Mutter und Lehrerin (!) als Erzieherin eine Niete?

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wieschöndassesdichgibt
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Mutter und Lehrerin (!) als Erzieherin eine Niete?

Beitrag von wieschöndassesdichgibt »

tja, da sitz ich nun, und schreibe an euch, ich glaube, so allein wie ich gibt es wenige...

ich lebe in Italien (seit ich 20 bin), habe 2 Töchter (15 und 16), die seit 2 Jahren mit ihrem Vater leben. Ich bin seit 7 jahren getrennt. Meine Familie wohnt in Deutschland, meine Töchter ungefähr 700 km entfernt. Ich bin aus beruflichen Gründen hier im Norden Italiens; vor drei Jahren wurde ich beamtet, aber ich musste dafür hier die Stelle annehmen.
Meine Töchter sind natürlich mit mir hier hergezogen: ich kann euch nicht sagen, es war eine wirklich schlimme Phase; sie machten mich dafür verntwortlich, dass ich sie sozusagen aus ihrem Umfeld herausgerissen hatte; sie fanden keine Freunde, die Ältere versuchte es nicht mal, neue Freunde kennenzulernen, und verschloss sich, wurde depressiv; die Kleinere musste, um von der Gruppe der Klassenkameraden aufgenommen zu werden, genauso "halbstark" werden wie sie; sie hatte bis dahin immer ganz gute Noten gehabt aber seit dem Jahr ging es bergab.
Das Jahr danach habe ich zugestimmt, dass sie zu ihrem Vater ziehen, zurück in ihre Stadt am Meer, zu ihren Freunden, ihrem Hund ;o)...
Es war nicht leicht, aber ich wollte nicht, dass sie hier eingehen und unglücklich sind.

Aber in der Schule ging es immer schlechter... der Vater arbeitet ganztags und hat wohl auch nicht die Kraft gehabt, ihre Ergebnisse zu kontrollieren;
na ja, heute bekomme ich die Nachricht, dass beide nicht versetzt werden. Die Ältere wurde schon hier im Norden nicht versetzt.

Wie oft haben wir darüber geredet, gute Vosätze haben sie gehabt, aber dann...ich weiss nicht, ich fühl mich ganz einfach konfus, und dazu bin ich auch noch Lehrerin!! Wer, wenn nicht ich müsste Bescheid wissen, wie man Kinder, Jugendliche motiviert?? und das Tolle ist, dass ich das auch mache...aber es hat bei meinen eigenen Kindern nicht geklappt.

Es ist ja nicht so, dass jetzt die Schulergebnisse das Wichtigste im Leben sind, aber in diesem Moment fühle ich mich für alles schuldig: hat die Trennung dies verursacht? Hätte ich die Beamtenstelle nicht annehmen sollen? Und weiterhin nur Zeitjobs? Ist das der Anfang vom Ende?

Ich will doch nur, dass sie ihren Weg gehen, und ihre Chancen nutzen, und sie schmeissen alles hin und ich fühle mich machtlos.

Es ist ein konfuser Brief, ich weiss, ich frage mich auch, ob es überhaupt Sinn hat, sehr wahrscheinlich antwortet auch niemand darauf; es gibt ja auch Schlimmeres ;o)

vielleicht sieht die Sache morgen anders aus, aber in diesem Moment weiss ich einfach nicht welchen Weg ich gehen soll...

Ich möchte nicht, dass sie ihre Zukunft "versauen", wir wissen doch alle, wie schwer es ist, einen Platz in der Gesellschaft zu finden, und ich fühle mich machtlos...
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Pauline
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Re: Mutter und Lehrerin (!) als Erzieherin eine Niete?

Beitrag von Pauline »

Hallo wieschödassesdichgibt,

Ja es ist schön, dass es DICH gibt und willkommen!

Und nun erst mal zu dir. Kopf hoch!! Es ist immer jemand da, der an dich denk und dich versteht. Sehr gut sogar, da mir zur Zeit ähnliches passiert!
:trost:

Meine Mädchen 17 u 15 leben auch beim Vater, auch gestern erfahren, nicht versetzt. Dazu die Schuldzuweisung alles nur durch die Trennung!

Verstehe wirklich sehr gut, dass du verzweifelt bist.

Es gibt kein Blindversuch, der aussagt, was wäre wenn. Es ist, wie es ist. Und du bist nicht Schuld, schließlich hast du alles richtig gemacht, was in deiner Macht steht.
Du mußtest schon die Stelle annehmen, es geht ja auch um dein Leben und es ist in der heutigen Zeit als Frau alleine sehr wichtig einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.
Und dass du die Mädchen zum Vater gelassen hast ist auch richtig, sie wollten es ja selber, du hast sie nicht verstoßen.

Ach, eine richtige Hilfestellung kann ich dir auch nicht geben. Jeder Fall ist individuell und ich weiß zu wenig von dir. Wie schon geschrieben, ich verstehe dich sehr wohl und höre dir zu, wenn du dich aussprechen möchtest.
Hast du dort in Italien irgend jemand vor Ort, der dir zuhört und dem du vertrauen kannst?
OK, nochmal Kopf hoch!!
Es grüßt Pauline
wieschöndassesdichgibt
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Re: Mutter und Lehrerin (!) als Erzieherin eine Niete?

Beitrag von wieschöndassesdichgibt »

Ach wie schön Pauline,

das ist aber sehr lieb von dir, und es tut gut zu hören, dass es sogar die gleichen Situationen gibt ;o)
Leider habe ich zwar viele Bekannte, aber keine richtigen Freunde hier. Für Freundschaften braucht man Zeit und ich bin hier erst seit 2 1/2 Jahren; obwohl ich ein sehr kommunikativer Typ bin, ansonsten auch sehr positiv, ist es hier in diesem Teil Italiens (Comer See, Nähe) nicht sehr einfach tiefe Beziehungen einzugehen, die Leute sind sehr distanziert (mehr noch als die Deutschen!!!) und es bleibt immer alles an der Oberfläche.
Wie oft habe ich in letzter Zeit Sehnsucht einfach nach einer Gegenwart habt, ein Mensch, der einfach da ist; leider muss ich alle meine Sorgen für mich behalten.
Klar ich habe viele echte Freunde, aber die leben entweder in Deutschland oder 650 km weg im Süden.

So ist es, aber ich will mich nicht bemitleiden; es gibt Schlimmeres :o)

Würde mich freuen, mit dir in kontakt zu bleiben :o))

Ciao,
Vi
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Pauline
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Re: Mutter und Lehrerin (!) als Erzieherin eine Niete?

Beitrag von Pauline »

Halloo wieschöndassesdichgibt,

Es ist schön, dass sogar über das Internet Kontakte und Verbindungen entstehen können.

Kannst du denn deinen Freunden und Bekannten eine E-Mail schicken und so mit jemandem Vertrautem reden? Telefonieren ist ja auf diese Entfernung auch sehr teuer.

Tiefe Beziehungen müssen wachsen, glaube ich.

Manchmal verbindet auch ähnlich erlebtes.
Also mach´s gut.

Pauline

kannst mir auch unter Private Message schreiben, wenn es nicht für alle lesbar sein soll.
Es grüßt Pauline
Westi
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Re: Mutter und Lehrerin (!) als Erzieherin eine Niete?

Beitrag von Westi »

Hallo Vi,

zunächst mal finde ich es ganz toll von Dir, dass Du gemerkt hast, dass es Deinen Töchtern schwer fällt bei Dir. Es ist eine große Charakterstärke von Dir, sie dann zu ihrem Vater zurück zu lassen.

Ich glaub nicht, dass wir auf die Entfernung viel für Dich tun können. Wir können, wie Pauline schon sagt nur für Dich da sein, wenn Du jemanden zum reden (schreiben) brauchst, aber ich denke, dass tun wir alle gern!

Oft hilft es, wenn man sich mitteilen kann.

Kannst Du eigentlich mit Deinem Ex gar nicht mehr kommunizieren?

Gibt es für Deine Töchter vielleicht eine andere Vertrauensperson dort wo sie leben, der sie sich mitteilen können? Ich habe das Gefühl, Deine Töchter schwimmen zur Zeit ziemlich haltlos durchs Leben! Vielleicht brauchen Sie einfach Halt unter den Füßen. Den könnte Ihnen vielleicht auch jemand anderer als der Vater geben, z.B. Oma oder Freundin von Dir, vielleicht auch Mitarbeiter des JA? Hast Du Kontakt zu Deinen Töchtern?

Aber lass Dir nur nicht das schlechte Gewissen einreden, dass es so schlimm für die Kinder ist, wenn die Eltern sich trennen. Mit Sicherheit ist es schlimm, aber es kommt immer darauf an, wie die Eltern damit umgehen!

Vielleicht kannst Du versuchen, mit Deinem Mann zu reden. Wie sieht er eigentlich die ganze Geschichte? Was hat er als Begründung für die Entwicklung Eurer Töchter?

Laß den Kopf nicht hängen, wir versuchen, Dir zu helfen!

Viele Grüße
Anja
Fülle nicht das Leben mit Tagen, sondern den Tag mit Leben!
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