Mitten in der heißen Phase

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Matthew
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Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Matthew »

Guten Tag,
vorab möchte ich mich für die fehlende groß- und kleinschreibung entschuldigen. die ensprechende taste klemmt bisweilen.


meine situation ist folgende: ich bin 42, männlich, noch verheiratet, habe zwei kinder (8,m und 5,w) und möchte mich scheiden lassen. meine sicht hinsichtlich des trennungsgrundes ist eindeutig: ich liebe meine frau seit jahren nicht mehr. meine frau weiß dies bereits seit jahren. ich habe sie jahrelang gebeten, in eine gütliche trennung einzuwilligen. sie wollte nicht (und will immer noch nicht). latent drohte sie mit eskalation, v.a. zu ungunsten der kinder ("das ist mir scheißegal. dafür bist du verantwortlich!!").
ich muss hinzufügen, dass meine frau unsere kinder über alles liebt. über die psychische beschaffenheit dieser mutterliebe mag man diskutieren können, aber sie liebt sie ganz schrecklich. meine beziehung zu den kinder ist ebenfalls außergewöhnlich eng. da ich recht früh feierabend habe, verbringe ich die meisten nachmittage mit den beiden. abends, wenn meine frau von der arbeit kommt, gehe ich ihr in der regel aus dem weg, weil wir uns seit jahren nichts mehr zu sagen haben. mal gehe ich unten trainieren oder ich habe diverse proben mit diversen musikbands. in einer der bands spielt meine neue partnerin (bzw. die frau, mit der ich zukünftig zusammenleben möchte).
meine frau hat sich all die jahre geweigert, sich von mir zu trennen, weil "keine andere frau im spiel ist" Und für sie daher immer noch hoffnung bestanden hat, dass ich bei ihr bleibe.
jetzt, da eine neue frau im spiel ist, eskaliert sie permanent (seit ca. 3 wochen) und pendelt immer noch zwischen hass und weiterer hoffnung (auf fortbestehen unserer ehe) hin und her.
um den hass und die verbitterung meiner frau zu erklären, muss man sagen, dass sie die letzten 5-8 jahre neben einem mann leben musste, der sie ausdrücklich nicht mehr liebt. außerdem hat sie immer vermutet, dass etwas zwischen mir und der obengenannten frau lief. dass sie mich trotzdem nicht gehen ließ, könnte mit einer gewissen neigung zur unselbstständigkeit erklärt werden, aber ich möchte hier nicht unfair werden.
nun, da ich ihr eröffnet habe, dass ich die andere frau liebe, verliert meine frau die kontrolle und beginnt, unsere kinder auf die art und weise zu manipulieren und als schutzschild zu nutzen, wie es in diesem forum schon von vielen anderen treffend beschrieben worden ist.
vor allem die hysterische und völlig willkürliche forderung, dass "die kinder die neue frau niemals sehen werden" kommt mir sehr bekannt vor.
ich lasse sie bisher weitgehend gewähren, um die kinder nicht in loyalitätskonflikte zu stürzen. es geht teilweise so weit, dass meine frau mir meine kinder aus dem arm reißt, wenn sie mit mir kuscheln wollen.
morgen habe ich einen termin bei der caritas, übermorgen beim jugendamt.
um es ganz klar zu sagen: primär geht es mir hier nicht um mich, meine frau oder meine beziehung, sondern um das wohl der kinder. welche strategie könnte man nun anwenden, um das beste für die kinder zu erreichen? soll man der noch-ehefrau in allem nachgeben, um den druck auf die kinder kleinzuhalten? oder soll man eher klare verhälnisse schaffen, die sich am gesetz orientieren, z.b. bei gemeinsamen sorgerecht darauf bestehen, dass man als vater den zeitlich gleichen umgang zu den kinder hat wie die mutter (stichpunkt Wechselmodell")? oder sollte man die ganz harte tour nehmen und versuchen, das alleinige sorgerecht für kinder zu erreichen, gegen den denkbar erbittertsten widerstand der mutter? was ist langfristig vielversprechender? vielleicht gibt es betroffene in diesem forum, die über ihre erfahrungen schreiben können. es müssen nicht ausschließlich menschen sein, die emotional auf meiner seite stehen. ich bin auch stark an anderen meinungen interessiert, z.b. die von ex-frauen.

vielen dank

Matthew
tarsshaft
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von tarsshaft »

hi matthew!
herzlich willkommen in diesem forum!

ich lese deine geschichte aus der sicht eines erwachsenen scheidungskindes. ich war 8, mein bruder 6 jahre alt, als meine mutter meinen vater wegen eines anderen mannes verließ und mit uns kindern in eine andere stadt zog, um mit ihrem neuen partner zusammenzuleben. damit kennst du meinen blickwinkel.

ich möchte auf deine frage nach dem zeitlich gleichen umfang antworten, nach dem vater und mutter gleich viel zeit mit den kindern verbringen (wechselmodell). aus sicht des kindes halte ich überhaupt nichts davon. für mich als kind war es das wichtigste, nach der trennung meiner eltern und damit dem verlust meiner bislang bekannten welt mit haus, freunden und schule so schnell wie möglich wieder struktur und orientierung in mein leben zu bringen, weil mir dieses neue leben in erster linie angst gemacht hat. ich wollte so schnell wie möglich wieder wissen, wohin ich gehöre...räumlich meine ich: also wo ist mein zuhause? welche adresse gebe ich an, wenn man mich danach fragt? die lösung meiner eltern sah so aus, dass wir 1-2x im monat in den zug gesetzt wurden und ca. 2 stunden alleine zu meinem vater fuhren. mein vater sagte dann stets, dass seine wohnung natürlich auch unser zuhause sei und er war sehr verletzt, wenn ich das nicht so sah...es gab in seiner kleinen wohnung eben kein kinderzimmer und auch keine freunde im ort...in der wohnung meiner mutter gab es ein kinderzimmer, doch auch das war mir sehr fremd...ich war froh, als ich in meiner neuen schule anschluss fand und mein neues kinderzimmer allmählich vertrautes terrain wurde...jedesmal, wenn wir im zug saßen und zu papa fuhren, fürchtete ich mich davor, dass er wieder die bestätigung wollen würde, dass doch auch seine wohnung mein zuhause war...um ihn nicht zu verletzen, sagte ich irgendwann: "ja, papa, deine wohnung ist auch mein zuhause." innerlich hat es mich sehr verwirrt...in meiner kindlichen vorstellung ging das nicht, dass man zwei zuhause hat...aus heutiger sicht denke ich, dass es sehr wichtig ist, dem kind klare strukturen zu geben - besonders nach einer trennung der eltern. ein wechselmodell kann ich mir auch als erwachsene nicht als kinderfreundliche lösung vorstellen. meiner meinung nach muss es für das kind EIN zuhause geben - wer immer da auch wohnt.

ich weiß, dass es hier viele befürworter dieses modells gibt. soweit ich sie kenne, sind alle von ihnen eltern. es ist natürlich unendlich schwer zurückzustecken und bei eine trennung dem partner "mehr kind" zuzugestehen. als erwachsenes scheidungskind möchte ich all diesen eltern sagen, dass ich dieses verhalten verstehen kann, weil ich erwachsen bin. als kind hatte ich das gefühl, dass durch das hin und her zwischen zwei wohnungen eine art wettkampf meiner eltern um mich entsteht: wo fühle ich mich wohler? welche wohnung finde ich schöner? etc...vor allem mein vater hat es mir mit seinem ständigen fragen und seinem wunsch nach bestätigung so schwer gemacht, dass ich entweder traurig oder genervt von einem besucht zurückkam. immer dabei war angst. ich war in einem ständigen loyalitätskonflikt und kann mir vorstellen, dass dieser um so größer ist, wenn das kind sogar ein eigenes zimmer in beiden wohnungen hat und vielleicht sogar jeweils ein eigenes soziales umfeld mit freunden. ich habe den wechsel gefürchtet und gehasst.

wofür auch immer du dich entscheidest: hinterfrage bei jeder entscheidung, ob du wirklich glaubst, dass sie deinen kindern entgegenkommt, oder ob es nicht eher um dich geht und vielleicht um die ein oder andere retourkutsche in richtung deiner ex-partnerin. ich weiß, dass das schwer ist.

ich möchte hier nicht urteilen, schon gar nicht verurteilen. alle mütter, väter und stiefmütter und stiefväter, die hier schreiben und lesen, haben mit gefühlen, gewissensbissen und selbstzweifeln zu kämpfen, die schwerer kaum wiegen könnten. ich möchte mit keinem von ihnen tauschen und bin froh, dass ich damals das kind war.

viel kraft und viel mut wünscht dir tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
Matthew
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Matthew »

Hi tarsshaft,
ich möchte dir danken für deinen für mich sehr wichtigen und erhellenden beitrag. in der tat wird das wechselmodell von vielen "experten" für eine sehr gute lösung gehalten. natürlich kann dieses modell nur dann funktionieren, wenn beide elternteile beruflich so aufgestellt sind, dass sie bereits nachmittags für die kinder da sein können (hausaufgaben, mittagessen, sportvereine usw...).
der allerwichtigste punkt jedoch, und hier kann es keinen zweifel geben, ist die beidseitige kooperationsbereitschaft. wenn diese nicht gegeben ist, funktioniert das wechselmodell nicht. dann funktioniert eigentlich gar kein modell. und hier beginnt mein problem.
leider ist meine frau nicht kooperativ. sie ist verletzt, weil ich sie verlassen will, und aufgrund der art und weise, wie ich sie verlassen will (neue partnerin). noch wohnen wir alle vier unter einem dach (grauenhafte atmosphäre...). meine frau beschimpt und beleidigt mich permanent (v.a. im beisein der kinder), ist innerlich zerrissen. meine neue beziehung macht sie krank.
in dieser situation über den umgang mit den kinder mit ihr reden zu wollen, ist schlicht unmöglich. beim wort "wechselmodell" geht sie mir vor wut an die kehle. sie ist der meinung, dass ich durch meine "moralischen verfehlungen" kein recht mehr habe, am alltag unserer kinder teilzunehmen.

das wechselmodell würde mir, und hier siehst du das sehr richtig, persönlich sehr entgegen kommen, und zwar in meiner eigenschaft als engagierter und überzeugter vater, der glaubt, dass ein elternteil seine prägende aufgabe an den kindern nur dan erfüllen kann, wenn eine gewisse kontinuität im umgang gegeben ist.
die räumlich situation bei uns wäre wesentlich unkomplizierter als bei dir damals. wir würden ca. 5-10 gehminuten auseinander wohnen. das soziale umfeld wäre das gleiche.

zum thema retourkutsche gegen meine frau: meine frau schießt aus allen rohren gegen mich. ich komme ihr trotzdem überall, wo es mir möglich ist entgegen. mein dringlichstes ziel ist es, den konflikt abzukühlen und so schnell wie möglich eine gütliche lösung zu finden. das letzte, was ich möchte, ist, weiteres öl ins feuer zu kippen.
ich glaube, dass das, was ich anstrebe, das beste für unsere kinder ist. sie behalten regen kontakt zu mama und papa. ohne einen wechsel des kompletten umfeldes, im idealfall irgendwann in form eines funktionierenden patchworks (ich weiß, jetzt klinge ich naiv...).
und trotzdem kann ich natürlich nur für mich sprechen. ich weiß natürlich nicht, wie meine kinder darüber denken, wie sie sich dabei fühlen würden. auf einen versuch würde ich es auf jeden fall ankommen lassen und dann, nach einer gewissen zeit mit den kinder darüber sprechen. wenn jedoch meine frau die ganze sache torpediert, weil sie mir jegliches glück niemals gönnen will (wörtl. zitat!), kann die sache nicht funktionieren. dann würden die von dir angesprochenen loyalitätskonflikte in den kindern entstehen, ganz unabhängig davon, ob wechselmodell oder ein anderes konzept.
wenn meine frau nur dann "glücklich" sein kann, wenn ich unglücklich bin, und immer unglücklich ist, wenn ich glücklich bin, gibt es für die kinder keinen ausweg.
oh mann, jetzt höre ich mich deprimiert an, aber dieser fall ist nicht unwahrscheinlich.

ich hoffe das beste und würde mich freuen, wenn wir uns weiterhin ein wenig austauschen könnten.

gute nacht

matthew
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Ansa
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Ansa »

Hallo Matthew,

dann hab ich, glaube ich, schlechte Nachrichten für Dich. So weit ich weiß, ist das Wechelsmodell nur dann möglich, wenn beide Eltern es wollen. Ich hab noch nie erlebt, das ein Richter dies Modell anordnet, wenn es ein Elternteil absolut nicht will....

Wende Dich doch mal am MarliJo hier aus dem Forum, er lebt es schon recht lange mit seinen Kindern und seiner Exgefährtin und kann Dir darüber sicher das ein oder andere erzählen.

Das Wichtigste ist hier Kooperation und die ist, schreibst Du, ja leider nicht vorhanden. Ich sehe das sehr kritisch, was Du über Deine Exfrau schreibst, auch über ihre tiefe (???) Liebe zu ihnen, die mir eher zuviel als gut erscheint, aus dem was Du darüber schreibst. Kinder sind kein Eigentum und das was sie grade tut (Dich beschimpfen usw.) ist niemals gut für die Kinder, es schadet ihnen, sehr.

Eine Trennung als Solche ist sicher gut und richtig, es ist, auch für Kinder, keine gute Lösung, beieinander zu bleiben, wenn die Liebe fehlt, auch solche Lösungen machen etwas mit den Kindern und am Ende schadet es ihnen genauso wie es eine Trennung tut. Eine Trennung beeinhaltet immer auch eine Chance es besser zu machen. Klug angefangen kann das auch den Kindern gut tun. Frag Dich trotzdem bei jedem Schritt, wie es Tarshaft schon gesagt hat, aus welchem Motiv heraus Du handelst.

Und trennt Euch, zusammen unter einem Dach bietet soviel Potential für Streit und Auseinandersetzungen, das kann durch räumliche Trennung nur besser werden. Geh vorher zum JuA und lass Dich beraten, bitte um Hilfe, sprich nicht garstig (das ist ganz wichtig) über Deine Frau sondern zeige Sorge um Deine Kinder. Das JuA hat eine Beratungspflicht und wird auch bei Gericht angehört, Du wirst es, so wie sich das anhört, in keinem Fall umgehen lassen.

Und kauf Dir bitte, am besten gleich zweimal "Glückliche Scheidungskinder" von Remo Largin, gib eines Deiner Exfrau, wenn sie die Kinder liebt und sie ihr wichtig sind, kann es sie vielleicht aufrütteln? Es ist sachlich geschrieben und es steht ne Menge darinnen, wie Kinder das erleben und was Erwachsene tun können. Mir hat es sehr geholfen. Bleib dabei, ruhig zu sein und zu betonen, "Wir wollen doch das Beste für die Kinder" brich Diskussionen die sich vom Thema weg bewegen ab und entzieh Dich ihnen. Und, vielleicht mag Deine Exfrau mit Dir eine Mediation machen, bei uns bieten die Familienberatungsstellen so etwas an, ein unabhängiger Mediator kann vielleicht zu ihr durchdringen? Versuch einfach alles, mit ihr ins Gespräch zu kommen.

Erst einmal viele Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Matthew
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Matthew »

Hallo Ansa,

dass das wechselmodell nur in beidseitigem einverständnis der eltern realisiert werden kann, ist absolut richtig und auch sinnvoll. mich würde bloß interessieren, welches modell angewendet wird, wenn ein elternteil, in diesem fall meine frau, sich verweigert. wenn dann nämlich das übliche "alle 14 tage am wochenende" durchgesetzt wird, kann ich meine frau sogar nachvollziehen, weil sie genau dies ausdrücklich wünscht.
was kindern gut tut und was ihnen schadet kann ich mir sehr gut vorstellen. ich denke, dass meine frau durchaus weiß, dass ihr momentanes verhalten sich verheerend auf die psyche der beiden kleinen auswirkt. es gibt soviele informationen im netz, wie man sich im falle einer trennung gegenüber den kinder verhalten sollte. ein tolles und sehr bewegendes beispiel ist der "brief eines scheidungskindes an seine eltern". ich bin momentan nicht in der lage, diesen brief zu lesen ohne zu weinen, weil ich immer meinen achtjährigen sohn daraus höre.
meine frau weiß, was zu tun wäre, und tut es genau deswegen nicht. solange das wohl der kinder mit meinem wohl einhergeht, gibt es nicht die geringste chance, dass sie das wohl der kinder fördert oder anstrebt. du kannst dir vorstellen, mit welchem gefühl ich morgens aufwache und abends versuche, einzuschlafen.
gestern hatte ich ein schönes gespräch mit einer beraterin der caritas. meine frau wollte nicht mitkommen, hat diese beraterin aber, kurz bevor ich meinen termin hatte, angerufen, um vorab ihre sicht der dinge zu äußern ("ehemann hat mich belogen, betrogen und jetzt verlassen. er darf die kinder nicht bekommen"). in 14 tagen wird meine frau mit der gleichen beraterin sprechen. ich erhoffe mir etwas von diesem treffen.
heute werde ich zum JuA gehen und mich dort beraten lassen.
wenn wir uns nur gerichtlich "einigen" können, wäre das sicherlich schlimm für unsere kinder. mein wunsch und meine hoffnung ist, dass meine frau sich nach einiger zeit beruhigt und mit mir gemeinsam eine einvernehmliche lösung findet.
sobald anwälte mit im boot sind, geht der krieg los. den wird auch einer von uns beiden gewinnen, aber eigentlich werden wir alle verloren haben.

vielen dank nochmal für euer interesse und eure anteilnahme.

Ansa, ich werde MarliJo kontaktieren.

Lieben Gruß

Matthew
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Ansa
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Ansa »

Moin,

in einem kann ich Dich beruhigen, alle professionellen Kräfte die ich kenne, auch Caritas, JuA und weitere schwören auf "das eine hat mit dem anderen nichts zu tun" - also auch wenn Deine Exfrau meint, Du hast kein Recht auf die Kinder weil Du sie betrogen hast, werden ihr alle sagen "das ist Paareben und die hat mit der Elterneben gar nichts zu tun." Du magst ein lausiger Ehemann gewesen sein, nur hat das mit Deiner Vaterrolle absolut nichts zu tun. Und so ist auch die landläufige Haltung bei solchen Sachen.

Nicht Unterhalt zahlende Väter haben ja auch ein Recht auf das Beisammensein mit ihren Kindern, da Unterhaltsrecht und Umgangsrecht getrennt von einander bewertet werden. Was da manchmal unter den Eltern abgeht ist unvorstellbar. Aber es ist auch gut, das es so ist.

Gerichte suchen nach Lösungen für die Kinder (jedenfalls sollten sie das tun), wenn sich einer der Ehepartner komplett verweigert, ist das nicht unbedingt förderlich. Kinder werden angehört, ohne ihre Eltern, nicht immer, aber häufig. Wenn es dazu kommt, kannst Du Deine Kinder vorbereiten. Sie sollen ehrlich sein (Richter darf man nicht belügen, gell?) und offen sagen, was sie denken und sich wünschen. Normalerweise behält der Richter diese Dinge für sich, bezieht sie aber in seine Bewertung mit ein. Richter neigen auch dazu, vor der Verhandlung mal quer über den Flur zu gehen und wenn dann das Kind, das angeblich furchtbare Angst vor seinem Papa hat, freudestrahlend auf diesen zuläuft und vor Begeisterung aus dem Häuschen ist, dann war das wohl nichts, das mit der Angst.... sie sind speziell geschult und dafür ausgebildet. Jedenfalls die meisten.

Klar, es gibt Anwälte, die wollen immer alles..... aber das muss man nicht mitmachen. Ich bin zu meinen Terminen bei Gericht ohne Anwalt gegangen, ich kann doch viel besser für mich sprechen und sagen, was ich mir wünsche. Familiengerichte sind ein wenig anders, da geht es nicht um Schuld oder nicht Schuld, sondern darum, für alle Beteiligten das Beste zu wollen und wer könnte besser für mich und meine Kinder sprechen, als ich selbst? Ich musste später sogar bei Meinungsverschiedenheiten das Gericht um Hilfe bitten, dann war hinterher wenigstens für alle klar "SO ist das!" Fertig. Manchmal ist es einfacher.

Dem Richter kannst Du erzählen, wie es zu Hause ist, wer wann die Kinder betreut und für sie da gewesen ist, was Du Dir wünschst - kein Anwalt kann das so rüber bringen wie Du persönlich. Für die Scheidung wirst Du einen brauchen, keine Frage, aber ansonsten sprich für Dich selbst, es gibt zwar Regeln, wie man das normalerweise löst, aber die sind nicht bindent. Anwälte pochen, meiner Meinung nach, viel zu oft auf Gesetz und Klarheit..... das aber ist nicht individuell. Dein Anwalt soll tun, was Du ihm sagst, dafür wird er auch bezahlt, Du bist in dem Fall der Arbeitgeber ,)

Deine Exfrau kann bestimmt erst zur Ruhe kommen, wenn ihr räumlich getrennt seid - das ist einfach so, überlege Dir das und versuch das so schnell als möglich hinzubekommen, erst dann können sich die Dinge ändern. Nur an alleiniges Sorgerecht solltest Du nicht denken, das gibt es nur noch (weil die Rechte der Väter gestärkt worden sind) wenn Gefahr für Leib und Leben der Kinder besteht und das ist äußerst selten der Fall.

Viele Grüße
Ansa
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tarsshaft
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von tarsshaft »

hallo matthew!

ja, ich habe auch einige experten-beiträge gelesen...allen gemeinsam ist , dass sie als "tipp" schreiben, beide elternteile müssten schon an einem strang ziehen, absprachen seien stets unbedingt einzuhalten und überhaupt sei ein weitgehend freundlicher umgang der elternteile miteinander unabdingbar, wenn das modell funktionieren soll. und genau das ist der punkt, den ich kritisiere: die IDEE dieses modells ist vielleicht eine sehr kinderfreundliche, nur die UMSETZUNG scheint mir sehr schwer, wenn nicht gar in vielen (den meisten?) fällen unrealistisch. ich bin ja nun auch erwachsen und habe die ein oder andere beziehung hinter mir. trennung bedeutet für mich: trennung. aus welchen gründen auch immer. jedenfalls interessieren mich nach einer trennung die belange meines ehemaligen partner nicht mehr und ich möchte schon gar nicht gezwungen sein, darauf irgendwie achten zu müssen. ich weiß, es gibt die, die sagen "freunde bleiben" - nun, zu denen hab ich nie gehört. jedenfalls: wenn ich also kinder habe, dann "muss" ich zwangsläufig in irgendeiner form mit dem ex in kontakt bleiben. DAS stelle ich mir extrem schwer vor. vor allem, wenn die fronten verhärtet sind und kinder leicht als druckmittel missbraucht werden, um den anderen in die ein oder andere gewünschte richtung zu lenken. wir sind "nur menschen" und extremsituationen wie eine trennung können uns so sehr überfordern, so dass wir nicht mehr so handeln - nämlich "erwachsen" - , wie wir dies vielleicht normalerweise tun würden. in so einer extremsituation scheint sich deine ex zu befinden. das wechselmodell ist ein modell, das im kern sicher gut gedacht ist, das aber meiner meinung nach unrealistisch ist.
wie gesagt: für mich sowohl als kind als auch als erwachsene ist es unlogisch, mehr als ein zuhause zu haben. zuhause heißt per definition für mich: mein nest, meine insel, mein ruhepool. kein lebenwesen baut mehr als ein nest. normalerweise.
bis bald, liebe grüße tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
MarliJo

Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von MarliJo »

Hallo Matthew,

fern schreibe ich dir meine Gedanken.
Matthew hat geschrieben:ob wechselmodell oder ein anderes konzept.
wenn meine frau nur dann "glücklich" sein kann, wenn ich unglücklich bin, und immer unglücklich ist, wenn ich glücklich bin, gibt es für die kinder keinen ausweg.
Nachdem ich beim mitlesen bisher ein wenig gedacht habe, dass du ein wenig rational an dein/euer Problem herrangehst, sehe ich in dem zitierten Satz genau Das, was du gegenwärtig zu eurer Situation fühlst. Und das finde ich zunächst mal wichtig, wenngleich ich mir sehr vorstellen kann, wie ausweglos sich das anfühlt.
Ich möchte mich Ansa's Rat unbedingt anschliessen - auch aus eigener Erfahrung - und meine, du solltest deinem Willen, dich zu trennen, Taten folgen lassen.
Meine Ex-Lg hat "nur" noch 23 Monate im Haus gewohnt, nachdem es so gut wie klar war, dass sie geht. Aber ich möchte solch eine Zeit nie wieder erleben müssen.
Enttäuschte und verlorene Liebe und Zuneigung sind ein schlechter Ratgeber.
Ich kann mir die Atmosphäre, in der ihr und die Kinder. lebt, gut vorstellen...vorstellen kann ich mir kaum, wieviel Porzellan in den Jahren bei euch zerschlagen wurde. Ich möchte es so schreiben, wie ich es es gedacht habe. Jeden Tag den du bleibst, ist ein Tag an dem du an den Verletzungen deiner Frau zerrst und jeder Tag, den sie mit ihren Verletzungen nicht umzugehen weiß, trägt sie auf deinem und dem Rücken der Kinder aus. So wie du eure Situation schliderst, ist es klüger, du räumst das Feld und gibst damit euch beiden die kleine Chance, Dinge mit Abstand voneinander bertrachten und wirken lassen zu können.
Ich denke mir und merke, du möchtet deine Kinder "mitnehmen", zur Hälfte in das Modell, was dir als das Beste vorschwebt. Aber der Versuch eines Wechselmodells geht eben wirklich nur im beiderseitigen Einvernehmen der Eltern -und das scheint mir derzeit nicht gegeben. Erzwingen kannst du es nicht, und auch Behörden würden das nicht tun, wenn es dafür keine Grundlage gibt.
tarsshafts Blickwinkel ist ein ganz wichtiger, weil er beschreibt, wie Kinder fühlen, wenn sie sich zum einen für ihre getrennten Eltern verbiegen (müssen) und zum anderen keine klaren Strukturen mehr wahrnehemn, verbunden mit den dann einhergehenden Unsicherheiten Ängsten.
Wie du schreibst, sind die praktischen Gegebenheiten (Umfeld/Wohnungsnähe) für ein Wechselmodell vorhanden. Klar, das sind die Voraussetzungen...aber das allein reicht nicht, denke ich.
Das mit er immer wieder beschworenen guten (freundschaftlichen) Nachtrennungsatmosphäre zwischen den Eltern, die für dieses Modell auch für unbedingt notwendig gehelten wird, sehe ich aus eigener Erfahrung mittlerweile nicht mehr für Voraussetzung an - gut, wenns so ist, aber wenn nicht, dann eben nicht (Feindschaft funktioniert natürlich nicht!). Meine Ex-Lg und ich haben ein normal entspanntes Verhältnis, solang sie sich nicht auf den Schlips getreten fühlt...gibts Probleme gibts Unentspanntheit (und das geht auch nicht immer an den Kindern spurlos vorbei, wenns doof kommt).
Voraussetzung für das Wechselmodell ist Konsens zwischen euch Eltern, dass es ein tragfähiges Modell ist für die Kinder und die Erwachsenen und meiner Meinung muss es praktisch wie emotional tragfähig für alle sein.
MarliJo

Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von MarliJo »

upps, da bin ich versehentlich auf "Absenden" gekommen...ich mach mal einfach weiter

Was das wichtigste ist -unabhänging von allen Meinungen/Rechtslagen oder Behörden - , dass du dich fragt, was für eure individuelle Situation die gangbarste Variante ist. Ich finde es klasse, dass du deine Kinder so sehr im Blick hast und Verantwortung übernimmst. Horche in dich hinein, ob du deine Kinder nicht vielleicht überforderst, wenn sie zwischen die Fronten geraten und dann von ihnen "erwartet" wird, dass sie undbeschwert und guter Dinge hin und her wechseln.
Wie du es selbst geschrieben hast, welches Modell auch immer, es ist IMMER dann schwierig, wenn es keinen Minimal-Nenner gibt und so seh ich das auch. Meiner Meinung ist der "Erfolg" (ist ja nicht messbar) eines Modells immer davon abhängig, wie gut es ALLEN Beteiligten mit ihren sehr unterschiedlichen Befindlichkeiten damit geht...fühlt sich nur EINER damit überfordert, benachteiligt, nicht gut, treten durch das gewählte Modell und den Problemen leicht Reibungen auf -bei den Kindern werden sie oft nicht wahrgenommen, weil die Erwachsenen genug mit sich selbst beschäftigt sind.
Ich habe meine Kinder (9und bald 13) in den 5 1/2 Jahren seit der Trennung noch nicht gefragt, ob sie sich ein anderes Modell als das Wechsselmodell vorstellen könnten oder ob sie sich bei beiden Eltern und ihren Wohnungen Zuhause fühlen oder nicht (das müssen sie sich auch mit zunehmendem Alter selbst beantworten9, ber ich würde behaupten, dass sie innerhalb dieser Jahre immer gern gekommen und auch gegangen sind. Für uns -oder besser die Kinder- nehme ich unser Model als das "geringste Übel" wahr (und ich behaupte, so fühlen es auch die Kinder, denn sie würden es schöner finden, Mama und Papa gäbe es unter einem Dach).
Aber jede Trennung hat eben ihre eigene Dynamik und braucht individuelle Lösungen, damit sich wider neue und gangbae Wege finden.

Viele Grüße
MarliJo
Matthew
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Matthew »

Zunächst einmal: dieses Forum tut mir gut und ich gerate in die Versuchung des reinen schwätzens und debattierens, weil ich dies all die Jahre mit niemanden tun konnte.
Aber ich möchte versuchen, effizient zu schreiben.
Eure Überlegungen sind sehr wertvoll für mich, weil sie das Problem aus allen für mich interessanten Perspektiven beleuchten. Ansa ist der objektive Beobachter, tarsshaft ist meine Kinder, marlijo bin ich bzw meine Frau.
Theorien, die ich all die Jahre über die zeit nach Trennung aufgestellt hatte, lösen sich zur zeit allesamt in Rauch auf. Neue Perspektiven tun sich auf, die ich erst noch verarbeiten muss.
Folgendes ist in den letzten 2-3 Tagen geschehen.
Einen Tag nach dem schon beschriebenen Gespräch mit der Caritas, war ich beim Jugendamt, um dort rat einzuholen. Hier die Ergebnisse des Gespräches in stichpunkten:
1. wenn die Mutter den Vater in Anwesenheit der Kinder massiv beschimpft, bedroht, über die Kinder unter Druck setzt, den Kindern sagt, dass "der Papa mit der neuen ... Kinder macht und euch nicht mehr lieb hat", "dass der Papa uns kein Geld geben wird und aus dem Haus schmeißen will", nennt sich das Kindeswohlgefährdung. Dann hat das JuA die Pflicht einzugreifen und ist dabei wohl ziemlich humorlos bei der Sache.
2. ich soll das Haus kurzfristig verlassen, um Druck aus der Geschichte zu nehmen. Meine Anwesenheit behindert die emotionale Verarbeitung meiner Frau.
3. das wechselmodell ist bloß ein MODELL, das nur in Ausnahmefällen funktionieren kann. In unserem fall ist es wohl ziemlich unrealistisch. Die zwei Tage pro Woche, die meine Frau mir die Tage "angeboten" hatte, und die ich als v
"Völligen Schwachsinn" abgetan hatte, sind eigentlich keine schlechte Idee, wenn alle 14 Tage ein Wochenende dazu kommt. Momentan bin ich dabei, dies für mich zu akzeptieren und muss zugeben, dass ich in Sachen Umgang bisher ziemlich verbohrt war.
4. meine Frau hat kein recht, den Umgang unserer Kinder mit meiner neuen Partnerin zu verhindern. Allerdings soll ich es mit Fingerspitzengefühl gestalten. Das hatte ich ohnehin vor.
5. aus Sicht des JuA ist das wohl der Kinder das wichtigste. Insofern wurde mir klipp und Kar gesagt, dass es kontraproduktiv sei, wenn ich das verhalten meiner frau bei meinen Kindern entschuldige mit Dingen wie "Mama ist momentan sehr wütend. Das kommt bald wieder in Ordnung." Vielmehr solle ich alles daran setzen, Konfliktsituationen aus dem weg zu gehen und notfalls beim JuA zu melden.

Den letzten Punkt habe ich meiner Frau gestern Abend mitgeteilt, was einerseits wieder zu einer sehr aggressiven Reaktion, andererseits jedoch, so kommt es mir vor, zu einer gewissen Vorsicht bei meiner Frau geführt hat.

Dieses Wochenende wird ruhig, da sie bis morgen weg ist, und ich ab morgen weg sein werde. In der kommenden Woche werde ich versuchen, die kurzfristige wohnsituation mit ihr zu klären.

Ich werde euch, wenn es gewünscht ist, auf dem laufenden halten. Immerhin mache ich gerade Dinge durch, die überraschend viele Menschen erleben. Und da sind ein paar ersthand-Informationen gar nicht schlecht.

Vielen vielen dank für euer bisheriges Interesse.

Gruß

Matthew
tarsshaft
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von tarsshaft »

hi matthew!

halte uns, wenn DU es wünschst, gerne auf dem laufenden ,) .

mir hat erst der austausch mit "gleichgesinnten" in diesem forum nachhaltig geholfen, meine tiefsitzenden ängste und traumata, die durch die trennung und vor allem durch den umgang damit ausgelöst wurden, zu verarbeiten. therapien - ich habe zwei gemacht - waren bei mir mehr begleitend nebenher, aber auch nützlich. vielleicht ist die beste hilfe für dich auch eine kombination.

hier in diesem forum hört man sich vorurteilsfrei zu und es geht um konstruktiven austausch, so dass niemand angst vor vorwürfen haben muss. alle sichtweisen sind wertvoll für alle von uns. jeder meiner threads, der hier feedback bekommt, und jeder kommentar, mit dem ich jemand anderem weiterhelfen kann, helfen auch mir selbst, meine verletzte kinderseele gesunden zu lassen. ich lade dich ein, hier zu lesen und zu erfahren, was andere erlebt haben. sicher hast du auch den ein oder anderen hilfreichen und tröstenden gedanken für die ein oder andere geschichte. irgendwann. fühl dich angenommen und erzähle.

viele grüße, tarsshaft :)
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
Matthew
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Matthew »

Ich wünsche mir, dass ich eines Tages tatsächlich etwas hilfreiches oder wenigstens tröstendes in diesem Forum weitergeben kann. Momentan fällt mir dies schwer, weil ich zu sehr von den Ereignissen erdrückt werde.
Meine Situation spitzt sich weiter zu, was auch daran liegt, dass ich scheinbar über nicht ausreichend Mut verfüge, um gewisse Schritte endgültig zu gehen.
Die Situation ist klar: meine Frau hält eine Waffe an die Schläfen unserer Kinder und sagt, dass sie abdrückt, wenn ich endgültig gehe. Das hört sich böse und brutal an, aber so empfinde ich die Lage. Ich würde mich so gern gut mit meiner Frau verstehen. Dafür sorgen, dass es den Kindern zwischen uns gut geht, dass die Atmosphäre immer fair und konstruktiv bleibt. Doch nichts könnte weiter davon entfernt sein. Ich habe die Wahl zwischen zwei Tabus:
1. ich bleibe bei meiner Frau, aus Angst dass sie den Kindern ansonsten irreparable Schäden zufügt. Das bedeutet, dass ich die nächsten 8 bis 10 Jahre mit einer Frau zusammenleben muss (und umgekehrt natürlich...), für die ich außer Bitterkeit und Angst nichts empfinde. Meine eigentliche liebe wäre für mich verloren, da es nicht zuzumuten wäre, all die Jahre auf mich zu warten.

2. ich ziehe das mit der scheidung durch, Vereine mich endlich mit meiner eigentlichen Liebe, würde meines lebtags jedoch nicht mehr glücklich, wissend, dass meine Kinder von nun an durch eine nicht definierbare Hölle gehen werden.

Ich denke, dass diese gewiss sehr drastisch und pessimistisch vorgebrachte Wahl genau das ist, was ziemlich viele Menschen durchleben. Machen wir uns nichts vor! Bei einer scheidung fließt Blut. Entweder dein eigenes oder das deiner Kinder. Ich tendiere momentan dazu, gegenüber meiner nochfrau zu kapitulieren. Meine eigentliche Liebe versucht mir vehement, dies auszureden, mit sicherlich guten und logischen Argumenten. Aber wenn die eigenen Kinder zur Disposition stehen, gibt es eigentlich keine Wahl.

Gruß

Matthew
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Muckelmaus
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo Mathew!

Auch von mir ein verspätetes Willkommen in unserem kleinen, feinen Forum.

Dein letzter Post hat mich geschockt. Deine Worte sind sehr drastisch und scheinen keinen Weg offen zu lassen.

Und doch ... so zumindest mein erster Gedanke und mein erstes Gefühl ... es gibt sicherlich einen Weg.

Es ist nachvollziehbar, dass du (vielleicht auch aus einem ersten Impuls heraus) deine Kinder und deren Wohlergehen vor dein eigenes stellst und es ist auch verständlich, dass du Angst hast, dass deine Nochfrau ihre Androhungen Wahrheit werden lässt.
Deine Situation ist schwierig und egal, wie du nun entscheidest, es wird nicht einfach werden.

Mal völlig abgesehen von der emotionalen Seite, die für alle Beteiligten gut bedacht werden muss, solltest du vielleicht eine Art Tagebuch führen und dort detailliert beschreiben, was deine Frau sagt, tut und androht. So hast du etwas in der Hand, wenn es hart auf hart kommt - für Jugendamt, Anwälte usw.

Ich kann dir nur zur Ruhe raten. Fälle keine schnellen und überstürzten Entscheidungen, sondern wäge gut ab. Hole dir Hilfe, wo du sie bekommen kannst - Jugendamt, Erziehungsberatungsstellen, Anwälte, Mediatoren und und und.

Viel Kraft und Mut wünsche ich dir
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
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Ansa
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von Ansa »

Hallo Matthew,

es gab durchaus Zeiten in meinem Leben, da habe ich gedacht, "hätte ich gewusst, was mein Exmann alles tut und zu was er fähig ist, ich wüsste nicht, ob ich nicht geblieben wäre....." Heute, 10 Jahre später und mit mittlerweile großen Kindern weiß ich, DAS wäre DER Fehler schlechthin gewesen.

Was hat mein Liebster meinen Kindern mitgegeben, zu erleben, wie Familie funktioniert; erleben, wie Partnerschaft und Beziehung zwischen Eltern funktioniert; eine lachende und glückliche Mama; ein fürsorglicher Freund, der immer für die Kinder da war und ist; eine verlässliche Größe innerhalb ihrer Familie - oh und ja, manchmal ist er für die Mädchen sehr schwer auszuhalten - wenn er Erklärungen einfordert, warum ein Jahr Bibelschule denn nötig sei - etwa. Er zwingt sie zum Nachdenken und Überdenken und, sie schätzen das.

Kinder die in einer Beziehung aufwachsen, deren Eltern sich nicht lieben - wachsen weitaus schlimmer auf, als Trennungskinder. Ihr Atmosphäre ist vergiftet, sie spüren die Distanz, die nicht vorhandene Achtung und Zuneigung, die Düsternis der Elternbeziehung. In solchen Familien werden Kinder instrumentalisiert und können nicht frei und offen aufwachsen, wie es notwendig wäre. Und meist verlassen sie eines Tages die Familie und lehnen ihre Eltern ab, vor allem, wenn einer sagt "aber ich habe es für Dich getan" - denn, machen wir uns nichts vor, das stimmt nicht. Solche Entscheidungen fällt man für sich selbst, aus Gründen, die jeder für sich festmchen muss. Und sei es nur, damit es friedlicher scheint.....

Ja, eine Tennung ist ein Trauma - betroffene Kinder brauchen, wenn die Eltern sich gut verstehen, etwa 3 Jahre um ihren Weg damit finden zu können, um wieder emotional stabil zu werden. Das dauert entsprechend länger, wenn die Eltern zanken und streiten. Aber, das ist auch Entwicklungszeit der Kinder, in denen viel geschieht. In einer bleibenden Familie, wo die Eheleute sich nicht achten und lieben, und Druck herrscht (so wie bei Dir, die bösen Worte sind ja schon gefallen....) dauert das Drame der Kinder weitaus länger, mitunter ihr ganzes Leben. Und ich kenne viele Kinder, die offen sagen "Mir wäre es lieber gewesen, ihr hättet Euch getrennt." Nun ist das keine Entscheidung, die Kinder treffen können, sondern eine, die Deiner Frau und Dir obliegt.

Es geht ja nicht nur um das Leben Eurer Kinder, sondern auch um Deines und Ihres. Jeder hat das Recht auf Erfüllung und Glück.... und, ich glaube auch, die Pflicht, genau DAS seinen Kindern vorzuleben. Denn das brauchen sie im Leben, dringend.

Die Idee, Tagebuch zu führen ist gut, schreib auf, was passiert - es gibt am Ende ja auch die Möglichkeit, das die Kinder bei Dir leben, wenn ihre Mutter dazu nicht fähig ist, sie liebevoll zu begleiten. JuA und andere Hilfestationen sind wichtige Anlaufpunkte für Dich.

Und, so lange Du dort weiterhin bleibst, so lange kann Deine Frau mit der Situation nicht umgehen..... solange baut sie Druck auf, um Dich zu halten und den steigert sie, je mehr sie spürt, das Du gehen willst. Ein harter klarer Schnitt ist für alle Beteiligten besser - es ist ja auch möglich, das sie, nachdem die Tür hinter Dir zufällt, aufgibt und gesprächsbereit ist.

Viele Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
tarsshaft
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Re: Mitten in der heißen Phase

Beitrag von tarsshaft »

hi matthew!

glaubst du im ernst, dass deine kinder etwas davon haben, wenn du "wegen ihnen" bei deren mutter bleibst? wenn du das tust, DANN fügst du deinen kindern einen schwer zu reparierenden schaden zu, weil sie sich dann nämlich für dein unglück verantwortlich fühlen. da hilft es wenig, wenn du ihnen sagst, sie seien natürlich an nichts schuld. aber es sind KINDER, die nun mal in einer kinderwelt leben, die anders funktioniert als die erwachsenenwelt. sie fühlen, dass es dir nicht gut geht. kinder sind nicht blöd, sie sind "nur" jung.

auch meine eltern haben damals geglaubt, dass "die kinder das eh nicht verstehen". die kinder haben alles verstanden, konnten aber nichts von allem, was geschah, in einen für sie logischen zusammenhang setzen. dieses "nicht-verstehen-und-sich-damit alleingelassen-fühlen" hat mir sehr große angst gemacht. und DAS habe ich meinen eltern nie verziehen. nicht die trennung selbst, sondern dieses "durch-uns-durch-schauen". so hat es sich angefühlt. als seien wir gar nicht da. ich habe ihnen so manches detail, das ich damals ihrer meinung nach wegen meines alters "eh nicht verstanden" habe, bei späteren diskussionen, als ich schon längst erwachsen war, unter die nase gerieben...und da haben sie nur geschockt mit dem kopf geschüttelt und gesagt:"ihr habt das alles also doch tatsächlich mitbekommen." ja, haben wir. warum auch nicht? wir waren schließlich dabei.

also: wenn du etwas für deine kinder tun willst, dann geh. deine ex führt sich sowieso schon auf, da hilft es wenig, wenn du bleibst in der merkwürdigen hoffnung, dass sie sich dann vielleicht wieder mal beruhigt. du hast angst, sie tut deinen kindern etwas an? so liest sich dein letzter post. nun, psychisch tut ihr beide den kindern bereits jetzt schon etwas an und solange die situation so ist, wie sie ist, leiden sie.

es ist nicht die trennung als solche, die einem kind schaden zufügt und es nachhaltig traumatisiert. es ist der UMGANG damit. die ART und WEISE, wie die erwachsenen damit umgehen. das kann ich dir aus eigener erfahrung sagen. kinder wollen, dass es mama und papa gut geht. für sie gibt es nur die elternebene. väter und mütter müssen aber erkennen, dass es für sie neben der elternebene auch eine paarebene gibt, auf der sie andere verantwortlichkeiten haben. und diese ebene kann kaputt gehen. die elternebene niemals.

kinder wollen glücklich sein. sie haben die fähigkeit, sich dafür entsprechend anzupassen. das gelingt ihnen um so besser, je besser die begleitung durch die erwachsenen ist. nach überwindung des erstes schocks und wenn sie hilfe von erwachsener seite bekommen, seien es eltern, sonstige erziehungsberechtigte oder therapeuten, dann können auch scheidungskinder ein glückliches leben führen und gesunde beziehungen haben.

du bist ein liebender vater, matthew, aber du bist auch ein erwachsener mann, der das recht auf selbstentfaltung hat wie alle anderen.

viel mut und viel energie! und viele grüße tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
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