Wiedersehen

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Zufälle gibts.
"Hey girl, es gibt keine Zufälle.", mein Vater schaut mich an. Wahrscheinlich mag ich Typen wie Michael Moore oder Bill Bryson so gerne, weil sie mich an meinen Vater erinnern. Ich weiß es nicht. Sie sind gemütlich, sarkastisch und strahlen gleichzeitig diese väterliche Wärme aus.
Und ich sag das jetzt obwohl ich weiß, dass du erst Genannten nicht ausstehen kannst.
"Und was ist das dann? Schicksal oder wie?" , ich sag das mit einem abschätzenden Unterton.
"Wir halten bloß all die anderen Sachen für gewöhnlich. Wir halten es für gewöhnlich, dass morgens die Sonne aufgeht, dass nach dem Herbst der Winder folgt, oder dass der Regen von oben nach unten fällt, dabei könnte es anders sein. Dabei kann es sein, das morgens die Sonne untergeht. Die Menschen geben den unsinnigsten Sachen Namen. Sobald etwas aus dem Rahmen fällt, muss es analysiert und festgehalten werden." Er zwinkert mir entgegen und ich muss lachen. "Rahmen sind was für Langweiler.", lache ich.
"You got it.", er grinst.

Hallo meine feather,

ich hoffe dir geht es besser. Und das Fiepen verschwindet. Jedenfalls wünsche ich dir das.
Tinnitus.
Clemens hatte ihn. Abistress, haben die Ärtze gesagt. Irgendwann war er auch wieder weg.
Die Mutter meiner Freundin hat es in den Wahnsinn getrieben. Sie sind umgezogen und sie musste in psychologische Behandlung. Erst die Mutter und danach die Tochter.
Ich drück dir Daumen und kann mir trotzdem die Sorgen um dich nicht verkneifen.
Mensch, was machst du auch für Sachen?!

Hier bei mir nimmt alles seinen Lauf. Meine Mutter liest ständig. Manchmal lese ich ihr vor. Aber immer seltener. Obwohl der Seewolf mich echt gepackt hat, fehlt es mir auch manchmal einfach an Zeit.
Doch wir kriegen das hier gebacken. Mein Bruder ist schließlich auch noch da.

Mein Bruder. Unser Desktop schmückt nun sein Bild. Clemens und er umranden Magalie, seine Ex.
Sie stemmt die Hände in die Luft, während die beiden Jungs niedergeschlagen auf die Schilder vor ihren Bäuchen schauen.
"Abgelehnt " steht da in Großbuchstaben.

Mein Bruder will Lehrer werden.
Zu erst wurde er nicht angenommen, wegen eines Formfehlers (er hatte sein zeugnis bei einer Bank beglaubigen lassen, was aber in Hamburg (nur in Hamburg!) nicht erlaubt ist. So kam er nicht durch.
Dieses Mal ist er in Sport nicht durchgekommen.
Und das mit nem Schnitt von 2,1. Und 14 Punkten im Abi in Sport.
Im Moment fährt er in die Uni um an den Lateinkursen mitzumachen. Für Geschichte.
Jetzt probiert er es wieder und kann auch wieder lachen.

Lachen, vielleicht auch weil er eine neue Freundin hat.

Kaja heißt sie. Zufall? Nö. Got it?

Kaya (und ich rede jetzt von der jüngeren Version) hat jetzt doch keinen Platz in der Klinik. Das bedeutet den Gutsausflug nach Bornholm müssen wir ohne sie machen. Am 11. gehts los und mein Papa und ich erkunden Dänemark. Heimlich hoffe ich, dass sich mein Englisch nicht ganz verlernt, verlegt oder zur Ruhe gesetzt hat.

Patrice singen "Sunshine".
Habs ausgegraben, weil mir der Regen auf den Sack geht. Eine Frechheit, meiner Meinung nach. Der Juni soll sich gar nicht erst bei mir blicken lassen, denn dann kriegt der was von mir zu hören, das versprech ich dir.

So, noch eine Woche und dann kommen die Ferien. Oder ich komme. Und die Schule geht. Wie du willst.

Zum Abschluss, möchte ich Dich am Liebsten drücken. Ganz ehrlich.
Du mein Zweckgemeinschaftsteil.
Liebe Grüße von einer Jytte, die heute lieber Kind wäre, aber nicht garantieren kann, dass das morgen immer noch der Fall ist.
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Es piepst. Manchmal surrt es auch. Und manchmal, da meine ich, es gar nicht mehr direkt zu hören, sondern es mir lediglich vorzustellen. Die gedankliche Verlängerung einer Einwirkung, so wie wenn das, was jemand zu Dir sagt, im Kopf nachhallt. Bloß, was ist die Botschaft dieses Fiepens?

Ich lese daraus, dass es Zeit ist für Feather.nt04 oder so. Die, die jetzt mit autogenem Training anfangen wird, worüber sie noch vor ein paar Jahren geschmunzelt hat. Die, die jetzt trotz Bänderrisserfahrung wieder zum Handball gehen wird (mein geliebter Volleyballkurs ist den Klausuren zum Opfer gefallen, zeitgleich), dorthin wo sie Ben seinerzeit kennen gelernt hat, den Handball-Ben, den Unnahbaren, den Zocker, der ballverliebt ist und deshalb nur schwer von ihm trennbar. Sie wird also wohl oder übel erleben wie sie verschmelzen - der Handball-Ben, den sie kaum kennt, und der verletzliche Ben, der neben ihr im Bett liegt und bis auf jeden Zentimeter bekannt ist. Intimität. Routine? Vielleicht wenn man es böse formuliert. Oder nein: Routine kann ja auch etwas Schönes sein. Vor allem, wenn sie zwischenzeitlich angereichert wird. Ben und ich machen jetzt jeden Abend ein kleines Fitnessprogramm plus Rückenschule. Ich finde das witzig und kein bisschen spießig.

Heute Abend will Charlotte vorbei kommen.

Aber erstmal: Hallo meine Liebe,

und nimm das mit Michael Moore nicht persönlich. Es geht mir auch weniger um die Typen, die auch mir sympathisch sind. So wie Peter Ryner, Anwalt at Bondi Junction, ein Koloss, gemütlich und zynisch zugleich, ein Lebemann, der die Kanzlei schließt, wenn die Sonne über den Harbour scheint, lieber segeln geht und mich die Termine absagen lässt. Ließ, leider. Denn mein Leben in Australien ist schon längst vorbei, ein anderes, gesünderes Muster, um 6 Uhr morgen mit dem Labrador, der zwischenzeitlich verstarb, durch den Park gelaufen, nasses Gras, eine erwachende Großstadt, leben. Ohne den Ballast, der sich in good old Germany angesammelt hatte. Neustart, neue Leute finden, den Definitionsrahmen etwas verschieben, das Zeitfenster neu einstellen. Aber auch, unverklärt, zweifelhafte (= schlechte) Erfahrungen machen.

Und einen reinen, wirklich guten Mann kennen lernen. Matthew, zu unverdorben für mich.
Wobei Ben auch unverdorben ist. Aber anders.

Ich schweife ab, und es macht mir Spaß. Erholt mich, gibt mir das Gefühl, gefangene Momente freizulassen. Verborgene Sehnsüchte leben auf, wenn sie erstmal formuliert sind. Wonach sehnst Du Dich eigentlich?

Und die unseeligen Lateinkurse für Geschichte. Der Philosophiestudent, den ich schon mal erwähnte, machte sie auch und litt entsprechend, überlege gerade, wofür. Vielleicht sogar für Philo, I don't get it. Jedenfalls kamen wir uns auch über Down under näher; denn als ihm einmal alles zu viel wurde, verschuldete er sich, und fuhr für drei Monate dorthin. Sehen, ob Unzufriedenheit mitzieht. Oder ob ihr am Passschalter die Einreise verweigert wird.
Wenn nicht so viel verletzt worden wäre, könnte ich mich melden. Wenn Peter nicht so sehr auf partnerschaftliche Intimität fixiert wäre, gäb es eine Möglichkeit. Ich wollte von Anfang an nur befreundet sein. Und als ich mich für nichts oder Partnerschaft entscheiden musste, wählte ich letzteres, denn ich wollte den Strohhalm, den Anker, meinetwegen auch die Liane. Dass das Ganze dann zu 50 % verkopft war, konnte ich nicht ändern. Wobei meine Rechnung dahingehend nicht aufging, dass ich gedacht hatte, wer sich nicht fallen ließe, könne nicht zerschellen. Nie zuvor hat mir eine Trennung so weh getan.

Egal, heute habe ich meinen persönliche woundhealer Ben, der frisch ist, zuversichtlich und strahlende Augen haben kann.

Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich betrachte die seelischen Narben als Teile, die meine Persönlichkeit geprägt haben und stehe ihnen nach einer Zeit nicht mehr feindseelig gegenüber, sondern akzeptiere, dass mein Leben an manchen Stellen nicht optimal, sondern eben so verlaufen ist.
Womit ich mich beispielsweise stark von Charlotte unterscheide, die seit ihrem 14. Lebensjahr plötzlich ohne Vater ist und deshalb, glaube ich, auch zu anderen Verlusten keine "gesunde" Beziehung hat. Was ein Grund dafür ist, dass sie mich für ein Dreivierteljahr rausgeschnitten hat. Heute Abend will sie vorbei kommen und mich plötzlich zum Kaffee einladen, ich bin gespannt und in Verteidigungsstellung. Schon jetzt sehe ich Wiederhaken, in sms-Nebensätzen a la "wenn Du überhaupt Lust hast."

Dein Bruder. Wird er noch lange zu Hause wohnen?
Und wie geht es mit Dir weiter? Mit Dir und Deinem Vater? Und Deiner Mutter? Spielt sich alles ein? Oder driftet es auseinander?

Was Ben und seinen Vater betrifft, so beschleicht mich Ratlosigkeit. Ich habe das Gefühl, sein Vater ist ein gebrochener Mann, der sich noch nicht mal mehr für seine Kinder freuen kann und ihnen auch nichts zu erzählen hat. Der sich auch um sich selbst nicht viel schert, nach einem Herzinfarkt die Ratschläge des Arztes in den Wind schießt und weiter an der eigenen Zerstörung arbeitet.
Und dagegen ein Heilmittel zu finden, ist schwer. Ben hat es vor ein paar Wochen mal versucht, seine Schwester selbst ist daran verzweifelt - ich sehe nicht viel Licht. Und frage mich dann aber auch (unfair?), wieso das Wohl einiger Männer untrennbar mit ihren Ehefrauen zusammen hängt. Und dann eben wegbricht, wenn diese weg sind.

Ach, meine treue Jytte, manchmal wünschte ich, Du wärst real und würdest um die Ecke wohnen. Und vielleicht, dass ich auch so einen ungewöhnlichen Namen hätte wie Du.

Alles Liebe,

Feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

PS: Ach, bevor ichs vergesse, Nightingale: Bald haben wir den 1000. Aufruf, Wahnsinn, was? Wie feiern wir denn mal? Und: Wie oft haben wir wohl selber aufgerufen...? ;)
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Hey,

mal kurz aus akutem Anlass zu Deinem Bruder: Wie ist er das Ohrgeräusch eigentlich losgeworden?

Nach Arztbesuch und Spiegellektüre verzweifelt,

Feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Ruheloser »

Hallo ihr Zwei,

bin wieder Online. PC Virus hilt mich ohne Erbarmen fest. Wollte ihn nicht gleich an alle weiter geben.

Über 1000 aufrufe. :cool:
Da frag ich mich: schreiben die beiden ein Buch. Sie könnten es.
So und jetzt erst lese ich die Neuigkeiten von Euch. Schleiche mich in Euer Buch. Bei der Gelegenheit fällt mir meines ein.

Alles liebe für Euch

Knut
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Um mal nicht so sybellinisch zu wirken, und um das Forum nach dem Öffenen nicht immer so ungeküsst zu lassen, erkläre ich mal in einigen Stichworten gestern.

Aber erstmal, hey, meine Liebe.

Ja, war ein kleiner Tiefpunkt gestern, weil Infusionen den Kreislauf belasten und alles so ausweglos aussah. Sah nicht nur mein Examen, sondern auch mein Leben (ich zitiere Spiegel sinngemäß: "Das Einzige, was den Patienten hilft, ist, sich an das Geräusch zu gewöhnen.") den Bach runter gehen.

Heute ist es leiser und seltener, wobei ich eine schlimme Phase zwischen 13 und 15 Uhr hatte. Mal abwarten.

Charlotte war da. Stand im Raum, wollte sich nicht setzen. Kühle, gezwungen-zwanglose Atmosphäre. Vielleicht wird es irgendwie. Mal abwarten.

Stefan bemerkte heute meine violette Wimperntusche. Ansonsten hatten wir nicht vielzu reden, Ben kam dazu, Stefan floh. Ebenfalls mal abwarten.

Und zwischen Christoph und mir weiter kalter Krieg. Ignoranz, nichts sehen. Mal abwarten.

Hört es sich komisch an, wenn ich sage, dass ich doch nur Harmonie will?
Morgen christoph ansprechen (falls er da ist). Ich glaube, hier hilft abwarten wenig.

Grüße.
Feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Ach, Mensch, und Ruheloser vergessen. Soll nicht wieder vorkommen (wie kriegt ihr eigtl. alle diese Smileys hin?) Würde ja jetzt auch gern einen setzen...


So vielleicht?

Naja, ja keine Ahnung was das wird. Nightingale fragt sich ja auch manchmal... Schön jedenfalls, dass du hier bist (wenn auch nicht immer sichtbar).

Alles Liebe!
Feather
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Ruheloser
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Ruheloser »

:springen:

:kopftanz:




Hey, iss ganz einfach,
Links auf Formatierunsmöglichkeiten gehen, Smilie Markieren > Kopieren > Einfügen in Text vom Post. Fertiges Ergebnis erst sichtbar wenn gepostet. Oder merkt Euch die Kombination


Liebe Grüße

Knut

PS. Ach ja, meine Frage. Habs nicht vergessen. Werd sie privat stellen.
Zuletzt geändert von Ruheloser am 22. Juni 2004 21:02, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

=) dachte, ich hätte sie schon öfter gemacht. Also spontan und ohne Wirkung, :D

Normalerweise dosiere ich ja sorgfältig. Aber das ist ja jetzt ein Testlauf :winken:.

Werde gleich mal :schlafen:. Darf ja nicht viel machen. Sich ausruhen, kann anstrengend werden. :( Außerdem ist meine SatC-Sucht wieder ausgebrochen, habe neues Material und brauche Freundinnen... :)


Alles Liebe,

Feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Es ist Sommer.
Ja, eigentlich spricht alles dafür:
Nicht unbedingt das Wetter, aber der Kalender, das Gefühl und die Tatsache, dass heute meine Ferien beginnen.
Ich sitze hier und horche in mich hinein, frage mich, wann der Sommer den Weg zu mir findet.
Ich schüttel den Kopf, weil das doch alles nicht sein kann. Alles: Dass ich hier sitze, dir schreibe, dass ich mich im Kreis drehe, den verdammten Sommer verpasse, dass mein Ruheloser sich rar macht und dass ich Einsamkeit hasse, vor allem wenn sie unbegründet ist.
Und dass ich doch tatsächlich heute von Dir geträumt hab.

Meine liebe Feather,

kannst du dir das vorstellen? Ich kann natürlich nicht sicher sein, ob du es wirklich warst. Geschriebenes Wort, das du für mich bist, hast kein Gesicht. Nicht mal in meinen Träumen.
Da fuhr die Traum-Nachtigall also neben der Traum-Feather und hatte trotzdem keine Traum-Ängste.
Denn die sind real, egal ob geträumt oder nicht.

Mittlerweile sind es fast 100 neue Aufrufe (obwohl ich gestehen muss, dass mindestens 10 meine eigenen sind) und ich frage mich wohin das führen soll. Ganz ehrlich.

Wie geht es Dir, Feather?

Mal wieder fragt Nightingale die Freitagsfrage. Nightingale hat aber keine Lust sich jedes Wort abzuwringen, hat keine Lust länger aufs P zu drücken, oder aufs J, die beide immer noch klemmen.
So schreibe ich nun runter, mache mir keine Sorgen, ob und wie es bei dir ankommt, ob nun ohne p oder mit.

Momentan laufen The Corrs, auch ausgegraben aus der Memory-Box. Verständlicher Weise erinnere ich mich nun an meine eigenen unplugged Zeiten.

Jetzt gleich auf einem Gartenfest eingeladen und mache mir, rebellisch wie ich bin, als Einzige keine Sorgen übers Wetter.
Werde auflaufen, mir mein Tuch über die Haare ziehen und meine schwarze Cordhose anziehen, bei der man erstens nicht sieht, wenn sie klitschnass ist und mit der ich zweitens so aussehe wie eine Handwerkerin. Um das Kunstwerk zu vollenden, werde ich es mir nicht verkneifen können meinen Zopf zu flechten und mir Sägemehl über die Beine zu streuen. Was meinst du? Kann ich so gehen?

Die Freundin war am Mittwoch hier. Vor etwa einer Woche stellte ich unsere Freundschaft in den Hintergrund - nicht böswillig, sondern weil es mir nötig erschien, dass die Freundin ihren Kopf freibehält. Deren Freundins Vater hat nämlich Krebs. Metastasen haben sich schon gebildet und es sieht nicht gut aus.
Jedenfalls war die Freundin von meiner ach-so-erwachsenen-Tat nicht begeistert und stürzte sich in Vorhaben, mit denen wir unsere Freundschaft auf Trapp bringen konnten.
Sie laberte über irgendwelche Schnitten, die sie "ja so wahnsinnig aufregen" und ich hatte Magenkrämpfe. Apricotfarbenes Zimmer hin oder her, ein anständiges Gespräch brachten wir trotzdem nicht zu stande.

Einsamkeit ist jedoch nicht nur dadurch begründet, sondern durch lauter Fast-Begegnungen, die mich heimsuchen:

Fast-Begegnung No. 1: Sarah, frühere Kindheitsfreundin getroffen. Während mein Vater in alten Erinnerungen schwelgte, sprachen wir kein einziges Wort. Sie erzählte von ihrer Wohnung, von ihrem Praktikum und ich bewarf sie mit Blicken.
"Sie ist echt eine Schöne, was?", mein Vater steht momentan auf Sprüche dieser Natur.
"Ja ist sie.", sage ich und meine es so.

Fast-Begegnung No. 2: Benjamin, früherer Freund, lief mir über den Weg. Ich, immer noch verletzt (es tut sogar weh, zuzugeben, dass ich verletzt war), antwortete grau auf seine Fragen: Wie es mir ginge, was ich mache. Kotzen könnte ich über diesen Schönling. Rebell, wie ich nun mal bin, habe ich den Mädels, die sich freuen, dass der Gute (Ha! Dass ich nicht lache) auf unsere Schule kommt den Finger gezeigt. Und jetzt soll noch mal jemand behaupten ich hätte keinen Mumm ... Shit.
Nun komme ich in die 11. und er geht mit mir in die Oberstufe. Bedenklich, merkwürdig, wenn man bedenkt, dass ich das Ende von unserem "uns" immer mit eben jenem "Schau her, er ist sowieso fast 5 Jahre älter." abgetan habe. Und es am Ende dann doch wurscht ist.

Fast-Begegnung No. 3: Farina. Farina. Allein wie sie klingt. "Komm doch vorbei, Mädchenabend und so." Und ganz wichtig: "Ich würd mich freuen." Merkst du Feather, wie ich mich an letzte Strohhalme klammere, wie armselig ich im Stimmen-Gewirr die Tatsachen zu meinen Gunsten auslege, damit ich was zum Festhalten habe und am Ende dann doch noch mehr enttäuscht werde? Kommt dir das bekannt vor?

Fast Begegnung No. 4: Du. So ein Zufall. Wo doch meine Träume im Moment aus geschlachteten Walen und Schießerein in unserem Garten handeln. Da sei es mir erlaubt zu erschrecken, wenn du dich einschleichst.

Schon merkwürdig, dass wir uns hier befinden, in diesem Forum und ich dich lieber mit unwichtigen Details aus meinem Leben nerve anstatt zu schreiben wie es meiner Familie geht. Denn ehrlich gesagt kehrt sich gerade in diesem Moment alles auf den Kopf und ich frage mich doch tatsächlich, ob es vorher nicht alles viel besser war.
Noch nicht einmal bin ich in der Lage dazu, hinzuschreiben, wie die Dinge stehen. Zu erklären, was das Herz der 16-jährigen macht, die ich verdrängen will. Zu beschreiben, was los ist, warum ich hart werde. Ich kanns nicht sagen, geschweige denn niederschreiben. Warum? Ich weiß es nicht.
Sogar mein Großer bleibt mir versperrt. Er scheint weit weg. Vielleicht bin ich es, die einfach Abstand von sich selber nimmt und sich nun verlassen vorkommt.
Ach verdammt.
Merkst du meine Schreibblockkade? Es tut mir Leid, Feather. Irgendwie ist der Wurm drin.
Und ich mach mir Sorgen um dich.

Schönen Freitag, meine Freundin.

Liebe Grüße aus dem Wolkenberg,
Nightingale
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Kurzes Hallo Feather,

die Sonne scheint. Das tut sie wirklich. Das Eckchen Himmel was ich von hier aus erhaschen kann strahlt mir entgegen. Und ich werd mich hüten nach den Wolken zu suchen.

Gartenfest wurde gesprenkelt vom Nieselregen, der mir mehr als alles andere auf die Nerven geht. Denn mal ehrlich, wenn mans noch nicht mal zu einem richtigen Regen schafft, soll mans gleich lassen.
Naja, hab mich dann doch noch ganz gut amüsiert und fuhr ganz gut auf der Schiene der Möchtegern-Rebellin.

Gleich werde ich den Berg hoch radeln zum Stadion. Abends kurz vor Ende der Vorstellung öffnen sie die Tore und ich schau mir das Feuerwerk an und die Touristen, die mit ihrer Urlaubsstimmung selbst mich manchmal erreichen.
Gerade eben noch sappte ich durchs Vorabend-Programm und stoppte bei einem Bericht über die Karl-May-Festspiele.
Patrick Bach und irgendeine Eiskunstläuferin geben uns die Ehre. Und wir? Wir, naja, müssen das ganze 72 Vorstellungen lang ertragen, ob wir nun wollen oder nicht. Das ich, wenn der Wind gut steht und das Fenster offen ist, nach 30 Vorstellungen schon at home den Text by heart mitsprechen kann, kommt mir nur dann bedenklich vor, wenn ich schlecht gelaunt bin und die Touris mich mit ihren Scheiß-Schießgewehren zum Wahnsinn treiben.
Aber ich sollte den Mund nicht zu voll nehmen, da ich es bin, die heute rüber läuft und im Lichter - und Menschenmeer badet.
Nicht zuletzt, oder vor allem, wegen einer anderen Fast-Begegnung, die ich gestern unterschlug, die jetzt aber von mir ins Kleid einer wirklichen Begegnung gezwängt wird. Mal sehen.

Die Freundin ist jetzt auf Mallorca. Und typisch für unseren Momentanen Freundschafts-stand haben wir vorher nicht mehr miteinander geredet.
Und ehrlich, bis eben war mir das entfallen. Da sieht man mal wieder, welch wunderbare Freundin ich doch bin.

Ach Feather.
Was du wohl machst?
Wie es dir wohl geht?
Charlotte? Stefan? Christoph? Und allen voran, was ist mit Ben?
feather
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Hey, auch nur mal kurze Notiz,

wobei ich noch nicht weiß, mal sehen. Sollte mich jedenfalls den Büchern widmen. Oh, der Player hat "Try" herbeigeshufflet, Stillstand? Ich weiß nicht.

Gestern Abend mit ein paar Leuten von der Uni umhergezogen, tata. Nur'n bisschen Kneipe mit Fußball, Kickern und Bücher-Filme-Musik-Abgleich und Philosophieren. War nett. Moritz kam nicht. Aber dafür Christian, den ich schon immer nett fand, näher kennen gelernt, sehr intelligent, sehr feinsinnig (natürlich mit Freundin). Ich muss mich ranhalten, um mitzuhalten im Gespräch. Ich hatte meine Form noch nicht gefunden, und merkte beim Bier (vorher Wodka und White Russian) wie ich verflachte. Er lachte. Und zahlte mein nächstes Bier. Gutes Zeichen?

Egal. Es war schön, und was ich besonders schön finde, ist dass Christian durch und durch positiv ist, trotz seiner Intelligenz. Im Ernst: Seine Gedanken sind klug und strahlen Sorgfalt aus, mehr noch: Wenn er spricht, spürt man, wie exakt er sich auf das vorher Gesagte bezieht. Und in meinem Fall: Wie exakt, zwingend und überzeugend er den Denkfehler, der zur Negativhaltung geführt hat, aufhebt.

Wir verstehen uns gut, seit der ersten Begegnung. Doch dann lernte ich seine Freundin kennen, ein sehr stilles Mädchen mit großen, kritischen Augen und ich nahm erstmal Abstand. Wobei sie nett ist, glaub ich.

Ach Nightingale, ich habe heute auch geträumt, zwar nicht von Dir aber von - habe ich ihn eigentlich immer nur den Kaugummi-Mann genannt? (Geriet damals in einen kleinen Konflikt, Begründung nun etwas verspätet: Der Kaugummimann heißt wirklich Ben(edikt), wenn ich betrunken war schickte ich ihm sms, die mit "Hey Benni" begannen. Während Ben, also mein Ben, eigentlich nicht Ben heißt. Der einzige Name, bei dem ich geflunkert habe, denn vor einiger Zeit, als ich Dich noch nicht gefunden hatte, eröffnete ich ja selbst ein Forum, indem ich über Ben und mich schrieb. Und ich wollte ihn, trotz garantierter Anonymität schützen, das Thema vielleicht für mich auch ein Stück abstrakter machen. So, deshalb.) Naja, jedenfalls habe ich heute Nacht von Benedikt alias Kaugummimann geträumt, und zwar grausig: Ich habe geträumt, er sei gestorben. Ich bin mit einem vom Heulen verzogenen Gesicht aufgewacht, ohne Tränen, aber die Bewegungen stimmten, kennst Du das? Und noch schlimmer: Als ich gerade erwacht war, glaubte ich noch, dass es stimmt. Ich musste erstmal (meinen) Ben fragen, ob ich ihm derlei erzählt hatte. Zum Glück nicht.

Frage mich, wie das kommt. Habe Benedikt leider ewig nicht gesehen, er steckt im Examen. Und es haben sich bezüglich seiner Person ein paar neue Sichtweisen meinerseits ergeben, die aber an meiner Zuneigung zu ihm kaum etwas ändern.

Ich bin übrigens schlecht geworden. Schwarzer Freitag, zwei schlechte Noten mit allem was dazu gehört (zumindest in einem Fall: Demütigende Kommentare am Rand). Und über Samstag Klausur) habe ich mich auch schon geärgert. Bin in einige Fallen getappt und muss noch taktischer arbeiten. Den Klausurensteller beaten, wie in einem game. Hätte auch Krieg schreiben können, wollte aber nicht respektlos sein.

Kennst Du eigentlich Carmen Queasy von Maxim Skin? Läuft hier.

Aber zu Dir: Ich habe mir die Gartenparty schön vorgestellt, Du Pseudo-Revoluzzerin! Wobei ich das tatsächlich gar nicht glaube, also dieses Möchtegern. Okay, wer von uns ist heute noch tatsächlich noch Rebell, ist nicht sogar Rebellsein Fassade? Habe am Donnerstag bei einer Geburtstagsparty einen geschminkten Teufelsbärtigen Style-Alternativen kennengelernt, der auch jeden mehr oder minder anpöbeln musste und sich toll fand. Immer diese 1,60-Meter-Männer. ,)
Ach dieses Möchtegern erinnert mich auch noch an die plinsige Katja aus dem Geschi-Lk, die ich hier ebenfalls nicht mit Dir vergleichen möchte. Saß immer stolz mit Che-Guevara-Shirt im Unterricht. Bis sie mal der Lehrer fragte, wer das sei. Sie: "Che Gu-Evera." Gelächter. Lehrer: "Und, was hat der so gemacht?" Sie sagte nichts und errötete.

Nun ja. Wie das mit diesen Kopftüchern geht, habe ich immer noch nicht begriffen. Ich habe eins, ich habe auch die kreisrunde Vorlage mit den Mustern, aber ich bekomme es nie so hin, dass es nicht nach Putzfrau aussieht. Funktioniert das auch mit kurzen Haaren?

"I wanna have control. I want a perfect body. I want a perfect soul..." creepen sie wieder. I'm a widow... ´
Wobei es mir heute eigentlich ganz gut geht. Und auf das Fiepen scheiße ich.

Melde mich später nochmal, muss dem Tag mal endlich hallo sagen.

Alles Liebe,

Feather

(Editierungserklärung: Ich hatte das "m" vor a widow vergessen und das tat beim Hinschauen einfach zu weh...)
Zuletzt geändert von feather am 27. Juni 2004 14:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Wiedersehen

Beitrag von feather »

Ich habe keine Lust mehr. Nicht auf das materielle Prüfüungsrecht des Bundespräsidenten und auch nicht auf die BGH-Definition einer Bande, die sich jahrelang damit rumschlug, ob es nun schon zwei Personen (übrigens dann auch Eheleute) oder drei sein müssen. Das Ergebnis ist - tamtamtamtam! - drei! Und ständig Sätze im Kopf, die ich Dir schreiben will, don't ask why.

Hallo Nightingale,

trotz der Komplexität meiner heute eher schlichten Gedanken, hatte ich einen Punkt gefunden, an dem ich mein merkwürdiges Leben aufhängen kann und will.

Heute schreibe ich über Ben.
Es ist irgendwie merkwürdig, meine Gedanken kreisen so oft und verschieden um ihn. Im schlimmsten Fall denke ich wie vor ein paar Tagen, dass ich leider keine Frau zum Heiraten bin. Und dann sehe ich wieder ihn, er strahlt so viel Liebe, Warmherzigkeit und Zuversicht aus. Kocht für mich, wenn ich keine Zeit habe. Übt mit mir Fußballtricks, weil die Jungs (dazu später) glauben, ich sei zu schlecht für sie.

Und wie es manchmal so ist, ich muss abbrechen, denn das virtuelle Halbleben bricht über mich herein, ICQ:
- der frustrierte, weltverstörte, Frauenenttäuschte Klaus
- der glücklich, aber geheim verliebte Marius
- mein bester Freund, der zwei Lieder für mich aufgenommen und geschickt hat (Dont panic; Sex & candy - ich schmelze)
- Ben. Einfach so. Ben. Mein alles.

Vielleicht noch mal die Tage, meine Liebe. Ich wollte mehr ausschütten, aber hindernisse.

1000Küsse, feather (die sich mindestens eine Frage fürs nächste Mal aufheben muss)
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Nightingale »

Witziger Weise komme ich heute nicht mal bis zur Begrüßungszeile.
Die Nachtigall will sich immer selbst an Orginalität übertreffen, vielseitig sein und bekommt dann noch nicht mal ein bescheuertes Hallo blumig hier hin.
Da behaupte ich, dass das hier meine Kunst ist, dass das hier das ist was ich kann und am Ende reicht es doch bloß zu einem normalen

Hallo Feather.

Ehrlich, ich war schon so verzweifelt, dass ich zwischen Grüß dich und Moin schwankte und kurze Zeit sogar davon überzeugt war, dass es gar nicht so schlecht klingt. Das ist wie, wenn man nicht weiß wie umgangsprachlich etwas gesagt wird. Da saß ich gestern noch da und überlegte (ernsthaft!) ob es nicht doch heißt "ein Gespräch vom Ast brechen."
Dann assoziier ich wild herum (bin am Ende noch überzeugter davon das es so heißt. Seh her: brechen - Knacks- Ast. Passt wunderbar;) und versuche es aus dem Englischen abzuleiten, was natürlich noch mehr in die Hose geht. Und jetzt nachdem ich hier ein irrsinnige Rede darüber gehalten habe, ob es nun wirklich "ein Gespräch vom Zaun brechen heißt" verfliegt (kann man das sagen? Verfliegen? ... SHIT. Merkst du's?) meine Sicherheit und ich bleibe verwirrt und einsam mit der Frage nach dem Ursprung dieser Floskel zurück. Was ergibt das überhaupt für einen Sinn? Ein Gespräch vom Zaun brechen?

Um dieses eben genannte nicht in die Tat umzusetzten, greif ich auf deine letzten Einträge zurück.

Der Kaugummi-Mann (entschuldige, aber ich bleibe lieber bei dieser Formulierung) rührt also nichts mehr in dir?
Wäre ich eine Traumdeuterin (Bin ich nicht. Und wenn, dann eine ziemlich schlechte.) würde ich dir raten endlich mal hineinzuhorchen, auf dich zu hören. Egal in welche Richtung und egal welcher deiner unsinnigen Regeln du überspringst oder von Bord wirfst.
Und obwohl ich mir sicher bin, wie viel Ben dir bedeutet, wieviel positives du immer wieder entdeckst, wie teuer dir eure Beziehung ist, scheinst du für mich immer noch nicht wirklich sicher ob nun wirklich zufrieden bist (auch wenn du es dir gerne einredest und dir vorhälst wie viel er dir gibt (das tut er sicherlich - aber warum musst du dich dann immer wieder daran erinnern?)). Du erscheinst mir unterwegst, ruhelos. Auf der Suche.
Was ja eigentlich nicht sein kann, wo du doch deinen Hafen gefunden hast.
Stimmt doch, oder?
Sei es drum, wenn du endlich mit Ben (oder wie der gute auch immer heißen mag) in Ruhe dein Glück genießt (-denn gefunden hast du's ja)
Und Heiraten ist eh was für Langweiler.
Glaub mir!

Das Tuchbinden war für mich zuerst auch ein Buch mit Sieben Siegeln, aber die Positivhaltung ist selbst dabei sehr wichtig. Schließe die Augen und verbanne das Putzfrauenbild. Mach dich frei! Deine Hände werden fliegen ... und das Tuch wird aussehen als gehöre es an Ort und Stelle.Wirklich. So läuft das.
Und wenn es die ersten Male aussieht wie aus dem Putzschrank, lasse los und sage dir, dass Putzfrauen auch nur Menschen sind. Beim 5 Mal erscheint es dir normal, bestimmt. Und wenn dich jemand schräg anguckt, hälst du ihm einen Vortrag darüber, wie weit Diskriminierung führen und was Ausgrenzung im sozialen Leben für Folgen haben kann.
Ich sag nur: Es leben die Putzfrauen!

Eben - und es ist mir wirklich peinlich - viel mir das Substantiv zu diskriminieren nicht ein und ich musste doch - tatsächlich - bei der bekannten Suchmaschine nachschauen, ob es Diskrimination wirklich gibt.
"Meinten Sie: Discrimination?" Wenigstens war ich nah dran, aber genauso schlau wie vorher: Ableitungen aus dem Englischen hauen fast nie hin.

Norwegischer Vorname ist ein Typ aus meiner Klasse, der mit Löchern in den Jeans und langen krausen Haaren ("Lass sie mir wachsen, damit die Dreads nicht so abstehen ... ey!") herumläuft, Nirvana hört und sich selber sehr ernst nimmt. Wahrscheinlich hat er mehr Ahnung von Untergrundbewegungen als deine Katja, ist meiner Meinung nach aber mehr auf Aufmerksamkeit aus.
Von mir bekommt Norwegischer Vorname sie manchmal, weil er sympathisch ist und wir das gleiche Schicksal teilen, und nach ein paar flüchtigen Diskussionen fühlen wir uns beide wie Wohltäter, er, weil er denkt, ich hätte ein weiteren Schritt in die richtige Richtung getan (richtige Richtung bedeutet für ihn, weiter rein in die Rock-Alternativ-Kiffer-Szene) und er würde mich bekehren, weil er doch weiß wo ich wirklich "hingehöre", und ich, weil ich ihm die Aufmerksamkeit schenke, die ihm gebührt.
Und wenn wir dann nach Hause gehen, haben wir zwar nicht viel vorzuweisen, sind keiner neuen Erkenntnis reicher, konnten uns aber wenigstens kräftig über die neuen Lebensgefährten unser Eltern aufregen und bekräftigende Zustimmung von einem Leidensgenossen ernten.
Und immerhin, das ist doch was.

Du siehst, ich bin keine wirkliche Rebellin. Ich krämpel mein eines Hosenbein nicht hoch, stecke meine Hose nicht in die Socken, trage noch nicht mal T-Shirts auf denen steht: "Ich bin nicht intolerant! Ich hasse alle Menschen!" (Ehrlich gesagt war ich kurz davor, es zu kaufen, einfach um wütend in der Wohnung herumzustapfen und mir Erleichterung zu verschaffen.Aber dafür waren mir dann die 15 Euro doch zu schade.) Manchmal schlürfe ich absichtlich mit den Füßen oder bestelle auf Englisch bei McD. einfach um das Augenrollen meiner Freunde zu ernten und die arme Bedienung ( die in 8 von 10 Fällen nicht aus Deutschland stammt) ins Schwitzen zu bringen. Und wenn mich jemand nach dem Weg fragt, dann beschreibe ich flüchtig - das heißt ich zähle kleine Nebenstraßen nicht mit, wenn ich sage "die Zweite links" - wobei man wiederum erkennt, das der gute Wille nicht weit ist, denn sonst würde ich sie ganz ins Blaue schicken.
Mein Rebellsein drückt sich in nicht mehr ganz so geschätzten Tugenden aus: Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Ich sags, auch wenns weh tut. Wahrscheinlich fehlt mir die Feinfühligkeit, zu sagen, das muss die Person nicht wissen, also sag ich es ihr nicht - und am Ende könnte ich die nicht geschätzten Eigenschaften dahin verbannen, wo sie im Moment bei vielen Platz gefunden hat. Nämlich vergessen in der Ecke.
Wenn sie es wären, geschätzt meine ich, dann könnte ich mich nicht zu den Rebellen zählen, so wie die Dinge aber stehen, schmücke ich mich mit dem Begriff. Ja-haa.

Also, du Dich-Um-Noten-Kümmerer-obwohl-du-weißt-das-sie-nur-jetzt-zählen,-am-Ende-aber-auch-nicht-mehr-sind-als-heiße-Luft, was gibst du mir für mein vom Zaun gebrochenens Gespärch. Hmm?
Und beachte das Detail. Denn darauf kommt es an.
Und auf den guten Willen, der dahinter steckt. Wähle die richtige Bewertung?
Ich will am Ende nicht sagen müssen, dass du keine gerechte Lehrerin bist. Wirklich nicht.
Also geb dir Mühe. Ansonsten musst du dich mit den Eigenschaften schmücken, eine beeinflussbare und emotionale Lehrerin zu sein. Und wer will das schon? ALSO: Erkenne das Talent deiner Schüler.
Ach ja ... Und wehe wenn nicht :).
Das war eine Drohung.

Ich denk an dich,
Nightingale
Zuletzt geändert von Nightingale am 30. Juni 2004 17:55, insgesamt 1-mal geändert.
Ruheloser
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Re: Wiedersehen

Beitrag von Ruheloser »

Hallo ihr Zwei,

viel habe ich nachgedacht - über das was hier geschrieben wird. Der Grund dafür war folgende Frage:

Welchen Sinn ergibt es, wenn hier auf einer Plattform für Scheidungskinder privat geschrieben wird?
Diese Plattform wurde geschaffen um zu helfen, Erfahrungen im Zusammenhang mit der Trennung auszutauschen. Hinweise zu geben, ... .

@Feather: ich hatte Dir Deinen Wunsch erfüllt, Ben betreffend. Find aber in Deinen Zeilen nichts was uns allen weiter hilft, helfen kann. Erkläre mir den Sinn des ganzen!

@ Nightingale: Dein Wiedersehen hat mich sehr berührt. Wie sehr brauch ich hier nicht zu erklären. Du weißt es. Auch Du solltest mir den Sinn des ganzen erklären!

Es liegt mir fern Euch Vorschriften zu machen. Ihr solltet dazu über gehen privates privat zu schreiben. Ich lese gerne mit, suche nach etwas um zu helfen. Aber so richtig kann ich es nicht verstehen weshalb ihr so viel schreibt.

Ich hoffe ihr versteht mich. Der Sinn dieses Forums ist ein anderer. Ich werde meine Meinung auch nicht Kommentieren. Dafür fehlt mir die Zeit. Ich denke aber, dass Ihr verstanden habt worum es hierbei geht.

Liebe Grüße

Knut
Ein Traum ist unerläßlich, wenn man die Zukunft gestalten will
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