Und was ist mit mir?

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Mary44
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Registriert: 3. Juli 2013 22:33

Und was ist mit mir?

Beitrag von Mary44 »

So, wo fange ich an? Vielleicht damit, dass ich im Moment einfach ein bisschen Zuspruch/Aufmunterung brauche, bzw. ich mir einfach alles mal von der Seele schreiben möchte…?

Ich bin nun auch ein erwachsenes (Fast)Scheidungskind.

Als ich 20 war, erzählten uns (mir und meinen Geschwistern) unsere Eltern, dass sie so nicht weitermachen wollten und, dass das Wort Trennung im Raum stehe, sie es aber definitiv noch einmal versuchen wollen und noch nichts entschieden sei (für mich war ab diesem Zeitpunkt allerdings klar, dass schon alles entschieden war). Natürlich wusste ich, dass meine Eltern in letzter Zeit nicht so gut klar kamen, aber es war trotzdem ein großer Schock.

Ein halbes Jahr später dann, meinten sie, es würde mit ihnen nicht mehr funktionieren und es wäre aus. Trotz der Ahnung, war das wie, als würde einem der Boden unter den Füßen weggerissen…

Nun, wieder ein Jahr später, ist meine Mutter vor knapp einem Monat ausgezogen. Sie hat uns angeboten mit ihr zu gehen, aber ich wollte nicht auch noch das Letzte bisschen aufgeben, dass mir halt gibt- mein „zu Hause“. Außerdem hatte ich mir geschworen, der nächste Umzug wird der in eine eigene Wohnung (die ich mir aber erst nach meinem Studium leisten kann).

Die Situation zu Hause ist teils sehr angespannt. Mein Vater war noch nie der kommunikative, liebevolle Typ, also bekommen wir irgendwelche Anweisungen, die wir befolgen sollen… Der Ärger wird mehr oder weniger an uns ausgelassen und seine Neue hat er auch noch angeschleppt (nachts um 11).

Ich bin die Älteste. Auch wenn meine Geschwister nun nicht mehr so klein sind (16&19), bin ich die, mit der Verantwortung. Mein Vater ist geschäftlich viel unterwegs und selbst wenn er da ist, kümmert er sich nicht sonderlich um uns- ihm ist nur wichtig, dass alles „läuft“.
Meine Oma wohnt auch bei uns im Haus. Zurzeit geht es ihr nicht besonders gut und wir müssen viele Dinge für sie erledigen – ich muss viele Dinge für sie erledigen. Ich mache das echt gerne, aber es zerrt an den Nerven.

Ich selbst stecke mitten im Studium, bin mir im Moment nicht sicher, ob ich nicht einen Fachwechsel vollziehen möchte, da es nicht so läuft wie ich es mir vorgestellt habe.

Meine Mutter möchte, da sie uns ja jetzt weniger sieht, dass wir mindestens 2x die Woche zu ihr kommen. Ich habe ihr gesagt, dass mir das zu stressig ist, mit Uni-Kram und einkaufen und sauber machen, etc. Sie meinte dann, es müssen ja keine festen 2 Tage sein, so wie es uns halt passt… ich verstehe, dass sie uns sehen möchte, aber SIE ist ausgezogen, nicht wir. Ich bin mittlerweile 22 und finde es jetzt auch nicht schlimm, wenn ich meine Mutter mal eine Woche nicht zu Gesicht bekomme. Gleichzeitig möchte ich aber auch nicht undankbar wirken, da sie mir erst vor kurzem ein eigenes Auto ermöglicht hat (ohne das wir auch ziemlich aufgeschmissen wären)…

Zu allem Überfluss habe ich dann auch noch jemanden in der Uni kennengelernt: Er hat mich angesprochen, 2 Monate vor dem Auszug meiner Mutter und ich dachte echt das könnte was werden, endlich hab ich mal Glück, es geht wieder aufwärts… Doch jetzt kam raus (natürlich nachdem ich mich verliebt habe), dass er sich nichts Festes wünscht und sich keine Beziehung mit mir vorstellen kann… Und wieder hat sich ein riesengroßes Loch in meinem Herzen aufgetan. Langsam frage ich mich wirklich ob dieses Herz noch schlimmer zerstört werden kann.

Ich habe im Moment wirklich das Gefühl, dass ALLES schief geht in meinem Leben. Egal was: Familie, „Freund“, Uni… Ich habe auch so langsam keine Kraft mehr. Ich will das alles nicht mehr: Ich will nicht mehr die Älteste sein, ich will nicht mehr Verantwortung tragen müssen, ich will nicht mehr von anderen enttäuscht werden… Ich will, dass endlich mal wieder alles „normal“ läuft, dass ich auch mal wieder richtig glücklich bin. Es tut einfach alles so verdammt weh…
Dann denke ich wieder: Bin ich zu egoistisch? Verlange ich einfach zu viel von mir und meinem Leben? Meine Geschwister haben es auch nicht einfach und trotzdem denke ich nur selten daran, wie es ihnen wohl mit allem geht…
Aber wenn ich mir jetzt auch noch Gedanken über die 2 machen muss, dann dreh ich glaube ich langsam komplett durch...

Mary
Jamy1990
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Re: Und was ist mit mir?

Beitrag von Jamy1990 »

Hallo Mary,

eines vorne weg. Jeder hat irgendwo das Recht auch mal egoistisch zu sein.
Wie du es geschrieben hast, kümmerst du dich aufopfernd um deine Familie.
Ich habe aber irgendwie rausgelesen, korrigiere mich wenn ich falsch liege, dass du deine Mutter so ein wenig als die Schuldige siehst.
SIE ist ausgezogen, SIE hat dich in dieser Situation zurück gelassen, sie hat deine heile Welt-deine Familie auseinander gerissen und dann will sie auch noch, dass ihr sie besuchen kommt.
Hier in dem Falle noch einmal mein Satz von oben, jeder hat irgendwo das Recht egoistisch zu sein. Sie hat sich offenbar nicht mehr wohl gefühlt und wollte da raus. Wenn du mit einem Mann zusammen bist den du nicht mehr liebst, würdest du bei ihm bleiben, weil andere das gerne hätten? Ja du hast noch keine Kinder, aber ihr seid irgendwo auch nicht mehr so klein, dass ihr den grund für eine Trennung/Scheidung nicht verstehen könntet. Und wenn dein Vater schon eine Neue hat, dann war diese Trennung sicher auch sehr in seinem Interesse. Wobei es ein wenig danach klingt, dass dein Vater es einfach gewohnt ist, dass eben alles seinen Gang geht, aber ihr werdet/seid erwachsen, ihr werdet ausziehen und euren eigenen Weg gehen. Ich denke euer Vater sollte sich daran gewöhnen, dass er auch mal Verantwortung übernehmen soll und das nicht nur in Form von Anweisungen.
Mich interessiert ja mal, wenn du so weit alles erledigst, was machen denn dann deine Geschwister? Sie sind ja eigentlich irgendwo auch in einem Alter, wo sie dich gerade mit Haushalt, der Oma, etc. unterstützen könnten.
Dann hättest du mehr Zeit für dich und könntest eben auch schauen, dass du nicht mit deinen Wünschen auf der Strecke bleibst.
Inwiefern meinst du das, wenn du sagst, das Studium läuft nicht so wie du es dir vorgestellt hast?
Hattest du irgendwelche Erwartungen an ein Fach, dass dich jetzt doch gar nicht so interessiert oder wie darf man das verstehen?
Die Sache mit dem Herzschmerz kenne ich nur zu gut, doch es wird jemand kommen, der es wieder flicken kann.


Liebe Grüße

Jamy
Mary44
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Re: Und was ist mit mir?

Beitrag von Mary44 »

Hallo Jamy,

erstmal danke für deine Antwort.

Ob ich meiner Mutter als die Schuldige sehe? Nun ja, mir ist bewusst, dass zu einer Trennung immer zwei gehören und dass mein Vater durch seine häufige Abwesenheit (geschäftlich) nicht gerade unschuldig ist. Natürlich kann ich auch nachvollziehen, dass sie ausgezogen ist. Das würde ich wahrscheinlich auch nicht anders machen...
Mein Vater ist einfach nicht der Typ, der sich groß kümmert. Das war er noch nie und das wird er auch nie werden. Ich kenne es nicht anders und hoffe einfach, dass ich mir später mal einen Mann suche, der eher das Gegenteil von meinem Vater ist. Im Moment ist das soweit auch in Ordnung, er lässt uns mehr oder weniger freie Hand und wir können im Großen und Ganzen selbst schalten und walten- und wie du richtig bemerkt hast, sind wir ja alle schon mehr oder weniger erwachsen. Ich wollte jetzt auch nicht bevormundet werden.

Meine Geschwister helfen schon sehr viel (nun ja, mein Bruder weniger, der steckt aber halt auch gerade mit 16 voll in einer Trotzphase- mit dem müssen sich meine Eltern "rumschlagen"), nur habe ich sowas wie einen Verantwortungs-Tick. Ich bin die Älteste, habe schon früh Verantwortung übernommen und bin auch jemand, der einfach schlecht Nein sagen kann... das war ich schon immer. Und irgendwie will ich die Zwei auch beschützen, vor was genau weiß ich selber nicht...

Studium: Ja, ich hatte mir das Fach bzw. das Studium anders vorgestellt (es ist halt doch kein Vergleich zur Schule). Es ist zwar traurig, dass es jetzt nicht so läuft, wie ich gedacht hätte, aber ein Wechsel ist das einzig richtige was ich mir im Moment vorstellen kann. Ich will schließlich auch mal später etwas machen, dass mir gefällt.

Und klar kommt irgendwann jemand, der das Herz wieder flickt.... Mich nimmt das im Moment nur noch mehr mit, weil alles einfach auf einmal passiert. Wäre ich ihm ein Jahr früher oder später begegnet, wäre es vielleicht einfach etwas einfacher gewesen... Vielleicht habe ich mich da auch in etwas reingesteigert gehabt, weil ich froh war, dass da endlich mal jemand war, der sich für mich interessierte und der nichts von mir erwartet hat.

Dieses "auf einmal" ist halt das, was an mir zerrt. Die Zeit zurückdrehen? Nein lieber nicht! Aber so ein Ausblick, wie es vielleicht in einem Jahr aussieht wäre schön...

Liebe Grüße
Mary
Jamy1990
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Re: Und was ist mit mir?

Beitrag von Jamy1990 »

Hallo Mary,

ja den Verantwortungstick habe ich selbst auch, bin die Älteste von insgesamt 4 Kindern.

Wenn du merkst, dass dir das Fach keinen Spaß macht, dann solltest du defintiv wechseln. Wie du ja bereits gesagt hast, wirst du später darin arbeiten und man sollte schon Lust auf seine Arbeit haben.

Lass dich von der Scheidung nicht so runterziehen. Klar der Umbruch ist schwer, aber du schaffst das. Es wird nicht leicht sein, aber schau immer nach vorne, denke positiv und behalt den Kopf oben.
Du wirst deinen Weg gehen und einen Partner finden, der dich unterstützt :)

LG Jamy
Mary44
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Registriert: 3. Juli 2013 22:33

Re: Und was ist mit mir?

Beitrag von Mary44 »

Danke Jamie,

manchmal braucht man einfach jemanden mit ein paar aufmunternden Worten...

Ich übe mich jetzt auch mal im "Nein" sagen, vielleicht hilfts :)


lg
Mary
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