kein Platz für Liebe und Harmonie

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Rosalie90
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kein Platz für Liebe und Harmonie

Beitrag von Rosalie90 »

Auch ich bin ein Scheidungskind und ich leide sehr darunter.
Ich bin 24 Jahre alt, mein Bruder 27 und mein kleiner Bruder 11. Meine Eltern trennten sich kurz nach der Geburt meines kleinen Bruders. Anfangs war alles noch relativ normal, mein Vater kam uns besuchen und meine Eltern verstanden sich den Umständen entsprechend normal.

Irgendwann fing dann wie in so vielen Familien der Krieg an. Meine Eltern taten alles um sich zu hassen. Sorgerechtsstreite,Gerichtsverhandlungen, Unterhaltszahlungen… Das alles mit uns Kindern im Rücken.
Ich muss zugeben das mein Vater viele schlimme Dinge tat und meine Mama ohne Unterhalt auch für uns Kinder hingehalten hat. Meine Mama musste viel mitmachen und hat ihr bestes getan um uns über die Runden zu bekommen.

Nach ewigem hin und her kam dann die Scheidung, es wurden Unterhaltsverträge gemacht und der Terror hörte endlich auf.
So kam es dann das weder ich noch mein großer Bruder Kontakt zu unserem Vater hielten. Natürlich auch aufgrund seines Verhaltens, aber auch unserer Mutter zu liebe, bzw um ihr den Rücken zu stärken.

Die Jahre vergingen so dahin und jedes halbwegs Gute Wort was über meinen Vater fiel wurde mit Ignoranz meiner
Mutter bestraft.

Man wurde praktisch vor die Wahl gestellt, wenn ich meinen Vater nicht hasste, dann hasste mich meine Mutter. Das Risiko war mir immer zu hoch und so sagte ich eben immer was meine Mutter hören wollte, einfach um mich nicht zu streiten, um nicht tagelang von ihr ignoriert und nicht von bösen Blicken gequält zu werde.

Das nächste Drama stand aber auch noch bevor. Laut den abgeschlossenen Verträgen meiner Eltern müssen wir dieses Jahr
aus dem gemeinsamen Haus ausziehen. Meine Mama ist nicht mehr arbeiten gegangen, hat dementsprechend auch keine Tilgungen der Kredite für das Haus bezahlt.
Auch ihr Unterhalt verfällt dieses Jahr.

Es ist unerträglich bei uns daheim. Jeder streitet sich, auch damit verbunden das mein kleiner Bruder verwöhnt und verhätschelt wird bis zum geht nicht mehr. Dazu kommt das er dadurch, dass er es nie gelernt hat einfach Respektlos
und Frech ist.

Ich liebe meine Mama keine Frage aber ich ertrage diese Psychische Belastung einfach nicht mehr. Selbst mein Großer Bruder der das ganze nie so an sich ran gelassen hat hält es nicht mehr aus. Wir sind beide immer für alles Verantwortlich was schieß läuft. Meine Mama ist sehr Nachtragend, sie muss immer Recht haben. Meinungen anderer werden nur schwer akzeptiert und so manchmal finde ich trägt sie Ansichten die ich für sehr kindisch halte.

Mein Bruder und ich sind schuld das wir jetzt ausziehen müssen, wir könnten ja Kredite bezahlen damit wir dort weiter wohnen können. Zumal wir ja eh nicht mehr daheim wohnen wollen, und Kredit + Miete für eine Wohnung einfach nicht machbar ist, und sie allein mit meinen kleinen Bruder in einem großen Haus macht für mich auch wenig Sinn.
Dazu bekommen wir täglich ein schlechtes Gewissen von ihr aufgedrückt, weil sie wenig Geld hat. Auch jede Unterhaltung über Geld versuche ich zu vermeiden.

Der Knaller kommt jetzt, wir sollen durch den Verkauf des Hauses etwas Geld bekommen. Hat unser Vater uns angeboten um einen kleinen Start ins neue Leben zu finanzieren. Natürlich würde ich das Geld annehmen. Ich bin regelrecht darauf angewiesen da ich selber kein gespartes Geld habe ebenso wenig wie mein Bruder der sowieso grade über die Runden als Student kommt. Ich habe meiner Mama gesagt das es auch eben nur Geld ist, das ich nie vergesse was alles passiert ist und das ich es brauche. Sie sieht es als einschleimen und wir hätten keinen Charakter wenn wir das Geld annehmen. Zumal sie ihren Anteil des Hauses ja auch nehmen wird. Jetzt sind wir Geldgierig und an ihrer Lebenssituation schuld da sie in eine kleine Wohnung muss und sowieso alles für sie eine Mieslage ist.

Wir haben einen Termin mit unserem Vater ausgemacht um zusammen Essen zu gehen, also mein großer Bruder und ich, das kam auch von unserem Vater nicht von unserer Seite wir haben aber zugestimmt. Hauptsächlich um die Frage nach dem Geld zu klären ob das tatsächlich der Fall ist das wir etwas bekommen. Der Albtraum für meine Mutter, sie ich ausgerastet hat mich weg geschubst und mir gesagt das ich sie ab jetzt bloß in Ruhe lassen soll. Es hat mich zerrissen ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht und mich furchtbar gefühlt ich habe aus Zorn und aus Traurigkeit dauernd geweint. Zumal bin ich sowieso nur unglücklich darüber das unsere Familie so kaputt ist, meine Mama und meine Oma sind auch in einem ewigen Streit überall wird nur gestritten bei uns. Es ist unerträglich!

Ich hoffe wirklich das es besser wird wenn wir ausziehen, aber habe auch Angst das es schlimmer wird. Meine Mama hat sich regelrecht aufgegeben. Sie macht gar nichts mehr, sitzt fast nur daheim schimpft darüber wie schlimm alles ist und beklagt sich ständig über ihre Lage. Ich weiß aber auch nicht was ich dagegen tuen soll, ich versuche sie raus zu bekommen Kino oder Essen gehen, aber dann werde ich angemotzt das dass ja alles Geld kostet und sie kein Geld hat. Es ist wirklich hoffnungslos.

Ich will das wir alles glücklich sind, das geht aber scheinbar nur wenn ich weiterhin meinen Vater hasse, nicht ausziehe und weiter unter diesem ständigem Streit lebe. Was mich selber auch nicht glücklich macht.

Ich hoffe das überhaupt jemand das alles liest, leider doch mehr geworden als ich wollte. Aber es tut gut Leute davon zu erzählen die mich eventuell verstehen können. Ich weiß wirklich nicht mehr weiter…

Vielen lieben Dank!
Bolz
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Registriert: 11. September 2009 08:02

Re: kein Platz für Liebe und Harmonie

Beitrag von Bolz »

Hallo Rosalie,

eine schlimme Geschichte die Euch da passiert und ich kann mir gut vorstellen wie sehr Ihr zwischen den Stühlen sitzt. Allerdings seid Ihr beiden großen mit 24 und 27 Jahren auch schon mehr als erwachsen und ich finde, in diesem Alter darf und sollte mal klar Stellung beziehen was man für richtig hält und was nicht. Eure Mutter ist in all den Jahren mit Ihren Schuldzuweisungen und bösen Blicken immer durch gekommen Euch zu manipulieren, es wird nicht aufhören, wenn Ihr das immer weiter emöglicht, auch wenn das viel Kraft kostet sich dagegen zu wehren.

Was ich aber auch sehr schade finde ist, dass Ihr keinen Kontakt mehr zum Vater habt. Ich lese Ihr wohnt in einem Haus, Ihr studiert und bekommt damit immer noch Unterhalt und jetzt sollt Ihr auch noch am Verkauf des Hauses finanziell beteiligt werden. Es steht Euch auch völlig frei Euch auf diesen Anlass hin wieder mit Euren Vater zu treffen, aber bei mir hinterlässt das einen ganz faden Beigeschmack. Einen jahrelangen zu Gunsten der Mutter absichtlichen Kontaktabbruch zum Vater erst zu revidieren, wenn man aus einem Verkaufserlös finanzielle Beteiligung erwartet finde ich beschämend. Sicher ist es extrem kräftezehrend gegenüber einem Elternteil aufzubegehren wenn etwas unrechtes geschieht, aber jetzt im Hinblick auf eine zusätzliche Geldzuwendung müsstet Ihr ja auch entgegen den Erwartungen der Mutter agieren, vorher war das nicht möglich ? Oder habe ich das evtl. falsch verstanden ?

Ihr könnt mich alle steinigen für meine Meinung, aber ich mag es generell nicht, wenn Menschen sich immer nur nach ihrem eigenen Vorteil strecken. Das kann ein Freund sein der immer nur anruft wenn er etwas will, ein Familienmitglied, das nur gut gesonnen ist, wenn man die gleiche Meinung teilt und eben auch jemand der sich nur kümmert, wenn er etwas zu erwarten hat.

Mein Rat an Euch wäre daher erst beide Beziehungen zu Mutter und Vater in Ordnung zu bringen egal ob dabei finanziell etwas für Euch heraus springt oder nicht. Gegenüber der Mutter, dass die Manipulationen gegen Euch und Euer Verhalten aufhören und gegenüber dem Vater in einer Bemühung um ein normales Verhältnis mit Kontakt zwischen Vater und Kindern.

Grüße und viel Kraft
Bolz
Rosalie90
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Re: kein Platz für Liebe und Harmonie

Beitrag von Rosalie90 »

Ja da hast du etwas falsch verstanden.

Natürlich wäre der Kontakt früher möglich gewesen. Doch dazu kam es nie! Weder von mir und meinem Bruder aber auch nicht oft von unserem Vater! (Und wenn dann nur unter bestimmten Vorraussetzungen)
Wie schon in meinem Text beschrieben hat mein Vater schlimme Dinge getan! Die ich niemals vergessen werden kann. Dinge nicht allein meiner Mutter gegenüber, insbesondere Dinge gegen mich! Was dazu geführt hat das ich auch keinen Kontakt mehr zu meinem Vater wollte. Aus Gründen die er MIR nicht meiner Mutter und auch nicht meinem Bruder angetan hat!

Eine weitere Sache, was du missverstanden hast hat er KEINEN Unterhalt gezahlt! Weder für mich noch für meinen Großen Bruder. Er hat uns sogar Geld unterschlagen.

Mein Bruder studiert, ist schon immer nebenbei Arbeiten gegangen. Ich arbeite seid meinem Abschluss wollte auch gerne schulisch weiter machen doch das Geld hätte uns allen gefehlt. Ich unterstütze auch meine Mama und auch meinen Bruder. Ebenso habe ich nie um Geld gebettelt, mein Vater bat uns auch einmal an mit ihm Essen zu gehen, als Gegenzug würde er uns etwas mehr finanziell unterstützen! (Der Grund hierfür ist der Gerichtskrieg meiner Eltern indem wir ruhig gestellt werden sollten) Auch das haben wir NIE getan! So viel zu deinem „beschämenden“ Eindruck!

Der Kontakt kam durch den bevorstehenden Verkauf des Hauses. Meine Eltern MÜSSEN zwangsläufig miteinander reden.Dazu kam es das unsere Vater öfter bei uns daheim war, jedes mal hat es mich zerrissen ihn zu sehen. Es fiel mir nie leicht das alles so gekommen ist wie es nunmal ist. Ich wollte nie meinen Vater verlieren nie meine Mama traurig machen.

Ich habe eine gesunde Sturheit, bin aber auch nicht sonderlich nachtragend. Ich liebe meine Mama überalles was ich von meinem Vater nicht behaupten kann. Ich bin erwachsen geworden und habe auch erst mit den Jahren gelernt was alles passiert und schief gelaufen ist. Und auch das ich mich nicht weiter unterdrücken lassen möchte und auch das man ab und zu verzeihen muss!

Ich hatte gehofft hier etwas seelischen Beistand zu bekommen weil ich abgesehen von meinem Bruder nicht viel darüber rede, da es mir sehr schwer fällt. Ich hatte erhofft Menschen zu treffen die das alles verstehen können da sie ähnliches erleben. Eine ganze Geschichte mit allen Fakten und Daten hier niederzuschreiben ist kaum möglich, vielleicht habe ich mich in meinem ersten Text mit manchem falsch ausgerückt oder zu sehr in Rage geschrieben. Begriffen hier auf keine Hilfe zu hoffen auch.
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Ansa
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Re: kein Platz für Liebe und Harmonie

Beitrag von Ansa »

Liebe Rosalie,

ich hab Deinen Beitrag aufmerksam gelesen - ich kann nicht wirklich heraus lesen, das Dein Vater auch Dir Schlimmes angetan hat. Es klingt schon so - als habe Euch Eure Mutter beeinflusst und Loyalität gefordert - an Stellen, an denen Neutralität angemessen gewesen wäre.

Wenn das nicht so ist, manchmal ist es auch schwer, die Dinge in Worte zu fassen - dann darfst Du das gern richtig stellen?
Man wurde praktisch vor die Wahl gestellt, wenn ich meinen Vater nicht hasste, dann hasste mich meine Mutter. Das Risiko war mir immer zu hoch und so sagte ich eben immer was meine Mutter hören wollte, einfach um mich nicht zu streiten, um nicht tagelang von ihr ignoriert und nicht von bösen Blicken gequält zu werde.
aber sehr viel anders kann man so eine Aussage nicht interpretieren, weißt, was ich meine?

Du bist heute erwachsen, Du darfst entscheiden und vielleicht auch die Dinge aus der Sicht einer Erwachsenen neu bewerten?
Mein Bruder und ich sind schuld das wir jetzt ausziehen müssen, wir könnten ja Kredite bezahlen damit wir dort weiter wohnen können. Zumal wir ja eh nicht mehr daheim wohnen wollen, und Kredit + Miete für eine Wohnung einfach nicht machbar ist, und sie allein mit meinen kleinen Bruder in einem großen Haus macht für mich auch wenig Sinn.
Dazu bekommen wir täglich ein schlechtes Gewissen von ihr aufgedrückt, weil sie wenig Geld hat. Auch jede Unterhaltung über Geld versuche ich zu vermeiden.
Das klingt durchaus nach Druck von Seiten Deiner Mum?

Also, Kinder sind nicht für die Leben ihrer Eltern und deren Handlungen verantwortlich, weder zu Zeiten der Scheidung noch später. Deine Eltern haben diesen Vertrag geschlossen, vielleicht - in dem Wissen - das Kinder eines Tages ausziehen und eigene Wege gehen und nicht in ihrem Elternhaus bleiben? Du schreibst, Ihr wollt dort nicht wohnen - ich glaube, das ist gut. Eigene Wege braucht jeder Mensch für sich selbst. Eure Mutter hat um diesen Zeitpunkt gewusst, was immer sie sich gedacht hat, es ist ihre Verantwortung und sie hätte einen Plan machen können? Dürfen?

Ich selbst bin damals mit meinen Kindern ausgezogen (nach der Trennung) und hab für mich selbst auf eigenen Füßen gestanden, ich wollte frei sein, einen neuen Anfang leben.... nicht zu Lasten meiner Kinder irgendwelche Vereinbarungen treffen. Ich suchte mir Jobs, wenn das Geld nicht reichte, meine Kinder aber - hatten damit nichts zu tun.

Heute gehen sie alle eigene Wege, unabhängig von mir und ich finde das gut. Sie sind nicht für mich verantwortlich und müssen schon gar nicht für mich sorgen, weder finanziell oder gar emotional.

Für mich klingt das durchaus nach Beeinflussung und, da Du erwachsen bist, sag ich das auch klar - das sollte kein Elternteil tun, denn es ist unrecht.

Schreib ruhig mehr, niemand möchte Dich hier ärgern, aber manches ist kompliziert.

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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