Wird es jemals "richtig" sein?!

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
zebra777
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Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

HAllo!

...muss mich irgendwie mal austauschen und versuchen, einen klareren, realistischeren Blick zu bekommen. Denn eigentlich läuft alles super und trotzdem, irgendwie habe ich das Gefühl, dass sich eine Patchworkfamilie niemals richtig anfühlen wird?!

Ich bin fast 30 Jahre alt, mein Ex hat sich nach 6Jahren Beziehung wegen einer anderen von mir getrennt- gerade mal 6Wochen, nachdem wir unser 2.Wunschkind im 7. Monat verloren haben. Ich bin mit unserer Tochter (jetzt 3) ausgezogen, das war eine ganz schön harte Zeit...
....und dann habe ich mich viel schneller als ich es mir je hätte vorstellen können einen ganz wunderbaren Mann kennengelernt und mich Hals über Kopf in ihn verliebt. Er war damals auch noch nicht lange von seiner Ex getrennt, lebte noch mit ihr und dem gemeinsamen Sohn (auch jetzt 3) in getrennten Zimmern unter einem Dach, die beiden waren 10Jahre zusammen.

Jedenfalls sind wir dann recht schnell in eine gemeinsame Wohnung gezogen- er, ich und meine Tochter. Sein Sohn hat auch ein eigenes Zimmer und kommt mindestens alle 14Tage üers lange Wochenende, auch mal zwischendurch. Die Kinde mögen sich sehr und sind total traurig, wenn der jeweils andere wieder gehen muss. Uns gegenüber sind die Kinder grundsätzlich "offen", bevorzugen aber ganz klar den leilichen Elternteil ("Nein, PApa soll das machen").

Aber die Ex ist irgendwie einfach überall!
Manchmal treffe ich mich mit seiner Ex, weil der Sohn unbedingt zu uns (insb. meiner Tochter) will. Dann spielen die Kinder und ich höre Details aus der alten Beziehung, die ich eigentlich gar nicht hören will (bzw aus irgendeiner masochistischen Neugier DOCH hören will). Heiligabend werden wir mit ihr und ihrer Mutter feiern, "weil die sonst ganz alleine wären". Der Freundeskreis der beiden ist ja mit der Trennung trotzdem noch gelieben, und so gehen wir teilweise zu dritt (bzw mit Kindern zu fünft) auf Geurtstage und Hochzeiten. Manchmal sind auch explizit mein Freund und seine Ex irgedwo eingeladen und gehen dann dort gemeinsam hin. Neulich meinte mein Freund, seine Ex wäre so traurig, weil an ihre Adresse eine Einladung kam, zu der mein Freund und ich eingeladen wurden. Sie hatte den an ihn adressierten Brief enfach aufgemacht und statt das ihn das empörte tut sie ihm jetzt eher leid...

Ich bin eifersüchtig auf die Vergangenhei, die seine Ex mit ihm verbringen durfte. Blödsinn, weiß ich ja! Auf die schönsten Momente seines Leens (Geburt des Sohnes).

Ach Mann, ich findee das alles gerad sooo schwer! Wird es irgendwann besser?
FairyQueene

Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von FairyQueene »

Liebe Zebra,

ja, es wird besser, es gibt Zeiten, wo es auch wieder schlimmer wird, aber selbstverständlich, wie in einer Nicht-Patchworkfamilie, wird es eigentlich nie (vielleicht sind andere hier anderer Meinung?).

Na ja, erst einmal herzlich willkommen! Du hast ja eine ganze Menge erlebt in letzter Zeit und nicht nur Positives. Ich an Deiner Stelle hätte vermutlich noch nicht wieder die "innere Sicherheit", um den Dingen so gelassen gegenüber zu treten, wie es hilfreich ist.

Soll heißen: Dein Liebster hat nun schon mal ein Liebesleben, mit Kind, er wird mit der Mutter durch das Kind immer verbunden sein, und das mußt Du erst einmal grundsätzlich akzeptieren. Die einzelnen Ausformungen des Kontakts sind aber verhandelbar, wenn dich etwas sehr stört, sollte du es deinem Liebsten sagen. Daß sie irgendwo zusammen eingeladen sind, muß ja kein Grund sein, auch zusammen hinzugehen. Da sind vielleicht doch Grenzen von seiner Seite gefragt.

Daß Du nicht die Mutter seines Sohnes bist, kannst Du nicht ändern, das ist nun einmal so. Ich habe bei meiner Trennung lange gehadert, warum ich meinen Sohn, den ich so liebe, ausgerechnet zusammen mit einem Mann habe, den ich nicht mehr liebe. Irgendwann ist mir aufgegangen, daß das bescheuert ist, denn es ist nun einmal so, es gehört zu meinem Leben, wie haben uns mal geliebt, und es ist ein tolles Kind dabei herausgekommen! – Bei Dingen, die man nicht ändern kann, kann es eine gute Idee sein, seine Einstellung zu ändern.

Naja, nur so ein Anfangsgedanke. Auf jeden Fall liebe Grüße
Fairy
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

Hallo Fairy!

Vielen dank für deine hilfreiche Antwort!

Ob ich meine "innere Sicherheit" schon in einem ausreichendem Maße wiedergefunden habe- o ich sie je in vollem Umfang wieder erlangen werde, weiß ich nicht... Die beiden Katastrophen meines Lebens kamen für mich sehr plötzlich und unerwartet und so kurz hintereinander- das geht nicht spurlos an einem vorüber.
Ich weiß nicht, inwieweit eine aus meiner Vergangenheit resultierende Unsicherheit auch dazu beiträgt, dass mich die Situation mit der Ex so belastet. Früher wäre ich da vielleicht selbstbewusster und lässiger gewesen.
Aber es ist, wie es ist! Ich habe diesen wunderbaren Mann eben kennengelernt und mich verliebt und hatte das absolute Gefühl, mich darauf einlassen zu können und zu wollen!

MErkwürdig, dass ich doch scheinbar auch ein grundsätzliches Problem damit habe, dass er schon ein Kind und damit den lebenden Beweis einer vorangegangen Liebesbeziehung hat. Schließlich bringe ich ja selber ein Kind mit! Und einen Mann in meinem Alter, der noch nie in seinem Leben richtig geliebt hat, fände ich ja auch merkwürdig! Rational alle geklärt und kein Problem. Ich bin die aktuelle Frau, ich habe nicht mal allzusehr Angst, daß er wieder was mit seiner Ex anfangen würde (die ihn mehrfach gebeten hat, doch zu ihm zurück zu kommen, obwohl sie schon noch viel länger selber wieder eine BEziehung hat). Aber gefühlsmäßig ein großes Thema. Ich bin nirgendwo mehr "die Erste", wo noch alles ganz Besonders ist.

Grenzen setzen, was den Kontakt mit der Es angeht, werde ich wohl noch lernen müssen. Ist für mich generell ein Thema. Und speziell hier habe ich noch nicht rausgefunden, wann es mir denn zuviel wird. Außerdem mag ich auch nicht albern sein- warum sollten wir denn nicht zu dritt hingehen? Warum sollten sie nicht zusammen gemeinsame Freunde besuchen?
...und manchmal finde ich es schwer, weil ja vieles im Sinne des gemeinsamen Kindes geschieht. Ist doch toll, wenn sie sich gemeinsam kümmern, gemeinsam zum Arzt gehen, gemeinsam zu Freunden, gemeinsam erziehen. ..

Irgendwie hae ich das Gefühl, in einer Patchworkfamilie gibt es keine richtige Symmetrie mehr. Meine Tochter und ich---sein Sohn und er...nie wird es sich mal anders mixen....
rita
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von rita »

Hallo Zebra,

zum einen mußtest Du für Dein Alter ja schon ganz schöne Schicksalsschläge verkraften. Zum anderen hat sich Dein Leben nun holterdipolter total verändert. Ich denke, das alles zu verdauen, da geht nicht in einem oder andertahlb Jahren. Laß Dir die Zeit und die Zeit wird auch vieles heilen, nicht alles-an diesem Spruch ist wirklich etwas dran.
Du haderst mit der Situation, daß Du nichts Besonderes mehr in Deiner Beziehung bist.....schau mal, ihr seid erst kurze Zeit zusammen, nehme ich an....vielleicht stellt sich ja heraus, daß Du die große Liebe seines Lebens bist.....Du bist eben anders als seine Exfrau und vielleicht klappt es mit Euch wunderbar harmonisch-aber das muß sich erst alles zusammenfügen, das geht nicht von heute auf morgen ! Ich bin jetzt mit meinem 2. Mann 3,5 Jahre verheiratet, etwas mehr als 4 Jahre zusammen....unser "Zusammenspiel" mit meinem jugendlichen Sohn, das hat gedauert, bis sich jeder an die Macken und Gewohnheiten des anderen gewöhnt hat. Mittlerweile ist ein gewisser Trott da und das ist auch gut so, denn es vermittelt mir bzw. uns die mir so wichtigen Sicherheiten.
Eure Kinder sind noch so klein, da ist es schon leichter für sie, sich mit den neuen Lebenssituationen zu arrangieren und freu Dich, daß die Kinder soooo gut zusammen spielen. Das ist nicht selbstverständlich und stell Dir mal vor, es würde nur Krieg zwischen ihnen und den Eltern herrschen....nein, da mußt Du wohl für Dich abwägen, was besser ist: ein harmonisches Patchworkleben, auch bezugnehmend auf die Ex, oder alle Kontakte abbrechen und kein Verhältnis zu der Ex, der man aber sowieso immer wieder mal über den Weg läuft.
Die "erste" Vergangenheit kannst Du nicht mehr ändern, aber Du kannst versuchen, die Zukunft zu gestalten und je intensiver Euer Zusammenleben wird, umso mehr wird die Vergangenheit verblassen. Auch ich bekomme vieles mit von meinem Ex, aber ich habe innerlich Frieden mit ihm geschlossen, er hat ein weiteres Kind und so leben wir eben alle gut damit weiter.
Es gibt Menschen, die könnten so eine Patchworkfamilie , wie ihr sie eben habt, gar nicht leben. Da gibt es Eifersüchteleien, da will man mit dem Ex des Partners absolut nichts zu tun haben.....ich kann so etwas ja verstehen, denn dann wird man eben nicht dauernd mit der Vergangenheit konfrontiert. Es wird ein klarer Schnitt gezogen, auch wenn es gar nicht so klar zu schneiden geht.
Mein Traum war es auch einmal, es so zu handeln wie Du. Aber andererseits entsteht dann soviel Kontakt zu der anderen Seite, daß man eigentlich nicht viel eigenen Raum für die neue Familie hat, weil die alte Familie ja immer irgendwie präsent ist.
In der Zeit, wo ich mit meinen Kindern alleine war, hatte ich einen relativ intensiven Kontakt zu meinem Ex, aber irgendwie kam ich mir da manchmal wie ein 5. Rad am Wagen vor. Dann lernte ich meinen 2. Mann kennen, der für eine klare Trennung war. Mittlerweile ist aber soviel Zeit vergangen, die Kinder sind älter geworden, da hat sich das von ganz allein relativiert. Man telefoniert oder schreibt sich nochmal über wichtige Dinge, das war es dann aber auch. Ein zu intensiver Kontakt wird die Vergangenheit nie ruhen lassen, und wenn Du das kannst, dann ist es auch okay. Ich fand das manchmal auch sehr quälend, zu sehen, was hat sie, was ich nicht hab usw. von daher war mein Weg auch okay für mich. Intensiv ging nicht, also mit nettem Abstand.
Was den Freundeskreis angeht, so ist es bestimmt noch zu früh, Entscheidungen zu treffen oder Freunde zu verlagern. Das ergibt sich schon noch mit der Zeit, bei uns hat es auch mehrere Jahre gedauert.
Vielleicht erwartest Du in der Kürze der Zeit einfach zuviel-nimm die Luft raus und freu Dich über das, was Du jetzt hast und das es so gut funktioniert. Alles andere, auch die Schwierigkeiten, werden mit der Zeit schon kommen und ich möchte Dir fast garantieren, daß mit der Exfrau nicht immer Gut-Kirschen-Zeit sein wird. Ich denke, eine gesunde Distanz ist das Beste zwischen allen Beteiligten, aber das muß eben jeder für sich ausmachen.

LG, Rita
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

Hallo Rita!
Auch dir herzlichen Dank für deine ANtwort!
Es tut gut, hier mal einen bißchen Dampf rauszulassen und dabei noch verstanden zu werden. Mein Freundeskreis ist bisher (noch?!) überwiegend kinderlos und findet unsere Konstellation von außen betrachtet nur harmonisch und unkompliziert....

Mein Exfreund lebt übrigens noch mit der Frau zusammen, wegen der er sich damals getrennt hat. Der Kontakt beschränkt sich auf die Übergabetermine unserer Tochter, die sehr gesittet und eher sachlich ablaufen, vielleicht nicht ganz so häufig, wie ich mir das mal vorgestellt hatte (etwa alle 2-4Wochen).
Dem Mann trauere ich überhaupt nicht hinterher. Auch wenn für mich damals die Trennung sehr plötzlich kam, habe ich in der Reflexion (und vielleicht noch mehr im VErgleich zu der liebevollen und lebendigen Beziehung, die ich jetzt lebe) doch gemerkt, dass da auch für mich einiges nicht so war, wie es sein sollte. Insofern habe ich mit seiner Freundin wenig Probleme (sie aber mit mir, was heißt, sie meidet den Kontakt, aber das ist ja auch völlig in Ordnung. Wenn wir uns dann doch mal über den Weg laufen ist alles okay- sachlich-freundlich).
Ich trauere aber immer noch um dem Verlust der "heilen Familie". Die werde ich NIE wieder haben, denn ein zurück zum Vater meiner Tochter ist absolut undenkbar und würde mich ganz sicher auch nicht wieder glücklich machen. Vielleicht bin ich zu spießig oder zu gesellschafts-geprägt- keine Ahnung! Aber für mich wird es immer komisch sein, fürchte ich...
--daß ich immer mein Kind mehr lieben werde als das meines Freundes und umgekehrt, so sehr ich den Kleenen auch mag und so sehr ich versuche, offen zu sein....dass mein Freund mit der Ex mitgeht zu Arztterminen seines Sohnes und ich nicht um Rat gefragt werde, ich aber mit meiner Tochter alleine gehen muss...dass er sich für das Kiga-fest/den Geburtstag/den Tauftag seines Sohnes Urlaub nimmt und für das meiner Tochter nicht....dass sein Sohn manchmal "ich will zu Papa Kreischanfälle" bekommt, wenn ich etwas nicht erlaube oder mit ihm schimpfe....dass er nie meine Tochter ins Bett bringen darf, wenn icvh auh zuHause bin....
Irgendwie schaffe ich es noch nicht, mich darüber zu freuen, dass wir eine meistens harmonische Patchwork-Familie haben. Ich freue mich immer darüber, wenn sie einer "normalen" Familie näher kommt (zB wenn meine Tochter mal Papa zu meinem Freund sagt- was ja völlier Quatsch ist, sie hat ja auch einen Papa!).

Vielleicht erwartest Du in der Kürze der Zeit einfach zuviel-nimm die Luft raus und freu Dich über das, was Du jetzt hast und das es so gut funktioniert
Ja, da ist was Wahres dran, aber wie schaffe ich das???
FairyQueene

Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von FairyQueene »

Liebe Zebra,

ich finde, auch wenn du dich hier mal "ausnörgelst", daß du ziemlich reflektiert mit dir, der Situation und deinen Gefühlen umgehst. Ich glaube, das ist eine gute Voraussetzung, um irgendwann in der gegebenen Situation glücklich zu sein.

Daß du um den Verlust deiner Normal-Familie und was sie bedeutete trauerst, finde ich völlig ok. Und wie alle Trauer braucht auch diese ihre Zeit, bis man sich richtig auf eine neue Situation einlassen kann. Und dann merkst du wahrscheinlich, daß das Neue gar nicht so schlecht oder schwierig ist wie es dir im Moment vorkommt.

Wahrscheinlich liebt man sein eigenes Kind immer am meisten (ich kann es nicht wirklich beurteilen, weil ich kein zugelaufenes habe). Aber andere Dinge können doch auch geregelt werden: Z. B., daß sich dein Freund auch für den Geburtstag deiner Tochter freinimmt, wenn es dir wichtig erscheint. Du kannst es dir doch von ihm wünschen?

Daß dein Freund seine Verantwortung als Vater so ernst nimmt, spricht doch auch für ihn. Er kann doch seinen Sohn nicht im Stich lassen.

Ich denke, einiges braucht etwas Zeit, um sich besser anzufühlen, und anderes sollte einfach angesprochen werden. Vielleicht ändert dein Freund sein Verhalten, vielleicht merkst du auch im Gespräch mit ihm, wo deine eigenen Ansprüche nicht stimmig sind. Bleib einfach dran, es lohnt sich bestimmt für euch und auch für die Kinder.

Liebe Grüße
Fairy
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

Hallo FAiry!

Ich glaube, ich bin ein bißchen kompliziert-anspruchsvoll....
Ich bin mir ziemlich sicher, dass mein Freund sich auch für meine Tochter freinehmen würde, wenn ich ihn darum bitten würde. Aber im Idealfall würde ich mir eben wünschen, dass es ihm ebenso wie bei seinem leiblichen Sohn ein Bedürfnis ist, dann frei zu nehmen. Das ich ihn da nicht speziell drum bitten bzw darauf hinweisen muss.
Und ich ärgere mich im übrigen auch gar nicht über meinen Freund, der sich insgesamt total viel Mühe gibt und sich eigentlich viel offener auf die Situation einlassen kann als ich. Und ja, ich finde es großartig, wie ernst er seine Verantwortung als Vater nimmt- ich glaube, ich habe mich auch zuerst in ihn als Vater, und dann in ihn als Mann verliebt.... Mich macht einfach die Situation traurig...
Nächstes Wochenende (Papawochenende) hat zum Beispiel wieder ein Kindergartenfreund seines Sohnes Geburtstag. Zum Kindergeburtstag sind eingeladen sein Sohn plus mein Freund plus seine Ex. Und so werden sie auch hingehen. Das passt mir nicht, ich mag die Vorstellung einfach nicht, dass sie dort als Familie auftauchen.....aber was soll ich mir alternativ wünschen? Das ich mitgehen kann (freut die Familie des Geburtstagskindes sicher ungemein!)? Das seine Ex nicht mitgehen darf (auf den Kindergeburtstag einer befreundeten Familie)? Das mein Freund zuHause bleiben soll (obwohl er auch mit der Familie befreundet ist und seinen Sohn an den wenigen Papa-Tagen wieder einen Tag abgibt)? Das etwa das Kind nicht zum Geburtstag gehen soll?
Es gibt also für mich gar keine wirklich zufriedenstellende Lösung-- ich versuche, die Situation gelassen zu nehmen und es gelingt mir nicht immer so, wie ich mir das wünschen würde.
Aber du hast wahrscheinlich recht: Zusammenwachsen braucht Zeit. Wir sind jetzt seit 10 Monaten zusammen, wohnen seit August in einer gemeinsamen Wohnung.

MAnchmal habe ich Tage, da denke ich ununterbrochen: "wenn er das bei seiner Ex so gemacht hätte, was hätte die dann wohl gesagt?"/ "hätte er das bei seiner Ex genauso gemacht?"...Das ist doch fürchterlich! Eigentlich bin ich gar kein so schrecklich eifersüchtiger Mensch-- was ist denn da los?
Darüber kann ich im Übrigen nicht so richtig gut mit meinem Freund reden. Einerseits weil ich mir selbst dabei so schrecklich albern vorkomme. Andererseits, weil ich keine konkreten Änderungswünsche an ihn habe (was soll er auch tun? Seine VErgangenheit in Luft auflösen? Selbst wenn das ginge: wäre er dann noch er selbst?) und sich daher diese Gespräche immer nur ewig im Kreis drehen. Und andererseits, weil er irgendwie das Gefühl hat, ich hätte nicht genug Vertrauen zu ihm, würde ihm zutrauen, dass er mit der Ex wieder was anfängt. Dabei ist ja das gar nicht mein Problem....

Ach Menno, ich würde so gerne das, was ich rational denke, acuh fühlen können!!
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von Ansa »

Liebe Zebra,

ich kann Dich gut verstehen.... bei mir habe ich die Erfahrung gemacht, das mein Gefühl meinem Verstand gefolgt ist. Ich meine, ich hab die Dinge verstandesmässig begriffen, so wie Du momentan und irgendwann hat es sich dann auch so angefühlt. Mein Liebster meint immer, eine gepflegte Autosuggestion macht das halbe Leben aus. So würde ich das nicht grad sehen, aber zum Teil hat er da schon Recht.

Aber man soll auch auf seine Gefühle hören, was sich hier im Ansatz widerspricht ist etwas, das Dir ein unwohles Gefühl bereitet. Zum Beispiel der Geburtstag eines Kindes bei einem befreundeten Paar. Du erklärst was dafür spricht, das er mit seiner Ex und dem gemeinsamen Sohn hingeht.... vom Verstand, rein sachlich, ist das alles klar..... keine Frage. Aber Dein Gefühl murrt leise? Auch das ist richtig.

Es gäbe ja immerhin noch eine Menge anderer Lösungen, als die, für die sich die Beteiligten entschieden haben.

Eine vollzogene Trennung eines Paares hat mehr Folgen als das nicht mehr zusammen leben oder einen neuen Partner haben. Freunde, die meinen Exmann und mich gemeinsam einladen würden ohne den jeweiligen Partner, übersehen, das es da in meinem Leben ein Ereigniss gegeben hätte, das für mich existenziell war. Eine Trennung..... Ich würde mich da nicht ernst genommen fühlen. Und an Deiner Stelle wäre ich sicher auch verletzt, das mich niemand zur Kenntnis nimmt, zumal ich mit diesem Mann zusammen lebe. Das ist ja durchaus etwas anderes als eine lose Freundschaft?

Mein Liebster würde mir was husten, ginge ich traut zu zweit zu alten Freunden..... und meine Kinder würden Hoffnungen entwickeln und immer darauf warten, das es irgendwann einmal so wäre wie früher.

Nein, auch bei mir regt sich da ein Gefühl von "rumgrummel". Kinder hoffen immer das sich ihre Eltern wieder vertragen, von daher ist das zusammen feiern, grade hoher Feiertage wie Weihnachten, eigentlich zu vermeiden, um ihnen eben keine Hoffnungen zu machen. Und wenn die Exliebste allein ist? Dann ist es für sie an der Zeit sich einen neuen Freundes- und Bekanntenkreis zu suchen, um das aufzufangen.

Nicht das ich es nicht toll finde, das ihr offensichtlich einen guten Umgang miteinander gefunden habt, allein der Kinder wegen. Aber, Du darfst Dir solche Kaffeegespräche verbitten. Du darfst sagen "ich möchte nicht über Beziehungsfragen reden, das geht mir zu nahe" und Du darfst dann auch dabei bleiben.

Höre auf Dein Gefühl, zu oft stellt sich im Nachhinein heraus, das da mehr dran war, als man meint. Die Vergangenheit ist das eine, aber sie wird nicht gelebt, sie war einmal.... aber kann sie, durch gemeinsame Unternehmungen denn Vergangenheit werden?

Nachdenkliche Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

Hallo Ansa!
Auch dir ganz herzlichen Dank für deine hilfreiche Antwort!
BEruhigt mich zu hören, dass du ähnliche Erfahrungen Verstand/Gefühl gemacht hast und ich hoffe, das sich diese beiden in Zukunft wieder mehr einig sind (weil es einfach anstrengend ist, grundsätzlich Verständnis zu haben und sich doch nicht mit der Situation wohl zu fühlen. Da wäre mir auch ein gepflegter STreit, weil Gefühl UND Verstand was einzuwenden haben, lieber!!!).

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Eine vollzogene Trennung eines Paares hat mehr Folgen als das nicht mehr zusammen leben oder einen neuen Partner haben. Freunde, die meinen Exmann und mich gemeinsam einladen würden ohne den jeweiligen Partner, übersehen, das es da in meinem Leben ein Ereigniss gegeben hätte, das für mich existenziell war. Eine Trennung..... Ich würde mich da nicht ernst genommen fühlen. Und an Deiner Stelle wäre ich sicher auch verletzt, das mich niemand zur Kenntnis nimmt, zumal ich mit diesem Mann zusammen lebe. Das ist ja durchaus etwas anderes als eine lose Freundschaft?
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Da hast du ziemlich recht. Bei meinem Ex und mir funktionierte zB auch die "Aufteilung des Freundeskreises" ziemlich unproblematisch und selbstständig.. ZWar haben wir in den 6 gemeinsamen Jahren natürlich auch oft als Paar was mit Freunden unternommen aber trotzdem war es immer auch während der Partnerschaft recht eindeutig zuzuordnen, "welche Freunde zu wem gehören!" Und so laden "meine" Freunde jetzt mich mit neuem Partner ein und "seine" Freunde ihn samt Anhang.
Bei meinem Freund ist das irgendwie schwieriger (IST es schwieriger oder MACHT er es sich schwerer??). Die beiden waren fast 10JAhre ein PAar. Sie ist seinetwegen damals 500km weg zu ihm gezogen und so sind schon viele seiner Freunde im Laufe der Zeit auch ihre geworden. Ich weiß es nicht genau, habe aber das Gefühl, sie hat nicht so sehr viele eigene Freunde. Und sie ist psychisch leider alles andere als stabil. Da mag man (auch dem Sohn zuliebe, der ja hauptsächlich bei ihr lebt und ihren Stimmungsschwankungen/stundenlangen Heulkrämpfen ausgeliefert ist) irgendwie keine Unruhe reinbringen.
Sie hat übrigens auch einen neuen PArtner, mit dem sie schon länger zusammen ist als mein Freund und ich, der aber irgendwie nicht so 100% zu ihr steht und zB Weihnachten definitiv ohne sie verbringen wird. Familie hat sie auch keine (hier), außer ihrer Mutter, zu der sie ein sehr schwieriges Verhältnis hat und die Weihnachten eh arbeitet. Tja, irgendwie fühle ich mich da auch schlecht, wenn ich sie mir Weihnachten alleine (mit Sohnemann) unterm Tannenbaum vorstelle...

..... und meine Kinder würden Hoffnungen entwickeln und immer darauf warten, das es irgendwann einmal so wäre wie früher.
Finde ich auch, sehen aber mein Freund und seine Exliebste aber gaaanz anders. Für sie ist es schön, wenn Sohnemann auf diese Art eben noch Mama UND Papa hat und mit beiden zusammen eine schöne Zeit verbringen kann. Als ich meinen Liebsten kennenlernte, lebte die Familie auch noch zu dritt unter einem Dach- in getrennten Zimmern halt.... Aber ich glaube "sie" wird mich noch ewig dafür hassen, dass ich ihn da weg geholt habe.

Der Liebste ist gerade dienstlich ne Woche unterwegs. Gestern habe ich ein altes Foto gefunden, auf der "Sie" eine Kette trägt, die derjenigen sehr ähnlich ist, die ich auch mal von ihm bekommen habe. Wahrscheinlich ist das eben einfach sein GEschmack, aber trotzdem- mir ist der GEschmack an diesem Schmuckstück vergangen....... :/:
vicha
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von vicha »

Hallo Zebra, ich kann dir total nachfühlen. Du hast mit deinen Worten meine eigenen Gefühle zum Ausdruck gebracht.

Anders als du bin ich jedoch mit meinem Freund nicht so wirklich zusammen, er verbringt mehrere Tage bei seiner Familie und weniger bei mir. Ich bin extrem eifersüchtig auf die Frau, die er angeblich nicht mehr liebt, mit der er aber wesentlich mehr Zeit verbringt als mit mir. Der Kinder wegen...

Ich verstehe auch den Zwiespalt deiner Gefühle mit deinem Denken. Es geht mir ganz genauso! Ich habe selbst ein Kind und er hat zwei, ich verstehe seine Gefühle, aber ich komme tief in meinem Innern mit seiner Unentschlossenheit nicht klar.
Genau so wie du habe ich irgendwo ein Gefühl der Eifersucht in mir, wenn ich daran denke, dass ich nicht die erste bin, dabei ist er weiß Gott nicht der erste für mich.

Leider kann ich dir für dein Problem keine Lösung anbieten. Ich habe nämlich selbst keine für mein Dilemma... Aber ich wollte dir wenigstens sagen, dass ich mit dir fühle.

Liebe Grüße
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

HAllo nochmal!

Mein Eingangspost ist nun gute 4 Monate her - einiges hat sich geändert (der Kontakt zu seiner Ex ist weniger intensiv geworden. Ich sehe sie eigentlich nur noch zur freundlich-kurzen Übergabe des Kindes), aber einiges ist noch immer großes Thema und es läuft weiterhin auf die Frage hinaus:

Wird es jemals "richtig" sein?

Das Thema dieser Sendung ist: --"Mein Kind--Dein Kind"--. Schon wieder bin ich am Hadern mit mir und meinem "Schicksal". Ich verstehe mich manchmal selbst nicht mehr! Ich habe mich nie als so engstirnig und spießig empfunden, so verkrampft, so egoistisch, wie jetzt in dem Versuch, mich mit den Gegebenheiten zu arrangieren.
Vieles ist rein organisatorisch mit einem Vollzeit- und einem Halbzeitkind viel schwieriger, als mit 2 Vollzeitkindern. Weil beide in der Zeit ihres Hauptwohnsitzes einen ganz anderen Tagesablauf und Lebensrhythmus, andere Orte, Zeiten und Wege haben und es dann schwierig ist, alles harmonisch in Einklang zu bringen.
zB ist es schwierig, alleine beide Kinder ins Bett zu bringen, weil ich (oder mein Freund, wenn er sie alleine ins Bett bringt) bei meiner Tochter eigentlich noch liegen bleibe, bis sie schläft. Finde ich auch nicht so glücklich, muss bald abgeschafft werden, aber noch kennt sie es so. Sein Sohnemann schläft nach Gute-Nacht-Geschichte und -Ritual eigentlich alleine ein. Nur- wenn er sieht dass sich zu meiner Tochter noch jemand ins Bett kuschelt, will er das verständlicherweise auch. Aber man kann sich ja so schlecht teilen! Im Elternbett schlafen, naja, auch nicht die optimale Lösung zumal dann meist die Kinder selber sagen, dass sie im eigenen Bett schlafen wollen- mit einem Erwachsenen! Insbesondere wenn mein Freund mit mit den Kindern alleine ist, weil ich arbeiten muss, beginnt dann manchmal meine müde, mit der Situation unzufriedene Tochter zu quengeln und zu heulen- sie will zu Mama. Und da fällt dann seinem Sohn meistens auch ein: ich will zu Mama! Dann ist de Situation verständlicherweise höchst ungemütlich für meinen Freund, der zwei nervende Kinder um sich hat und sich vorkommt, als sei er für keins der beiden "gut genug". So war es in der Vergangenheit so, dass wir versucht haben, diese Situation zu vermeiden und ich meine Tochter, wenn ich also nachts arbeiten musste, woanders (bei meinen Eltern) unterbringen musste. Sie geht grundsätzlich total gern zu Oma, aber fragt dann "Warum kann ich nicht hierbleiben?". Dann finde ich die Situation schon höchst unangenehm!
Wenn das Zubett-bringen beider Kinder gut geklappt hat (beim letzten Mal haben wir es tatsächlich noch einmal versucht und es war wohl auch relativ entspannt!) gibt es am nächsten Morgen das Problem, dass eigentlich nicht einer allein beide Kinder in den Kindergarten bringen kann. Die liegen nämlich in 2 entgegengesetzte Richtungen und die Fahrtzeit ist beträchtlich. Außerdem sieht die Kita meiner Tochter ein gemeinsames Frühstück vor, weshalb sie bis zu einer bestimmten Zeit dort sein soll, man müsste sie also deshalb zuerst bringen, was logistisch der allergrößte Schwachsinn ist.

So entstehen durch äußere Umstände Situationen, in denen man sich "für ein Kind" entscheiden muss-- und damit gegen das andere. So rein sachlich organisatorisch.
Innerlich hat man sich ja irgendwie eh schon für "sein" Kind entschieden. Das merke ich immer wieder. An mir selbst, aber auch an meinem Freund. Jedem ist sein Kind näher, wichtiger, lieber. Aber das ist wohl einfach so! Ist vielleicht auch nicht so schlimm, weil man das andere Kind ja auch lieb hat, weil es schon viel mehr ist als "irgendein" Kind, wichtig ist, dazugehört. Und weil dieses innere "sich dem eigenen Kind näher fühlen, mehr Verständnis zu haben" eigentlich nichts ist, was man deutlich sichtbar nach außen trägt, sondern versucht, die Kinder gleichberechtigt und fair zu behandeln, ist es auch nicht so tragisch. Aber es tut immer wieder weh, wenn es durch organisatorische Dinge "äußerlich sichtbar" wird. Ich kann nur auf ein Kind aufpassen? Na dann auf meins! Und da brauche ich meinem Freund nicht mal große Vorwürfe zu machen: ich handele ja genauso!
Obwohl, Vorwürfe mache ich ihm eben (nicht immer ausgesprochen, aber für meinen wunderbar sensiblen Mann eben doch spürbar) eben doch: Vielleicht, weil ich egoistisch und unfair bin, vielleicht aber auch, weil er nunmal mit mir und meiner Tochter lebt. Ich finde es manchmal komisch, dass etwas normalerweise immer geht (dass er meine Tochter morgens in die Kita bringt, wenn ich früh aus dem Haus zur Arbeit muss), einfach nicht mehr klappt, wenn sein Sohn da ist.

Ich habe das Gefühl, ich könnte bei seinem Sohn nie mehr Raum einnehmen, als ich es derzeit tue- weil es da eben die präsente Mutter als Bezugsperson gibt und weil er die meiste Zeit dort auch verbringt, während meine Tochter immer hier mit uns lebt und ihr Vater alles andere als präsent ist.

Wie kann man es besser machen?

Darüber reden ist soooo schwierig! Gestern haben wir es mal wieder versucht.... Er will nicht zwischen die Wahl gestellt werden "Kind oder Frau". Verstehe ich! Das täte mir wirklich, wirklich leid, wenn er das jemals so empfunden hat. Denn vor diese Wahl würde ich ihn nie stellen wollen. Weil das unmenschlich und unmöglich ist und dieser Mann wäre nicht der Mann, den ich liebe, wenn er sich in dieser Situation nicht 100000% für sein Kind entscheiden würde. ...<und sorry, aber eine Frau, die ihren Mann vor eine solche Wahl stellt finde ich auch alles andere als liebens- und begehrenswert!
Er will nicht, dass ich sein Kind als "Problem" betrachte. Das ist schon schwieriger zu dementieren. Natürlich ist sein Kind kein "Problem"! Ich meine, es ist ein ganz aufgeweckter, liebenswerter Junge, den ich furchtbar gern habe. Nichts an ihm ist problemtisch. Ich empfinde es zwar manchmal als anstrengend, aber insgesamt als eine riesengroße BEreicherung, wenn er da ist.
Sein Kind ist kein Problem und ich würde mich auch wehren und kratzen und treten, wenn jemand das von meinem Kind behaupten würde. Aber die Umstände, dass er ein Kind hat, sind manchmal problematisch. Ich finde, dass ist ein wichtiger Unterschied und für mich ist das ganz klar getrennt! Ich würde niemals dem Kind Vorwürfe machen, dass es für diese Umstände verantwortlich ist. Nicht mal innerlich-gefühlsmßig, nicht mal ein bißchen. Gar nicht! Das Kind kann nichts dafür und ist liebenswert, so wie es ist. Es ist schön, dass so ein kleiner toller Junge auf der Welt ist und ich an seiner Entwicklung teilhaben darf. Aber die Umstände, die das macht, dass mein Partner schon ein Kind hat, welches nicht bei ihm lebt um dass er sich aber dennoch sehr gefühls- und zeitintensiv kümmert, ja, die empfinde ich schon als Problem!

Tja, und nun? Nun hoffe ich, hier ein paar Anregungen zu finden, worüber man reden kann/muss, was man ändern kann/muss-- an den äußeren Umständen und auch an der inneren Einstellung. VErglichen mit einigen anderen hier habe ich es doch soooo gut! Warum fällt mir das im Moment so schwer zu sehen, warum sehe ich denn gerade nur die Schwierigkeiten und nicht die ganz wunderbaren, erfüllenden Seiten unseres Familien-Arrangements?

Helft mir mal, die Geschichte auseinanderzunehmen,....
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Gerda
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von Gerda »

Liebe Zebra,

vielen Dank für diesen intensiven Post! Ich empfinde es sehr angenehm, ihn zu lesen. Deine Grundhaltung, dass alles sehr positiv ist, ist sehr stark zu spüren. Auch viel Liebe ist zu spüren, sowohl zu deinem Partner, als auch zu beiden Kindern. Das freut mich sehr.

Alles, was du geschrieben hast, dreht sich um Aufgaben, die man in einer Patchworkfamilie hat. Wußtest du, dass es 8 Jahre dauert (angeblich), bis eine Patchworkfamilie zueinander gefunden hat? Wenn ich das, was du alles aufgelistet hast, angucke, dann verstehe ich, warum. Denn es ist einfach ganz viel neu zu "erfinden" im Gegensatz zu "Urfamilien". Und zu diesen neuen Aspekten, da gibt es noch sehr wenig oder sogar gar kein "Allgemeinwissen". Es scheint also so, als müsse man das Rad neu erfinden.

Was du schreibst, fühlt sich für mich so an, wie lauter "Aufgaben", die alle Stück für Stück und nacheinander gelöst werden müssen. Für alles muss es ein Konzept, eine Idee, eine Lösung geben, und das braucht bei jeder Aufgabe Zeit. wenn du Stück für Stück darüber schreiben magst mit uns, das fände ich gut.

Eure Kinder sind ja noch sehr klein. Da braucht es einfach Zeit, auch für sie, diese neue Situation zu bewältigen und dafür Lösungen zu finden. Sie sind vielleicht auch noch zu klein, um gemeinsam in Gespräche mit einbezogen zu werden, aber sie kommen mit 3 Jahren bald in ein Alter, wo das geht. Vielleicht kann deine Tochter verstehen, dass das Kind, was seinen Papa nur alle 2 Wochen sieht, es auch braucht, dass der Papa beim Ins - Bett - bringen sich zu ihm legt, weil es seinen Papa so selten sieht.

Es ist sicher stressig, zwei Kinder aus zwei völlig unterschiedlichen "Organisationsrahmen" unter einen Hut zu bringen - s. Kindergarten. Aber da es eher selten ist, dass beide Kinder gleichzeitig in den Kiga gebracht werden müssen, weil das eine Kind nicht so oft bei Euch ist, muss dann eben das Frühstück im Kindergarten an dem Tag ausfallen. Wenn es zu schwierig ist, zu organisieren, dann muss man solche dinge in Kauf nehmen - und die Erzieherinnen können das vielleicht auch verstehen.

Alles Liebe wünscht Euch
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
MarliJo

Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von MarliJo »

Hallo Zebra !

Vorab möchte ich sagen, dass ich nach dem Lesen, deines letzten Posts, die Art und Weise, wie du die Situation beschreibst und mit ihr umgehst, als sehr sympatisch empfinde (das ist jedenfalls das Wort, was wir dabei in den Sinn kam).
Nun habe ich die ersten Posts nur überflogen und möchte mich auch Fairys ( :winken: ) Meinung anschließen, dass du ja sehr reflektiert und behutsam mit den Gefühlen der Beteiligten umgehst. Und wie du schreibst, ja auch dein Freund. Damit habt ihr wie ich finde, wirklich die besten Voraussetzungen dafür, dass euere Patchworkgefüge stabil bleibt und darüber darst du dich einfach freuen und das auch mal genießen.

Auf der anderen Seite verstehe ich gut, was du meinst und empfindest.
Da sind einmal die rein praktischen Dinge, die unter einen Hut zu bringen sind - wie Kigafahrten, gemeinsame Aktionen- und die ja nahezutäglich Entscheidungen erfordern und hier und da ja auch mal zu "Lasten" eines Kindes gehen. Nein, ich finde nicht, dass es etwas damit zu tun hat, dass das Herausarbeiten der praktikabelsten Lösung gleichbedeutend damit ist, sich "gegen" eines der Kinder zu entscheiden. Jedenfalls nicht solange es nicht immer zu Lasten nur eines Kindes geht.
Ich denke, mit der Zeit wird sich bei diesen organisatorischen DIngen ja eine Routine ergeben, die sich für euch und die Kinder ganz unkompliziert und selbstverständlich anfühlt, wenn es denn eine gelungene Routine ist. Das braucht einfach Zeit und Geduld mit allen Beteiligten und ja, auch Fehler, aus denen man lernen kann. Wenn es zum Beispiel mal eine mißverständliche Absprache gab,...nächstes Mal wird es sicher besser.

Was dieses "Mein Kind-dein Kind-Gefühl" angeht, finde ich das sehr berechtigt und normal.
Ich habe zwei Kinder (jetzt 10 und 6), die eine Woche bei der Mutter und eine Woche bei mir leben. Meine Freundin hat einen 9 Jahre alten Sohn, beide wohnen nur 5 Min von mir entfernt, also wir wohnen noch nicht zusammen. Wir leben somit zur Zeit ein recht offenes Patchworkgefüge, bei dem meine Freundin und ihr Sohn in meiner Kinderwoche desöfteren hier sind und gelegentlich hier schlafen.
Wir leben diese Zeiten dann als "zusammengewürfelte" Familie mit allen schönen und weniger schönen Seiten.
Meine kleine Tochter ist da ganz unkompliziert und nimmt die beiden freudig an. Mein Sohn ist differenzierter und "schaut" erst mal, was er davon hat, ist aber im gesamten (wieder) entspannt und macht sein Ding. Der Sohn meiner Freundin ist ebenfalls sofort "dabei", wenn er und seine Mutter zu uns kommen und fügt sich echt flexibel in die Situation ein. Untergraben wird die Lockerheit bei ihm "lediglich " dadurch, wenn sein Papa in seiner Gegenwart wieder den "armen verlassenen Mann" herausgekehrt hat und ihn so in einen Loyalitätskonflikt bringt und er sich insolchen Situationen verständlicherweise schwer tut, sich auf die "neue Familie" einzulassen- da heistes dann wieder zurückrudern.
Wir Großen haben meist einen guten Zugang zu den Kindern und sie umgekehrt zu uns, ABER, es ist ähnlich wie bei euch, die Affinitäten zwischen den eigenen Kindern, bzw. Eltern sind einfach größer - naturgemäß. Solnage sie die Wahl haben zwischen eigenem Elternteil und neuem Partner wird so gut wie immer der eigene Elternteil bevorzugt, sei es beim Salami schneiden, beim zu Bett bringen oder beim trösten. Und,.. mir geht es genauso. Ich fühle mich meinen eigenen Kindern einfach näher und ertappe mich häufiger dabei, dass ich bei meinen eigenen Kindern eine höhere Toleranzgrenze habe, als gegenüber dem Sohn meiner Freundin.
Meine Freundin kann das etwas besser und wir spüren das auch. Sie wünscht es sich natürlich von mir auch, dass ichmich hier und da mal etwas offener zeige gegenüber den Eigenarten ihres Sohnes. Da fällt es mir schon leichter, die Seiten die ich bei ihm als positiv empfinde, anzunehmen, als gelassen über "Unarten" hinwegzusehen. Gefühlt ist es aber so, das ich meine, wir 5 können in userer Unterschiedlichkeit eine ganze Menge voneinander mitnehmen. Und da haben ALLE ihren Platz.

Das finde ich dann auch wichtig, dass dieses Gefühl entsteht bei den Kindern und Erwachsenen, dass jeder seinen berechtigten Platz in diesem Gefüge erhält. Da geht es ja nicht um Kind ODER Frau, sondern Kind(er) UND Frau und letztlich Alles zu seiner Zeit. Diese UND ist für die Stabilität einer zusammenwachsenden Neufamilie glaube ich sehr wichtig, weil es ALLEN Beteiligten Klarheit gibt. Wenn das gefühlt da ist, ist es denke ich auch nicht hemmend, wenn du dich (oder jedem anderen, dem es so geht), deinem eigenen Kind näher fühlt als dem Kind des Partner. Blut ist dicker als Wasser , sagt man, und das wohl nicht zu Unrecht und es hat wohl auch seine Berechtigung, das man es so fühlt. Man würde in einer intakten Ursprungsfamilie ja auch nicht diese tiefe Eltern-Kind-Verbindung in Frage stellen.

Ein Gedanke noch zum "scheitern" in der Ursprungsfamilie.
Ich kann dir das gut nachempfinden, dass du es dir (für dein Kind) anders gewünscht hättest und das mag auch deinem Freund mit seiner "alten" Familie so gehen, weshalb er vielleicht noch diese Nähe zu seiner Ex-Frau sucht.
Auch mir geht es dann und wann so, das ich hadere und es mir gar nicht gefällt, dass wir es (nicht zuletzt für unsere Kinder) nicht geschafft haben, was ich mir gewünscht habe: eine intakte Familie ein "Leben" lang. Ich meine, wir dürfen uns die Traurigkeit darüber schon zugestehen, denn es ist ja etwas Elementares, was da verloren gegangen ist und man hinter sich lassen muß. Aber ich denke auch, wenn man wieder "Land" sieht (so wie es sich bei euch darstellt), muß man nicht in diesem Gedanken verharren, sondern dann darfst du auch darauf vertrauen, dass deine neue Familie einen genauso hohen Stellenwert haben darf, wie Die, die man aufgeben musste.

Liebe Grüße
MarliJo
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

Liebe Gerda!

vielen Dank für deine Antwort!
JA, manchmal kommt es mir wirklich vor, wie lauter Aufgaben, die nach und nach gelöst werden müssen. Erst die intensive Beziehung zur Ex-- ich habe in meinem letzten Post ganz simpel geschrieben "es hat sich einiges geändert", aber das ging ja auch nicht von heute auf morgen und ohne Kampf. Im Gegenteil, auf die Statement meines Freundes, er möchte nur noch mit ihr "Elternpaar" sein, auf keinen Fall mehr "Liebespaar", aber "Freundespaar" eigentlich auch nicht mehr, da stand dann plötzlich ein Umzug in eine andere Stadt im Raum, eine Klage auf alleiniges Sorgerecht ihrerseits und eine Beschneidung des Besuchsrechts. Hat sich jetzt glücklicherweise alles gelöst, geklärt, eingerenkt (denn auch wenn ich wirklich nicht immer richtig finde, was die Mutter seines Kindes macht und wie- ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie bisher die Stärke bewiesen hat, nichts auf dem Rücken ihres Kindes auszukämpfen).

Tja, und nun "dieses Problem". Das wird sicher eher durch eine veränderte Einstellung, neugewonne Erkenntnisse und viel gemeinsame Zeit zu lösen sein. Und dazwischen und danach kommen ganz sicher noch viele andere "Aufgaben". Sind wir bereit, diese in Angriff zu nehmen? Irgendwie bin ich immer diejenige, die mit diesen Patchwork-Dingen ein Problem hat- mein Freund sieht das irgendwie gelassener. Für ihn ist alles gut so, wie es ist. Für ihn ist seine nevende Freundin (also ich ,) ) das Problem, die diese Familie nicht einfach nur so hinnehmen kann, wie sie jetzt eben ist. Ich denke jetzt ganz sicher nicht an Trennung, aber: werde ich auch in Zukunft bereit sein, die anstehenden Aufgaben zu lösen? Wird er weiter bereit sein, sich mit Dingen auseinander zu setzen, die für ihn erst dadurch zum Problem werden, weil sie für mich eines sind?

8Jahre ist eine lange Zeit! Wenn man so kleine Kinder hat und sich von Monat zu Monat so wahnsinnig viel verändert, so wahnsinnig große Entwicklungsschritte passieren, dann sind 8Jahre unvorstellbar viel.Und auch aus einem anderen Grund sind 8Jahre viel Zeit: Ich hätte auch gerne irgendwann nochmal ein gemeinsames Kind. Die Vorstellung war irgendwann mal greifbar und eher noch von seinem Unwohlsein im neuen Job ausgebremst als von allem anderen. Im Moment ist es undenkbar. Er möchte jetzt auf keinen Fall, wo die Familiensituation-wer gehört wohin?-so offen ist. Und er hat das Gefühl, dass das seinen Sohn "aus der Familie rausdrängen" könnte. Das kann ich gut verstehen. Die Vorstellung, jetzt in dieser Konstellation noch den richtigen Platz für ein gemeinsames Kind zu finden, fände ich auch schwierig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese Familenkonstellation für mich aber auch schwierig zu tragen ist, weil sie eben jetzt kein Wunschkind ermöglicht. Dass ich deswegen mit der Patchworkfamilie hadere, weil ich deswegen (jetzt) ein weiteres Kind mehr kriegen kann und dass ich jetzt kein weiteres Kind kriegen kann, weil ich unzufrieden mit der Familienkonstruktion bin. Ein Teufelskreis!

PS und so selten ist das Kindergartenproblem nicht. Papa-Wochenende heißt in unserem Fall Donnerstag bis Montag, also sicher ein Tag pro Woche, wo beide Kinder in die Kita gebracht werden müssen, und dazu noch spontane Besuche seines Sohnes bei uns. Da ich unregelmäßig arbeite (Schichtdienst als KRankenschwester), kann öfter mal jeder sein Kind selber in die Kita bringen, aber es kommt doch oft genug vor. Und klar, dass meine Tochter auch mal nach dem Frühstück in die Kita kommt- da müssen die Erzieher drüber stehen, aber irgendwie liebt sie da ihre Routine sehr und wenn sie nach dem Frühstück geht, gibt es immer Abschiedtränen und -gebrüll von dem Kind, das sich sonst eigentlich immer auf die Kita freut.
zebra777
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Re: Wird es jemals "richtig" sein?!

Beitrag von zebra777 »

Marli Jo, auch dir lieben Dank für deine ausführliche Antwort und deine Anregungen! ICh muss nun erstmal mein Kind abholen und den schönen sonnigen Tag mit ihr genießen, melde mich aber gerne heute Abend noch mal zurück! :winken:
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