Verzweifelte Tochter + verzweifelter Vater

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
Antworten
Athena
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 2
Registriert: 16. Juli 2009 12:46

Verzweifelte Tochter + verzweifelter Vater

Beitrag von Athena »

Hallo,

auf der Suche nach Hilfe, bin ich zufällig auf euer Forum gestoßen und hoffe, dass ihr mir vielleicht mit ein paar Gedanken und Ideen helfen könnt. Kurz zu meiner Situation. Ich (33) erlebe seit einem Jahr eine wunderbare aber auch komplizierte Liebe. Mein Freund (40) hat sich vor 7 Jahren von seiner Frau getrennt. Sie haben zusammen eine Tochter (13) und einen Sohn (9). Die Kinder kenne ich noch nicht persönlich und auch sie wissen noch nichts von mir, weil wir das ganze möglichst behutsam angehen wollen. Mein Freund möchte das gern noch in diesem Jahr angehen, wobei ich keinerlei Druck ausübe, weil ich nicht möchte, dass sich die Kinder überfordert fühlen und ich denke, dass er als Vater am besten weiß, wann der "geeignete" Zeitpunkt gekommen ist, ihnen zu sagen, dass er eine neue Frau liebt und mich dann üebrhaupt erstmal vorzustellen. Es geht dabei nicht darum, dass ich dort übernachte oder einziehe, sondern dass wir voneinander wissen und uns langsam kennenlernen.

Mit seiner Ex-Frau hat er die Regelung getroffen, dass die Kinder zu 50% mal bei ihr und mal bei ihm sind und darüber hinaus auch jederzeit willkommen sind, wenn sie zu ihm wollen oder ihn irgendwie brauchen. Soweit ich das beurteilen kann, ist mein Freund ein sehr verständis- und liebevoller Vater, der alles gibt, was er kann, damit es seinen Kindern gut geht.Sein Sohn, der zum Zeitpunkt der Scheidung zwei Jahre alt war, kommt mit der Situation scheinbar ganz gut zurecht. Seine Tochter kann allerdings auch sieben Jahre nach der Scheidung noch nicht mit der Situation umgehen. Sie ist oft sehr traurig und sie ist wütend über ihren Vater, weil er damals die Familie verlassen hat und nicht mehr zur Mutter zurückkehren möchte. Seit den letzten zwei Wochen ist nun ein völliges Chaos entstanden. Die Ex-Frau musste vor einem Monat nach England, um ihre kranke Mutter zu pflegen. In zwei Wochen wird sie wohl wieder zurückkommen. In der Zwischenzeit leben die Kinder bei meinem Freund (in dem Haus, wo sie früher gemeinsam gelebt haben..). Er ist voll berufstätig und muss einmal im Monat beruflich für 4 Tage ins Ausland. Die Kinder sind dann bei seinen Eltern. Gerade hat er sich Urlaub genommen, um für die Kinder voll und ganz da zu sein.

Vor zwei Wochen ist die Tochter mitten in der Nacht von zu Hause ausgerissen. Er hat sie stundenlang allein und mit quälenden Ängsten überall gesucht und schließlich bei einer Freundin gefunden, die ohne ihre Eltern zu Hause war. Sie würde nur zurückkommen zu ihm, wenn er wieder mit ihrer Mutter zusammenkäme. Gestern Mittag ist sie zum zweiten mal ausgerissen und hat von unterwegs nur angerufen, dass sie jetzt weggeht, weil sie nicht mehr bei ihm bleiben möchte - ohne aber zu sagen, wohin sie gehen würde. Sie war wieder bei der selben Freundin, die diesmal in einer anderen Stadt den ganzen Tag mit den Eltern unterwegs war. Nachdem mein Freund sie wieder verzweifelt überall gesucht hat, erhielt er erst Abends den Anruf der Eltern, die ihm mitteilten, wo seine Tochter zu finden sei. Als er sie dann abholen kam, haben sie ihm vor seiner Tochter! vorgeworfen, was er für ein schlechter Vater sei. Nun ist er am Ende seiner Kräfte. Er hat sich schon immer schuldig und verantwortlich für alles gefühlt (auch, dafür, dass er ihnen die Wahrheit über uns noch nicht einfach so sagen kann, was er aber so gern möchte), aber diesmal ist er so verzweifelt und traurig, dass er nicht mehr weiter weiß. Heute haben beide (er und seine Tochter) wieder miteinander gesprochen. Nun weiß ich nicht, wie diese Gespräche genau verlaufen und wie sie miteinander kommunizieren. Was ich über das heutige Gespräch weiß ist, dass sie sagte, sie würde ihn nicht mehr lieb haben, weil er sich damals von ihrer Mutter getrennt hat. sie möchte jetzt erwachsen werden und ihm später einmal zeigen, was es heißt, ein guter Elternteil (hört sich im Deutschen so komisch an...) zu sein.
Die Ex-Frau kommt wie gesagt bald zurück und dann wollen beide versuchen, eine Lösung zu finden. Das finde ich schon einmal sehr positiv. Ich frage mich allerdings, ob die Kleine das ohne professionelle Hilfe schaffen kann, bzw. ob die Ex-Frau das mit meinem Freund allein schaffen kann... Wohl eher nicht, was?
Jedenfalls hat mein Freund eine tiefe innere Angst vor den nächsten Tagen, dass er dieser Situation nicht gewachsen ist, seine Tochter wieder wegrennt oder wieder ein Streit entsteht, indem sich am Ende alle nur gegenseitig verletzen. Seine Tochter versteht sich mit der Mutter hingegen sehr gut und genau das macht ihm insofern auch Sorgen, als dass sie sich eben nur mit ihr gut versteht, aber nicht auch mit ihm.

Mir tun alle Beteiligten so unendlich leid. Mir tut seine Tochter so leid, weil sie so verzweifelt und traurig sein muss, dass sie nur noch diesen Weg zu kennen scheint. Mir tut der Sohn leid, der das ganze mitansehen muss. Und mir tut mein Freund leid, der nicht mehr weiß, wie er seiner Tochter diese Leiden irgendwie ersparen und wie er wieder Zugang zu ihr haben kann . Zudem fühlt er sich jetzt auch noch schuldig mir gegenüber, dass ich mein Leben nach seiner komplizierten Situation ausrichte und dass er mich wie auf Warteposition verharren lässt, bis wir irgendwann einmal gemeinsam leben können. Er möchte mich glücklich machen und mir ein Leben ermöglichen, indem ich nicht immer zurückstecken muss. Er fühle sich auch für mein Leben verantwortlich und er hat Angst, mich zu verlieren. Seine Einstellung finde ich einerseits sehr schön. Andererseits habe ich bis jetzt - sicher auch meiner Lebenseinstellung zu verdanken - nie das Gefühl gehabt, dass ich durch meine Rücksichtnahme und mein Verständnis irgendetwas aufgeben musste oder darunter gelitten habe. Zudem habe ich mich für mein Leben schon immer selbst verantwortlich gefühlt. Es nimmt mich allerdings schon ziemlich mit, das ganze Leid nur hilflos ansehen zu können und jetzt zu spüren, dass es wohl noch weitaus länger dauert als gedacht, bis er ihnen von uns erzählen kann.

Ich würde gern verstehen, warum die Tochter das Wegrennen plötzlich als einzigen Ausweg sieht und was sie vielleicht davon abhalten könnte, es nicht mehr zu tun. Kann es sein, dass sie die Situation als unerträglich empfindet, derzeit in dem Haus so viele Wochen am Stück zu leben, indem sie früher gemeinsam gelebt haben? Empfindet sie keinen Respekt mehr vor ihrem Vater oder hat das damit nichts zu tun? Ist das wirklich allein ein Hilfeschrei, der mit der Scheidung zu tun hat oder kann sich dahinter vielleicht ein ganz anderer Konflikt verbergen? Und wenn sie ihn so unter Druck versucht zu setzten, weiß sie, dass sie seine Schuldgefühle damit anspricht? Und wie kann man als betroffener Elternteil mit dem Ausreißen am besten umgehen? wie kann er denn wieder Zugang zu ihr haben? Im Moment scheint das ja alles wie geblockt. Ich meine, ich weiß natürlich auch aus eigener Erfahrung:-), dass Teenager in der Pubertät nicht wirklich immer einfach sind. Sind Kinder, die eine Scheidung miterlebt haben, dann automatisch umso schwieriger? Also vielleicht kann mir einer von euch auch sagen, inwiefern und womit ich hier am besten meinen Freund unterstützen kann, v.a. damit, dass er wieder Selbstvertrauen hat, dass er seine Tochter versteht, aber sie ihn auch versteht und beide aufeinander zugehen können. Er meint, sie würde das ganz sicher irgendwann einmal verstehen, aber das wird noch lange brauchen und solange müsse er sehr vorsichtig mit ihr umgehen, was ich sehr gut verstehen kann. Aber wie genau kann das denn aussehen? Und wie würden es sich die betroffenen Kinder "wünschen" wann und wie ihr Vater ihnen sagt, dass er wieder eine Frau liebt. Das muss doch ziemlich bedrückend sein für die Kinder und wenn es danach geht, ist der richtige Zeitpunkt doch nie wirklich da. Oder?

Nun ist es doch länger geworden, als ich eigentlich wollte. Und dann noch so viele Fragen...
Also ich würde mich freuen, wenn ihr mir aus eurer Erfahrung berichten könnt oder mit euren Gedanken dazu weiterhelft.
liebe Grüße,
Nadja
Benutzeravatar
Ansa
Inventar
Inventar
Beiträge: 2601
Registriert: 14. August 2006 11:52

Re: Verzweifelte Tochter + verzweifelter Vater

Beitrag von Ansa »

Willkommen bei uns im Forum Nadja,

schön, das Du zu uns gefunden hast. Ichw eiß nicht, wo ich beginnen soll.... von vorn, denke ich mal ,) .

Ihr seit seit einem Jahr zusammen und die Kinder wissen nichts von Euch. Weil ihr sie schützen wollt, bzw. der Papa will sie schützen? Wovor denn? Die Eltern sind seit Jahren getrennt und da ist es schon seit Jahren an der Zeit, das die Kinder um solche Dinge wissen. Mir scheint, in der Familie werden die Kinder zu sehr geschützt. Könnte es sein, das beide Eltern immer noch große Schuldgefühle ihren Kindern gegenüber haben?

Kinder spüren diese inneren Auseinandersetzungen ihrer Eltern und reagieren darauf, leider nicht immer so, das es für alle Beteiligten gut endet. Es ist bedenklich das die Tochter jetzt, nach so vielen Jahren, darauf drängt, das die Eltern wieder zusammen kommen. Sie sollte jetzt wissen, das die Ehe vorbei ist und dass das Leben weiter geht. Mir kommt es so vor als hätten die Eltern die Hoffnung (die alle Trennungskinder haben) und den Wunsch, das die Eltern sich wieder vertragen, genähert und gefördert? Möglicherweise unbewusst? Durch gemeinsame Unternehmungen oder gemeinsame Festtage, wie etwa Weihnachten? Für Kinder sind das Strohhalme nach denen sie greifen und aus denen sie immer wieder Hoffnung schöpfen. Ist da was dran?

Wie lebt die Mama? Hat sie eine neue Beziehung oder wünscht sie sich eine Aussöhnung mit dem Papa? Spüren die Kinder das eventuell?

Das Weglaufen ist eine Tat der Verzweifelung und ein deutlicher Hilferuf. Wenn sie wegläuft, kümmert sich Papa um sie, er sucht sie, er sorgt sich, möglicherweise reden die Eltern miteinander und sprechen sich ab.... da schafft sie es, das sie miteinander zu tun haben? Das ist das, was sie möglicherweise wahr nimmt. Das die Wahl der MIttel unzulässig ist nimmt sie bewusst so vermutlich nicht wahr und ich denke, es ist Zeit für therapeutische Hilfe und möglicherweise auch für eine Mediation der Eltern untereinander. Das schreibst Du auch, dann wollen sie versuchen eine Lösung zu finden, miteinander - möglicherweise ist dass DAS Ziel der Tochter?

Leid tun ist, glaube ich, ein falscher Ansatz. Kindern tut man mit Mitleid keinen Gefallen, sie müssen lernen, mit den Gegebenheiten umzugehen und für sie ist es am besten, wenn Eltern klar sind. Deutlich machen, "uns als Paar gibt es nicht mehr, wir lieben uns nicht, sind aber immer für Euch da" und das sie ein eigenes Leben haben, zu dem auch neue Partner gehören, erkennbar für die Kinder.

Es gibt ein gutes Buch zu dem Thema von Remo Lago und Monika Czernin, es heißt "glückliche Scheidungskinder" und darinnen steht eine ganze Menge guter Ansätze und Umgehensweisen in solchen Momenten. Die Beiden machen deutlich, das die Eltern ihre Kinder "führen" müssen, je normaler sie mit Trennungen umgehen, desto normaler nehmen es die Kinder und desto normaler gehen sie damit um.

Eltern haben ein Recht auf einen erwachsenen Partner, das müssen sie allerdings selbst glauben, innerlich glauben... und dann mit den Kindern darüber reden. Ich habe nach meiner Trennung meinen Kindern gesagt, das es in meinem Leben irgendwann einen "neuen" Mann geben wird, das ich zwar gern mit Papa zusammen geblieben wäre, aber das wir uns nicht mehr lieben und das ich nicht allein sein will. Sie sind meinem Liebsten offen entgegen gekommen und haben ihr in die Familie aufgenommen. Ihnen war klar, Mama und Papa das geht nie wieder..... aber es geht, das neue Freunde, (mein Liebster und die Liebste meines Exmannes) hinzu kommen und das man in Scheidungen etwas Gutes finden kann. Eine Überwindung von Krisen und ein Leben, das weiter geht. Veränderungen müssen nicht schlecht sein. Ich habe meine Kinder auf einen "Neuen" also vorbereitet, sie wussten, dass das mal passieren kann, ich habe sie einbezogen in mein Leben und nicht außen vor gelassen.

Da sehe ich bei Euch eine Gefahr, natürlich brauchen die Erwachsenen eine Weile bis sie wissen, das es eine tragfähige Beziehung ist, mit Zukunft, aber da gibt es fühlbare Grenzen - und wenn die überschritten sind, wird für die Kinder ein "fremdes" Leben daraus, etwas, das sie verletzt, weil sie außen vor sind, etwas, das grade 13jährige auch als Lüge wahr nehmen könnten..... weil es zu lange an ihnen vorbei ging. Seit vorsichtig, aber ehrlich und vor allem sicher in dem was Ihr tut und sagt. Momentan würde ich mir fachliche Hilfe holen, derweil das Verhalten der Tochter für mich ein großer Anlass zur Sorge wäre.

Könnte es sein, das Dein Liebster eventuell Hilfe brauchen würde? Er könnte sich an eine Familienberatungsstelle wenden und dort um Rat bitten?

Erst einmal liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
MarliJo

Re: Verzweifelte Tochter + verzweifelter Vater

Beitrag von MarliJo »

Hallo Nadja,

herzlich willkommen hier in diesem Forum !

Ja, dein Beitrag ist zwar lang, doch ich fand ihn sehr angenehm zu lesen und durch deine Ausführungen kann man sich ja auch ein ganz gutes Bild davon machen, was du für euch als so belastend empfindest. Und ich finde es sehr schön, dass du dir Gedanken zu eurer Situation machst und deinem Partner helfen möchtest.

Ansa hat schon Vieles von dem geschrieben, was mir an Gedanken zu deinen Fragen durch Kopf ging.
Auch ich frage mich, warum ein Kind 7 Jahre nach der Trennung solche Mittel wie Fortlaufen in Verbindung mit emotionaler Erpressung ihren Vater gegenüber anwendet, um ihn so zur Rückkehr zur Mutter zu bewegen ?
Wieviele unverarbeitete Trauer und Schmerz mag da in ihr sein, oder wieviel Anlässe mag es gegeben haben, die die Hoffnung in ihr nähren, ihre Eltern würden wieder zusammenkommen ? Ja, das Weglaufen ist ganz sicher ein Akt der Verzweiflung und sie möchte damit ein bestimmtes Ziel verfolgen. Die Aussage, dass sie nur dann wieder Heim kommt, wenn ihr Vater zur Mutter zurückkehrt oder sie erwachsen werden möchte, um dem Vater zu zeigen, dass sie ihre Sache dannbesser macht als er, verstehe ich so, dass sie selbst Halt vermisst. Sie legt sich selbst (unrealistische) Ziele fest, weil es die Eltern möglicherweise versäumt haben, ihr gehbare Wege nach der Trennung aufzuzeigen - so könnte ich es mir denken. Ich glaube nicht dass das Fortlaufen ein Mangel an Respekt ist, sondern der Wunsch nach mehr Verbindlichkeit seitens des Vaters.

Es ist gut, behutsam auf die Bedürfnisse von Scheidungskindern zu schauen. Doch, nein, Scheidungskinder sind nicht automatisch schwieriger, aber vielleicht in sofern "anders", als das sie Veränderungen sensibler wahrnehmen - was nicht negativ gemeint ist.
Eine Trennung ist ohne Frage ein schmerzliche Einschnitt in das Leben der betroffenen Kinder und die Verarbeitung kann Jahre dauern.
Kurz nachdem sich meine Ex-Lg und ich trennten, suchte ich eine Familienberatungsstelle auf. Dort sagte man mir, dass es bei jüngeren Kindern (meine waren damals 7 und 3 1/2) etwa 2-6 Monate dauert, bis bei ihnen ankommt, was eine Trennung der Eltern für sie bedeutet - olsa das bewusste Wahrnehmen der folgenden Veränderungen durch eine Trennung.
Ich kann das bestätigen. Mein älterer Sohn war 3- 4 Monate nach der Trennung "außer sich" und sendete deutliche Signale der Trauer und Wut. Bei meiner jüngeren Tochter war es so, dass ihr erst 2- 3 Monate nach der Trennung klar wurde, was für Veränderungen die Trennung mit sich bringt.
In dieser ersten Zeit finde ich es mit Rücksicht auf die Kinder auch eher besser, sie nicht unbedingt mit neuen Partnern zu konfrontieren - ihnen sozusagen eine "Schonfrist" einzuräumen.
Doch letztlich denke ich, ist es nicht richtig, sie mit Realitäten, die mit dem Erwachsenenleben zu tun haben, zu verschonen.
Dazu gehören ggf. neue Partner und dazu gehört es auch, zu vermitteln, dass auch Eltern ihre Bedürfnisse haben. Sie übertrieben schützen zu wollen, würde ihnen doch letztlich die eigene Entwicklungsmöglichkeiten nehmen.

Ich bin der Meinung, dein Freund sollte es nicht hinnehmen, dass die Tochter ihn so unter Druck setzt. Denn Sie würde daraus lernen, dass sie ihren Papa in der Hand hat und ihn "steuern" kann. Er sollte ihr aber auch verständnissvoll deutlich machen, dass sie sich nicht um die Liebe ihrer Eltern sorgen braucht - die ist immer da und findet auf einen anderen, unabhängigen Ebene statt und losgelöst von der Liebe zwischen Erwachsenen.

Der richtige Zeitpunkt, einem Kind von der Zuneigung zu einem anderen erwachsenen Menschen zu erzählen, ist sicher nicht so leicht auf einen Punkt zu bringen. Wichtiger denke ich aber auch, ist das WIE !
Wie bereite ich sie auf eine Begegnung vor, was passiert bei diesen Begegnungen ?
Wenn sich KInder außer Acht gelassen und vernachlässigt fühlen, ist es nur verständlich, wenn sie umso mehr nach Aufmerksamkeit suchen.
Auf der anderen Seite ist es wichtig, dem Kind eine Sicherheit über das Tun der Erwachsenen zu vermitteln und ihnen die Verantwortung dafür zu entziehen, dass Leben der Eltern gestalten zu müssen, um ihrer Bedürfnisse Willen. Da finde ich das Bild des "führens" ,wie Ansa es gewählt hat ,sehr passend.

Wie würde sich denn dei Mama verhalten, wenn ihr den Kindern von eurer Beziehung berichten wolltet ß Knn sie damit umgehen ? Oftmals sind es die "verlassenen" Elternteile, die die Kinder aus eigener Verletztheit manipulieren und in Loyalitätskonflikte treiben.
Und wie steht sie therapeutischer Hilfe für die Tochter gegenüber, würde sie das unterstützen ?

Soweit meine Gedanken erst einmal-
Liebe Grüße
MarliJo
Athena
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 2
Registriert: 16. Juli 2009 12:46

Re: Verzweifelte Tochter + verzweifelter Vater

Beitrag von Athena »

Hallo Ansa, MarliJo und Maxi,

Vielen Dank für eure Antworten! Ihr habt mir mit eurem Verständnis und euren Gedanken neue Einsichten gewährt und ich denke, ich verstehe die ganze Situation besser, was mir sehr weiterhilft!

Ich denke auch, dass alle Beteiligten professionelle Hilfe benötigen. Allerdings leben wir nicht in Deutschland und es gibt hier keine wirklichen Spezialisten für Scheidungsfamilien, weil Scheidung ein relativ neues Phänomen ist. Der gesellschaftliche Druck auf alle ist hier zudem relativ hoch und das macht die Sache nicht einfacher. Es tut mir irgendwie weh das zugegeben zu müssen, aber gerade auch für die Mama der Kinder ist das Leben als geschiedene Frau alles andere als einfach. Einen neuen Partner hat sie nicht. Mein Freund hat ihr vor ein paar Monaten in einem längeren Gespräch gesagt, dass er jetzt eine neue Beziehung hat. Damals vor sieben Jahren wollten am Ende beide die Scheidung, aber ich denke, als Verlassene ist das natürlich noch einmal besonders schwer zu verarbeiten. Und so hat sie dann - was sich in den großen Kontext der Geschehnisse einzufügen scheint - eine Woche nach dem Gespräch einen Nervenzusammenbruch vor den Kindern ! (mit denen sie allein war) erlitten, nachdem eben auch ihre Mutter gerade schwer erkrankt ist und in ihrer Familie weitere Probleme hinzukamen, die sie sich auch noch an "Land gezogen" hat. Die Kinder mussten mit ansehen, wie die Mama, die wohl auch sehr liebevoll mit den Kindern umgeht, nicht einmal mehr in der Lage war, nach ihnen zu sehen und sie auch keinerlei Interesse mehr zeigte. Besonders der kleine Sohn war verängstigt und hat seinen Papa an jenem Tag gefragt, ob Mama jetzt sterben müsse...Mein Freund hat die Kinder zu sich genommen und sie konnten ihre Mutter während der schweren zwei Wochen immer mal wieder besuchen, wenn sie wollten und sie es konnte. Nun es ist schon etwas dran, wenn ihr sagt, dass oft mindestens ein Elternteil die Kinder manipuliert, wobei ich in diesem Fall nach anfänglichen Zweifeln nicht glaube, dass der Nervenzusammenbruch nur gespielt war. Offenbar hat aber die Mutter in der Vergangenheit hin- und wieder den Vater vor den Kindern versucht , schlecht zu machen, einfach aus den inneren Verletzungen heraus - was die Sache natürlich ganz und gar nicht besser macht. So gab es beispielsweise den Muttertag und die Kinder haben ihr etwas in seinem Haus gebastelt. Als er die Kinder dann zu ihr gebracht hat und sie ihre kleinen Geschenke übergaben, habe sie wohl zu ihm, vor den Kindern gemeint, dass das früher aber mehr Geschenke waren und er sich die Tage zuvor ja hätte darum kümmern können, ihnen zu helfen. Also das fand ich schon sehr gemein und das hat ihn auch sehr getroffen. Er habe ihr gegenüber dann nur gemeint, dass die Kinder sich doch Mühe gegeben haben und sie doch auch größer geworden sind und es schon allein deswegen nicht so sein kann wie früher . Als sie allein waren habe er versucht, ihr klar zu machen, dass sie so etwas vor den Kindern unterlassen sollte. Als seine Tochter an einem der darauffolgenden Tage zu ihrem Papa sagte, dass er immer so streng sei (sie hatten gerade eine Auseinandersetzung, weil sie für die Schule nichts mehr machte und er mit ihr gemeinsam die Aufgaben durchgehen wollte) musste der kleine Sohn lachen. Er habe ihm dann am Abend gesagt, dass er lieber bei ihm sei, was mein Freund auf der einen Seite natürlich schön fand, aber auf der anderen Seite nicht wirklich gut, weil er möchte, dass die Kinder sowohl bei ihm als auch bei der Mutter gern bleiben.
Und noch etwas zu den Feiertagen. Nein, sie unternehmen nichts gemeinsam. Weihnachten usw. wird getrennt gefeiert. Allerdings bin ich mir gerade nicht sicher, ob das auch für die Geburtstage der Kinder gilt...

Wie dem auch sei. Vielleicht ist das ja der eigentliche Auslöser für das ganze weitere Chaos gewesen. Hört sich irgendwie stark danach an.
Ich werde jetzt versuchen, die Situation besser zu verstehen und mal meinen Liebsten zu fragen (dem es mittlerweile wieder besser geht), ob er sich nicht vorstellen könne, Hilfe von außen anzunehmen. Das wird schwierig, weil er wie ja so viele Männer gern allein mit allem zurecht kommen möchte... Es gibt hier eine Reihe von Psychologen, aber alle nicht darauf spezialisiert. Ich denke aber, dass sie sicherlich professionelle Hilfe für die Tochter organisieren können und werden. Aber auch da ist die Frage, wie gut die Kinderpsychologen auf ihre besondere Situation eingehen können.

Also noch einmal vielen Dank für alles!
liebe Grüße, Nadja
Antworten