Wieso kann ich nicht vergessen?

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Sanya
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Wieso kann ich nicht vergessen?

Beitrag von Sanya »

Hallo :)

Ich weiß langsam nicht mehr recht, was ich machen soll. Meine Eltern haben sich vor ca. 14 Jahren getrennt (ich bin jetzt 18) doch irgendwie hab ich das noch immer nicht so richtig verdaut. Ich versteh aber nicht warum! Die Scheidung ist eigentlich ziemlich friedlich abgelaufen (so friedlich wie sowas halt ablaufen kann), ich hatte auch von Anfang an weiterhin regelmäßigen Kontakt zu meinem Vater und meine Mutter war/ist auch immer für mich da.
Trotzdem gibt es jetzt noch, so viele Jahre nach dem die Trennung passiert ist, Tage, an denen ich am liebsten losheulen würde (oder es auch teilweise tue). Außerdem hat sich seit der Scheidung bei mir eine Übelkeit entwickelt die immer wieder auftritt und mich ebenfalls an den Rande der Verzweiflung treibt, da mir bis jetzt noch kein Arzt damit helfen konnte...ich weiß natürlich nicht sicher, ob das ein psychosomatischer Effekt ist, der durch die Trennung auftrat oder nicht, aber da ich das jetzt schon so lange habe, ist das denk ich ziemlich naheliegend...
Hinzu kommt auch, dass mein Vater mittlerweile eine ganz neue Familie gegründet hat. Ich versteh mich zwar super gut mit seiner neuen Frau und auch meine beiden Geschwister liebe ich über alles, aber manchmal hab ich das Gefühl, dass ich einfach nicht mehr wirklich dort dazu gehöre...und es kommt mir auch so vor als ob ich irgendwie den Draht zu meinem Vater verloren hätte. Wir haben uns einfach nicht mehr sonderlich viel zu sagen und ich frage mich ständig: "Wann ist das passiert?" Irgendetwas ist zwischen uns in den letzten Jahren verloren gegangen, aber ich kann nicht einmal genau sagen was. Früher war mein Vater für mich so etwas wie ein Held, der alles wusste, alles konnte, die tollsten Sachen mit mir unternommen hat, etc... (ich weiß, das hört sich klischeehaft an, aber es stimmt) Vor ein paar Jahren kam dann durch einige Erlebnisse mit ihm die große Desillusionierung und da ist natürlich bis zu einem gewissen Grad etwas kaputt gegangen, aber reden konnten wir trotzdem noch gut miteinander. Heute fühlt es sich so an, als wären wir zwei...naja nicht Fremde, aber entfernte Bekannte...ich hasse das :(
Ich weiß nicht mehr wohin! Ich will endlich, dass dieses abscheuliche Gefühl aufhört immer und immer wieder zu kommen!
Was soll ich tun?

lg Sanya
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Ansa
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Re: Wieso kann ich nicht vergessen?

Beitrag von Ansa »

Hallo Sanya,

ich denke schon eine Weile über Dein Posting nach - und mir fällt nicht viel ein. Schade, das es Dir mit all dem was war so schlecht geht, Du hast mein ganzes Mitgefühl.

Manches von dem, was Du beschreibst - etwa die Nähe zu einem Elternteil zu verlieren - ist, wenn man erwachsen wird, ganz normal - das durchleben die allermeisten Kinder auch diejenigen, deren Eltern immer noch glücklich zusammen leben. Bei Dir wird es durch die "neue" Familie bestimmt ein wenig verstärkt, aber wenn Du schreibst, Du magst alle gern, gehörst Du auf Deine Art ja doch bestimmt dazu?

Wenn Kinder klein sind, sind ihre Väter strahlende Helden, das beschreibst Du gut und es ist völlig normal, dass das eines Tages nicht mehr so ist, sogar gut - denn nur so kann ein Mädchen nach außen sehen und eigene Wege gehen, sich einen Partner suchen, der nicht im Schatten des Vaters verschwindet. ,) Auch das sich die Beziehung verändert ist richtig. Es gibt einen schönen Buchtitel, der das in einem Satz zusammen fasst. "Aus Erziehung wird Beziehung" und wenn das gelingt, ist das ein gutes Zeichen.

Ansonsten würde ich Dir eine Therapie ans Herz legen wollen, jemand Neutralen, mit dem Du reden kannst, mit dem zu aufarbeiten kannst, was war - grade weil Du so stark psychosomatisch reagierst.... wäre es klug, heraus zufinden, woran das liegt und einen Weg zu finden, mit dem es Dir besser geht. Noch sind viele Dinge frisch und in Deiner Erinnerung, es ist gut, das früh anzugehen - als später, wenn vieles verschwommen ist, auf die Suche zu gehen.

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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