Vater hetzt Kinder auf

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Müslibiene
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Vater hetzt Kinder auf

Beitrag von Müslibiene »

Hallo zusammen,

ich bin froh, diese Seite gefunden zu haben, ich suche immer wieder in verschiedenen Foren nach Rat und Tips, bisher leider allerdings erfolglos. Ich bin getrennt von meinem Ex-Mann, habe zwei Kinder (6 und 10 Jahre). Ich hatte eine sehr schwere Trennung, 9 Monate Trennungszeit im gemeinsamen Haus. Bis per Gericht durch mich die Zuweisung der Wohnung beantragt wurde. Er musste ausziehen.
Seit einiger Zeit lebe ich in einer neuen Beziehung. Der Vater meiner Kinder kommt damit überhaupt nicht klar, er interveniert ständig gegen mich und meinen neuen Partner. Meine kleine Tochter mag meinen neuen Partner unheimlich gern, meine Große lehnt ihn absolut ab. Das kommt sicher auch ganz arg daher, dass mein Ex den Kindern ständig erzählt, ich hätte ihn aus dem Haus geworfen hätte, das "Arschloch" hätte sich in unsere Familie gedrängt und alles kaputt gemacht, dieser "blöde Vogel" hätte unsere Familie zerstört. Ich hätte alles behalten und er hätte NICHTS. (Er wurde durch mich für das Haus ausgezahlt). Die Kinder sollen dem "Vollpfosten" doch mal richtig gegen das Schienbein treten usw. Das erzählt mir alles meine kleine Tochter und bittet mich mittlerweile, dass wir meinen neuen Freund nur noch "heimlich" treffen ,wenn die Große nicht da ist. Denn diese erzählt dem Papa ALLES. Er fragt, ob der Neue wieder mal da war, die Kleine lügt ihren Vater an und sagt, dass das nicht so sei, die Große sagt: "Doch Papa, sie lügt! Klar war der da!" Da ist einfach nur ganz furchtbar!!!!!! Die Kleine ist ständig in Hab-Acht-Stellung, passt auf, dass dem Vater nichts zu Ohren kommt, was Ärger bereiten könnte und die Große präsentiert ihm jede Kleinigkeit auf dem Silbertablett. Mit dem Ex kann ich nicht sprechen, es fällt mir einerseits unendlich schwer (die Trennung war wie gesagt extrem hart - kann und möchte über die Vorfälle nicht schreiben), andererseits ignoriert er meine Anrufe, auf SMS reagiert er ebenso nicht. Treffen funktioniert nicht, da er ein Näherungsverbot auferlegt bekommen hat. Ich habe ihm angedroht, wenn er damit nicht aufhört, dass ich dann einen begleitenden Umgang anstreben würde, es scheint ihn nicht zu interessieren und er macht munter weiter. Problem: Die Kinder wollen zu ihm! Ich möchte es den beiden auch nicht antun, dass sie sich mit ihm nur noch im Beisein von einer fremden Person treffen können oder aber ihn überhapt nicht mehr sehen. Meine große Tochter ist in kinderpsychologischer Behandlung (soziale Phobie und Trennungsbewältigung), aber die Therapie scheint nicht das zu bewirken, was sie soll. Meine Große lehnt meinen neuen Partner immer mehr ab, sie fängt mittlerweile auch an, sich von mir zu entfremden und spricht nicht darüber, was sie bedrückt. Gestern brachte sie von der Therapie ein vier-teiliges Puzzle mit, auf dem standen "Papa", "Mama" und die Namen der Kinder. Sie erklärte mir, dass die Teile "Papa" und "Mama" nicht mehr zusammenpassen, wohl aber die Teile "Papa" und die Kinder sowie "Mama" und die zwei. Es ist möglich, noch weitere Teile anzufügen, ich fragte sie, ob es noch weitere Teile gibt. Sie meinte, dass ein Teil noch vorhanden gewesen wäre, wo der Name meines Freundes darauf steht, aber dieses hätte sie zerschnitten und in den Papierkorb geworfen, weil sie findet, dass das nicht mit daran passt. Heute fand ich einen Zettel auf ihrem Schreibtisch auf dem stand "Dieser Vollpfosten ist ein riesiges Arschloch! Ich hasse ihn!" Das tat sehr weh. Mein neuer Partner ist sehr liebevoll zu den Kindern, er bemüht sich, wo er kann. Aber die Große lässt ihn nicht an sich heran, gibt ihm keine Antwort und verkriecht sich in ihrem Zimmer, sobald er uns einmal besuchen kommt. Mittlerweile ist auch er mit seinem Latein am Ende und meint, dass ihm langsam die Kraft ausgeht, sich weiter um sie zu bemühen. Die Große meint auch, er passt nicht zu uns (er ist ein großes Stück jünger als ich), Papa sagt, er sei noch ein Baby. Mittlerweile ist es so, dass ich auch zu meiner großen Tochter fast nicht mehr nett sein kann, ich fange an, sie nicht mehr ertragen zu können. Ich komme mir hintergangen vor. Jeder rät mir (Familienberatung und Kinderpsychologin), dass ich mit dem Ex reden muss. Aber es geht nicht!!!! ich komme nicht an ihn heran und er würde mich auch nicht anhören. Bzw meint er, dass er alles versteht, dass es nicht richtig ist, was er tut, aber er MUSS es den Kindern sagen, sie hätten ein Recht auf die Wahrheit. Ich glaube, er hat selbst ein tiefgreifendes Problem im Kopf. Er hat eine neue Freundin gefunden und erzählte meiner großen Tochter, dass diese Ex-Alkoholikerin ist. Das sind doch keine kindgerechten Erzählungen!!!! Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich noch tun kann, ich bin am verzweifeln und überlege, ob die Trennung von meinem Partner endlich die Ruhe bringen würde, nach der ich mich nach so langer Zeit von Ärger, Angst und Hass einfach nur sehne! Hat jemand von euch irgend einen guten Tip für mich???
Danke fürs lesen
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Ansa
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Re: Vater hetzt Kinder auf

Beitrag von Ansa »

Willkommen bei uns Müslibiene,

oh, das ist schwer was Du erzählst....

Spontan hab ich den Eindruck, dass Deine Große die Wut die sie hat (und die sie auch haben darf) nicht gegen Euch richtet sondern gegen Deinen neuen Freund. Da ist ihr emotionaler Anstand einfach da..... gegen Papa mag sie nicht sauer sein und gegen Dich auch nicht.

Ich hab auch einen Vater gehabt, der gern gehetzt hat und der den Kindern immer mehr erzählt hat, als sie hätten wissen müssen. Ich hab darauf meist entgegnet (irgendwann muss man etwas dazu sagen, das ist wichtig!) "Schade, das Papa das so sieht, aber ich weiß, das es anders ist!" Etwa wenn es um das herausdrängen aus dem Haus geht oder um Deinen Freund.

Bitte beginne nicht, Dich mit ihm heimlich zu treffen, denn natürlich wünschen sich alle Trennungskinder, das ihre Eltern wieder zusammen kommen und das Forum hat so einige Geschichten zu bieten, in denen es darum geht, das neue Partner abgelehn werden und Kinder sich ihnen gegenüber auch im Ton und in der Wortwahl, in ihren Handlungen, vergreifen. Das ist nur nicht persönlich gemeint...... sondern einfach ein tiefer und unausgesprochener Wunsch, das die Eltern wieder zusammen kommen, sich vertragen und wieder alles schön ist. Wie früher. Es würde jeden Partner treffen, egel wie nett er ist. Das Zwerschneiden des Puzzleteiles passt da ganz genau rein, "ich will den aber nicht" - nur was sie will, wird nicht möglich sein und das muss sie lernen.

Du kannst ihr helfen indem Du ihr sagst, das sie den x ja nicht mögen muss oder gern haben soll, sie darf den doof finden - aber sie muss sich ihm gegenüber benehmen, wie Du es ihr beigebracht hast und sie darf ihn mögen.... wenn sie möchte. Das nimmt viel Druck aus den Kindern und kann manches gut in die Wege leiten. Erkläre ihr, das es schwer ist, für Dich, für sie - das Du siehst, wie schwer es für sie ist und das Dir das leid tut, es aber keinen anderen Weg außer der Scheidung gibt. Darüber muss man nicht diskutieren, die Entscheidung ist gefallen, sie war gut und nun muss man damit umgehen.

Also, Du erlaubt in Deiner Gegenwart keine Schimpfwörter gegenüber einem anderen Menschen (egal wer das ist), das ist nicht achtsam und sie möchte ja auch nicht, dsa jemand so über sie oder Euch spricht. Du erlaubst ihr aber, ihn blöd finden zu dürfen...... weißt, was ich mein? Ich hab meinen Kindern nicht erlaubt garstig über Papas Freundin zu sprechen, sie dürften sagen, was ihnen nicht gefällt, was sie nicht mögen, ich hab bewusst gefragt, was nett war aber Schimpfnamen gab es nicht, die gibt es bei uns aber auch sonst nicht im Alltag.Ich hab meinen Töchtenr erklärt, das Schimpfnamen aus Hilflosigkeit entstehen.....

Die Therapie ist aber in jedem Fall gut und das Ganze ist ein Prozess, der je nach Individualität eines Kindes, eben seine Zeit braucht. Kannst Du mit den Therapeuten reden? Gibt es Elterngespräche dazu?

Es kann sein, das die Große durch den Vater sehr viel Aufmerksamkeit bekommt wenn sie erzählt was los ist, nicht sie erzählt, sondern er manipuliert sie und "saugt" sie quasi aus. Welch schreckliche Situation für das Kind.... spionieren zu müssen, Vater setzt sie so in eine Stellung und Position, die ihr einerseits imponiert, aber natürlich nicht gut tut. Sei ihr bitte nicht böse, sondern versuch einfach zu sagen, das Du siehst, wie schwer das alles für sie ist.

Ah, und wenn man mit ihm nicht reden kann, kann man Mediationsgespräche erbitten - das Jugendamt kann dabei helfen oder aber Familienberatungsstellen bieten soetwas auch an oder aber Du kannst ihm schreiben, bleib bitte nur sachlich und klar. Ich würde ein Mediationsgespräch bevorzugen. Notfalls fordern das auch Familiengerichte ein, wenn man sie um Hilfe bittet.

Erst einmal liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Müslibiene
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Re: Vater hetzt Kinder auf

Beitrag von Müslibiene »

Vielen lieben Dank für die Antwort und die netten Worte. Trotzdem möchte ich nochmals um Rat fragen: meine kleine Tochter (6 Jahre) kommt immer wieder weinend von ihrem Vater nach Hause und meint, der Papa würde meinen neuen Freund immer wieder "diesen blöden Vogel" nennen. Sie möchte das natürlich nicht hören, dem Vater aber auch nicht sagen, dass er dies nicht sagen soll. Ich habe versucht, ihn darauf anzusprechen, er geht nicht ans Telefon und auf SMS mit der Bitte um Aussprache reagiert er nicht. Was kann ich meiner kleinen Tochter sagen? Wie kann ich ihr denn helfen? Umgangsentzug oder begleitenden Umgang möchte ich den Kindern nicht antun. Ich bin wirklich ratlos :(
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Ansa
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Re: Vater hetzt Kinder auf

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Müslibiene,

schwierig - am Ende, leider dauert so ein Ende lange - tut sich der Vater damit keinen Gefallen, Kinder lassen sich beeinflussen, ja, das stimmt, aber wenn einer immer nur hetzt - verkehrt sich das irgendwann einmal ins Gegenteil.

Bei uns kam es so "Mama, wieso sprichst Du eigentlich nie so schlecht über Papa, wie er über Dich?" - und schon ist man im Gespräch und kann seinen Kindern erklären, das manche Menschen (unter Umständen eben auch Mama oder Papa) nicht immer klug sind und manchmal in lauter Verzweifelung Dinge sagen, die nicht besonders erwachsen sind. Ich hab einenBogen gespannt, dahin, das sie auch mal etwas "nicht so kluges" gemacht haben, wenn sie nicht weiter wussten. Gemeinsam erkennen, das Eltern auch nur ganz normale Menschen sind.

Aber mit 6 ist sie noch einwenig jung dafür, klar kann man sachlich über solche Dinge reden, aber dabei läuft man Gefahr, es zu zerreden.

Ich würde nicht sofort, wenn sie weinend nach Hause kommt, den Papa informieren und versuchen, mit ihm zu reden. Da ist noch viel zu viel Emotion im Spiel und das Wichtigste bei solchen Verhaltensweisen ist ganz klare Sachlichkeit, auch wenn das unglaublich schwer ist. Aber jeglicher Vorwurf kehrt sich gegen einen.

Das Kind trösten, sagen "ich find es so schade, das Papa so etwas sagt" oder "ich glaube Dir, dass das schwer ist" auffangen.... und dann, später einfach einen Brief schreiben, sachlich schildern was passiert ist, was sich die Kleine wünscht und schicken (eine Kopie aufheben), dann kann es zu keinen Auseinandersetzungen kommen und er muss erst mal allein damit klar kommen, was Du schreibst. (email geht natürlich auch). Alles vermeiden was zu einer Diskussion führt. Mir hat das immer sehr geholfen.

Falls es nicht hilft, ganz ehrlich - Jugendamt einschalten. Das JuA ist verpflichtet in solchen Situationen zu helfen und zwar in erster Linie dem Kind, es vermittelt zwischen Euch als Eltern, spricht mit Euch beiden, zusammen oder getrennt und nimmt auch Stellung. Wenn Elternteile nicht aufeinander hören, kann eine neutrale dritte Person gut tun. Lass Dich beraten, unverbindlich. Umgangsentzug ist ein allerletzter Schritt, davor gibt es noch viele Möglichkeiten, in erster Linie gilt es das Kind zu stärken.

Alles Gute und viel Kraft
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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