Kontaktabbruch und Schuld

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nahundfern
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Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von nahundfern »

Hallo zusammen,

ich bin neu hier. Hat irgend jemand von euch die Erfahrung machen dürfen nach einem jahrelangen Kontaktabbruch durch die Kinder, eine Wiederannäherung bzw. einen Neubeginn der Beziehung erleben zu dürfen? Sollte man eine Annäherung selbst initieren oder verschlimmert es nur die Situation?
Ich habe meine Kinder, von welchen das Jüngste bald volljahrig ist, das letzte Mal vor 5 1/2 Jahren gesehen und gesprochen. Beide leben beim Vater. Kürzlich versuchte ich eine telefonische Annäherung zum Vater, in der Hoffnung, dass er in der Zwischenzeit nach 9 Jahren Trennung alles etwas gelassener und versöhnlicher sieh, denn ich glaube, dass der Kontakt zu meinen Kindern nur dann denkbar ist, wenn wir als Eltern einigermaßen miteinander reden können. Er erklärte jedoch, dass er mich lediglich als biologische Mutter seiner Kinder betrachtet und ich viel kaputt gemacht hätte. Als ich ihn bat zu bedenken, dass in unserem Fall zwei Menschen, nämlich wir Elternteile, viel zerstört hätten, legte er auf. Mit anderen Worten, er ist also immer noch auf einem Kriegsschauplatz. Ich muss mich widerum dann sehr zügeln, da ich es zutiefst widerlich finde, dass er zwar jede Kommunikation verweigert, aber andererseits begierig auf meinen Unterhalt ist und seinen Anwalt alle paar Monate dazu schreiben lässt. Ich gönne meinem jüngsten Kind das Geld und ich würde sogar noch mehr zahlen, wenn es ihm hilft, doch bekäme ich dann durch den Vater nur unnötigen Ärger. Es ist schlimm, dass der Hass meines Ex mich zur Handlungsunfähigkeit treibt. Ich hatte wirklich die Hoffnung, dass wir als Eltern endlich mal Ruhe geben. Ich bin es soo Leid ein derartiges Verhältnis zu meinem EXmann zu haben. Ich wünschte wir könnten gemeinsam als Eltern dieser Kinder Kaffee trinken gehen und uns wenigstens über unsere Kinder freuen. Ich kann es einfach nicht fassen, dass er als ein intelligenter Mensch nicht bedenkt, in welche emotionale Not er die Kinder bringt, wenn er die Mutter auch für die Zukunft aus dem Leben der Kinder ausradiert.

Meinen Kindern ist es in der Trenungszeit nicht gut ergangen, schulische Mißerfolge und Depressionen waren die Folge. Schuld sind wir Eltern, weil wir in einer egozentrischen Art und Weise nur unseren Kampf gesehen haben und uns Anwälte aussuchten, die an einer Eskalation interssiert waren. Mein Exmann kündigte an mich "fertig zu machen", unterstellte mir psychische Krankheiten, Mißbrauch, Diebstahl, Lügen, Entführungsabsichten, Gewaltbereitschaft, Promiskuität. Ich versuchte über Jahre nachzuweisen, dass er angesichts der Schwierigkeiten unserer Kinder nicht erziehungstüchtig sei. Dieser Krieg hat dazu geführt, dass meine ältestes Kind so sehr hineingezogen wurde, dass es keinen Unterhalt von mir wegen unzumutbarer Härte fordern kann. Mein jüngstes Kind wurde immer wieder vor das Gericht geschleppt oder begutachtet.

Beide lehnen mich ab. Dennoch liebe ich sie von ganzem Herzem. Ich würde alles dafür geben, wenn ich sie einmal sehen könnte. Ich verzeihe meinem ältesten Kind alles, was es mir angetan hat, vergessen kann ich es nicht.


Bis bald

nahundfern
Bolz
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Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von Bolz »

Hallo nahundfern,

Dein Text lässt ein paar schlimme Dinge in der Vergangenheit erahnen und ob eine Annäherung gewagt werden kann oder nicht, kannst Du sicher selbst am Besten beurteilen. Deine Kinder sind da schon fast oder bereits erwachsen, da können sie sich sicher selbst eine Meinung bilden und wenn diese auf Unwissenheit beruhen sollte, dann würde ich einen Schritt wagen und mich ( also in diesem Fall Dich ) erklären wollen.

Allerdings musst Du auch damit rechnen, dass alte Dinge auf den Tisch kommen und kannst selbst am Besten abschätzen, ob Du diese ansprechen und erklären willst oder auch kannst.

Wenn Deine Kinder Depressionen und Behandlungen ertragen mussten durch wie Du sagst das Fehlverhalten der Eltern, dann ist da ja nicht mehr rückgängig zu machen und wird Dir evtl. von den Kindern auch nicht verziehen werden. Die Bedeutung deiner Anmerkung, dass ein Kind wegen unzumutbarer Härte keinen Unterhalt mehr von Dir fordern kann/konnte, kann ich nur erahnen. Da muss ja viel passiert sein, was sicher auch einen Grund hatte, aber selbst dann muss das Kind ja von irgendwas gelebt und gegessen haben und Geld gebraucht haben, auch wenn es nichts von Dir fordern konnte wie Du schreibst. Eine Unterstützung Deinerseits wäre aber vielleicht freiwillig oder zumindest im Minimum möglich gewesen, also quasi freiwillig von Dir ohne dass das Kind Geld für seinen Lebensunterhalt von Dir fordern muss. Das ist sicher vor einem Kind auch nicht zu erklären und auch nicht mehr zu ändern. Auch sowas wird dann zur Sprache kommen. Wenn Dein Ex "Dich fertig machen" wollte ist das ja nicht die Schuld der Kinder, das ist eine Sache zwischen den Eltern, evtl. kannst Du sowas Deinen Kindern erklären wenn sie Dich anhören. Vielleicht gibt es auch einen Vermittler wie z.B. eine Großmutter, Freundin, Vertrauenslehrer etc. der helfen kann ?

Und wenn Du sagts Du könntest Deinem Kind verzeihen was es Dir angetan hat, aber nicht vergessen, ist es dann überhaupt sinnvoll zu einem jetzigen Zeitpunkt an einer Versöhnung zu arbeiten ? Evtl. brauchst auch Du noch etwas Zeit ?

Gruß
Bolz
nahundfern
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Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von nahundfern »

Hallo Bolz,

ich hoffe ich verstehe dich richtig, wenn du mit den "schlimmen Dingen in der Vergangenhei"t, dich nicht auf die von mir aufgezählten Vorwürfe meines Exmannesgegen mich beziehst. Denn diese sind erwiesenermaßen alle haltlos. Nichts davon ist wahr! Es hat mich Jahre gekostet um zu beweisen, dass er lügt. Ich möchte mich wahrlich nicht gern als Opfer bezeichnen, aber in diesem Fall ist es so, dass hier mit allen Mitteln zu meinem Schaden gearbeitet wurde, auch mit Hilfe meines ersten Kindes, welches offenbar vom EX instrumentalisiert wurde. Für mein ältestes Kind spricht entschuldigend, dass es aufgrund intellektueller Beinträchtigungen die Manipulation nicht durchschauen konnte.
Tatsächlich war unsere Ehe immer konfliktreich, weil wir in vielen wichtigen und unwichtigen Dingen unterschiedlicher Meinung sind, aber wir haben trotzdem vieles gemeinsam durchgestanden und waren immerhin 15 Jahre verheiratet. Lediglich die Trennung, welche zunächst mit besten Absichten freundschaftlich gestaltet werden sollte, entwickelte sich zu einem Alptraum ab dem Zeitpunkt, als nach Jahren des Daseins als alleinstehende Mutter mit Wechselmodell, ein neuer Partner in mein Leben trat. Ich habe über ein Jahr gebraucht um wahrhaben zu wollen, dass mein EX wirklich bösartige Absichten hat. Da war bereits vieles zu spät, und der gerichtliche Kampf war bezüglich der Familie ein bereits verlorener Kampf, jedoch bin ich nun als Person rehabilitiert, mein Ruf nicht ruiniert. Aber der Stachel sitzt und die Narben heilen schlecht. Meine Fähigkeit zu vertrauen ist nachhaltig beschädigt.
Meine Schuld oder auch unsere Schuld als Eltern besteht darin, unsere Kinder auch vor den Streitigkeiten während der Ehe nicht geschützt zu haben, sie waren z.T. involviert und aufgefordert Partei zu ergreifen. Es ist belastend für Kinder unausgesprochene tiefe Unzufriedenheit, gegenseitige Ignoranz zwischen den Eltern zu fühlen, ständig in einer Art Waffenstillstandsatmospähre zu leben. Ich werfe mir vor, dieses den Kindern jahrelang zugemutet zu haben, ohne zu wissen, was das mit ihnen macht. Wie auch immer es gewesen ist, es ist nicht zu ändern. Schlimm ist nur, dass ich mit meinen nun erwachsenen Kindern nicht offen darüber reden kann, Vorwürfe von ihrer Seite fürchte ich nicht, die könnte ich aushalten. Das endlose Schweigen macht mich mürbe!
Leider gibt es keine Vertrauenspersonen oder Verwandte, die meinen Kindern nahestehen, da vom EX sämtliche sozialen Kontakte auch mittels Umzüge und Unfreundlichkeiten abgebrochen wurden. Der Kontaktabbruch betrifft meine gesamte Herkunftsfamilie und den damaligen sozialen Bezugsrahmen.

Grüße
von Nahundfern
MarliJo

Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von MarliJo »

Hallo nahundfern ,

willkommen hier in diesem Forum !

Nach allem, was du beschreibst ist es sicher schwer, eine Antwort für dich zu finden, die dir gut tut. Vielleicht entwickelt sich aber eine Richtung für dich, wenn du Meinungen oder Erfahrungen von anderen hörst.
Es hat mich schon sehr betroffen gemacht, was du schreibst über die Geschehnisse der Vergangenheit - in manchem erkenne ich mich wieder, allerdings auf ganz anderem, viel harmloseren Niveau. Nun, Bolz hat es schon gesagt...es ist geschehen und nicht mehr umzukehren. Dennoch finde ich es nachvollziehbar und richtig, dass du nach einem besseren Weg suchst für dich und deine Kinder. Dass Ergebnis hast du nicht in der Hand.

Mein erster Gedanke zu deinem Versuch einer Annäherung war, >Das funktioniert so nicht, nicht am Telefon<. Aber vielleicht gab es ja auch vorher schon etwas, was ein Telefonat möglich erschienen ließ über dir Vergangenheit mit deinem Ex-Mann zu sprechen? Nur,..aus dem Nichts heraus erscheint es mir so, dass du ins offenen Messer gelaufen bist. Jahrelang keine Komunikation macht die Komunikation ja nicht besser oder anders, zumal bei mir ankommt, dass beide Elternteile mit den Wunden beschäftigt sind, die ihr euch zugefügt habt. Schnell sind die wieder aufgerissen.
Ist es ein Geanke, dass du dich direkt, zB per Mail an deine Kinder wendest ? Ganz vorsichtig und ohne Erwartungen an sie, denn du wirst ja damit rechnen müssen, dass auch deine Kinder zutieft verletzt sind, über das Verhalten ihrer Eltern im Gezerre um Rechte und Pflichten bezügliche euer Kinder und sie werden wenig Vertrauen haben vermutlich in dich. Das wieder herzustellen ist sicher ein langer Weg, der viel Geduld und Kraft erfordert.
Vielleicht kannst du dich fürs erste damit begnügen, dass du ihnen mitteilst, dass du Verständnis hast für die Distanz die sie zu dir wahren, du aber gern etwas dafür tun würdest, das es anders wirst ? Es wäre glaube ich gut, wenn du zunächst einmal nichts Vergangenes oder irgendwelche Mutter/Vater Konflikte auf den Tisch bringst- überlass das deinen Kindern, die dafür möglicherweise ihre Zeit brauchen.
Was deinen Ex-Mann angeht ist es ein "schönes" Ziel, mit ihm Kaffee trinken zu gehen...aber da gehören Zwei dazu und ich glaube du überforderst dich (und ihn) mit solchen Gedanken, auch wenn es dafür spricht, dass du deinen Frieden mit ihm und der Vergangenheit bewusst versuchst zu machen.
Ich habe das auch über Jahre hinweg verfolgt, mit meiner Ex.Lg ein besseres und wirklich entspanntes Verhältnis zu bekommen. Aber...sie möchte nicht, sieht mich so, wie sie mich immer gesehen hat und lässt mich das auch heute noch spüren, wenn es ihr angebracht erscheint (wir haben übrigens auch ein Wechselmodel - seit 5,5 JAhren kommen und gehen unsere Kinder dankenswerterweise gern von einem Eltern zum anderen). Jedenfalls hab ich es irgendwann aufgegeben, etwas zum Positiven im Verhältnis aktiv verändern zu wollen - und damit geht es mir besser als vorher.
Versuch den Ex-Partner nicht mehr so wichtig zu nehmen in seiner Rolle als solcher, nur noch als Vater. Und versuch nur zu ändern, was du ändern kannst, der Rest muss dann veileicht auch unbeantwortet bleiben und ausgehalten werden.

Soweit ein paar Gedanken.

Lieben Gruß
MarliJo
Bolz
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Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von Bolz »

Hallo,

"Meine Fähigkeit zu vertrauen ist nachhaltig beschädigt" ist ein Satz, den ich vollstens nachfühlen kann, ich habe auch den Scheidungsterror meines Mannes mit seiner Ex erlebt und kann gut nachvollziehen, was Du damit meinst. Auch den Kontaktabbruch zu vielen Freunden und Familie haben wir erlebt. Die kamen zwar alle wieder an als sie erfahren haben was wirklich passiert ist, aber dann kann man mit diesen Leuten nicht mehr umgehen wie bisher. Ich jedenfalls nicht.

Das Schweigen wie Du es nennst finde ich auch immer am schlimmsten, aber ich fürchte außer anzubieten darüber zu reden kannst Du nicht viel machen. Trotzdem könnte Dir das aber helfen, denn wenn Du irgendwas, egal was, unternimmst hast Du nicht mehr das Gefühl so hilflos zu sein und kannst Dir im Spiegel sagen, dass Du alles was ging versucht hast. Vielleicht findest Du eine Möglichkeit Deinen Kindern eine Nachricht so zukommen zu lassen, dass sie sie in Ruhe erhalten, also z.B. einen Brief den wirklich nur sie bekommen und den sie ohne Abfangen des Vaters lesen können. Oder vielleicht hast Du online eine Kontaktmöglichkeit ? Eventuell gibt es aber auch unter den Kontakten von damals jemanden, der ähnlich wie Du mitbekommt, wie sehr dieser Zwist den Kindern zusetzt und dieser Jemand könnte Dir nützlich sein und Dir bei einer Übermittlung Deiner Gedanken helfen ?

Ich wollte Dir noch einen Tip geben zu einem sehr interessanten Beitrag des ZDF. Du findest unter dem Suchbegriff "Kontaktabbruch" eine Sendung, die genau dieses Thema aus der Sicht von Betroffenen behandelt. Ich fand die Sendung sehr interessant und die ist online in der ZDF Mediathek abrufbar.

Ich wünsche Dir viel Kraft
Bolz
nahundfern
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Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von nahundfern »

Hallo MarliJo und Bolz,

vielen Dank für die vielen gedanklichen Anregungen, es hat mir sehr geholfen, die Lage nüchtern einzuschätzen.

Leider habe ich keinerlei Möglichkeiten in irgendeiner Form auf meine Kinder zuzugehen ohne den Vater einzubeziehen. Dieser reagierte in der Vergangenheit auf irgendwelche vorsichtigen Anfragen nach z.B. Mailadressen mit einer Forderung hinsichtlich Unterhalt. Diese Einschüchterungsversuche möchte ich nicht mit erneuten Anfragen herbeizitieren.

Ich bedauere es zutiefst, dass ich meinen Kindern nicht mitteilen kann, dass ich weiß, dass ihr Kontaktabbruch sicher in dieser verfahrenen Situation notwendig war und wohl noch ist. Oft möchte ich mich bei ihnen entschuldigen, kann es aber nicht, weil ich fürchte einen Gesichtsverlust vor Gericht zu erleiden, weil eine Entschuldigung in den bereits beschriebenen Zusammenhängen wie das Eingeständnis wirken würde, eingesehen zu haben, dass die Vorhaltungen des Vaters gerechtfertigt seien. Meine Sehnsucht nach meinen Kindern nimmt leider keine Ende, obwohl ich weiß, dass das Bild was ich von ihnen habe, sich nur noch aus der Erinnerung, zwei alten Fotos und den Gegenständen, die sie bei mir ließen, speist. Das alles hat wahrscheinlich nichts mehr mit ihnen zu tun, denn sie sind ja mittlerweile 6 Jahre weiter. Manchmal befürchte ich sogar, dass ich sie nicht erkennen würde, wenn sie mir auf der Strasse begegneten. Das jüngste Kind war ja gerade 12 geworden, als ich es das letzte Mal sah. Ich habe die gesamte Pubertät nicht miterleben können!
Immer wieder versuche ich mich gedanklich und emotional von ihnen zu verabschieden. Aber wie soll das gehen???
Meine Kinder sind durch nichts und niemanden zu ersetzen! Die letzen Jahre habe ich so gestaltet, dass eine Rückkehr denkbar wäre und nicht durch eine Neuorientierung meines Lebens beeinträchtigt wäre. Ein anderer Grund ist das Bemühen den Exmann ruhig zu halten, denn wenn sich bei mir nichts bewegt, gebe ich keinen Anlass für neue Forderungen. Mittlerweile fühle ich aber eine gewisse Stagnation. Es bringt einfach nichts. Manchmal bin ich sauer und frage mich wieso ich eigentlich für Kinder, die nichts von mir wissen wollen, auf eine neue Familie bewusst verzichtet habe. Ich dachte es wäre besser, erstmal vor einem Neubeginn die "Altlasten" konstruktiv zu klären. Aber hier ist nichts zu klären, ich drehe mich im Kreis.

Übrigens kam heute ein Schreiben vom OLG, der Verfahrensbeistand hat quasi ein Totalversagen in den vergangenen Jahren eingeräumt, man fordert mich auf die Klage wegen Aussichtslosigkeit fallen zu lassen. Es ist unglaublich unverschämt und klingt in meinen Ohren wie Hohn, wenn man wenige Monate vor der Volljährigkeit des jüngsten Kindes schreibt, man hätte in vergangenen Jahren anders entscheiden müssen. Das sage ich seit sechs Jahren!!!!!!!!

Grüße

Nahundfern
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Ansa
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Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von Ansa »

Hallo Nahundfern,

ja, das ist nach so langer Zeit und so viel Streiterei wirklich bitter und doch vielleicht auch ein Hoffnungsschimmer.... denn offensichtlich hast Du nicht alles falsch gemacht.

Die kommende Zeit ist eigentlich eine hoffnungsvolle Zeit, mit dem Erwachsenwerden fragen sich viele Kinder "wie war das eigentlich wirklich" und viele machen sich auf die Suche zurück. Du musst Dich nicht für immer verabschieden, vielleicht passiert es eines Tages, das die Initiative von Deinen Kindern ausgeht und sie von selbst auf Dich zukommen.

Ich hab einen Freund, der sein Kind bereits vor der Geburt verloren hat, er hat damals der Mutter geglaubt, das es besser sei, dass das Kind ihren Lebensgefährten (den sich plötzlich aus dem Hut zauberte, nachdem sie seinen Heiratsantrag abgelehnt hat) als Vater sehen würde.... er war auch noch jung und hat dem nachgegeben. Zahlen durfte er allerdings immer - und irgendwann einer Adoption zustimmen (was er nicht getan hat) auch. Er schrieb all die Jahre Briefe an seine Tochter.... zu Geburtstagen, mal so, zu Festtagen. Er schrieb, was ihm durch den Kopf ging, wie gern er sie kennen würde und erlebt hätte, wie dieser Tag verlaufen wäre. Nie mit Vorwurf oder "ich bin traurig....." also auch ohne emotionale Vorwürfe, sondern immer, "ich wäre so gerne bei Dir gewesen....." auch ein bisschen Märchen "heute habe ich mir vorgestellt, wir waren zusammen Dein Abschlußballkleid kaufen....."

Vor drei Jahren wurde seine Tochter Mutter und plötzlich wollte sie wissen, wer er war..... er hat ihr die Briefe gegeben und beide haben bitterlich geweint, heute ist er Großvater und hat Kontakt zu seiner Tochter und ihrer Familie.

Man weiß nie, was im Leben kommt, aber Hoffnung sollte einen traen. Solche Briefe helfen oft genug, die Dinge für sich zu sortieren und anzunehmen. Man verbringt gedanklich Zeit mit den Kindern und schreibt dies auf, eine bleibende Erinnerung, wer weiß schon, für wen und wann....

Ich wünsche Dir alles Gute
Ansa

P.S. Du findest hier immer einen Platz für Deine Gedanken
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
MarliJo

Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von MarliJo »

Hallo nahundfern !

Man merkt dir an, wie sehr du unter der Situation und der Ohnmacht leidest.
Was würdest du tun, wenn du könntest und dürftest, ohne Gefahr zu laufen, dein Gesicht zu verlieren ?

Und magst du mal schildern, wie die rechtliche situation nach all den gerichtlichen Auseinandersetzungen aussieht, hinsichtlich Sorge,- Umgangs,- Aufenthaltsbestimmungsrecht.
Was sagt das JuA oder hat es gesagt ?
Macht es Sinn, noch einmal genau darauf zu gucken, weil es ja ohnehin nur noch einige Monate dein jüngeres Kind beträfe ?

Dir viel Kraft !
MarliJo
Bolz
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Re: Kontaktabbruch und Schuld

Beitrag von Bolz »

Hallo Nahundfern,

wenn Du zu Dir selbst sagst, dass die Sehnsucht Dich auffrisst, dann würde ich alles in Bewegung setzen, was mir möglich wäre.
Ich würde Freunde ausfindig machen die mit helfen könnten, auf der Schule oder Arbeitsstelle auftauchen, notfalls einen Brief an den Baum vor dem Hauseingang hängen oder eine Plakatwand mieten...Wenn Du sie so sehr vermisst, wirst Du ja eh vorher nicht zur Ruhe kommen, bevor Du nicht alles versucht hast, oder ? Es würde mich immer umtreiben nicht die Wnahrheit sagen zu können. Du findest sicher dedn richtigen Weg für Dich.

Vg
Bolz
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