Der Freund meiner Mutter

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Sunshine22
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Der Freund meiner Mutter

Beitrag von Sunshine22 »

Hi Leute.

Lange Zeit schleppe ich nun das hier mit mir rum... Kein Mensch kann mir helfen, da sie sich noch nie in einer solchen Lage befunden haben, sie geben mir immer nur den Ratschlag: du darfst das alles nicht so eng sehen. Aber wie ihr mich sicher versteht ist das nicht ganz so einfach. Hier eine Zusammenfassung meiner Geschichte:
Meine Eltern sind seit 5 Jahren geschieden. Noch heute, gibt es sehr sehr starke Folgen davon, da man es damals total verdrängt hat etc. Wie ihr sicher alle wisst, kann die Scheidung seiner Eltern noch Jahre lange nachwirken und man wird tagtäglich damit noch konfrontiert... aber das ist normal und ist wahrscheinlich bei jedem dasselbe. Jedenfalls hat meine Mutter ein paar Monate später einen neuen Mann kennengelernt... (einen 2. sozusagen, denn unter der Ehe hatte sie auch schon einen Liebhaber). Dieser Mann zog sofort bei uns ein. Meine Schwester und ich waren dann gerade in der Pubertät und liessen das nicht einfach so zu. Auch darum nicht, weil mein Papa noch Jahre später (noch zum Teil heute) daran zu beissen hatte. Doch dieser Mann mussten wir einfach akzeptieren.Irgendwie konnte ich ihn schneller und besser akzeptieren als meine Schwester.
Jetzt ist das so: Dieser Mann kann mich überhaupt nicht ausstehen. Das Problem liegt wohl darin, dass der verhasste Exehemann, also mein leiblicher Vater, mir sehr ähnlich sieht. Und er sieht in mir, den Mann, der seiner Geliebten so viel "LEID" angetan hat. Ein weiteres Problem ist das, dass wenn sich meine Eltern so lange gestritten haben, ich mich immer auf die Seite meines Vaters stellte und meine Schwester sich auf die Seite der Mutter. Das hat sich einfach so ergeben und hat gar nichts damit zu tun, dass ich jetzt meinen Vater lieber hätte oder so... Zudem machte ich es meiner Mutter nicht gerade einfach. Ich meine, was würdet ihr davon halten, wenn eure Mutter eurem Vater fremd geht und ihr sozusagen zuschauen müsst. Meine Schwester bekam davon nicht gerade viel mit, ich war ja immer die "ältere und die vernüftigere"...Diese Geschichten hat meine Mutter ihrem neuen Freund sofort aufgetischt. Mir liegt aber sehr viel daran, zuhause ein einigermassen geregeltes Leben zu haben. Somit gebe ich alle meine Mühen darin, wieder gut mit ihm auszukommen. Er behandelt mich wie den letzten Dreck, er ignoriert mich total. Er ist zum Glück nur an den Wochenenden und am Mittwoch hier zuhause. Sonst geht er dem Beruf als Militärmann nach... was sein Verhalten auch sehr prägt. Er kommandiert mich herum, er wirft mir Sachen an den Kopf wie: Du spinnst doch, du hast wohl nicht alle Tassen im Schrank, du hast keine Ahnung vom Leben etc.... Alles was ich sage ist falsch... Und ansonsten ist es IGNORATION pur. Jedes Wochenende verkrieche ich mich in mein Zimmer und hoffe dass er bald wieder weg ist. Ich fühle mich hier zu hause richtig überflüssig. Hingegen meine Schwester behandelt er total liebevoll. Er macht ihr alles und spricht viel mit ihr. Spielt und besorgt ihr sachen etc... Meine Mutter merkt leider nicht viel davon, oder will es einfach nicht wahrhaben. Da sie fast nie zuhause ist und sehr viel arbeitet, kann sie das auch nicht merken. Es gab schon ein paar Momente in denen sie es merkte, und sie flippte total aus: Sie sagte mir, dass sie so nicht leben könne, ich solle gut mit ihm auskommen etc. Ich versuche alles, aber wie soll ich das anstellen, wenn er mit mir nicht gut klarkommt??? Jedenfalls sagte mir meine Mutter, dass ich gehen müsse, wenn sie das nochmals feststellen wird. Sie habe jetzt für mich gesorgt, jetzt seie ich auf mich selber gestellt und sie möchte jetzt ihr Leben mit ihrem neuen Liebhaber geniessen. Diese Sätze taten und tun mir immer noch sehr weh. Doch es gibt momentan keine Möglichkeit von zuhause wegzuziehen da ich noch Studentin bin. Ich bin auf sie angewiesen. Wenn sie dann zuhause ist, versucht er mir mit materiellen Sachen wieder das Mund zu stopfen. Sogar meine Schwester findet das total ungerecht und weiss auch nicht mehr weiter. Es ist sooooo offensichtlich. Und mir tut das sehr weh. Denn in den letzten 5 JAhren ist er mir schon irgendwie ans Herz gewachsen und trotz allem mag ich ihn halt schon irgendwie. Es gibt auch Augenblicke in denen es scheint wieder ein bisschen besser zu laufen, aber nein, ich komme einfach nicht an ihn heran. Der Mensch ist immun gegen Gefühle.
Vor 4-5Monaten habe ich dann meinen jetzigen Freund kennengelernt und ich habe ihn auch mit nach hause gebracht. Der Freund meiner Mutter hat ihn angeschrien etc etc.... Das finde ich so ungerecht. Ich habe irgendwie akzeptiert damit zu leben, doch meine ganze Kraft geht drauf, indem ich versuche nur einigermassen ein geregeltes zuhause zu haben. Ich sehne mich nach einer Familie!

Befindet ihr euch in einer ähnlichen Lage?
WAs kann man da tun?
bitte helft mir =(

Irgendein Tipp... denn wenn ich so weitermache, schwindet meine Kraft nach und nach...

Vielen lieben Dank
euer (baldwieder) sunshine
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Else
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Re: Der Freund meiner Mutter

Beitrag von Else »

Hallo sunshine,
also das deine Mutter fremd ging und du das auchnoch so unmittelbar mitbekommen hast finde ich nicht gut. Ich sag mir immer, wenn ich das Gefühl hab, das ich meinen Mann nicht mehr liebe, will ich reinen Tisch machen bevor ich was Neues anfange. Aber das muß jeder für sich entscheiden. Die ,die dabei am meisten leiden sind die Kinder.Ich denke mit dem neuen Partner zu leben ist nicht immer leicht. Kinder und Jugendliche wünschen sich in erster Linie eine "heile Familie". Da stört der Neue zuerst mal. Da kann ich dich gut verstehen. Und wenn der auch noch dauern meckert und Vorschriften macht, macht das das Zusammenleben nicht einfacher. Aber ein bischen kann ich auch den Freund deiner Mutter verstehen. Mein jetziger Mann hat keine eigenen Kinder. Er kümmert sich super um meine "Kids", aber es ist für ihn auch nicht immer leicht den richtigen Ton und die richtigen Argumente zu finden, da meine Kids dazu noch im pupertären Alter sind. Das gibt auch öfter mal ein wenig Reibereien. Eine Tochter wohnt bei mir, zwei bei Papa. Wenn es hier Probleme gibt, wissen meine Kids, das sie sich jederzeit an mich wenden können. Ich hab mich schon oft mit meinem Mann unterhalten und ihm erklärt, was in dem Köpf meiner Kids vorgeht. Aber du mußt auch zugeben, das Mädchen in dem Alter nicht einfach sind...Es ist für eine Mutter, die Kinder mit in die Ehe oder Beziehung bringt sicher nicht immer einfach allen gerecht zu werden. Aber sie muß es versuchen. Sprich mit deiner Mutter und sag ihr wie du dich fühlst und wie es dir geht. Nehmt euch die Zeit für ein intensives Gespräch und überlegt euch sachlich was ihr ändern könnt. Wenn du aber bei deiner Mutter auf taube Ohren stößt, such dir Jemand, der vermittelt(eine Tante, Oma oder gute Freundin). Du hast auch Gefühle und Wünsche. Versuch mit deiner Mutter zu reden...
Liebe Grüße Else
"Man muß nur warten können..."
Sunshine22
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Re: Der Freund meiner Mutter

Beitrag von Sunshine22 »

Liebe Else,
danke vielmal für deine sofortige Hilfe. Vielen Dank auch, dass du mir das Problem mal von einer anderen Perspektive dargelegt hast.
Ich weiss, dass es sehr schwierig für den Freund meiner Mutter ist, er hat auch nie Kinder gehabt und ist auch noch 7 Jahre jünger als meine Mutter.. Aber wie nicht nur ich finde, geht er zu weit. Das darf er nicht. Mein Vater und seine Freundin würden ihm manchmal sagen dass er mit mir nicht so umgehen darf. Dazu ist er einfach nicht befugt. Er benimmt sich wie ein Militärmann und behandelt mich wie seinen verhassten Rekrut. Hierzu muss ich vielleicht auch sagen, dass ich schon 2 mal hyperventiliert habe, wenn er mir wieder mal reingedrückt hat, dass ich ein NICHTS bin und überhaupt keine Ahnung von allem habe.
Ich würde so gerne mit meiner Mutter reden. Aber das problem ist, da ich es schon mehrmals hoffnungslos versucht habe, dass sie das aus einer anderen Sicht sieht. Wie gesagt, wenn sie da ist, versucht er ein Bild aufzusetzten und lässt mich in Ruhe. Und wie auch schon bemerkt, sie ist wirklich fast nie da. Durch das dass sie auch nie hier zuhause ist, habe ich auch keine Beziehung zu ihr aufgebaut. Als oma noch lebte, war sie meine Mutter. Meine richtige Mutter hat mehrere Geschäfte und hatte nie Zeit für uns. Ich weiss wirklich nicht mehr was ich tun sollte... Ich habe schreckliche Angst, wenn ich es nochmals bei meiner Mutter versuche, dass sie mich rausschmeisst, denn das hat sie das letzte Mal so angetönt... Mein Vater hat momentan leider nicht das geld, mich bei ihm aufzunehmen, sonst wäre ich wahrscheinlich schon lange nicht mehr hier.
Ich versuchte auch ihm aus dem WEg zu gehen. ABer dann muss ich mich von Freitag abend bis sonntag einsperren ... und ich habe keinen Fernsehen und nichts im Zimmer... und so fühle ich mich immer noch schlimmer...
Da meine ganze familie zerstritten ist, kann ich auch keinen Rat bei Tante oder so holen... dort ist noch so viel Hass dabei.
Das schlimme ist für mich, dass ich jedesmal versuche einen Schritt auf ihn zuzugehen und er lässt mich jedesmal eiskalt abblitzen, ich versuche auch meiner Mutter viele Sachen gut zu machen... aber nichts hilft. Was soll ich nur tun?
lilo
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Re: Der Freund meiner Mutter

Beitrag von lilo »

Hallo Sunshine,
ich kann Deine Situation leider (oder zu Glück?) nicht nachvollziehen, aber es tut mir leid für Dich!
Nur ein Tipp: Als Student kannst Du als erstes BaFög beantragen und da wird das Einkommen Deiner Eltern mit herangezogen, sie haben bisher auch für Deinen Unterhalt gesorgt. Du könntest Dir eine schöne WG oder ein Studentenwohnheim suchen, wo Du erstmal die räumliche Trennung von zu Hause hättest. Das kostet auch nicht sooo viel Geld. Informier Dich doch mal beim Studentenwerk Deiner Hochschule. Die haben übrigens meistens auch einen psychologischen Dienst, vielleicht können die Dir helfen, dem "Militärmann" nicht mehr als kleiner Rekrut, sondern vielleicht mind. als Feldwebel entgegenzutreten.
Das Problem kenne ich übrigens, viele Soldaten, vor allem Ausbilder sehen ihren Job ziemlich eng und übertragen ihr Verhalten auf das Privatleben. Das ist unmöglich!
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Else
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Re: Der Freund meiner Mutter

Beitrag von Else »

Hallo sunshine,
du schreibst, das dein Vater dich aus finaziellen Günden nicht aufnehmen kann. Das versteh ich nicht ganz. Wenn du zu ihm ziehst, muß er nichts mehr zahlen, er bekommt für dich von deiner Mutter Unterhalt und das Kindergeld. Es klingt jetzt vielleicht krass, aber wenn er will, dann geht das! Und wenn es nur vorübergehend ist.. du kannst dir ja von da aus dann eine WG oder eine kleine Wohnung suchenoder ein Studentenwohnheim(wie lilo schon erwähnte). Aber ich denke, da deine Mutter sich für dich eh keine Zeit nimmt, wird sie dich auch nicht vermissen, was ich sehr schade finde.
Mein Mann ist 9 Jahre jünger als ich und hat keine eigenen Kinder. Aber trotdem meistert er es sehr gut mit meinen Kindern. Er hat sich aber gewisse Grenzen gesetzt...so unterschreibt er zum Beispiel keine Arbeit oder Zeugnis. Er sagt immer, das ist meine Aufgabe. Desweiteren schreibt er meinen Kinder nicht vor, was sie zu tun oder zu lassen haben, ohne mit mir darüber geredet zu haben. Er sagt schon mal zu meiner Tochter, das sie erst ihr Zimmer aufräumen muß oder ihre Hausaufgaben fertig, bevor sie was anderes machen will. Aber das sind alltägliche Sachen. Als Feldwebel kann ich ihn nicht bezeichnen, sondern mehr als "väterlichen Freund". Aber wie schon gesagt, unterhalten wir uns viel. Und ich muß zugeben, wenn wir uns streiten, dann zu 99% wegen den Kinder. Aber wir einigen uns dann und ziehen an einem Strang!!
Versuch nochmal mit deinem Vater zu reden oder erkundige dich nach einer anderen Wohngelegenheit. Du schaffst das, glaub mir!
Liebe Grüße Else
"Man muß nur warten können..."
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