Kind - neuer Partner

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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sina
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Kind - neuer Partner

Beitrag von sina »

ich habe eine Frage, die mich sehr quält:
Wie bereits in einem anderen Beitrag geschrieben, lebe ich seit einiger Zeit mit meinem neuen Partner zusammen und meine jüngere Tochter (15, lebt bei ihrem Vater)kommt hiermit nicht zurecht. Im Großen und Ganzen wird alles, was ihn betrifft gemieden. Begegnen sich die beiden, führt dies zu Beleidigungen meiner Tochter gegen "den Neuen". Sie lässt ihn so immer wieder spüren, dass er nicht gewünscht ist.
Und ich stehe dazwischen.
Einerseits erkenne ich die Not meiner Kleinen, die sich wohl so ausdrückt und habe daher Verständnis für ihren "Hilferuf". Andererseits verstehe ich den Schmerz meines Partners, der sich ausgegrenzt und abgelehnt fühlt, unsere Beziehung in Gefahr sieht und trotz aller Bereitschaft nichts tun kann, um etwas zu verbessern oder sich zumindest so fühlt (seine Worte).
Was kann ich tun, um die Situation zu verbessern, beziehungsweise um meinem Kind zu helfen, was kann er tun, um die Situation zu verbesser, bzw. meinem Kind zu helfen. Die Bereitschaft von ihm wäre, wie gesagt, da.
Danke für alle Tips.
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Muckelmaus
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Re: Kind - neuer Partner

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen Sina!

Es ist eine verzwickte Situation, in der ihr alle steckt.

Ich denke mal, dein Partner kann im Moment nicht viel tun, da sich deine Tochter gegen ihn und alles, was von ihm kommt sperrt.
Ihr muß klar werden, am besten mit Hilfe von euch Eltern und einem Therapeuten, dass der neue Mann ihr keinesfalls den Vater ersetzen und nehmen will und dass er jetzt nun mal zu dir gehört.

Du kannst ihr von deiner Seite aus nur jede Menge Verständnis entgegen bringen und ihr gleichzeitig liebevoll klar machen, dass du nicht gewillt bist, die neue Beziehung zu beenden. Zeig ihr, dass du ihre Trauer, ihre Wut, all ihr Verhalten durchaus verstehst. Trotzdem muß sie lernen, mit dieser neuen Situation zu leben.
Das wird sicher nicht leicht sein oder schnell gehen. Aber es ist zu schaffen.

Alles Liebe
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
sina
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Re: Kind - neuer Partner

Beitrag von sina »

mein Hinweis, dass ich sie über alles liebe, aber auch meinen neuen Partner nicht verlieren will, führte bereits einmal zum Kontaktabbruch.
Sie sagt klar, dass sie nicht bereit ist das zu akzeptieren und es ihr egal ist, wie es mir dabei geht.
Dass der Kontakt wieder aufgenommen wurde, ist letztlich nur einer Situation zu verdanken, die von außen zwangsläufig war (sie brauchte eine Unterschrift von beiden Erziehungsberechtigten). Eine (gemeinsame) Therapie lehnt sie mindestens so strikt ab, wie den neuen Partner. Mein Exmann wiederum weigert sich, an der Lösung des Problems mitzuarbeiten.
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Muckelmaus
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Re: Kind - neuer Partner

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo Sina!

Die Trennung und damit der Verlust der Urspungsfamilie ist noch nicht so lange her. Da braucht noch vieles Zeit, um verarbeitet und akzeptiert zu werden. Da hilft nur Geduld und starke Nerven, zumal deine Tochter ja auch noch mitten in der Pupertät steckt und ihren eigenen Weg sucht. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass sie die Schuld an der Trennung und deren Folgen bei deinem neuen Partner sucht. Sie sieht ihn als Eindringling und Störenfried, der ein Zusammenleben der Ursprungsfamilie verhindert.
Trotzallem denke ich - ohne deine Tochter zu kennen - das sie schaut, wie weit sie gehen kann und was du alles zu tun bereit bist, um den Kontakt zu ihr nicht zu verlieren. Das wird ihr nicht einmal so richtig bewußt sein.
Wenn sie therapeutische Hilfe komplett ablehnt und dir auch dein Exmann keine Hilfe ist, so wirst du dich entscheiden müssen.
Halte deiner Tochter die Tür zu dir immer offen, aber mach ihr klar, dass du nicht bereit bist, auf dein Leben und deine Gefühle zu verzichten.

Alles Liebe
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
MarliJo

Re: Kind - neuer Partner

Beitrag von MarliJo »

Hallo Sina,

schon seit einigen Tagen denke ich über deine Beträge nach, weil ich selbst (neuerdings) mit ähnlichen Problemen zu tun habe. ...Neuerdings deshalb, weil das erste Jahr in meiner neuen Beziehung sich so anfühlte, dass auch meine Kinder (5 und8) damit sehr gut zurecht kamen. Seit zwei Wochen sieht die Lage etwas anders aus, weil der Große einige Bedenken äußerte (sehr emotional) und auch sagte, ich soll mich von meiner Freundin trennen. Allein diese Äußerung wiegt schwer und ich versuche mir ein Bild zu machen, warum er "plötzlich" so etwas äußert.
Die Konstelation bei uns ist eine etwas andere, wie sie bei dir ist. Bin seit April letzten Jahres getrennt und wir betreuen unsere Kinder im wöchentlichen Wechsel.

Da du auf deine Tochter, dadurch dass sie bei dem Vater lebt, relativ wenig direkten Einfluss hast, kannst du/könnte ihr die Situation leider auch nur sehr bedingt beeinflussen und entschärfen. Dass auch dein Ex- Mann nicht viel dazu tut ist sehr schade - in erster Linie für deine Tochter, denn sie könnte Unterstützung in dieser Situation vom anderen Elternteil gut gebrauchen. Da kannst du nur leider nichts dran ändern.

Woher kommt deiner Meinung nach diese Abneigung deinem Partner gegenüber ? Das ist glaube ich eine wichtige Frage, um herauszufinden, was ihr gegen diese Abneigung tun könnt. Klar, da ist die Trennung die ganz sicher auch bei eurer Tochter Verlustängste, Entäuschung, Wut und Ohnmacht hervorruft. Könnte es sein, dass deine Tochter all diese Gefühle auslebt, indem sie deinen Partner ablehnt. Sich sozusagen "rächt" für die Trennung und das du (aus ihrer Sicht) nicht mehr für sie da bist ??
Ich weiß nicht, ob du Möglichkeiten siehst, an sie heranzukommen -vielleicht ist ein Brief ein gangbarer Weg? In Briefen kann man vieles sachlicher und ruhiger formulieren als es im direkten Gespräch möglich ist.
Ich meine es etwas anders als es Muckelmaus formuliert hat. Deine Tochter muß nicht deinem neuen Partner akzeptieren. Sie MUß garnichts ! SO wird deine Tochter das jedenfalls sehen. Es wäre schön, sie würde es tun, aber dafür ist es erst mal notwendig, dass sie lernt/die Erfahrung macht >da ist was Gutes dran, dass Mama einen neuen Partner hat, einen der Mama lieb hat aber kein "Konkurrent" für mich ist<. Ich glaube, das ist ein Prozess der sehr viel Zeit braucht und Geduld erfordert (schrieb Muckel ja schon).
Sozusagen mit Nachdruck beschleunigen kannst und solltest du diesen Prozess wohl eher nicht, weil du sonst immer wieder Gefahr läufst, dass deine Tochter den Kontakt zu dir abbricht. Im übrigen ist auch nicht miteinander sprechen/KOntakt abbrechen eine Form von Komunikation. In dem Alter deiner Tochter heisst diese Kommunikationsform (gelinde gesagt) >das gefällt mir nicht<. Eine Antwort darauf könnte sein > mag sein, aber ich hab dich trotzdem lieb <-
Was ich damit sagen möchte. Es ist gut, dass deine Tochter - in welcher Form auch immer- ihren Gefühlen Ausdruck gibt. Und die sind es wert, ernstgenommen zu werden. Auf der anderen Seite (und das kommt wie ich finde, einem Spagat gleich), sollte man den Kindern nicht diese "Macht" und letztlich auch Verantwortung zugestehen, über die Partner-Beziehung der Eltern zu entscheiden.
KIndern dabei helfen, diese annehmen und anerkennen zu können, ist aber bestimmt möglich.

Alles Gute wünscht
MarliJo
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Gerda
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Re: Kind - neuer Partner

Beitrag von Gerda »

Hallo Sina,

nach dem, was du geschrieben hast, glaube ich, dass deine Tochter sehr deutlich eine Grenze von dir und auch eine von ihrem Vater braucht.

Man darf nicht einfach den Kontakt zu einem Menschen abbrechen. Das ist emotional brutal. Dies gehört in die Erziehung eines Kindes/ Jugendlichen. Man darf auch einen Menschen nicht emotional erpressen durch Kontaktabbruch, um ein bestimmtes Verhalten zu erzwingen, z. B. die Trennung von deinem Partner. Auch das gehört in die Erziehung von einem Kind.

Als Vater ist der Vater Eurer Tochter verpflichtet, alles zu tun, was den KOntakt zu dir ermöglicht und unterstützt. Wenn er ihr nicht klar macht, dass sie nicht einfach den Kontakt abbrechen darf, unterstützt der den Kontakt nicht. Wenn er das nicht tut, kann man versuchen, ihn gerichtlich dazu zu bringen, was aber natürlich nicht viel Aussicht auf Erfolg haben wird.

Schwierig ist, dass du der Tochter glaubst, nachgeben zu müssen. Es erscheint uns als Müttern oftmals vollkommen undenkbar, den Kontakt zu den Kindern zu verlieren und wir sind dadurch auch sehr erpressbar. Ich kenne das selbst, dass ich es als so unerträglich schmerzhaft erlebt habe, mir nur VORZUSTELLEN, den Kontakt zu verlieren, dass ich alles getan habe, was ich mir nur ausdenken konnte, um nicht den drohenden Kontaktverlust zu erleben. Das hat mir nicht gut getan und auch nicht der Beziehung zu meinem Kind.

Heute verstehe ich eine solche Reaktion wie die deiner Tochter als eine total überspitzte Form von Loslösung von der Mutter. Diese Loslösung steht - in langsamer Form - in diesem Alter an. Wenn dann andere Faktoren hinzukommen, wie z. B. Unstimmigkeiten zw. den Eltern, gerät das Ganze leicht aus den Fugen in falsche Bahnen. Das Machtbedürfnis des Kindes kann durch zu wenig Grenzen absolut ungesunde Formen annehmen. Es läuft mit seiner Wut ins Leere, bekommt keinen seelischen Halt und kann so schwerwiegende Störungen entwickeln.

Wenn dein geschiedener Mann hier nicht kooperiert, besteht die Möglichkeit zu einem Gespräch beim Jugendamt, wo es darum gehen kann, dass er es unterstützen muß, dass der Kontakt zwischen Euch bleibt. Wenn auch das nichts nützt, bleibst du ganz auf dich gestellt, ein klares Verhalten zu deiner Tochter zu entwickeln.

Wie wäre es, zu versuchen, die schwierige Aufgabe des Loslösens von deiner Seite aus anzugehen, indem du - sinngemäß, mit deinen Worten - sagst: "So kann es nicht weitergehen. Ich liebe dich und du bist für mich am wichtigsten. Daran wird sich nichts ändern, ob du zu mir Kontakt hältst oder nicht. Mir ist KOntakt mit dir wichtig. Aber ich lasse mich von dir nicht erpressen. Das ist ein Verhalten, das niemand machen darf und was ich nicht akzeptieren kann. Ich möchte nicht, dass du das mit mir machst oder mit sonst irgendeinem Menschen. Man darf Kontakt nicht einfach abbrechen, außer, wenn jemand dir sehr großes Unrecht angetan hat. Das habe ich aber nicht. Was ist mit dir los, dass du so brutal mit mir umgehst? Was habe ich dir getan, dass du mich so unmenschlich behandelst? Erzähle mir davon, wie es in dir aussieht.
Ich werde mich nicht von meinem Partner trennen und auch nicht von dir. Wenn du meinst, dass du das tun MUSSST, dich von mir zu trennen, dann kann ich daran nichts machen. Das wird mir weh tun und geschieht gegen meinen Willen, aber ich kann nichts daran ändern. Es ist deine Entscheidung. Ich kann gut verstehen, dass es dir sehr schwer fällt, den x an meiner Seite zu akzeptieren. Aber daran mußt du dich gewöhnen, ob du mich siehst, oder nicht.
Ich möchte nicht, dass du meinen Partner beleidigst. Du mußt ihn nicht lieben und nicht mögen, aber ich verlange, dass du ihn mit Respekt behandelst, so wie du auch mit Respekt behandelt wirst."

Wichtig ist es, dass du unübersehbar den Kontakt zu ihr hältst, immer wieder, durch Post, SmS, Anrufe, Einladungen zu Dingen, die sie gerne macht und dass du aber auch klare Grenzen zeigst- "es reicht", "hör auf" - , wenn das Verhalten nicht akzeptabel ist. Wenn du das nicht tust, wird sie die Achtung vor dir verlieren. Erwachsene Kinder berichten oftmals über starken Schmerz, dass der Elternteil nicht genug um den Kontakt gekämpft hat und auch über Verachtung, wenn der Elternteil unakzeptables Verhalten nicht wirksam gestoppt hat.

Außerdem kannst du auch erst mal selbst in Beratung gehen, wenn die Tochter nicht mitmachen will. Dann kannst du dir Unterstützung holen in dieser schwierigen Situation. Wenn du dein Verhalten änderst, ändert sich meist auch das Verhalten der anderen Familienmitglieder.

Was denkst und fühlst du dazu?

LG
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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