Bindungsänste

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Rotes Kleid
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Bindungsänste

Beitrag von Rotes Kleid »

HALLO an alle Scheidungskinder da draußen, die ein schreckliche Scheidung durchgemacht haben:

Was haltet ihr davon, wenn gesagt wird, Scheidungskinder haben Bindungsängst oder sind später
nicht in der Lage eine gute Beziehung zu fürhren?

Ich selber bin noch ziemlich jung und hatte noch nie eine so ernste Beziehung, dass ich da mitsprechen
könnte. Aber allein die Vorstellung, auf keine positiveZuknuft hoffen zu könne vermiest meine Laune ganz
schön.

Also wollte ich mich mal nach tatsächlichen Erfahrungen umhören.

Liebe Grüße :)
Rotes Kleid
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Ansa
Inventar
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Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Bindungsänste

Beitrag von Ansa »

Hallo Rotes Kleid,

willkommen bei uns im Forum.

Ich will es mal so sagen, wenn die Kinder von Alleinerziehenden Probleme machen, dann nicken viele Leute und sagen "na klar, kümmert sich ja keiner richtig um das Kind, das musste ja so kommen." Ohne das sie wissen,wie das Kind wirklich lebt. Kann ja sein, das es tagsüber von den Großeltern liebevoll betreut wird und alles richtig gemacht wird - viele Jugendliche stellen unsere Regeln auf die Probe, auch Kinder aus guten und behüteten Ehen..... aber bei diesen wird darüber nicht nachgedacht - im Gegensatz zu Trennungskindern.

Wenn Trennungseltern alles richtig gemacht haben, dann werden kaum Folgen bleiben, wenn die Scheidung kindgerecht auf- und verarbeitet wird, auch nicht. Das kann in späteren Jahren auch mal eine Therapie sein. Oder ein bewussterer Umgang mit dem Thema Beziehung. So wie bei Dir, Du denkst darüber nach. Das ist etwas Gutes und positiv zu sehen.

Es kommt viel zu sehr auf den einzelnen Menschen an, auf seine Lebenseinstellung, seinen Wunsch (eine gute Beziehung zu führen kann ein tiefer Wunsch sein), seine Konfliktfähigkeit und seinen persönlichen Charakter. Na klar gibt es viele Menschen die sagen "ich bin beziehungsunfähig, weil meine Eltern sich getrennt haben" - oftmals halte ich das für eine Entschuldigung, weil es einfacher ist, als sich einzugestehen - man habe selbst auch etwas falsch gemacht.

Ich bin in zweiter Ehe sehr glücklich verheiratet, meine Kinder lieben meinen zweiten Mann von Herzen (haben auch, mittlerweile guten Kontakt zu ihrem Vater), sie haben durch uns (Eltern) verschiedene Beziehungsmodelle gesehen und für sich überdacht. Wir haben ihnen so manches vorgelebt, ich sehr bewusst - und wir haben immer darüber gesprochen, auch ganz hart, das ich einen Mann wie ihren Vater für einen lausigen Ehemann halte (aber für einen guten Vater, das sind zwei unterschiedliche Beziehungen) und das ich nicht will, das jemand SO mit mir umgeht.

Meine Mittlere ist Anfang 20 und seit 3 Jahren mit ihrem Freund zusammen, sie leben seit 2 Jahren zusammen und sie schaffen es super, miteinander zurecht zu kommen. Mein Kind meinte "ich hab durch die Trennung auch gelernt, das man miteinander reden muss - über sich, das man aufeinander achten muss - für sich." Ohne - hätte sie vielleicht nie darüber nachgedacht?

Natürlich gibt es auch andere, die durch Fehlverhalten ihrer Eltern tiefe Traumas erlebt haben und die wirklich schwer damit zu tun haben, eine gute Beziehung zu führen - aber wie gesagt, den weg findet man für sich. Ich halte solche Aussagen für pauschale Urteile - kann sein - muss aber nicht!

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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