Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
Titania
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Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Titania »

Liebes Forum,
ich habe mich hier angemeldet, da ich nicht mehr weiß was ich tun soll.

Meine Geschichte:
Ich bin weiblich, 16 Jahre alt. Meine Eltern leben seit ich sieben bin getrennt, seit längerer Zeit sind sie geschieden.
Ich lebe bei meiner Mutter und meine große Schwester (19) bei meinem Vater.
Es fing also damit an, dass meine Eltern sich trennten (der Grund ist nicht ganz klar), meine Mutter und ich (damals sieben) zogen aus.
Sie kam dann mit einem ehemaligen Freund unserer Familie (P.) zusammen. Wir wohnen immer noch alle im selben Ort, also Papa und Schwester, Mama und Ich und der Freund meiner Mutter ( er lebt übrigens noch bei seiner Mutter (!) und kommt nur abends zum Schlafen zu uns).
Tja...dann ging es los. Meine Mutter fing an gelegentlich Alkohol zu trinken ( ich war damals sieben).
P. hat in dem Haus seiner Mutter so eine Art "Partykeller" in dem fast jedes Wochenende irgendetwas stattfindet. Deshalb saß ich schon mit meinen sieben Jahren bis spät in die Nacht da am Tresen und habe gewartet, dass Mama und ich endlich nach Hause gehen....natürlich war sie meistens dann ziemlich betrunken. Aber ich brachte sie trotzdem Wochenende für Wochenende nach Hause ( ständig ist sie in sich zusammengesunken...). Am nächsten Morgen saß sie dann meist ziemlich fertig in der Küche und mit ihr war den ganzen Tag nichts anzufangen.
Jetzt wo ich in einem Alter bin wo mir alles klar wird, bin ich unendlich sauer auf den Freund meiner Mutter!!!
Ich kann nicht fassen, dass er ein siebenjähriges Kind neben seiner volltrunkenen Mutter sitzen lässt. >:(
Manchmal kam er nachts in mein Zimmer gestürmt und hat mich angeschrien, dass ich an allem Schuld bin, ich störe und was mein Vater doch für ein schlechter Mensch ist. Ich kann damit nicht mehr umgehen, er sitzt bei uns auf dem Sofa und tut so, als wenn alles suuuperobertoll wäre! :dampf:

Ich habe mit meiner Mutter schon oft gesprochen, aber sie sieht es nicht ein...sie sagt zwar, dass ihr das alles schrecklich leid tut, unternimmt aber nichts!
Ich habe ihr gesagt, dass ich das so nicht mehr länger mitmache. Ich würde mich so freuen wieder eine richtige Familie zu haben....mit einem "Vater" :bussi: ... der bei uns richtig einzieht (oder wir zu ihm...) und der morgens zur Arbeit fährt. Es wäre so toll wenn der auch nett zu mir wäre!! :)
Ich würde jetzt erst mal gerne umziehen, damit wir neu anfangen können.

Findet ihr, wenn ich meine Mutter vor die Wahl stelle, "Er oder ich", ist das dann zu viel verlangt von mir?

Tut mir leid, dass es so viel Text geworden ist.
Aber ich brauche jetzt wirklich einen Rat von "Experten", seit neun Jahren mache ich das jetzt mit, ich kann nicht mehr!!

LG Titania
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Ansa
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Ansa »

Willkommen bei uns Titania,

bei allem was Dir widerfahren ist hast Du Dir einen g anz schön starken Namen gewählt und ja, das ist kaum zum Aushalten gewesen. Ich kann Dich so gut verstehen, dass Du das nicht mehr mitmachen willst.

Ich befürchte allerdings, die Idee "Er oder ich" wird nicht funktionieren. Wenn ich das so lese, dann ist Deine Mum Alkoholabhängig und schon lange nicht mehr Herr ihrer Entscheidungen. Süchtige können nicht zu ihrem Wohl oder zu dem Wohl anderer entscheiden, sie sind dazu nicht mehr in der Lage.

Und es ist nicht Deine Aufgabe das aufzufangen oder auszuhalten. Dein Wunsch nach Familie ist völlig okay, das würde ich mir auch wünschen. ,)

Was ist denn mit Deinem Vater? Kannst Du nicht einfach zu ihm gehen? Ist er oder war er in all den Jahren für Dich da? Deine Schwester?

Erst einmal liebe Grüße
Ansa
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Bolz
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Bolz »

Hallo Du,

das ist ja eine richtige Sch… die Du erleben musstest und auch jetzt wo Du fast erwachsen bist fühlt es sich wahrscheinlich nicht viel besser an.

Alkoholabhängigkeit ist eine schlimme Sache, nur leider sind die süchtigen Personen selten in der Lage sich selbst daraus zu helfen, noch viel weniger können sie sich meistens noch gut um andere kümmern.
Ein alkoholabhängiger Mensch braucht professionelle Hilfe, die kann eine Tochter einfach nicht bieten.

So, nun aber zu Dir. Dass Du Dir eine Familie wünschst kann ich gut verstehen. Wie sind denn Deine persönlichen Pläne für die nächste Zeit ? Wirst Du die Schule beenden, oder machst Du Abitur und planst ein Studium ? Wie lange planst Du noch bei Deiner Mutter zu wohnen, oder kannst Du vielleicht zu Deinem Vater und Deiner Schwester wechseln ?

Die Idee mit dem Ultimatum finde ich nicht sehr hilfreich. Ersten ist ein Ultimatum immer eine Art Erpressung und wer lässt sich schon erpressen ? Wie würdest Du reagieren, wenn Dir jemand Deinen Freund verbieten will ?
Da sind so viele Dinge die bei sowas schief gehen können…was machst Du, wenn sie sich für Ihren Freund entscheidet ?

Du bist bald volljährig und dann kannst für Dich allein entscheiden, gibt es bei Deinen Freunden, Verwandten oder Lehrern eine Vertrauensperson die sich Deine Sorgen anhören kann und Dir helfen kann Deinen weiteren Lebensweg zu planen, so dass Du ein Ziel hast wie es für Dich besser weitergehen kann?

Viele Grüße
Bolz
Titania
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Titania »

Bin ich froh, dass jemand geantwortet hat :)

Also ob meine Mutter alkoholabhängig ist kann ich nicht so gut sagen...sie trinkt halt öfter mal ein paar zu viele Gläser Wein. Ich glaube nicht, dass sie schon stark abhängig ist,möchte allerdings natürlich auch nicht dass es soweit kommt :(
Meine Schwester und ich sind fest der Meinung, dass ihr Freund daran Schuld ist. Er verleitet sie dazu und bringt immer Wein mit (so in Kanistern)!

Zu meinem Vater gibt es leider nicht so viel zu sagen.... Er wohnt ein paar Straßen weiter, aber ich bin nicht oft da.... Er interessiert sich einfach nicht für mich. Er arbeitet viel (Polizist) und war auch in den schweren letzten Jahren nie für mich da. ( Außer, dass er früher bei uns vor der Tür stand und den Freund meiner Mutter verprügeln wollte). Mittlerweile haben wir uns so entfremdet, dass mir meist meine Lehrer näher stehen....
Nebenbei bemerkt möchte ich meine Mutter auch nicht alleine lassen !
Ich mache jetzt erst mal mein Abi und wollte dann studieren (was mit Philosophie, Kunst, Literatur und Oper :D )
LG
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Ansa
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Ansa »

Liebe Titania,

es ist für Angehörige von Betroffenen sehr schwer auszuhalten (ich hoffe, Muckel meldet sich noch dazu *malrüberwink*) und zuzusehen. Am Ende ist es aber so, dass Deine Mum den Wein freiwillig trinkt, okay, ja, er bringt ihn mit, aber sie trinkt ihn - müsste sie ja nicht tun.... und sie ist erwachsen.

Ich verstehe gut, das Du sie nicht allein lassen möchtest, aber Du als Kind darfst auch nicht die Verantwortung für sie übernehmen und auf sie aufpassen, das sollte genau andersherum sein.

Wenn Du mit ihr redest, was sagt sie selbst denn dazu? Wie sieht sie die Situation oder Deine Forderung?

Liebe Grüße
Ansa

P.S. gut das Du Deine Schwester hast und tolle Pläne für die Zukunft.
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Muckelmaus
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen Titania und Guten Morgen ihr alle!

Zuerst einmal *rüberwinkzuansa*

Gerade erst habe ich deinen Post hier gesehen, Titania und wenn ich deine Geschichte lese, fühle ich mich ein wenig an meine Kinder- und Jugendzeit zurück erinnert.

Meine Mama war auch alkoholabhängig und daher kann ich nachfühlen, wie schwer deine Situation nun ist, gerade im Bezug auf den Alkohlkonsum deiner Mutter.
Zunächst möchte ich dick und fett unterstreichen, was Ansa schon schrieb. Niemand zwingt deine Mama, den Wein zu trinken. Sie könnte Nein sagen, was sie aber nicht tut. Sie entscheidet sich also bewusst für den Alkohol. Sie ist ein erwachsener Mensch und die Verantwortung für ihr Leben liegt allein in ihren Händen, nicht in den deinen. Das ist ein ganz wichtiger Satz, den du verinnerlichen solltest. Du kannst nicht die Verantwortung für sie tragen, denn du bist schon für dich und dein Leben verantwortlich. Alles andere wäre für ein Mädel in deinem Alter viel zu viel verlangt. Der nächste wichtige Schritt ist, dass deine Mama selbst erkennen muss, dass sie ein Alkoholproblem hat. Denn nur dann und wirklich nur dann, ist sie bereit, sich professionelle Hilfe zu holen. Familienmitglieder, so gut sie es auch meinen, können da nicht helfen. Sie sind überfordert und leiden selbst viel zu sehr unter der Situation.

Stell deine Mama nicht vor die Wahl "du oder er". Der Schuss könnte und ich bin mir fast sicher, er wird, nach hinten los gehen. Deine Mama wird nur noch tiefer in den Alkoholstrudel gezogen, weil sie gar nicht in der Lage ist, da eine Entscheidung zu treffen und das hilft niemandem.

Du solltest dir Menschen suchen, die dir zuhören, dich auffangen. Menschen, denen du erzählen kannst, wie es dir in dieser Situation geht. Such dir Unterstützung und Hilfe, wo immer du sie bekommen kannst .. eine Tante oder Onkel, ein Vertrauenslehrer, vielleicht die Mama einer sehr guten Freundin von dir, das Jugendamt, evtl. auch psychologische Hilfe für dich.

Falls du reden magst, schreib mich einfach an!

Liebe Grüße
Muckel

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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Titania »

Hilfeee! Was mach ich denn jetzt...
Eure Antworten sind ja alle echt nett, aber das hilft mir ja nicht.
Ich brauche ja irgendwelche Lösungsvorschläge....ich weiß nicht mehr weiter!!
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Ansa
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Ansa »

Liebe Titania,

manche Dinge sind leider nicht so einfach zu lösen - schon gar nicht, wenn man eine Lösung für einen anderen Menschen sucht und das machst Du ja, nicht Du möchtest etwas an Dir verändern, sondern an Deiner Mama - und solche Dinge sind so gut wie unmöglich.

Du bist das Kind und solltest umsorgt und umhegt werden, nicht Deine Mama. Und ich weiß gut, wie schwer das ist, man denkt sich, "sie müsste doch nur aufhören zu trinken..........." aber nur sie ganz allein hat es in der Hand, und so einfach, wie es aussehen mag, ist es für sich nicht. Niemand kann sie dazu bringen, wenn sie es nicht will.

Die anderen haben Dir beschrieben, warum das nicht funktionieren kann - Dir bleibt also nur, nach einer Lösung für Dich selbst zu suchen, bei ihr bleiben und das aushalten (was keine gute Idee ist) oder ausziehen und darüber nachdenken, wo Du hingehen kannst. Zu Deinem Vater oder Deiner Schwester?

Wir hören Dir gern zu und sich für Dich da - aber handeln musst Du für Dich selbst.

Liebe Grüße
Ansa
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Titania »

Ja....da habt ihr recht!
Tut mir leid, aber gestern war wieder alles Mist.
Glaubt ihr es ist eine gute Idee meiner Mutter vorzuschlagen, dass wir gemeinsam mal zur Diakonie ( Suchtberatung ) fahren.
Nur um uns mal zu informieren. Vllt fällt ihr dann selber auf, dass sie ein wenig Hilfe gebrauchen kann.

Wann denk ihr, ist der richtige Zeitpunkt das zu fragen?
Was mache ich wenn sie eiskalt "Nein" sagt?
LG Titania
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Ansa
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Titania,

das hab ich mir beinahe gedacht, Wochenende, gell?

Sag einmal, wie ist Deine Mum denn unter der Woche? Trinkt sie da auch? Oder ist sie da für Dich da, hat Zeit und kümmert sich um Dich?

Die Idee mit der Diakonie find ich gut, das kannst Ihr vorschlagen und dann mal sehen, was passiert. Vielleicht ist es auch eine gute Idee, wenn Reden schwer fällt, ihr einfach einen Brief zuschreiben und sie lesen zu lassen.... mir fällt es z.B. viel leichter, alles in Worte zu fassen, aufzuschreiben und dann dem Empfänger zu geben, dabei kann ich nachdenken und all meine Gedanken auch zu Ende denken und schreiben, ohne das ich im Gespräch plötzlich an einer Stelle bin, an die ich nicht wollte.....

Den richtigen Zeitpunkt zu wählen ist schweirig, sie sollte möglichst entspannt sein - deshalb ist so ein Brief vielleicht auch keine schlechte Idee, denn darfst auf den Tisch legen, bevor Du zur Schule gehst und sie kann lange darüber nachdenken. Sonst üb einfach mal und schreib alles, was Dir auf der Seele brennt nur für Dich auf.

Was, wenn sie "nein" sagt? Das steht zu befürchten, da sie ihre Lage ja ganz anders sieht als Du, aber ich denk, dann hast Du alles getan, was eine Tochter tun kann und musst darüber nachdenken, wie DU weiter machen willst und kannst, unabhängig von ihr. Du bist ganz schön tapfer.

Liebe Grüße
Ansa
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen alle miteinander!

Die Diakonie oder die Caritas sind sicher gute Ansprechpartner für dieses Problem.

Allerdings steht zu befürchten, dass deine Mama das Angebot ablehnen wird.
Vielleicht wäre es für dich selbst zunächst einmal eine Möglichkeit, dir einen Gesprächstermin dort zu holen. Die Diakonie oder die Caritas haben sicher Wege, die sie dir für dich selbst aufzeigen können.

Ich sags noch mal ... deine Mama wird sich erst dann helfen lassen, wenn sie selbst sieht und spürt, dass sie ein riesiges Problem hat. Bis es soweit ist, ist es wichtig, dass du für dich sorgst und ein Gespräch mit der Diakonie ist sicher ein erster Schritt für dich selbst.
Du kannst deiner Mama zunächst nicht helfen, aber du kannst dir helfen!

Liebe Grüße
Muckel

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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Titania »

danke für eure Antworten :)

Ich habe da schon mal angerufen, aber da konnten sie mir nicht wirklich weiter helfen....
Sie ist wenn sie nüchtern ist immer total nett und alles ist super. Ich habe sogar manchmal den Eindruck sie hat ein schlechtes Gewissen, dann ist sie extra nett.
Aber das möchte ich gar nicht! Wenn sie da mit aufhört braucht sie auch kein schlechtes Gewissen haben.
Leider versteckt sie unter der Woche häufig Gläser mit Wein im Schrank..... Jetzt habe ich überlegt ob ich einfach einen Artikel über die Diakonie ausdrucke und ich ihr den in ihr "Versteck" lege.
Oder ich spreche mit ihr wenn sie entspannt (und nüchtern!!!) ist.
LG Titania
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo Titania!

Wenn sie den Alkohol schon versteckt, dann steckt sie schon ganz schön tief in der Sucht.
Es würde nichts bringen, ihr Artikel der Diakonie in ihre Verstecke zu legen. Damit würdest du ihr lediglich zeigen, dass du ihre Verstecke kennst. Sie wird ein schlechtes Gewissen bekommen, welches sie wieder zum Trinken führt und sie wird sich neue Verstecke suchen. Aber ändern würde sich nichts.

Es ist leider so, dass du nichts, wirklich nichts für sie tun kannst, solange sie nicht begreift, dass sie Hilfe benötigt.

Daher noch einmal mein Rat an dich. Such dir Hilfe für dich selbst, in der Schule, in der Familie, beim Jugendamt. Du gehst ansonsten an der Alkoholsucht deiner Mama zugrunde und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede.

Liebe Grüße
Muckel

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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Titania »

:( :( :( :( :´(
Also soll ich wirklich zusehen wie alles noch viel schlimmer wird??!
Ich dachte es geht jetzt endlich mal bergauf....aber wie du es beschreibst steht uns der "Absturz" noch bevor....
Außerdem muss ich noch sagen, dass sie täglich (außer Freitag, da hat sie frei) auf die Autobahn muss, um zur Arbeit zu kommen.
Bis jetzt war sie ja Morgens immer wieder fit ( zumindest unter der Woche) , aber ich machen mir halt Sorgen, dass mal was schief geht :/:
Meint ihr es ist überhaupt möglich sie davon zu überzeugen, dass sie mit mir da hin kommt?

Ich habe übrigens den Tipp mit dem Brief angenommen. Habe meiner Mutter gestern Abend einen Brief geschrieben. Ich habe rein geschrieben, dass mir die Situation so nicht gefällt und so..... den Zettel habe ich ihr Nachts unbemerkt in die Tasche geschmuggelt, hatte gehofft, dass sie ihn heute auf der Arbeit ließt. Sie hat sich jetzt den ganzen Tag nicht dazu geäußert, ich glaube aber sie hat ihn einfach nicht wahrgenommen.

LG Titania
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Re: Hilfe, es ist nicht mehr zum aushalten!

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Titania!

Ja, so weh es tut und so schwer es ist, du kannst nichts anderes tun, als abwarten, was passiert und derweil für dich und deine Seele sorgen.

Weißt du, die meisten suchterkrankten Menschen müssen wirklich erst am Boden liegen, bevor sie verstehen, dass sie da ein riesiges Problem haben. Erst dann können sie Hilfe annehmen.

Ich kann da von meinen Erfahrungen mit meiner Mama reden und ich weiß von vielen Angehörigen alkoholerkrankter Menschen, dass es bei ihnen ähnlich war.
Meine Mama hat ihre Flaschen auch immer versteckt und sie war da recht erfinderisch. Aber gefunden hab ich sie immer. Sie ist mit mir zu Spaziergängen aufgebrochen und hat dann mit mir Verstecken gespielt. Natürlich versteckte sie sich dann immer dort, wo sie ihre Flaschen deponiert hatte. Damals war ich noch zu jung (ich war um einiges jünger, als du es heute bist), um zu begreifen, was sie da eigentlich tat und das ich nur ihr Alibi war, um nach draußen zu gehen. Das habe ich erst viel später begriffen.
Ich habe Erinnerungen an heftige Streitereien mit meinen Großeltern, die so schrecklich hilflos waren und doch nur versuchten, mich zu schützen.

Es war mein Opa, der meine Mama schließlich dazu brachte, ihr Problem anzugehen.
Er ging zum Jugendamt und zum Anwalt und beantragte das Sorgerecht für mich. Dazu muss ich sagen, dass es in meinem Leben keinen Papa gab, weil er viel zu früh verstorben ist. Als der Brief vom Anwalt kam, in dem meiner Mama mitgeteilt wurde, dass mein Opa das Sorgerecht für mich beantragt hatte aufgrund ihrer Alkoholsucht, wurde meiner Mama zum ersten Mal bewusst, dass sie im Begriff war, mich zu verlieren. Der Brief ließ sie erkennen, dass sie am Boden war. Sie ging schon längst nicht mehr arbeiten, ihre Sozialkontakte waren zerbrochen .... sie stand praktisch vor dem Nichts.
Sie ging zum Arzt, von dort in eine Entziehung und von da aus in die Langzeittherapie.

Liebe Titania - ich weiß leider nur zu gut, wie schwer das alles auszuhalten ist. Aber gib deiner Mama die Chance allein zu erkennen, dass sie Hilfe braucht.

Liebe Grüße
Muckel

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