Und da waren es nur noch zwei .....

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Muckelmaus
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Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo alle miteinander!

Wie ihr seht, ist es mitten in der Nacht und ich finde keine Ruhe. Zu sehr wirbeln meine Gedanken und Gefühle durcheinander und ich fühle mich amputiert.

Meine Große ist heute ausgezogen, zu ihrem Vater - fast schon mit Sack und Pack und alles, was jetzt noch hier ist, wird am Wochenende abgeholt.
Ich habe ja bereits in einem anderen Threat erwähnt, dass sie ausziehen möchte und auch wie sie vorgegangen ist, um dieses Ziel zu erreichen.
Seit Ostern spitzte sich die Situation hier mehr und mehr zu und mir blieb eigentlich keine Zeit mehr, um Luft zu holen. Immer wieder heftige Streitereien, die von ihrer Seite aus mit erheblicher verbaler Aggressivität ausgetragen wurden. Dabei war nicht nur ich ihr Ziel, sondern auch ihre Schwester bzw. hin und wieder auch mein Mann.
Heute Mittag - nein, es ist ja mittlerweile gestern Mittag - kam es zum Showdown, wenn man es so nennen möchte. Dabei begann es eigentlich - wie meist - mit einer Lappalie. Es ging um einen spontan abgemachten Augenarzttermin, weil sie am Morgen ein gerötetes und tränendes Auge hatte und die Praxis mir am Telefon sagte, sie solle bitte sofort nach der Schule in die Praxis kommen.
Also sagte ich ihr, sie solle bitte ihre Jacke gar nicht erst ausziehen, als sie aus der Schule kam, sondern sich bitte gleich auf den Weg zum Arzt machen. Daraufhin begann sie ihre Versichertenkarte zu suchen, die sie nicht fand, was ich in ihren Augen Schuld war. Sie beschloß, nicht zum Arzt zu gehen. Angeblich sei das Auge nicht mehr schlimm. Aber anstatt nach ihrem Entschluß einfach beim Arzt anzurufen und die Sache auf sich beruhen zu lassen, begann sie eine Schimpftirade auf mich, die einfach nicht zu stoppen war. Mehrfach versuchte ich ihr begreiflich zu machen, sie solle es gut sein lassen. Aber es half nichts. Sie tobte und machte mir Vorwürfe, die mich mehr als nur trafen - sie warfen mich schlichtweg um.
Ich sei eine schlechte Mutter, würde mich für sie und ihre Geschwister nicht interessieren, mich um nichts kümmern, hätte nur meine eigenen Interessen im Kopf. Und das waren noch fast die harmloseren Dinge, die ich mir anhören musste. Eigentlich kann ich gar nicht so recht wiederholen, was sie mir alles vorwarf, weil es so vieles war und so weh tat, dass ich irgendwann nicht mehr hinhörte.
Mein Mittelchen stand derweil in der Küche, weinte und "warf" sich irgendwann ihrer Schwester entgegen. Sie fragte sie, wer denn immer kochen würde, Wäsche waschen würde, die Wohnung aufräumen würde, zuhören würde, Vokalbeln abfragen würde usw. Als Antwort bekam sie folgendes (Zitat): " Halt du dich da raus, du ständig jammerndes Mama-Kind. Geh lieber wieder in die Klappse, wo du hin gehörst."
In dem Moment kippte bei mir ein Schalter um. Ich stand auf und sagte ihr ganz ruhig, sie sei eindeutig zu weit gegangen und sie solle ihre Sachen packen und gehen. Ich würde ihren Vater anrufen, damit er sie abhole. So ginge es einfach nicht weiter und da sie ja so unbedingt von hier weg wolle, dann könne sie das ja jetzt schon tun und nicht erst im Sommer.
Ich habe ihren Vater angerufen und ihm alles geschildert. Auch habe ich ihm gesagt, dass er sie bitte holen solle, weil es so einfach nicht mehr ginge.
Am Abend kam er dann, führte ein langes Gespräch zunächst mit meinem Mann und mir. Anschließend sprach er unter vier Augen mit unserer Tochter, die über den Nachmittag ihre Sachen gepackt hatte.
Wir einigten uns darauf, dass sie zu ihm ziehen solle, in der Hoffnung, dass dann für uns alle Ruhe einkehren würde.
Tja - und dann ging sie und sagte noch nicht einmal Tschüß ........

Traurige und verwirrte Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
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Girl-Soccer
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Girl-Soccer »

Hey Muckel

Ja, ich bin zur Zeit die Nachtschicht :D.

Ich muss sagen, ich kenne deinen anderen Thread nicht, damit auch nicht die Vorgeschichte.
Und, wenn ich ehrlich bin, muss ich zugeben, ich bin heute Abend zu faul, alles durchzulesen.
(Oder einfach selbst zu sehr durch den Wind)

Jedenfalls hat mich die Geschichte erst einmal daran erinnert, wie es bei mir heute Nachmittag hätte ausgesehen,
wenn ich in Deutschland bei meiner Ma heimgekommen wäre.
Sehr sehr ähnlich, sehr sehr ähnlich.
Als ich die Geschichte las, konnte ich bei jedem Schritt schon sehen, wie der nächste aussieht:
Oh, sie findet die Karte nicht, gleich geht das Geschrei los, jetzt gibt's einen Grund, mal alles raus zu lassen!
'Was bildet die sich ein? Kümmert sich sonst keinen Dreck um mich und dann bestimmt sie, dass ich direkt nach der Schule
zu diesem dummen Augenarzt geh! Hat sie noch alle?!' So würde es ablaufen, wenn es langsam ablaufen würde.
Und wenn es langsam ablaufen würde, dann würde man sich vielleicht doch noch mal kurz zusammen reißen und erkennen,
dass es Schwachsinn ist. Aber es läuft eben nicht langsam ab. Es läuft so schnell ab, dass sich alle aufgestaute Wut
zusammenballt und auf das nächstgelegene Opfer - dass in unserem Glücksfall sogar noch irgendwie Schuld zu haben scheint -
abgefeuert wird.
(Ich war heute am Telefon sehr gehässig zu meiner Mutter. Und wenn ich wirklich zu ihr heimgekommen wäre,
hätte ich sie genauso runter gemacht, wie deine Tochter dich heute.)
Das soll alles keine Entschuldigung sein. Es soll auch nicht sagen, du hättest Schuld.

Ich weiß selbst nicht, woran solch ein Verhalten wirklich liegt.
Dass die Krankenversicherungskarte der Auslöser war, dass könnte ein wenig pubertäre Rebellion sein.
Ich sage, sie beschloss aus Trotz, nicht zum Arzt zu gehen. Oder auch so (unbewusst) auf die Tour:
'Mal schauen, wie sehr sie sich wirklich um mich schert...'
Und selbst da anrufen, dass man nicht kommt.... tzzz.... so weit kommt's noch!
Und wenn man schon mal in Rage ist, warum dann nicht einfach mal alles fahren lassen?
Bam bam bam! Das tat gut. Endlich ist es raus. Ob's die richtigen Worte waren? Egal! Es ist raus.

Und dann auch noch Tschüss sagen! So weit kommt's noch! 'Sie hat ja gar nicht für mich gekämpft!
Wenn sie wirklich will, dass ich bleibe, dann hätte sich nicht Papa angerufen!'
Du hast nichts falsch gemacht, ich möchte dir nichts vorwerfen.
Nur, so würde es gnadenlos ohne die Kontrolle meiner Vernunft in meinem Kopf ablaufen.

Ich weiß dir leider keinen Rat.
Naja, doch, einen:
Sei ihr nicht böse. Wenn sie irgendwie was durchblicken lässt, sie möchte doch lieber bei dir wohnen,
zeig ihr ohne Hemmungen, dass sie sofort wieder einziehen kann, tu dafür, was du kannst,
und spiel weder die beleidigte Leberwurst noch die konsequente Mutter.

Gib ihr eine Chance, hör dir an, was sie an dir - oder eher an deinem Verhalten - bemängelt,
versuch es zu verstehen und suche Kompromisse.
Vielleicht steckt auch was ganz anderes dahinter. Vielleicht.
Wichtig ist aber, dass du hinhörst, auch wenn es weh tut. Es ist nie so böse gemeint, wie es klingt.
Du könntest ihr anbieten, mal alles im Detail aufzuschreiben, was sie an dir zu bemängeln hat.
Ich kann mir vorstellen, dass du dafür stark sein musst, aber versuche, alles objektiv zu betrachten,
wenn möglich - auch wenn ich bezweifle, dass es möglich ist - gar von der Seite deiner Tochter aus.
Hm... versuch's vielleicht erst mal objektiv, bevor du am Schwierigeren verzweifelst
und ohne es zu bemerken wieder subjektiv wirst.
Jedenfalls wäre das etwas, was ich mir von meiner Mutter so manches Mal gewünscht hätte.
Wenn es wirklich etwas gibt, dass deine Tochter ernsthaft an dir zu bemängeln hat und du es schaffst,
das objektiv zu erkennen, dann, bin ich mir sicher, weißt du auch bestimmt, ob bzw. was du ändern kannst.

Verliere nicht die Nerven, denn das wäre genau das, was der Trotzklumpen im Kopf deiner Tochter jetzt will.
Lassen wir dem hässlichen Trotzklumpen kein Futter, so dass er sich verzieht und uns alle in Ruhe lässt.
Denn auch deine Tochter hasst den Trotzklumpen, da bin ich mir sicher.

Viel Glück!

Liebe Grüße von Girl-Soccer, die überlegt, ob sie sich bei ihrer Ma entschuldigen soll... doch wie, wenn sie ihr nicht von dem eigentlichen Mist von heute erzählen will?!
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Ansa
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel.....

wie gut ich mich in diese Situation einfinden kann...... habe ich doch häufig genau solchen blöden und nicht wichtigen Diskussionen mit einer meiner Töchter um, wie sag ich das passend "nothing". Heute morgen, die Große erzählt mir, ihre Bekannte stecke grade im Abi und wolle anschließend Medizin oder Wirtschaft studieren, auf meine Reaktion, "sie sollte besser beides lassen und sich überlegen was sie will" (da für mich beides so gut zusammen passt wie Schuhe und Hut) springt sie mir ins Gesicht und kreischt mich an, als hätte ich sei persönlich schwer beleidigt.

Und wie immer, mit so einer Reaktion habe ich nicht gerechnet. Das ist also altersgerecht und notwendig. Liebevoll ausgedrückt "die tun das, damit sie sich von uns lösen können........." Aber schwer ist es trotzdem, keine Frage - lass Dich mal drücken. :umarmen:

Ich finde Deine Reaktion auf ihren Spruch richtig und konsequent. Es gibt Grenzen, sag ich meinen Kindern immer wieder, die sollte man nicht überschreiten, Worte sind wie abgeschossene Pfeile und nichts und niemand holt sie wieder zurück, wenn sie getroffen haben. Ich denke, ihr "ich geh zu Papa" könnte ein Druckmittel gewesen sein? Vielleicht nicht mal so bewusst - und das dann ihre Worte zu einer Wahrheit werden - damit hat sie vielleicht auch nicht gerechnet?
Jedenfalls war es exakt die richtige Stelle um zu sagen "STOPP!" Ganz klar und deutlich, diese Grenze hat sie wohl auch gesucht.

Ich finde Girlsoccers Ausführungen aus Sicht unserer Töchter da sehr wertvoll...... und wichtig..... so, stelle ich mir vor, ist es bei ihnen auch. Auch wenn sich mir nicht erschließt warum das so sein muss. Es ginge doch auch sachlich, jedenfalls von mir aus, aber ich bin aus dem Alter auch raus.

Ich kann mir gut vorstellen, das es gar nicht so lange dauern wird, bis sie an die Tür klopft - sofern ihr der Papa die Grenzen ebenso setzt, wie Du es tust. Es ist ja wohl doch so, das ihr relativ gut miteinander auskommt? Das kann eine Chance sein, für alle. Und wenn sie zurück wollen würde (das kommt darauf an, wie schwer es ihr fällt, rückwärst zu gehen, bzw. Fehler einzugestehen (meine Große würde eher schwarz werden, als einen Rückzieher zu machen) dann käme sie auch, aus Überzeugung, mit anderen Motiven und Zielen. Das Ganze kann also eine Riesenchance sein.

Und, nimm es nicht persönlich - Du hast nichts falsch gemacht.... ganz sicher nicht. Ich kenne das von mir, ich sitz auch immer da und frag mich, was ich falsch gemacht habe.... am Ende würde ich alles so wieder tun und insoweit, eben nichts.........

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Muckelmaus
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen girl-soccer und auch Ansa!

Zunächst einmal vielen lieben Dank für eure Zeilen.

@ girl-soccer
Dir möchte ich Danke sagen, für den Einblick in das Leben und die Gefühlswelt eines Teenagers. Denn obwohl ich selbst mal einer war, ist es mir doch fremd bzw. wirkt da doch so manches befremdlich.
Du magst sicherlich recht haben, dass es so in ihr abgelaufen sein kann.

@ Ansa
Zurück kommen wird sie nicht. Eher würde sie unter einer Brücke schlafen. Ein Zurückkommen wäre für sie das Eingestehen einer Niederlage und das kann sie nicht, konnte sie nie.

Sie hatte ja bereits in den Osterferien alles "vorbereitet", um in den Sommerferien zu ihren Großeltern ziehen zu können. Sie hatte mit ihrem Vater darüber gesprochen und sich seinen Segen geholt und sie hatte mit ihren Großeltern gesprochen und auch da ein OK bekommen. Mit mir selbst bzw. mit mir und meinem Mann hat sie nicht darüber gesprochen. Nein - sie hat uns nach ihrer Rückkehr vom Papa vor die vollendete Tatsache gestellt, zwar durchaus nachvollziehbar begründet, aber ein Gespräch zwischen uns hatte es im Vorfeld nie gegeben. Sie wußte genau und hatte das auch so kalkuliert, dass ich in Zugzwang gerate, wenn sie mir sagt, dass sie Papa und die Großeltern hinter sich hat bei dieser Entscheidung.
Insofern wollte sie ja den Auszug bzw. Umzug. Von daher war sie sicher nicht erstaunt, dass ihr Wunsch plötzlich Realität wurde. Mir schien es eher, als sei sie erleichtert, ihr Ziel schneller als gedacht erreicht zu haben.
Wenn ich jetzt - nach einer Nacht - so darüber nachdenke, erscheint es mir fast, als hätte sie mich zu meinem "Rauswurf" provozieren wollen. Ich weiß, das klingt böse, weil ich damit mein eigenes Kind, als durchtrieben hinstelle, als egoistisch.

Sie wird bei meinem Exmann auch Grenzen haben, aber auch Freiheiten, die sie hier nicht hatte. Das ist allein schon darin begründet, dass er tagsüber arbeiten ist und erst gegen 18.00/19.00 Uhr nach Hause kommt. Sie hat also am Nachmittag die Wohnung für sich ganz allein. Da wird dann keine Mama sein, die Hilfe im Haushalt einfordert, kein kleiner Bruder, der auch mal brüllt, keine Schwester, die nervt.

Gestern Nachmittag bin ich so ca. eine Stunde nach dem Streit zu ihr ins Zimmer und habe sie gefragt, ob sie das wirklich alles so gemeint und gewollt habe. Sie schaute mich mit einem Blick an, den ich noch nicht einmal beschreiben kann und sagte " Ja! Willst du sonst noch was wissen?" Ich bin wortlos wieder raus.
Anschließend hörte ich, wie sie in ihrem Zimmer hin und her lief. Sie packte ihre Sachen, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal feststand, ob der Papa sie tatsächlich zu sich nimmt. Sie jedenfalls schien sich ihrer Sache ganz sicher zu sein.

Liebe, wenn auch müde Grüße
Muckel

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Ansa
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Ansa »

Ach Muckel,

das, lieber unter der Brücke schlafen, könnte meine Große sein *seuftz* und ich finde das mitunter sehr schwer auszuhalten.

Menschen, auch Kinder und Jugendliche sind zielorientiert, wenn Du das Gefühl hast, sie wollte einen Rauswurf provozieren, hat das eher nichts mit Durchtriebenheit zu tun, sondern mit unbewusster Zielgerichtetheit. Wenn sie weg wollte, dann hat sie auch daran gearbeitet, das durchzusetzen. Wir würden ja ähnlich handeln, hätten wir ein Ziel im Sinn.

Das Jugendliche übers Ziel schießen, liegt in der Natur der Sache, das ist auch ein Vorrecht der Jugend, glaube ich.

Und die vermeintliche Freiheit? Das würde ich gelassen sehen, was einem verlockend erscheint, kann auch bitter werden. Keiner der einem Essen macht, liebevoll fragt, wie geht es Dir, der einem hilft......... das ist eine einschneidende Veränderung. Möglich, das ihr das erst einmal wunderbar erscheint, aber ebenso möglich, das sie es auf Dauer blöd finden wird. Und wenn nicht, dann entspannt es vielleicht einfach die Situation und tut gut, allen Beteiligten?

Meine Große stand ja vor einem halben Jahr auch hier und sagte "wenn es bis zu meinem 18. nicht besser wird, ziehe ich aus!" Da wir uns nicht verändert haben, sondern nur sie sich selbst - fand ich diese Aussage ganz grauenvoll...... nun hat sie bschlossen, hier zu bleiben, weil allein leben (das ist ihre Alternative) ist doch irgendwie unbehütet. Und nun bin ich es, die hin und wieder denkt, "ich glaub es wäre besser, sie würde doch ausziehen" ihre Unbeweglichkeit und ihre Intoleranz, ihre strikte Haltung in Glaubensfragen (bedingt durch ihre Zuwendung an die Freikirche) lassen mich mitunter wirklich grausen. Aber das ist auch eher mein Thema.

Du kannst also nicht mehr tun, als sie in Liebe und Zuneigung gehen zu lassen. Das braucht sicher Zeit, Zeit auf ihrer Seite und Zeit auf Deiner Seite. Ich glaube, ich würde nur eines tun, ab sofort nicht mehr Zuständig sein, für nichts..... aber das ganz sanft und freundlich.

Liebe Grüße :umarmen:
Ansa
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Ansa!

Die vermeintliche Freiheit sehe ich gelassen, allein schon weil ich weiß, dass sie es genießen wird. Sie war hier daheim nie der Mensch, der sich gern zu uns zum Essen an den Tisch setzte. Sie regierte meist genervt auf Fragen wie "Wie gehts dir?" " Wie war dein Tag?" usw. Sie fühlte sich am wohlsten in ihrem Zimmer, mit ihrer Musik, ihren Geschichten usw. Sie ist auch kein Teenager, der sich oft mit Freunden/Freundinnen traf. Da ist sie lieber für sich. Von daher denke ich, dass ihr der neue Tagesablauf entgegen kommen wird.
Auf Entspannung für uns alle - vorallem aber für sie - hoffe ich. Sie steht kurz vor ihren Abschlußprüfungen und da wäre Entspannung und Ruhe sicher wichtig für die Vorbereitungen.

Meine Zuständigkeiten habe ich heute früh bereits in so einigen Dingen abgegeben. Ich habe meinem Exmann eine E-Mail geschickt mit dem kommenden Termin für den Kieferorthopäden, Adresse und Telefonnummer dabei. Auch an die Nachhilfelehrerin habe ich gedacht und noch so einige andere Dinge. Das ist nun nicht mehr meine Sache.

Das blöde ist der Unterschied zwischen Kopf und Bauch.
Der Kopf sagt, ich hätte richtig gehandelt, in dem ich sie gehen lasse. Der Bauch schreit, ich hätte ein Kind "verloren".

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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Yvaine »

Liebe Muckel,

wow, harte Sache. Das tut mir Leid. Ih bin etwas im Stress und deswegen nur eine kurze Anmerkung:

Auf die lange Sicht glaube ich eher, dass du ein Kind gewonnen hast. Nicht verloren.
Du hast so gar nicht egoistisch gehandelt. Das finde ich toll! Auch wenn jetzt gerade alles nur sch... ist!

Alles Gute!
yvaine
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Anneliese »

Hallo,
da wäre ich mich mir nicht so sicher das sie von alleine kommen wird. Ich bin selbst auch ein Scheidungskind (auch wenn Kind nicht mehr triftt...) und bin auch von meiner Mutter zu meinem Vater gezogen. Auch mein Vater kam immer erst zwischen halb und um sieben nach Hause. Ja, ich hatte mehr im Haushalt zu tun, aber ich konnte auch allein entscheiden wann. Und nein, es lief auch nicht immer problemlos. Aber: Mein Vater konnte mir zu dem Zeitpunkt eine Art Sicherheit geben, die mir meine Mutter nicht geben konnte. Es gab kein Gespräch in der sich meine Mutter mit mir hingesetzt hätte und gesagt hätte: "Hör mal, ich lass mich von deinem Vater scheiden". Zugegeben, das gab es bei meinem Vater auch nicht, aber durch klare Regeln war er in dieser Zeit für mich doch ein Halt.
Muckel, ich denke nicht das du falsch gehandelt hast, aber was ich Dir gerade versuche zu sagen: Sei nicht enttäuscht wenn sie nicht irgendwann wieder bei Dir einziehen will. Und falls es Dich tröstet: kurz vorm Abi bin ich ausgezogen und wohne seit dem in einer WG. Ich habe heute zu beiden wieder ein ganz gutes Verhältnis und bin aber auch irgendwie froh, dass wenn es mir reicht ich einfach zu mir gehen kann.
Tu euch beide nur einen Gefallen und meld dich bei deiner Tochter. Ich will dich nicht auffordern sie zu kontrollieren (im Gegenteil!!), aber aus Erfahrung weiß ich das man auch gut mit sich und seinem neuen Alltag beschäftigt sein kann und manchmal auch keine Lust hat sich beim anderen Elternteil zu melden. Ihr könntet euch z.B. ja in einem Cafe irgendwann treffen und einfach in Ruhe reden (ohne das dann z.B. die kleinen, nervigen Geschwister noch in der Nähe sind...).

Ich wünsch Dir auf alle Fälle viel Kraft!
Anneliese
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Muckelmaus
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Hallo alle miteinander!

Danke für eure Antworten.

In den letzten zwei Tagen habe ich viel nachgedacht, aber noch kein wirkliches Ergebniss erreichen können. Es ist noch alles ziemlich durcheinander.
Derweil versuchen wir, unseren Alltag zu viert neu zu strukturieren bzw. zu leben. Aber es gelingt uns allen nicht recht.

Felix fragt oft nach seiner großen Schwester, während mein Mittelchen sehr anhänglich geworden ist. Es scheint mir, als wolle sie sich rückversichern oder als wolle sie mich beruhigen. Da bin ich mir noch nicht sicher. Mein Mann sieht es eher von der rationalen Seite und meint, so hätten wir alle (auch unsere Große) die Chance uns zu beruhigen und wieder aufeinander zuzugehen.

Heute früh war sie kurz hier, weil sie eine Unterschrift für die Schule brauchte, die sie wohl vorher vergessen hatte. Sie rief vorher an, ob es ok wäre, wenn sie käme. Als sie hier war, war sie ruhig und fragte lediglich, ob mein Mann da sei. Als ich das verneinte, wirkte sie erleichterte und sagte, sie wolle ihm im Moment nicht begegnen, weil er vorgestern so wütend gewesen sei. Dabei hatte sich mein Mann mit Felix in ein anderes Zimmer verzogen.

Nun denn - wir werden sehen, was die kommende Zeit bringt.

Liebe Grüße
Muckel

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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Tinkaa »

Hallo Muckel,

mich hat dein Problem den ganzen Tag beschäftigt.
Du siehst, viele wollten dich trösten und dir gute Tipps geben.

Ich kann mich so richtig gut in deine Lage versetzen. Ihr habt einen Punkt erreicht, wo es nicht mehr weiter ging. Ich denke, einerseits bist du erleichtert, andererseits gehts dir nicht gut, weil deine Tochter die Mutter "verlassen" hat und aus der Sicht einer Mutter ist das nicht "ohne"-stimmts?
Ich war auch in letzter Zeit im Stillen der Meinung, wenn es wirklich nicht mehr geht, hätte ich nicht dagegen gesprochen, wenn ein Kind zum Papa gehen würde, weil irgendwann die Kraft zu Ende ist. Dann gibt´s wieder Tage, wo mich nichts anhebt und ich vieles viel lockerer sehe.

Lass deiner Tochter die Zeit, die sie braucht. Ich finde den Vorschlag gut, mal gemeinsam einen Kaffee zu trinken und neutral zu quatschen. Gib ihr das Gefühl, dass du weiterhin für sie da bist. Vielleicht hilft dir auch das Argument besser drüberwegzukommen, dass deine Tochter noch mehr kaputt machen könnte, wenn sie geblieben wäre, z.B. deine Ehe...

Fühl dich mal umarmt von mir :winken:

Liebe Grüße Tinka
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Muckelmaus
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen alle miteinander!

Seit nicht böse, dass ich nicht mehr hier war. Aber ich musste zunächst einmal meine Gefühle und Gedanken neu ordnen, was mir allerdings nicht so recht gelingen will.

Fast ein Monat ist seit dem Auszug meiner Großen vergangen. Ich weiß, dass ist nicht wirklich viel Zeit. Aber es will in mir keine "Normalität" aufkommen.
Ich merke meinem Mittelchen, meinem Mann und sogar dem Kleinen an, dass sie entspannter und freier sind, wenn die Große nicht hier ist. Ist sie hier - wie z. B. am vergangenen Wochenende, dann schleicht jeder um den anderen herum und ist mit allem, was er sagt oder tut, sehr vorsichtig, aus Angst, es könne wieder zum Streit kommen. Den gab es dann trotzdem am Wochenende und es war - wie meist - nur eine Kleinigkeit, die meine Große dann dazu bewog, am Samstag Abend noch wieder nach Hause zu fahren. Auch diesmal hat sie sich nicht verabschiedet in ihrer Wut.
Als sie die Tür hinter sich zu zog, fühlte ich eine Mischung aus Ärger und doch irgendwie Erleichterung, für dich ich mich schäme. Immerhin reden wir hier von meinem eigenen Kind. Wie kann ich erleichtert sein, wenn mein Kind nicht in meiner Nähe ist? Liegt es daran, dass die Stimmung einfach gelöster ist, wenn sie nicht hier ist?

Seit sie ausgezogen ist, war sie nach der Schule recht oft hier. Vorher rief sie immer an, ob es ok wäre, wenn sie käme. Ich habe ihr gesagt, dass sie jederzeit kommen kann. Aber daran habe ich zwei Bedingungen geknüpft. Zum einen soll sie sich vorher ankündigen und zum anderen habe ich mir verbeten, dass sie jemals wieder zu irgendjemandem hier so spricht, wie vor ihrem Auszug mit mir. Tut sie es doch, kann sie sofort gehen. Sie sah mich zwar erstaunt an, nahm es aber für sich an. Tja - am letzten Samstag war es dann doch wieder soweit und ich habe ihr gesagt, sie solle gehen.

Ich bemerke auch, dass sie mich nicht aus der Verantwortung lassen will oder kann. Dinge, die sie mit ihrem Vater besprechen oder erledigen könnte - danach werde ich gefragt oder ich werde darum gebeten. Am Freitag z. B. hatte sie ihre Abschlußprüfung in Mathe. Am Donnerstag fragt sie mich, ob ich ihr dafür eine Parabell und einen Zirkel kaufen könne. Ich habe es nicht getan. Zum einen, weil ich es ein Unding finde, solche Dinge einen Tag vor der Prüfung erst zu erledigen und zum anderen sehe ich solche Sachen nicht mehr als meine Aufgabe an.

Ach - ich weiß auch nicht, wie es sich noch entwickeln soll. So jedenfalls scheinen wir auf keinem guten Weg zu sein.

Nachdenkliche Grüße
Muckel

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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel,

wie gut, von Dir zu hören, ich hab mich schon gefragt, wie es Dir und Euch gehen mag..... und ja, solche Zeiten braucht man sicher für sich, nach solchen Veränderungen. Besonders wenn sie mit Zweifeln und so starken Verletzungen zusammen hängen, wie grad bei Euch und bei Dir.

Erleichterung kann ich hingegen sehr gut nachvollziehen (siehe mal mein Thread), ich bin wirklich erleichtert, wenn mein Kind nicht daheim ist, denn das bedeutet einfach Frieden für uns alle, keine Diskussionen die ich grad nicht möchte, keine Auseinandersetzung mit den Schwestern, keine garstigen Worte hin und her...... und ich habe auch schon darüber nachgedacht, das es nett wäre, wenn sie ausziehen würde. Nur löst das nicht das Problem und würde vermutlich auch nach hinten los gehen. Aber das ist nichts, was Dir ein schlechtes Gewissen machen sollte. Du liebst sie ja doch und wenn sie morgen vor der Tür ständen, wäre diese offen.....

Ansonsten, auch wenn das weh tut und schwer ist, Du machst das Prima. Grenzen ziehen, Konsequent bleiben - wer seinen Lebensmittelpunkt verlagert, verlagert auch den adminstrativen Kram, wird zum Besucher, wechselt die Position innerhalb der Familie. Das machst Du, bzw. das macht ihr genau richtig. Das sind alles Dinge, über die sie vermutlich nie nachgedacht hat oder die sie im großen Ganzen nicht im Auge hatte. Und nun darf sie das erfahren, das ist wertvoll und richtig und gut.

Doch doch, das ist ein guter Weg, denn sie muss genau das erfahren. Sie kann doch nicht lernen, ich kann tun was ich will und haben was ich möchte. Ein Wechsel von einem zum anderen Elternteil nimmt eben nicht nur das Bett mit, sondern einen Teil des Lebens. Wichtig ist, nur keinen Vorwurf machen und sagen "siehste, wärste mal hier geblieben" aber bei sich bleiben "dafür bin ich nicht mehr zuständig, bitte kläre das mit Papa." Und wenn der zu spät nach Hause kommt für solche Besorgungen? Dann lernt sie gleich noch etwas, Organisation und Planung und das rechtzeitig.

Grade gestern haben wir ähnliches von unseren Nachbarn gehört, die 18 jährige Tochter ist, quasi über Nacht, ausgezogen. Ohne zu sagen wohin, ohne eine Erklärung außer einem Zettel mit "tut mir leid, aber ich muss hier mal weg", ohne eine nur ansatzweise geklärte Situation. Und die Eltern haben heraus bekommen, sie geht weiterhin zur Schule (das ist prima) und das sie sich Hilfe sucht (das ist kompetent und eigenverantwortlich, auch prima) und ansonsten? Hoffen sie, das sie bald wieder da ist und meinen "man kann nichts tun, sie ist 18." Das sehe ich ein wenig anders - denn was lernt sie, wenn sie einfach kommen und gehen kann? Bestimmt nicht das, was Eltern sich wünschen.

Von daher finde ich Euren Weg prima. Das er schwer ist und das es weh tut, ist etwas ganz anderes.

Fühl Dich gedrückt. Alles Liebe
Ansa

P.S. wir lernen eben doch nur an den Ecken und Kanten im Leben. ,)
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Ansa!

Danke für deine Zeilen.
Es tut gut zu lesen, dass man mit seinen Gefühlen nicht allein ist.

Gerade eben war sie kurz (für max. 5 Minuten hier). Als ich ihren Schlüssel im Schloß hörte, war ich doch erstaunt. Sie hatte nämlich vorher nicht angerufen.
Als ich sie fragte (ruhig und freundlich), warum sie sich nicht gemeldet habe, blaffte sie mich sofort an, ich solle mich nicht aufregen, sie habe ja nicht vor zu bleiben, sondern wolle nur was von Papa her bringen. Sie verpasste natürlich nicht die Gelegenheit, mir noch einmal mitzuteilen, dass ihr hier ja so einiges nicht passen würde und sie froh sei, nicht mehr hier zu wohnen. Damit verschwand sie dann - natürlich grußlos.

Mir kam der Gedanke, dass sie sich so langsam über die Konsequenzen ihres Auszugs bewußt wird und sie merkt, dass es doch gar nicht mal so schlecht ist, wenn jemand daheim ist, wenn man aus der Schule kommt, wenn etwas zu essen auf dem Tisch steht und man gefragt wird, wie der Tag bisher so war. Das alles hat sie ja bei Papa nicht, weil er den ganzen Tag arbeiten ist und erst am Abend heim kommt. Sie kommt also in eine leere Wohnung, in der niemand auf sie wartet. Außerdem weiß ich von meinem Exmann, dass er ihr doch viel mehr Hilfe im Haushalt abverlangt, als ich es getan habe.
Nur - sie kann mir gegenüber niemals zugeben, dass das Wohnen bei Papa vielleicht doch nicht so ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Denn eine Niederlage oder Fehlentscheidung zugeben, das käme ihr niemals in den Sinn.

Ich glaube, die nächsten Tage werden wir sie hier nicht sehen.

Liebe Grüße
Muckel

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v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
MarliJo

Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von MarliJo »

Hallo Muckel !

Mit einschlägigen Erfahrungen, was ätere Teenies ageht, kann ich zwar nicht dienen, doch mein Gefühl sagt mir das gleiche, was Ansa schon schrieb > du machst das richtig<. Vielleicht nicht alles in jedem Moment, aber sozusagen Linientreu (blödes Wort), und damit stellst du für deine älteste eine feste Grüße da, was ich wichtig finde.
Patzer, Streits wird es immer geben, das gehört zum Leben und sich entwickeln,...menschlich - warum sollte das nach ihrem Auszug anders sein ?
Dieses umeinander Heumschleichen mag vielleicht ein Zeichen einer gewissen Unsicherheit sein, wie ihr alle mit der neuen Situation umgeht und entspricht einem Abtasten neuer Grenzen (oder inwieweit die alten noch Bestand haben) ?
Auch das emfinde ich als richtig und deshalb würde ich euch da auch auf einem guten Weg in eine neu (wenn auch noch ungewohnte) Normalität sehen.
Im Abstand, den sie gewählt hat, liegt eben auch eine Chance (für euch alle), das, was allzuquer lag, hinter sich zu lassen und sich dann langsam auf neuen Kurs anzunähern.
Und klar, sie entlässt dich nicht aus der Verantwortung, du bist schließlich ihre Mutter, die sie lieb hat (auch wenn sich das manchmal so gar nicht so anfühlen will). Ich denke, dass du einigermaßen sicher gehen kannst, dass deine Tochter noch eine ganze Weile austestet, wo deine Grenzen sind, wo/wann sie bei dir landen kann und wo/wann nicht. Und du hingegen kannst da ganz ohne schlechtes Gewissen deine Grenzen aufzeigen. Ihr bleibt trotzdem verbunden,...in Zukunft anders vielleicht, aber nicht unbedingt "schlechter". Mein Verhältniss zu meiner Mutter hat sich jedenfalls erst entspannt, NACHDEM ich das Haus verlassen habe.

Vielleicht kannst du in deine Tochter Vertrauen, dass sie an ihrem selbst gewählten Weg wachsen kann ?

Liebe Grüße
MarliJo
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Muckelmaus
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Re: Und da waren es nur noch zwei .....

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen Marli Jo und natürlich auch Guten Morgen an alle anderen!

@ Marli Jo
Ich danke dir für deine Gedanken und seit ich sie gestern Abend spät las, frage ich mich, ob ich meiner Tochter vertrauen kann, an ihrem Weg zu wachsen.

Ganz ehrlich? So recht weiß ich nicht, ob ich ihr da überhaupt vertrauen sollte.
Sie weiß, was sie will und wohin sie möchte. Das ist wirklich nichts schlechtes und eigentlich verdient sie da Unterstützung. Aber den Weg, den sie einschlägt, um ihre Ziele zu erreichen, der liegt mir oft schwer im Magen. Sie schaut dabei weder nach rechts, noch nach links. Sie fragt auch nicht, ob sie andere Menschen auf ihrem Weg verletzt, ob es ihnen gut geht damit. Sie sieht nur sich selbst und ihr Ziel. Dabei spielt alles andere keine Rolle. Ich möchte fast schon von Egoismus sprechen. Ihr scheint es egal, wenn sie andere Menschen traurig, wütend oder verwirrt hinter sich lässt. Solange es ihrem Weg dient, nimmt sie das in Kauf.
Und genau dieses Verhalten gefällt mir nicht. Es ist sicher richtig und gut, Ziele im Leben zu haben. Aber nicht um jeden Preis. Ich frage mich, ob ich es ihrer Jugend schulden kann, dass sie - zumindest im Moment - so denkt und handelt. Sie stößt ja nicht nur Menschen vor den Kopf, die sie weniger gut kennt, sondern auch Menschen aus ihrer Familie - die Großeltern (zu denen sie ja eigentlich ziehen möchte), ihren Vater, ihre Geschwister, meinen Mann und auch mich. Was wäre, wenn wir ihr alle den Rücken kehren würden? Sie stünde allein da. Aber sie vertaut anscheinend darauf, dass wir sie so bedingungslos lieben, dass wir sie niemals allein lassen würden.

Immer noch grübelnde Grüße
Muckel

Ein Kind betritt deine Wohnung und macht in den folgenden zwanzig Jahren so viel Lärm, dass du es kaum aushalten kannst. Dann geht das Kind weg und lässt das Haus stumm zurück, dass Du denkst, du wirst verrückt.
v. John Andrew Holmes, amerik. Publizist
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