...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Powervoice79
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...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von Powervoice79 »

Hallo zusammen,

ich wende mich an diese Board, da ich mit meinem laienhaften Latein am Ende bin!
Zuerst einmal die Gegebenheiten und ein klein wenig aus meinem Leben.

Ich selbst bin 30 Jahre alt und kenne meinen 39 jährigen Partner nun ein Jahr. Bevor ich diesen Mann kennen lernte schwor ich mir, wenn ich wieder eine Beziehung eingehe, nur noch einen Mann ohne Kind, da ich aus der letzten Beziehung, schon genug mitbekommen hatte, was mich abschreckte solch komplizierten Konflikte mitzuerleben und evtl. mitauszustehen!

Es kam aber anders! Ich lerne die Liebe meines Lebens kennen und nach ein paar Tagen eröffnete er mir, dass er eine 9 jährige Tochter hat, seit 5 Jahren geschieden ist und seit einem Jahr getrennt von einer festen Freundin lebt!
Mir stand die Begeisterung ins Gesicht geschrieben! Aber die Zuneigung zu diesem Mann überwog und ich lies mich darauf ein.
Die Kleine lernte ich sogleich nach drei Wochen kennen, es harmonierte vom ersten Moment an sehr gut und es gab auch über die Mutter der Kleinen keine dreckige Wäsche zu waschen. Alles sehr ruhig und ausgeglichen.
Selbst die Begrüßung des eigenen Vaters, wenn sie alle zwei Wochen zu uns kommt, ist verhalten. Wohingegen sie mich fast umrennt und mich herzlich mit Schmusereien begrüßt!
Nun zum Kern meines „nicht mehr weiter Wissens“!
Seit zwei Monaten drängt die Kleine, nun 10jährige, sich wo sie kann zwischen ihren Vater und mich. Ob’s im Restaurant die Platzwahl ist und sie sich dazwischen setzt oder im Kino den Platz zwischen uns wählt bis hin zum heimischen Mittelpunktplatz auf der Couch! Selbst wenn mein Partner und ich uns spazieren gehend die Hand reichen, sie ergreift sofort die andere, wartet ab bis ich die Hand meines Partners loslasse und greif beherzt (wieder dazwischen) zu dieser Hand.
Abends dann ist sie wieder ein Herzchen und es ist als ob Nichts wäre. Sie schmust und drückt einem Küsschen auf und so manchmal wird mir das ein wenig zuviel!
Nun habe ich sie schon einmal im Restaurant und im Kino gebeten den Papa in die Mitte zu lassen und siehe da, sie verzieht das Gesicht, rückt aber einen Platz auf.
Letztes Wochenende dann das (für mich) Unglaubliche!
Sie behauptete unter unzähligen Tränen bei Ihrem Vater, dass ich gesagt haben soll, „wenn sie mit den anderen Kindern nicht mehr spielen wolle (die wir an einem Abend zu Gast hatten) wir sie sofort heim zu Mama fahren würden“!
Mein Partner sagte mir an diesem Abend nichts, dachte darüber nach und sprach mich am nächsten Tag an und schilderte mir den tränenreichen, teils hysterischen Ausbruch seiner Tochter über das was ich gesagt haben soll.

Ich saß am Tisch und beteuerte meine Unschuld. Ich erklärte ihm, dass ich bei seiner Tochter war um sie zu trösten nachdem ihr das Spielen mit den anderen beiden Mädels (5 und 6 Jahre) zu bunt geworden war! Papa wollte am Tisch sitzen bleiben. Ich stand nach 5 Minuten auf, ging zu ihr ins Zimmer, drückte sie und sprach ihr noch ein wenig Muse zu und dass die zwei Mädels mit ihren Eltern eh nicht mehr lange bleiben würden. Sie schluchzte, dass sie lieber einen schönen ruhigen Abend zu Dritt auf der Couch mit einem schönen Film verbracht hätte. Ich entgegnete ihr, dass ich das verstehen könne, wir uns aber auch über den Besuch von Freunden freuten, die über ihre letzte Reise berichteten. Sie fing sich sehr schnell und ging wieder zu den anderen.

Das alles erzählte ich meinen Partner und war selbst sehr geschockt! Ich schlug ihm vor das doch nächstes Wochenende wenn die Kleine wieder da ist am „runden“ Tisch zu klären. Er entgegnete mir, dass er das für sich noch ausmachen müsste ob das Gespräch zu dritt oder doch nur zwischen ihm und seiner Tochter stattfinden würde.
Alles was ich noch dazu sagte hatte keinen Bestand und wurde mit einem gelangweilten „abnicken“ weggesteckt!

Heute Morgen noch fragte er mich warum ich noch immer so reserviert sei!
Ich erklärte ihm, dass ich mir das Verhalten seiner Kleinen keineswegs erklären könne, unheimlich verletzt bin und nicht fassen kann, dass er mir nicht glaubt! Ich sagte ihm dazu noch, dass ich mich frage was er ihr dann als nächstes durchgehen lassen wollte, - wenn sie irgendwann kommt und behauptet ich hätte ihr eine Ohrfeige gegeben!!!
Er drehte sich weg und sprach kein Wort mehr. Ich stellte somit die Beziehung in Frage und bekam von ihm nur ein müdes: „na dann ziehe deine Konsequenzen“!

Nun sitze ich da und weiß gar nicht mehr wie ich ihm, noch seiner Tochter am Wochenende entgegengehen soll/kann/darf!!!


Kann mir jemand einen guten Rat geben?

Viele Grüße
Power
MarliJo

Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von MarliJo »

Hallo Powervoice,

herzlich willkommen hier !

So wie du es beschreibst, finde ich, habt ihr ja anfänglich schon vieles auf eine gute Basis stellen können, was den Umgang mit der Tochter und dir angeht, harmonisch und vertraut.
Kinder sind von Natur aus ja auch aufgeschlossen Neuem gegenüber, solange ihnen da keine Steine in den Weg gelegt sind. Dennoch sind sie natürlich eigenständig handelnde kleine Menschen, die eben aus scheinbar nicht nachvollziehbaren Beweggründen, dem Erwachsenendenken "dazwischen funken", indem sie "plötzlich" so handeln, wie du es beschreibst (beim Hand halten, Kinobesuch...). Das , was seine Tochter anfangs als ganz unkomplizirt empfunden hat, gelingt ihr so nun vielleicht deshalb nicht mehr, weil sie sich ausmahlen mag, dass die Sache mit dir und dem Papa einen Harken haben, beziehungsweise bekommen könnte und ihr durch eure Beziehung ja etwas verloren gehen könnte. Das , was sie instinktiv und sicher unbewusst tut, ist dagegen steuern, indem sie versucht, ihren Papa etwas mehr für sich zu vereinnahmen.
Ob sich das Verhältnis zwischen dir und der Tochter ändert/verbessert/verschlechtert, hängt denke ich davon ab, wie ihr mit ihrem Bedürfniss nach Wahrnehmung und Nähe umgeht.

Das, was am letzen Wochenende geschehen ist, finde ich ehrlich gesagt, gar nicht so unglaublich und aus Sicht des Kindes nicht einmal unnormal.
Da ist bei ihr das Bedürfnis, dass sie ja eigentlich lieber am besagten Abend mit euch "einfach nur" auf der Couch gesessen hätte (natürlich Papanähe suchend). Stattdessen hat sie es vielleicht als Zwang empfunden, mit den beiden anderen Kindern, spielen zu müssen? Oft möchten die Kinder selbst aussuchen, mit wem sie wann spielen wollen und finden es zudem ganz uncool. mit jüngeren über längere Zeit zu spielen. Ganz klar, ihr als Erwachsene habt auch berechtigte Bedüfnisse und damit muß ein Kind auch umzugehen lernen. Deshalb finde ich, hast du es richtig gemacht, als du zu ihr gegangen bist und ihr erklärt hast, was das Spielen angeht. Das hat ihr in diesem Moment vermutlich nicht gereicht und sie hat dich gegen den Vater ausgespielt. Das ist nach meiner Erfahrung (leider) etwas fast alltägliches, was ja auch in ganz normalen Familien geschieht, das Kinder versuchen etwas durchzusetzen, was ihrem momentanen Bedürfniss entspricht.
Sicher kann man das als Lügen ansehen, doch ich denke hintergründig hat es etwas mit Grenzen austesten zu tun und mit dem Signalen senden.
Ich finde es auch wichtig, das der Vater ihr deutlich mach, dass diese Art ihren Verhaltens nicht in Ordnung war. Nur denke ich, das sollte er allein mit seiner Tochter klären und ohne, dass sie dabei das Gefühl bekommt, sie müsste sich an den Pranger gestellt fühlen.
Auch meine ich, dass es gut wäre, ihr würdet ihr kindgerecht erklären, dass sie keine Sorge haben muß, dass ihr durch eure Beziehung "einStück Papa" verloren gehen könnte, aber auch, dass Erwachsene auch IHRE Zeiten haben und brauchen, in dem sie mal einem Moment für sich sind.

Nein, mein subjektiver Eindruck sagt mit, dass ich aus dieser Sache, keine große Sache am runden Tisch machen würde,.. vor allem nicht, wenn ihr Erwachsenen noch nicht eure Unstimmigkeiten in dieser Sache bereinigen konntet.
Zeigen, klar machen, dass ihr verstanden habt, worum es ihr geht, aber es nicht möchtet, dass sie sich auf diese Art und Weise durchsetzen will. Mehr nicht.

Am Ende möchte ich noch einen Gedanken äussern.
Ich finde es wichtig, dass ihr beiden als Erwachsene in den schwierigen Situationen, was das Zusammenleben zu Dritt am Wochenende nicht GEGENeinander arbeitet, sondern ein MITeinander sucht. Schnell wird das die Tochter registrieren und Gelegenheiten suchen und finden, wieder einen Keil (unbewusst) zwischen euch zu treiben. Und schnell fühlt sich der Eine oder der Andere vernachlässigt und es wird schwer für deinen Partner, da Wege zu finden, die alle Beteiligten nicht weiterins Dilemma führen.

Liebe Grüße
MarliJo
Powervoice79
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Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von Powervoice79 »

Hallo an die Ratgeber, :-)

zuerst einmal danke ich Euch ganz herzlich für die Antworten, aber auch Denkanstöße!

Leider kann ich nicht davon berichten, dass mein Partner und ich uns bis jetzt über diese Thema noch einmal abschließend unterhalten haben und uns für das nächste, das kommende Wochenende, im Klaren sind wie wir der Kleinen gegenüber auftreten!
Wir führen nämlich seit dem gestrigen Morgen „Sprachdiät“! Keiner sagt was, ich bin verletzt und er stur, denn sein kleiner Engel käme ja nie auf die Idee sich sowas auszudenken!
Seit gestern Abend bin ich am abwägen, -ansprechen – oder besser bleiben lassen-, nicht dass die Kleine auch noch mitbekommt dass wir im Streit waren/sind und evtl. an der Nähe, die der Papa ihr derzeit beimisst, auch noch Gefallen findet und den nächsten Keil sucht und setzt!
Am liebsten wäre es mir fast, wir ließen es auf sich beruhen. Ich weiß was ich gesagt habe und was definitiv nicht! Der Kleinen gegenüber würde ich selbst gerne kein Wort mehr darüber verlieren und einfach ein schönes Wochenende verbringen, an dem ich den beiden alleine, Samstag oder Sonntag, mal einen Tag alleine gönne!
Mir ist nämlich auch klar geworden, dass die Kleine viel zu nah zu mir ist und erst beim Zubettgehen auf den Papa besteht. Am Wochenende bin ich immer überall involviert und mein Partner entscheidet fast gar nichts mehr selbst... auf der einen Seite - schön gefragt zu werden, auf der anderen Seite bin ich immer die, die dann mit der Kleinen entscheidet zu welcher Unternehmung wir uns begeben!
Dieses Wochenende habe ich mir für Samstagmittag bis Abend was vorgenommen und ich weiß jetzt schon, dass es der Kleinen nicht schmecken wird!

Nun versuche ich heute noch mit meinem Partner wieder ins Reine zu kommen, auch wenn das für ihn bedeuten könnte, dass es mir egal ist inwieweit er mir was zutraut, aber ich bin die Streiterei nun wirklich leid.

So, dann danke Euch nochmals für die Ratschläge. Ich bleibe gespannt was noch so alles auf mich zukommt.

Viele Grüße
Power
schmacko
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Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von schmacko »

Hallo Powervoice,

Ferndiagnosen sind immer vage, aber kann es sein, dass Du die Kleine als Konkurrenz um die Zuneigung Deines Freundes siehst? Es liest sich ein wenig so ("sie drängt sich zwischen uns"/"ich weiss, dass es ihr nicht schmecken wird").

Achte bitte mal darauf, was Du in den beschriebenen Situationen fühlst. Ist da vielleicht Wehmut, Unmut oder fühlst Du Dich zurückgesetzt?

Wenn dem so ist, so bin ich sicher, dass Du - auf sehr diskrete und erwachsene Weise - dagegenarbeitest. Vielleicht bist nur gereizt oder Du versuchst, die Aufmerksamkeit Deines Freundes wieder auf Dich zu ziehen. Wenn die Kleine das spürt, wird sie schon aus Angst versuchen, sich dagegen zu wehren. Auf direkte und kindliche Art und ungehindert durch ein voll entwickeltes Gewissen. Du auf der anderen Seite kannst einen sochen Kampf nicht guten Gewissens gewinnen.

Wenn es sich so verhält, rate ich Dir einzusehen, dass sie an den Wochenenden vollen Anspruch auf ihren Papa hat. Du bist für sie eben nicht die zentrale Person und kannst durchaus mal stören. Und: Für Kindeswohl müssen wir eben zurückstecken - wie wir aus vielen Einträgen in diesem Forum sehen können: Nicht nur für das Wohl unserer leiblichen Kinder.

Erleichtere Deinem Freund sein schlechtes Gewissen Dir gegenüber, nimm ihn in den Arm und sag ihm, dass es Dir Leid tut und dass Du sein Verständnis brauchst. Versöhnung ist doch immer am schönsten. :D

Mach mal "Power off"

Viel Glück,

Schmacko
Christina2010
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Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von Christina2010 »

Hallo Powervoice79,
ich kann gut nachvollziehen, wie es dir dabei geht. Bei uns dauert dieses Spiel nun schon bald drei Jahre und kein Ende ist in Sicht.
Ich glaube man braucht Geduld und einen gewissen emotionalen Abstand zum Verhalten des Kindes des Partners, denn schließlich ist man ja nicht persönlich gemeint, jede andere Partnerin an seiner Seite hätte das gleiche Problem. Man sollte vom Kind nicht zu viel erwarten, wenn es irgendwann soweit ist, einen als gute Freundin zu akzeptieren ist schon viel erreicht. Mittlerweile enthalte ich mich jeder erzieherischen Maßnahme und jeder mütterlichen Attitüde, weil sonst der Widerstand zu groß wird. Wichtig ist, dass die Partnerschaft sonst gut läuft, dann ist es zu ertragen.

Christina2010
schmacko
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Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von schmacko »

Hi Christina,

das Ende der bestehenden Probleme wird kommen. Mit der Pubertät, der Ablösung der Kleinen von den Eltern und der weiteren Persönlichkeitsentwicklung gibts dann neue Fragestellungen. ,)

Aber wie Du sagst: Grundsätzlich den Papa machen zu lassen ist schon richtig. Und wenn Dich die "Kleine" dann mal braucht, hast Du als "mütterliche Freundin" vielleicht den besten Part.

Halte durch!

Smack
Christina2010
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Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von Christina2010 »

Hallo Schmacko,
durchzuhalten ist mitunter gar nicht so einfach, es gibt immer mal wieder Zeiten, wo mir das alles unheimlich auf die Nerven geht und ich meinen Partner und seinem Kind mal kräftig die Meinung sagen möchte. Aber wozu? Er wird weiterhin, wenn er mit seinem Kind zusammen ist, 24h am Tag voll und ganz Vater sein, ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen, alles durchgehen lassen. Zur Zeit in den Ferien ist es zum Beispiel so, dass das Frühstück nicht vor 11.00 beginnt, weil die kleine nicht vor 23.30 ins Bett geht, bzw. das Einschlafritual mindestens 1 1/2 h dauert. Selbstredend bin ich dann müde. Da er wünscht, dass gemeinsam gegessen wird, steht das von mir gemachte Frühstück bereits zwei Stunden auf den Tisch und ich versuche in der Zeit wo das Kind noch schläft wichtige Arbeiten zu erledigen, da sie ,wenn sie wach ist, die ganze Aufmerksamkeit fordert. Selbstredend wird mein Essen meistens nicht gemocht, bei Mama schmeckt es halt besser. Es finden eben die üblichen Spielchen statt. Sie ist es nicht gewohnt sich allein zu beschäftigen, ich versuche das zu ignorieren und mache erst meine Arbeit fertig, aber es stört schon, wenn ein Kind daneben sitzt, wartet, fragt und zuschaut. Ich fühle mich dann unter Druck. Mein Partner arbeitet ebenfalls selbständig und nimmt sich, wenn sie da ist, quasi frei. Das Kind ist fast hälftig da, was zur Folge hat, dass er in der kinderfreien Zeit eigentlich ständig am Arbeiten ist, denn das Geschäft muss laufen. Mit anderen Worten, partnerschaftliches kommt eigentlich zu kurz. Ich finde es nicht gut, dass sein Kind nicht mit unserem wahren Alltag konfrontiert wird und es immer nur eigentlich "Freizeit" erlebt. Es lebt wie in einer Käseglocke. Mir wäre es lieber nicht die Hälfte des Monats sechs Tage in der Woche 10h arbeiten zu müssen, damit in der Zeit, in welcher sein Kind da ist, frei ist. Denn es ist für mich keine freie Zeit, Der Umgang mit dem Kind ist oft für mich keine Entspannung und Vergnügen, sondern reine Beziehungs-, Betreuungs- und Versorgungsarbeit, ein Danke schön gibt es dafür auch nicht, eher Kritik, da ich nicht die Mutter bin. Ich träume von einem normalen Tagesablauf mit einem 8h Job für fünf Tage die Woche, einer klaren Tagesstruktur, etwas Zeit für das Kind unter der Woche und einem normalen Wochenende, welches dann für Familiäres Raum gibt.
Schlimm sind Urlaube. Dann ist das Kind der Chef. Beim letzten Mal kam ihm außerdem noch die Idee, mit seinem Kind und mir die Orte aufzusuchen, die damals in der Partnerschaft mit der EX-Frau bedeutsam waren. Er hat ihm sogar das Krankenhaus gezeigt, in welchem es geboren wurde und die Krankenschwestern hielten mich für die Mutter und fragten mich über die Geburt etc. . Er zeigte seinem Kind auch den Hochzeitsort, ehemalige Wohnorte auf. Ich bin dabei gewesen und kam mir sehr blöd vor. Machmal überlegte ich mir, ob ich nicht lieber so tun sollte ich sei bei ihm als Hauswirtschafterin und Nanny angestellt und reise eben mit, denn so kam ich mir dabei vor. Die vier Wochen waren jedenfalls für mich kein wirklicher Urlaub, sondern eher eine Zumutung und zudem auch noch teuer.
Mit seinem Kind komme ich nur aus, wenn ich mich weitgehend zurück ziehe und es machen lasse, denn es hat immer das letzte Wort. Das Blöde ist, das seine Erziehungsmethoden ihm offenbar Recht geben, denn das Kind ist sehr erfolgreich, ist in allen Fächern sehr gut, hat Freunde, ist offenbar beliebt usw. Diesem Kind fällt alles zu. Ich finde es mitunter sehr anstrengend und anmaßend. Meine Kritik an bestimmten Dingen wird nicht ernst genommen, denn meine Kinder, die nicht bei mir wohnen, sind nicht erfolgreich. Mein Sohn ( 15) leidet noch heute unter der Trennung vor sieben Jahren. Er hat Depressionen und ist entsprechend schlecht in der Schule. Meine Tochter(22) ist chronisch krank seit Geburt. Aber sie wurden auch nicht mit goldenen Löfflen geboren, haben leider in der Ehe auch finanzielle Entbehrungen erfahren müssen, haben meine Sorgen mitgekriegt und mussten sich oft den Gegebenheiten anpassen. Mit anderen Worten, dass Leben mit all den Sorgen und Nöten haben sie abgekriegt und ich konnte sie davor nicht beschützen. Das ist der große Unterschied zwischen meinen und seinen Kindern. Das einzige schmerzhafte im Leben seines Kindes war die Trennung im Alter von knapp 2. Es kennt es also gar nicht anders. Es hat erlebt, dass es unheimlich wichtig ist im Leben seiner Eltern, die sich fast wettbewerbsmäßig um das Kind bemühen und ihre jeweilige Position bei ihm festigen wollen. So kommt es mir jedenfalls vor. Sein Kind macht vor allem die Erfahrung, dass es immer die erste Geige spielt. Sein Erziehungsstil begünstigt in meinen Augen Egozentrismus, leadershipqualitäten, ggf. auch Hochmut. Der Neid der anderen Eltern auf dieses Kind ist mir nicht angenehm und mir wäre es lieber, wenn seine Ex-partnerin und auch er etwas bescheidener wären.
Wenn meine Kinder bei mir leben würden, gäbe es ständig Ärger, weil sein Kind als das Jüngste wohl nicht mit dieser Rolle fertig werden würde, es sei denn, es könnte als Nesthäkchen ständig Sonderollen einnehmen, er würde vermutlich von meinen Kindern Rücksichtnahme einfordern. Wenn wir eine echte Patchworkfamilie wären, ginge unsere Partnerschaft kaputt. Und wenn wir ein gemeinsames Kind hätten, wüsste dieses wohl nicht, welchen Platz es einnehmen könnte, weil es ein "perfektes" Geschwister hat, was alles kann und alles weiß.
Als echte Patchworkfamilie wären wir eine Katastrophe. Schade.

Christina 2010
schmacko
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Registriert: 8. Januar 2010 12:35

Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von schmacko »

Hallo Chistina,

zunächst einmal schön, dass es der Kleinen so gut geht. Das ist mit nichts aufzuwiegen und ist auch Dein Verdienst!

Die Fragen, die zu klären sind, scheinen sich mehr um Eure Partnerschaft zu drehen als um die Tochter Deines Partners.

Warum lebt Dein Sohn nicht bei Euch? Hätte er Deine Zeit und Zuneigung nicht ebenso nötig wie die Tochter Deines Partners? Traust Du es Deinem Partner nicht zu, Deinen Sohn zu akzeptieren oder der hälst Du Dich für eine schlechte Mutter, wie das manchmal zwischen Deinen Worten herausklingt? Letzteres solltest Du nicht denken - es führt zu nichts Gutem.

Du beschreibst die wirtschaftlichen Notwendigkeiten als sehr sehr dominierend für Eure Zeiteinteilung. Ich höre auch heraus, dass Dein Partner gut verdient. Sind die Lasten der Lebensführung fair verteilt oder musst Du gemessen an Deinem Einkommen - relativ mehr zahlen? Warum bist Du in Deiner beruflichen Zeiteinteilung so viel flexibler als Dein Partner, der sich offensichtlich ausschließlich aber erfolgreich an den Rhythmus der Besuchsregelung seiner Tochter anpasst? Redet Ihr viel miteinander und über des jeweils anderen Arbeit - weist Du zuverlässig Bescheid über die Sachzwänge, die sich aus seiner Arbeit ergeben? Oder sagt er schlicht, das geht nicht?

Ich habe den Einduck, Dein Partner und Du müsst Euer Verhältnis miteinander klären. Was versteht er unter der Partnerschaft mit Dir? Geht er auf Dich ein und nimmt er sich Zeit auch für Dich, wenn Du ihn brauchst? Oder stellt er Arbeit und Tochter ohne wenn und aber über Eure Partnerschaft? Wen Du immer den Kürzeren ziehst, dann gibt es keinen Grund, mit ihm zusammenzusein - ausser, Du opferst Dich gerne auf oder kannst nicht alleinesein.

Es ist mir klar, dass die Gemengelage kompliziert ist und dass sich aus meinen Fragen allein keine Verbesserungen ergeben - es sind nur Denkanstöße.
Tinkaa
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Registriert: 14. Mai 2007 11:31

Re: ...was tun nachdem der Keil schon sitzt!

Beitrag von Tinkaa »

Hallo Christina 2010,

ich habe erst heute deine Zeilen gelesen.

Weißt du was ich mich die ganze Zeit gefragt habe: warum tut sie sich das an??? Wie lange will sie das noch so mitmachen???Was sagt dein Gewissen deinen Kindern gegenüber???
Ich finde auch das Problem liegt zuerst in eurer Partnerschaft und dadurch läuft das Fass mit den Problemen (das Kind) fast über... oder?

Überleg mal: Was würdest du deiner Tochter/einer Bekannten raten, wenn sie das gleiche Problem hätte wie du?
Vielleicht findest du dafür eine Antwort. - Mir hat es schon oft geholfen! :)

LG Tinka
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