Wenn Scheidungskinder Verantwortung für ihre Eltern übernehm
Verfasst: 21. November 2014 23:32
en.
Guten Tag!
In diesem Thread soll es um schwierige Situationen gehen, die sich für Kinder von Alleinerziehenden ergeben, weil sie viel Verantwortung tragen. Verantwortung ist hier nicht (nur) in der Hinsicht gemeint, dass sie Wäsche waschen und die Wohnung sauber halten, sondern vor allem, dass sie auf ihren Elternteil acht geben.
Mein Name ist Mohn, ich bin ein Scheidungskind. Ich bin bald zwanzig Jahre alt und lebe schon seit zwei Jahren nicht mehr ständig zuhause. Als ich noch in die Schule ging, habe ich bei meinem Stiefvater gelebt. Seit meine Mutter vor fünf Jahren ausgezogen ist, habe ich immer mehr Verantwortung übernommen, das heißt, ich fühle mich immer mehr verantwortlich für meinen Stiefvater. Er ist nicht mehr der Jüngste, und seit einiger Zeit mache ich mir konstant Sorgen um ihn. Ich weiß, dass das nicht meine Aufgabe ist, aber Scheidungskinder tun Vieles, das eigentlich nicht ihre Aufgabe ist.
Er hatte immer schon einen Hang zur Depression, und seit ich mit der Schule fertig bin, ist es unendlich viel schlimmer geworden. Schon vorletzten Sommer war es sichtbar, aber er hat es geschafft, dort alleine wieder rauszukommen. Er hat Psychotherapie erhalten und auch Antidepressiva, und wann immer ich mit ihm gesprochen habe, hat er erzählt, wie es ihm geht. Es wurde wieder besser, er hat Sachen unternommen, hatte wieder Spaß an seiner Arbeit. Als ich aber letzten Juni aus dem Ausland zurückkam, war ich entsetzt: die Wohnung (eigentlich viel zu groß für ihn allein) war verwahrlost, der Garten verwildert, die Nachbarn haben mich darauf angesprochen, was denn mit ihm los sei. Ich habe die Nachbarn beruhigt, die Wohnung geputzt, nur an den Garten habe ich mich nicht getraut.
Dann bin ich vor zwei Monaten zum Studieren in eine andere Stadt gezogen. Wenn ich mit ihm telefonierte, machte er immer einen ganz wachen Eindruck, doch seine Depression, das sagt er selbst, ist nicht weg, und das merke ich auch.
Meine Mutter, seine Exfrau, lebt näher bei ihm als ich und kommt ab und zu zu Besuch, wenn sie ohnehin etwas in der Stadt zu erledigen hat. Sie hat mich angerufen und erzählt, wie schrecklich die Wohnung aussieht, schmutzig, unaufgeräumt, unhygienisch. Langsam greift es auch auf seine Person über. Wenn das so weitergeht, wird er ein verwahrloster, verbitterter, einsamer alter Mann. Und deshalb darf es nicht mehr so weitergehen.
Was kann ich tun? Ich habe mit ihm telefoniert; ihn gebeten, zum Arzt zu gehen, damit seine Medikamente neu eingestellt werden; ihm die Idee vorgeschlagen, in eine kleinere Wohnung zu ziehen; ihm angeboten, ihm bei allem zu helfen; ihn ermutigt; Verständnis gezeigt. Aber er ist tief in einer Depression, selbst wenn er über solche Dinge nachdenken kann, hat er nicht die Kraft, sie in Angriff zu nehmen. Ich weiß das, ich hatte im Sommer selbst eine Depression, und alles, alles überfordert einen, selbst ein Gang zum Supermarkt.
Ich bin traurig, mutlos, wütend und überfordert. Was kann ich tun, damit er sein Leben wieder in den Griff kriegt?
Guten Tag!
In diesem Thread soll es um schwierige Situationen gehen, die sich für Kinder von Alleinerziehenden ergeben, weil sie viel Verantwortung tragen. Verantwortung ist hier nicht (nur) in der Hinsicht gemeint, dass sie Wäsche waschen und die Wohnung sauber halten, sondern vor allem, dass sie auf ihren Elternteil acht geben.
Mein Name ist Mohn, ich bin ein Scheidungskind. Ich bin bald zwanzig Jahre alt und lebe schon seit zwei Jahren nicht mehr ständig zuhause. Als ich noch in die Schule ging, habe ich bei meinem Stiefvater gelebt. Seit meine Mutter vor fünf Jahren ausgezogen ist, habe ich immer mehr Verantwortung übernommen, das heißt, ich fühle mich immer mehr verantwortlich für meinen Stiefvater. Er ist nicht mehr der Jüngste, und seit einiger Zeit mache ich mir konstant Sorgen um ihn. Ich weiß, dass das nicht meine Aufgabe ist, aber Scheidungskinder tun Vieles, das eigentlich nicht ihre Aufgabe ist.
Er hatte immer schon einen Hang zur Depression, und seit ich mit der Schule fertig bin, ist es unendlich viel schlimmer geworden. Schon vorletzten Sommer war es sichtbar, aber er hat es geschafft, dort alleine wieder rauszukommen. Er hat Psychotherapie erhalten und auch Antidepressiva, und wann immer ich mit ihm gesprochen habe, hat er erzählt, wie es ihm geht. Es wurde wieder besser, er hat Sachen unternommen, hatte wieder Spaß an seiner Arbeit. Als ich aber letzten Juni aus dem Ausland zurückkam, war ich entsetzt: die Wohnung (eigentlich viel zu groß für ihn allein) war verwahrlost, der Garten verwildert, die Nachbarn haben mich darauf angesprochen, was denn mit ihm los sei. Ich habe die Nachbarn beruhigt, die Wohnung geputzt, nur an den Garten habe ich mich nicht getraut.
Dann bin ich vor zwei Monaten zum Studieren in eine andere Stadt gezogen. Wenn ich mit ihm telefonierte, machte er immer einen ganz wachen Eindruck, doch seine Depression, das sagt er selbst, ist nicht weg, und das merke ich auch.
Meine Mutter, seine Exfrau, lebt näher bei ihm als ich und kommt ab und zu zu Besuch, wenn sie ohnehin etwas in der Stadt zu erledigen hat. Sie hat mich angerufen und erzählt, wie schrecklich die Wohnung aussieht, schmutzig, unaufgeräumt, unhygienisch. Langsam greift es auch auf seine Person über. Wenn das so weitergeht, wird er ein verwahrloster, verbitterter, einsamer alter Mann. Und deshalb darf es nicht mehr so weitergehen.
Was kann ich tun? Ich habe mit ihm telefoniert; ihn gebeten, zum Arzt zu gehen, damit seine Medikamente neu eingestellt werden; ihm die Idee vorgeschlagen, in eine kleinere Wohnung zu ziehen; ihm angeboten, ihm bei allem zu helfen; ihn ermutigt; Verständnis gezeigt. Aber er ist tief in einer Depression, selbst wenn er über solche Dinge nachdenken kann, hat er nicht die Kraft, sie in Angriff zu nehmen. Ich weiß das, ich hatte im Sommer selbst eine Depression, und alles, alles überfordert einen, selbst ein Gang zum Supermarkt.
Ich bin traurig, mutlos, wütend und überfordert. Was kann ich tun, damit er sein Leben wieder in den Griff kriegt?