Lob an alle Moderatoren) Dafür kennen wir uns zu wenig. Schreibe aber gerne wie es mir erging. Und Du kannst mir auch schreiben was ich Deiner Meinung nach falsch gemacht habe. Gilt für ander Leser natürlich auch!

Den eigenen Weg zu finden. So oder besser nicht so???
Ich mußte mir immer wieder sagen: du wirst nicht so wie deine Eltern. Bei all meinem Tun jede Entscheidung die ich traff für meine Fam. habe ich ständig daran gedacht bloß nicht so zu werden. Es hat zwar funktioniert, der Weg allerdings war sehr lang u. steinig. Da ich immer verglichen habe um in die andere Richtung zu gehen. Die andere Richtung, also meinen Weg zu finden bei der Menge v. Sackgassen hat das viel Kraft gekostet. Mein Ziel habe ich erreicht und meine Kinder werden dieses nicht durchmachen müssen. Der Haken bei der Sache ist nur das ich ja meine Mutter sehr gern habe. Hätte ja auch schreiben können liebe meine Mutter, dem ist nicht so. Aber wir haben es beide geschaft uns so nah zu kommen ohne diese Themen wie die Frage warum anzusprechen. Diese ungestellten Fragen mit denen zu leben ist genauso schwierig. Doch das war mir lieber als meine Mutter ganz zu verlieren. Es ist vorgekommen das mein Stiefvater zu Thema wurde und ich den Raum verlassen habe. Bin also einfach gegangen. Dazu muß man aber sein Selbstbewustsein so im Griff haben und es durchziehen. Und zwar über die Frage hinaus warum ich gegangen bin. Will heißen auf derartige gespräche habe ich mich nicht mehr eingelassen. Und das ist hart und zwar für beide Seiten. Da es mir ja auf der Zunge lag. Ich hätte es ihr ins Gesicht schreien können. Dieses warum. Warum hast du es zugelassen.
Meine Mutter hat 26 J. gebraucht um sich von meinen Stiefvater zu trennen. Bin heute 40 und der festen Überzeugung ohne den Kontakt zur Mutter wäre ich immer noch nicht so weit darüber nachzudenken ohne eine Heulkrampf zu kriegen. Die Zeit ohne den Kontakt zu meiner Mutter war schwer ( insgesamt vielleicht 10 J. od. auch 15 habe es nie zusammen gerechnet)
Du denkst an sie weil du ja alles anderst machen willst. Daher steht sie immer vor dir. Steht vor deinem geistigem Auge. Da fählt mir ein Spruch ein:
Drehe dich zur Sonne und der Schatten ist hinter dir.
Ab und zu sollte man sich aber umdrehen, sei es nur zum winken!
Meine Eltern haben auch mehrere versuche gestartet. Mein Bruder und ich wurden dabei gerne gebraucht. Verbraucht. Seelische grausamkeit nenne ich das. Das bringt es auf den Punkt. Du bist 23 , kannst jetzt entscheiden. Nur wie, das ist die Frage die ich Dir gerne beantworten würde, kann es nicht. Es kann ja durchaus sein das bei Dir reden hilft. Das wäre mit Abstand die beste Lösung für Dich und auch Deine Eltern. Du siehst an meinem Beispiel das es auch anders geht. Ich rate Dir zum reden, auch wenn es ausichtslos erscheint. Denn wie gesagt mein weg war sehr steinig. Aus heutiger sicht gesehen wäre miteinander reden die bessere Lösung gewesen. Was zu meinen weg geführt hat ist die Erkenntnis das mich keiner wollte. (außer ein mal da war ich aber noch nicht geboren) Und wer nicht will der hat. Und trotz allem ein Happy End. Fast. Einzelheiten werde ich Dir /Euch ersparen. Man darf nicht vergessen, es sind immer Einzelschiksale deren Hintergründe immer verschieden sind.

Heute bin ich glücklich verheiratet. Meine Frau, ich und ihre beiden Kinder welche nun auch meine sind, können mit deren Vater gut umgehen. Es bedurfte natürlich für uns alle einen kleinen Lernprozess was das Besuchsrecht betraff. Letzlich ging es problemlos vonstatten. Wir waren immer für jede Lösung offen. auch wenn Sie uns das Ein oder ander mal nicht so gefallen hat. Haben aber immer offen darüber geredet. Und genau so sollte es sein. Offen u. Ehrlich. Das schaft Vertrauen. Und das suchst Du bei Deinen Eltern offensichtlich vergebens. Irgend wann werden die Beiden merken das ihr auch noch da seit. Gut, ich weiß früher oder später. laß ihnen Zeit und winke ab und zu mal.

So viel wollte ich nun nicht schreiben. Ein Kurzform wäre ohne Zusammenhang. Eigendlich ist es die Kurzform.

Ich wünsche Dir alles Liebe
Ein Traum ist unerläßlich, wenn man die Zukunft gestalten will
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