schwieriges WE-Kind

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hexilein76
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schwieriges WE-Kind

Beitrag von hexilein76 »

Hallo,

ich habe mich hier gerade neu angemeldet, weil ich mir viele Gedanken über unser "Wochenend-Kind" (Sohn meines Mannes) mache. Er ist 6 Jahre alt. Ich selbst habe auch zwei Kinder (1 1/2 und 3 Jahre alt).

Moritz (WE-Kind) hat sich nach unserem Zusammenzug vor einem guten Jahr gut bei uns eingelebt, kam sehr gerne und auch sehr viel (alle WE und alle Ferien). Wir waren sehr optimistisch, dass wir das Thema Patchwork gut hinbekommen und ein harmonisches Miteinander haben könnten. Er hatte hier gleich viele Freunde und wirkte sehr offen und ausgeglichen.

Im vergangenen Herbst hat sich das dann langsam gewandelt. Moritz, der bisher immer traurig war, wenn er heim musste, äußerte plötzlich, dass bei Mama alles schöner sei. Dieses Thema wurde immer präsenter und ebenso änderte sich sein Verhalten. Vorher war er immer ganz begeistert von unserem Essen (bei KM gibts nur Fastfood und Fertig-TK-Gerichte), plötzlich fand er alles Essen bei uns widerlich, die Kleinen, die er bisher immer betütelt und bespielt hat und über alles geliebt hat, waren plötzlich total ätzend, er versuchte immer mehr, sie zu ärgern, sogar die Treppe runter zu stoßen etc. Wir wissen, dass seine Mutter bis letzten Herbst kaum Zeit für ihn hatte und sich das dann gebessert hatte. Ebenso entnehmen wir seinen Bemerkungen, dass die KM extrem gegen uns hetzt, ihn sogar zur "Revolte" auffodert etc.

Wir haben jetzt nahezu alles probiert (streng, liebevoll, ganz viel Zeit mit Papa allein, schöne "Familienausflüge"), aber irgendwie ist nach seiner Äußerung und seinem Verhalten alles doof bei uns. Er ist noch nicht ganz in der Haustür und sagt gleich mal "ich geh nicht an den Tisch zum Essen, das schmeckt bestimmt wieder total ätzend", selbst wenn ich seine bisherigen Lieblingsgericht koche.

Auch der Kindergarten hat eine extreme Veränderung seit letzten Herbst bemerkt, die KM bestreitet alles, es ist alles wie immer.

Wir haben den Kontakt im Januar nun auf 14-tägig reduziert, weil wir dachten, dass die KM vielleicht nicht mehr so sehr hetzt (sie hatte oft beklagt, dass sie auch ihr Kind gern am WE hätte, wo sie mit ihm was unternehmen kann). Außerdem war es ehrlich gesagt für uns nicht mehr zu bewältigen.

Jedes Besuchswochenende sieht so aus, dass mein Mann bereits am Vortag völlig unter Strom steht (wie wirds wohl diesmal, wird er mir wieder sagen, dass bei der Mama alles viel toller ist), ich selbst stehe unter Anspannung, wie wir es diesmal hinkriegen und wie die 2 Kleinen vielleicht mal ohne Blessuren und Platzwunden das WE überstehen, die Kleinen sind spätestens am Samstag Mittag völlig durch den Wind, weinen nur noch, klammern beide auf meinem Arm, und Moritz fegt wie ein Wirbelwind durch das ganze Haus. Während man die erste Sauerei wegputzt sind schon zwei neue passiert, man kann in keine Sekunde aus den Augen lassen (Wände mit Tomatensoße bestreichen, Waschpulver im Wohnzimmer verstreuen und kräftig gießen, die Kleinen die Treppe runter stoßen, mit Sand und Steinen bewerfen, Briefe zerfetzen, CDs zerkratzen, mit Matchboxautos Spiegel kaputt werfen etc.). :springen: Er ist einfach nicht zu bändigen, unser aller NErven liegen blank. Mein Mann und ich streiten wegen jeder Kleinigkeit, und am Wochenanfang brauchen wir erst einmal 2-3 Tage, bis wir alle wieder in Ordnung sind.

Was völlig komisch ist: im Kindergarten erzählt er am Montag dann immer, wie klasse es beim Papa war, was wir alles tolles unternommen haben etc.

Die KM hat den Kleinen jetzt seit 6 Wochen nicht mehr rausgegeben, weil der Kleine zu ihr sagt, "er möchte nicht zum Papa". Wir wollen nun das Umgangsrecht einklagen, weil wir Angst haben, dass er sich immer weiter von uns / von seinem Papa entfernt, wissen aber gleichzeitig nicht, wie wir diese Chaos-Wochenenden überstehen sollen.

JA umd Anwalt sagen, dass selbst bei starker Manipulation durch die Mutter relativ wenig dagegen unternommen werden kann. Erst müsste eine nachhaltige psychische Störung durch die Manipulation vorliegen, bevor man dagegen vorgehen kann. (Die KM sagt natürlich, dass sie NIIIIIEEEE etwas gegen uns sagen würde... aber die Aussagen des Kindes sind eigentlich eindeutig...)

Hat irgendjemand von Euch Erfahrung mit so etwas?

Liebe Grüße,
Hexilein76
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Ansa
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von Ansa »

Willkommen bei uns Hexilein,

das hört sich an, als wenn da mehr als nur der Kleine ein Riesenproblem haben.... und ja, es hört sich auf der einen Seite nach Beeinflussung an und auf der anderen Seite nach einem riesengroßen Loyalitätskonflikt. Falls die Mama ihm erzählt hat, das ihr ihn nicht mögt oder er Euch im Weg ist, dann kann es gut sein, das er versucht das heraus zu finden, indem er sich einfach schrecklich benimmt. So junge Kinder handeln viel aus dem Bauch heraus, ohne die Dinge zu planen oder bewusst zu tun.

Du schreibst, Ihr habt viel ausprobiert. Magst Du mir schreiben, über welchen Zeitraum? Und, wie reagiert ihr, wenn er über das Essen mault?

Ansonsten, ich würde ihn einfach ernst nehmen, also, wenn er sagt, er geht nicht an den Tisch, "okay, wenn Du keinen Hunger hast musst Du nichts essen." oder aber das Unerwartete tun, das klappt ganz oft. "Du musst das nicht essen, ich geb Dir einen Zwieback." Und sehen, wie er darauf reagiert. Wichtig bei solchen Aktionen ist es, (wirklich sehr wichtig) ganz ruhig zu bleiben, sachlich zu sein und die Dinge so "nebenher" scheinen lassen. "Nein, Du musst nichts Ätzendes essen, das ist ja auch eklig, ich hab Dir schon ein Butterbrot gemacht." Wenn er das nicht mag und doch lieber das Essen möchte? Locker sagen, "da freue ich mich aber drüber" und ansonsten, kein Schimpfen, kein Meckern, kein Zeigen, das er irgendetwas trifft.

Gewalt den Kleinen gegenüber geht gar nicht. Da nutzt auch kein Schimpfen oder Erklären etwas, da bin ich mir sicher, das weiß er auch selbst. Wenn er es tut, eingreifen, sofort, ganz ruhig, ganz fest.... "Ich erlaube nicht, das wir uns hier weh tun. Weh tun ist doof." Ihm fragen, ob er es mag, wenn ihm weh getan wird? Und schauen, was er sagt. Auf die Frage "Warum tust Du das?" Antworten so junge Kinder immer "ich weiß nicht" und das entspricht zumeist auch der Wahrheit, sie wissen es wirklich nicht. Es entspringt aber, das glaube ich, einer großen inneren Not.

Also, wenn er gewalttätig wird, ihn mit den Kleinen nicht allein lassen und wenn es vorkommt, ruhig und sachlich sagen "ich glaube, Du kannst gar nicht auf Dich aufpassen, ich helfe Dir dabei..... Du bleibst jetzt bei mir." Das ist nicht einfach, ich vermute, er wird sich wehren und versuchen heraus zu finden, was das wird? Das darf keine Strafe werden, also nicht "Weil Du den Kleinen weh tust musst Du jetzt bei mir bleiben," sondern wirklich "weil Du nicht auf Dich aufpassen kannst." Kein "siehste" oder ähnliches. Und ruhig bleiben.

Wenn er solchen großen Blödsinn macht? Selbst putzen lassen, natürlich kannst Du nicht erwarten, das er das so macht, wie Du, aber das selbst beseitigen von solchem verbotenen Tun kann Berge versetzen. Nasses Waschpulver im Teppich ist allerdings echt heftig..... wie kommt er auf solche Gedanken? Ist er so kreativ? Und wenn er es wieder macht, das Gleich wie oben "Wenn Du nicht auf Dich aufpassen kannst, dann werde ich Dir dabei helfen." Konsequent. Ich denke, das wird ihm nicht gefallen..... möglicherweise will er dann spielen gehen? Dann kann man reagieren und sagen "also, nö, weißte ich mag das nicht, das Du Blödsinn machst, aber ich sehe, Du würdest gern spielen gehen, meinst Du, Du kannst jetzt wieder auf Dich aufpassen?" Das ist ein Vertrauensvorschuß, der in solchen Momenten ganz wichtig ist. Ich denke, das Kind wird das dann bejahen und dann muss man schauen, was passiert.

Wenn er erst einmal weiß, das nicht herum probiert wird, sondern das diese Regeln zuverlässig gelten, dann wird sich das vermutlich geben. Und wichtig, positive Dinge sagen und ihn ermutigen, und wenn es nur Winzigkeiten sind, damit er spürt, ihr nehmt auch die netten Dinge wahr. Wir Eltern probieren oft herum und wenn es nicht klappt, machen wir etwas anderes..... das ist für Kinder wirklich ganz spannend, weil sie das natürlich merken und wenn man pfiffige Kinder hat, dann probieren sie extra noch mehr aus, weil sie neugierig sind, was dann passiert.

So, ich muss los, ich schreib später noch ein wenig...

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Ansa
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von Ansa »

So, da bin ich wieder.... weil eines wollte ich noch unbedingt loswerden, ich fände es klug, wenn es hin und wieder getrennte Unternehmungen geben würde, bzw. das es Alternativen gibt. Es kann nicht sein, das die Kleinen sooo sehr leiden, weil sich der Große nicht benimmt. Aber das darf auch keine Strafe sein, sondern sollte wirklich als Alternative in Betracht gezogen werden, für Notfälle sozusagen.

Für entstandenen Schaden sollte er möglichst aufkommen, kindgerecht. Als meine Tochter mit drei Jahren einmal eine Scheibe eingeworfen hatte, die eingepasst werden musste, hat sie ein paar Tage lang (das darf nicht lange sein, weil sie noch so klein war) auf ein Eis verzichten müssen, wenn wir unterwegs waren. Ich habe damals ganz sachlich gesagt "Du, ich würde Dir jetzt gern ein Eis kaufen, aber ich muss erst die neue Scheibe bezahlen und deshalb geht das jetzt nicht." Sie hat das damals hingenommen und alle meine anderen Kinder auch, sie fanden es nicht einmal ungerecht, wenn der "Übertäter" kein Eis bekam, aber die anderen, denn es war ja sein Beitrag. Sowas geht aber nur, wenn es keine Strafe sein soll und wenn wir Erwachsenen das so auch nicht sehen. Wer mit Autos wirft, kann keine haben - das ist selbst in Kinderaugen logisch und keine Strafe.

Und andere Dinge sollte man in solchen Krisenphasen aus dem Weg räumen, Briefe etwa. Oder es gibt unbetretbare Räume, wie etwa ein Büro?

Aber, was wahre Wunder wirken kann ist, dem Kind signalisieren "egal was Du da tust, ich habe Dich lieb..... und das wird sich nicht ändern." und gleichzeitig kann man ihm vermitteln "ich mag nicht, was du tust." Als meine Tochter mal völlig von der Rolle meinem Liebsten etwas vor die Füße knallte, sagte er "ich hab Dich auch lieb" und da begann sie zu weinen. Denn das Verhalten des Kleinen ist ja schon aus der Not geboren, anders sähe das aus, wäre er erheblich älter, er wird sich mit dem was er verursacht nicht wohl fühlen.

Das sind erst einmal meine Gedanken dazu.

Dir liebe Grüße
Ansa
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hexilein76
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von hexilein76 »

Hallo Ihr alle,
liebe Ansa,

erst einmal ganz, ganz herzlichen Dank, dass Du Dir sooo viel Zeit nimmst! Das ist echt klasse und sehr ungewöhnlich (in den meisten Foren, die ich beobachtet habe, geht man kaum auf die Probleme des anderen ein, sondern nutzt die Antwort, um wieder eigene Themen los zu werden - und dies ist hier überhaupt nicht!!!)

Deine Lösungsvorschläge klingen alle sooo toll - aber ehrlich gesagt, sehe ich mich dazu kräftemäßig momentan nicht in der Lage, zumindest keine 48 Stunden am Stück. Ich selbst, würde ich mal sagen, reagiere überwiegend so wie Du es vorschlägst. Geradlinig, aber liebevoll. Mein Mann versucht dies zwar auch, aber hält das maximal ein paar Stunden durch. Dann platzt ihm der Kragen, ich gehe dazwischen, versuche weiter mit dem Kind die Probleme ruhig zu klären, bin aber spätestens Samstag Mittag innerlich so erschöpft, dass ich, ganz ehrlich gesagt, dann innerlich koche vor Wut. Natürlich weiß ich rational, dass der Kleine nichts dafür kann, und ich weiß auch, dass ein Vater, der in seine Rolle nie so ganz hineinwachsen konnte, einfach überfordert ist... Doch dass ich der "Depp vom Dienst" bin, der überall schlichtet, beobachtet, nebenbei noch kocht, putzt, bügelt, wäscht, einen kleinen Vukan in Schach hält, zwei weiteren noch sehr kleinen Kindern gerecht wird, meinem Mann die "Grundzüge der Erziehung vermittelt"... und mir dann auch noch im Stundentakt anhöre, wie doof hier alles ist, und wie schööööööööön es doch bei der Mama ist (von der man weiß, dass es dort nicht wirklich schön sein kann - psychische Probleme, Depressionen, Kind muss nur funktionieren und darf keine Bedürfnisse und Gefühle haben)...Ich will einfach grad nicht mehr, ich kann nicht mehr, und ich sehe auch keine Perspektive (geht das so weiter, bis der Kleine 18 ist??? Oder wie entwickelt sich das erfahrungsgemäß??)

Klar hat mein Mann auch meine zwei Kleinen angenommen und ist ihnen ein super "Papa" - aber muss ich als Gegenleistung auch permanent einen "kleinen Vulkan" bändigen? Wie sehr Ihr das? Es gibt gelegentlich Streit, dass er ja auch meine nimmt, und er erwartet, dass ich ihn bei Moritz unterstütze... Doch wo liegt ein Mittelweg, der für alle fair ist? "Er hat den Papa nur sooo wenig" ist ein Argument, "Er stellt die komplette Familie auf den Kopf" ist das Gegenargument.

Mein Mann besteht auf einem weiteren häufigen Kontakt, obwohl er selbst dem nicht gewachsen ist und ich dies immer "ausbaden" muss (im Sinne von alles und alle im Griff behalten). Ich kann ihn als Vater total verstehen, gleichzeitig fühle ich mich oftmals ein wenig ausgenutzt (wenn er dann am Montag seinen Hobbies nachgeht um das WE zu verarbeiten, darf ich nämlich 2 Tage lang das ganze Chaos wieder in Ordnung bringen, andererseits ist er tatsächlich mit seinen Kräften und Emotionen am Ende).

Ebenso der Spagat des Vaters "wenn ich zu streng bin, will er gar nicht mehr kommen" und auf der anderen Seite "wenn ich nicht hart durchgreife, halte ich das keine 2 Stunden aus" ist immer wieder ein großes Thema.

Mit alles ausprobiert meine ich, dass wir z.B. gezielt viel Papa-Zeit eingebaut haben, mehrere WE hintereinander, doch das war "total doof". Gemeinsame Ausflüge waren es aber dann ebenso. Wir haben versucht, ein Viertel Jahr hindurch ganz strikt aber liebevoll gewisse Grundregeln auch bei ihm durchzuziehen (z.b. es wird kein Spielzeug geworfen), dies ist aber dann oft so eskaliert mit schreien, Türen treten, Zimmer verwüsten, beißen, hauen, kreischen und Hysterie bis er fast keine Luft mehr bekommt und sich übergibt...) dass gelegentlich Nachts unsere Nachbarn vorsichtig gefragt haben, was hier passiert. D.h., alle Regelumsetzung ist immer auch eine Zitterpartie zwischen konsequent sein und gleichzeitig aber auch derartige Mega-Eskalationen, bei denen natürlich die Kleinen auch völlig panisch werden, zu vermeiden.

Ach mann, ich weiß gar nicht wie ich das Alles beschreiben soll... aber ich denke ihr wisst ansatzweise was ich meine...

Findet Ihr es gut, wenn wir den weiteren häufigen Umgang einfordern - oder entfremdet sich das Kind, wenn wir es nicht ganz so häufig sehen? Wie wichtig ist das Wohl der Kleinen im Vergleich zum Besuchskontakt vom Großen? Irgendwie hab ich das Gefühl, dass es gar keinen fairen Weg gibt, der allen gerecht wird...

Liebe Grüße
vom Hexilein!
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Ansa
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von Ansa »

Liebes Hexilein,

natürlich entwickeln sich solche Kinder im Laufe der Zeit, wenn er durch sein schlechtes Verhalten testen will, ob er trotzdem geliebt wird, dann gibt es irgendwann einen Punkt, an dem das Verhalten wie eine Welle bricht und aufhört. Es war ja auch mal anders.....

Das Verhalten Deines Mannes ist vermutlich genau das Problem..... irgendwann platzt er, könnte es darum gehen? Dies Platzen zu erreichen? Wie verhält sich der Kleine danach? Was passiert dann insgesamt? Und, der Gedanke kam mir grade, könnte es sein, dass der Kleine bei Euch Spannungen abbaut? Also, den Stress den er bei Mama hat, auslebt und weg arbeitet? Im Grunde ist so ein schlechtes Verhalten von Kindern eher ein Hilferuf, als Absicht.

Kann es sein, das er bei Mama permanent überfordert wird und wenn ja, gäbe es Hilfsmöglichkeiten? Würde Mama da etwas zu beitragen können? Wenn ich Dich so lese, denke ich, wohl eher nicht? Das ist sicher sehr schwer für Euch alle.

Ich glaube ja, das Wochenendemütter immer so ein bisschen der Depp sind, wenn die Väter nicht genau wissen, was sie tun. Auch deshalb, weil wir als Frauen dazu neigen, diese Beziehungsdinge als unser Resort anzusehen und damit übernehmen wir Verantwortung für etwas, das wir so eigentlich gar nicht wollen. Und dann sitzt man im Hamsterrad und dreht auf der Stelle. Und natürlich (das ist jetzt ironisch gemeint), wo Du schon mit zwei Kids klar kommst, macht doch ein Drittes kaum etwas aus?

Ein Mittelweg, der allen gerecht wird? Hmh, könntest Du Dir vorstellen, an einem der Wochenenden nicht da zu sein, mitsamt Deinen Kindern natürlich? Sozusagen als Austausch gegen solch anstrengendes Wochenende? Du darfst auch sagen "DAS geht über meine Kraft", besser beizeiten, als zu spät..... es wäre auch eine Möglichkeit Deine Kinder bei den Großeltern abzugeben? Über`s Wochenende? Ich weiß nicht ob das möglich wäre, aber ich finde auch, ihr alle habt da eine Ruhezeit verdient.

Eines ist wichtig, ihr Erwachsenen müsst gemeinsam einen Weg finden, ihr müsst Euch einig sein, was Strenge als Begriff bedeutet und wie Konsequenz aussehen sollte. Was Du sagst, darf er niemals aufheben, sonst habt ihr verloren.... umgekehrt ist das natürlich genauso. Was er sagt, solltest Du nicht kippen. Und ein Recht auf einen Ausgleich hast Du natürlich auch.

Aber wie ist das bei Euch, die Kleinen sind Deine Kinder? Erzieht er sie mit, sagt er ihnen etwas oder ist das bei Euch allein Dein Job? Wie einigt Ihr Euch da, bzw. wie geht Ihr damit um? Du fragst wie wichtig das Wohl der Kleinen ist - ich würde meinen - gleichwertig. Kein Unterschied zwischen den Kleinen und dem Großen. Und ja, meine Vorschläge sind sehr anstrengend, ich weiß, aber ich denke sie sind durchführbar und nachhaltig. Darauf kommt es an. Anstrengende Tage mit Nachhaltigkeit.

Erst einmal liebe Grüße
Ansa
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hexilein76
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von hexilein76 »

Liebe Ansa,

herzlichen Dank für Deine Antwort! Ich traue es mioch fast nicht zuzugeben, weil es mir ziemlich peinlich ist - ich habe selbst Psychologie studiert und bin eigentlich der Berater und Coach aller Freunde und Verwandten in Erziehungs- und Ehefragen - aber bei meiner eigenen Situation bin ich emotional so verstrickt, dass ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe. Wenn es nun ganz allein um Moritz ginge, wüsste ich recht schnell, wo man eingreifen muss, wo wie zu reagieren ist etc. Doch gleichzeitig regt sich in mir auch deutlicher Widerstand - Wochenende ist Wochenende und keine weitere Therapie-Arbeit... Außerdem sperre ich mich innerlich, dass sich alles und alle Personen nur um den Kleinen kümmern, der nunmal das Schicksal hat, bei einer überforderten Mutter zu leben. Manchmal will ich hingegen die ganze Welt retten, doch dann merke ich auch, dass ich mich aus Selbstschutz abgrenzen muss.

Ich möchte nicht immer alles analysieren, verstehen, Rücksicht üben und therapieren - ich möchte einfach manchmal meine Ruhe haben und nicht Probleme zu meinen Problemen zu machen, die eigentlich nicht meine sind - aber blöderweise geht's nicht so einfach - es sind nämlcih zum Teil auch meine Probleme!

Ich habe außerdem den Eindruck, dass man durch das emotionale Involvement auch nicht mehr klar sieht - natürlich höre ich die permanenten Vorwürfe der KM, dass Papas "neue Familie" der einzige Grund ist, warum das Kind nicht mehr kommen möchte. Doch das erste Jahr bei uns fand er es total klasse, und objektiv hat sich nichts geändert! Also: ist meine Einschätzung richtig, dass unsere Familie vielleicht manchmal für den Kleinen nicht ganz ok ist, aber bei weitem nicht die Ursache für sein Verhalten?! Oder rede ich es mir schön, um den eigenen Schuld-Anteil zu negieren? Das Thema Beeinflussung / Manipulation / Entfremdung spielt meines Erachtens eine große Rolle, die Indizien sind alle da. Doch man kann auch nichts dagegen unternehmen - die KM sperrt sich komplett, das Jugendamt hat keinen Rat, solange das Kind keine eindeutigen psychotraumatischen Störungen aufweist, der Anwalt hat auch keine Idee. Also so weiter machen und sich "durchlavieren"? Solange die Beeinflussung weiter stattfindet, bringt man das Kind ja immer mehr in ein Spannungsfeld, wenn man versucht, ihm das Gegenteil zu zeigen (dass wir nämlich gar nicht soooo doof sind) - Stichwort kognitive Dissonanz etc. (ich hoffe, Dich stört es als Sozialabreiterin nicht, wenn wir hier ein wenig "fachsimpeln").

Der Psychologe würde sagen: Manipulation abschalten und die Lebenswelten des Kindes Stück für Stück wieder herstellen und Vertrauen aufbauen. Doch das ist weder juristisch noch durchs JA durchsetzbar!!! Und für diese Situation gibt es wenig sinnvolle Lösungsansätze! Es gibt Argumente für die eine wie für die andere Entscheidung (weniger Kontakt um die Spannungen nicht weiter auszubauen / gleichbleibender Kontakt um keine Entfremdung zuzulassen).

Ich habe die Theorie, dass das Kind bei der KM so an der kurzen Leine gehalten wird, (es muss funktionieren, sonst tillt sie total, das Kind wird viel vor dem Fernseher geparkt etc.,) dass er hier mit seiner Freiheit nicht umgehen kann und völlig über die Stränge schlägt. Gleichzeitig reagiert er dann auch nicht auf liebevolle, konsequente Erziehung sondern nur auf die von zu Hause gewohnten harten Tills mit schreien, einsperren etc. Jeder andere Umgang mit seinem Verhalten ist für ihn befremdlich und lässt ihn erst schmollen und bocken, was dann sehr schnell in Total-Ausraster kippt - weil er sich einfach nicht zurecht findet und dies als beängstigend empfindet. Wenn der Papa mal die Nerven verliert und auch mal laut wird (was ich eigentlich in meinem Haus nicht dulde), dann funktioniert es plötzlich für zwei drei Stunden. Doch ich empfinde solch eine Erziehung als demütigend und ertrage derartigen Umgang nicht in meinem Umfeld. Außerdem möchte ich nicht, dass auch die Kleinen solch einen Umgang mitbekommen.
Gleichzeitig spielt aber auch das Thema desolates Selbstbewusstsein eine Rolle (Was da ja auch thematisch dazugehört).
Es gefällt ihm, dass er mit seinem Verhalten Aufmerksamkeit erregt, und auch die Kleinen ihn für diverse Aktionen "bewundern" oder "bestaunen". Gleichzeitig kann er aber mit positiver Aufmerksamkeit überhaupt nicht umgehen. Es erweckt den Eindruck, als wenn er "gehasst" werden möchte, damit seine Eigenwahrnehmung bestätigt wird. Wenn er aber keine Ablehnung spürt, ist für ihn irgendwas komisch, und er kann damit nicht umgehen.

Eigentlich ein sehr trauriger Fall, der einer intensiven Therapie bedürfte. Doch ohne die KM kann man einfach nichts bewegen, selbst wenn man sich bis zum umfallen bemüht.

Ich bin immer wieder schockiert, wie kaputt Kinder psychisch sein müsssen, damit das Jugendamt etwas unternimmt. Bei 3 blauen Flecken wegen Schlägen würden sie sofort einschreiten, aber bei psychisch desolaten Zuständen sind sie ohnmächtig.

Die Großeltern leben leider alle über 300 km entfernt, das wäre nur im äußersten Notfall mal irgendwie arrangierbar.

Mann, ich komme einfach mit mir selbst nicht klar, weil ich nicht professionell mit der Situation umgehen kann, mich nicht abgrenzen kann, weil ich auch keinen Lösungsansatz sehe wie das zu ändern wäre, weil ich nicht nur dem Kleinen helfen sondern auch die ganz Kleinen schützen möchte, weil ich auch zwischendrin einfach meine Ruhe möchte, weil sich mein Kopf einfach nur im Kreis dreht...

Ich glaube, dass ich auch genauso wirr schreibe, wie ich mich gerade fühle - eigentlich müsste man ein ganzes Buch schreiben, um die Situation adäquat zu beschreiben - aber das will ich dir jetzt nicht zumuten ;-)

Liebe Grüße von der mit sich selbst unzufriedenen
Hexe!
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Ansa
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von Ansa »

Liebe Hexilein,

so ist das, wenn man selbst mitten drin ist, man ist emotional berührt und findet keinen Ausweg, nimm Dir das nicht übel, ich glaube, das gehört einfach dazu.... auch ich selbst suche hin und wieder Hilfe. Die eigenen Grenzen erkennen ist, so glaube ich, eher eine Stärke als etwas, das einem peinlich sein sollte.

Wochenende ist Wochenende, schreibst Du - ja natürlich und - nein, natürlich nicht. Selbstverständlich sollte ein Wochenende eine freie und unbeschwerte Zeit sein, aber wenn nicht - muss man handeln und weil es um ein kleines Kind geht, für das niemand sonst einsteht, unbedingt. Ob man will oder nicht. Nicht handeln schadet am Ende ja Euch allen, als Gesamtfamilie sozusagen.

Du sollst nicht analysieren und Hilfepläne für ihn erstellen, aber doch da anpacken wo es um Deine Familie geht. Ihm bei seiner Mama kannst Du als Partnerin des Papas nicht helfen.... Du hast keinen Einfluss auf Mama.... aber bei Dir zu Hause, da bist Du gefragt und wohl auch gezwungen zu handeln? Natürlich ist Eure Familie nicht der Grund für sein Verhalten, oder aber nur soweit, das ihm bei Euch bewusst wird, so wie früher wird es nie wieder und mein Verlust ist soooo groß und das macht mich sooo wütend. Das wäre verständlich und kindlich gerecht.

Ich halte nicht ganz so viel davon alles wissenschaftlich aufzudröseln, ich sehe mehr mit dem Herzen, Empathie.... das Kind ist in großer Not, sonst würde es sich nicht so verhalten..... ich würde eher sagen "ach schade, das die Mama das so sieht. Das muss sehr schwer für Dich sein, aber weißt Du, sie kann das ja auch gar nicht alles wissen, weil sie nie hier ist." Damit klärst Du die Aussagen gegeneinander ohne das Problem überhaupt anzunehmen.

Und ja, wenn Euer Verhalten so sehr von dem abweicht, as er gewohnt ist, ist es möglich, das er sich so benimmt, um das zu bekommen, was er kennt. Kinder neigen dazu in ihren gewohnten "Mustern" Sicherheit zu finden. So böse das klingt, ein geschlagenes Kind, dessen Eltern therapeutische Hilfe suchen um es nicht mehr zu schlagen, und die ihr Verhalten ändern, wird sein "Bestreben" geschlagen zu werden (und die "verlorene" Sicherheit wieder zu finden) erhöhen. Je nach eigenem Charakter mehr oder weniger stark, bis es umfassend spürt, das eine neue Zeit angebrochen ist. Viele Eltern halten diese "brechen einer Welle" (so nenne ich das gern) aber nicht aus und reagieren wieder wie gewohnt. Worauf dann alle unglücklich sind und neue Änderungen schwerer werden, weil alle Beteiligten etwas anderes gelernt haben.

Er lernt nämlich, wenn ich lang genug ungezogen bin, dann schreit der Papa am Ende doch. Das signalisiert ihm "alles ist gut!" Im übrigen denke ich, das Erwachsene durchaus auch mal schreien müssen, damit Kinder diese Grenzen wahr nehmen. Immer nur friedlich, da kenne ich aus meinem Umfeld, mein Exmann geht so mit den Menschen um...... aber was hinter seinen leisen Worten steht ist eine dermassene Gewalt, das ich regelmässig ins Koma sinken könnte. Besser mal schreien und zeigen, das man Grenzen hat und allen geht es wieder besser. Emotionaler Gewalt hinterlässt weitaus tiefere Wunden als ein Anschreien. Wobei ich nicht sagen möchte, das es bei Euch so zugeht, ganz sicher nicht. Ich gebe das einfach nur zu bedenken, weil Du schreibst, ich finde das demütigend. Kinder suchen ja ganz bewusst die Grenzen des Erwachsenen um ihre Sicherheit zu finden, in der sie sihc frei entwickeln können. Finde sie die nicht..... sind sie sich selbst überlassen und hilflos. Mein Exmann spricht dann mit den Kindern einen Tag lang nicht, anstatt laut zu werden. Ich finde das viel schlimmer..... anstatt zu sagen "ich bin verletzt" sagt er "wenn ihr nicht wollt, dann habe ich die nächte Zeit keine Zeit für Euch." Ganz lieb und nett, aber die Botschaft ist sooo viel böser als würde er mal mit der Hand auf den Tisch hauen und sagen "Jetzt ist aber gut!" Weißt Du was ich meine? Und was meine Mädchen mit ihm alles anstellen, damit er mal ausflippt - da bin ich selbst immer mal wieder überrascht. Meist entzieht er sich dem, weil er alles friedlich lösen möchte, was er so friedlich nennt..... Aber diese Zeit ist bei uns zum Glück vorbei.

Mein Mittelchen war mal garstig zu ihm, sehr und sie hat sicher eine Reaktion erwartet..... es kam keine außer einem "abwesenden Lächeln" und einem "ich mag nicht, das Du so mit mir umgehst." Da hat sie ihn, weil sie sehr aufgewühlt war, gebissen, in die Hand, sehr..... er hat sie weder zurecht gewiesen noch angebrüllt oder geschubst, er hat gelächelt und gesagt "ich werde Deiner Gewalt nicht mit meiner Gewalt begegnen" und ist gegangen. Meine Tochter hat drei Tage gebraucht, um damit klar zu kommen und sie hat durch diesen Vorfall viel vom Vertrauen in ihren Papa verloren. Wobei ich ehrlich sagen muss, das wir unsere Kinder nie geschlagen haben oder anders gewalttätig waren, außer, durch angebrachtes laut werden in solchen Momenten. Einsperren ist auch keine Lösung, aus dem Raum schicken, zur Beruhigung für alle (meist gehe ich selbst, wenn das Publikum fehlt sind schräge Aktionen eh umsonst) ist aber schon adäquat.

Ich glaube aber nicht sooo ganz, das es bei Euch darum geht. Ich vermute eher, es geht um negative Bestätigung. "Wenn ich garstig bin, wird Papa mich auch nciht mehr mögen und nicht mehr haben wollen......" Vielleicht könnt ihr mit ihm reden? "Ich habe Dich lieb und daran wird sich nichts ändern, aber ich mag nicht was Du tust. Ich mag Dich, aber nicht Dein Vehalten." Kinder verstehen diesen Unterschied erstaunlich gut. Das beschreibst Du ja auch, es geht darum nicht gemocht zu werden." Positive Bestärkung wird angefremdet. Das ist doch deutlich. Da passt dann so eine Botschaft. Ich mag Dich, aber ich mag nicht, was Du tust. Ich arbeite in meinem Umfeld sehr viel damit und ich finde es immer sehr erstaunlich, wie Menschen (interessanterweise nicht nur Kinder) darauf reagieren. Auch Aussagen wie "Du bist mir so wichtig und ich weiß einfach nicht mehr, was wir tun können, hast Du nicht eine Idee?" Haben manchmal, in der richtigen Situation eine umschlagende Wirkung. Weil mein Gegenüber spürt, das es wahr ist. Und wenn er soooo wütend ist, habt ihr vielleicht etwas, das er hauen darf? Kissen, Boxsack, Bälle zum kneten? Etwas, woran er sich auslassen darf?

Und sei nicht zu streng mit Dir selbst. Immerhin hast Du das Verhalten ja nicht verursacht..... und stell Dir vor, wir könnten alles mit links aus dem Ärmel schütteln, da wären wir ja nicht auszuhalten...... genau das "ich weiß grad nicht weiter" ist eine Stärke.

Liebe Grüße
Ansa
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hexilein76
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von hexilein76 »

Liebe Ansa,

bin gerade auf dem Sprung in die Arbeit und somit 3 Tage nicht am PC - wollte daher nur ganz kurz und schnell danke sagen für Deine Antwort! Unglaublich, wie schnell Du Dich in verschiedene Situationen eindenkst und v.a. einfühlst - mit dem laut werden hast Du absolut recht (auch ich werde manchmal laut, um mir Gehör zu veschaffen). Nur das schreien meines Mannes (mit großer kräftiger Statur und tiefer starker Stimme) wirkt so sehr "von oben herab" und authoritär, dass ich das mit den Kindern mitleide - weißt Du was ich meine? Das bringt so ein kleines Kind dann doch schon zum zittern... und das finde ich einfach sehr unangenehm. Ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, aber es gibt ein schreien mit dem Ziel auf den Tisch zu hauen "jetzt ist hier aber mal Schluss", aber es gibt auch ein schreien, das Einschüchterung und eben "Demütigung" zum Ergebnis hat.

Gleichzeitig gebe ich Dir natürlich recht, dass nonverbale Gewalt zutiefst verletzt und kränkt...

Naja, ich stürz mich jetzt erst mal in die Arbeit in der Gewissheit, meine Probleme laufen nicht davon :D

Ich denke, ich brauchte hier auch einfach mal eine Aufmunterung i.S.v. "weitermachen, es ist wichtig", weil man manchmal an dem Punkt ist, wo man einfach nicht mehr mag, weil's so aussichtslos erscheint.

Und diese Aufmunterung "aufstehen, weiterkämpfen" hab ich von Dir bekommen!

Vielen Dank dafür und liebe Grüße!
Das hexilein
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Re: schwieriges WE-Kind

Beitrag von Ansa »

Guten Morgen Hexilein,

ich antworte mal jetzt..... zu den tiefen Stimmen, die einen ängstigen, habe ich in einem Buch über den Umgang mit Hunden gelesen, das auf der ganzen Welt Tiertrainer und -ausbilder mit tiefer Stimmer sprechen, wenn sie einen sofortigen Abbruch des Handelns bei ihrem Tier hervor rufen wollen. Sie tun dies instinktiv und über alle Kulturen hinweg. Nun will ich nicht Hunde mit Kindern vergleichen, aber ich denke, aus dieser Untersuchung kann man ableiten, das tiefe Stimmen schlicht eine bestimmte Wirkung haben, wo diese Wurzeln liegen müsste man erforschen. Hingegen sprechen sie mit hoher Stimmer und andauernden Widerholungen des Kommandos, wenn sie das Tier anfeuern wollen. Nun denke ich darüber nach, was passiert, wenn wir aufgeregt sind (dann sprechen wir vermehrt mit hoher Stimme) und unser Kind ständig auffordern, mit etwas aufzuhören? Vermutlich, wenn ich mich umschaue, erreichen wir exakt das Gegenteil von dem, was wir wollen? Darüber denke ich sicher noch ein Weilchen nach..... Stimmhöhen haben mit Sicherheit bestimmte Wirkungen und ich finde es spannend, heraus zu finden, was ich damit mache kann?

Ich kenne das, wenn mein Liebster mal wieder Stress mit unserer Jüngsten hat, mit sträuben sich die Haare, sie bietet ihm die Stirn..... am Ende muss sie lernen, das gewissen Handlungsweisen zu seiner persönlichen Art gehören und sie muss einen Weg finden, damit umzugehen. Ebenso muss er mit ihren persönlichen Verhaltensweisen umgehen lernen und auch für sich einen Weg finden um damit umzugehen. Also halte ich mich mittlerweile raus, weil ich ansonsten immer jemandem beistehe, je nach meinem Empfinden meinem Liebsten oder meiner Tochter und ehrlich, am Ende kommen die Beiden besser ohne mich klar, als mit mir...... da gibt`s dann nämlich Folgeauseinandersetzungen, die auch überflüssig sind. Wenn, dann spreche ich hinterher allein mit einem von beiden...... um andere Sichtweisen zu wecken, um zu fragen "was könntest Du tun, damit ihr Euch nicht so zanken müsst?" Und, erstaunlicherweise sagte da mein Kind "na ja, ich könnt ja aufhören ihn zu reizen." Ach..... :nein:

Und ja natürlich, es gibt ein kränkendes Schreien.... ich halte zum Beispiel Verallgemeinerungen überhaupt nicht aus, "immer musst Du....." oder "oh ne, schon wieder Du..." das finde ich verletzend. Laut oder leise ist da egal und von daher zanken wir bei uns um die momentane Sache, das worum es geht und nichts, was dahinter stellvertretende stehen könnte. Ich finde es sehr schön, mitzuerleben, das meine Töchter mittlerweile auch dazu in der Lage sind, sich auf den Punkt zu beziehen und ihrem Papa sagen können "ich hab Dich lieb, aber ich mag nicht, wie Du mit mir umgehst." Schade nur, das Papa das nicht erkennt.... oder annehmen kann.

Nein, Probleme laufen nie weg, leider....... aber ich vorerst, am Samstag fahren ich für 4 Wochen nach Schweden..... und im August bin ich dann wieder da, aber ich denke, es werden sich andere Begleiter finden, die Dir zur Seite stehen.

Liebe Grüße und genieße das Arbeiten :D , kann ja manchmal ganz entspannend sein.
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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