Brauche Unterstützung

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Gerda »

Liebe Suse,

Deine Frage nach dem Erinnern eines Tages verstehe ich auch als Frage nach dem Sinn deiner ganzen Aktivität und Arbeit mit ihm. Und ich bin mir sicher, dass es gut und sinnvoll und sehr wichtig ist.

Woran wird er sich erinnern? Vielleicht daran, dass er, seit seine Eltern sich getrennt haben, keine glückliche Kindheit hatte. Dass seine Mutter alles für ihn getan hat, was sie konnte, aber dass er in vieler Hinsicht unglücklich war. Dasss er gelitten hat unter dem Streit der Eltern.

Weiß du, auch Kinder aus sog. intakten Familien sehen ihre Kindheit oft nicht als gut an. Miß an dem, was er einmal sagen wird nicht den WErt deiner Liebe und Fürsorge. Miß ihn doch an dem, was du fühlst, was er braucht und dass du immer versuchst, ihn zu verstehen, so gut du es vermagst. Es ist eine Aufgabe für alle Eltern - intakte Familien oder alleinerziehende - den WErt ihrer Elternschaft und ihrer Aktivität nicht am direkten Feedback der Kinder zu messen sondern an ihrer eigenen Wahrnehmung, dass sie alles gegeben haben, was sie konnten und dass das gut war. Man muß als Eltern selber wissen, was man gegeben hat. Denn Kinder können es oft nicht wertschätzen oder es gehört zur altersgemäßen Entwicklung, es geradezu zu verachten. Du wirst davon hier in vielen Threads lesen über heranwachsende Kinder.

Ich finde ein sehr gutes Zeichen, dass dein Sohn eine Art Zusammenbruch hat. 'Das zeigt, dass er großes Vertrauen in dich hat. Er zeigt dir seine tiefsten und verletztesten Gefühle. Wenn Kinder von einem Elternteil kommen und dann beim anderen Elternteil zusammenbrechen - was häufig vorkommt - dann darf man nicht den Fehler machen, zu glauben, die Situation beim anderen Elternteil - also in deinem Fall bei Papa - sei untragbar. Oft wird einem Kind nur durch den Besuch deutlich, wie schrecklich es die Situation, getrennt lebend zu sein, findet. Der Besuch beim anderen Elternteil ist dann der Auslöser für die notwendige Trauer - notwendig, weil die Trennung der Eltern sehr sehr schmerzhaft ist und verarbeitet werden muß. Das ist schwer auszuhalten als Eltern, aber es ist einfach gut, nicht wertend da zu sein und zu versuchen, genau zu verstehen, was das Kind innerlich durchmacht, was es fühlt. Es sagt dann vielleicht "der Papa war arrogant der Bruder auch" aber es sagt auch "ich habe mich ausgeschlossen gefühlt" und das ist ja ein trauriges Gefühl und eine traurige Realität, nicht dazu zu gehören.

Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
sunshine2007
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 3
Registriert: 15. März 2007 00:05

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von sunshine2007 »

Liebe Suse,
am meisten hat mich wohl berührt, dass dein ältester Sohn zu seinem Papa ging. Auslöser war die Handy-Rechnung. Ich gehe auch davon aus, dass du dich hauptsächlich um ihn gekümmert hast, sein Papa war ja beruflich sehr eingespannt und hatte sicherlich für die beiden Jungens nicht viel Zeit.
Auch mein Sohn hat sich, nachdem er fünfzehn war, für seinen Papa entschieden. Ich versuchte Grenzen zu ziehen, die er bei seinem Papa so nicht fand. Für einen Pubertierenden das Paradies auf Erden. Wie bei dir sieht auch bei uns der Alltag so aus: setze ich Grenzen ist für ein paar Wochen Auszeit, möchte ich mich ihm reden, gibt er keine Antwort ... ein Jugendpsychologe hat vor einem Jahr zu mir gesagt: "Ihr Sohn braucht nun eine starke Mutter!" Wie Recht er damit hatte. Nun ist echte Trauerarbeit angesagt. Fragen werden keine beantwortet. Alle sagen, was ist mit diesem Jungen passiert, er hat dich doch immer über alle Maßen geliebt. Ich weiß was passiert ist ... aber ich kann mich nicht damit abfinden, dass die Charakterentwicklung in der Pubertät so gegensätzlich sein kann. Mein Sohn hat sich zu einem Egoisten entwickelt, der nur noch seinen Vorteil sieht. Sein kleiner Bruder, seine Haustiere seine Mutter hat er für seinen Egoismus zurückgelassen. Und nicht nur das, er steht immer noch voll hinter den Unterhaltsforderungen seines Vaters, er braucht ja jemanden, der nun sein neues Leben finanziert. Ich zahlte schon mehr, als ich je bekommen habe. Und je mehr ich verdiene, desto höher fallen die Forderungen aus. Dass sein Papa nun nach mehr als zehn Jahren seine Rache erhält und auch durchführt, ist ihm egal, hauptsache die Kasse stimmt. Und trotz allem, der Stuhl an meinem Tisch, der immer meinem Großen gehörte, bleibt leer und lässt sich nicht neu besetzen. Du kannst ihn nicht besetzen, und der der dahin gehört, will nicht. Versuch´an deinen Kleinen zu denken. Er braucht eine starke Mutter, weil er ein Anrecht hat ... sorry, lass´die Egoisten aus deinem Leben und baue dir ein neues auf. Es ist schwierig, auch ich habe mir nach dem Auszug meines Großen Sonnenscheins professionelle Hilfe geholt (nicht Frauenkreis :-) und trotz allem geht es drei Schritte vor und zwei zurück.
Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Glück
Suse
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 25
Registriert: 5. März 2007 09:42

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Suse »

Liebe Gerda,
für mich ist es sehr schwer mich an meinem eigenen Gefühl zu messen, weil ich so viele davon habe (wie Du am Anfang ja auch schon mal erkannt hast- Wie hast Du das nur rausgefunden????) traue ich ihnen oft nicht. Seit Du geschrieben hast, dass mir ein positives Bild einer Ein-Eltern-Familie fehlt, denke ich viel darüber nach... Ich werde weiterhin versuchen hinzuhören, wenn P. erzählt, und einigermaßen wertfrei zu antworten. Zurzeit muss ich mich oft von meinen Empfindungen wie Trauer, Verzweifelung und auch Wut "abspalten", damit ich sachlich, angemessen und in aller Wohl reagieren und entscheiden kann. Ich finde das sehr anstrengend und es entfernt mich auch vielleicht ein Stück von mir selber. Ich habe immer noch nicht kapiert, dass ich ein gutes Verhältnis zueinander -und mit den Kindern- nicht nur von mir aus herstellen kann, sondern auch die Gegenseite da mitspielen muss. Ich will unbedingt, dass meine Söhne einen Vater haben, der sich um sie kümmert und begreife nicht, dass er das nun mal nicht sein kann oder will...
Viele Grüße und ein Danke schön!
Suse
Suse
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 25
Registriert: 5. März 2007 09:42

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Suse »

Liebe sunshine2007,
Dir ist das auch passiert??? Ja, der Stuhl bleibt leer nun schon seit 1 1/2 Jahren.
Hälst Du zu Deinem Großen Kontakt? Was ist da der richtige Weg? Wenn ich ihn einmal in der Woche anrufe, dann ist er genervt und fühlt sich vielleicht kontrolliert. Von sich aus ruft er nie an...Manchmal hebt er auch einfach nicht ab...
Wenn ich eine SMS schreibe bekomme ich seltenst eine Antwort. Ich darf auch nicht bei ihm zuhause vorbeifahren auf einen Kaffee, da ich nicht in die Wohnung gelassen werde. Ich habe sein Zimmer noch nie gesehen... Wenn ich ihn in Ruhe lasse und mich ne Zeit lang nicht melde, sagt er Du rufts mich ja auch nicht an. Weißt Du einen Rat? Ich möchte doch nur ein wenig von ihm wissen...
Ja, der Kleine braucht eine starke Mutter. Ich weiß! Bin ich aber gar nicht... Ich kann ihm eh nichts vormachen und spürt ganz genau, wie es mir geht... was heißt stark?

Liebe Grüße
Suse
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Ansa »

Ach liebe Suse,

die machen es einem aber auch schwer, die Kinder..... da wollen sie nicht telefonieren und wenn man dann selbst nicht anruft, dann maulen sie, man hätte ja nicht.... irgendwie, glaub ich, das muss am Alter liegen.

Also, ihm zeigen, das Du an ihn denkst, Männer(da zähl ich den Großen jetzt mal zu) sind auch ein wenig anderes gestrickt, wöchentlich, das mag gut sein, ist ihnen vielleicht wirklich zu viel. Was macht er, geht er noch zur Schule oder studiert er? Da ist die Zeit machmal einfach, auch für ihn allein, knapp.

Könntet ihr etwas absprechen? Einen Kaffee, als 14 Tage? Oder ein Mittagessen am Sonntag mit dem Bruder? Oder Grillen am Sonntagabend? Die Dinge ein wenig auflockern..... vielleicht auch alle drei Wochen? Und dann eben nicht über das sprechen, was Dich bedrückt, sondern einfach, unbelastet Spaß miteinander haben. Keine Vorwürfe, keine Fragen, einfach nur "schön mit Dir zusammen zu sein". Grad ältere Kinder entziehen sich solchenTreffen, an denen es emotional hoch her geht.

Er wird nicht vergessen, was Du für ihn getan hast, dessen sie Dir sicher.... eines Tages wird er sich Gedanken machen, über das, was war..... das tun sie am Ende alle, leider, für unser eigenes Empfinden, oftmals viel zu spät und bis dahin, heißt es warten.

Was heißt stark.... ich höre das auch oft über mich, Du bist so stark und ich selbst sehe mich nicht so. Es ist, verdammt nochmal niemand da, außer mir, also tue ich das, was getan werden muss, so gut, wie ich es vermag, mit dem Blick auf das Wohl meiner Mädchen. Wenn das stark ist, ja meinetwegen. Ich sehe ähnliche Züge bei Dir, Du hast Abstand geschaffen, Du nimmst (vielleicht noch widerwillig) an, was um Dich ist, Du hältst Deinen Kleinen und gibst ihm Mut, eigene Wege zu gehen..... Du arbeitest an Dir selbst, ja, das ist stark. Starke Menschen weinen auch......., sie erkennen ihre eigenen Schwächen, dazu braucht es eine Menge Mut und einen aufrechten Gang. Das was Dein Exmann tut ist hingegen eher schwach..... Klappe halten, weglaufen, neues Leben anfangen, ohne das alte abgeschlossen zu haben, sämtliche Gespräche verweigern und voll auf cool machen (mal die Worte meiner Kids benutz). So seh ich das. Klar bist Du stark!

Kopf hoch, Du schaffst das
Liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Gerda »

Liebe Suse,

Du schreibst "Ich habe immer noch nicht kapiert, dass ich ein gutes Verhältnis zueinander -und mit den Kindern- nicht nur von mir aus herstellen kann, sondern auch die Gegenseite da mitspielen muss. Ich will unbedingt, dass meine Söhne einen Vater haben, der sich um sie kümmert und begreife nicht, dass er das nun mal nicht sein kann oder will..."

Ich erinner mich,dass auch ich sehr lange, Jahre, gebraucht habe, um das zu kapieren. Dadurch, dass auch mein Ex meinen Söhnen eintrichtern konnte, dass ich Schuld an der Trennung bin, war da eine massive Front gegen mich, die mich sehr gebunden hat an ihre Sicht und gegen die ich mich nur sehr mühsam wehren konnte.

Ja, man will als Mutter, dass die Kinder einen Vater haben. Ein Mann, der einem ständig vermittelt,dass man Schuld ist an allem, weckt auch solche Ideen, man könnte daran etwas tun. Das ist irrational. Der Vater nimmt Beziehung mit seinen Kindern auf oder eben nicht. Wenn du dich nicht aktiv dagegen stellst - indem du die Telefonate nicht weiter gibst oder das Kind am Telefon verleungest, obwohl es da ist - und wenn du dich auch nicht passiv dagegen stellst - indem du z. B. dem Kinder vermittelst, dass es dich sehr traurig machen würde, wenn es mit demVater kontakt habenwürde und du es dann nicht mehr lieben würdest- dann steht dem Vater ja nichts im Wege, Beziehung zu den Kindern zu haben. Wenn er es dann nicht macht,kannst du es nicht ermöglichen, das ist seine Sache. du kannst es nur betrauern, dass er dich "mit dem Kind sitzen läßt" wie der Volksmund sagt.

Wenn du noch viel darüber nachdenkst, was du für Bilder haben könntest von einer Zukunft als Alleinerziehende - und auch in einer nicht mehr allzu fernen Zukunft als alleinstehende Frau - dein Sohn ist 16 und vielleicht zieht er irgendwann zu Papa oder altersgemaß mit 20, aus - dann kommen sicher auch irgendwann Bilder dazu.

Das Perfide an einem Exmann, der einem Schuld fürs Scheitern der Ehe zuweist, ist, dass er sich nur vor der eigenen Verantwortung drückt und sie -wie wahrscheinlich schon die ganze Ehe über auch - die emotionale Arbeit dir überläßt. Diese Schuldzuweisung schwappt immer weiter ins eigene Gefühl, solange man sich nicht auf seine eigene Einschätzung verläßt . da hilft nur, mit aller Kraft - und möglicherweise auch wirklich viel wut - Distanz zu dieser Ehemann-einschätzung herzustellen und selbstbestimmt darüber zu entscheiden, welche Verantwortung nehme ich und welche nicht. Punkt.

LG
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Benutzeravatar
röschen
Forumsexperte
Forumsexperte
Beiträge: 697
Registriert: 20. November 2006 21:11

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von röschen »

Liebe Niana,

ich wollte nur kurz was zu diesem Satz "du bist stark" sagen.

Zu mir haben das auch schon viele gesagt.
Stark wirkt auf andere Leute oft nur, daß wir nicht so offensichtlich und nach außen unter der Situation leiden, ständig darüber jammern.

Deine und (ohne mich allzusehr loben zu wollen) auch meine Stärke sehe ich darin, daß wir dies nicht tun, sondern aus der Situation und dem Leben so wie es ist das Beste machen.
Aufkommende Probleme versuchen zu lösen, ohne ständig nach hinten zu blicken.

Ich kenne viele die das nicht können und das ist unsere Stärke.

Sei lieb gegrüßt
röschen
sunshine2007
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 3
Registriert: 15. März 2007 00:05

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von sunshine2007 »

Mit großem Interesse verfolge ich, was diese Aussage: "stark sein" die Emotionen berührt.
Stark sein ist für mich sicher nicht, nach außen hin alles zu vertuschen. Stark sein ist seine Emotionen zulassen, Trauerarbeit, Schwäche zulassen und trotzdem jeden Morgen aufzustehen. Immer wieder der Blick nach vorne ... die Leere zulassen, die ein Kind hinterlässt, wenn es geht und die Leere zu ertragen, trotzdem weiter leben auch wenn man an manchen Tagen nicht weiß wie man das bewältigen soll. Starke Mutter dabei ist, auch an dich zu denken, deinem Sohn Grenzen aufzuzeigen, auch wenn dir nichts wichtiger ist als dass er bei dir sein sollte. Grenzen in sofern, als dass du ihm auch in seiner Entwicklung zeigst "so nicht, junger Mann". Mein Therapeut hat mich mal gefragt, ob ich meinem Sohn beibringen wolle, dass man so mit Frauen umgeht? Soweit hatte ich nie gedacht.
Versuch´ihn loszulassen und zeige ihm, dass du ihn liebst. Aber lass´dich nicht von ihm so schlecht behandeln. (Ohje, wie einfach sich das anhört. Aber ich weiß wovon ich spreche.)

Liebe Suse!
Ich habe hier einen schönen Spruch gefunden.

Kinderlärm ist Zukunftsmusik
Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.

Ich habe begonnen, meine Gedanken in Form eines Tagebuches niederzuschreiben, mit all meiner Wut und Verzweiflung, aber auch mit dem Verständnis für die Ablösung meines Sohnes. Das Problem dabei ist, dass sie nicht irgendwo hinziehen, nein sie verlassen uns und wir erfahren Ablehnung und Eiseskälte von unseren eigenen Kindern. Von Menschen, die wir lieben und die immer ein Teil unseres Herzens mitnehmen wenn sie gehen.
Benutzeravatar
röschen
Forumsexperte
Forumsexperte
Beiträge: 697
Registriert: 20. November 2006 21:11

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von röschen »

Hallo liebe Sunshine,

so habe ich das nicht gemeint, ich habe die Post wohl zu schnell abgeschickt, denn es sollte sich natürlich nicht so anhören als ob man nach aussen alles vertuschen sollte (hab meinen eigenen Post gerade selbst noch mal durchgelesen, war vielleicht falsch ausgedrückt). SORRY!

Natürlich darf man trauern, Emotionen und auch Schwächen zulassen !!! Aber wie du besser als ich geschrieben hast - trotzdem aufstehen, den Tag bewältigen, nicht nur wehmütig nach hinten, sondern stets nach vorne blicken.

Mein Beitrag hat auch gar nichts mit den Problemen von Suse zu tun, es ist mir einfach nur eingefallen als ich den Post von Niana und die Frage "was ist Stärke" gelesen habe.

Sorry, also nochmal
sei lieb gegrüßt
röschen
sunshine2007
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 3
Registriert: 15. März 2007 00:05

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von sunshine2007 »

Liebes Röschen,
irgendwie scheinen wir alle hier ein bisschen aneinerdervorbeizuschreiben ;-) eigentlich hatte ich durch meinen Beitrag diesen Begriff "stark sein" in die Diskussion gebracht.
Ich denke auch, dass ich dich schon richtig verstanden habe, die Umwelt empfindet uns als stark, wenn wir nicht jammern.
Ich wollte mit meiner Erklärung nur berichtigen, wie ich stark sein definiere (siehe meinen Beitrag vom 14.3.2007) und dass Kinder starke Eltern brauchen. Ich habe versucht zu erläutern, dass man auch leiden kann und trotzdem "stark sein", sich annehmen.
Aber zu deinem Beitrag: Ich denke du hast Recht. Für das ganze Umfeld ist man schon eine große Belastung. Lebensbejahende Menschen sind nun im warsten Sinne am Boden und mit nichts auf der Welt ist ihnen zu helfen, sie sind nun ein Schatten ihrer selbst. Hier ist stark zu sagen: "Ich trauere und ich weigere mich meine Trauerarbeit abzuschließen, wenn ich nicht so weit bin. Das steht mir zu." Aber man muss auch die Menschen verstehen, deren Leben weitergeht und die nicht in der Lage sind dieses Elend mitanzusehen.
Die Kinder (Geschwister) beide Kinder brauchen eine starke Mutter war meine Anregung und ich bin auch heute noch überzeugt davon. Ich hoffe, dass nun mein Beitrag besser verstanden wird.
lg
sunshine
Suse
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 25
Registriert: 5. März 2007 09:42

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Suse »

Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank Euch allen!
Ich weiß, ich hänge viel zu sehr in der Vergangenheit und meine Trauerzeit ist auch nach eineinhalb Jahren nicht annähernd abgeschlossen. Ich werde am Montag geschieden und werde nun gezwungen mich damit zu beschäftigen, dass es endgültig vorbei ist...
Nein, ich enthalte dem Vater seinen Sohn nicht vor und rufe meinen großen Sohn nicht jede Woche an. P. kann seinen Vater sehen und treffen, wann immer er möchte.
P. sagte mir, dass er sich wie ein "Aussätziger" fühlt, wenn er bei Vater und Bruder ist und denkt, er wird schon allein, weil er bei mir lebt zum "Aussätzigen". Ich bin anders, als Vater und Bruder... Ich stelle mir die Frage, warum die mich so verabscheuen, dass sie ihm so etwas sagen.
Ich stecke bis zum Hals drin zurzeit und kann keinen klaren Gedanken fassen... Schuldzuweisungen abprallen zu lassen ist bei einem Selbstwertgefühl auf diesem Niveau sehr schwer...Stark sein auch... Aber wenn stark sein bedeutet jeden Tag aufzustehen und ersteinmal überhaupt weiter zu machen, dann bin ich wohl stark...Ich wünsche mir so ein Verhältnis wie in dem heutigen Beitrag von der Neuen beschrieben und merke, dass ich es nicht erreichen kann, weil der Partner da nicht mitmacht.
P. macht sich große Sorgen wegen Montag auch für ihn ist das sehr hart.
Habt ihr einen Tipp für eine situationsblinde Frau, wie ich mit ihm diesen Tag und die Tage danach überstehen kann?
Liebe Grüße
Suse
Benutzeravatar
Gerda
Moderator
Moderator
Beiträge: 3315
Registriert: 7. Juni 2005 22:06

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Gerda »

Liebe Suse,

wie kann man einen Scheidungstag überstehen? Ich kann aus eigener Erfahrung keinen guten Ratschläge beisteuern. Für mich war der Scheidungstag der schwärzeste Tag in meinem Leben. Ich war krank vor Schwärze und Schmerz. auch die Tage danach. Ich habe es so empfunden, dass einen unsere gesamte Kultur mit diesem Tag "vollkommen allein" läßt. Wenn jemand stirbt, gibt es Beerdigung, alle kommen und zeigen Anteilnahme, es gibt eine Trauerfeierlichkeit und für alle Menschen ist klar, dass man trauert, egal, wie das Verhältnis mit dem Verstorbenen war. Man hat auch danach noch schonraum und viele fragen besorgt auch noch ein paar Wochen später "wie gehts dir denn jetzt".

Bei Scheidung - was ja so etwas wie die staatliche Beerdigung der Beziehung ist - gibt es in der Regel keinerlei Anteilnahme. Man versteht vielleicht auch selbst nicht, was da in einem selbst vor sich geht. Und es werden keine Beileidskarten verschickt, es gibt keine Trauerfeier und die Welt will davon eigentlich gar nichts wissen.

Wenn ich jetzt noch mal in dieser Situation wäre, würde ich vielleicht mehr Menschen bitten, mir zu helfen und für mich da zu sein. In den Tagen davor, danach und vor allem am Scheidungstag selbst. Gut könnte sein, wenn du es nicht einfach "über dich ergehen" lassen könntest, sondern wenn du daraus einen angemessenen Tag für dich machen könntest. Vielleicht mit einem kleinen Ritual - etwas in der Natur vergraben, was ein Symbol für diese Ehe ist und es symbolisch der Erde übergeben, damit sie all die Gefühle, die es jetzt hat von Schmerz, Verzweiflung, Überforderung usw. wandelt in Kompost für eine gute und glückliche und erfüllende Zukunft.

Was Du schreibst, "mit ihm diesen Tag und die Tage danach überstehen", das erscheint mir angemessen. Mmir wird selber schwer ums herz, wenn ich daran denke. Du kannst auf jeden Fall hier das Forum vollschreiben damit, wie es dir geht. Was ist denn mit deiner Frauengruppe? Können die für dich da sein? ich weiß, dass ich irgendwann in diesen ganzen Krisenzeiten angefangen habe, zu beten und heute würde ich in die Kirche gehen, beim marienaltar eine Kerze anzünden und beten, dass sie mir hilft, dieses Leid, diesen Schmerz zu tragen und dass sie mir von ihrer Kraft, leid zu ertragen, abgibt. Damals bin ich immer weinend an einem Bach entlang spaziert, habe mit dem Bach gesprochen und gebetet, lieber Bach, ich lausche deinem Fließen und stelle mir vor, dass du allen Schmerz aus mir spülst und mitnimmest. Es ist eine zeit von Aushalten und Ertragen.

Was ich mir ganz wichtig vorstelle, ist, dass du jeden Tag etwas Schönes, Nährendes für dich tust, etwas, was dir Kraft gibt. Schöne Kontakte, etwas schönes kaufen, essen gehen, Baden mit leckern Badezusätzen. Dass du für dich sorgst, so gut du nur vermagst.

Mit dem Sohn gilt es, ihm deutlich zu machen, dass sich für ihn durch diesen Tag nichts ändert, denn es ist ein Tag, an dem die jurisstische geschäftliche Seite der Ehe beendet wird. Es ändert nichts daran, dass sein Vater sein Vater ist und du seine Mutter bist. Dass du ihn liebst und Papa auch - auch wenn Papa sehr ungeschickt ist, das zu zeigen. Vielleicht mag er einen Freund an dem Tag besuchen, damit er nicht dem ausgesetzt ist, wie du dich fühlst, wovon er sich sicher überfordert fühlt. Wichtig wäre, dass er spürt, dass er sich nicht "um dich kümmern muß", sondern dass er spürt, du nimmst dein Leben in die Hand, hast FreundInnen, die bei dir sind. Und - es gibt immer die Möglichkeit, die Telefonseelsorge anzurufen, um sich emotional zu entlasten. Und wie gesagt - Forum vollschreiben, hier ist fast immer eine/r, die zurückschreibt!

LG
Gerda

Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Ansa »

Liebe Suse,

solche Tage sind für jeden anders, denke ich.... für mich kam mit dem Tag Erleichterung, weil ich glaubte und hoffte, nun wird es ruhiger.... wir waren zweieinhalb Jahre getrennt, ich kannte bereits meinen Liebsten, der mich begleitete und mir zur Seite stand.

Alles war abgesprochen, die Prozedur dauerte eine halbe Stunde, aber das auch nur, weil ich nichts von meinen Rentenpunkten abgeben wollte, mich aber beugte.... erst danach fiel ich in mich zusammen. Gescheitert.... Pläne, Ziele, Hoffnungen, Tage, Jahre..... und der Katzenjammer überfiel mich. Ich bin ins Bett gekrochen..... hab mich verkrochen vor der ganzen Emotionalität. Abends waren wir essen, der Liebste und ich..... still und leise, auch er ist geschieden, auch er sah das ähnlich, wir hatten uns beide gewünscht, das es klappen möge, mit unseren Ehepartnern.

Die Emotionalität beugte sich dann wieder, denn logisch gesehen, war die Scheidung das Ende einer langen dunklen Zeit in der ich etwas ganz kostbares wieder fand, mein "ich" und das, wollte ich nie mehr hergeben.... zu sehr hatte ich es verloren, zu mächtig was das Gefühl, wieder aufatmen zu können und ich zu sein. Aber am Scheidungstag hatte es sich verkrochen, das "ich" und wollte von all dem nichts wissen.

Zukunft ist morgen..... solche Tage gehen vorbei, ansonsten, Gerda hat da praktische Tipps, eine Freundin die Dir zur Seite steht und konstruktive Gespräche mit Deinem Sohn..... achte auf Dich und auf Dein Recht, verzichte nicht leichtfertig auf etwas, das wichtig werden könnte, irgendwann einmal.

Zeig Deinem Sohn, das es weiter geht, das Leben..... das Du freier wirst und wieder lachen kannst, Dich nicht mehr der Meinung anderer beugst, sondern Dich findest. Das ist es wert, ganz sicher.

Liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Benutzeravatar
endlich-glücklich-2006
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 81
Registriert: 26. Februar 2007 16:36

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von endlich-glücklich-2006 »

Hallo Suse!

Wir werden beide am gleichen Tag geschieden, doch für mich bedeutet es so wie Nina es schon beschrieben hat Erleichterung, dass es endlich vorbei ist und hoffentlich Ruhe einkehrt!

Ich sehe, das ganze mittlerweile echt so, dass ich sage: "Mir ist so wurst was ich bekomme ich will nur in Ruhe MEIN Leben leben!!!" Mein Umfeld versteht diese Haltung nicht ganz. Schließlich war ich diejenige, die während der Ehe immer zurückgesteckt hat und das bisschen Geld das da war mit in die Ehe gebracht hat. Aber das ist mir alles egal!!! Ich will diesen entgültigen Schlußstrich und ich brauche ihn auch!!! Das ist mein Weg und ich kann nicht sagen, das dies auch für jeden anderen der richtige ist!!!!

Was für Dich wichtig ist: Du darfst nicht anfangen Dich in einem Schneckenhaus zu verkrichen mit Selbstmitleidsanfällen und Schuldzuweisungen gegen Deinen Ex. Lebe Dein Leben nach Deinem Geschmack! Tu Dinge, die Du während Deiner Ehe gern getan hättest, aber aus Rücksicht auf Deine Familie nicht getan hast. Tu etwas für Dich in erster Linie und dann tu was für Dich und Deinen Sohn. Aber Du mußt egoistischer werden, nur ein kleines Bißchen! Ich habe an meiner Mutter gesehen, was Selbstmitleid alles kaputt machen kann. Glücklich kannst Du nur werden wenn Du mit Dir selbst im Reinen bist.

Vielleicht hört sich das hart an, aber in dieser Situation nützt es niemandem wenn Du Dich hängen läßt!!! ...und wenn Du nur im Hinterkopf hast: "Ich werde es denen schon noch zeigen, was in mir steckt!" Du bist ein wichtiger Mensch!!! Du mußt nur die Menschen finden für die Du wichtig bist!!! Häng keinen alten Hüten nach! Es ist Zeit für Veränderung! Vielleicht tust Du Dir mal was gutes und gehst zum Frisör, Einkaufen oder zur Nagelpflege... Keine Ahnung was Du gerne wagst ;-)! Tu Dir selbst was gutes, wenn es schon niemand anders für Dich tut! Man glaubt gar nicht wie wichtig das ist wenn man sich selbst immer vergißt!

Liebe Grüße und viel Kraft für Montag!!
Steffi
Suse
Mittagspausentipper
Mittagspausentipper
Beiträge: 25
Registriert: 5. März 2007 09:42

Re: Brauche Unterstützung

Beitrag von Suse »

Hallo Ihr Lieben,
Dir endlich-glücklich-2006 wünsche ich auch viel Kraft für diesen Tag. Vielleicht können wir aneinander denken?!
Ich arbeite schon seit ein paar Tagen daran jemanden zu finden, der mit mir geht. Drückt mir die Daumen. Ich will ja gar nicht im Selbstmitleid versinken!!! Aber manchmal passiert mir das, ohne das ich es wirklich merke. Der Partner oder jemand anderes fehlt halt als Spiegel. Heul!!!
Eine Trauerfeier wäre gut... Einmal nicht stark und selbstbewußt sein müssen, sondern hemmungslos den ganzen Mist rausheulen können. Ich werde versuchen den Patrick für den Tag zu "verabreden". Das mit dem Egoismus ist so'ne Sache...
Meine Eltern wurden geschieden, als ich etwa 6 Jahre alt war. Ich habe ziemlich viel Gewalt in Erinnerung, die sich zwischen Ihnen abspielte. Meine Mutter zog dann mit mir und meiner Schwester weg. Von da an habe ich von meinem Vater für etwa 10 Jahre nichts mehr gehört. Meine Mutter begann zu trinken und versuchte uns Mädchen durchzubringen. Mein Vater hatte keine Anstalten unternommen einen Kontakt zu uns zu erhalten. Bei einer alkoholkranken Mutter aufzuwachsen, die die einzige Bezugsperson für mich war hat mich sehr geprägt. Egoismus, oder anders gesagt das Recht eine eigenständige Persönlicheit zu sein, kenne ich nicht. Vieles meiner Bereitschaft Schuld anzunehmen rührt aus der Zeit. Sie hatte mir immer wieder gesagt, dass wenn ich nicht gewesen wäre es ihr viel leichter ergangen wäre und besser.
Glaubt mir: Patrick wird auf seinen Vater nicht verzichten müssen! Ich werde ALLES dafür tun, damit er davon überzeugt ist weiterhin von Beiden geliebt zu werden. Und: Ich will keine Mutter sein, die ihr Leben in Selbstmitleid verbringt. Ich habe noch viel Arbeit vor mir...
Ich grüße und danke Euch herzlich
Suse
Antworten