Eine kleine Geschichte

Hier ist Platz für alle kleinen und großen Erfolge auf eurem Weg in ein neues Leben nach der Trennung / Scheidung
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Denise
Eintagsfliege
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Registriert: 23. Oktober 2008 08:09
Wohnort: Berlin

Eine kleine Geschichte

Beitrag von Denise »

Hallo!

Ich bin aus Neugier auf das Forum hier gestoßen und ärgere mich, mit meinen nun fast 20 Jahren, ein wenig, dass ich nach einem Forum wie diesem hier nicht schon früher gesucht habe.

Mein Name ist Denise. Ich bin quasi seit meinem 11. Lebensjahr Scheidungskind. Mit der anfänglichen Trennung meiner Eltern bin ich schon anfangs nicht zurecht gekommen. Das lag unter auch anderem auch daran, dass ich nie wirklich mitbekommen habe, wann und warum die Fetzen flogen.
Mein Vater zog aus der Wohnung aus und auch schon bald aus der Stadt - zu einer Freundin, die er im Internet kennen gelernt hatte. Soweit nicht weiter tragisch. Nur für mich war es schwer, da ich meinen Vater dadurch so gut kaum gesehen habe.
Kurze Zeit später, ging es erst richtig los. Als er bei uns zu Hause anrief - Lautsprecher war an - sagte er zu meiner Mutter, dass er das Auto auf jeden Fall behalten werde. Sie unterhielten sich eine Weile darüber, ob er einen Teil der Summe an meine Mutter zurückzahlt, da sie den Wagen gemeinsam gekauft hatten. Letztlich sagte er nur trotzig:"Ach lass gut sein. Dann kannst du den Wagen eben behalten. Aber dann bekomme ich das Kind." (ungefährer Wortlaut)
Da ist für mich, mit meinen damals 12 Jahren, einiges zusammengebrochen.
Es ist nur der vielen Sachen, die ich ihm bis heute noch übel nehme - Kompromisslosigkeit und eine Unfähigkeit zum "Erwachsen sein".
So auch die Sache, als er damals dann irgendwann einfach den Unterhalt für mehrere Monate strich, da seine neue Freundin - wie eine Email, die sie an meine Mutter schickte, bewies - ihm verdeutlichte, dass meine Mutter von dem mir zustehenden Unterhalt ihren Motorradführerschein bezahlen würde. Schwachsinn. Ich wusste es besser (wenn man mit 12 Jahren den Haushalt schmeißt, weil die eigene Mutter länger arbeiten geht, damit man genug geld zum Leben hat, weiß man das eben ,) ).

Als ich mit.. 17 Jahren eine Woche bei ihm war (er war mittlerweile wieder solo), haben wir uns im Grunde die ganze Woche nur angeschrieen. Nein, ich bin nicht aggressiv und werde nie laut. Aber, ich glaube ihr versteht das, wenn man mit seiner Oma väterlicher Seits und seinem Vater auf einem Balkon steht und diese nette Oma meint: "Nun such dir endlich mal eine richtige Frau, nicht so eine wie deine erste", kann auch ich meinen Mund nicht mehr halten. Ich bekam eine Rüge von meinem Vater, wie ich denn so mit meiner Oma reden kann, hielt ich dagegen. Die Tage ging es dann so weiter: Er hat kein Geld, meine Mutter sei Schuld. Der Eiersalat ist alle, meine Mutter sei Schuld. Irgendwann hatte ich auf gut deutsch die Schnauze voll.
Danach war erstmal 2 Jahre Schweigen. Ich schrieb ihm von zu Hause einen Brief, dass ich ihn nicht mehr sehen, noch reden will.
Er verstand es natürlich nicht. Jammerte, warum denn, wieso denn.. mir fiel es schwer. Der Brief war die erste Möglichkeit, ihm endlich mal meine Meinung zu sagen. Über alles. In dieser Woche bei ihm war von mir jeglicher Respekt meinem Vater gegenüber abgefallen. Traurig? Ja.

Das ganze wiederholte sich nach meinem 18. Geburtstag natürlich noch einmal, da der gute Herr der Meinung war, jetzt nicht mehr zahlen zu müssen. Damals hatte noch die Androhung eines Anwalts per Brief gereicht. Dieses Jahr ging es soweit, dass der Anwalt wirklich nötig wurde.
Nachdem ich nach 2 Jahren wieder Kontakt wieder zu ihm aufnahm, hatten wir eine Weile einen so guten Kontakt, dass ich dachte er hätte sich wirklich geändert. Er lebte seit anderthalb Jahren in einer festen Beziehung, mit Hund, Katze, Pferd und er ritt sogar - wobei er vorher immer unglaubliche Angst vor diesen Tieren hatte. Ich dachte also: Der Mann hat was aus sich gemacht!
Aber nein..
Nachdem wir uns eine Weile übers Internet kontaktiert hatten, kam im Sommer eine Nachricht, dass er sich den unterhalt, den er zuviel gezahlt hätte, zurückzahlen lässt, er wird alles einklagen, meine Mutter und ich würden ihn ja nur ausbeuten wollen (das ganze beruht darauf, dass ich dieses Jahr meine Schule beendet und eine Ausbildung angefangen habe). Meine Mutter und ich? Meine Mutter hat mit der ganze Sache nichts mehr zu tun, seit ich 18 bin und darauf bestand ich auch. Als geht es immer noch um die gleiche Leier...
Was solls also: Anwalt eingeschalten, Kontakt nun für immer abgebrochen. Ein paar Tage schwelgte ich zwischen Depression und reine Wut. Ich wollte einen Vater haben (habe ihn im Grunde auch in meinem Stiefvater gefunden.. so rührend, wie er sich kümmert), so wie andere auch, eine intakte Familie und ER macht alles kaputt.
Jetzt, nachdem alles durch ist und er eine Lüge nach der anderen auftischte, ist es glaube ich, Resignation. Aber eine positive. Ich glaube damit abgeschlossen zu haben.

Gleichzeitig rollt sich aber auch alles wieder auf. Jetzt ist nämlich mein kleiner (Stief-)Bruder "dran". 13 Jahre und seine Mutter macht genau das Gleiche, wie mein Vater. Nur hier und dort noch wesentlich verschärfter. Das reicht hin, bis zur Ausübung psychischen Druckes, den er ohnehin schon hat, da er nun zu seinem Vate gezogen ist, wo er vorher die Jahre bei seiner Mutter lebte. Das musste zudem auch noch eingeklagt werden, da er noch zu jung ist, als dass er es selbst netscheiden könnte und seine Mutter alles daran tat, dass der Junge bei ihr blieb.. obwohl er einmal sogar schon weggelaufen ist. Weil er weg wollte. (Er kommt nicht einmal mit ihrem neuen Freund klar..)

Somit kann man sagen: Eine kleine Erfolgsgeschichte.
Ich helfe meinem kleinen so gut ich kann, doch irgendwie habe ich Sorgen, dass ich nicht objektiv genug auf ihn zugehen kann. In meinen Augen würde ich auch bei ihm sofort auf einen Kontaktabbruch pochen.
Warum? Nur ein kleinen Beispiel zur Demonstration: Sie fragt, ob er nicht das eine Wochenende früher zu kommen möchte. Er sagt nein, möchte er nicht. Sie fragt, mehrmals hintereinander, warum nicht, magst du nicht, hast du deine Mama nicht mehr lieb, etc..
Aber was sagt man einem 13-jährigen, der bei seinem Vater leben will, nicht gerade alle Aktionen seine Mutter für gut befindet, wie er seiner Mutter gegenüber auftreten soll. Ich habe es erst mit 17 geschafft, meinem Vater meine Meinung direkt ins Gesicht zu sagen.


Soweit sollte es das erstmal sein.. das wird hier eindeutig zuviel.
Ich hoffe, das Thema ist hier in der richtigen Rubrik.

Vielen Dank fürs Lesen und liebe Grüße

Denise
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