Mein Weg bis Heute...

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
Antworten
Thomas72
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 5
Registriert: 19. Januar 2010 14:30

Mein Weg bis Heute...

Beitrag von Thomas72 »

Wie angekündigt, wollte ich heute auch meine "Geschichte" zum Besten geben. Ich denke, in diese Rubrik passt es am Besten.

Meine Trennung liegt zwischenzeitlich etwa 4 Jahre zurück. Vorangegangen waren Jahre des Streits und der Nickelichkeiten, nicht gerade vorteilhaft für eine Familie und vor allem nicht für Kinder - vorsichtig ausgedrückt. Gehalten hat das Ganze bis dahin vermeintlich unter einem Deckmantel "für die Kinder". Aus heutiger Sicht sehe ich es aber bei uns eher unter dem Motto "besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende". Damals waren unsere Beiden etwa 6 und 8 Jahre alt.

Mein Versuch, zunächst in meinem Arbeitszimmer des Hauses "Abstand" zu gewinnen schlug fehl. Die Differenzen haben sich durch meine Entscheidung soweit zugespitzt, dass ich vor den Attacken meiner damaligen Frau nicht mehr Standgehalten habe und im Wahrsten Sinne die "Flucht" ergriffen habe. Zunächst bin ich vorübergehend bei meinen Eltern bzw. meinem Bruder untergekommen, das wichtigste an persönlichen Utensilien habe ich mitgenommen.

Den Kindern hatte ich schon vorher in einem Gespräch erklärt, warum ich ausziehe und dass ich damit für sie nicht aus der Welt bin. Im Gegenteil: ich wollte weiter so gut es geht für sie da sein, allerdings aus der "Entfernung". Erstaunt hat mich ihre Reaktion. Mit dem Hinweis, das gehe schon OK, sie kennen das von Klassenkameraden, haben sie es akzeptiert. Habe damals nicht einschätzen können, ob sich die Kinder bewußt sind, um was es geht. Im Nachhinein aber muss ich schon davon ausgehen, dass sie schon damals recht reif und vernünftig mit dieser Sache umgegangen sind.

Bis dahin hatte ich noch die Hoffnung, dass über die Entfernung hinweg und durch die Trennung von meiner Frau auch insgesamt Ruhe einkehrt, obwohl ich ihren Umgang mit den Kindern noch nie gut fand. Es herrschte immer ein rauher Befehlston in der Familie, es hatte nach der Pfeife der "Frau im Haus" zu gehen. Selbst Absprachen wurden Übergangen und Außer Kraft gesetzt. Mehr als einmal war für mein persönliches Empfinden die Grenze zulässiger erzieherischer Härte den Kindern gegenüber überschritten worden. Da ich eh in den Augen meiner Frau an allem Schuld hatte - und wenn ich sie einmal nicht hatte, wurde sie mir halt gegeben... - war der Schritt, den Haushalt zu verlassen, in meinen Augen die einzige Möglichkeit, dort vielleicht etwas "Ruhe" einkehren zu lassen. Den Versuch die Kinder mitzunehmen hatte ich schon gar nicht unternommen, da zum Einen ein Vater nach wie vor rechtlich eine eher schwächere Position einnimmt und zum Anderen durch meine volle Berufstätigkeit mit einer Fahrzeit von über einer Stunde ins Büro zeitlich keine andere Planung möglich war. Die praktische Entscheidung, mich zunächst bei meinen Eltern einzuquartieren hat mich zudem aus unserem Wohnort verschlagen, so dass auch ich es für die Kinder als günstiger angesehen habe, sie in ihrem gewohnten Umfeld zu belassen. Zudem bewohnte meine Frau mit den Kindern weiterhin das gemeinsame, nicht abbezahlte Haus.
Dennoch habe ich ihr offen gesagt, dass ich meine Planungen gänzlich verwerfen und die Kinder zu mir nehmen würde. Dies kam für sie jedoch in keinster Weise in Frage.

Trennung und Scheidung sollten möglichst friedlich über die Bühne gehen. Da sie - trotz ihrer Halbtagsstelle - ein höheres Einkommen erzielt hat als ich, kam ein Unterhalt ihr gegenüber nicht in Frage. Die Raten für das Haus hat sie ab diesem Zeitpunkt selbst getragen, für die Kinder habe ich wie selbstverständlich nach Düsseldorfer Tabelle bezahlt. Da ich sozusagen "mit leeren Händen" gegangen bin, bestanden meine einzigen Forderungen daraus, die Kinder regelmäßig zu mir nehmen zu können und mich aus der Haftung für das Haus zu entlassen. Auf eine "Differenzzahlung" des Hauswertes konnten wir uns ebenfalls einigen, ein paar altgediente Einrichtungsgegenstände hat sie mir freundlicherweise überlassen. Das gemeinsame Sorgerecht war mir wichtig, vertraglich haben wir außerdem vor der Scheidung vereinbart, dass wir uns weiterhin gemeinsam um das Wohl der Kinder kümmern und haben uns gegenseitig entsprechende Vertretungsrecht zugestanden.

Damit konnte ich gut leben und ich war zu diesem Zeitpunkt noch guter Dinge, was die Zukunft anging. Leider war die Fortsetzung nicht so positiv, wie es sich zunächst angebahnt hatte.

Immer wieder kam es hinsichtlich der Feinheiten zu Auseinandersetzungen. Sie bestimmte, wann ich die Kinder haben "dürfte", die Termine richteten sich nicht nach dem Kalender, sondern nach ihren Arbeitszeiten. Natürlich habe ich immer versucht, die Kinder in "meinem" zweiwöchigen Rhythmus bei mir zu haben und dabei auf ihre Dienstwochenenden alle zwei Wochen Rücksicht zu nehmen. Auch Verschiebungen habe ich nach meinem Möglichkeiten ausgeglichen. Allerdings setzte sie dabei auch bei mir eine Flexibilität voraus, die bei Vollzeitbeschäftigung und anderthalbestündiger Fahrt einfach nicht machbar war. Zudem war ich zwar als "Notnagel" gut, wenn sie gerade nicht konnte, im Gegenzug fielen aber viele meiner Wochenenden ersatzlos aus weil "sie gerade etwas mit den Kindern vorhabe" oder "die Kinder eh nicht da seien" bzw. "die Kinder nicht zu mir möchten". Letzteres hat mir zwar sehr weh getan, ich habe es damals aber akzeptiert, zumal die Kinder mir selbst sagten, das sie gerade an diesem Wochenende lieber bei Mama bleiben wollten.

Wenn ich nicht so gespurt habe, wie sie es wollte hörte ich lediglich "DU möchtest die Kinder ja sehen, als musst DU auch schauen, wie Du es hinbekommst". Mit Verweis auf das Aufenthaltsbestimmungsrecht wurde ich abgespeist. Informationen über schulische Aktivitäten oder den Werdegang erhielt ich wenn überhaupt dann nur auf Anmahnung oder zu spät, in Entscheidungen wurde ich nicht mehr einbezogen. Gegenseitige Drohungen mit gerichtlicher Klärung waren die Folge. Ich wusste mir zwischenzeitlich überhaupt nicht mehr zu helfen, habe meine "Forderungen" schriftlich formuliert und ihr eine Frist gesetzt, mir eine verbindliche Regelung zu bestätigen und sich an die Vereinbarungen zu halten. Erst dann lenkte sich vermeintlich ein um nur kurze Zeit später wieder in den alten "Trott" zu verfallen.

Die Kinder brachte ich pünktlich zurück. Dennoch behauptete sie, ich bringe sie "zu spät" oder "zu früh". Bei einer Entfernung von 50 km ist halt nicht immer die exakte Zeit einzuhalten (die im übrigen sie selbst mir wechselnd vorgegeben hat). Trotzdem habe ich es fast immer geschafft, in einer Spanne von +/- 15 min. dort zu sein.

Diese Problematik ist das Eine. Ich habe versucht, diese Streitigkeiten von den Kindern fern zu halten. Sie aber hat die Kinder als "Mittel zum Zweck" eingesetzt. Wie schon immer. Selbst zu Zeiten unserer "funktionierenden" Ehe hat sie die Kinder als Waffe gegen mich eingesetzt. Sie weiss, das mir die Beiden alles bedeuten. Genauigkeiten erspare ich mir hier, aber es war unter der Gürtellinie!

Und genau das ist mein größtes Problem - noch immer. Viele ihrer "Geschichten" über mich waren fester Bestandteil, mir die Kinder zu entfremden. Zwischenzeitlich habe ich neu geheiratet. Zu meiner "neuen" Frau hatten die Kinder schon immer ein gutes Verhältnis, obwohl dieses immer wieder durch die Kindsmutter attackiert wurde.

Ich habe rechtzeitig die "Notbremse" gezogen. Gott sei Dank habe ich von vielen Seiten Unterstützung bekommen. Mein Sohn befindet sich wegen Verhaltensauffälligkeiten seit gut zwei Jahren in Therapie. In diese wurde ich zunächst nicht eingebunden, da der Therapeut von einer "alleinerziehenden Mutter" ausging. Diese Auffälligkeiten basieren aber nicht auf der Trennungssituation, sondern gehen weiter zurück. Die Konflikte innerhalb der Familie haben sich jetzt nach der Trennung verstärkt, da ich als "Gegenpol" nicht mehr regelmäßig zur Verfügung stehe. Ich habe erst durch diese Gespräche gemerkt, dass ich um meine Kinder kämpfen muss und habe das Jugendamt zu Hilfe geholt. Diese sollten objektiv und im Interesse der Kinder vermitteln. Meine Zurückhaltung im Interesse einer friedlichen Lösung war oftmals fehl am Platze.

So wurden die Regeln für mein Besuchsrecht nochmals festgehalten. Seither werden ausgefallene Termine zeitnah nachgeholt und ich habe bereits die Osterferien hälftig mit den Kids verbracht. Diese habe ich viel gelöster kennengelernt und sie blicken mittlerweile selbst "hinter die Kulissen". Ich habe immer versucht, die auch hier veröffentlichten "20 Regeln für Scheidungseltern" zu beachten, da ich diese Punkte unglaublich wichtig finde. Nun bekomme ich ein wenig Belohnung für mein Durchhalten, auch wenn es viel Kraft und Nerven gekostet hat. Ich habe zwei Prima Kinder, soweit möglich chatten wir schon über's Internet (www sei Dank!). Ihre nach wie vor bestehenden Probleme laden sie hier ab und ich hoffe ich kann ihnen so helfen. Nach wie vor hoffe ich, dass sie zuhause glücklich sind und es mit ihrer Mutter "klappt", trotzdem ist die Tür zu mir nach wie vor auf. Und wenn's hart auf hart kommt stehe ich mit allen Konsequenzen für sie parat. Für jeden Einzeln oder beide zusammen.

Der Großen habe ich den Tip mit diesem Forum gegeben, falls sie sich mal austauschen möchte. Mittlerweile ist sie 12 und pfiffig.

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich auch das Klima zuhause bessert und vielleicht doch die Märchen und Lügen ihre kurzen Beine beweisen.
Bolz
Schnelltipper
Schnelltipper
Beiträge: 166
Registriert: 11. September 2009 08:02

Re: Mein Weg bis Heute...

Beitrag von Bolz »

Hallo Thomas,

herzlichen Glückwunsch erstmal zu der für Dich inzwischen wohl ganz passablen Situation.

Beim Lesen Deiner Zeilen ist mir ein Gespräch am Wochenende wieder eingefallen. Dort haben sich mein Mann und ein Geschäftsfreund unterhalten, denen beide zu 99% das Gleiche passiert (ist), wie Dir. Meinem Mann seit 4 Jahren, seinem Bekannten seit 1 Jahr. Der Bekannte klagte über die Schikanen die Du auch beschreibst. Uneinhaltbare Terminvorgaben, Besuchstermine wie es der Mutter grade passt, wenn Termine ausfallen "wollen" die Kinder nicht etc. Macht "Mann" was ist es sowieso schlecht, macht er dann nichts mehr ist das auch nicht gut.

Ich hörte mir das Gespräch an und aus mir platzte ein Satz heraus, den ich eigentlich so gar nicht sagen sollte und der mir auch hinterher erst richtig bewußt wurde. Ich sagte, dass mir total klar wäre, warum er behandelt würde: Weil er sich wie ein Hampelmann verhält, der mich schon beim Zuhören wütend macht. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Mann den ich mal geliebt hätte sich so erniedrigen lässt und mir keinerlei Einhalt gebieten würde, den würde ich vielleicht in meiner Wut über die Trennung auch so behandeln. Das hört sich für mich einfach immer so an wie die Geschichte vom geprügelten Kind. Besser negative Aufmerksamkeit, als gar keine. Es hört sich so an, als suchen diese Frauen endlich nach einer Grenze, jemandem der sich wehrt und nicht weiter herumschubsen lässt. Und als mache sie diese demonstrierte Hilflosigkeit des Gegenüber erst recht wütend.

Ich bin mir sicher, dass Du das alles nur getan hast, um Ruhe für Deine Kinder hereinzubringen, aber nützt es den Kindern wirklich einen Elternteil so gedemütigt und kriechend zu sehen? Was müssen Kinder denken, wenn ein Elternteil den anderen wie einen Putzlappen behandelt ?

Bei meinem Mann sind die Demütigungen jedenfalls erst etwas erträglicher geworden, als er sich nicht mehr alles hat gefallen lassen und auch mal gesagt hat: dann eben nicht, ich hab auch ein schönes Wochenende ohne Kind. Erst als sie ihn nicht mehr so grenzenlos erpressen konnte wurde es besser.

Ich wünsche Dir noch viel Glück und Kraft mit Deiner schwierigen Situation zu leben.

Lg
Bolz
Anneliese
Eintagsfliege
Eintagsfliege
Beiträge: 6
Registriert: 10. Mai 2008 18:12

Re: Mein Weg bis Heute...

Beitrag von Anneliese »

Das ist doch aber krank Kinder so zu benutzen!
Ich selbst lebe bereits alleine, aber ich habe einen kleinen Stiefbruder der momentan 11 ist. Ich weiß nicht genau ob von der Mutter oder dem Vater die Streitereien ausgehen, aber Fakt ist, dass mein kleiner Stiefbrunder zu seinem Vater überhaupt kein besonders inniges Verhältnis hat. Auffällig ist auch, dass er bei einem geplanten Urlaub erst ja sagte und später doch nicht mit wollte. Laut Angaben des Vaters wurde dieser von seiner Mutter entsprechend bearbeitet. Wirklich sicher bin ich mir da jedoch nicht, denn mein Stiefbruder fühlt sich auch öfter mal zurückgesetzt hinter unserer Halbschwester (was aus meiner Sicht teilweise auch gerechtfertigt ist). Sie hat einfach das Talent ihren oftmals ihren Willen gegnüber ihren Eltern durch Heulattacken durchzusetzen. Wie sol man sich in dieser ganzen Situation aus eurer Sicht heraus verhalten? Wem soll man glauben? Warum immer diese Streitereien?
Ratlose Grüße,
Anneliese

P.S.: Es ist übrigens sehr schön auch mal von Fällen zu lesen, wo Eltern sich trotz Trennung Gedanken um ihre Kinder machen. Oftmals höre ich nur ein "Ja, aber dein/e Vater/Mutter ist schuld daran. Ich kann nichts dafür"
Antworten