Re: Kinder vom Freund kennen lernen - yes or no?
Verfasst: 28. Oktober 2014 09:20
Moin Schnatterinchen,
oh ja, grade in der Kindheit lernen wir unsere Streit- und Konfliktkultur und da wurde und wird so manches "falsch" (ist schwer zu erklären, denn die Betroffenen wissen es ja einfach nicht besser) gemacht. Heute gibt es Kinderbücher zum Thema, so etwas wie "Streiten gehört dazu, wenn man sich lieb hat". Dreikurs sagt das zu Kindern so "Also ehrlich, ich hab Dich sooo lieb, aber was Du da angestellt hast, das macht mich so wütend!" Ich kann bei mir bleiben, meinem Kind sagen, das ich es liebe, aber sein Tun - das kann sich in Teeniezeiten echt steigern. Da bleibt der Ärger bei der Handlung nie bei der Person und das ist Kritik und Ärger, den auch alle annehmen können, weil man sie in ihrer Person nicht herab setzt.
Wir haben an der Uni mal eine heftige Diskussion darüber gehabt, was einem Kind mehr schadet, eine Ohrfeige (das ist kein Plädoyer dafür, ich bin gegen Gewalt, absolut - egal ob Körperlich oder Psychisch) oder ein Elternteil, das in Schweigen verfällt und das mitunter über einen längeren Zeitraum. Der "Schaden" den eine Kinderseele dabei nehmen kann, liegt beim Schweigen ungleich höher. Denn Missachtung ist etwas, das ein Kind von Natur aus als äußerst bedrohlich wahr nimmt. Es weißt um seine Hilflosigkeit ohne die Großen, ganz unbewusst und tief - wenn Du soetwas erlebt hast, wird das seine Spuren hinterlassen haben. Nach der Ohrfeige ist gewöhnlich innerhalb kürzester Zeit alles wieder gut, während Schweigen ja so etwas unendliches bekommen kann.
Und nein, Streit bedeutet eben nicht, das die Beziehung schlecht ist - ganz im Gegenteil. Sie ist lebendig, man nimmt Anteil an einander, man setzt sich auseinander..... man arbeitet für sich an einem Miteinander. Streit ist ganz wichtig.... und das dürfen auch Kinder lernen, müssen es lernen, denn jetzt nehmen sie mit, was sie später brauchen. Und unterschiedliche Meinungen und Lösungen dazu sind immer eine Erweiterung des kindlichen Spektrums.
Ich hab das nicht immer so gut hinbekommen, jetzt, 20 Jahre später (meine Große ist 22) da kann ich sagen, es ist gut geworden, aber es gab zwischendruch durchaus Tage und Zeiten, da war ich mir überhaupt nicht sicher, dass das was ich mache, ein gutes Ende nimmt. Hat es aber und meine Töchter und ich, wir haben eine tolle Beziehung. Sagen sie zumnindest.
Eifersucht entsteht auch nur, wenn Kinder das Gefühl haben, man nimmt ihnen etwas weg und das willst Du ja nicht. Hat der Liebste auch gesagt "Nö, ich will gar nicht Euer Papa sein, ihr habt doch einen?! Aber wenn ich Euer Freund sein dürfte, das würde mir sehr gefallen." Und da flog ihm jedes Mädchenherz auch zu, denn klar, da ist schon Angst "was will der neue?" Aber, meine Mädchen waren da auch schon 8, 10 und 12 als er zu uns kam, ein Alter in dem Kinder sehr anders über das nachdenken, was um sie passiert, als bei jüngeren Kindern.
Oh ja, Kindern ist das ganz wichtig, zwischen ihrem ersten und dem siebten Lebensjahr machen sie sich ein Bild von ihrer Umwelt, von Rollenbildern, von allem möglichen. Später sammeln sie Erfahrungen die, wenn sie passen, ihr Bild stärken, wenn nicht entweder verwirren oder auch umpositionieren. Sie fragen zwar vielleicht nicht nach einer Frau in Papas Leben, aber sie nehmen durchaus wahr, das da etwas anders ist als bei ihren Freunden oder in ihrer Umgebung. Spätestens wenn sie fragen ist es Zeit, offen zu sein.
Timmi schnieft und ist vor Schreck still.... wie, die geht einfach weg..... öh - sein Konzept (das ist nicht bewusst, sondern ein unbewusster Prozess) scheitert, er räumt die Autos auf, denn eigentlich kann er das ja auch und flitzt zufrieden zu Oma. Das hat funktioniert, sogar Mama ist aufgefallen, das ihr Sohn bei Oma nicht ständig weint - er hat die Erfahrung gemacht, das es bei ihr nicht hilft. Sobald aber Mama sagt "räum mal bitte....." fließen die Tränen. War bei Mama noch ne ganze Weile erfolgreich.
Kinder tun also durchaus etwas dazu, gemocht zu werden oder nicht, grad bei Außenstehenden ist das eher der Fall als innerhalb der Familie. Und es liegt in ihrer Natur, gemocht zu werden, sie gehen unbewusst viel lieber da ran, etwas zu tun, das Gefallen findet, als etwas, das Mißfallen erregt. Wenn man solche Kinder trifft, (die gibt es auch), dann testen sie einen entweder oder aber sie sind schon sehr entmutigt, weil ihr Handeln, Gefallen zu wollen, mißachtet worden ist. Einfach gesagt, negative Aufmerksamkeit ist für Kinder besser als gar keine.
Ansonsten, nimm Dir die Zeit, die Du benötigst, lass Dich nicht drängen oder nötigen, das tut keinem gut....
Ansa
oh ja, grade in der Kindheit lernen wir unsere Streit- und Konfliktkultur und da wurde und wird so manches "falsch" (ist schwer zu erklären, denn die Betroffenen wissen es ja einfach nicht besser) gemacht. Heute gibt es Kinderbücher zum Thema, so etwas wie "Streiten gehört dazu, wenn man sich lieb hat". Dreikurs sagt das zu Kindern so "Also ehrlich, ich hab Dich sooo lieb, aber was Du da angestellt hast, das macht mich so wütend!" Ich kann bei mir bleiben, meinem Kind sagen, das ich es liebe, aber sein Tun - das kann sich in Teeniezeiten echt steigern. Da bleibt der Ärger bei der Handlung nie bei der Person und das ist Kritik und Ärger, den auch alle annehmen können, weil man sie in ihrer Person nicht herab setzt.
Wir haben an der Uni mal eine heftige Diskussion darüber gehabt, was einem Kind mehr schadet, eine Ohrfeige (das ist kein Plädoyer dafür, ich bin gegen Gewalt, absolut - egal ob Körperlich oder Psychisch) oder ein Elternteil, das in Schweigen verfällt und das mitunter über einen längeren Zeitraum. Der "Schaden" den eine Kinderseele dabei nehmen kann, liegt beim Schweigen ungleich höher. Denn Missachtung ist etwas, das ein Kind von Natur aus als äußerst bedrohlich wahr nimmt. Es weißt um seine Hilflosigkeit ohne die Großen, ganz unbewusst und tief - wenn Du soetwas erlebt hast, wird das seine Spuren hinterlassen haben. Nach der Ohrfeige ist gewöhnlich innerhalb kürzester Zeit alles wieder gut, während Schweigen ja so etwas unendliches bekommen kann.
Und nein, Streit bedeutet eben nicht, das die Beziehung schlecht ist - ganz im Gegenteil. Sie ist lebendig, man nimmt Anteil an einander, man setzt sich auseinander..... man arbeitet für sich an einem Miteinander. Streit ist ganz wichtig.... und das dürfen auch Kinder lernen, müssen es lernen, denn jetzt nehmen sie mit, was sie später brauchen. Und unterschiedliche Meinungen und Lösungen dazu sind immer eine Erweiterung des kindlichen Spektrums.
Ich hab das nicht immer so gut hinbekommen, jetzt, 20 Jahre später (meine Große ist 22) da kann ich sagen, es ist gut geworden, aber es gab zwischendruch durchaus Tage und Zeiten, da war ich mir überhaupt nicht sicher, dass das was ich mache, ein gutes Ende nimmt. Hat es aber und meine Töchter und ich, wir haben eine tolle Beziehung. Sagen sie zumnindest.
Irgendwo, tief in ihnen sind Erinnerungen, das es zu Hause auch mal so war und das ist etwas, das sie vermutlich eher an etwas Schönes erinnert und das ihnen gut tut. Ach ja, Du kannst auch einfach offen sagen "Öh, Euren Papa? Nö, den will ich gar nicht haben. Ich hab selbst einen ganz netten Papa (ich hoffe, dem ist noch so; sonst sagst Du, ich hatte einen....) aber den Mann, der grad ein wenig einsam ist, den möchte ich schon sehr gern zum lieb haben haben." Den Kindern geht es um Papa - mal ehrlich, denn willst nicht wirklich, oder?Fragt sich wie Kinder dann reagieren, wenn sie plötzlich etwas ganz anderes sehen, das sie nicht kennen. Werden sie eifersüchtig, wenn der Papa mich in den Arm nimmt? Wollen sie das dann vielleicht nicht? Na gut das wird man sehen.
Eifersucht entsteht auch nur, wenn Kinder das Gefühl haben, man nimmt ihnen etwas weg und das willst Du ja nicht. Hat der Liebste auch gesagt "Nö, ich will gar nicht Euer Papa sein, ihr habt doch einen?! Aber wenn ich Euer Freund sein dürfte, das würde mir sehr gefallen." Und da flog ihm jedes Mädchenherz auch zu, denn klar, da ist schon Angst "was will der neue?" Aber, meine Mädchen waren da auch schon 8, 10 und 12 als er zu uns kam, ein Alter in dem Kinder sehr anders über das nachdenken, was um sie passiert, als bei jüngeren Kindern.
Natürlich gibt es Übergangszeiten, in denen sich ein Paar kennen lernt, in denen verantwortungsvolle Eltern einen neuen Partner noch von den Kindern fern halten, um sicher zu gehen, das es der richtige Partner für sie ist. Man sollte nie jeden Datingpartner den Kindern vorstellen, sie gehen ja auch eine Beziehung ein. Aber wenn diese Phase vorbei ist, dann ist Zeit an ein Leben miteinander zu denken. Wie lang so eine Zeit ist, muss jedes Paar für sich entscheiden, aber wenn man unter der Woche zusammen wohnt und nur an den Wochenenden der Kinder sozusagen getrennt ist, dann ist das für mich der Punkt, an dem eine Schieflage entsteht.Ich frage jetzt wirklich ehrlich, weil ich es nicht einschätzen kann - meinst du wirklich, dass damit so eine Verletzung einher geht?
Kann man ihnen nicht sagen, dass der Papa eben eine Freundin hatte, aber sich extra Zeit für sie nehmen wollte ohne die Freundin?
Ja was ich ihnen nicht sagen würde ist "Du bist zu klein um das zu verstehen" - das hab ich damals gehasst ;-)
Nur denke ich bestimmt gibt es andere kindgerechte Erklärungen, mit denen die Kinder sehr wohl verstehen, warum der Papa ein Geheimnis hatte.
Zum Beispiel, dass bei der Oma nicht genug Platz war oder eben die neue Freundin am Anfang noch woanders gewohnt hat oder solche Sachen? (Ich rate hier ja auch nur wild rum)
Ich frage mich wirklich: Warum sollte es einem Kind wichtig sein zu wissen, was der Papa so macht? Ich verstehe, dass es den Kindern wichtig ist, dass es dem Papa gut geht. Dass er eine schöne Wohnung hat und ein schönes Bett und dass er gute Laune hat und nicht krank ist. Das alles funktioniert bei meinem Freund gut. Die Kinder kennen seine neue Wohnung und wissen das alles. Und gute Laune hat er meistens auch ;-)
Oh ja, Kindern ist das ganz wichtig, zwischen ihrem ersten und dem siebten Lebensjahr machen sie sich ein Bild von ihrer Umwelt, von Rollenbildern, von allem möglichen. Später sammeln sie Erfahrungen die, wenn sie passen, ihr Bild stärken, wenn nicht entweder verwirren oder auch umpositionieren. Sie fragen zwar vielleicht nicht nach einer Frau in Papas Leben, aber sie nehmen durchaus wahr, das da etwas anders ist als bei ihren Freunden oder in ihrer Umgebung. Spätestens wenn sie fragen ist es Zeit, offen zu sein.
Im Idealfall ist das so..... aber wann hat man den schon mal? Ich weiß nicht, denk mal an das Kind Deiner Freundin, wenn das wirklich Theater macht und zetert - wie fühlt sich das dann an? Kinder tun ja etwas, sie agieren und sie handeln und das hat Auswirkungen darauf, wie man ihnen begegnet, sie versuchen auch durch Handlungsvarianten heraus zu finden, wodurch sie ankommen oder nicht. Gutes Beispiel hier ist vielleicht ein kleines Kind, das jedes Mal, wenn es etwas will, wie vom Blitz getroffen los heult. Das Enkelchen meiner Bekannten macht das so.... wenn Mama etwas möchte ("räum mal bitte die Autos auf") sind Blitztränen angesagt und rate was passiert? Genau, Mama räumt die Autos auf...... funzt prima, der Kleine hat Mama sehr gut im Griff. Das funktioniert beim Teller leer essen, beim Schuhe anziehen, schlicht bei allem worauf der Kleine keine Lust hat. Nun passte Oma auf die Jungs auf und dachte an das was ich gesagt hab. A. er darf weinen, das ist legitim - steht ihm zu und b. er sollte nicht lernen, das er durch weinen erreicht was er will - das funktioniert zwar prima ist aber gesellschaftlich gesehen, ein Irrweg - also sagt Oma "Okay, Timmi, wein ruhig und wenn Du fertig bist, mit weinen, dann räumst Du bitte die Autos auf, ja? Falls Du Hilfe brauchst, kannst Du mich ja fragen." Spricht`s und dreht sich um und geht.Wenn ich das lese, dann rumort irgendwas in mir, ich weiß nicht genau was, aber es fühlt sich echt komisch an.
Ich meine ein Kind muss doch nichts tun, damit man es lieb hat. Ein Kind hat man doch einfach so lieb. Jedenfalls finde ich, dass es so sein sollte.
Timmi schnieft und ist vor Schreck still.... wie, die geht einfach weg..... öh - sein Konzept (das ist nicht bewusst, sondern ein unbewusster Prozess) scheitert, er räumt die Autos auf, denn eigentlich kann er das ja auch und flitzt zufrieden zu Oma. Das hat funktioniert, sogar Mama ist aufgefallen, das ihr Sohn bei Oma nicht ständig weint - er hat die Erfahrung gemacht, das es bei ihr nicht hilft. Sobald aber Mama sagt "räum mal bitte....." fließen die Tränen. War bei Mama noch ne ganze Weile erfolgreich.
Kinder tun also durchaus etwas dazu, gemocht zu werden oder nicht, grad bei Außenstehenden ist das eher der Fall als innerhalb der Familie. Und es liegt in ihrer Natur, gemocht zu werden, sie gehen unbewusst viel lieber da ran, etwas zu tun, das Gefallen findet, als etwas, das Mißfallen erregt. Wenn man solche Kinder trifft, (die gibt es auch), dann testen sie einen entweder oder aber sie sind schon sehr entmutigt, weil ihr Handeln, Gefallen zu wollen, mißachtet worden ist. Einfach gesagt, negative Aufmerksamkeit ist für Kinder besser als gar keine.
Ansonsten, nimm Dir die Zeit, die Du benötigst, lass Dich nicht drängen oder nötigen, das tut keinem gut....
Ansa