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Leiblicher Vater ist tot, begraben und wir wussten nichts

Verfasst: 23. April 2013 19:52
von sonnenschein2
Liebes Forum,
jetzt wende ich mich als erwachsenes Scheidungskind an euch.
Ich habe aus der Zeitung in einer Todesanzeige erfahren, dass mein leiblicher Vater verstorben ist und auch schon beerdigt worden ist.
Mein Bruder und ich hatten seit Jahren keinen Kontakt mehr zu unserem Vater. Er hat uns Kindern sehr weh getan und hat dann irgendwann den Kontakt zu uns abgebrochen. Wir haben den Kontakt dann auch nicht mehr gesucht, weil wir uns schützen mussten...
Nun weiß ich, dass mein Papa nicht mehr da ist und kann das gerade für mich gar nicht einsortieren. Ich kann noch nicht mal meine Gefühle sortieren. Wut, Trauer, Enttäuschung, Traurigkeit...alles ist da. Und vor allen Dingen, nicht die Wahl gehabt zu haben ob ich mich verabschieden möchte...

Wie soll ich damit umgehen? Mögt ihr euch dazu äußern?
Irdendwie traurige Grüße
Sonnenschein2

Re: Leiblicher Vater ist tot, begraben und wir wussten nichts

Verfasst: 23. April 2013 20:48
von Yvaine
Liebe Sonnenschein2,

oh je. Das tut mir sehr Leid für Dich! Lass dich mal feste drücken :umarmen:

Auch mir ist es schon mal passiert, dass jemand gestorben ist, begraben wurde und ich war nicht da. Ich hab es auch erst ein paar Tage später erfahren, weil die Leute dachten, man müsse mich schützen. Der Unterschied ist nur, dass ich die Person sehr gemocht hab. Aber prinzipiell kann ich sehr gut nachvollziehen, wie es Dir geht!

Ich sag immer: Eltern und Geschwister kann man sich nicht aussuchen. Man bleibt verwandt.
Das meine ich sehr ernst. Ich bin mir sicher, dass Du Dich von Deinem Vater distanziert hattest, dennoch finde ich es wichtig, dass Du Dir Raum gibst. Sicher gibt es auch schöner Erinnerungen, und ich finde es ist wichtig, dass Du eine Möglichkeit findest, darum zu trauern.

Außer natürlich, Du hast schon abgeschlossen, aber das glaube ich nicht. Denn sonst hättest Du nicht geschrieben.

Ich mag Dich einfach nochmal knuddeln und Dir hier meine Schulter anbieten.
:umarmen: Yvaine

Re: Leiblicher Vater ist tot, begraben und wir wussten nichts

Verfasst: 23. April 2013 21:53
von Tamara22
Hey du Liebe,
ich setz mich mal n Moment zu dir...
Ich kann diese ganzen Gefühle wahrnehmen und dass du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst...tu einfach nichts.
Es ist ok, du bist genau so ok und alles was da ist auch.
Ich formuliere es mal ganz vorsichtig, weil da viel Schmerz grade ist, vielleicht kannst du hindurch hören.
Der Zeitpunkt deines Abschieds von deinem Vater ist noch nicht gekommen und er ist auch noch nicht vorbei...denn du bist da,
hier jetzt, eben hast du es erfahren, eben geschieht das was geschieht und du bist Teil davon.
Und es ist schmerzhaft und traurig und auch leer und enttäuschend und das alles beinhaltet ein Abschied mitunter.
Du findest deine Schritte für diesen Weg, niemand kann dir das nehmen und niemand bestimmt, wie du ihn gehst.

Ich begleite dich, egal wie, egal wohin, bin in Gedanken da und hier zum Lesen und dir antworten, wenn du nach Antworten suchst.
Ich nehme Anteil an deinem Abschied, so du das magst.

Von Herzen
Tami

Re: Leiblicher Vater ist tot, begraben und wir wussten nichts

Verfasst: 24. April 2013 07:23
von Ansa
Guten Morgen Sonnenschein,

das ist bestimmt einSchock für Dich gewesen und klar, jetzt strömen alle möglichen Empfindungen auf Dich ein, kindliche, erwachsene, hässliche, schöne (es gab doch bestimmt schöne Erinnerungen irgendwann) und alles mischt sich wild durcheinander.

Die Wahl Dich zu verabschieden besteht aber noch, und vielleicht anders als gewünscht aber sie ist da. Niemand wird Dir verwehren an seinem Grab Abschied zu nehmen, ganz für Dich allein, ungestört..... unbeobachtet.... unbewertet. Ich kann mir vorstellen, das diese Möglichkeit keine schlechte ist?

Ansonsten, sind wir für Dich da, das weißt ja. Helfen beim sortieren, hören zu und trösten Dich, sofern wir es können.....

Alles Liebe
Ansa

Re: Leiblicher Vater ist tot, begraben und wir wussten nichts

Verfasst: 25. April 2013 08:09
von Bolz
Hallo Du,

auch mir ist das schon passiert, dass ich mich von jemandem nicht verabschieden konnte und ich habe es bis heute nicht geschafft mir selbst zu verzeihen alle vorherigen Gelegenheiten nicht genutzt zu haben.
Man schiebt so gern Unangenehmes oder Unpassendes vor sich her und dann ist es auf einmal zu spät. Nun ist es so und nicht zu ändern, damit muss man dann irgendwie klarkommen.

Ich habe mir daher vorgenommen, wenigstens daraus zu lernen und nie wieder aus Trotz, Stolz oder ähnlichem eine Gelegenheit zur Aussprache vor mir her zu schieben, damit mir das nie wieder passiert.
Eventuell kannst ja auch Du so etwas positives in dieser Situation finden und es als Denkanstoß und Gelegenheit es besser zu machen ansehen. Dann hat das Ganze einen guten Sinn.

Ich wünsche Dir, dass Du irgendwann mit Deinem Verlust Frieden finden kannst.

Lg
Bolz