Kinder geben einem so viel

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Bolz
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Kinder geben einem so viel

Beitrag von Bolz »

Hallo,

ich bin nun seit einiger Zeit in diesem Forum unterwegs und habe ab und zu auch mal was geschrieben. Ich hatte gestern Abend mit meinem Mann eine längere, unangenehme Diskussion und bin noch immer aufgewühlt. Vielleicht könnt Ihr mir helfen meine Gedanken zu ordnen.

Mein Mann hat sich vor 5 Jahren von seiner Ex getrennt, es gibt eine gemeinsame Tochter die heute 8 Jahre alt ist. Die Trennung und Scheidung war extrem schwierig, wir sind immer wieder mit Klagen von der Ex überzogen worden, 2 Verfahren laufen immer noch, aber durch einen Vergleich war letztes Jahr wenigstens mit dem Unterhalt Ruhe. Sie hat immense Unterhaltszahlungen erhalten damit mein Mann sein Kind sehen kann, ihn aber trotzdem immer mit dem Kind erpresst und ihn manchmal über Wochen nicht mal mit dem Kind telefonieren lassen. Soviel im Groben zur Vorgeschichte.

Ich habe im Moment das Gefühl mir wächst alles über den Kopf. Die letzten Jahre immer Post vom Rechtanwalt im Briefkasten, ständige Drohungen und Streitereien, Erpressungen. Nie konnten wir unsere Freizeit oder Urlaub planen weil immer die Ex dazwischen spukt. Ständig war was anderes mit dem Kind, ständig neue Forderungen, ich hatte Zeitweise das Gefühl die Ex "lebt" bei uns.

Mein Problem ist, dass ich im Moment überhaupt keine Freude mehr daran habe, dass die Tochter zu uns kommt. Sie ist der Mutter sehr ähnlich, will immer alles haben ( und bekommt es von der Mutter auch ), hat eine Austattung wie ein kleiner Popstar, kennt wenig Höflichkeit wie mit anderen teilen, tut Dinge heimlich wenn sie ihr nicht erlaubt werden. Eigentlich wohl das, was alle Kinder irgendwie mal machen. Man kann an ihr nicht erkennen, dass sie sich mal wirklich über etwas freut. Sie ruft z.B. niemals meinen Mann mal an, obwohl er regelmäßig meist alle 2 Tage sie anruft. Aber wenn sie was haben will kann sie telefonieren um es zu bekommen. Weihnachten waren wir bei meinen Eltern und sie hat ihre Geschenke z.Teil nicht mal ausgepackt, sie ist einfach so "satt". Das war echt das traurigste Weihnachten das ich je erlebt habe. Ist sie bei uns ist sie irgendwie teilnahmslos, das liegt aber nicht an der Umgebun, sie ist wohl immer so. Nur wenn man sich ausschließlich mit ihr beschäftigt kann man sie begeistern, das ist sehr anstrengend. Andere Kinder sehe ich schon mal fröhlich lachend oder wissbegierig, sie ist immer nur irgendwie gelangweilt. Auch wenn ihre Freundinnen da sind, wir etwas mit unseren Pferden unternehmen etc. nichts macht einem selbst die Freude zuzusehen, dass sie sich freut. Da ist nie Begeisterung. Wenn etwas nicht klappt wird sofort aufgegeben, keinerlei Ehrgeiz, nur bei Geschenken die außergewöhnlich sind ( Nintendo, Fernseher, Handy, Gameboy, Urlaubsreise). Gegessen wird nur Pommes, Nudeln und Pizza, sonst gibts ein langes Gesicht am Tisch und ein "ich will zu Mama".

Ich habe nun seit Tagen nachgedacht wie ich damit umgehen soll. Wenn ich ehrlich in Worte fassen soll was ich fühle fallen mir nur die Worte ein: warum mache ich das eigentlich? Nichts an diesem Kind macht mir Freude, es ist wirklich total frustrierend sie um sich zu haben, dabei ist sie wenn man über das was ich geschrieben habe hinwegsieht einfach und unauffällig. Lassen wir sie einfach in Ruhe steht sie halt "in der Gegend rum", oder langweilt sich. Sie macht dann kein großes Theater soder sowas, einfach nur unlustig. Kocht man für sie, schenkt man ihr was, unternimmt was mit ihr, nichts "lässt ihre Augen leuchten" und ich habe einfach keine Kraft mehr immer wieder jeden Tag etwas für die zu tun oder mir etwas für sie auszudenken, für ein Kind, dass sich nicht umdreht wenn ich tot umfalle. Krass gesagt, aber das ist in etwa was in mir vorgeht. Nicht falsch verstehen, es geht nicht gegen mich, sie ist bei meinem Mann ähnlich, aber der liebt sie halt und kann das wohl so aushalten.

Kennt ihr solche Gefühle ? Nie würde ich es wagen dies so "in echte Worte" zu fassen. Ich würde eh nur hören sie ist ein Kind bla bla, das hilft mir nicht weiter. Ich habe auch Gefühle und bin kein Superman. Wenn man nie etwas zurück bekommt und das über Jahre, wie kann man dann weitermachen ?

Danke fürs zulesen und gern würde ich Eure Meinung lesen
Bolz
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Ansa
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Ansa »

Liebe Bolz,

das klingt alles sehr belastend für Dich und Deinen Liebsten. Ich kann das gut verstehen, denn so immerwährende Streitigkeiten sind extrem zermürbend und auch ermüdend. Mir geht es manchmal ähnlich und wenn ih gefragt werde, was ih mir am meisten wünsche, dann antworte ich sehr oft "ein Jahr lang Frieden..... damit wir uns alle wirklich erholen können." Mir scheint, da geht es Dir ähnlich?

Mit 8 Jahren ist die Tochter noch sehr jung und entwicklungspsychologisch noch keine eigene Persönlichkeit, sie tendiert eher dazu, ihrem Vorbild (das ist wohl hier die Mama) nachzueifern und schaut sich bestimmt vieles in ihrem Verhalten ab. Dazu kommen dann kindliche Verhaltensweisen, wie eben starker Egoismus, das ist normal und gesund..... Kinder sind so, mir das meiste..... das meinen sie nicht böse und oft genug wird es ihnen von den Großen auhc genauso suggeriert und vorgelebt. Überschütten mit Gaben anstatt Zuwendung (so lese ich das ein wenig?) gehört auch dazu.

Auch dazu gehört, das Kinder in diesem Alter so gut wie nie ihren Papa (getrennt lebenden Elternteil) anrufen, sie mögen ihn vermissen, aber anrufen? Das sind eher Ausnahmen.... sie spüren mit großer Sicherheit auch, das es Mama einfacher fällt, wenn Papa anruft, als wenn sie das tun würden und so unterlassen sie es oft. Das hat nichts mit mangelnder Zuneigung oder fehlendem Denken an Papa zu tun, sondern andere Gründe. Ich neige immer dazu, "anrufen ist Pflicht der Eltern,sie müssen ihrem Kind immer und immer wieder (besonders einem jungen Kind) zeigen, "ich denke an Dich und DU bist ir wichtig." Wobei ich persönlich die Anrufe des Papas wenig geschätzt habe, weil meine Kinder hinterher grundsätzlich durcheinander waren und ihnen der Verlust immer ganz deutlich geworden ist, immer wieder..... die Großen vertragen das heute viel besser, aber als sie damals in dem Alter waren, waren wöchentliche Anrufe für mich, weil ich sie hinterher auffangen musste, eine Tortur.

Mit 8 Jahren sind Kinder aber auch noch bereit, sich anzupassen und zu sehen, wie sie ihren Platz finden.... da kann man ihnen mit eigener Sicherheit sagen "bei uns ist das SO!" und meist klappt das auch sehr gut. Ich würde mich nicht so sehr um sie bemühen, sondern ich neige eher dazu, sie willkommen zu heißen, einzuladen und wenn sie nicht will, dann schmollt sie halt einen Tag. Normalerweise kommen Kinder dann schon auf einen zu..... Anbieten, immer deutlich machen "Du bist willkommen" und abwarten. Kein Beschäftigungsprogramm, weil die Zeit so kurz scheint..... das verleitet Kinder auch häufig dazu, zu sehen, welche Steigerungsformen die Großen da noch so herbei zaubern, das kann ja spannend sein.

Mir scheint, das Mädchen ist zutiefst verunsichert und entmutigt.... so dass sie sich selbst unbewusst bremst und sich irgendwelche Dinge zusammen reimt, die so nicht sind. Kannst Du Dir das vorstellen?

Liebe Grüße
Ansa
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Bolz
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Bolz »

Hallo,

danke für Eure Antworten, ich will mal versuchen auf alles einzugehen.

Also normal verhalten tun wir uns bestimmt, es sollte nicht so rüber kommen, als machen wir ein Spaßprogramm am Wochenende. Trotzdem ist da immer dieses Gefühl egal was wir tun, es ist ihr egal. Machen wir nichts steht sie rum, machen wir etwas wie reiten, schwimmen etc. ist es ok, aber nie gibt es echte Begeisterung. Sobald bei Aktivitäten etwas nicht klappt wird alles hingeschmissen oder sie sagt und macht gar nichts mehr. Aber nicht ängstlich sondern eher so, als hätte sie schon heraus, dass dann andere die Schwierigkeiten für sie beseitigen. Selbst wenn man dann sauer wird und sie darauf anspricht sitzt sie alles aus.

Mit den Geschenken ist das vielleicht falsch rüber gekommen. Sie bekommt wirklich zu Hause extrem viel und genau deswegen versuchen wir es total einzuschränken. Aber wir mussen z.B. bei uns eigene Anziehsachen für sie kaufen, weil es sonst mit der Mutter wegen Tierhaaren ein Problem gibt. Aber egal was wir für sie kaufen, sie nimmt es zur Kenntnis, auch wenn sie es selbst aussucht. Sie hat wohl einfach zuviel.

Worum es mir ging ist, das ich einfach langsam keinen Grund mehr für mich finde irgendwas für sie zu tun. Ich möchte es mal böse ausdrücken: Sie weiß genau, dass ich diverse Dinge für sie tue, sie muss sich darum nicht bemühen. Bei einer Freundin wo sie gemocht werden will kann sie sich über Geschenke und Nettigkeiten Gedanken machen, aber von mir bekommt sie alles "umsonst". Ich weiß nicht wie ich es anders ausdrücken soll, ich will natürlich keine Geschenke von ihr, nehme aber wahr, dass sie sich durchaus bei manchen Personen bewußt freundlich verhält. Sie weiß, das ich trotzdem nett zu ihr bin, auch wenn sie sich um mich nicht schert. Wenn sie mir nicht Tag oder Gute Nacht sagt z.B. Ich weiß einfach nicht, ob sie das bewußt oder unbewußt macht.Bei jedem anderen Kind würde ich einfach nichts mehr machen oder es nicht mehr einladen, aber bei ihr geht das ja nicht. Ist das vielleicht das Problem. Wie sehr darf man bei Kindern eigenes zutun zum Gelingen einer Beziehung einfordern ? Zu einer Leherin kann sie sich einschmeicheln, aber das nützt ihr ja auch was. Versteht Ihr was ich sagen will ? Es gibt dazu auch durchaus Phasen, da ist sie so lieb, schreibt auf einen Brief wie sehr sie uns liebt um gleich darauf wieder ihrem Vater etwas zu flüstern wo sie genau weiß, das ich vielleicht eher nein sagen würde.

Ich habe nun zig Jahre unter den Gemeinheiten ihrer Mutter echt gelitten und habe nun die Sorge, dass ich die Kleine als ähnlich berechnend und nimmersatt empfinde. Wie kann ich mir selbst einen Grund geben warum ich die Beziehung zu ihr Suche ? Einen Vorteil habe ich jedenfalls dadurch nicht, eigentlich nur Mühe und Enttäuschung.

Das hört sich jetzt vielleicht sogar schlimmer an als ich es meine, es ist nur so schwierig für mich, weil ich einfach nicht dieses "liebe sie sowieso" Gefühl habe, womit echte Eltern ausgestattet sind. Inzwischen glaube ich zu wissen, warum der Herr dieses Gefühl in Eltern eingepflanzt hat, sonst glaube ich wären wir schon lange ausgestorben :kopftanz:

Wie macht Ihr "nicht echte Eltern" das ?

Liebe Grüße
Bolz
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Bolz »

Hi Maxi,

ich habe schon viel von Dir gelesen, daher glaube ich, dass Du mich gut verstehen kannst.

Im Kopf ist mir auch klar, dass ich es einfach lasse mich zu bemühen, aber so richtig gefällt mir das nicht. Ich bin ein Mensch der gerne was für andere macht. Ich mache meinem Mann dekorierte Brote wenn er den ganzen Tag weg ist, koche was extra leckeres für ihn, bringe ihm kleine Geschenke mit. Ich fände es irgendwie gemein die Tochter davon auszuschließen, denn ich bin so. Wenn ich sie einfach außen vor lasse und für sie eben nichts Nettes mache, dann verstelle ich mich. Kümmere ich mich nicht, dass sie rechtzzeitig was zum anziehen hat, wird sie öfter einfach nichts haben. Das macht dann auch unser Wochenende kompliziert, denn mein Mann arbeitet in der Woche so viel, dass er sich um sowas schlecht kümmern kann. Wozu auch, ich kann das mühelos, da ich nur 35 Stunden arbeite. Ich würde es auch nicht einfach "nicht machen", ich müsste mir vornehmen immer wieder etwas zu unterlassen, was ich eigentlich gern tue wenn jemand um micht herum ist. Auch wenn meine Eltern oder Freunde kommen macht man ja schonmal was besonderes zu essen oder nimmt sich was vor was sie gerne machen, das müsste ich mir dann immer am Kind Wochenende versagen.

Ich gehe oft am Wochenende mal für 2-3 Stunden vor den Fernseher wenns mir zu bunt wird nur um allein zu sein, aber ich fühle mich dabei, als flüchte ich in meinem eigenen Haus vor ihr. Das kanns doch nicht sein. Und ich kann sie z.B. beim Reiten nicht einfach nicht mitnehmen, kann sie ja schließlich nicht allein zu Hause lassen, also könnte ich dann das Wochenende auch nicht reiten.

Ich würde lieber einen Weg finden, wie mich ihre Gleichgültigkeit und ihr Egoismus ( sofern man das bei einem Kind so bezeichnen kann aber ihr wisst was ich meine ) nicht so trifft. Dieses "mir das meiste" was Ansa so nannte ist mir bewußt, aber ich lehne es bei Menschen so ab, das ich es irgendwie auch nicht aushalten mag wenn es bei Kindern vorkommt. Auch wenn sie gar nicht so richtig dafür können. Ich brauche irgendwie eine neue Sichtweise der Dinge...

Grüße
Bolz
Poison
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Poison »

Hallo Bolz,

ich kann sehr gut nachempfinden, wie es Dir dabei geht. Auch ich verwöhne meinen Partner gern zwischdurch mal, indem ich ihm zum Frühdienst Brote zubereite, abends was Leckeres koche oder ihn einfach zwischendurch mit irgendwelchen Kleinigkeiten überrasche. Und ja, bei meinem eigenen Sohn mach ich das auch total gerne. Aber: mein Partner hat selbst auch zwei Kinder (Junge 11 Jahre alt, Mädchen 8 Jahre alt) - und ich muß sagen: es fällt mir schwer. Zu dem Großen hab ich mittlerweile einen recht guten Draht und merke auch, daß er mich mehr und mehr mag. Bei der Kleinen allerdings überhaupt nicht - woran es liegt? Tja, diese Frage hab ich mir auch schon sehr oft gestellt und ich wage behaupten zu können, daß es definitiv nicht allein an mir liegt. Ich habe mich weiß Gott bemüht, einen Draht zu der Kleinen zu bekommen - vergebens. Sie sieht in mir scheinbar die Konkurrenz zu ihrer Mutter (Klar, sie hätte Papa am liebsten bei sich zu Hause), aber mich gab es zum Zeitpunkt der Trennung ihrer Eltern noch nicht in Papas Welt. Ich wiederum sehe (merkwürdigerweise nur) in ihr das Ergebnis einer ehemaligen großen Liebe meines Partners, der - so ist oft mein Gefühl - nur aus reiner Bequemlichkeit mit mir zusammen ist. Und sowas schürt meine Abneigung, weil von keinem der drei erkannt wird, daß die Kids-Wochenenden im Endeffekt nur deshalb zustandekommen, weil ICH mich darum kümmer - niemand sonst. Dankbarkeit? Fehl am Platze.

Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, an den besagten Kids-Wochenenden nicht mehr einzukaufen, meine "Spielsachen" wegzupacken, nicht mehr groß zu kochen, keine Luftmatratze aufzupumpen, Bettwäsche rauszulegen und mich auch nicht mehr darum zu kümmern, ob und was an den Wochenenden gemacht wird. Wenn es mir zu bunt wird, lege ich mich in mein Bett und lasse den Fernseher laufen oder blockiere für ne Stunde oder auch anderthalb das Bad *g*. Ich mache genau das, was Maxi immer so schön sagt! Es sind nicht meine Kids und es ist nicht mein Bier - also halte ich mich raus!

Und dennoch hab ich mir mal wieder selbst nen Bock geschossen: Ostersamstag hab ich Geburtstag - und den verbringe ich traditionsgemäß immer im Phantasialand. Ich konnte natürlich mal wieder nicht den Mund halten und hab die Kids für das Osterwochenende zu uns eingeladen, um sie mit einem Besuch im Phantasialand zu überraschen und ihnen zu zeigen, daß sie für mich einfach dazugehören... Ob das so clever war, wird sich noch zeigen. Dankbarkeit werde ich wohl kaum erwarten können, aber darum geht es auch nicht. Ich möchte nicht geliebt oder gemocht werden, aber wenigstens respektiert und akzeptiert.
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Ansa
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Ansa »

Liebe Poison,

das Wort Dankbarkeit ist etwas, das im Denken udn Fühlen von Kindern einfach nicht vorkommt..... wofür sollten sie dankbar sein? Sie kennen doch überhaupt nichts anderes..... ganz im Gegenteil sie sind diejenigen, die ungefragt eine Situation leben müssen, die sie aus allertiefesten Herzen so niemals wollten und oft genug auch nicht wollen. Alles was geschehen ist, ist gegen ihren Willen geschehen, das ist ohne Frage gut für sie - aber für das ein oder andere Kind ist das auch das allererste Mal etwas gewesen, wozu sie nichts beitragen konnten. Das schmerzt umso mehr.

Und, auch wenn es Dich vielleicht schmerzt, wenn Du das Gefühl hast, Dein Partner ist aus Bequemlichkeit bei Dir..... dann habt ihr, meine ich, ein Beziehungsproblem, das sich im Verhalten den Kindern gegenüber äußert? Das zumindest Raum für Übertragungen bietet und Interpreationen, Verlegenheitsgesten etc.? Das tut einem Familienverband nicht gut und Kinder spüren solche Stimmungen extrem.... man kann ihnen hundert mal sagen "Du, ich mag Dich" sie werden immer spüren, wenn das nicht stimmt.

Liebe Grüße
Ansa

P.S. Raushalten ist meiner Ansicht nach nicht gleichzusetzen mit "nichts tun" sondern ich verstehe darunter eher, eigene Wege gehen. Verabredungen, nicht vor Ort sein, Treffen mit Freundinnen - einfach für sich sorgen..... mit etwas, das einem Freude bereitet und nichts, wobei man eben dann doch jeden spüren lässt, "ich find das doof."?
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Bolz »

Hallo Ihr,

ich mal wieder.

Wir hatten Osterferien und damit ein paar Tage ein "24 Stunden Kind". Ich habe mich so sch... gefühlt wie schon lange nicht mehr. Egal wie sehr ich mich bemühe oder auch nicht und egal wie sehr ich überall wo´s geht ein Auge zudrücke und mir immer wieder sage nichts zu erwarten, nichts Übermäßiges zu tun und immer daran zu denken, dass sie noch ein kleines Mädchen ist: Ich finde Ihre Anwesenheit bis auf ganz seltene Ausnahmen einfach unangenehm.

Ich kann das gar nicht erklären. sie ist immer zufrieden, in meinem Augen eher total gleichgültig. Sie macht eigentlich auch was man ihr sagt und das was nicht klappt wäre wohl auch bei jedem anderen Kind mal so. Ich mag ihre Art einfach nicht. Sie freut sich kaum über was, sie ist immer irgendwie teilnahmslos und völlig ohne "Biss". Alles was nicht klappt wird gleich aufgegeben, es wird nie gefragt "warum? " Sie selbst ist mit fast allem zufrieden, wenn nicht ist sie normalerweise einfach still und sitzt / steht rum. Sie ist in ihrer Art irgendwie hilflos, ohne dass sie das zu stören scheint. Sie muss aufgefordert werden sich die Zähne zu putzen, die Haare zu kämmen, etwas anzuziehen etc. und egal wie oft man es sagt, es stört sie nicht es noch x-Mal gesagt zu bekommen. Macht man nichts, macht sie auch nichts. Natürlich stelle ich das bestimmt etwas überzogen da, aber so ungefähr stimmt es doch. Man hat irgendwie das Gefühl sie ist ganz für sich allein auf der Welt und für sich damit total glücklich.

Mein Mann ist selbst nicht glücklich mit der Situation, denn sie hat eigentlich genau die Eigenschaften, wegen denen er seine Ex verlassen hat. Und wir sind beide nicht wirklich glücklich wenn sie da ist, denn es macht uns nichts wirklich Freude mit ihr, sie dagegen findet alles schön.

Wie schaffe ich es nur sie zu mögen und mich wohl zu fühlen wenn sie da ist? Ich habe total Angst, dass mein Mann über die blöde Situation sehr traurig ist und selbst nicht weiß, wie er sich verhalten soll. Er ist so ein Typ: solange keiner meckert ist alles ok. Die Tochter meckert nicht und ich versuche irgendwie die Wochenenden / Ferien herumzukriegen. Im Gegenteil, die Tochter erzählt überall rum wie toll es bei uns ist und will ständig ihre Freundinnen mitbringen.

Ich dagegen habe immer nur wieder diese Frage im Kopf, wozu mache ich das ? Bekomme ich auch mal was zurück ? Ihre gleichgültige Art stößt mich total ab und ich möchte das so gern ändern. Wie macht man immer weiter wenn nichts und wieder nichts an Reaktion kommt ?

Mich "zurücknehmen" heißt auch den Tag allein verbringen, das ist bei der super wenigen Freizeit die mein Mann und ich haben genau das, was ich nicht will. Ich brauche eine eierlegende Wollmilchsau...

Liebe Grüße
Bolz
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Gerda
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Gerda »

Liebe Bolz

ich habe bisher still mitgelesen und melde mich jetzt auch mal.

ich lese dich als sehr bemüht um einen guten Kontakt mit der tochter deines partners und auch als sehr hilflos, den Kontakt so zu gestalten, dass er auch dir freude macht.

ich stelle mir deine situation sehr frustrierend vor. ich kann gut verstehen, dass du keine gründe mehr weißt, warum du so viel für das Kind tust, das gar nicht dein kind ist. was ich in allen posts nicht verstanden habe, ist, wo dein Partner ist. für die tochter zu sorgen ist doch seine aufgabe. er taucht aber in deinen schilderungen fast gar nicht auf, sodass es so scheint, als machst du alles mit der tochter und er nichts?

ich frage mich, ob bei all den streitigkeiten mit der Mutter des Kindes das Kind selbst überhaupt eine innere "Erlaubnis" fühlt, dich zu mögen. möglicherweise fühlt sie sich illoyal ihrer mutter gegenüber, wenn sie dich mag, wenn sie sich begeistert für das, was du mit ihr machst.

mir kommt es wichtig vor, dass du für dich selbst sorgst an den tagen, wo die tochter deines Mannes beii dir ist. dass du das tust, was dir gut tut, damit es dir gut geht. wenn das Mädchen sso ist, dass sie sich nicht begeistert, dass sie sehr still, sehr passiv ist, dann muss man ddas glaube ich akzeptieren. Höflichkeit ist etwas, was Kinder von den eltern lernen, und wenn die eltern ihr nicht beigebracht haben, höflich zu sein, dann kann man es ihr nicht verübeln. Mit 8 Jahren ist sie noch klein. und wenn du mittlerweile so ablehnende gefühle ihr gegenüber hast, dann kommt es mir vor wie ein Theaterstück, wo sie höflich sein muss, ohne dass da eine echte beziehung und zuneigung da ist.
vielleicht magst du einfach die tatsachen so nehmen, wie sie sind? sie ist nicht zu begeistern, du hast gar keine lust, etwas mit ihr zu machen und sagst deinem Mann, dass du an den wochenenden nicht mehr zur verfügung stehst, die tochter zu betreuen?

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
Bolz
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Bolz »

Hallo Gerda,

danke für Deine Antwort.

Ich bringe das was ich eigentlich sagen will in Worten einfach nicht richtig rüber. Mein Mann kümmert sich genausoviel und ist auch immer da wenn sie bei uns ist, er erwartet nur einfach nichts von ihr. Und das Kind ist für alle Außenstehenden einfach ein Traumkind. Eben weil sie total pflegeleicht ist und "keinen Willen" hat. Etwas für mich machen ist in sofern genau das was ich nicht will, denn ich habe meinen Mann in der Woche eh schon sehr wenig. Wenn ich jetzt auch noch 50% der Wochenenden was allein mache wäre das genau das, was ich nicht will.

Gestern hat mich aber eine Bekannte auf einen guten Satz gebracht. Was ich möchte ist eine Beziehung. Keinen Mutterersatz oder beste Freundin spielen. Einfach eine Beziehung irgendeiner Art zu dem Kind. Eine Beziehung ist aber etwas Gegenseitiges und wenn ich morgen tot umfalle rührt sie das wahrscheinlich weniger, als wenn ihre Lieblingssendung im Fernsehen ausfällt. Mein Mann meinte gestern, dass das mit Kindern eventuell wenn man ganz realistisch ist niemals anders ist, denn wenn man ehrlich ist, kommt das Bemühen um die Beziehung zum Kind eigentlich immer überwiegend von Erwachsenen und das Kind macht von selbst wenig. Aber Eltern werden dafür wenigstens als Eltern angesehen und nicht als "da oder eben nicht".

Das trifft für mich den Punkt und beschreibt meine Schwierigkeit bisher am Besten.

Wie komme ich über den Punkt, dass es nur solange eine Beziehung gibt, solange ich dafür etwas tue und wenn ich das aufhöre dann ist eben nichts mehr da ?

Lg
´stueck
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Ansa
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Ansa »

Liebe Bolz,

ich kann mir vorstellen, dass das, was Du da erlebst sehr schwer ist und auf Dauer zermürbend, frustrierend - hat Gerda geschrieben - und ich glaube, ich weiß da wenig zu.

Beziehung besteht aus dem Wollen zweier Beteiligten - einseitige Beziehungen sind nicht möglich, oder aber sehr kräftezehrend? Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen - manchmal, wenn ich so die Freundinnen meiner Mädchen betrachte - dann sträuben sich mir die Haare. Da ist eine bei, die geht hier mitunter aus und ein und ich finde keinen Draht zu ihr. Ich frage was, sie antwortet..... sei steht auf um sich vom anderen Ende des Tisches etwas zu holen, anstatt zu fragen...... sie nickt, spricht aber nicht...... fragt nicht mich direkt, sondern meine Tochter. Große Rehaugen, aber ein so demütiges Verhalten, das ich manchmal platzen könnte.

Und sie hat Seiten die mich unfroh machen, belügt und hintergeht ihre Eltern, hat mit 12 schon einen Freund, natürlich heimlich. Und macht am Ende was sie will. Ich hab lange überlegt, wo das her kommt.... sie ist Einzelkind und sehr behütet. Sie wird "klein" gehalten, weil es keine Vergleiche gibt und sie wird sehr streng erzogen. Ich frage mich, ob ihre Eltern eigentich wissen, was sie möchte und nicht nur, was sie sollen soll? Sie redet nicht mit mir, weil sie Erwachsene nur als Respektsperson (das stell ich als Begriff hier aber sehr in Frage) kennt und nicht als Partner auf einer Ebene. Wir/Ich bin daüf rda, ihr zu sagen, was sie tun soll aber fragen, was sie möchte? Da sinkt sie glatt ins Koma.....

Kann es sein, das es bei Euch ein wenig ähnlich ist? Das Du mehr auf Partnerschaftlichkeit und Freundschaft Wert legst und die sie erziehenden auf Folgsamkeit und Führung? Dann wirkst Du vermutlich auf sie wie von einem fremden Stern?

Kann es sein, das sie unsiher ist und nicht um den Platz (einen festen Platz) in Eurem Familiengefüge weiß? Das sie sich nicht heimisch fühlt und einfach nichts falsch machen möchte? Auch, die Sache mit dem, ob sie Dich lieb haben darf - kann ein wesentliches Moment sein. Vielleicht sitzt ja irgendwo ein Schatten der ihr flüstert "aber die, die darfst Du nicht mögen, weil ich sonst traurig bin?"

Das sind so viele Gedanken, fällt Dir dazu etwas ein?

Liebe Grüße
Ansa
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Re: Kinder geben einem so viel

Beitrag von Bolz »

Hallo Ansa,

die Beschreibung trifft es sehr, aber ich kann nur für die Seite meines Mannes antworten und der ist schon "eher antiautoritär" in meinen Augen. Was die Mutter macht wissen wir kaum, außer bei den Dingen die sie über uns lästert oder den Gegenständen die sie dem Kind kauft.

Die Kleine macht aber eher keinen eingeschüchterten Eindruck, eher total uninteressiert weil ihr alles abgenommen wird. Sie wird sogar noch von der Mutter gekämmt und angezogen. Tut mir ja auch leid und ich weiß es ist nicht ihre Schuld, aber das ändert nichts, dass ich dieses Verhalten nicht gern mag.

Ich könnte mir eher vorstellen, dass das Leben nur aus rosa Elefanten bestehen soll, damit sie es nur nicht bei uns schöner findet, aber das sind Vermutungen aus Bruchstücken die von anderen herangetragen werden.

Sie ist auch bei Ihren Freundinnen so. Wehrt sich nicht wenn die Anderen sie offensichtlich an der Nase herumführen, bemüht sich um keine Verabredungen / Einladungen etc. Wenn die Mutter / wir nichts für sie verabreden oder andere Mädchen fragen ob sie zu uns kommen dürfen, dann eben nicht. Die Kleine würde nichts anleiern. Daher ist es wohl auch nicht persönlich gegen mich, sondern einfach mehr oder weniger ihre Art nichts zurückzugeben. Ändert aber auch nichts daran, dass ich das nicht mag.

Da beißt sich die Mietzekatze in den Schwanz...

Lg
Bolz
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