Die Kids wollen keinen Kontakt mehr zum Vater

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WeAreFamily
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Die Kids wollen keinen Kontakt mehr zum Vater

Beitrag von WeAreFamily »

Hallo Allerseits,

ich hatte gerade (wieder) ein langes Gespräch mit meinem Ältesten über den Vater meiner 3 Kids.
Wir (meine Kids (17, 15, 10), mein LG (51) und ich (44)) leben in Belgien.
Mein Exmann (39) und der Vater der Drei, lebt mit seiner LGin (35) und deren Kind (3), in Dänemark.

Vorgeschichte:
Mein Sohn war 9 Jahre als er mich fragte: „Mama, warum trennst du dich nicht von Papa?“
Nun, unsere Ehe war so lala. Mit allen Höhen und Tiefen in einer Beziehung. Irgendetwas war immer, aber ansonsten lief es einigermaßen. Wir hatten ein Haus, mein Exmann arbeitete und ich kümmerte mich um die Kids, Haus und Garten. Gerne wäre ich arbeiten gegangen, zumindest halbe Tage. Nur waren die Kids ständig krank, sodass es gar nicht möglich war, auch nur stundenweise aus dem Haus zu gehen.
Mein Exmann nahm sich nach Feierabend alle Freiheiten und ging seinem Hobby nach.
Wollte ich mal fort oder hatte Termine, kam er gar nicht oder grundsätzlich zu spät. Immer, wenn ich mit ihm reden wolle, stand er auf und ging, bzw. stellte auf Durchzug oder stellte den TV an, um mir nicht zuhören zu müssen. Sein Leben bestand aus Arbeit, Hobby, rauchen, TV und später seinem Hund. Dabei hatten wir bereits einen und ich sagte ihm, 2 Hunde sind definitiv zu viel – aber NEIN, der große Hund musste her. Ich begann mich von ihm abzuwenden und war froh über jede Minute, die er später nach Hause kam und nachts vor dem TV einschlief. Er ließ alles liegen und stehen, damit ich es wegräume. Was ich die erste Zeit auch tat – irgendwann nicht mehr. Er wurde in seiner gesamten Art primitiv und respektlos, sodass, wenn wir irgendwohin eingeladen wurden, mir, wenn wir gingen, gesagt wurde: dass ich das nächste Mal bitte alleine kommen möge, mein Mann wäre primitiv und peinlich.

Erste Trennungsgedanken kamen – ich sprach mit meiner Familie darüber. Die sagte: „Du kannst nicht gehen, du hast drei Kinder, das geht nicht, wohin auch?“ Das redeten sie mir jahrelang ein – und ich blieb zuhause: depressiv, mit Herzbeschwerden, Schlafstörungen und der Angst, dass mein Exmann, weil ich mich ihm körperlich entzog, mich vergewaltigen könnte (was leider auch 2 Mal geschah, als die Kinder nicht im Haus waren - es wäre sein Recht, sich das von mir zu holen, was ihm zusteht). Aber ich blieb, weil ich den Kindern nicht den Vater nehmen durfte.
Die Kinder? Der Große litt, seitdem er sprechen konnte unter seinem Vater, bekam häufig Schläge, auch grundlos, was er, weil er es normal hielt, an seine Schwester weiter gab. Die Mittlere, die sich nie die Butter vom Brot nehmen ließ und ihrem Vater konterte wurde verbal dermaßen niedergemacht und schikaniert, dass sie begann, ihren Vater zu hassen. Nur die Lütte, die war sein Prinzeschen. Was sie bei mir nicht durfte, bekam sie bei ihrem Vater und spielte uns gegeneinander aus. Mit ihr machte er all das, was er mit den beiden Großen nie machte. Als Argument sagte er, die wollen ja nie. Überlegt, warum sie nicht wollten, hat er nie.
Nach Außen waren wir eine heile Familie, nur hinter unserer Haustür, gingen wir uns aus dem Weg und schwiegen uns an. Ich wollte eine Ehetherapie – er nicht, es ginge niemanden etwas an, was er für Probleme hätte.

Eines Tages fuhr er zu einer Prostituierten, angeblich nur, um mal zu hören, wie das bei denen abläuft, schaffte sich ein neues Handy an. Später stellte sich heraus, dass er selber anschaffen gehen wollte und sogar mir einer meiner Freundinnen eine Affäre hatte (die Kleine sah, wie sie sich bei uns im Garten küssten und fragte mich, ob sie jetzt eine neue Mama bekämen) und einer anderen Freundin, machte er in Gegenwart ihres Mannes, sogar Andeutungen, dass er mehr möchte. Diese Freundschaften endeten.
Irgendwann hatte er mal wieder die Mittlere vor. Sie fing an zu weinen und schrie ihren Vater an und ich stand endlich auf und sagte „ich kann nicht mehr“.
14 Tage späte zog er aus. Von da an ging ich durch die Hölle. Er beschimpfte mich als Schlampe/Hure, wollte bei allen meinen Ruf ruinieren. Einmal wollte er auf mich los gehen, als mein Sohn dazwischen ging „lass Mama in Ruhe“. Meine Freunde hielten zu mir. Sie sagten, dass mein Ex ein absolutes Ar....l... wäre und ich froh sein soll, ihn endlich los zu sein. Er kümmerte sich wochenlang nicht mehr um die Kids. Die schulischen Leistungen verbesserten sich plötzlich und ehemalige Freunde meldeten sich wieder. Wenn er sich dann mal meldete, nahme r nur die Kleine mit, ließ sie aber nachts alleine in der Whg., um in der Stadt Freunde zu treffen.
Dann kam der Abend, als die Kleine bei ihm war, er sie nicht mehr nach Hause bringen wollte und ich wusste nicht wo sie war – und das über mehrere Tage. Ich schaltete die Polizei und das JA ein, die auf meiner Seite standen. Aber eine einstweilige Verfügung würde zu lange dauern, wahrscheinlich wäre das Kind dann bereis wieder zuhause. Vor dem Familienrichter bekam er aber recht. Trotzdem die Kinder befragt wurden und sie gegen ihren Vater aussagten. Die Kinder wollten nämlich, dass ich das alleinige Sorgerecht bekäme, da ihr Vater nur lügt, sich nie an Abmachungen/Regeln/Termine hielt, sich einfach über meinen Kopf hinweg setzte. Er wollte sogar die Kinder trennen und die Kleine mit nach DK nehmen. Das hat er mir vom seinem RA schriftlich mitteilen lassen. Vor Gericht stimmte das aber nicht, ich würde es mir aus den Fingern saugen. Er versprach ihr ein riesiges Zimmer und ein eigenes Pony, wenn sie mit geht. Aber die Kinder wollten nicht getrennt werden und bei mir bleiben. Nun, immerhin habe ich das Aufenthaltsbestimmungsrecht für alle Drei.

Die Scheidung war gelaufen und ich sagte ihm, „lass uns Freunde bleiben, der Kinder zuliebe“. Da er, genau wie ich mittlerweile auch einen neuen Partner, eine neue Partnerin hatte, hoffte ich, dass er zur Besinnung käme – aber nein, es ging weiter und zwar unter der Gürtellinie. Er schnappte sich sogar meinen Freund und log das Blaue vom Himmel.
Die beiden Großen waren froh, als ihr Vater dann endgültig nach DK zog. Nur die Lütte litt darunter und klammert auch heute noch und nimmt ihren Vater in Schutz.

Mittlerweile haben wir uns alle mit der Situation zurecht gefunden. Die Kinder verstehen sich mit meinem Freund, mit dem wir seit August 08 zusammen wohnen, sehr gut.
Der Kontakt zu ihrem Vater ist unregelmäßig. Hinzu kommt, wenn die Kids in Deutschland sind hat ihr Vater nie Zeit, sich mit den Kindern zu treffen. Andersherum sagt er aber nie etwas, wenn er mal in Deutschland ist. Mir lag bislang immer etwas daran, dass der Kontakt zum Vater aufrecht erhalten blieb. Aber auch nach 3 Jahren hat er die Hasskappe auf und eine Kommunikation ist mit ihm absolut nicht möglich. Auf meine Mails antwortete er meistens nicht und wenn, dann verdreht er alles, um mir die Schuld zuzuschieben.

Nun, der Große sagte mir, dass er keine Lust mehr auf irgendwelchen Kontakt zu seinem Vater hat. Daraufhin meinte ich zu meinem Sohn, dann schreib ihm eine Mail. Aber er traut sich nicht. Die Mittlere steht zu ihrem Bruder. Tja und die Kurze ist die einzige, die es nicht versteht, dass ihr Vater mit einer neuen Frau und einem fremden Kind, zu dem er „mein Kleiner“ sagt, zusammen lebt. Am liebsten möchte sie, dass wir wieder eine Familie sind, so wie früher. Dann schnappe ich mir meine jüngste und wir machen es uns so richtig gemütlich, mit allem was dazu gehört und dann erzähle ich ihr, warum ich mich von ihrem Vater trennte.
Ich halte mich mittlerweile aus der Vater-Kinder-Situation raus. Meine RAin schrieb mir letztens, dass die Kinder über 10 Jahre sind und sie niemand zu etwas zwingen kann.
So will mein Exmann z.B., dass die Kinder ihn in den Sommerferien besuchen sollen. Sie wollen aber nicht. Ich habe es ihnen schmackhaft gemacht, da er am Meer wohnt. Aber nein, die beiden Großen wollen nicht und die Kleine will alleine auch nicht, weil sie die neue LGin ihres Vaters nicht ausstehen kann (das ist eine andere Geschichte, die eigentlich alles nur noch verschlimmert).

So und nun seid ihr dran – ich freue mich über Anregungen und Tipps.
Vielen Dank schon einmal.

WeAreFamily

Übrigens, die Kids sind nicht mehr krank – ich habe keine Depressionen/Herzbeschwerden/Schlaflosigkeit mehr.
WeAreFamily
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Die Kids wollen keinen Kontakt mehr zum Vater

Beitrag von WeAreFamily »

Hallooo,

weiß denn niemand einen Tipp, für die Kids und für mich, wie wir uns, in Zukunft, verhalten sollen?

Danke

WeAreFamily
meerwind7
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Kontakt ist wichtig

Beitrag von meerwind7 »

Nur so zwei Ideen:
* Den Großen nachdrücklich bitten, doch mal seiner kleinen Schwester zuiebe nach Dänemark mitzufahren, er muss ja nicht so lange bleiben. Außerdem ist´s dann vielleicht das letzte mal für ihn, dann ist er ja sowieso erwachsen.
* Der neuen Lebensgefährtin schreiben (Post, nicht e-mail), dass Du dies unterstützt und dass Du gern mal mit ihr telephonieren würdest - ich unterstelle jetzt, der Kontakt zu deinem Exmann ist schwerfällig und sehe sie einerseits als Vermittlerin, andererseits wäre das Problem mit der Tochter der Anlass oder Vorwand. Natürlich wäre das (frühere und jetzige) Verhalten deines Mannes ein Tabu-Thema bei diesem Gespräch.

Ob das geht, kann ich natürlich nicht sagen.
meerwind7
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Kritik am Vater

Beitrag von meerwind7 »

Dann schnappe ich mir meine jüngste und wir machen es uns so richtig gemütlich, mit allem was dazu gehört und dann erzähle ich ihr, warum ich mich von ihrem Vater trennte.
:dagegen: Das finde ich nicht so gut, ihr die von ihr nicht gespürten Schlechtigkeiten vorzuführen;
oder anders gesagt: Einmal mitgeteilt muss dann aber ausreichen, nicht nochmal!
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Gerda
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Re: Die Kids wollen keinen Kontakt mehr zum Vater

Beitrag von Gerda »

Hallo WeareFamiliy,

herzlich willkommen hier im Forum :winken:

Deine Beziehungsgeschichte liest sich sehr traurig und extrem belastend für dich selbst aber auch für deine Kinder.
Und es ist auch traurig, dass es nicht möglich ist, miteinander als getrennte Eltern Freunde zu bleiben.

Wenn der Exmann das nicht will, sondern am Hass auf dich festhalten will, mußt du dich vermutlich von diesen Wünschen lösen. Die großen Kinder sind ja sehr klar, dass sie keinen Kontakt mit dem Vater wollen. Die kleine Tochter ist noch sehr gebunden an ihn und wünscht sich Kontakt - und was in ihrem Alter ja sehr verständlich ist auch, dass Ihr als Familie wieder zusammen seid. Sie war noch sehr klein bei der Trennung und hat sie offenbar noch nicht verarbeitet.

Bei der notwendigen Verarbeitung hilft ihr nicht, wenn du ihr erklärst, warum du dich getrennt hast. Das ist Sache der Eltern und geht die Kinder nichts an. u. U. macht es ihren Vater schlecht und bringt sie möglicher Weise in Loyalitätskonflikte. Was ihr bei der Verarbeitung helfen könnte, wenn du sie verstehst und Mitgefühl zeigst für ihre Gefühle, dass sie traurig ist und dass sie Euch wieder zusammen wünscht. Da braucht sie zuhören und Mitfühlen und Verständnis und Ernst genommen werden mit ihren Gefühlen.

Wenn du noch Fragen hast, kannst du gerne darüber schreiben.

Alles Gute
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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Ansa
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Re: Die Kids wollen keinen Kontakt mehr zum Vater

Beitrag von Ansa »

Liebe wearefamily,

warum Du Dich von Deinem Mann getrennt hast, geht Eure Tochter nichts an...... das sind Probleme der Paarebene um die es in solchen Fällen geht. Du hast gut getan, Dich zu trennen, keine Frage, nach allem was Du schilderst gibt es da keinen Zweifel. Aber sie ist nicht seine Partnerin, sondern sein Kind.

Sie hat ein Recht auf diese Liebe und zwar auf einen unbefangene Liebe und sie hat ein Recht darauf, sich eigene Gedanken zu machen und eigene Erfahrungen zu sammeln. Das ist unglaublich schwer.... ich sehe da durchaus Parallelen zu meiner Jüngste, die auch lange Zeit daran festhielt, das ihr Papa der Beste sei. Die sich gegen ihre Schwestern stellte und lange glaubte, "wenn ich nur lieb genug bin, dann habe ich keine Probleme." Nun ja, das ändert sich mit dem älter werden von allein, nur lieb sein, vor allem gegen eigene Wünsche braucht seine Zeit um erkannt zu werden. Und auch dies Erkennen ist ein Recht des Kindes. Erfahrungen kann man nicht erzählt vermittel bekommen, sondern man muss sie leben und selbst sammeln.

Sie hat auch andere Erinnerungen als ihre Geschwister, dem muss man Rechnung tragen. Auch wenn das schwer ist. Meine Kinder fragen schon ab und an, warum ich mich von ihrem Vater wirklich getrennt habe, und sie geben sich mit der Antwort "Du, das ist Erwachsenensache, das hat nichts mir Papa zu tun, nur mit meinem Ehemann," durchaus zufrieden. Unser Papa hat dann selbst dafür gesorgt, indem er vor ihnen prahlte und meinte, sie würden ihn bewundern, und ihnen erzählt, wie dumm ihre Mama gewesen sei, das sie das allen nicht bemerkt habe. Erreicht hat er damit das Gegenteil von dem, was er wollte.... Und, unsere Jüngste wurde, das sehe ich im Nachhinein schon, auch von uns allen besonders geschützt, so dass sie vieles gar nicht mitbekommen hat. Natürlich haben wir damit auch ihre eigene Wahrnehmung, alles sei ganz anders, mit gestärkt.

Ermutige sie doch, allein zu Papa zu fahren, oder bitte Deine Großen, sie wenigstens zu ihm zu begleiten - vielleicht nur für ein paar Tage? Möglich, das sie dann Mut fasst und dort bleibt, wenn nicht, habt sie wenigstens ihre Chance gehabt? Vielleicht kannst Du selbst in der Nähe Urlaub machen, um ihr die Sicherheit zu geben, zu ihm zu gehen? Ich glaube diese Erfahrung wird für sie sehr wichtig sein und viel Spannung aus Eurem Alltag heraus nehmen.

Liebe Grüße
Ansa

P.S. wenn meine Kinder mir erzählen, das sie nicht mehr zu Papa wollen, dann ermutige ich sie, doch zu ihm zu fahren. Nicht alle Erinnerungen sind negativ besetzt, sie können und das wissen sie, mit Papa sehr viel Spaß haben. Grad der letzte Osterurlaub war für sie alle ein Highlight, am Ende jedenfalls schon und es wäre schade, hätte sie das nicht mit ihm erleben können. Ich weiß um ihre Liebe zu ihm, die auch Deine Kinder in sich tragen..... gib ihnen Zeit und Raum dafür.
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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