Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Ansa
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Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Ihr Lieben,

heute hatte ich einen heftigen Streit mit meinem Mittelchen, sie wird Ende des Monats 15 und hat seit einem guten Vierteljahr ihren ersten Freund. Unser Familienleben verändert sich grade rasant und sie zeigt Züge, die uns mehr und mehr Streit bescheren.

Heute morgen ging es um wetterabhängige Schuhe..... wir haben -7° Grad und sie wollt in ihren Sommertrittchen zur Schule. Die warmen Stiefel waren erst zu klein, dann nicht ihre und am Ende kaputt, und die Nachbarstochter gehe schließlich auch in ihren Schühchen...... kurz, sie ist tobend und kreischend aus dem Haus, "Ich komme überhaupt nicht mehr wieder und ich lasse mich nicht zwingen" in den dünnen Schuhen...... die wären überhaupt nicht kalt..... und ich wohl nicht ganz dicht.

Das ist das eine. Ich hab ihr gesagt, das ich ihr heute Abend diese Schuhe weg nehmen würde und sie sie erst zurück bekäme, wenn wir 5 plus hätten. Wenn sie nicht auf sich achten könne, dann müsse ich das tun, denn ich müsse sie ja dann auch zum Arzt fahren und Medikamente kaufen, wenn sie krank werden würde. Sie findet mich schrecklich..... ich ihr Verhalten absolut unvernünftig. Besonders wenn sie dann die Heizung (weil ihr ja nicht kalt ist) so hoch dreht, das ich bei 29° denk, ich komme in eine Sauna.

Ansonsten geht mit ihrem Freund einher, das sie meint, sie wäre viel erwachsener, als sie es ist. Er ist bereits 19, was es nicht einfacher macht. Sie will unbedingt ganze Wochenenden bei ihm verbringen, und ist sauer, das ich nur einmalige Übernachtungen im Tausch gegen seine Übernachtung bei uns, erlaube. Kein Verständnis von ihrer Seite aus für das, was uns bewegt.

Seine Familie ist nicht unbedingt das, was ich mir wünsche.... Alkohol und häusliche Gewalt spielen eine Rolle, eine unduchsetzungesfähige Mutter die ihren halberwachsenen Söhnen hilflos gegenüber steht, eine 16 jährige Schulschwänzerin, die als Freundin des Bruders (arbeitslos und daheim herum sitzend) mal eben eingezogen ist und nicht wieder geht, Sylvester ist der Bruder betrunken vom Balkon gefallen, die Freundin hat einen Nevernzusammenbruch bekommen und ich weiß nicht, was ich tun soll...... mein Kind entschwindet grad......

Ihr eigener Freund ist ansonsten ein ganz lieber, zuverlässig (er hat z.B. an Sylvester nicht mitgetrunken) und strikt gegen Gewalt eingestellt. Aber in manchen Dingen ist er einfach, zwar zielstrebig, aber von zu Hause wenig unterstützt. Als er jetzt mit 19 seinen Hauptschulabschluss nachgeholt hat (kurz vor Weihnachten), da sind wir mit ihm essen gegangen, weil ich meinte, das müsse man feiern, aber von zu Hause kam "wird ja auch mal Zeit." Und am Ende steht da dann auch, "brauchste eh nicht, ich hab keinen und Papa auch nicht, geht auch ohne....." Keiner der Familie geht einem geregeltem Job nach.

Meine eigene Familie ist empört, Opa hat meine Tochter öffentlich auf der Weihnachstfeier angemacht, "Du gehst schon mit Männern ins Bett?" Mein Schwiegervater hat sich übelst ausgelassen (allerdings weiß sie das nicht) über vernachlässigte Kinder und Mütter, die keine Grenzen setzen und Verbote, die es geben sollte. Schlampentum eben. Der Papa allerdings ist wie ich der Meinung, sie muss ein wenig gebremst werden - nur wie?

Die Lösung, das er so oft es geht bei uns ist, ist immerhin eine....... was mich aber am meisten ärgert ist etwas anderes. Sie nimmt seit kurzem die Pille, hat sie zu Beginn des Januars "vergessen" und wir haben ausführlich darüber gesprochen, was nun wichtig ist. Zusätzlich verhüten - und wenn es sie überkommt - Gyn und die Möglichkeit die Pille danach zu nehmen. Was passiert? Vier Tage später kommt sie an und meint dann lapidar "ach, das hab ich vergessen" *kreisch* "was wenn ich jetzt schwanger bin?" "Können wir nen Test machen?" Aber das dauert nun seine Zeit....... Für die Pille danach ist es zu spät. Ich bin, obgleich ich mich bemühe ruhig zu bleiben, unglaublich wütend. Natürlich haben wir heute Nacht nicht wirklich geschlafen und möglicherweise ist der Zank um die blöden Schuhe auch nur die unterdrückte Wut und Sorge von uns beiden?

Alles was sie wissen muss, weiß sie. Ich verstehe das ganz einfach nicht...... es war grade erst im Gespräch das die Freundin des Bruders eventuell schwanger ist (zum Glück nicht) und dass das eben blöd ist..... und da sagt mein Kind locker "na wenn es so ist, dann treib ich aben ab......." *grummel* Was habe ich falsch gemacht? Tausendmal hab ich darüber nachgedacht, was ich tun soll. Verbieten? Wäre mir am liebsten gewesen - aber ich weiß wie das dann geht. "Ich bin bei meiner Freundin" und die ist eingeweiht...... (das war zu meiner Zeit schon so) und dann ist die Zeit miteinander heimlich und knapp und alles ist viel eiliger.... ich mache mir solche Vorwürfe. Gut, das sie nicht weiß, das ich im Grunde meines Herzens gegen Abtreibungen bin (vielleicht haben wir ja auch Glück und es ist nichts passiert), das ist nicht meine Lösung..... was treibt sie an?

Klar, es ist wunderbar, das sie kommt und mit mir spricht. Das sie keine Angst hat...... mir zu erzählen, und doch..... ihre Sorglosigkeit macht mich einfach sprachlos...... ich weiß grad nicht weiter. Der Liebste ist in Amsterdam, kaum erreichbar..... *michgradimKreisdreh*

Verwirrte Grüße
Niana
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Gerda
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Gerda »

Liebe NIana,

erst mal: Du hast NICHTS falsch gemacht. Alles, was du schreibst und alles, was ich bisher von dir gelesen habe und alles, was ich von dir kenne, daraus weiß ich, dass es niemand sorgfältiger, liebevoller, Selbstverantwortung fördernder tun kann, als du. DAss du dich alleine fühlst und voller Sorgen, ist nur zu verständlich, auch, dass du wütend bist, verstehe ich allzu gut. und finde ich vollkommen angemessen. Und die Wut halte ich auch für die notwendige Voraussetzung, die Grenzen zu setzen, die du dir mit Deinem Ex (ja zum Glück) einig bist, dass sie gesetzt werden müssen.

Deine Tochter als Mittlere hat vermutlich ein Handycap, das statistisch alle Mittelchen haben - dass sie sich nicht ausreichend selbst fühlt. Sie ist aufgrund der Geschwisterreihe darauf geeicht, die Belange der Älteren zu fühlen und sich anzupassen, die Belange der Jüngeren zu fühlen und sich anzupassen, durch die Scheidung auch noch die Belange der Elternteile zu fühlen und kann sich nicht selbst so fühlen, wie das andere können.

Ich glaube, sie ist von sich selbst, von ihren eigenen Impulsen sehr überfordert. Sie ist ja "noch ein Kind" und fühlt aber so viele Bestrebungen in sich, die nach Freiheit drängen. und diese Impulse sind im Moment - hormongesteuert - viel zu stark, um mit dem Verstand und der Einsicht dagegen anzukommen. Außerdem gibt es vielleicht auch den Wunsch, dem Freund zu gefallen.

In dieser Überforderung kannst du ihr mit Grenzen sicher ein großes Stück helfen. Und diese Auseinandersetzungen wie heute mit den Schuhen finde ich vollkommen gut und richtig. Sie verhält sich, wie eine 4 jährige und erwartet, dass sie wie eine 25 jährige behandelt wird. Und diese Ambivalenz in ihr ist etwa so schwer zu händeln als Mutter wie die Quadratur des Kreises. Dass sie so kämpft, ist vollkommen normal. Dass sie jetzt droht, nicht mehr nach Hause zu kommen, fordert dich natürlich sehr heraus, und auch da wirst du ihr sicher eine Grenze setzen, und wenn du sie eigenhändig suchen gehst, die Polizei und/oder Jugendamt alarmierst, wenn sie nicht kommt o. ä. Wenn sie so starke eigene Impulse hat, dann braucht sie auch sehr starke Grenzen dagegen.

Ebenfalls die Erlaubnisse mit dem Übernachten finde ich sehr gut und weise. Bleibe dabei. Du mißhandelst sie ja nicht damit oder schränkst sie unverhältnismäßig ein. Allerdings könnte es auch sein, dass du das Übernachten ganz verbieten mußt, wenn sie so schlampig mit ihrer Verhütung umgeht. Das könntest du evt. auch gemeinsam mit ihr und dem Freund besprechen. Denn damit zeigt sie, dass sie den erlaubnissen, die du gibst, noch nicht gewachsen ist. Und du zeigst, dass du sie beide das nicht tun lassen wirst. Vielleicht ist es ja auch möglich, die ganze Situtaion mit Sex, Übernachten, Alter gemeinsam in Ruhe und nüchtern zu reflektieren.

Tatsache ist, dass eine sexuelle Beziehung zwischen einer 15 - jährigen und einem 19 jährigen ein Straftatbestand ist, wo sich der 19 jährige strafbar macht. Darauf braucht man zwar nicht abzustellen, aber genau diese Situationen, in der die 15 jährige Dinge tut, die ihre geistige und emotionale REife noch übersteigen, sollen damit verhindert werden.

Ich glaube, dass du sehr viel Kraft aufbringen mußt, um dem ganzen zu begegnen und um Grenzen zu setzen. Vielleicht müßt ihr sogar ein Gespräch mit leibl. Vater gemeinsam führen, um gemeinsam diesen Grenzen noch mehr Nachdruck zu verleihen.

Und manchmal, das muß ich leider auch sagen, passiert es, dass die Grenzen nur als Provokation gefühlt werden, sie auf Teufel komm raus zu druchbrechen, und zur Not auch schwanger zu werden oder in eine vollkommen bescheuerte Lebenssituation zu rennen. Es gibt eben auch Entwicklungen, wo wir als Mütter oder Eltern NICHTS mehr tun können. Außer, darauf vertrauen, dass ALLES, was wir je den Kindern bisher mitgegeben haben, nun wirken wird und IRGENDWANN zu einem guten Weg führen werden.

Das ist es mal fürs Erste. Viele liebe Grüße und :umarmen: von
Gerda
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Ansa
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Ansa »

Liebe Gerda,

komisch, das ist am Ende doch immer die Frage nach dem "was habe ich falsch gemacht" steht..... Ich weiß ja um die Position der Mittelchen, nicht klein, nicht groß, immer irgendwie dazwischen und ich habe mich so sehr bemüht, sie spüren zu lassen, das sie eben eine eigenständige Person ist und das ich zutraue, auf sich aufzupassen und auch, das ich ihre Wünsche verstehe und sie wichtig nehme. Ich hab mich mit Papa gezankt und ihr erklärt, so einfach ist es nicht, mit 19jährigen und 14jährigen.

Das Gesetz sagt eindeutig "wer mit Kindern unter 14", also ihr Freund ist aus dem Schneider. Nur wir, als Erziehungsberechtigte nicht...... wir machen uns strafbar, wenn wir sexuellen Handlungen Vorschub leisten durch Verschaffen von Gelegenheiten. Das ist wohl nun doch etwas, das ich mit ihr ernsthaft besprechen muss, denn, käme es zu einer Untersuchung, dann ist das etwas, das in meinen beruflichen Wünschen, ein Ende bereiten würde. Das ist ihr wohl nicht klar genug. Obgleich ich von keinen derartigen Prozessen weiß, derweil die Sache ansich ja grenzwertig ist. Jeder, der sich halbwegs mit Jugendlichen auskennt, der weiß wohl auch, das man manches einfach nicht verbieten kann. *seuftz*

Aber ja, sie hat schon Schwierigkeiten damit, sich selbst zu fühlen, das glaube ich bestimmt. Sie mag keinen Streit und geht Auseinandersetzungen so lange es nur geht, aus dem Weg. Sich mit unangenehmen Dingen beschäftigen ist nicht ihre Stärke. Wenn sie mit dem Rücken an der Wand steht, dann ja. Dann ist sie klar und vernünftig, ansonsten ist sie diejenige meiner Töchter, die durch eine Entschuldigung immer schnellstens versucht, aus allem heraus zu kommen. Dann scheint sie reumütig zu sein, aber ich hab oft genug den Eindruck, es geht nur um ein schnelles "da will ich raus, jetzt und sofort". Ich mag sie nur nicht immer dahin drängen, mit dem Rücken an die Wand...... sie muss lernen, das es anders gehen muss. Lieber zofft sie sich mit mir, als mit ihrem Papa, aber das kennen wir ja von vielen Trennungskindern, die sich der Liebe des einen Elternteiles nicht uneingeschränkt sicher sind.

Da kommen meine eigenen Ängste hinzu. Mir ist sie mit 14 viel zu jung für all das, aber ich versuche ihre Bedürfnisse zu sehen und überlege mir, wie würde ich mir wünschen, das meine Mama damit umgeht. Ich hab sie aufgeklärt, in vollem Umfang. Sie war mit ihrer Klasse bei ProFamilia, mir ist einfach unklar, wie sie das einfach "vergessen" kann. Vermutlich, weil sie eben doch noch zu jung ist. Hmh, das Übernachten verbieten? Das erinnert mich an meine eigene Mama, die mir das Übernachten bei meinem Freund verbot, weil sie meinte, dafür müsse es dunkel sein....... ich glaub kaum, das dies eine Lösung ist. Aber schlampig und verantwortungslos, ja, so benimmt sie sich..... wir sind sehr unterschiedlich, mein Mittelchen und ich. Da prallen Welten aufeinander und doch, ich liebe sie, so wie sie ist. Ich verstehe sie nur nicht. *traurigschau* Insoweit kann ich ihr Verhalten schon dahingehend deuten, das sie eben noch nicht reif genug dafür ist. Das wird sie nicht so gern hören.

Und auch ja, Grenzen testen, das ist ihr ein Bedürfnis. Aber ein sehr ambivalentes, rauchen z.B. lehnt sie kategorisch ab, Alkohol trinken auch...... nun ja, momentan bleibt mir nichts, als zu warten, das sie heute Abend heim kommt, anderenfalls hole ich sie ab, notfalls mit dem JuA oder ihrem Papa. Da dreht sich mir der Magen um, bei dem Gedanken *ürgs*. Aber in keinem Fall lasse ich zu, das sie beginnt um die Häuser zu ziehen. Dann würde ich jedoch mit ihr in der Beratungsstelle ein Gespräch suchen, gemeinsam mit einem unbeteiligten Dritten. Ich fühle mich emotional grad überfordert. Sie neigt so überschnell dazu mir Vorwürfe zu machen "glaubst Du sowas von mir" oder "ich hätte nicht gedacht, das Du so von mir denken kannst", das macht mich einfach sprachlos.....

Und mein Exmann meint natürlich auch, ich würde alles falsch machen. Die Sache mit den Schuhen von heute morgen, nein, ich hätte sie so nicht aus dem Haus lassen sollen..... soll ich mich auf eine 14jährige werfen und ihr die Schuhe mit Gewalt wechseln? Wenn das Nachbarskind daneben steht? In keinem Fall soll ich ihr die Schuhe weg nehmen, wenn es ihr so wichtig wäre, solle sie sie doch mitnehmen und dort wechseln können...... als wenn sie das wollte. Von der vergessenen Pille weiß er noch nichts. Es wäre doch ihre Sache, wie sie herum läuft. Das eben sehe ich anders....

Danke fürs Umarmen, das tut gut.
Niana
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Gerda
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Gerda »

Liebe Niana,

das kannst du gleich noch mal haben, wenn dir das gut tut: :umarmen:

:)

Ich meine nicht, dass du Ihr grundsätzlich verbieten sollst, mit ihrem Freund zu übernachten. Aber du hast ihr ja erlaubt, mit ihm zu übernachten, weil du ihr und ihrer Selbstverantwortung vertraut hast. Und dieses Vertrauen kannst du noch nicht mit ihr haben. Und ohne Vertrauensbasis geht es nicht. Also steht erst mal an, wieder eine Vertrauensbasis aufbauen, und dann kann sie auch wieder übernachten.

Ich meine nicht, dass es um GRENZEN TESTEN geht. Ich meine, dass es darum geht, Halt zu geben durch Grenzen, durch Regeln, durch Verbote und Erlaubnisse in ganz klarem Rahmen. Ich finde es wunderschön, wie sehr du mitfühlst mit deiner Tochter und in allem versuchst, sie zu verstehen, deine Macht als Mutter weise und nicht mißbrauchend einzusetzen und sie so sehr frei lassen möchtest, wie du glaubst, dass sie es braucht und kann. Und ich kann gut verstehen, dass es zu vielen eigenen emotionalen Knoten in dir selbst kommt, wenn du zum einen an dich und deine Mutter erinnert bist und du zum anderen immer vor der massiven Entwertung von Deinem Exmann betroffen bist UND du jetzt AUCH NOCH betroffen bist von der Möglichkeit, Oma zu werden und/oder einer Abtreibung zu zu sehen. Denn das wissen wir beide, auch wenn es nicht um Moral geht, dass es ein schlimmer Eingriff ist, der Folgen hat, egal, wie forsch oder gleichgültig man bzw. frau dabei zunächst ist.

Du möchtest ihr nicht das Übernachten verbieten, weil es dich an deine Mutter erinnert - klar, dass du nicht so eine Mutter sein willst, die so einengend. Aber was dich ja ausmacht, ist, das weise Verständnis von so komplexen Zusammenhängen psychologisch und pädagogisch und da weise zu intervenieren. Und selbst wenn du es verbieten würdest, bis es eine neue Vertrauensbasis dafür gibt - und wo der Freund ja auch mit einbezogen werden kann - wärst du noch lange nicht so wie deine Mutter - sondern verantwortungsvoll und würdest für deine Verantwortung als Mutter SOGAR in Kauf nehmen, dass du dich total unbeliebt machst.

Was ich schwierig finde ist, dass es Papa noch nicht weiß mit der möglichen Schwangerschaft. Vielleicht kann ja die Tochter selbst mit Papa drüber reden.

Den Vorwürfe "sowas würdest du mir zutrauen" u. ä. kannst du sicher damit begegnen, dass du sagst, dass du kein Vertrauen mehr zu ihr hast, weil du ihr ihr schlampiges Verhalten mit der verhütung auch nicht zugetraut hast und sie muß erst mal etwas dafür tun, dass du wieder weißt, wo du mit ihr dran bist.

Insgesamt ist es sicher eine stressige Situation für EUCH BEIDE mit der möglichen Schwangerschaft. Aber es ist auch eine Situation, in der beide etwas lernen können für das zukünftige Verhalten.

Du verstehst deine Tochter im MOment nicht so ganz? Ich glaube, dieses übererwachsene Verhalten von ihr, das vollkommen ausblendet, dass sie noch ein Kind ist, das magisch denkt und so tut, als könne ihr nichts etwas anhaben, selbst eine Abtreibung nicht, ist eben nur cool und kein bisschen von Erfahrung und Einsicht geprägt, was es bedeutet, TATSÄCHLICH so erwachsen zu sein, wie sie sich vorgaukelt, dass sie sei. Meine Tochter hat eine Freundin, die mit 15 schwanger wurde. Sie hat es 4 Monate NIEMANDEM erzählt! Sie wußte es, aber sie hat immer weiter so getan, als sei das nicht. Diese Verantwortung war ihr viel zu groß offenbar. Dann hat sie es ihrem Freund erzählt, aber erst, als der sie so bedrängt hat, ihr zu sagen, warum sie so komisch ist. In der 31. Woche ist sie zum Frauenarzt gegangen und der hat ihr dringend ans Herz gelegt, ihren Eltern zu sagen, dass sie schwanger ist. Die Mutter hatte sie zwar mal gefragt, warum sie so dick sei - ob sie schwanger sei - aber sie hat dann in dieser Heftigkeit, die du auch von deiner Tochter kennst - gesagt, nein, und es sei unverschämt von ihr, es gehe sie nichts an, dass siezu viele Süßigkeiten gegessen habe.....

Vielleicht kannst du mal mit ihr darüber reden, wie Abtreibung geht, mit ihr im Internet anschauen.

Die ganze Zeit "wurmt" mich auch noch, dass der Freund da so ungeschoren davon kommt. Er ist 19, ist vor dem Gesetz erwachsen und er könnte sich ja wohl mehr um diese Verhütungsfragen kümmern.....

Liebe Niana, noch mal :umarmen: . Das ist wirklich eine sehr sehr angespannte Situation für dich mit so vielen Parametern, die emotional sehr heftig sind. Ich glaube, es ist am wichtigsten, dass du dich erst mal selber fängst, bevor du innvoll intervenieren kannst. Ich schick dir noch ne PN.

Liebe Grüße von
Gerda
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Ansa
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Ansa »

Liebe Gerda,

darüber werden wir reden müssen, mein Kind und ich. Über Vertrauen und über Verantwortung. Ich höre sie schon "Da hab ich mal nen Fehler gemacht und Du redest tagelang drüber......" Aber auch über diese Abwehr muss ich hinaus.

Dem Papa möchte ich nichts darüber mitteilen, bevor wir nicht wissen, was wirklich los ist. Er kann solche Dinge nicht für sich behalten und erzählt sie im ganzen Familienkreis. Und sein Vater, also der Opa, der würde sich nicht taktvoll verhalten und öffentlich, bevorzugt inmitten von familiären Festen, darüber herum poltern. So wie oben bereits erzählt. Und meinem Kind offen vor aller Ohren lauthals sagen "Du gehst also schon mit Männern ins Bett" das ist eine Unverschämtheit, die ihres Gleichen sucht. Verletzend und gemein.... mit Männern..... aber Opa kann nicht anders, seine ganze Familie hat ihn belogen, als seine Jüngste damals ein recht offenes Verhältnis zu sich selbst lebte und mal hier und mal dort aus lauter Spaß Jungs hatte. Er weiß das bis heute nicht, seine Töchter sind alle anständig...... das ist ihm wichtig. Ich war damals bereits sehr wütend darüber, über "Papa würde das nicht aushalten, wenn er es wüsste", seine eigene Frau hat da mitgemacht.... Opa hatte keine Chancen seine Einstellungen zu überdenken, weil immer alle schützend vor ihm standen. Nur ich nicht, ich fand immer, man müsse die anderen schützen, in diesem Fall mein Kind.

So, da kommt sie um die Ecke *aufatem*, allein.... mal sehen, jetzt trinken wir erst mal nen Kakao zusammen....

Liebe Grüße
Niana
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Gerda
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Gerda »

Liebe Niana,

na, dann drücke ich mal die Daumen, dass Du mit der Herausforderung, die da um die Ecke kommt :D ein Schrittchen weiter kommst - und auch mit deinen großen Sorgen.

Viele liebe Grüße von
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röschen
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von röschen »

Liebe Niana,

als ich deinen Thread zu Ende gelesen hatte, habe ich noch mal an den Anfang gescrollt um mich wegen dem Alter deines Mittelchen zu vergewissern.
Meine Tochter wird auch in 3 Monaten 15 und dass ein Freund hier bei ihr übernachtet, würde ich noch nicht erlauben.

Gut, ich muss zugeben, ich musste mir nicht unbedingt ernsthaft darüber Gedanken machen, weil sie noch keinen festen Freund hat und dies bisher noch kein Thema war. So ein wenig habe ich aber schon öfters mal darüber nachgedacht, weil ich seit Monaten erlebe, dass der Freund unseres 17jährigen Nachbarmädels nahezu jedes Wochenende über Nacht bei ihr ist und ich natürlich weiß, dass ich eines Tages auch mit diesem Thema konfrontiert werde.

Ich will damit deine Einstellung nicht im geringsten verurteilen, verstehe das nicht falsch. Vielmehr musste ich darüber schmunzeln, wie sehr wir Eltern doch von unseren eigenen Erfahrungen geprägt sind.
Du lässt deine Gefühle einfliessen, die du von früher kennst. Dass man trotzdem Gelegenheiten finden wird. Das ist auch vollkommen richtig, dieser Meinung bin ich auch. Allerdings denke ich, dass es gerade in dem Alter unserer Mädels dann etwas mehr "Planung" und Vorbereitung erfordert und sie sich so gezwungener Massen mehr Gedanken darüber machen müssen. Im "Alltag", gemütlich zu Hause, ergibt sich dass vielleicht eher mal so, unbedachter, verstehst du was ich meine?

Meine Erfahrungen flossen in meine Überlegungen auch sehr stark mit ein. Meine Eltern sahen dass früher ganz locker. Noch dazu wohnten wir auf einem Dorf und so wollten sie Anfangs dem Freund meiner älteren Schwester den langen Heimweg ins Nachbardorf mit seinem Moped nicht zumuten. Irgendwann hat es sich dann eingebürgert, dass er jedes Wochenende bei uns schlief.
Ich als jüngere Schwester, damals aber auch schon 13 oder 14, fand dass sehr unangenehm. Ich fand es ärgerlich mich plötzlich nicht mehr so frei im Flur oder auf dem Weg ins Badezimmer bewegen zu können. Ich selbst habe es später, als ich einen eigenen Freund hatte, lange Zeit vermieden, dass er die Nacht bei mir verbringt.
Das und nicht der Gedanke, was ich vielleicht damit verhindern könnte, ist der Hauptgrund warum ich Übernachtungen eines Jungen sicher nicht so schnell erlauben werde. Mir (da muss ich ehrlich sein) und meinen beiden anderen Kids zuliebe. Obwohl das ja selbst Jungs sind, vielleicht würde es sie gar nichts so sehr stören wie mich damals.

Das mit der Verantwortung in diesem Alter sehe ich eher kritisch. Während meine Maus den einen Tag noch davon redet, was sie sich später nach abgeschlossenem Studium und einem hochbezahlten Beruf so alles leisten können wird, sitzt sie den anderen Tag hier und redet ganz locker darüber, dass sie sich gut vorstellen könne jetzt schon ein Baby zu bekommen. "Die Schule und das alles, dass kann ich doch dann nebenbei noch erledigen.....", lässt mir die Haare zu Berge stehen und zeigt mir, dass sich die Kids in diesem Alter der Tragweite und der Verantwortung ihrer Entscheidungen noch nicht ganz bewusst sind.

Allerdings mache ich mir auch Gedanken, dass egal wie wir es sehen und wie wir entscheiden, es nicht werden verhindern können und trotzdem hinter unseren Kindern stehen und vielleicht sogar ein Stückweit diese, eigentlich ihnen auferlegte Verantwortung, mittragen. Das wird so sein wenn sie 15 sind oder 45......

Ich drück dir die Daumen bei deinem Gespräch und denke ganz fest an dich!
Lieben Gruß
röschen
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Ansa
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Ihr Lieben,

@ Liebes Röschen, all Deine Gedanken waren auch meine Gedanken, wie verhalte ich mich, was werde ich tun und "oh je, der ist schon 19, was will er mit einer 14jährigen", all die alten Dinge, die noch von meinen Eltern sind, und die, an die ich selbst glaube. Einfach haben wir es uns nicht gemacht, der Liebste und ich. Sogar Papa haben wir mit einbezogen und uns seinen Bedingungen mehr oder weniger angepasst. Er wollte, das unsere Tochter die Pille nimmt und dann dürfe sie dort übernachten, also waren wir beim Gyn, haben uns beraten lassen und alles in die Wege geleitet.

Mein Mittelchen war schon immer ein sehr, wie soll ich das sagen... ein sehr sinnlicher Typ. Hingebungsvoll konnte sie sich, als sie klein war, eincremen, mit bunter Körperseife in der Wanne stundenlang sich selbst bemalen, im Sommer nackig durchs Gras rollen, als Baby wirklich alles in den Mund nehmen - meine anderen beiden haben das nie getan.... das sie früher beginnen wird, als ihre Schwestern, das hab ich mir schon immer gedacht, aber nie mit ihr darüber geredet, ich wollte auch nichts provozieren.

Und als sie ihn dann nach Hause brachte, da waren wir dch ganz durcheinander. Und ich hab mir vorgestellt, was ich lieber mögen würde.... eine Parkbank irgendwo, aus Mangel an Gelegenheit oder ein mehr oder weniger beschütztes erstes Mal in einer "vertrauten" Umgebung? Zeit für einander oder Hektik und Angst vor Entdeckung? Ich glaube, ich würde mich wieder so entscheiden, wie ich es getan habe..... Ich habe ja selbst eine Hausarbeit geschrieben zum Thema "minderjährige Schwangere" und dazu auch ein Seminar besucht. Ich kenne die Statistiken und die Aussagen der jungen Mädchen, "ach irgendwie ist es einfach passiert", komischerweise sagen das beinahe alle..... und dann die alten Zöpfe, "ich dachte, beim ersten Mal kann nichts passieren" und ähnlichen Unsinn. Also hab ich meine Mädel aufgeklärt, bis hin zu den Möglichkeiten der Pille danach, immerhin wirkt die bis zu 72 Std. später..... und trotzdem dachte mein Kind nicht nach.

Und natürlich schwirren mit die Gedanken durch den Kopf, das ca. 8 % dieser jungen Mädchen unbewusst bewusst ein Kind wollen...... *grummel* Weil sie grad nicht wissen, wo sie hingehören. Und auch diese Aussagen, "Na das geht doch auch neben Schule und Ausbildung," lassen mich ebenso irritiert zurück, wie Dich. Hinzu kommt bei uns, das die Mama ihres Freundes auch mit 16 schwanger geworden ist, geheiratet hat und meint, "nö, geht doch" und ihre eigene Tochter ist ebenfalls mit 16 Mutter geworden und hat nun mit 21 bereits zwei Kinder, von 5 und 3 Jahren. Das es irgendwie geht, ist also auch noch sichtbar, nur wie es geht, das verschließt sich...... mit 21 scheint ein Schulabschuss doch greifbarer als später....

Ich muss das auch nicht haben, das der junge Mann hier übernachtet, die Alternative aber wäre immer, das sie dort übernachtet und das ist noch weniger lieb.... oder das sie nach der Schule zu ihm fährt und mir erzählt, sie wäre bei ner Freundin. Das war schon damals bei uns so üblich, die Freundin wusste immer Bescheid und erzählte dann irgendeinen Schmarrn..... "die ist grad nen Eis holen" und heute ist das mit den allseits üblichen Handys natürlich noch viel leichter Absprachen zu treffen. Vor allem die familiäre Situation in der er lebt sorgt mich sehr.... wird sie die Unterschiede wahr nehmen und sehen? Wird ihr die Bedeutung auch klar? Wir werden sehen, denke ich mir.

@ Liebe Gerda,

sie kam reumütig nach Hause, vom Freund versetzt, der daheim das ein oder andere zu klären hatte, sich verlassen fühlend in der, für sie auch schwierigen Situation, und gesprächsbereit......

Wir haben über vieles gesprochen, nur die Angst, die konnte ich ihr nicht nehmen. Nun endlich war auch der Beipackzettel zum lesen dran und sie sah selbst, das es gefährlich ist..... sie hat mit ihrem Freund telefoniert und sich gezankt, denn Mama und Freundin des Bruders und Schwester sagten alle, "ach was, wenn man die Pille mal vergisst, ist das nicht schlimm" *schlaglanghin* und ich hab dann halt angedeutet, woher denn die Kinder gekommen wären..... immerhin konnten wir das ja gemeinsam nachlesen. Und nun wundert sie sich, warum manche Menschen derart an solchem Glauben fest hängen? Kurz, wir mussten nun noch den Freund überzeugen, das die Aussagen seiner Familie Nonsens sind. Darauf war er erst mal still.....

.... und rief dann später an, gekommen ist er nicht (was mein Kind sehr verärgert hat) und meinte, er würde jede Verantwortung übernehmen, die meine Tochter tragen wolle. Egal ob mit *insKomasink* oder ohne Kind, er wäre entweder gern Vater oder würde sie stützen und begleiten, falls - aber eigentlich würde er sich lieber über ein Kind freuen. Aber er meinte auch, da sollten sie ernsthaft drüber nachdenken, wenn sie genau wüsste, ob oder ob nicht. Das denke ich aber auch...... immerhin ist mir lieber, er steht dazu, als er wäre hochflüchtig und weg.

Leichter wird es dadurch nicht. Alles weitere haben wir für uns klären können, sie ist grad sehr anschmiegsam, nur die Angst bleibt, was einerseits ja ganz gut ist..... noch einmal wird ihr das nicht passieren.

Also reden wir, von Ausbildung und Schulabschluß, vom Leben mit Hartz IV und das es durchaus verlockend erscheint, davon zu leben, anstatt eben doch eine Lehre zu machen. Für so junge Leute sind 316,- €, so scheints, schrecklich viel Geld.... Davon, das wir Papa informieren müssen, falls sie schwanger sein sollte, was eine helle Panik auslöst, aber hingenommen werden muss und davon, das abwarten halt schwer ist, es anders aber nichts nutzt. Immerhin weiß sie nun, das selbst wir, also der Liebste und ich, uns Sorgen machen und ebenfalls warten. Wir werden die nächsten Tage sicher viele Gespräche führen und immer mal wieder über das eine oder das andere miteinander reden. Das alledings finde ich schön, das wir miteinander reden können und auch, das sie mir am Ende vertraut. "Gut das ich Dich habe", sagt sie.

Wir reden natürlich auch darüber, das sie mit dem Papa über die jetzige Situation reden kann, wenn sie es möchte. Natürlich, entscheiden soll sie das schon, wenn ihr danach ist. Aber die Angst, er würde es allen sagen, ist zu groß, so scheint es grad. Mal sehen - am Wochenende ist sie bei Papa, wie sich das entwickelt.

Wir haben auch über Abtreibung gesprochen und ich hab das weder beschönigend noch abschreckend dargestellt, einfach nur so, wie es ist. Woher ich wisse, wie das sei, fragt sie und ich konnt erklären, das ich selbst, durch Fehlgeburten, wisse, wie das ist..... sie hatte viele Fragen gestern und war dann rechtschaffen müde.

Mal sehen was wird, ich bete, das sie Glück gehabt hat.

Liebe Grüße
Niana
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Gerda »

Liebe Ansa,

ich bete mit, dass sie Glück gehabt hat. Ich bin ganz überzeugt, dass du es dir mit nichts leicht gemacht hast und, wie immer, alles total sorgsam durchdacht und durchfühlt hast. Und wenn sie Glück gehabt hat, dann ist es vielleicht eine seeehr wichtige Erfahrung auf dem Weg zum Erwachsenwerden, wo sie über Vieles sehr nachgedacht haben wird. Naja, dass sie jetzt so reumütig in Mamas Schoß zurückkehrt, ist natürlich schön, aber wie wir wissen, ist sowas ja oftmals sehr kurzlebig :D :dampf: und die gewohnten heftigen "Sprüche" sind schnell wieder hervorgekramt. Aber egal: jetzt ist erst mal wieder die KOmmunikation erfolgreich aufgenommen und es klingt erst mal nach einem sehr guten Weg, denn du da mit ihr durch den Dschungel der Bedrohungen, Gefahren und Emotionen gefunden hast. Und die Fähigkeit, vertrauensvoll miteinander zu reden, die du mit den Kindern aufgebaut hast, ist ja auch ein sehr stabiles Fundament, um alles zu tragen, egal, was kommt.

Tja, wer soll ein Kind in so einer Situation, wenn sie kein Glück gehabt hätte, beraten? Was soll ein Kind für Entscheidungskriterien haben, da sie doch überhaupt keine Anhaltspunkte hat für eine Entscheidung - denn ihr fehlt ja in allem die Erfahrung, auch nur das GEringste der Tragweite einer Entscheidung zu ermessen. Ich glaube, es könnte gut sein, mit ihr darüber zu sprechen, ganz im Detail, wie ein Leben mit und wie ein Leben ohne Kind aussehen könnte. Aber sowieso glaube ich, dass du selbst die besten Ideen hast, wie immer, wenn es um deine Kinder geht. Vor allem, nachdem du auch noch gerade so ein Seminar mit Hausarbeit gemacht hast!

Ich :umarmen: dich noch mal und gratulier dir zu deinen gelungenen Interventionen und den bis hierher schon überstandenen familiären Abenteuern.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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Sternenfischer
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Sternenfischer »

Liebe Niana,

ich hatte deinen Beitrag gestern kurz gelesen, musste dann aber weg - und wollte heute morgen gleich antworten. Dann bin ich ewig nicht auf die Seite hier gekommen...und jetzt sehe ich gerade, dass sich in der Zwischenzeit schon wieder einiges getan hat.

Weißt du was? Ich finde, du bist eine ganz prima Mama!
Du kannst mächtig stolz darauf sein - egal, was für Phasen dein Mittelchen auch hat - dass sie immer wieder zu dir kommt, mit dir redet und sich anlehnen möchte. Da ist ein enormes Vertrauen. Und das ist wohl gerade in dieser Situation jetzt besonders wichtig.

Ich wollte dir gestern noch sagen, dass ein Brief vielleicht eine Möglichkeit wäre, ihr all deine Ängste, Befürchtungen, Sorgen zu "sagen". Ihr auch mitzuteilen, wie wichtig sie dir ist mit all ihren Sorgen. Ich denke mir immer, gerade Jugendliche in ihrem Alter fühlen da noch einmal intensiver, wenn sie es so schwarz auf weiß, und ganz persönlich eben, mit Mamas Handschrift, lesen können. Doch wenn ich heute so lese, dann denke ich, braucht es das nicht. Ihr scheint eine gute Basis für das Reden miteinander zu haben. Und das ist noch viel wichtiger.

Natürlich kann ich deine Zweifel verstehen. Wer kennt sie nicht aus eigener Erfahrung? Wenn das eigene Kind plötzlich anders ist als sonst, als man es erzogen hat...sich anderes verhält, als dass man es ihm beigebracht hat, dann zweifelt man zuerst an sich (viele Eltern jedenfalls). Doch ist es nicht auch so, dass Kinder - gerade, wenn sie erwachsen werden - ihren eigenen Weg gehen wollen? Sie testen Grenzen noch viel mehr als früher. Wie weit kann ich gehen um nicht unterzugehen? Das ist eine schwierige Gradwanderung, denn gerade als Mutter steht man oft daneben, und weiß nicht, wie sich zu verhalten nun am besten wäre.

Ich denke, egal, wie viel Streit oder Meinungsverschiedenheiten auch entstehen mögen: Das Reden über alles ist das Wichtigste. Manchmal ist es gut, wenn die Kinder ihre eigene Zeit haben zum Nachdenken - und dann kommen sie vielleicht auch von sich selbst aus - wenn sie bereit sind für ein Gespräch.

Hm...mit 14 schwanger sein . Das ist natürlich heftig. (Und ich drücke euch die Daumen, dass alles gut gegangen ist!).
Wenn ich an meine eigene Tochter denke, dann hoffe ich, dass ich in dem Alter damit noch verschont bleibe. Weil ich es eindeutig für zu früh auch halte. Aber! Und jetzt kommt das Aber! Wäre ich in deiner Situation gewesen: Ich hätte nicht anders gehandelt als du, Niana. Ich hätte mein Kind auch nicht einfach losziehen lassen - auch ich hätte ihr das Übernachten erlaubt - hier zu Hause. In gewohnter Umgebung, als dass "es" hätte irgendwo passieren sollen, wo es vielleicht schmutzig, kalt und unbefriedigend ist. Von dem her: Zweifle nicht an dir! Deine Gefühle haben dir den Weg gezeigt und ich bin mir sicher, sie werden dir auch die weiteren Schritte zeigen.

Und sollte das Mittelchen nun schwanger sein - auch hier wird es Wege geben. Es gibt immer eine Lösung!

Ich drücke dir/euch die Daumen -
und sei stolz auf dich als Mama!

Liebe Grüße von der
Sternenfischerin
Nur wer loslässt, hat beide Hände frei.
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Muckelmaus
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Niana!

Im Ansatz kann ich nachvollziehen, welche Situation ihr gerade durchlebt.
Meine Schwägerin hatte die gleiche Situation mit ihrer damals 16jährigen Tochter und dieses Damoklesschwert hing all die Tage so drohend über ihnen. Nein -meine Nichte war nicht schwanger. Es brauchte - zum Glück - keine Entscheidung für oder gegen ein Kind. Aber diese sorgenvollen Tage haben meine Nichte reifen lassen. Sie wurde kritischer mit sich selbst, ihrem Leben und den Menschen, die sie umgeben. Das ist heute - 10 Jahre später - noch so.
Ich drücke euch die Daumen, dass auch ihr keine Entscheidung fällen müsst.

Seit ich gestern deine Zeilen las, denke ich noch intensiver als bisher über meine Mädels nach. Auch sie sind ja nun in diesem Alter und bisher stellte sich die Frage nach Übernachtungen mit Freund hier oder beim Freund noch nicht. Meine Große ist seit ein paar Tagen 16 Jahre alt und bisher war noch von keinem Freund die Rede. Auch ich habe immer offen und ehrlich versucht, meine Mädels aufzuklären und ich kann nur hoffen, dass ihr Vertrauen in mich stark genug ist, wenn der Zeitpunkt kommt.
Ich habe mich - genau wie röschen - einmal zurück erinnert. Wie war es damals, als ich in dem Alter war und den ersten Freund hatte. Wie hat meine Mama reagiert und ich muß sagen, ich möchte es anders handhaben.
Meine Mama hat mich damals zum Frauenarzt gezwungen, kaum dass sie hörte, es gibt da einen Jungen. Dabei war das Thema Sex für den Jungen und mich zu diesem Zeitpunkt noch kein Thema. Übernachtungen bei uns wären unmöglich gewesen. Was hätten denn die Nachbarn denken sollen? Schließlich war meine Mama trockene Alkoholikerin und sie glaubte, dass man sie auch noch nach Jahren der Trockenheit deshalb schief ansehen würde. Ich hatte im Alter von 15/16 Jahren um 20.00 Uhr zu Hause zu sein und wehe, sie wußte nicht genau, wo ich war. Ein Besuch in der Disco oder eine Geburtstagsparty gab es für mich nicht. Denn wenn es schön wurde, mußte ich ja heim. Also ging ich erst gar nicht hin. Wie oft habe ich damals gelogen ....
Nein - das alles möchte ich für meine Mädels nicht. Ich möchte ihnen in einem geschützen Rahmen Freiheiten lassen und sie nicht zur Lüge zwingen. Daher denke ich, dass meine Einstellung eine ähnlich wird, wie die deine. Ich würde die Übernachtungen hier zulassen.

Meine Gedanken sind ganz fest bei euch.
Muckel

Eines noch - zweifle nicht an dir. Du bist eine super tolle Mama und deine Mädels werden es dir danken.

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
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Ansa
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Ihr Lieben,

der erste Schrecken als Solches ist vorbei, uns bleiben noch einige Tage zum Warten und Zittern und dann werden wir weiter sehen.

Mein Kind ist nachdenklich und sie macht sich unendlich viele Gedanken über das was sein könnte..... ich denke schon, das wir über alle Eventualitäten miteinander reden, wenn es schief gehen sollte. Über ihre Vorstellungen, über ihre Möglichkeiten. Sie selbst denkt da bereits drüber nach. Gestern meinte sie "mit einem dicken Bauch durch die Schule gehen ist sicher ganz schön doof, alle gucken, alle reden über einen und bestimmt nichts nettes.... Aber meinen Abschluss muss ich haben." Nichts kann Gedanken aufhalten, das ist, denk ich, ganz normal.

14 bzw. 15 ist eben auch wirklich sehr früh..... in der Uni wäre es leichter ,) meine Kommilitoninnen bringen ihre Babies im ersten Jahr einfach mit...... und niemanden stört`s. In der Schule ist das undenkbar. Im allerschlimmsten Notfall, also, wenn alle Stricke reissen, kann sie immer noch bei Papa im Büro eine Ausbildung zur Bürokommunikationskauffrau machen. Das ist besser als nichts und am Ende auch beruhigend.

Wenn es soweit ist, bitte ich meine eine Freundin, die noch sehr jung ist, darum, mit ihr zu reden. Sie hat sich bereits einmal gegen ein Kind entschieden und wird sicher andere Argumente als ich haben, denn ich selbst könnte das nicht tun. Ich weiß nicht, wie ich mit 14 entschieden hätte..... ich will auch nicht die Verantwortung für das Ratgeben ansich haben. Ich kenne viel zu viele Frauen meines Alters, die immer noch an derartigen Entscheidungen, die sie damals mit ihren Eltern getroffen haben (oder diese für sie, weil die Kinder da auch sehr beeinflussbar sind) herum knabbern. Kerzen an bestimmten Tagen anzünden oder mal eine Stunde weinen, bis zum nächsten Jahr. Keine Vorstellung die ich schätze. Und die, die daran knabbern sind mehr, als die, die sagen "hey, war ne gute Entscheidung", da bin ich froh, das ich meine Freundin habe und eine gelebte andere Sichtweise. Von daher werden wir das, sollte es so sein, sicher auch mit jemandem besprechen, der damit gut umgehen kann. Zumal meine Freundin bereits Sozialarbeiterin ist und auch Ahnung hat, von all den Dingen. Und weil meine Töchter sie sehr mögen und sie auch, unabhängig von mir, hin und wieder um Rat fragen. Das ist eine gute Voraussetzung.

Ansonsten erzählt sie, wie es bei ihrem Freund zu Hause ist und das sie so nicht leben möchte.... das seine Mutter sich unmöglich benimmt und das die Art, in der die Familie miteiander redet, sie abstösst. Und das sie es sieht, das ihr Freund anders ist, anders redet und sich anderes verhält..... und das er selbst, auch anderes leben will. Das sind gute Ansätze für Gespräche und ich spüre dann auch, das sie das, was ich ihr beigebracht habe, sehr verinnerlicht hat, auch wenn sie das hin und wieder gut versteckt. Sich beschimpfen findet sie absolut grässlich..... das ist auch etwas, das sie überhaupt nicht kennt..... schönes Gefühl, das so zurück gespiegelt zu bekommen.

Also werden wir abwarten, meine Semsterferien haben begonnen, ich bin zu Hause und für sie da..... trotzdem bete ich einfach weiter, es wäre soviel einfacher, wenn alles gut geht.

Euch liebe Grüße und Danke für Eure Unterstützung und Eure Gedanken
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Gerda »

Liebe NIana,

ich finde es eine gute Idee, eine Freundin, die diese Erfahrung gemacht hat, zu bitten, mit deiner Tochter zu sprechen, falls sie schwanger sein sollte. Auf jeden Fall scheint Ihr etwas denkbar Gutes aus der Situation zu machen und sie scheint auch nicht mehr verfahren und chaotisch, wie noch vor 2 Tagen, sondern sogar geordnet und beruhigt und in Bahnen, die das größtmögliche Lernen aus dieser Situation zuläßt. Wenn ich dann an die amoklaufenden Groß - und sonstigen Väter denke, die nur Vorwürfe an dich haben - die sollen das erst mal nachmachen, was du da mit deiner Tochter auf allen Ebenen herausarbeitest, bevor, sie noch ein einziges dummes Wort darüber verlieren, was deine Qualitäten und Qualifikationen angeht. Aber auf diesen Ebenen kennen sie sich vermutlich ÜBERHAUPT nicht aus, so wenig, dass sie es eben überhaupt nicht schätzen können, weil für sie die höchste Ebene die Fassade ist.

Liebe Grüße und mach weiter so!
Gerda
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Bärchen »

Liebe Niana

Seid ihr noch am Warten? Oder gibt es (hoffentlich) schon gute Neuigkeiten, dass nichts passiert ist?
jetzt trinken wir erst mal nen Kakao zusammen....
Was ich dir eigentlich sagen wollte, liebe Niana, du bist wirklich eine tolle Mutter! :umarmen:


Liebe Grüsse
Bärchen
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Re: Cool - Überlebensnotwendig und dann....

Beitrag von Ansa »

Liebes Bärchen,

dankeschön..... wir warten noch. Ich glaub aber langsam, wir haben Glück gehabt, nächste Woche ist es Zeit für den Test. Aber da wir offen über Veränderungen sprechen und meine Tochter immer sagt, "nö, also da spür ich nix" denke ich mir, sie hat, nein wir haben, vielleicht Glück gehabt. Mal sehen. Ich werd`s berichten.

Sie denkt viel nach und schaut anders als vorher. Grad die Sitaution bei ihrem Freund zu Hause macht ihr zu schaffen. Nein, so will sie nicht leben.... und momentan kommt er eher zu uns, als das sie hingeht. Mir persönlich ist das lieber, denn wenn sie dort ist, ist immer irgendwie Stress. Nichts, das uns kalt lässt, denn ihr Gesprächsbedarf ist natürlich unendlich hoch. Da bin ich auch immer froh wenn sie zu mir kommt..... gut, das sie nicht allein da steht, wie so viele andere junge Mädchen.

Liebe Grüße
Niana
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