Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

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Eifelkind
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Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Hallo an alle.
Ich bin hier gelandet, weil ich gestern erfahren habe, dass meine Eltern sich trennen.
Ich bin mittlerweile 30 Jahre alt, und ich habe mir schon als Kind häufig gewünscht, dass sie sich trennen, aber jetzt, wo es so weit ist, komme ich mir wieder vor, als wäre ich 10.

Mein Vater hat eine neue Frau kennen gelernt. Daraus mache ich ihm keinen Vorwurf, denn wo die Liebe nun mal hinfällt... Aber er hat meine Mutter über lange Wochen belogen, selbst als sie ihn direkt darauf angesprochen hat (das war vorgestern), hat er Stein und Bein geschworen, dass es keine andere Frau gibt. Gestern dann hat meine Mutter einen Liebesbrief an die "Neue" gefunden, und da hat er es zugegeben.

Und obwohl ich doch erwachsen und selbstständig bin, kann ich nur denken: "Meine Familie ist kaputt."
Jetzt steht Weihnachten vor der Tür, und das belastet mich zusätzlich. Bis jetzt haben wir jedes Weihnachten zusammen gefeiert, meine Eltern, meine Schwester und ich. Das war immer so. Und plötzlich ist es anders. Ich sitze irgendwie zwischen den Stühlen. Ich muss zugeben, ich stehe mehr auf der Seite meiner Mutter, sie wurde schließlich belogen und betrogen. Ich bin stinksauer auf meinen Vater, dass er nicht den A**** in der Hose hatte, die Wahrheit zu sagen. In dem Alter sollte man doch wissen, dass jedes Handeln Konsequenzen hat und dass es nicht ewig geheim bleiben wird und er nicht einfach weiter machen kann, als wäre nichts gewesen. Aber obwohl ich so wütend auf ihn bin, denke ich die ganze Zeit daran, dass er Weihnachten allein zu Hause sein wird (denn seine "Neue" ist verheiratet und deren Mann weiß auch - noch - nichts). Und das macht mir echt zu schaffen. Er ist schließlich mein Papa.

Sind hier noch andere, deren Eltern sich erst trennten, als sie erwachsen waren? Wie seid ihr damit umgegangen? Habt ihr euch auch gefühlt, als wärt ihr wieder ein Kind?

Ich würde mich über alle Antworten freuen.

LG,

Eifelkind

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macht ihn bewegungsunfähig."

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Wüstenrennmaus
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Wüstenrennmaus »

Hallo Eifelkind,

als sich meine Eltern getrennt haben war ich 20, also auch Erwachsen und genau dort liegt unter anderen mein "Knackpunkt", denn meine Eltern haben sehr viel, zu viel, auf den Rücken von meinem Bruder und mir ausgetragen, tuen es teilweise immer noch. Immer mit der Begründung, dass wir "erwachsen seien" und man jetzt die Eltern ja nicht mehr braucht. :rolleyes:

Ich habe mir als Kind oft gewünscht, dass sich meine Eltern endlich trennen sollen. Ich denke auch, dass die Trennung besser ist. Da spielen halt noch sehr viele Faktoren eine Rolle. Trotzdem hat es sich beschissen angefühlt, weil das Elternhaus nicht mehr da ist, weil die Familie kaputt ist. Was soll man da schön reden? Die Ursprungsfamilie existiert nicht mehr. Damit klar zu kommen ist für einige Menschen, für mich, sehr schwer. Für dich bestimmt auch.

Ich würde dir gerne etwas tröstendes schreiben, aber mir fehlen die Worte. Ich weiß wie du dich fühlst. Wir bleiben schließlich auch als Erwachsene Kinder oder nicht? Mmh.
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Eifelkind
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Ja, Kinder bleiben wir wohl immer.

Ich beneide meine Schwester ein bißchen, die geht viel sachlicher damit um. Sie leidet zwar auch, weint ein bißchen, aber sie sieht es eher aus der Sicht, dass das Leben für unsere Eltern wahrscheinlich einfacher wird, wenn sie eigene Wege gehen.

Tröstende Worte brauche ich auch nicht, denn ich weiß, dass es besser wird und auch Worte mir momentan den Schmerz nicht nehmen können. Aber ich seh nach vorne. Das Leben geht weiter, muss weiter gehen, und solange wir alle gesund und munter sind, können wir es sicher irgendwie schaffen, normal miteinander umzugehen. An diese Hoffnung klammere ich mich jetzt, denn was anderes will ich mir gar nicht vorstellen.

Aber meine Herrn, ich hätte nicht gedacht, dass ich in dem Alter doch noch so an einem "Mama und Papa" hängen könnte.


Eifelkind

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MarliJo

Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von MarliJo »

Hallo Eifelkind,

willkommen hier in diesem Forum !

Nun bin ich kein (erwachsenes) Scheidungskind, sondern Papa von zwei jungen Kindern und kann mit dir deine Situation nicht aus der gleichen Perspektive teilen. Habe aber ein paar Gedanken zu deine Zeilen.

Ich finde es überhaupt nicht schlimm, dass du dich von der Trennung deiner Eltern so berühren lässt, obwohl du erwachsen bist.
Du schreibst es selbst >Kinder bleiben wir wohl immer< , und ich denke, dass es genau DIESES Band ist, was Kindern und Eltern eine emotionale Nähe gibt, die in unterschiedlicher Intensität auf Lebenszeit gegeben ist - von sehr wenigen Ausnahmen wohl einmal abgesehen.
Und dann finde ich es ganz normal, wenn die Trennung der Eltern einen sehr trifft.
Du hast sie ja seit 30 Jahren "nur" als deine Eltern vor Augen, hast vielleicht viele schöne Erinnerungen an deine Kindheit, an deine intakte Familie.
Ich kann verstehen, wenn es dich schmerzt, dass dieses Bild jetzt einfach nicht mehr da ist.
Vielleicht geht es dir auch dehalb so nah, weil eine intakte Familie so etwas wie ein Idealbild für dich darstellt und du es gar nicht verstehen kannst/"willst" (wie ein kleines Kind), warum das deine Eltern /dein Vater aufgebenaufgibt ?
Und dann,...mag es auch deshalb wehtun, weil du spürst, dass du dagegen nichts tun und nur enttäuscht zusehen kannst. Das macht ja wütend und ohnmächtig zugleich. Ich kann mir vorstellen, dass in dir gerade so eine Art "kindliche Rebellion" stattfindet.
Da ist das "kleine" Eifelkind, die sagt >warum trennt ihr euch? Warum agierst du so unehrlich, Papa? Das akzeptiere ich nicht !<. Und auf der anderen Seite ist da das erwachsene Eifelkind, das sagt >es ist wie es ist/wo die Liebe hinfällt/das Leben muss weitergehen!<. Beides findet aber in EINEM Eifelkind statt und das PASST nicht - scheinbar..!
Es passt schon, denke ich. Nur,..bis jetzt war ja alles heil und es gab keinen Grund, was dir das Gefühl gab, dich wieder als Kind zu fühlen.
Das da etwas entäuschtes (kindliches) ist in dir, kannst und sollst du meiner Meinung nach gar nicht verhindern.
Kannst du dir Wege vorstellen, wie du diesen Zwiespat für dich lösen kannst ?
Und kannst du herausfinden, was für DICH als erwachsenen Eifelkind jetzt wichtig ist ?

Liebe Grüße
MarliJo
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Eifelkind
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Hallo zurück!

Mittlerweile ist einige Zeit vergangen, und ich habe mich gedanklich neu sortieren müssen.

Es ist Einiges passiert, eins davon ist, dass ich mich ein wenig von meiner Mutter distanzieren musste.
Sie hat all ihren Kummer bei mir abgeladen, ich hab sozusagen die volle Breitseite abbekommen. Ich wollte ja helfen, reden hilft, aber irgendwann habe ich nach einem Telefonat mit meiner Mama auf der Couch gesessen und nur noch geheult, weil ich einfach nicht mehr konnte. Sie hat mich mit ihren (verständlichen) Unsicherheiten, wie es weiter gehen soll, selbst völlig aus dem Konzept gebracht. Die Folge waren wenig Schlaf und viel Streit in meiner eigenen Beziehung, weil ich dann alles nach da weiter gegeben habe. Dann ist bei mir der Knoten geplatzt, und ich habe meiner Mutter zu verstehen gegeben, dass sie bitte ihre Angelegenheiten regeln soll. Ich unterstütze sie, wo ich kann, aber ich bin nicht mehr bereit, Ratschläge zu geben oder sie von irgendetwas überzeugen zu wollen. Sie hat das so hingenommen, und ich denke, damit geht es mir besser. Sie hat ja schließlich Freundinnen, mit denen sie jederzeit reden kann.

Noch etwas hat sich entwickelt, und zwar für mich negativ, denn mein Vater (Zitat:) "fühlt sich derzeit nicht in der Lage, mit meiner Schwester oder mir zu sprechen". Rufe ich an, geht er nicht ans Telefon. Zu Weihnachten gab es nur deshalb eine SMS, weil er ein Geschenk bekam. Dafür hat er sich bedankt. Zu Silvester kam eine SMS mit frohes neues Jahr usw., aber sonst herrscht Funkstille. Und das von meinem Vater, der früher ständig anrief, und wenn er nur wissen wollte, wie das Wetter bei uns ist. Es tut mir weh, dass er nicht einfach mal fragen kann, wie es mir geht. Irgenwo kann ich verstehen, dass er ein schlechtes Gewissen hat, aber dann ist es für mich immer noch keine Lösung, einfach den Kopf einzuziehen und sich tot zu stellen. Das nervt und schmerzt.

Ansonsten geht es mir soweit wieder ganz gut. Meine Mama ist auf Wohnungssuche, mehr oder minder aktiv, aber immerhin entschlossen. Er scheint seine Freundin behalten zu wollen, aber ich erhalte ja immer nur Infos aus zweiter Hand, sprich über meine Mutter. Seine Meinung und Sicht der Dinge habe ich noch gar nicht gehört. Selbst auf eine lange Email, die ich ihm geschrieben habe (und die war wirklich nett!) hat er nicht geantwortet.

Naja, soviel dazu. Das Leben geht weiter, Scheidungskinder können trotz allem glücklich sein und ich warte weiterhin darauf, dass meinem Vater wieder einfällt, dass er nach wie vor mein Vater ist und nicht nur der Noch-Ehemann meiner Mutter.

Ich wünsche euch übrigens auch allen noch ein frohes neues Jahr mit möglichst vielen erfüllten Wünschen!

Das Eifelkind

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tarsshaft
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von tarsshaft »

Hallo zusammen!

Ich bin ein Scheidungskind, das noch ein Kind war, als sich die Eltern trennten. Als ich 8 Jahre alt war, mein Bruder 6 Jahre, verließ meine Mutter meinen Vater wegen eines anderen Mannes und zog mit uns zu dem Neuen in eine andere, rund 200 Kilometer weit entfernte Stadt. Soweit zu mir.

Bitte, liebes Eifelkind, versteh mich nicht falsch, wenn ich sage, dass meine erste Reaktion auf deinen Text Verwunderung war. Verwunderung im positiven Sinne. Ich habe bisher ehrlich gesagt in dem Trugschluss gelebt, dass eine Trennung der Eltern dem Kind dann den Boden unter den Füßen wegzieht, wenn es eben noch ein Kind ist. Du hast aber wohl ähnlich starke Schmerzen empfunden wie ich damals, obwohl du erwachsen bist und dein eigenes Leben hast. Ich dachte immer, wenn die Trennung erst passiert wäre, als ich schon erwachsen war, dann hätte sie mir nicht so viel ausgemacht.

Was sicher ein entscheidender Vorteil ist, wenn die Trennung im Erwachsenenalter passiert, ist, dass man versteht, was passiert. Dass man logisch, analytisch denken gelernt hat, dass man im Leben steht und nicht abhängig ist, wie man dies eben als Kind zweifelsohne ist. Mein Problem damals war, dass ich zwar verstanden habe, dass sich Mama und Papa trennen, aber ich konnte nicht abschätzen, was das für mich bedeutet. Der Umzug damals in eine fremde Stadt hatte für mich so was von Abenteuer. Ich verstand nicht, dass sich gerade mein komplettes Leben änderte. Als ich realisierte, dass Papa, Freunde, mein Kinderzimmer und die vertraute Umgebung nicht wiederkommen würden, war ich sehr traurig, sehr einsam und spürte große Angst. Der menschlichen Fähigkeit zu verdrängen und der besonders Kindern eigenen Begabung sich anzupassen verdanke ich es, dass ich das alles einigermaßen überstand, ohne abzudriften.

Das, was du jetzt tust, um dein Leben zu behalten, ist das, was Eltern tun sollten, wenn ihre Kinder noch Kinder sind. Klarheit schaffen, das vor allem. Du ziehst Grenzen und bleibst so in deinem Leben. Auch meine Mutter reagiert bis heute wie deine: den Kummer bei mir abladen (sie wurde nie glücklich mit meinem Stiefvater, obwohl sie noch immer mit ihm verheiratet ist). Lange Jahre mutierte ich zu ihrem Psychotherapeuten, rieb mich für sie auf, bis ich endlich Grenzen ziehen konnte, so wie du jetzt.

Ich möchte deine Gedanken nutzen und an alle Mütter, Väter, Stiefmamas und –papas appellieren, ihren Kindern vor allem Klarheit zu verschaffen. Kindgerecht die Situation erklären, gegebenenfalls Hilfe suchen, da man aufgrund des eigenen Schmerzes oft die kindlichen Bedürfnisse nicht mehr wahrnehmen geschweige denn sinnvoll reagieren kann. Wenn ein Kind weiß, was warum passiert, kann es sich weiterhin geborgen und sicher fühlen. Das kann viele Spätfolgen vermeiden. Wer schon auf diese Weise handelt: Hut ab! Ihr nehmt die Verantwortung wahr und seid großartige Wegbegleiter für eure Kinder.

Lg tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
PhilosophinOhneBoden
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo Eifelkind und alle anderen :)

wie geht es dir inzwischen?
Ich bin in ähnlichem Alter wie du und meine Eltern haben sich letztes Jahr getrennt. Udn ehrlich, ich fühle mich hin und wieder sehr in die Kinderzeit zurück versetzt. Ich dachte auch immer, man steckt das rationaler und lockerer weg, vorallem wenn die ewige Streiterei aufhört. Aber dem ist nicht so. Erstens ist es nur nach außen hin leichter geworden, weil ich jetzt quasi nur das Zuhause los hab, wo man nie wußte ist da jetzt dicke Luft oder nicht. Dafür habe ich jetzt eine Mutter, von der ich nicht weiß ob sie sich jemals wieder erholt. Nicht dass die VEränderung meienr Mutter erst seit der Trennung da wäre, nein, das ist schon seit Jahren ein Prozess. Trotzdem weine ich auch wenn nicht äußerlich sichtbar jedesMal wenn ich in die Region komme, wo mein ELternhaus steht (da wohnt jetzt keiner von uns mehr). Zweitens beschleicht mich immer mehr der Gedanke, seit über einem Vierteljahrhundert habe ich Stress wegen Elternkacke, ich habe es SO SATT, das glaubt ihr gar nicht (Meine leiblichen ELtern trennten sich im Kleinkindalter). Und an jedem Familienfest dieses "Entscheiden" zwischen beiden, schlechtes Gewissen inklusive, und die doppelte zeitliche Belastung. Seit über einem Jahr denke ich nun immer wieder zu meinen beiden ELtern den Kontakt abzubrechen, weil ich endlich meinen Kopf frei bekommen will für MEIN Leben. Findet ihr das zu hart? :?

Ich dachte zwar als es soweit war mit der Trennung Gottseidank kommt der Stein ins Rollen das wurde Zeit aber ich weiß nicht ob ich mich jemals daran gewöhnen werde. Ich weiß dass man akzeptieren muß wie sich die ELtern entschieden haben udn sich nun dementsprechend verändern (mein Vater bemüht sich sehr, hat auch eine neue Freundin, aber jetzt raucht er! Das war bei uns in der Familie immer ein No go und eine krasse Veränderung für uns Kinder) aber ich weiß nicht ob ich das WILL.
Das ist ganz entschieden das Kind in mir, das ich auch zulassen will. In Gedanken stehe ich grad bockig da und stampfe mit dem Fuß :D ich weiß ich weiß, die Erwachsenen unter euch sagen jetzt :nein: aber lasst mich noch ein bißchen.
Und gestern war der erste Besuch bei meinem Vater udn seiner Freundin in ihrer Wohnung. Beim Essen dachte ich: Und meine Mutter kocht besser! Da schlägt sie meine Mam nie! Ätsch! Ganz schön triumphierend war der Gedanke.
Die Freundin hat mich genervt, obwohl sie sich auch Mühe gibt. Mein Vater hat mich genervt, weil er so wenig mit mir gesprochen hat. Dass er mich von allen am Wenigsten beachtet hat. Ich habe auch zuerst zugesagt, dann wieder abgesagt udn dann bin ich doch mitgegangen.

Ich weiß nicht ob man diesbezüglich erwachsen werden muss. Ich habe auch schon von "Kindern" um 40 gehört, dass es denen den Boden unter den Füßen weggezogen hat und die ganz krass entzaubert wurden. Noch schlimmer vielleicht wie wir, weil wir quasi "nur" 20, 30 Jahre an die "heile" (zumidnest nach außen) Familienwelt gewohnt waren.
In diesem Sinne, du bist kein Alien, und ich weiß zwar nicht ob es bei der Verarbeitung nutzt :trost: gesteh dir kindliche Gefühle zu :dafür:
Liebe Grüsse
deine Philosophin
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Eifelkind
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Hallo Philosophin!

Mittlerweile habe ich mich halbwegs erholt und bin, soweit meine Eltern, bzw. meine Mutter es zulassen, wieder hergestellt.

Meine Mutter hatte im März einen Termin beim Anwalt wegen Scheidungsberatung, zu dem sie mich dazu gebeten hat. Das habe ich getan, weil ich weiß, dass meine Mutter glaubt, ich würde die Fachsimpelei besser verstehen.
Diesen Anlass haba ich genutzt, meinem Vater "Guten Tag" zu sagen, der sich bis dahin nur zu Weihnachten und silvester mit einer SMS gemeldet hat.

Der erste Schock kam gleich beim Tür öffnen: Mein Vater ist in wenigen Monaten um etliche Jahre gealtert, und das konnte ich schon nur schwer ertragen, denn wie gesagt, ich liebe meine Eltern BEIDE.
Der zweite Schock: das elterliche Schlafzimmer (dort habe ich die Katze gesucht), denn in Mamas Bett lag nur noch die blanke Matraze. Schrecklicher Anblick, in dem Moment.
Dann bin ich kurz hoch gegangen zu meiner Mutter, die es sich in den alten Wohn- und Schlafzimmern meiner Schwester und mir eingerichtet hat: Mein ehemaliges Wohnzimmer eine Art Küche mit Kühlschrank, zwei Kochplatten, Mikrowelle und Wasserkocher. Das ehemalige Wohnzimmer meiner Schwester nun nach ihren Wünschen umgestaltet, ihr ehemaliges Schlafzimmer nun das meiner Mutter. Alles sehr befremdlich, und ja, auch schmerzhaft. Ich musste meine Tränen an diesem Tag mehr als einmal unterdrücken.

Ich habe meinen Vater nicht gefragt, wieso er so Schäbig gehandelt hat, ich habe auch nicht gefragt, wieso und weshalb. Dieses Thema habe ich für mich abgeschlossen, ich kann es nicht ändern, und ich will nichts davon wissen. Ich habe ihn allerdings gefragt, wie es weiter gehen soll, wie er sich die Zukunft vorstellt. Da nach wie vor beide in meinem Elterhaus wohnen, stellt es sich besonders für meine Schwester und mich als schwierig dar, nur einen von beiden zu besuchen. Da ist das schlechte Gewissen vorprogrammiert, wenn ich unten beim Papa bin und meine Mutter oben in ihrer improvisierten Wohnung sitzt, umgekehrt genauso.

Stand der Dinge momentan ist, dass meine Mutter aktiv auf Wohnungssuche ist, und mein Vater das Haus behält.
Soweit sogut. Damit komme ich klar. Ich habe allerdings beiden gesagt, dass ich nicht wieder kommen werde, solange beide in diesem Haus wohnen, denn das ist mir zu anstrengend, zu schmerzhaft und zu zerreißend. Beide haben es ohne Kommentar akzeptiert.

Das Einzige, was mich jetzt noch hin und wieder umhaut, ist wenn meine Mutter am Telefon fragt: "Und, was sagt dein Vater? Wie geht es seiner Freundin?"
Das habe ich die ersten Male einfach nicht beantwortet (zum Einen, weil ich von der "Neuen" meines Vaters nichts weiß und nichts wissen will, zum Anderen, weil das eine meiner Meinung unfaire Frage ist). Vor einigen Tagen habe ich ihr gesagt, dass ich nicht mehr mit ihr über meinen Vater sprechen werden, es sei denn, es sind lebenswichtige Dinge. Sie war ein wenig angesäuert, hat es aber hingenommen, und dann gesagt, dass ich Recht habe, und sie uns ab sofort da raus lassen will. Sie möchte, dass wir ein gutes Verhältnis zum Papa behalten.

Also das Resümee des Ganzen: Ich habe mich komplett aus den Problemen und Streitigkeiten der beiden heraus gezogen. Damit will und werde ich nichts zu tun haben. Ich versuche, einen "normalen" Umgang mit beiden zu pflegen, mit beiden zu telefonieren und mit beiden lachen zu können. Meistens geht das. Aber nicht immer. Wenn ich eine traurige Sendung im TV sehe, bei der sich Eltern trennen, stiehlt sich nach wie vor ein Tränchen aus den Augen, und manchmal, besonders an Geburtstagen, ist es schwer für mich. Dann kommen die Gedanken, wie es noch vor einem Jahr war: wir alle vier zusammen am Tisch, bester Laune und zufrieden. Das wird es nicht mehr geben. Meinen Geburtstag werde ich deshalb dieses Jahr ohne meine Eltern planen, nur mit Freunden. Ich möchte nicht den einen dabei haben und den anderen nicht. Ich möchte aber auch nicht, dass sie sich nebeneinander setzen müssen und sich dabei selbst total unwohl fühlen.

Vielleicht fahre ich in diesem Jahr einfach weg. Irgendwo hin, nur damit ich nicht in die Verlegenheit kommen muss, mich zu entscheiden.

In diesem Punkt gebe ich dir auch Recht, Philosophin. Ich darf Kind sein, ich darf Dinge unfair finden, und ich darf auch mit dem Fuß aufstampfen. Ich habe mich nicht selbst in diese Situation gebracht, und trotzdem muss ich alleine für mich da raus finden. Und wenn es dabei eben mal nicht anders geht, als zu stänkern oder zu stampfen, dann ist es eben so.

Mir gehts bald wieder gut :o)

Ich wünsche euch allen noch eine schöne Woche!

Das Eifelkind

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Gerda
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Gerda »

Liebe Eifelkind,

ich finde, du hast da sehr viel sehr gut geklärt in deinem Leben und mit deinen Eltern. Das klingt sehr erwachsen und so, dass du das Kind in dir ausreichend schützt und versorgst. Das freut mich für dich!

Alles Liebe und liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von PhilosophinOhneBoden »

Hallo Eifelkind,

das freut mich, es hört sich gut an, was du schreibst! :)
Bleib dabei, du machst das richtig.

Ich kann es sehr gut nachvollziehen, dass es dich trifft, deine Mutter so durcheinander und deinen Vater gealtert zu sehen (Man würde am Liebsten sofort losheulen. Sich davon abzugrenzen und es nicht so sehr ansich heranzulassen, ist schwer). Meine Mutter ist auch innerhalb kürzester Zeit sehr gealtert. Und sie ist so durcheinander. So wie du es beschrieben hast, mit dem provisorischen Leben: Meine Mutter live - jetzt muß ich doch schmunzeln. Komisch, wenn man selber mehr erwachsener ist, auf einmal, als seine ELtern! Und dann auf einmal wieder das vehemente Kind fühlt.

Also ich finde es ganz OK, wenn du erwägst, nur mit Freunden zu feiern oder wegzufahren. Es kann sehr schön sein, mit den engsten Freunden zu feiern. Sie können dir etwas von der Geborgenheit geben, die familiär fehlt. Laß dich dann einfach verwöhnen!
Ich habe letztes jahr auch meinen geburtstag gefeiert. Mein Vater war im Urlaub, so mußte ich mich nicht entscheiden. Dieses Jahr fahre ich selber weg. Und an Weihnachten vielleicht auch. Aber vielleicht ist es bis dahin auch OK.

Ich bin grade sehr eingespannt, und würde dir hier bei Gelegenheit gerne ausführlicher schreiben. Es würde mich freuen, wenn du ab und zu berichtest, wie es dir geht udn was es Neues gibt (auch gerne per pn).
Laß es dir gut gehen und bis bald!
Viele Grüsse
Philo
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Hallo alle zusammen,

ein Ende ist in Sicht. Ein Ende der Frage, fahre ich nach Hause oder nicht, denn meine Mutter hat zum 01. Juli eine Wohnung gemietet. Ich freue mich darüber, zum Einen freue ich mich für meine Eltern, denn denen geht es ja so auch nicht gut, zum Anderen - un der Teil überwiegt - freue ich mich für meine Schwester und mich. Wir können dann endlich wieder Mama oder Papa besuchen, ohne dass einer lauscht, worüber man spricht. Dann können wir sagen, wir fahren zwei stunden zu Mama und danach zu Papa oder anders rum. Darauf freue ich mich total. Klingt albern, aber es macht alles viel einfacher so.

Mehr gibt es momentan nicht zu berichten, denn sonst tut sich nichts. Ich halte meinen notwendigen Abstand ein, und alles andere geht schon.

Schönen Feiertag!

Eifelkind

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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Tamara22 »

Hallo,
ich habe eben deinen ganzen Post gelesen...ich bin sehr bewegt.
Du machst das wirklich gut und hast vielleicht den winzigen "Vorteil" als Erwachsene nach deinen Bedürfnissen handeln zu können bzw. dich schützen zu können.
Das ist es, und das wird mir erst so richtig beim lesen deiner Beiträge klar, was für ein Kind in dieser Situation alles so schwer macht. Diese Hilflosigkeit und das Angewiesen sein auf andere und deren Ent-scheidungen...
Trotzdem verstehe ich dich soooo gut, dass du traurig bist und dich wieder als Kind fühlst, denn das kenne ich von mir auch.
Es ist so, etwas Beständiges ist weggefallen und vieles muß sich neu sortieren und es gibt Dinge die einfach weg sind. Und das schmerzt und das darf es auch.
Und du darfst dich damit auch deinen Eltern zu-muten und dich abgrenzen, und das tust du ja auch.
Ich finde es wirklich mutig und gut wie du deinen Weg gehst.
Das wollte ich dir einfach mal schreiben.
LG Tami
Change it, love it or leave it.
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Hallo Tamara,

danke für deine Antwort.

So mutig, wie du mich findest, finde ich mich momentan mal wieder gar nicht. Ich habe seit zwei Tagen wieder ein ziemliches Tief, über das ich auch mit niemandem reden kann. Sicher, meine Freundinnen und auch mein Freund würden mir zuhören, aber da sie selbst alle unterschiedliche Erfahrungen mit und im Elternhaus gemacht haben, kann keiner nachvollziehen, was ich fühle, zumindest glaube ich das.

Vor zwei Tagen sah ich eine TV-Sendung, in der eine Frau ihren Vater suchte und fand. Das war wohl mal wieder der Knackpunkt, denn mein Vater meldet sich nach wie vor nicht bei mir. Ich habe ihm zum Vatertag eine Nachricht geschrieben, dass ich ihm alles Gute dazu wünsche, und alles, was kam, war heute die Antwort: "Danke, ich hab dich auch lieb."

Ich bin ja froh, dass er mich lieb hat, aber kann er das immer nur schreiben? Wieso zeigt er es nicht? Wieso ruft er nie an? wieso schreibt er nicht mal ne SMS? Wieso besucht er mich nicht mal?
Jeder Kontakt, der zwischen uns zustande kommt, geht von mir aus. Von sich aus meldet er sich gar nicht. Und das tut schon weh, schließlich ist er mein Papa.
Andererseits bin ich auch zu stolz, immer die treibende Kraft zu sein. Er ist mein Vater, er sollte sich für mich verantwortlich fühlen, er sollte sich (auch) darum kümmern, dass der Kontakt bestehen bleibt. Aber immer wieder muss ich anfangen, und das ärgert mich auch.
Er hat den Mist gebaut, wieso muss ich die Suppe auslöffeln? Ich erwarte nicht, dass er so tut, als wäre nichts passiert, ich weiß, er hat ein schrecklich schlechtes Gewissen meiner Schwester und mir gegenüber, weil es so gekommen ist, wie es kam.
Aber nutzt er das schlechte Gewissen nicht aus, nur um sich nicht mit mir auseinander zu setzen? Ich mache ihm keine Vorwürfe, denn er weiß, wie ich darüber denke. Ich kann mit Vorwürfen nichts an der Situation zwischen meinen Eltern ändern, aber hallo? Er ist doch mein Vater, ganz unabhängig davon, dass es mit ihm und meiner Mama nichts mehr ist.

Wieso stellt er sich dermaßen tot, beteuert aber andererseits, dass er uns lieb hat? Das sind Fragen, die ich ihm gar nicht zu stellen brauche. Ich kenne ihn schließlich lange genug, er wird dann einfach keine Antwort geben, und wenn ich weiter nerve, wird er einfach den raum verlassen. Das ist typisch für ihn. Bloß nicht den Töchtern gegenüber verantworten.

Naja, jetzt hab ich viel geschrieben, und eigentlich nicht viel damit ausgedrückt, außer dass mein Papa mir fehlt. Aber das musste ich mir jetzt einfach mal von der Seele schreiben.

Ich wünsche einen schönen Abend!

Eifelkind

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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von grashalm »

Hallooo,

ich bin ja jetzt mit meinen 14 Jahren noch ein Kind. Meine Eltern hatten sich getrennt, als ich 9 war. Dann gabs 3-4 Jahre noch so ein hin und her... Na ja, jedenfalls wäre ich froh gewesen,hätten sie sich erst getrennt wenn ich erwachsen bin.Denn die Kindheit hat man nur einmal... Du hast bestimmt einige schöne Erinnerungen daran. Nunja, du kannst dich ja jetzt auch etwas abgrenzen und bist nicht mehr so sehr auf deine Eltern angewiesen...

:umarmen: Viele Grüße.
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Re: Habt Ihr Euch auch gefühlt, als wärt Ihr wieder Kind?

Beitrag von Eifelkind »

Hallo allerseits,


hier ein "kurzes" Update:

Meine Mama ist letzte Woche in ihre eigene Wohnung gezogen. Meine Schwester und ich haben beim Umzug geholfen, und hatten die ganze Zeit Angst, unserem Vater zu begegenen, denn wir wissen ja langsam gar nicht mehr, wie wir mit ihm umgehen sollen.
Meine Mutter hat sich schon gut eingelebt in ihr eigenes kleines Reich, und sie scheint wieder richtig aufzublühen. Eigentlich war uns allen klar, dass das so sein würde. Solange meine Eltern noch gemeinsam in meinem Elternhaus gelebt haben, haben sie sich ja trotz allem immer gegenseitig beobachtet, um nur ja nicht zu versäumen, was der jeweils andere gerade wieder "anstellt".
Meine Mama hat einen guten und wichtigen Schritt getan, und ich freue mich sehr für sie.

Es gibt nur einen negativen Apekt bei dem Ganzen: Wir haben beim Packen der Möbel in meinem Elternhaus einige leere Schnaps- & Kornflaschen gefunden, die hinter Heizkörpern oder Schränken versteckt waren. Mein Vater ist (oder war, wie es scheint) trockner Alkoholiker, und das hat meiner Schwester und mir dann schon einen Stich ins Herz versetzt. Zumal ich ihn ganz am Anfang der Trennung darum gebeten habe, die Probleme nicht in Alkohol zu ertränken und stark zu bleiben.

Als der Umzug meiner Mutter geschafft war und sie die erste Nacht in der neuen Wohnung verbrachte, lag ich zu Hause neben meinem Herz im Bett und habe fürchterlich geweint.
Ich habe um meinen Vater geweint, weil er jetzt ganz allein ist in dem großen Haus, weil ich mir so sehr wünsche, normal mit ihm umgehen zu können, weil ich Angst habe, dass er wieder an der Flasche hängt und weil er mir einfach leid tut, in seiner selbst erwählten Einsamkeit. Meine Mutter ist stark und schafft den Absprung ins Allein-Leben. Mein Vater hat immer stark getan, war es aber eigentlich nie. In dieser durchgeweinten Nacht habe ich mir fest vorgenommen, meinem Papa nochmal eine Email zu schreiben und zu fragen, wie es geht, aber als ich dann morgens aufgestanden bin, konnte ich mich nicht mehr dazu durchringen.
Ich kann das mit niemandem besprechen, denn alles, was ich zu hören bekomme ist: Er ist alt genug, er hat selbst entschieden, dass die Ehe kaputt ist, er kann auf sich selbst aufpassen. Ich scheine die Einizge zu sein, die das anders sieht. Oder bin ich vielleicht die Einzige, die nicht erkennt, dass er wirklich allein dadurch muss?

Ich bin hin und her gerissen zwischen "Ach, mein armer Papa ist allein in dem großen Haus, sogar ohne die Katzen" und "Es war seine Entscheidung, die Ehe aufs Spiel zu setzen und jetzt muss er da durch".

Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Oder vielleicht weiß ich es eigentlich doch, muss mir darüber aber erst so richtig klar werden. Ich möchte Kontakt mit ihm, möchte mit ihm telefonieren und ihn treffen. Wenn er das aber von sich aus nicht hinbekommt, muss ich eben meine Gedanken ("ER ist der Vater, ich MUSS ihm nicht nachlaufen und betteln") verdrängen und doch den ersten Schritt machen. Aber der fällt mir unheimlich schwer. Und ich habe Angst, dass es mir immer schwerer fällt, je länger dieses Schweigen anhält.


Ich muss nochmal nachdenken und Prioritäten setzen. Aber für Kommentare und Fragen bin ich jederzeit offen.


Schönen Abend wünscht das Eifelkind

"Wer seinen Gegner umarmt,
macht ihn bewegungsunfähig."

Tunesisches Sprichwort
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