Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

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Jeremy
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Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Hallo in die Runde,

zu meinem Problem konnte ich im Forum nur ansatzweise etwas finden, bzw. Antworten darauf.
Liegt sicher nicht zuletzt an der Individualität eines jeden Einzelfalles.
Daher nun also dieses neue Thema, mit einem dennoch sicherlich vielen bekannten, Problem:

Umgangsverweigerung und die Folgen für das Kind

Der Fall kurz skizziert:

Das Scheidungsurteil meiner Eltern erging auf Grundlage des mündlichen Vorbringens beider Prozessparteien und entsprechend übereinstimmend gestelltem Antrag.
Meinem Vater wurde das Sorgerecht für mich (damals 7) zugesprochen, das Sorgerecht für meinen Halbbruder(11) erhielt meine Mutter, sie hatte ihn mit in die Ehe gebracht. Wie dieses mündlichen Vorbringen beider Prozessparteien und entsprechend übereinstimmend gestellter Antrag zustande kam, kann ich nur mutmaßen.
Regelungen zum Umgangsrecht wurden in dem Urteil nicht getroffen, dass Recht auf Umgang blieb also für alle beteiligten gemäß gültigem Recht bestehen.

In der Realität sah es jedoch, wie wohl so oft, ganz anders aus:
Als mein Vater mit mir aus der gemeinsamen elterlichen Wohnung auszog, was im übrigen ca. ein viertel Jahr vor dem ergangenen Scheidungurteil geschah, brach für mich der gesamte mütterliche Teil der Familie weg. Kein Umgang, kein sehen, kein gar nichts - nicht einmal mit meiner Cousine, die im selben Haus wie die Mutter meines Vaters (meine Oma) wohnte, durfte ich mehr spielen - dass wurde mir energisch von meiner lieben Oma verboten, indem ich sofort in die Wohnung gerufen wurde, nachdem Oma sah wie ich mit meiner Cousine vor dem Haus spielte.

Selbst Jahre später, als meine Mutter versuchte mir zu meiner Jugendweihe persönlich zu gratulieren, wurde sie von meinem Vater mit den Worten "Verpiss Dich." des Platzes verwiesen. Äußerst charmant.

Kurz und auf den Punkt gebracht:
mein Vater, dessen Mutter und deren Schwester haben mir den Umgang zu meiner Mutter verweigert. Wobei ich verweigert hier fast als zu schwachen Begriff empfinde, da diese Verweigerung auf eine ganz perfide Art und Weise stattfand. Die einzige Begründung die ich bisher von meiner Tante zu hören bekommen habe ist: "Wir wollten keinen Kontakt mehr zu Deiner Mutter (die eine Schlampe, genau wie ihre Mutter, ist)." (meine Tante hat selbst keine Kinder und betrachtet mich als "ihren Jungen" - natürlich rein subjektiv!)

Die Scheidung ist jetzt exakt 30 Jahre her, rechtlich alles (zB. Verletzung der Erziehungspflichten, Recht des Kindes auf regelmäßige persönliche Beziehung und unmittelbaren Kontakt zu beiden Elternteilen, Pflicht der Eltern die Entwicklung des Kindes durch Erziehung zu fördern, Verleitung zum Alkoholmissbrauch, entzug Minderjähriger) alles verjährt, keine Frage!

Was soll das alles also? Das ist 30 Jahre her! Stell dich doch nicht so an! Lass die Vergangenheit Ruhen! Sei Froh das Dein Vater Dich genommen hat, sonst wärst Du im Heimgelandet! .... Und Deine Mutter war ja sowieso eine Schlampe, eine Hure , hat sich nie gekümmert usw....... (wichtig:diese Worte stammen nicht von meinem Vater, sondern von Oma und Tantchen!)

Und nun liegt mir eine Einladung vor: Silberhochzeit meines Vaters mit meiner Stiefmutter (sie haben übrigens ihren gemeinsamen Sohn, meinen 2. Halbbruder vor 1,5Jahren im alter von 21 an Leukämie verloren. Er war eine der wichtigsten Bezugspersonen für mich und ich habe sehr an ihm gehangen)

Problem: großer innerer Konflikt - hingehen, nicht-hingehen? Wie überhaupt verhalten?

Ich hab mich bisher tatsächlich immer sehr diplomatisch allen gegenüber Verhalten, hab auch wirklich viel zurückgestecken müssen, wirtklich sehr viel, bin aber nun mit meinem Latein am Ende.

Der Kontakt zu meiner Mutter ist bis heute gleich Null - es gab zwischendurch mal kurze Kontaktversuche - aber sie ist heute das, was man ein seelisches Wrack nennt - nach den Worten meiner Cousine und auch nach meiner Einschätzung kein Wunder bei der Lebensgeschichte (siehe oben).

Meinungen und Ratschläge erbeten.
(Aber bitte nicht: Versuch Dich auf Dein Leben und Deine Zukunft zu konzentrieren, es gibt noch so viel Schönes zu erleben. Denn ja, das ist meine Vergangenheit und somit ein Teil meines Lebens, mit dem ich auch in Zukunft leben werden muss. Also bitte keine gutgemeinten sozialpädagogischen-WischiWaschi Floskeln aus dem Uni-Schulbuch die fernab jeglicher Realität sind! Danke!

:cool:
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Ansa
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Ansa »

Hallo Jeremy,

tja, wo fang ich am Besten an? Mit dem, was ich auch meinen eigenen Töchtern immer sage "wenn Du es keinem recht machen kannst, dann mach es einfach so, wie es sich für Dich gut anfühlt, denn um Dich geht es hier..... tu die Digne für Dich, für niemanden sonst."

Dies, wie man sich selbst am besten damit fühlt - ist am Ende oft die richtige Entscheidung, denn es geht hier jetzt einfach um Dich, um Dein Empfinden, Deine Gefühle...

Leider höre ich solche Geschichten wie die Deine immer wieder, Umgang verweigert - Nein, das haben sie nicht, Du hattest ja keine Wahl, sie haben ihn systematisch verhindert und systematisch dafür gesorgt, dass Du einen Teil Deiner Familie verlierst. Das ist und war und bleibt ein großes Unrecht. Da gibt`s keine Entschuldigung für, denn Du hast ein Anrecht auf diesen Teil der Familie gehabt. Es wäre einfach ihre Pflicht gewesen, die aller Erwachsenen um Dich herum, Dir zu ermöglichen, ein gutes Verhältnis zu Deiner Mutter, Deinem Geschwister und der Famlie mütterlicherseits zu bekommen und zu leben. Da gibt`s auch nichts außer - DAS war Unrecht.

Stell Dich nicht so an, ist einfach eine Frechheit sondergleichen. Damit schiebt man die Schuld auch noch auf das Kind.... worüber gibt es froh zu sein -nein, Du hast etwas verloren und das wird auch wohl so bleiben. Viel verloren, auch einfach nur Chancen.... und Du darfst darüber wütend, traurig und verletzt sein.

Mag sein, das sie aus Sorge um Dich gehandelt haben, ihre Gründe hatten - das macht es alle nicht besser oder erlaubter, sie lassen Dich mit Deinen Gefühlen allein und im Regen stehen und verteidigen sich durch Floskeln, aber ich sehe da kein Verständnis oder keine Anerkennung dessen, wie es Dir damit geht.

Was Deine Mutter in ihrem erwachsenen Leben war - spielt keine Rolle. Mein Ex etwa, er war mir ein lausiger Ehemann, ein schlechter Partner, aber er war unseren Kindern damals ein guter Vater und sie haben durch unsere Trennung etwas verloren. Das er fremd ging ohne Ende - das war die erwachsene Rolle, die einer Partnerschaft, sie hatte nichts mit seiner gleichzeitigen Elternschaft zu tun, nie hätte er seine Kinder verlassen.....wollen. Schlechte Partner können wunderbare Eltern sein.

Und Du konntest wohl viele Jahre nur das leben, was man Dir zusozusagen erlaubt hat, Du konntest Dich als Kind nicht gegen Vater, Oma und Tante stellen, das hätte Dir ja den Rest aller Sicherheit im Leben genommen, vermutlich war Dir das nie wirklich bewusst, sondern etwas unbewusstes. Ein Loyalitätskonflikt. Heute aber ist das anders.

Deine Mutter ist eine gebrochene Frau - Du bist heute erwachsen, stell Dich mal ein Stück von allem fort..... ich kann mir vorstellen, dass Dein Verlust, denn sie wird das als Solches erlebt haben, dazu beigetragen hat, das ihr Leben einfach so ist, wie es ist. Das ist kein Vorwurf, denn auch sie ist erwachsenen und muss ihre Wege gehen und suchen, um damit zu leben. Die einen können es besser als die anderen. Vielleicht aber war sie Dir auch keine gute Mutter.... oder nur eine schwache, wenig selbstbewusste Frau - das wäre immer noch kein Grund für das gewesen, was Dir passiert ist.

Also, kannst Du darüber nachdenken, wie es sich anfühlt hinzugehen, zu der Feier? Und wie, wenn Du nicht hingehst? Wie fühlt sich das für Dich an? Womit könntest Du Dir vorstellen, ginge es Dir besser? Entscheide für Dich - denn das darfst Du und niemand anderes mehr.

Was würde es nach sich ziehen, nicht hinzugehen und was wäre der Vorteil für Dich, dort zu sein? Und wie lange müsste man bleiben? Es gäbe ja auch den Kompromiss nur einene Teil der Feier mitzumachen?

Und, um zu wissen was sein wird, muss man betrachten was gewesen ist - Du hast schon Recht, die Dinge gehören zueinander und greifen ineinander, aber wie sehr - das kann Dir von uns niemand sagen.

Ansa

P.S. ich hoffe mal, das Du bei uns noch keine wischiwasche Lehrbuchideen die jenseits der Realität sind, bekommen hast? :oah:
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Jeremy
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Hallo AnSa,

zunächst einmal vielen Dank für Deine Reaktion. Und gutgemeinte sozialpädagogische-WischiWaschi Floskeln aus dem Uni-Schulbuch die fernab jeglicher Realität sind hab ich selbstverständlich auch hier schon gelesen - aber das ist ja eine rein subjektive Wertung meiner Seits, die auf mit der Thematik mitschwingende Emotionen zurückzuführen ist - also bitte nicht angegriffen fühlen :(

"Also, kannst Du darüber nachdenken, wie es sich anfühlt hinzugehen, zu der Feier? Und wie, wenn Du nicht hingehst? Wie fühlt sich das für Dich an? Womit könntest Du Dir vorstellen, ginge es Dir besser? Entscheide für Dich - denn das darfst Du und niemand anderes mehr."

Genua das ist momentan das Haupt-Thema, dass ich in Gesprächen mit meiner Frau am bearbeiten bin.
Wie fühlt es sich für mich an hinzugehen - und wie nicht hinzugehen?
Beide Optionen würden widersprüchliche Gefühle in mir hervorufen:
einerseits ist da der Wunsch dazuzugehören, in eine Familie integriert zu sein, geliebt, verstanden und akzeptiert zu werden.
Andererseits ist da das Wissen eben nicht gewollt, sondern nur geduldet zu sein - ein Überbleibsel, ein Anhängsel, ein Klotz-am-Bein.
Und natürlich jetzt - wie Du völlig richtig beschrieben hast - die bewusste Erfahrung des Loyalitätskonfliktes.
Es sind bei beiden Optionen genau diese widersprüchlichen Emotionen die einer wortwörtlich zerissenen Seele entspringen.
Darum kann ich mir gar nicht vorstellen, womit es mir besser ginge - denn ein besser gibt es in dem Falle nicht -
Sie haben die Wahl zwischen Pest oder Cholera.
Mir ist bewusst, dass nur ich es entscheiden kann, dass es mir niemand abnehmen kann.

"Was würde es nach sich ziehen, nicht hinzugehen und was wäre der Vorteil für Dich, dort zu sein? Und wie lange müsste man bleiben? Es gäbe ja auch den Kompromiss nur einene Teil der Feier mitzumachen? "

Tatsächlich sind meine Frau und ich genau zu selbem Schluss gekommen: es wird wohl ein Kompromiss werden - und dabei kann und darf niemandem irgendetwas recht gemacht werden - ich muss auch weiterhin die Dinge für mich tun - nur jetzt eben auch innerfamiliär. (ausserfamiliär habe ich das sehr gut hinbekommen - auch dank Deiner Hilfe hier im Forum :winken: - ich hab zB mein Studium dank meiner Frau trotz vieler Zweifel konsequent weitergeführt und eine prima Abschlussrarbeit zum Thema Familie, Lebensgefühl und Gesundheit mit sehr gutem Ergebnis bestanden - und am aller wichtigsten: ich habe meine Frau geheiratet :bussi: )

"Und, um zu wissen was sein wird, muss man betrachten was gewesen ist - Du hast schon Recht, die Dinge gehören zueinander und greifen ineinander, aber wie sehr - das kann Dir von uns niemand sagen. "

Das ist die Schwierigkeit dieses Puzzels - ich sammle Stück für Stück die Fakten zusammen - sortiere - schaue auf meine Gefühle - ordne - finde das nächste Detail - schaue wieder auf mich - schaue auf das Bild, dass Stück für Stück neu entsteht. Zwischendurch muss ich immer wieder wegschauen, weil es weh tut und schmerzt, was ich da entstehen sehe. Das ist die Konfrontation mit der eigentlichen Realität - doch auch mein Vater, Oma und meine Tante müssen sich nun dieser Konfrontation stellen - "wie es sich für mich gut anfühlt," fühlt sich für sie wahrscheinlich schlecht an, "denn um mich geht es hier..... " Selbstvertrauen, Selbstakzeptanz und Selbstwert - was man nicht anerzogen bekommt, dass kann man nur versuchen selbst zu erlernen, " tu die Digne für Dich, für niemanden sonst." ja, es gibt ihn, den gesunden Egoismus! :springen:

Jeremy
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Ansa
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Ansa »

Hallo Jeremy,

entschuldige meine späte Antwort, aber ich war das Wochenende über auf einer Fortbildung ohne Internet :( - nichts, was ich sehr schätze.

Wir haben halt immer wieder in unserem Leben Entscheidungen zu treffen, bei denen es nicht um toll oder blöd geht, sondern die immer Dilemmasituationen sein werden oder wie Du schreibst, ich wähle also zwischen Pest und Cholera - ja, das ist so und das macht es nicht leichter.

Ist es wirklich so, das Du Anhängsel, Überbleibsel aus einem anderen Leben bist oder fühlst Du das für Dich? Gibt es Äußerungen die das nähren? (bei meinem Liebsten etwa "ach, das sind ja nur die angenommenen Kinder" - das kommt immer noch, obwohl er drei war, als die Eltern zusammen kamen und er nie einen anderen Vater hatte, als nun diesen Stiefvater - der nur "Stief" ist - weil die Familie das betont, nicht weil man Mann das wollte) - wie ist das bei Dir? Beziehst Du die ein oder andere reaktion auf Dich und die Situation owohl Du vielleicht nicht sicher sein kannst, ob sie auch SO gemeint ist?

Kannst Du mit Deinem Vater allein darüber reden? Ich mein, wenn ich das so lese, hat sich diese Familie doch unendlich Mühe gegeben und entsetzlich (auch im Sinne des Wortes) viel dafür getan, dass Du ein Teil bist/wirst und den Rest der anderen Familie vergisst, nicht brauchst - dazu gehörst?

Und ja, natürlich, es wird immer mal wieder weh tun - das ist so - nimm es, wenn Du kannst, als Teil von Dir an. Die gute Nachricht ist, es wird weniger weh tun, im Laufe der Zeit - mitunter erkennt man, das die Dinge aus Sorge um einen Selbst geschehen sind, das macht sie nicht besser oder richtiger, aber vielleicht erklärbar oder auch annehmbarer? Die Emotionen kommen - ob man sie braucht oder nicht, deshalb glaub ich, es ist gut, sie zu erspüren und immer mal wieder neu zu sortieren und auch, mit zunehmender Reife auch anders zu bewerten. Wir alle gewinnen ja immer wieder dazu und können reflektieren.

Du machst das gut, ich hab den Eindruck, Du bist stark und gehst mutig Deinen Weg. Du hast eine Partnerin gefunden, die Dir zur Seite steht und die eigene Gesichtspunkte dazu beisteuert und vielleicht auch mal hinterfragt? Das kann so bereichend sein. Du weißt schon, ganz tief in Dir, mehr und mehr bewusst, das Du es bist, der für Dich verantwortlich ist und das es gut ist, an Dich zu denken. Am Ende wird es etwas sein, dass Du nach Außen spiegelst und weiter geben kannst, etwas, das Du bei anderen verstehst und erkennst und vor allem auch annehmen kannst, weil Du es gelebt hast. Es macht Dich stark und mutig.

Es muss der Familie nicht gefallen, wie Du handelst, ebenso wenig, wie es Dir gefallen muss, was passiert ist - aber die Menschen, die darfst trotzdem gern haben..... ihr Handeln nicht unbedingt. Ich finde das immer sehr tröstlich und lebe das auch mit meinen Kindern, "ich hab Dich so gern, aber was Du da gemacht hast, war echt mal voll daneben....." Damit können wir hier alle gut leben, und meine Fehler, die ich begehe - machen micht nicht schlechter.

Ich wünsch Dir eine gute Entscheidung, eine die Dich trägt und Dir hilft, bei Dir zu bleiben.

Ansa
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Jeremy
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Hallo AnSa,

Fortbildung klingt doch gut und die sind auch wichtig - und man kommt mal raus :lesen:

Was mein Empfinden angeht, ein Anhängsel oder Überbleibsel aus einem vergangenen Lebensabschnitt meines Vaters zu sein:
- es wird zB. genährt von der Tatsachse, dass mein Vater meine Stiefschwestern adoptiert hat, während es als nicht notwendig erachtet wurde, dass meine Stiefmutter mich ja auch annehmen könnte... es wurde nicht einmal in Erwägung gezogen ...wäre doch ein Aufwasch gewesen...
- es wird weiterhin genährt durch die Tatsache, dass mich mein Vater aus der Wohnung geworfen hatte, in einer Situation, in der ich ihn und meine Stiefmutter kurz zuvor um Hilfe und Beistand gebeten hatte - ich will hier nicht näher drauf eingehen worum es im Detail ging, nur so viel: ich hatte nach langen Gesprächen mit einem Seelsorger diesen darum gebeten, meine Eltern in die ganze Sache einzuweihen, in der Hoffnung, sie würden mich unterstützen und zB. gemeinsam mit mir zur Polizei gehen um eine Anzeige zu erstatten oder wenigstens um einen geeigneten Therapeuten zu finden - doch nichts ist geschehen - ich war mit allem allein auf mich gestellt (und habs irgendwie auch hinbekommen).
- es wird weiter genährt von Aussagen wie: von uns kannst Du keine Unterstützung erwarten usw.
Ich denke ich kann mir hier durchaus sicher sein, was meine Empfindungen diesbezüglich betrifft...

Reden? Mit meinem Vater? Über etwas, dass vom Tag des Auszuges aus der Wohnung meiner leiblichen Eltern todgeschwiegen wurde? Nicht wirklich...
Was mich noch beschäftigt ist, hätte er überhaupt mit mir aus der Wohnung ausziehen dürfen vor einem ergangenen Sheidungs-Urteil? Ist es nicht so, dass bei eine Auszug mit minderjährigem Kind der andere leibliche Elternteil erst zustimmen muss...

"hat sich diese Familie doch unendlich Mühe gegeben und entsetzlich (auch im Sinne des Wortes) viel dafür getan, dass Du ein Teil bist/wirst und den Rest der anderen Familie vergisst, nicht brauchst - dazu gehörst?"
Es ging primär darum mich von dem anderen Teil der Familie fern zu halten, weniger darum mich in die eigene zu integrieren.

Meine Frau ist in der Tat die größte Bereicherung für mein Leben und mein größtes Glück was mir wiederfahren konnte - und ja, sie ist kritisch und hinterfragt auch.

"aber die Menschen, die darfst trotzdem gern haben..... ihr Handeln nicht unbedingt [...] ich hab Dich so gern, aber was Du da gemacht hast, war echt mal voll daneben....." das mag bei Dir und Deinen Kinder funktionieren und ist in diesem Kontext sicher auch vollkommen in Ordnung... aber mal ganz ehrlich: soll ich meinem Vater allen ernstes sagen: "Das Du mich damals aus der elterlichen Wohnung entführt hast und mich jahrelang meiner Mutter und dem mütterlichen Teil meiner Familie vorenthalten hast war echt voll daneben, aber ich hab Dich trotzdem gern." - damit kann ich mich irgendwie (noch) nicht so ganz anfreunden... ich glaub das ist echt viel verlangt/erwatet...

Mir ist klar, dass Vorwürfe keinem weiter Helfen. Und mir ist klar, dass jeder Mensch Fehler macht. Mir ist auch klar, das jeder Fehler Konsequenzen hat, wie auch jede richtige Tat ihre Konsequenzen nach sich zieht.

Im Moment befinde ich mich wohl gerade (oder immernoch) in dem Prozess des damit umgehen lernens - der sich wahrscheinlich über mein ganzes Leben erstrecken wird. Sicher war es auch für meinen Vater nicht einfach... aber es ist nicht an mir nach Entschuldigungen für seine Fehler zu suchen!

Diese innere Zerrissenheit ist zermürbend.

Jeremy
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Ansa
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Ansa »

Hallo Jeremy,

hmh, manchmal muss auch ich ein wenig mehr wissen, um die ganzen Zusammenhänge zu verstehen. Ich wollte nicht Dein Gefühl in Frage stellen, versteh mich da nicht falsch.

Der Gedanke, dass Deine Stiefmutter Dich hätte adoptieren sollen ist auch für mich eine ganz neue Idee - aber ja, warum eigentlich nicht? Gewöhnlich ist es so, das Männer die Kinder ihrer Partnerin adoptieren, um ihnen den Namen zu geben, um sie als eigene Kinder mit allen rechtlichen Folgen anzuerkennen - ich hab`s ehrlich noch nie anders herum gehört. Aber es wäre, da hast Du Recht, ein schönes Zeichen.

Manchmal ist es so, dass, wenn man derartig im Stich gelassen wird, etwas in einer Beziehung unwiderbringlich kaputt geht und zerstört wird. Grad in einer wirklichen Notsituation sollte die Familie immer für einen da sein, wen hätte man denn sonst? Ich bin kein Freund von dem "aber das sind Deine Eltern, Du musst ihnen immer verzeihen......" oder "egal was war, geh ihnen entgegen" Ich denke, sie sind die Großen und sie haben die Aufgabe für ihre Kinder zu sorgen, gut zu sorgen..... und Kinder können zwar unendlich oft verzeihen, aber es ist nicht immer heilsam. Besonders wenn die Ablehung so spürbar wird und ist, wie Du beschreibst.

Nein, er hätte nicht mit Dir einfach ausziehen dürfen - nur wem nutzt das heute noch? Es war ein Unrecht und all das, was dann folgte, kann einfach nicht wieder gut gemacht werden, nicht rückgängig und nicht ungeschehen. Er hätte nicht gedurft - leider gibt es viele Eltern die das tun, meist umgekehrt, Mütter die ihre Kinder nehmen und flüchten und diese dem Vater entziehen.... das tröstet nur nicht und macht die Dinge nicht einfacher. Was ändert es für Dich, zu wissen, dass er das nicht gedurft hätte?

Ich glaube ganz tief in mir, das Kinder ihre Eltern immer lieben werden, irgendwo, in einer stillen Ecke ihrer Seele - egal was diese getan haben, wie schlecht sie waren, wie gemein..... dies "Du musst nicht mögen was sie tun, aber Du darfst sie gern haben" kann eine Befreiung sein, denn natürlich sollst Du mit Deiner Zuneigung nichts annehmen oder richtig finden, aber es befreit einen auch von Selbstvorwürfen der Art "warum häng ich dann doch zwischen den Stühlen, wo mir doch mein Verstand sagt, da ist nichts mehr...." Das kleine Kind in uns ist immer irgendwo da und hilflos - in manchen Augenblicken.

Ich hab mit meinem Vater gebrochen, ich hab jahrelang nichtgs von ihm gehört, er hat meine Töchter und mich einfach ignoriert und im Stich gelassen - er war mir kein guter Vater und ihnen kein guter Großvater, während sie ihn nicht vermissen, fehlt er mich an manchen Tagen..... ich bin ihm nicht mehr böse, ich weiß, er konnte nicht anderes handeln, er hatte nie jemanden, der seine Sicht der Dinge verändern konnte - aber trotzdem manchmal (immer seltener) wünschte ich mir, er würde an unserem Leben teilhaben und so darf ich ihn mögen und vermissen obwohl ich weiß, dass die Entfernung für mich persönlich weitaus besser ist, als jedes Aufeinander treffen. Verstehst Du was ich meine?

Das hat etwas mit Aussöhnung, aber vor allem mit Annahme dessen was war zu tun. Du kannst die Dinge nicht mehr ändern, aber Du kannst sie im Laufe Deines Lebens imemr mal wieder anders bewerten oder ansehen - Du darfst wütend, sauer, traurig, enttäuscht und verletzt sein - nur sorg für Dich und schau auf das, was Du hast.... vielleicht, vielleicht hättest Du vieles davon nicht, wäre Dein Leben anders verlaufen? Vielleicht - würdest Du manches nicht schätzen, hättest Du nicht soviel erlebt? Vielleicht wüsstest Du nicht, was Dir wichtig ist, wäre immer alles einfach gewesen?

Manchmal kann es helfen Briefe zu schreiben, schreib einfach einen Brief an Deinen Vater, schreib alles, was Du ihm immer mal schreiben wolltest und dann leg ihn Dir weg, an einen Ort, an dem er niemanden stört, oder verbrenn ihn..... lass die Gedanken in den Himmel steigen - das macht die Dinge nicht ungeschehen, aber es kann helfen..... setz ihn als Papierboot in einen Fluß? Schau ihm nach.....

Mag sein, das ist keine Methode für Dich, aber vielleicht eine Idee oder Anregung für etwas, das Dir dann als Gedanke kommt?

Ansa

P.S. die innere Zerrissenheit ist ein Prozess und ein Schritt nach vorn.... auf der Suche nach Deinem Weg. Leider gehören diese Gefühle einfach dazu.
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Beitrag von Jeremy 20. Januar 2016 09:59 [in Die Wahrheit?]

Auch für Scheidungskinder gilt: Mutter bleibt immer Mutter und Vater bleibt immer Vater.

Die Entscheidungen, welche die Eltern für sich und ihr Leben treffen muss man als Kind akzeptieren. Traurig ist, dass die VERANTWORTUNG, die Eltern auf sich nehmen, wenn sie Kinder in die Welt setzen oft sehr zu kurz kommt. Und was dann bleibt sind oft Kinder, für die sich keiner Veranntwortlich fühlt.

1.? Was pasiert mit solchen Kindern? - Wie entwickeln sie sich? - Sind das dann nicht genau die Kinder, die ihr Leben lang auf der Suche nach einer Wahrheit sind und denen es so schwer fällt auch mal auf sich selbst zu achten, Selbstbewusstsein, YSelbstvertrauen und auch Selbstachtung zu entwickeln?

Ist es ein verantwortungsvolles Verhalten, dem eigenen Sohn die leibliche Mutter vorzuenthalten? (In der Regel liest man ja immer, dass dies ausschließlich von "bösen Müttern" praktiziert würde die ihre ex-Partner zum Zahlvater knechten.)

Nach jeder Scheidung dreht sich die Erde weiter und es werden weitere Entscheidungen getroffen.
Es werden Wege gegangen und das was ist, darauf wird aufgebaut.
Vieles wird unwiederbringlich bleiben und vieles kann man, mit der nötigen Kraft, neu in die Hand nehmen und gestallten.

Es wurde viel über Abgrenzung, auf sich selbst achten und den eigenen Weg zu fokkusieren geschrieben.
Und seit ich das erste mal hier schrieb, konnte ich das dank eurer Hilfe auch sehr gut umsetzen.

Und doch gilt auch für Scheidungskinder: Mutter bleibt immer Mutter und Vater bleibt immer Vater und das ein Leben lang.
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Ansa hat geschrieben:
Nein, er hätte nicht mit Dir einfach ausziehen dürfen - nur wem nutzt das heute noch? Es war ein Unrecht und all das, was dann folgte, kann einfach nicht wieder gut gemacht werden, nicht rückgängig und nicht ungeschehen. Er hätte nicht gedurft - leider gibt es viele Eltern die das tun, meist umgekehrt, Mütter die ihre Kinder nehmen und flüchten und diese dem Vater entziehen.... das tröstet nur nicht und macht die Dinge nicht einfacher. Was ändert es für Dich, zu wissen, dass er das nicht gedurft hätte?
Es ist nicht die Frage, wem das heute noch nutzt - sondern die Frage, wem das bis heute schadet bzw. wer den Schaden trägt und wer die Verantwortung.
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Ansa »

Hej Jeremy,

die Frage können wir doch einfach beantworten? Den Schaden trägt am Ende immer das Kind, es muss leben, was die Erwachsenen verbockt haben, egel wie alt es ist. Ob bei Dir oder auch bei meinen eigenen Kindern, das was ich falsch gemacht habe - müssen sie leben. Und dann können wir noch fragen, war es denn aus meiner damaligen Sicht falsch? Hab ich geglaubt, ich habe für meine Kinder gut gehandelt und das Richtige getan? Was war mein Beweggrund?

Die Verantwortung? Sollten die Erwachsenen tragen, die Frage ist nur, ob sie es auch tun? Bei Deinen Eltern und Verwandten sehe ich das eher nicht..... da überlasst man Dir die Folgen und Du musst damit leben.

Und das ist schwer - und das schreibst Du ja auch. Nur - auf andere Menschen haben wir keinerlei Einfluss, ja, wir können mit ihnen reden, ihnen schreiben, sie anbrüllen - was immer wir gern tun würden, es nutzt nur nichts.... sie werden sich nicht ändern. Vielleicht hat man mal Glück und jemand wird durch Worte oder Taten aufgerüttelt und erkennt, das er Unrecht getan hat - aber das ist so selten..... das Einzige was einem bleibt und das ist unglaublich schwer, ist die eigene Sicht der Dinge verändern. Und das ist ein laufender Prozess, der Jahre dauern kann, das muss ich Dir nicht erzählen, ich bin sicher, das weißt Du schon.

Erkenntnis gewinnen, Nachdenken, Entscheidungen für sich treffen, sich immer mal wieder fragen "Für wen tue ich das hier eigentlich?" Die Antwort ist mitunter überraschend. Oft genug handeln wir eben nicht für uns, sondern für andere, weil wir glauben, es wäre gut für den Moment.

Du kannst niemanden zwingen sich der Verantwortung zu stellen - nicht in diesem Fall. Du kannst es ihnen aber sagen - nur was würde sich ändern, außer vielleicht - Dein Gefühl und das Wissen, das sie nun endlich wissen, wie es Dir geht. Mag aber gut sein, dass ihre Reaktion darauf nicht die ist, die Du Dir wünscht, sondern eine, die noch mehr schmerzt und wieder verletzt?

Dir bleibt nur auf Dich zu sehen, ganzheitlich.

Ansa
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Vielleicht ist ein konsequenter Abbruch aller Kontakte eine Möglichkeit Ruhe in die Angelegenheit zu bringen?
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Jeremy,

ich musste ein Weilchen darüber nachdenken...und ja, wenn Du einen Kontaktabbruch als Methode betrachtest, als Mittel um Ruhe in Gedanken, Alltag und Leben zu bringen - dann darf das eine Möglichkeit sein. Wenn Dir bewusst ist, das er zeitweilig ist und jederzeit aus rückgängig zu machen sein kann.

Du entscheidest ob und wie lang so ein Abbruch sein kann. Mitunter sind das die Zeiten im Leben in denen man sich einfach neu sortiert oder auch merkt, das einem das Ganze fern rückt - nicht mehr so nah geht?

Ansa
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Ansa hat geschrieben: Hallo Jeremy,

Gewöhnlich ist es so, das Männer die Kinder ihrer Partnerin adoptieren, um ihnen den Namen zu geben, um sie als eigene Kinder mit allen rechtlichen Folgen anzuerkennen - ich hab`s ehrlich noch nie anders herum gehört. Aber es wäre, da hast Du Recht, ein schönes Zeichen.
Ich bin auch der Meinung, dass es ein schönes Zeichen wäre, denn schließlich haben ja nicht nur die Mädchen den anderen Elternteil verloren, den es zu ersetzen gilt. Auch Jungen haben was Elternteile angeht Bedürfnisse, auch Jungen sind Menschen die Gefühle haben. Das hat ja irgendwie auch etwas mit Gleichberechtigung zu tun... und wieso soll man nicht auch als Junge/Mann soetwas einfordern können - oder ist das nur ein Privileg der Mädchen/Frauen - hat das etwas mit Rollenmodellen in unserer Gesellschaft zu tun "Das ist doch ein ganzer Kerl, der schafft das auch so? - Jungen weinen ja sowieso nicht, weil die stärker sind!" - Und nur weil man es noch nie anders herum gehört hat, wird es zur Regel? Zum ungeschriebenen Gesetzt? Ist es nicht auch ein kleinwenig diskriminierend? Letztlich macht es doch immer etwas mit der Psyche des "unangenommenen" Kindes, dass zusehen muss, wie seine Stiefgeschwister adoptiert werden während man selbst links liegen bleibt - egal welches Geschlecht man hat.
Ansa hat geschrieben: Manchmal ist es so, dass, wenn man derartig im Stich gelassen wird, etwas in einer Beziehung unwiderbringlich kaputt geht und zerstört wird. Grad in einer wirklichen Notsituation sollte die Familie immer für einen da sein, wen hätte man denn sonst? Ich bin kein Freund von dem "aber das sind Deine Eltern, Du musst ihnen immer verzeihen......" oder "egal was war, geh ihnen entgegen" Ich denke, sie sind die Großen und sie haben die Aufgabe für ihre Kinder zu sorgen, gut zu sorgen..... und Kinder können zwar unendlich oft verzeihen, aber es ist nicht immer heilsam. Besonders wenn die Ablehung so spürbar wird und ist, wie Du beschreibst.
Was bleibt ist dann die Zerrissenheit, der Zwiespalt, der Loyalitätskonflikt basierend auf dem elterlichen Entfremdungssyndrom das mit psychischen Störungen einhergehen kann, verursacht durch einen Elternteil der damals glaubte alles richtig und nur zum Wohle des Kindes gemacht zu haben.
Eigentlich liebt man ja beide Elternteile - aber wenn der eine Elternteil den anderen Elternteil dem Kind nach widerrechtlichem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung über ein Jahrzehnt lang vorenthalten wird - was bleibt dann noch zum lieb-haben?

Das traurige ist ja, dass all die positiven Erinnerungen durch dieses Unrecht so stark überschattet werden - und selbst wenn ich danach suche, etwas zu finden diesen positiven Erinnerungen wieder mehr Gewicht zu verleihen, dann kommt beim nächsten Wiedersehn mit dem Vater, der die Mutter vorenthielt, wieder ein völlig belangloser Vorwurf seiner Seits (ich habe in der Kindheit dies oder das gemacht) - und ich fühle mich, nachdem ich wieder ein Stück auf ihn zugegangen war, wieder schlecht und frag mich, sollte nicht er statt mit Vorwürfen mit einer Entschuldigung kommen?

Leider ist es manchmal wirklich so, dass etwas in einer Beziehung unwiderbringlich kaputt geht.
Ansa hat geschrieben: Ich glaube ganz tief in mir, das Kinder ihre Eltern immer lieben werden, irgendwo, in einer stillen Ecke ihrer Seele
Davon bin ich überzeugt. Und genau diese Liebe, die immer da sein wird, ist die eine Seite, welche die Zweifel nährt, die Fragen im Kind entstehen lässt. Die andere Seite sind die Taten der Eltern, welche sie aus ihren eigenen Beweggründen - und mit Sicherheit zum Wohle des Kindes entschieden und gelebt haben - für das Kind zunächst mit gelebt haben und es ihm sozusagaen "übergestülpt" haben. Du wirst selbst eines nicht bestreiten können: so wunderbar die Liebe sein kann und so wundervolle Dinge sie hervorbringt, so sehr kann sie auch schmerz und leid verursachen.
Ansa hat geschrieben: Das kleine Kind in uns ist immer irgendwo da und hilflos - in manchen Augenblicken.
:meinung:
Ansa hat geschrieben: Ich hab mit meinem Vater gebrochen, ich hab jahrelang nichtgs von ihm gehört, er hat meine Töchter und mich einfach ignoriert und im Stich gelassen - er war mir kein guter Vater und ihnen kein guter Großvater, während sie ihn nicht vermissen, fehlt er mich an manchen Tagen..... ich bin ihm nicht mehr böse, ich weiß, er konnte nicht anderes handeln, er hatte nie jemanden, der seine Sicht der Dinge verändern konnte - aber trotzdem manchmal (immer seltener) wünschte ich mir, er würde an unserem Leben teilhaben und so darf ich ihn mögen und vermissen obwohl ich weiß, dass die Entfernung für mich persönlich weitaus besser ist, als jedes Aufeinander treffen. Verstehst Du was ich meine?
Ja, ich verstehe sehr genau was Du meinst: es ist genau diese Zerrissenheit die auch ich meine.
Ansa hat geschrieben:P.S. die innere Zerrissenheit ist ein Prozess und ein Schritt nach vorn.... auf der Suche nach Deinem Weg. Leider gehören diese Gefühle einfach dazu.
,)
Ansa hat geschrieben: Das hat etwas mit Aussöhnung, aber vor allem mit Annahme dessen was war zu tun. Du kannst die Dinge nicht mehr ändern, aber Du kannst sie im Laufe Deines Lebens imemr mal wieder anders bewerten oder ansehen - Du darfst wütend, sauer, traurig, enttäuscht und verletzt sein - nur sorg für Dich und schau auf das, was Du hast.... vielleicht, vielleicht hättest Du vieles davon nicht, wäre Dein Leben anders verlaufen? Vielleicht - würdest Du manches nicht schätzen, hättest Du nicht soviel erlebt? Vielleicht wüsstest Du nicht, was Dir wichtig ist, wäre immer alles einfach gewesen?
Vergeben oder verzeihen ist das Ende eines langen Weges. Davor muss Verachtung, Wut und Hass zugeleassen werden. Man kann diese Gefühle nicht einfach überspringen oder wegstecken. Erst muss der erlittene Schmerz ein Teil der eigenen Lebensgeschichte werden (Becker).

Vergeben ist nicht das Gleiche wie versöhnen. Und es macht nichts ungeschehen.

Ansa hat geschrieben: Manchmal kann es helfen Briefe zu schreiben, schreib einfach einen Brief an Deinen Vater, schreib alles, was Du ihm immer mal schreiben wolltest und dann leg ihn Dir weg, an einen Ort, an dem er niemanden stört, oder verbrenn ihn..... lass die Gedanken in den Himmel steigen - das macht die Dinge nicht ungeschehen, aber es kann helfen..... setz ihn als Papierboot in einen Fluß? Schau ihm nach..... Mag sein, das ist keine Methode für Dich, aber vielleicht eine Idee oder Anregung für etwas, das Dir dann als Gedanke kommt?
Solche Rituale, sie helfen vielleicht in dem Moment ein wenig... aber auf lange Sicht...? Ich konnte bisher noch nicht das richtige Ritual für mich finden, dass ich als stark genug empfand mir ein Stück weiter zu helfen. Aber ich werde es probieren.

Jeremy
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Ansa »

Hallo Jeremy,
Ich bin auch der Meinung, dass es ein schönes Zeichen wäre, denn schließlich haben ja nicht nur die Mädchen den anderen Elternteil verloren, den es zu ersetzen gilt. Auch Jungen haben was Elternteile angeht Bedürfnisse, auch Jungen sind Menschen die Gefühle haben. Das hat ja irgendwie auch etwas mit Gleichberechtigung zu tun... und wieso soll man nicht auch als Junge/Mann soetwas einfordern können - oder ist das nur ein Privileg der Mädchen/Frauen - hat das etwas mit Rollenmodellen in unserer Gesellschaft zu tun "Das ist doch ein ganzer Kerl, der schafft das auch so? - Jungen weinen ja sowieso nicht, weil die stärker sind!" - Und nur weil man es noch nie anders herum gehört hat, wird es zur Regel? Zum ungeschriebenen Gesetzt? Ist es nicht auch ein kleinwenig diskriminierend? Letztlich macht es doch immer etwas mit der Psyche des "unangenommenen" Kindes, dass zusehen muss, wie seine Stiefgeschwister adoptiert werden während man selbst links liegen bleibt - egal welches Geschlecht man hat.
Nun ist es allerdings in den meisten Fällen so (zum Glück) das es gar keine Adoption gibt, weil es ja immer noch den Elternteil gibt, der jenseits von der Familie lebt und der weiterhin für seine Kinder da ist und da sein kann.
Meine Töchter kamen eines Tages mit dem Wunsch, sich von meinem Mann adoptieren zu lassen, so sehr uns das damals gerührt hat, wir haben es abgelehnt - denn es hätte auch den Bruch mit der Familie ihres Vaters bedeutet, das Abgeben ihres Namens und eine Verletzung ihres Vaters zudem. Ich fand das unangemessen, er hat ihnen oft weh getan, sich aber große Mühe gegeben. Und sie waren zu jung um all die weitgehenden Folgen zu überblicken, die damit zusammen gehangen hätten. Heute sind sie ganz froh, das er weiterhin zu ihrer Familie gehört und durchaus auch für sie da ist.
Bei einer Adoption muss der leibliche Elternteil zustimmen und all seine Rechte abgeben, die er an den Kindern hat, nicht nur Sorgerecht sondern, soweit ich weiß, auch Erbrecht und alles andere. Das ist durchaus dann eine Scheidung von den Kindern. Ich halte das für Überdenkenswert und es hat nichts mit Mädchen oder Jungen zu tun.
Was bleibt ist dann die Zerrissenheit, der Zwiespalt, der Loyalitätskonflikt basierend auf dem elterlichen Entfremdungssyndrom das mit psychischen Störungen einhergehen kann, verursacht durch einen Elternteil der damals glaubte alles richtig und nur zum Wohle des Kindes gemacht zu haben.
Eigentlich liebt man ja beide Elternteile - aber wenn der eine Elternteil den anderen Elternteil dem Kind nach widerrechtlichem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung über ein Jahrzehnt lang vorenthalten wird - was bleibt dann noch zum lieb-haben?
Nein, nicht eigentlich, jedes Kind liebt Beide, egal was sie getan haben. Du kannst in den Gerichten Kinder erleben, die man ihren leiblichen Eltern weg nimmt, weil sie misshandelt und missbraucht wurden und sie weinen sich die Seele aus dem Leib, weil sie nicht von ihnen weg wollen - aber zu ihrem eigenen Schutz müssen. Kinder lieben ihre Eltern immer, das ist das Drama - aber, es ist ein Entwicklungsprozess, das diese unverbrücjliche Liebe sich im Laufe des Lebens wandelt - nicht mehr so bedürftig ist, wie bei kleinen Kindern, sondern zu einem miteinander, nebeneinander wird. Sie wächst zu einer erwachsenen Beziehung miteinander.

Was bleibt zum lieb haben? Vielleicht, Erinnerungen? Das Wissen, dass Deine Mum Dich geliebt hat, egal wie wir Leben war, das sie Dich immer noch liebt, diese Liebe aber in sich eingesperrt und verborgen hat, damit sie weiter leben konnte - ohne Dich? Um sie nicht mehr fühlen zu müssen? Und heute hönnen? Vielleicht, dafür weiß ich zu wenig..... von Euch.

Aber ich weiß durchaus, das es Menschen gibt, die es nicht schaffen, den Expartner nicht in ihrem Kind zu sehen und die es deshalb ablehnen und hart behandelnt, damit es nicht so wird.... und die dabei vergessen, das auch ihr Teil im Kind damit in Frage gestellt wird und abgelehnt wird.
Das traurige ist ja, dass all die positiven Erinnerungen durch dieses Unrecht so stark überschattet werden - und selbst wenn ich danach suche, etwas zu finden diesen positiven Erinnerungen wieder mehr Gewicht zu verleihen, dann kommt beim nächsten Wiedersehn mit dem Vater, der die Mutter vorenthielt, wieder ein völlig belangloser Vorwurf seiner Seits (ich habe in der Kindheit dies oder das gemacht) - und ich fühle mich, nachdem ich wieder ein Stück auf ihn zugegangen war, wieder schlecht und frag mich, sollte nicht er statt mit Vorwürfen mit einer Entschuldigung kommen?
Du wünscht Dir diese Entschuldigung, aber weiß er, wie es in Dir aussieht? Weiß er von Deinen Gefühlen - Wünschen - Gedanken - von den Schmerzen und den unerfüllten Wünschen? Er glaubt richtig und gut gehandelt zu haben - er sieht von seinem Standpunkt aus überhaupt gar keinen Grund für eine Entschuldigung. Er sieht einfach die Dinge anders.
Schaffst Du es, Dich in Gedanken an seine Stelle zu versetzen und zu sehen, wie das damals war? Für ihn? Warum er vielleicht so gehandelt hat, was er dachte? Was er wollte?
Du wirst selbst eines nicht bestreiten können: so wunderbar die Liebe sein kann und so wundervolle Dinge sie hervorbringt, so sehr kann sie auch schmerz und leid verursachen.
Ja, das kann sie, aber ich kann lernen, für mich anders damit umzugehen. Es fällt mir schwer, das theoretisch zu erklären, vielleicht als Beispiel. Ich komme aus einer sogenannten intakten Familie, wie ich war - gefiel meinen Eltern nicht, sie hatten sich ihr Kind anders vorgestellt. Ich wurde psychisch und physisch misshandelt, geschlagen, gedemütigt, in den Keller gesperrt und allerlei mehr. Kein Scheidungskind, aber anders schwer. Jahre später sagte meine Mutter einmal "aber wir mussten Dich so strafen, Du warst so ein böses Kind, wir mussten Dich brechen, um gesellschaftsfähig zu sein." Damals hatte ich ein eigenes Kind, eineinhalb Jahre alt und ich konnte sie noch weniger verstehen, als je zuvor.

Ich hätte daran zerbrechen können, wie so viele andere. Ich hätte meine Kinder ebenso behandeln können, wie viele Eltern schlicht weitergeben, was sie selbst erlebt haben (grad innerhalb der Erziehung übernimmt man häufig ungefragt die Lebenseinstellungen der Eltern). Ich hätte mich entscheiden können, Familie ist doof, brauch ich nicht. Ich hätte so vieles tun können. Statt dessen hab ich mir, noch als Kind, geschworen, das ich mit meinen Kindern anders umgehen werde - und weißt Du, das hab ich auch geschafft, es war ungeheuer schwer für mich, weil ich nicht wusste, ob mein Weg richtig ist. Weil meine Eltern meinen Weg ablehnten und den Umgang mit meinen Kindern schrecklich fanden. Ich konnte nur meine Zukunft ändern, denn die Vergangenheit - kann man nur betrachten und aus ihr lernen, aber was man lernt, entscheidet man immer nur für sich selbst und manchmal dauert das seine Zeit. Solang Trauer herrscht, über das, was man sich so gewünscht hätte..... hängt man fest, denn man wird es einfach nicht bekommen können.

Aber man kann es sich schaffen. Man kann es "umlagern", sich seinen Weg suchen und anders handeln, in dem Wissen, etwas an sich selbst wieder gut zu machen. Nicht weg machen oder aufheben, aber besänftigen. Verstehst Du, was ich mein?
Vergeben oder verzeihen ist das Ende eines langen Weges. Davor muss Verachtung, Wut und Hass zugeleassen werden. Man kann diese Gefühle nicht einfach überspringen oder wegstecken. Erst muss der erlittene Schmerz ein Teil der eigenen Lebensgeschichte werden (Becker).

Vergeben ist nicht das Gleiche wie versöhnen. Und es macht nichts ungeschehen.
Oh, Vergeben und Verzeihen.... ich schrieb von
Das hat etwas mit Aussöhnung, aber vor allem mit Annahme dessen was war zu tun.
Dies "Du musst aber vergeben können" und "verzeih" ihnen und das "nur wenn Du vergeben kannst, wirst Du in Frieden leben können" - geht mir sowas von aufs Gemüt, da bekomm ich glatt ein Glitzern in meinen Augen.

Für mich ist dass das größte Unrecht was man von misshandelten Kindern (und Opfern überhaupt) verlangt. Aber das mag auch meine eigene, ganz persönliche Sichtweise sein. Für mich hat Vergeben und Verzeihen, damit zu tun, das ich anerkenne, dass das was war und geschehen ist, recht war. Ich verzeihe meinem Peiniger - und gebe damit meine Zustimmung zu dem was er getan hat. Never.... nie nicht.

Es war ein Unrecht, es bleibt ein Unrecht und es wird ein Unrecht bleiben; das Einzig wahre, finde ich - ist eine Anerkennung dessen, das es so war wie es war, eine Aussöhnung mit mir selbst, nicht mit meinem Peiniger - weil ich als Kind nicht in der Lage war und sein konnte, die Dinge zu ändern sondern sie hinnehmen musste und aushalten musste, weil ich das Kind war und nichts tun konnte - nichts - ich verzeihe mir (da gibt es immer dieses unbewusste Annehmen und der innere Glaube, das man selbst etwas dazu beigetragen hat, das es so gekommen ist) und erkenne durchaus an, das mein Gegenüber aus bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat, richtig werden die Dinge dadurch aber nicht.

Jedenfalls diffenziere ich das für mich so, dies geforderte "Verzeihen müssen" ist für mich ein rotes Tuch. Vorderrangig ginge es mir um Verstehen und wie geschrieben, eine Annahme dessen, was geschah. Mitunter weiß ich, das mein Weg gut war, dass ich das Unvermögen meiner Eltern in etwas Wunderbares umgewandelt hab, ich bin für Menschen in Notsituationen da.... ich gebe Menschen etwas mit, wenn sie mögen.

Und doch, an manchen dunklen Tagen, die dazu gehören, kommen in immer seltener werden Momenten, alte Gefühle hoch. Heute erkenne ich sie, ich nenne sie liebevoll "meine alten Kellergeister" und ich frag mich dann selbst wer da wieder mal die alte Tür aufgemacht hat..... ich nehm sie wahr, betrachte sie und sortiere sie neu, kann auch sein, das ich die Tür zuschlag und sag "ich kann Euch nicht brauchen, weg....." aber ich weiß, dann kommen auch wieder. Und am Ende sind sie eine neue Stufe auf dem Weg zu meinem Selbst. Eines Tages werden sie nicht mehr kommen, weil ich sie frei gegeben hab. Es ist ein langer Weg.
Solche Rituale, sie helfen vielleicht in dem Moment ein wenig... aber auf lange Sicht...? Ich konnte bisher noch nicht das richtige Ritual für mich finden, dass ich als stark genug empfand mir ein Stück weiter zu helfen. Aber ich werde es probieren.
Das wirst Du, da bin ich mir sicher..... denn aus allem was ich hier von Dir lese, sehe ich, das Du auf dem Weg bist und das Du nachdenkst, nichts ungefragt übernimmst - Du hättest Dich ja auch entscheiden können, alles richtig zu finden, was Deine Familie getan hat und Deine Mutter ebenfalls zu verurteilen und abzulehnen - aber Du hast Deinen Weg eingeschlagen und wirst ihn gehen. Und das ist gut und richtig so. Er wird lang sein, länger als Dir manchmal lieb ist, aber eines Tages wird, das wünsche ich Dir, auch Deine alte Tür offen bleiben können, weil der Raum leer ist. Sei stolz auf das, was Du geschafft hast.

Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Jeremy
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Ansa hat geschrieben: Du wünscht Dir diese Entschuldigung, aber weiß er, wie es in Dir aussieht? Weiß er von Deinen Gefühlen - Wünschen - Gedanken - von den Schmerzen und den unerfüllten Wünschen? Er glaubt richtig und gut gehandelt zu haben - er sieht von seinem Standpunkt aus überhaupt gar keinen Grund für eine Entschuldigung. Er sieht einfach die Dinge anders.
Schaffst Du es, Dich in Gedanken an seine Stelle zu versetzen und zu sehen, wie das damals war? Für ihn? Warum er vielleicht so gehandelt hat, was er dachte? Was er wollte?
Ja natürlich schaffe ich das. Warum schafft er es nicht? Als Vater hat er doch eine Verantwortung. Alles zum Wohle des Kindes.... ich finde es mehr als traurig wie leicht es sich manche "Eltern" machen und aus der Verantwortung ziehen nur weil sie zu feige sind ihren Kindern die wahrheit zu sagen.
Ansa hat geschrieben:Der Weg wird lang sein, länger als Dir manchmal lieb ist,
das gilt zum Glück auch für die sogenannten "Eltern"
Ansa hat geschrieben:Sei stolz auf das, was Du geschafft hast.

Das bin ich. Und zu wissen es allein, aus eigener Kraft geschaft zu haben zeigt mir, dass ich solche "Eltern" nicht brauche.
:boxen:

Jeremy
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Re: Umgangsrecht - Verweigerungsfolgen

Beitrag von Jeremy »

Ansa hat geschrieben:... aber eines Tages wird, das wünsche ich Dir, auch Deine alte Tür offen bleiben können, weil der Raum leer ist...
....öhm, :lesen: ...dass versteh ich noch nicht so ganz. Ich habe eine Vermutung, was Du damit meinen könntest... ich wäre Dir dankbar wenn Du es mir mit anderen Worten erklären könntest :winken:

Jeremy
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