"Böse Stiefmutter"

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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rosenrot
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"Böse Stiefmutter"

Beitrag von rosenrot »

Hallo zusammen.

Ich bin so froh, Euch gefunden zu haben.
:springen:

Ich habe eine Problematik, die ich gerne diskutieren möchte und vielleicht der/
die eine oder andere nachvollziehen kann:
Die Rolle des alles-regelnden Elternteils übernimmt mein Partner. Wir sind
vor 5 Jahren in ein gemietetes Haus gezogen, nachdem wir 3 Jahre zusmmen
waren. Die Kinder (jetzt 20 J., Sohn, 18 J. 2 Töchter) kannten und mochten
mich.
Die Kids leben 1/3 der Zeit bei uns, 2/3 bei der Mutter und deren neuem
Partner.
Bei uns geht es den Kindern gut, mein Partner macht alles, so dass von ihm
für mich nichts mehr übrig bleibt. Er ist völlig erschöpft, nachdem er nach
einem anstrengendem Arbeitstag noch den Haushalt geschmissen hat. Die Kids
machen eigentlich nix.
Und in der Regel platzt mir irgendwann der Kragen und ich laufe schimpfend
und beleidigend durchs Haus : "Das ist doch kein Hotel!", "Ich bin doch
keine Herbergsmutter"... Daraufhin bricht mein Freund zusammen vor
schlechtem Gewissen, da er ja Schuld ist, weil es mir nicht gut geht.
Als wir uns kennenlernten, war ich zu alt für ein Kind mit ihm - er hätte
auch kein weiteres gewollt. Auch ein Pflegekind kam nicht in Frage, wobei
ich mir dies schon gewünscht hätte. Wir konnten uns auf 2 Katzen einigen,
die ich heiß und innig liebe.

Die 3 Kinder mag ich auch, aber ihren Egoismus kann ich irgendwie nicht
mehr tollerieren. Aber inzwischen bin ich auch abgestempelt, bin in meiner
Rolle gefangen. Die Situation ist deshalb schwierig, weil mein Partner
einfach keine Anforderungen, bzw. aus meiner Sicht angemessene Anforderungen an sie stellt,
da er keine Kraft hat, sich mit
ihnen auseinanderzusetzen (es geht ja in 2 Minuten, wenn man es selber
macht und dauert ewig, wenn man es ausdiskutiert) oder er hat ein
schlechtes Gewissen wegen der Trennung von der Mutter der Kinder, obwohl
die Trennung von ihr ausging. Er sagt sich aber, dass zu einer Trennung
immer 2 gehören.
Wenn die Kinder wieder bei der Mutter sind, geht es uns als Paar wieder
gut, wenn sie da sind, drehe ich nach spätestens 24 Stunden am Rad.
Das macht wirklich alles keinen Spaß mehr, und ich fühle mich total unwohl
in meiner Haut.

Hat jemand eine Idee?

Liebe Grüße
rosenrot
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Ansa
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Re: "Böse Stiefmutter"

Beitrag von Ansa »

Liebe Rosenrot,

schön, das Du her gefunden hast ,) .

Eine Idee? Ja, habe ich.... die Kids sind beinahe bzw. sie sind erwachsen. Sie sind nicht mehr klein und hilflos. Ich würde sie ins Boot holen.

Bei uns daheim gibt es einen Familienrat, da darf jeder sagen, was er mag und alle zusammen sprechen offen über das was anliegt.

Kannst Du Dir vorstellen, alle an einen Tisch zu holen und sachlich und vor allem ganz ruhig zu erklären, warum bei Euch was nicht funktioniert? Und kannst Du Dir dann auch vorstellen, die Kids zu fragen, ob sie eine Idee hätten, wie man das ändern kann? Du darfst erzählen, das es Dir mit der augenblicklichen Lösung nicht gut geht und das der Papa ebenfalls überfordert ist. Nur, der muss natürlich auch eine Änderung wollen..... Ohne seine Zustimmung kann das Ganze sehr schnell kippen.

Dies alle einbeziehen und die Kids ins Boot holen, bedeutet ja vor allem auch, sie ernst zu nehmen und ihnen Verantwortung zu ünbertragen. Möglicherweise haben sie Ideen, die sich umsetzen lassen. Vielleicht mögen die Mädels kochen, oder aber sie kochen mit Dir gemeinsam? Vielleicht mag ja irgendwer eine Aufgabe freiwillig übernehmen?

Familie bedeutet eben auch zusammen zu arbeiten, damit es allen gut geht. Das kannst Du ihnen erklären. Wir haben zu Hause einen Arbeitsplan, auf dem immer wiederkehrende Aufgaben vermerkt sind und da diese auf kleinen Täfelchen stehen, kann derjenige, der die Aufgabe erledigt hat, sie an den nächsten weiter geben. Das sind einfache Dinge, wie Socken zusammen legen, oder Tisch decken und solche, die nur einmal wöchentlich bei uns statt finden, wie am Samstagmorgen das Frühstück bereiten. Aber jeder kann sehen, das jeder seinen Anteil dazu beiträgt. Und natürlich hat es Konsequenzen, wenn der Job nicht erledigt wird..... Ich lege keine Socken mehr, dann müssen sie eben suchen, oder, ist das Frühstück nciht fertig, dann gehen der Liebste und ich frühstücken.... allein.

Vielleicht ist das für Euch eine Idee?

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
rosenrot
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Re: "Böse Stiefmutter"

Beitrag von rosenrot »

Liebe Ansa,

es ist eine gute Idee, mit meinem Liebsten Frühstücken zu gehen, wenn keiner der "Kids" das Frühstück macht. Ich befürchte, die merken es garnicht. Es wird so lange im Bett rumgehangen, bis entweder das Frühstück vorbei ist, oder der Kater abgeklungen ist. Das alleine-frühstücken ist nicht so schlimm.

Manchmal klappt es mit dem Helfen beim Kochen. Dann habe ich auch gleich gute Laune. Aber alle anderen Dienste werden nicht gemacht. Familienkonferenzen enden mit den Worten: 'Am "...." = Haus der Mutter und der Ort, an dem sie sich 2/3 der Zeit aufhalten - wird es nicht so genau genommen wie hier.' Dort klappt vieles auch nicht, aber das kann "böse Stiefmutter" ja nicht einbringen, denn 1. woher will ich das wissen, 2. ist die Mutter ja sowieso lockerer.

Nun frage ich mich : wie kann ich die Lockerheit der Mutter erlangen??

Die Lockerheit des Vaters verdankt er mir, da ich schon immer viel früher an der Decke bin, als er.
Ich würde so gerne auch lieb und nett und locker sein wollen. Vielleicht sollte ich einfach mal überhaupt nichts mehr sagen, bzw. nicht mehr meckern. Dann bricht zwar Chaos aus, aber vielleicht tut sich ja dann auch von deren Seite oder Vaters Seite was.

Nachdenklich
rosenrot
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Gerda
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Re: "Böse Stiefmutter"

Beitrag von Gerda »

Liebe Rosenrot,

herzlich willkommen auch von mir!
rosenrot hat geschrieben:Vielleicht sollte ich einfach mal überhaupt nichts mehr sagen, bzw. nicht mehr meckern. Dann bricht zwar Chaos aus, aber vielleicht tut sich ja dann auch von deren Seite oder Vaters Seite was.
Das klingt richtig gut! Ein bisschen streiken ,) . Vielleicht gehst du, falls das Chaos ausbricht, mal für ein paar Tage zu einer Freundin :D . Damit du auch nicht erpressbar bist durch das Chaos und wer es am längsten aushält.

LG
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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röschen
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Re: "Böse Stiefmutter"

Beitrag von röschen »

Liebe rosenrot!

Genausowenig wie du es schaffen wirst die Kinder so grundlegend zu ändern, daß sie bei der Mutter mehr helfen, wirst du es schaffen, es genauso locker zu nehmen wie sie.

Was du aber kannst, ist ihnen klarzumachen, daß du, selbst wenn sie es bei Mama nicht müssen, von ihnen verlangst, daß sie mithelfen. Rede mit ihnen darüber, daß du nicht die "böse Stiefmutter" sein möchtest, sondern es deine Einstellung zur Ordnung ist und deiner Meinung nach alle dazu beitragen sollten.

Zunächst denke ich aber, daß es wichtig wäre mit dem Papa diese Dinge genauso zu besprechen und ihn davon zu überzeugen. Er sollte dich auf jedenfall darin unterstützen. Manchmal haben Papas "Angst" sich in der kurzen Zeit, indenen sie ihre Kinder haben unbeliebt zu machen, ich kenne das sehr gut, da ich auch einen 17jährigen Stiefsohn habe.
Während er zu Hause nicht mal weiß wo der Staubsauger steht, hat er hier schon mehrfach die ganze Wohnung gesaugt :D . Genauso weiß er, daß ich anders als er das bei Mama gewöhnt ist, den Tisch decken oder abräumen muß. Jeder hat hier seine Aufgaben, auch er und wenn auch nur am Wochenende.

Anfangs hat sich mein Mann auch immer sehr zurückgehalten, hatte Bedenken, daß es ihm hier zu "unbequem" wird und er nicht mehr gerne kommt. Das tut er aber immernoch............und das schon seit nahezu 13 Jahren!
Natürlich kam auch mir der Gedanke ab und an, daß er mich als "die Böse" sehen könnte. Irgendwie stand ich aber drüber und da er schon oft genug hier war, obwohl er wußte, daß er mit mir alleine sein wird, bestärkte mich darin, daß er mich trotz allem wohl gar nicht so übel findet.

Ach ja und "streiken" kann wirklich sehr wirkungsvoll sein. Als meine Beiden Großen (habe selbst noch eine 15jährige Tochter) mal wieder auf der Couch "rumlümmelten", während ich hier am rödeln und mit den Nerven am Ende war, hab ich mich einfach "dazugelümmelt". Zunächst ist ihnen nichts aufgefallen. "Cool, die Mama ist ganz ruhig und gelassen". Irgendwann haben allerdings die Mägen geknurrt und sie fragten, was es zu Essen geben wird. "Ach nö, kochen will ich heute nichts, einkaufen schon gar nicht, hier ist`s gerade sooooo bequem und Lust dazu habe ich so gar keine..." Das fanden sie dann nicht mehr so toll :D
Glaube mir, sehr lange halten sie das nicht durch und sind sehr offen für Vorschläge bezüglich ihrer Mithilfe.

Liebe Grüße
röschen
rosenrot
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Re: "Böse Stiefmutter"

Beitrag von rosenrot »

Lieben Dank, röschen und Gerda :)

Die Streikvariante hat in der Vergangenheit nichg so richtig geklappt. Es ist ja so, dass mein Partner, der Papa der Kids ja alles kinderrelevante erledigt. ER will sich nicht konsquent verhalten aus den von Dir, röschen, zitierten Gründen
röschen hat geschrieben: Manchmal haben Papas "Angst" sich in der kurzen Zeit, in denen sie ihre Kinder haben unbeliebt zu machen,
Er sorgt so rührend für sie, dass es mir manchmal das Herz bricht. Sie sehen das einfach nicht. Oder was läuft da ab, vielleicht auf der unbewußten Ebenen?? :rolleyes:
Also, zurück zu meinen Streiks: Mein Lieber ist dann auch noch verzweifelt, weil ich mich "wegen seiner Kinder" zurückziehen muß. Am Ende muß ich ihn trösten, weil er "nichts richtig hinbekommt".

Er selber hat nur ganz zögerliche Streiktendenzen zeigen können. Die waren aber so minimal, die Kinder haben es nicht bemerkt.
So, nun muß ich mich wieder auf 5 Tage mit den beiden Girls (18 J.) einstellen. Ich möchte versuchen, nicht genervt auf dreckige Waschbecken zu reagieren. :boxen: Das ist ja der erste kleine Schritt.

Wünscht mir Glück und Gelassenheit


rosenrot :weg:
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röschen
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Re: "Böse Stiefmutter"

Beitrag von röschen »

Liebe rosenrot!

Glück und Gelassenheit, daß wünsche ich dir gerne!

Aber weißt du welcher Gedanke mir beim Lesen dieses Wunsches noch gekommen ist? - So ein bisschen Gelassenheit ist von Nöten im Zusammenleben mit Kindern, selbst mit den Eigenen. Der Unterschied ist nur, bei denen wächst man so langsam rein, kommen so Große wie die deines Freundes so ganz plötzlich in dein Leben, wird man vielleicht ein bisschen mehr davon "überrumpelt".

Weißt du, auch meine Waschbecken sind nicht immer so sauber, wie ich sie hätte, wenn ich alleine hier leben würde. Da helfen auch ständige Ermahnungen nichts. Manchmal wirds dann von den Kids doch einfach "vergessen".
Sonnenschein hatte hierzu mal einen Thread eröffnet, über die Mithilfe der Kinder zu Hause. Viele von uns haben diese Probleme, daß kannst du dort nachlesen.

Wenn am WE unser Großer bei uns ist, gibt es hier auch ein bisschen mehr "Chaos" als sonst. Da liegt noch ein Paar mehr Schuhe vor der Tür, einer mehr, der die Dusche nutzt, sich Brote in der Küche schmiert oder seine Socken neben die Wäschetruhe schmeißt. Wir sind dann eben einer mehr, daß macht sich in einem Haushalt schon bemerkbar. Da ich aber noch 2 Kinder habe, die ständig hier sind, ist bei mir der Unterschied vielleicht nicht ganz so krass, wie bei euch, die ihr ansonsten so ganz alleine lebt.

Verstehst du, was ich dir damit sagen will? Regeln und Mithilfe müssen schon sein und sind zum Seelenfrieden aller auch angebracht. Das klappt nur nicht immer von heute auf morgen und selbst im Morgen gibt es Zeiten und Tage, da werden nicht alle wie gewünscht beachtet. An solchen Tagen hilft dann nur die Gelassenheit, um nicht völlig zu verzweifeln.

Es grüßt dich lieb
röschen
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