Ambivalent

Der Treffpunk für Alleinerziehende und Patchworkfamilien. Hier können Erfahrungen und Sorgen ausgetauscht werden.
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Josi
Eintagsfliege
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Beiträge: 2
Registriert: 20. Dezember 2010 19:53

Ambivalent

Beitrag von Josi »

Hallo an alle,
ich bin neu hier, aber lese Eure Beiträge seit ca. 1 Jahr. Viele haben mir schon sehr geholfen
Zu meiner Geschichte: ich (32Jahre) bin seit 15 Monaten mit meinem Freund zusammen, der 2 Kinder (Mädel 6, Junge 9 ) aus 1. Ehe hat. Als ich ihn kennenlernte waren sie ca. 1,5 Jahre getrennt.Vor 6 Monaten sind wir zusammengezogen, ich bin 75km von meinem zu Hause weggezogen wegen ihm, damit er nicht noch weiter von den Kindern entfernt ist wie jetzt schon (200km).Meinen Job hab ich dort noch behalten und pendel jetzt.
Mir geht es wie allen hier, es ist ein Wechselbad der Gefühle und oft zweifel ich ob ich das mein Leben lang aushalte...Und dann bekomm ich wieder ein schlechtes Gewissen, da er ja nichts dafür kann und die Kinder auch nicht, aber...
Ich liebe ihn sehr und er mich auch, das weiß ich, aber manchmal bin ich so eifersüchtig, darauf dass er das alles schon mit einer anderen hat, was ich mir mit ihm wünsche.Seine Einstellungen zu Ehe und Kindern sind auch negativ, er meint, im Moment könne er sich das alles nicht vorstellen, aber er weiß nicht wie es in 3-4 jahren aussieht. Ich war noch nie ein Familientier, hab immer meine Freiheit geliebt, komischerweise hat sich das durch ihn und seine Kinder geändert, plötzlich kann ich mir das vorstellen. Ist doch bescheuert, oder? Ich sehe seine zerrüttete Ehe und die oft traurigen Kinder und hab plötzlich das Gefühl auch Familie haben zu wollen?
Mit den Kindern verstehe ich mich sehr gut von Anfang an, riesen Lob an die Kinder!!!!! Mit der Ex ist es mittlerweile auch ganz in Ordnung, nachdem sie ersten Schock überwunden hatte, dass ihr Ex sich auch wieder neu verlieben kann... naja, aber falls irgendwas ist, bin ich halt doch noch die Böse.
Er für sich als mein Freund ist ein toller Mann, wir haben viele Gemeinsamkeiten, haben viel zu lachen, machen Sport zusammen, reden viel, diskutieren auch.
Das einzige negative ist, dass er sobald ich ihn/unsere Beziehung kritisiere ziemlich cholerisch wird, dann sind alle Frauen gleich und bescheuert. Macht mir Vorwürfe, obwohl ich garnix gemacht habe. Er meint Kritik sei für ihn wie ein Flashback, da seine Ex immer unzufrieden mit ihm war und genörgelt hat. Was hat das mit mir zu tun?
So ein "Ausraster" kommt alle 2 Monate vor und meistens dann, wenn es mir auch nicht gut geht und ich alles hinterfrage.
Hm, bin etwas ratlos, ich verstehe ja alles, dass er schlechte Erfahrungen gemacht hat, dass ich ihm Zeit geben muss. Aber wo bleibe ich bei dem Ganzen????
Ich danke Euch schon jetzt für Eure Unterstützung und sorry für das hemmungslose "Losschreiben", musste mal raus .
MarliJo

Re: Ambivalent

Beitrag von MarliJo »

Hallo Josi,

Willkommen hier, und schön, dass du schreibst !

Du schreibst von den Wechselbädern der Gefühle und ich stimme dir zu, dass wir die wohl alle kennen, wobei ich glaube, dass es diese Wechselbäder in jeder langfristig angelegten Beziehung gibt,... vermutlich fühlen sich diese Schwankungen bei "trennungsgeschädigten" Neubeziehungen aber massiver oder gar bedrohlicher an ?!
Und es ist ja auch so, es schwingen bei all den Neuanfängen nach einer Trennung so viele Dinge mit, dass man schon mal daran zweifelt, dass man das sein restliches Leben aushalten kann.
Warum macht dir das ein schlechtes Gewissen ? Das Gewissen ist doch eine Stimme, die einem sagt, was man "eigentlich" nicht tun sollte oder umgekehrt, was man tun sollte, wenn der Kopf sagt >lieber nicht<. Was also ist es, was dir ein schlechtes Gewissen macht,..und wem gegenüber ?
Hängt es mit deiner von dir beschriebenen Eifersucht zusammen ?
Sind es nicht zwei verschiedene Dinge/oder besser Lebensabschnitte, seine Vergangenheit und eure Gegenwart. Natürlich kannst du nicht das haben, was einst die "Lebensphilosophie" deines Partners war. Und natürlich wird er Zeit brauchen, genau dies hinter sich zu lassen, um den Kopf frei zu haben für einen Weg mit dir.
Das du den "plötzlichen" Wunsch nach Familie zusammen mit deinem Freund hast, ist glaube ich einfach ein Resultat deiner Verbundenheit und Liebe zu ihm/zueinander und hat nichts mit der Trennung und den Folgen (für ihn und seine Kinder) zu tun. Ja es wäre (sorry!) bescheuert, wenn es eine Verknüpfung gäbe, zwischen deinem Familienwunsch und der Trennung deines Freundes,...aber, gibts ja wohl nicht, oder ??
Was für euch wichtig sein wird, so denke ich, ist. die Wünsche und Vorstellungen des anderen wahrzunehmen und die Beweggründe offen und ehrlich mitzuteilen.

Es ist schön, das dich die Kinder annahmen können und ihr euch gut versteht. Ich denke, dass, wenn es überhaupt ums Loben geht, dieses Lob letztlich auf die Eltern zurückfällt. Kinder in jungen Jahren gehen doch erst einmal unvoreingenommen auf neue Bezugspersonen zu, solange sie das "dürfen", das Unvoreingenommensein also von Aussen (den Elternteilen) nicht -allzusehr -beeinflusst wird. Klar aber auch, dass sich Kinder unterschiedlich auf neue Partner einlassen und aus dem Schmerz über die Trennung der Elternteile nicht anders "können", als sich zu verschliessen.

Diese Sache mit dem Flashback, deiner Kritik und seiner (möglicherweise mangelnden) Kritikfähigkeit,...da gilt es ganz sich genauer hinzusehen. Von seiner Seite aus.
Es mag komisch klingen, das ist etwas, was dein Freund für sich verstehen lernen muß, nicht du musst es verstehen. Er kann dich für manches um Verständniss bitten,das ja, und klar, uach du musst sehen, wo du bleibst in eurer Beziehung und mit deinen Wünschen - letztlich ist es eine Aufgabe an euch beide, einen gemeinsamen Weg zu finden, der beide erfüllen kann, denke ich.

Ich würde dich gern noch danach fragen, weshalb du die Überschrift so gewählt hast, wie du sie gewählt hast ?

Soweit einmal ein paar Gedanken
MarliJo
Josi
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Beiträge: 2
Registriert: 20. Dezember 2010 19:53

Re: Ambivalent

Beitrag von Josi »

Vielen Dank für die schnelle Nachricht, hab mir danach viele Gedanken gemacht. Leider komm ich wenig zum Schreiben, da ich ja so oft unterwegs bin, sorry.

Was Deine Fragen anbelangt, wieso ich diese Überschrift gewählt habe: da ich unserer Beziehung mittlerweile sehr ambivalent gegenüberstehe. Auf der einen Seite habe ich da meinen Freund, der ganz wunderbar ist (wenn er nicht seinen monatlichen cholerischen Anfall hat :boxen: ) und andererseits die Tatsache, dass ich in keinster Weise weiß, wie es weitergehen soll, da er es nicht weiß: er weiß nicht ob er Kinder/heiraten/Eigenheim haben möchte oder lieber seine Freiheit genießen. Für mich ist ganz klar, dass ich die nächsten paar Jahre auch noch kein Kind möchte, aber dann...was ist, wenn er es bis dahin immernoch nicht weiß, was ist wenn ich ihn irgendwann ( nicht gewollt) anfange ihn deswegen zu beschuldigen...
Er sagt immer, dass er Angst hat alles wieder zu verlieren, er deswegen auch nichts planen will. Aber kann ich ihm die Angst nehmen? Er sagt er traue sich selbst nicht und er möchte sein Unglück nicht zu meinem machen. Oft würde ich am liebsten alles hinschmeißen, es kommt mir so vor als würde ich nur kämpfen und er hat dazu keine Kraft mehr oder ihm fehlt das Vertrauen. Ich weiß es nicht.... Und das ist der Satz den ich in letzter Zeit dauernd sage: Ich weiß es nicht... Obwohl es eihentlich nicht stimmt: ich weiß was ich will, nur er nicht oder noch nicht oder er wird es nie wissen :? Und sein Nicht-Wissen macht in mir, dass ich nicht weiß wie es weitergehen soll und ob das alles so überhaupt einen Sinn macht ?!
Ich war sehr lange Single vor ihm, was nicht am Angebot lag , sondern, dass ich mich in keinen Mann so richtig verlieben konnte, außer in ihn :springen: Bis heute finde ich ihn ziemlich toll und ich möchte an sich keinen anderen. Aber wenn er mich nicht ganz und gar will ... oder noch nicht oder oder ? :weg:
Kennt diese Gefühle noch jemand hier?
Schon jetzt Danke , Josi :winken:
Ich habe in meinem Bekanntenkreis keinerlei geschiedene Paare (die heiraten grade alle eher :) ), dass ich mich mit jemandem austauschen könnte. Bin also dankbar für jeden "Erfahrungsbericht" oder Gedankenanstoß :winken:
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