Papa hat eine neue Freundin

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Trophi
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Papa hat eine neue Freundin

Beitrag von Trophi »

Hallo,

ich finde dieses Forum unheimlich interessant und hilfreich und bin froh, dass es so etwas gibt.

Ich habe eine relativ frische Beziehung (10 Monate) zu einem Mann, der seit ca 2 Jahren von seiner Frau getrennt lebt und mit ihr einen 9jährigen Sohn hat, der bei ihr lebt. Er sieht ihn relativ häufig (jedes zweite WE, eine Woche im Monat und je nach Wunsch des Kindes 1 bis 3 mal in der Woche).
Ich bin selbst ein ehemaliges Scheidungskind, und mir war es von Anfang an wichtig, auf die Gefühle des Kindes Rücksicht zu nehmen. Anfangs hat er mich nie "mitbekommen", dann haben wir peu à peu den Kontakt hergestellt, und schliesslich habe ich vielleicht insgesamt 4 mal bei meinem Freund übernachtet (wenn auch immer mit einem etwas schlechtem Gewissen).
Den Sohn schien das nie besonders zu stören. Irgendwann hat seine Mutter dann aber gesagt, er hätte seinen Gefühlen mal Ausdruck verliehen, nämlich dass er sich wünschte, Mama und Papa kämen wieder zusammen und dass es ihn stören würde, dass ich in "Mamas" Bett schliefe (das ehemalige Ehebett). Das verstehe ich ja, und deswegen habe ich von mir aus vorgeschlagen, mich vorerst mal wieder etwas zurückzuziehen. Alles schön und gut, nur - die Situation bringt mich allmählich an meine Schmerzgrenze und darüber hinaus! Ich liebe meinen Freund - und ich wünsche mir eine kleine Familie mit ihm - sosehr, dass ich daran beinahe verzweifle, denn im Moment stagniert unsere Beziehung. Wir zu zweit sind an sich superglücklich, aber beide sind wir ratlos, wie es weitergehen soll, ohne seinen Sohn zu traumatisieren.
Auf Dauer ist es keine Lösung, dass ich mich zurückziehe, um seine Gefühle nicht zu verletzten - das halte ich nämlich nicht mehr lange aus, außerdem - wie um Himmels willen soll er sich dann jemals an mich gewöhnen?!
Das Problem ist eben auch, dass er sehr, sehr schwer zugänglich ist (im Grunde auch für seinen Vater) und dass ich nicht mehr machen kann, als stets sehr freundlich zu ihm zu sein.
Kann man so ein Kind einfach vor vollendete Tatsachen stellen ("ich habe eine neue Frau und die zieht demnächst bei mir ein")?!
Hat jemand ähliche Erfahrungen gemacht? Ich bin wirklich für jeden Beitrag dankbar!
LG, Trophi
FSapiatz
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Re: Papa hat eine neue Freundin

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Trophi,
sei ganz herzlich hier im Forum willkommen, ich finde es immer wieder schön, wenn Leute hier herkommen, weil sie Trennungskindern helfen wollen! Bzw. seid Ihr ja gerade eigentlich zwei, die Hilfe brauchen: das 9-jährige Kind und Du, die erwachsene Frau.
Da ich selber selbst heute, nach über 30 Jahren noch das 9-jährige Kind bin, dessen Eltern sich getrennt haben, möchte ich mich auch als erstes des Kleinen annehmen.
Der Fakt, dass sowohl meine Mutter als auch mein Vater neue Partner gefunden hatten, war nicht wirklich unaushaltbar für mich. Irgendwie war das "einfach" so. Aber: wie man mir das ganze präsentiert hat, das war schon irgendwie Schei... - sorry. Immer musste ich mich der Situation anpassen, in die man mich geworfen hat, wie ins kalte Wasser. Plötzlich wohnt ein neuer Mann bei meiner Ma und mir. Hmm. Hmmm? Kann man mich denn nicht wenigstens mal fragen? Oder vorwarnen? Warum hat mein Vater mir nicht vorher versichert, dass seine Neue mich mögen wird?! So musste ich den längsten Spießrutenlauf meines Lebens durchmachen: der Gang vom S.-Bahnhof zu ihrer Wohnung, wo mein Vater eingezogen war: wird sie mich mögen, wird sie mir meinen Vater wegnehmen wollen?
Ich denke, liebe Trohie, dass Dein Freund etwas vergessen haben könnte: mit seinem Sohn zu reden. Ihm zu erklären, was um ihn, den kleinen Jungen herum passiert.
Und ich denke, dass, wenn Ihr Euch ein gemeinsames Leben aufbauen wollt, ein Tapetenwechsel dringen empfohlen ist. Denn, und da spreche ich aus Erfahrung, glaube mir: einen Fremden im Ehebett der Eltern zu sehen, dass ist schlimm. Bei mir war´s ein Mann an der Stelle, wo ich mit meinem Vater noch ein Jahr zuvor kuscheln oder auch raufen konnte. bei Eurem Kleinen bist Du es an der Stelle, wo er vielleicht von seiner Mutter gestreichelt wurde - das ist zuviel für ein solches Kind - jedenfalls war es zuviel für mich. Und so kam es z. B., dass mich noch heute eine sozusagen diebische Freude darüber packt, dass ich es eines Sonntag nachmittags zu früh, also früher als vereinbart, nach Hause kam und dadurch meiner Mutter und dem neuen Mann so richtig "die Tour" versaut habe, denn die Vorhänge im Schlafzimmer waren nicht umsonst zugezogen...!
Du sagst:

>>Auf Dauer ist es keine Lösung, dass ich mich zurückziehe, um seine Gefühle nicht zu verletzten - das halte ich nämlich nicht mehr lange aus, außerdem - wie um Himmels willen soll er sich dann jemals an mich gewöhnen?!<<

Nein, Du sollst dich gar nicht zurück ziehen. Und: der Junge soll sich nicht an Dich gewöhnen, sondern Du musst durch Dich selber dafür sorgen, dass er Dich annimmt, annehmen kann.
Wenn ich von meinen Erfahrungen ausgehe, dann ist der Kleine nicht schwer zugänglich, sondern Ihr Großen findet nicht den richtigen Weg, zu ihm zu gehen. Vielleicht, und das soll KEIN Vorwurf sein, seid Ihr auch zu sehr mit Euch beschäftigt, jedenfalls zu sehr für ihn!?

Ich werde hier sein, wenn Du magst, schreib mir, schreib von Dir und dem kleinen Jungen, von seinem Vater und von seiner Mutter. Ich möchte wissen, wie es Euch geht und werde versuchen, euch durch meine Erfahrungen zu helfen. Genau so, wie es hier viele andere tun werden.
Ich schicke Euch viele Grüße, bis bald!
frank
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Ansa
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Re: Papa hat eine neue Freundin

Beitrag von Ansa »

Willkommen Trophi,

Du hast ein Problem, das viele Zweitpartner haben..... wie gehe ich am Besten mit der Situation um. An erster Stelle steht das Kind und das ist so auch wichtig, aber ich habe den Eindruck, Du bekommst langsam das Gefühl, hinten runter zu fallen?

Zuerst einmal, ganz wichtig, ALLE Scheidungs- bzw. Trennungskinder wünschen sich, zumindest wenn sie klein sind, das ihre Eltern sich wieder vertragen und eines Tages alles so ist, wie es einmal war. Das aber wird in den allerwenigsten Fällen passieren und so ist es die Aufgabe der Eltern den Kindern dies ganz unmissverständlich klar zu machen. Also, Dein Partner hat die Aufgabe seinem Sohn zu sagen, "ich mag die Mama als Deine Mama, aber ich will nicht mehr mit ihr zusammen leben, mit Dir ja, so wie immer, aber nicht mehr mit Mama." Das mag hart klingen, erleichtert dem Kind aber die Position, denn sie ist in diesem Fall nicht mehr ein "vielleicht" sondern ein Fakt. Kinder brauchen diese Orientierung zu ihrer eigenen Sicherheit.

Wenn nun aber die Mama vielleicht etwas anderes will..... dann hilft es in jedem Fall dem Kind, wenn der Papa sagt, "ja, das mag sein, aber ich WILL das nicht". Je offener die Situation mit einem "vielleicht" desto schwieriger wird es im Grunde für das Kind.

Ich habe meinen Kindern, damals 6, 9 und 10 offen gesagt, das ich den Papa gern wieder haben wollte, weil ich ihn sehr liebe..... aber das ich ihnen nicht versprechen kann, das dies geschieht. Was ich aber wisse, das, wenn der Papa und ich uns nicht wieder vertragen, es irgendwann einen anderen Mann in meinem Leben geben würde, weil ich noch zu jung sei, um immer allein zu bleiben. Ihre freundlichen Angebote, ich hätte doch sie..... hab ich liebevoll abgewiesen, ich bin nicht nur Mama sondern auch Frau und brauche einen Erwachsenen um mich. An dem Tag an dem ich wusste, das ich mit meinem Mann nicht mehr leben will bzw. kann, habe ich ihnen das gesagt. Mit meinem Liebsten hatte ich in Folge keinerlei Probleme, die Kinder haben ihn aufgenommen und zur Familie zugehörig erklärt...... und sie haben heute enge emotionale Bindungen an ihn und sie bezeichnen uns als "meine Eltern". Mich macht das stolz und glücklich.

Wenn Kinder wissen was geschieht, dann ist das für sie leichter, als wenn sie beginnen Träume zu träumen......

Also, keinen Rückzug Deinerseits. Keinen..... der Kleine könnte auf die Idee kommen, das er über den Papa und über Dich mehr Macht hat, als ihm gut tut. Vielleicht auch unbewusst, aber er sollte keinen Zusammenhang zwischen seinen Aussagen und Deinem Rückzug erkennen können. Leben ist Veränderung..... der Papa hat das Recht seine Liebste um sich zu haben. Selbstverständlich sollte der Papa weiterhin viel Zeit mit ihm verbringen und Dinge mit ihm tun, so wie früher..... aber Du solltest langsam einbezogen werden. Auch hier klare Worte, "die Trophi ist meine Freundin und ich hab sie sehr lieb...... " wichtig, ihm deutlich zu machen, das sich für ihn nichts ändert.

Ich hab meinen Mädchen erklärt, das es in meinem Herzen Plätze gibt, Kinderplätze für sie, von denen sie niemand vertreiben kann, einen Platz für einen Liebsten, der momentan sooo leer ist und Plätze für meine Eltern, meine Freunde, mein Hundchen...... und wenn da nun ein Liebster käme, würde er einen leeren Platz finden, aber er würde niemals auf einen Kinderplatz kommen können. Herzen sind groß..... Jeder den man mag oder lieb hat, hat Platz in einem Herzen. So haben sie verstanden, das niemand ihnen etwas weg nehmen will. Der Liebste hat dann irgendwann gesagt, "Eure Mama..... die brauche ich nicht, ich hab doch eine eigene Mama, aber die Frau ist ganz allein und die möchte ich gern haben." Das war eine kluge Aussage, denn sie passte genau in meine Erklärung, aber mein Liebster ist sowieso ein kluger Mensch. ;-))

Nur Du musst einen Weg zu ihm finden, was mit 9 Jahren durchaus möglich sein sollte..... es kommt ein wenig auf die Mutter an, wie sie dazu steht. Das "Mamas" Bett hört sich ein klein wenig so an, als würde es eher sie selbst stören..... könnt Ihr oder kann Dein Freund mit ihr darüber reden?

Liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Gerda
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Re: Papa hat eine neue Freundin

Beitrag von Gerda »

Hallo Trophi,

Herzlich willkommen hier im Forum! :winken:

Ich freue mich sehr, mit einer Frau zu schreiben, die so vorsichtig und liebevoll die Beziehung zu ihrem Partner im Hinblick auf den Stiefsohn gestalten will.

Ebensosehr freue ich mich, zu lesen, wie beispielhaft und kindgerecht Niana mit ihren Kindern sprechen konnte. Das mit den Plätzen im Herzen empfinde ich für mich sehr lehrreich und danke NIana :winken: sehr dafür. Auch die Bedeutung der Information für die Kinder, dass die Trennung der Eltern endgültig ist, finde ich wichtig.

Dies sind die Seiten, an denen Dein Partner tätig werden könnte - kannst Du Dir vorstellen, ihm das, was NIana da vorgestellt hat, vorzuschlagen?

Ich selbst empfände es für mich selbst als neue Partnerin ehrlich gesagt uangenehm, im Bett der ehemaligen Partnerin zu schlafen und würde von mir aus auf einem anderen Bett bestehen. Das würde dem Problem des kleinen Jungen, der Dich in Mamas Bett ja ebenfalls als Verletzung seiner Intimität empfindet, vielleicht ja entgegenkommen.

Den Blickwinkel von NIana, dass das Kind nicht die Macht bekommen darf, Eure Beziehung "zu steuern", z. B. dass du seltener kommst, finde ich selbst auch sehr wichtig von Anfang an im Blick zu behalten.

Einer meiner wichtigsten Wünsche an einen neuen Partner ist, dass er eine eigenständige Beziehung zu meinen Kindern aufnimmt. Damit komme ich nämlich etwas aus der Bredoullie, dass dem Kind etwas verloren geht und ich kann mich daran freuen, dass da eine neue Beziehung für mein Kind entsteht.

Ich schlage Dir auch vor, den Fokus zu wechseln. NIcht: wie kann ich die Beziehung zu meinem Freund so gestalten, dass es nicht traumatisierend wird für den kleinen Jungen. Sondern: wie können wir alle 3 die Beziehungen untereinander so gestalten, dass es allen am besten geht.

Das Trauma ist die Scheidung der Eltern, nicht, wenn sich Eltern neu verlieben. Es kann allerdings sein, dass das Scheidungstrauma noch gar nicht begriffen worden ist durch das kInd, weil es noch geträumt hat, die Eltern kommen wieder zusammen oder weil die Eltern es auch in diesem Glauben gelassen haben und noch nicht deutlich gesagt haben, wir wollen nicht mehr zusammen leben. Und dann kann die Tatsache, dass da eine neue Partnerin auftaucht und in Mamas Bett liegt, zum ersten Mal die neue Realität ins Auge rücken.

Das geht den Erwachsenen ja auch so. Der eine Ehepartner begreift vielleicht erst vollständig, dass die Beziehung zu Ende ist, wenn der andere eine/n neue/n PartnerIn hat.

LG
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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röschen
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Re: Papa hat eine neue Freundin

Beitrag von röschen »

Hallo Trophi,

es ist sehr wichtig für das Kind das eine erst richtig zu beenden, denn dein Mann und seine Ex haben das vielleicht, aber der Junge in seinem kleinen Köpfchen bestimmt noch nicht!

Meinen jetzigen Mann habe ich auch kennengelernt als sein Sohn 4 Jahre alt war und er sich schon vor Monaten von dessen Mutter getrennt hatte.
Als wir uns dann kennenlernten war es meinem Mann sehr wichtig mit seiner Ex und seinem Sohn zuerst darüber zu reden, bevor ich ihm als Papa`s Neue vorgestellt wurde.
Es war trotz Ärger nach der Trennung und viel Streit und keinerlei Hoffnung auf eine neue Chance für deren Beziehung ein sehr sehr trauriges Gespräch.
Mein Liebster war selbst erstaunt wie sehr seine Ex und vor allem der Kleine geweint haben - aber es machte ihnen klar...jetzt gibt es kein Zurück mehr...nochmal: obwohl beiden Erwachsenen klar war das es das auch ohne mich NIE gegeben hätte!
Sein Sohn hatte aber diese Hoffnung, das konnte er selbst mit seinen kindlichen Worten ganz deutlich machen.
Durch dieses Gespräch wurde für ihn aber ein klares Ende gesetzt und ich denke das war wichtig für ihn.
So war ich nicht einfach der "Störfaktor" seiner Hoffnungen, sondern ich war ein Neuanfang für seinen Papa und er konnte sich dann langsam an mich gewöhnen.
Hat übrigens prima geklappt - bis heute (er ist jetzt 14) haben wir ein prima Verhältnis!

Liebe Grüße
röschen
Caterina
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Registriert: 8. Oktober 2008 11:19

Re: Papa hat eine neue Freundin

Beitrag von Caterina »

Mein Name ist Caterina W., ich bin Dokumentarfilmerin und für ein Filmprojekt für den SWR suche ich eine Familie, die sich evtl. vortsellen kann, in einem Film über "Scheidungskinder" mitzuwirken. Bitte wenden Sie sich an die folgende emailadresse, ich werde dann gerne mehr und Genauerers darüber erzählen können.
cat.woj@gmx.de
Vielen Dank,
Caterina W.
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