Auf dem Weg zum Glück

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FSapiatz
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

Hallo, Ihr beiden! =)

Wie es manchmal so ist – ich habe dieses Thema erst heute entdeckt... .

Eure Zeilen haben in mir Erinnerungen hochgeholt, ältere, aber auch fast noch taufrische....

Ich bin in meinem Leben (was für ein Widersinn !?) 2x fast gestorben. Einmal, als ich vor über 10 Jahren einen Kletterunfall hatte. Das war wie von 1 (für Leben) auf 0 (für Tod), ich „wurde abgestürzt“, und plötzlich war es dunkel...
Und dann, letzten November: da griff der Tod ganz langsam nach mir – eine nachhaltige, fürchterliche Erfahrung... Ich spürte, dass gleich ALLES vorbei sein würde, wenn ich nicht die Kurve kriege....

Warum ich Euch das schreibe?

Weil ich finde, dass sich Eure Zeilen vor diesen meinen Erfahrungen relativieren (bitte nicht als Angriff verstehen, okay?!)

Vor meinen Erfahrungen, liebe Tami, hat sich die Frage nach der Lust auf Leben - gelinde gesagt - erledigt.

Und, lieber Volker, wenn Dein höheres Selbst vor Dir im Dreck liegt, dann begreifst Du, dass es eine Zeit geben wird, wo es kein Erinnern mehr gibt – und das ist hart.

Ich wünsche Euch ein langes Leben in Gesundheit und verbleibe mit lieben Grüßen

Euer Frank
Volker
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Volker »

Lieber Frank,

was willst du von mir?
Volker

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FSapiatz
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

... – gute Frage!

ich bin mir selber noch nicht sicher, wie die Antwort ausfallen wird, daher schreibe ich mal einfach so los... .
Eure Worte, oder eher der Pathos, der für mich darin mitschwingt, hat mich schreiben lassen...
Du erinnerst dich sicher noch, als ich (noch relativ neu im Forum) in eines Eurer Themen hinein gepatzt bin, da ging es mir damals „zu philosophisch“ zu. Ich habe aber in der Folge damals begriffen, dass ich damit irgendwie zu weit gegangen bin...

Heute war es vergleichbar, aber nicht genauso.

Hättet Ihr Euren Austausch via PM geführt, wäre ich nicht da gewesen, aber Ihr führt ihn quasi öffentlich und ich sehe mich insofern aufgefordert – besser: heraus gefordert - meinen „Senf dazu zu geben“... .

Volker, all das, was Ihr da als so GROß darstellt, verblasst einfach vor dem, was ich sehen musste.

Und das macht mir unendlich Angst.

Was will ich von Dir?

Vielleicht hoffe ich, dass Du mir helfen kannst, diese Angst abzulegen?!

Ich habe es noch nicht gelernt, im Moment aufzugehen, immer wieder lässt mich die Angst vor der Zukunft und die Angst vor der Vergangenheit erschauern.

Was will ich von Dir?

Ich habe bei Dir das Gefühl, dass Du mir meilenweit voraus bist, was Selbsterkenntnis und Selbstverständnis betrifft. Vielleicht kannst Du mir etwas davon abgeben? Nur, wenn Du möchtest! =)

Es war fürchterlich, zu merken, wie es ist (sein wird - da ist er wieder, derWidersinn), zu verrecken. Darum erschließt sich mir kein gesprochenes Wort über den tiefen Sinn und über den höheren Geist mehr.

ABER: der denkende Mensch in mir möchte, nein WILL, dass sich ihm dies erschließt!

Was will ich von Dir?

Hilf mir doch bitte dabei, wenn du kannst!

Liebe Grüße von

Frank
Volker
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Volker »

Hallo Frank,

danke dass du mir so offen und spontan deine Gedanken und Gefühle zeigst. Ich weiß das sehr zu schätzen und ist ein dickes Zeichen von Vertrauen.

Vielleicht hast du recht und ich habe in einigen Bereichen bereits Erfahrungen gesammelt, wo du (noch) am Anfang stehst. Aber so drei, vier Erlebnisse in den letzten Wochen zeigen auch mir deutlich, dass auch ich in elemenaren Bereichen im zwischenmenschlichen Kontakt großen Bedarf an "Nachreifung" habe.


Du sagst du möchtest deine Angst "ablegen" .....

Ich weiß nicht ob ich Dir nun "helfen" kann. Ich lasse mich einfach ein und phantasiere ein wenig....

Ich sprech Dich nicht nur mit deinem denkenden Teil an sondern mit allem, was du zur Verfügung hast: Dein Körper, Dein Atem, deine Phantasie, deinen Mut und dein Herz. ....
.........

wenn ich dein Bild weiterspinne, dann passiert bei mir folgendes lieber Frank:
Dein Wunsch deine Angst abzulegen läßt mich fragen, wie du deine Angst "trägst"... lähmt sie dich und möchtest in Fluß kommen? Drückt sie, was wiegt sie? Begib dich in das Bild hinein und nutze deine Phantasie dir deine Angst vorzustellen.
Vergiss das Atmen nicht, lass Dir Zeit ... nimm alles mit was auftaucht, es gibt hier kein "richtig" und "falsch". Verbinde dich erst mal mit dem, was du "ablegen" willst bevor du den Schritt des Ablegens betrachtest.
Volker

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FSapiatz
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

Lieber Volker!

Noch heute Mittag, als ich deine Zeilen erstmalig gelesen habe, da muss ich wohl vor mich hin gemurmelt haben: „ach Volker, ich verstehe Dich einfach nicht...“
Das hat aber meine Frau mitbekommen, hat sich hier eingeklinkt und letztendlich hat sie mir Deine Worte erklärt, für die ich Dir sehr danke!

Angst, lieber Volker, Angst hat mein gesamtes Leben dominiert. Verlustangst, die immer wieder erfüllt wurde... . Ich dachte gar manches Mal, dass an meinem Namen einfach nur Unglück hängt... .

Und – ja, da vertraue ich Dir wirklich – ich musste feststellen, dass Du eine Klarheit in Deinen Gedanken manifestierst, eine Klarheit, die mich neidisch werden lassen könnte, wäre ich mir nicht dessen bewusst, dass es hier um so etwas großes wie unser Leben geht.

Meine Frau Birgit, die Du ja auch schon kennen gelernt hast, als ich im Kkh. lag, hat mir Deine Zeilen so übersetzt:

Ich muss meiner Angst eine greifbare, beschreibbare Form geben, ich muss sie im wahrsten Sinne des Wortes greifbar und damit angreifbar (und somit auch besiegbar!) machen.

Volker, ich bin gerade wieder stolz auf unser Forum und ich bin froh, Dich kennen gelernt zu haben...

Liebe Grüße sendet

Frank

Ich habe noch einmal gelesen, was Du geschrieben hast.

Für ein besseres Verständnis meiner Erwiderung („was willst Du von mir „) sind mir zwei Zeilen eines großen Werkes in den Kopf gekommen, gegensätzlicher könnten sie nicht sein, und dennoch fühle ich mich in ihnen vereint:

...bin der Geist, der stets verneint, der Belzebub, der Überfeind...

...will erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält...

Das, Volker, das war immer ICH, und das bin ich immer noch, auch, wenn ich fast den Löffel abgegeben habe – und genau an dieser Stelle komme ich wieder zurück zu dem Punkt, der mir mein derzeitiges Leben schwer macht:

Ich habe den Tod gesehen. ER ist keine Majestät, er ist nichts glorreiches. Er ist einfach nur : verrecken – elendiglich.

Aber Du sagst, ich könnte dieser Angst ein Bild zuordnen, und daran werde ich arbeiten...

Ich danke Dir für Deine Zeit und – Danke! =)

Frank
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Gerda
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Gerda »

Lieber Frank,

es trieb mir eben ein bisschen die Tränen in die Augen, als ich las, wie sehr dich deine Erfahrung im Auto mit der Lungenembolie quält und wie sehr dich die Erfahrung der Endlichkeit deines Lebens quält. Das muß sehr schlimm gewesen sein, ich stelle es mir ganz schrecklich vor.

Nein, der Tod ist nicht glorreich, das glaube ich auch nicht. Ich habe vor ein paar Wochen ein Referat gehalten über ein Buch von Elisabeth Kübler - Ross "Der Tod und das Leben danach". Vielleicht magst du es mal lesen, denn es ist sehr interessant. Es hat mich sehr bewegt. Sie hat 20.000 Menschen interviewt, die klinisch tot waren und wieder ins Leben zurückgekehrt sind und die von ihren Erfahrungen berichtet haben. Es ist nur ein kleines Buch und ist schnell gelesen.
Da habe ich jedenfalls begriffen, was Tod ist oder sein könnte oder sein wird.

Du schreibst, dass du schon immer Angst hattest, vor allem Verlustangst. Menschen, die Angst haben und ihre Angst angucken, erhöhen ihre Liebesfähigkeit. Den größten Mut beweisen nicht etwa Menschen, die angstlos sind - das wird man, indem man die Pobacken zusammen kneift und seine Angst nicht mehr fühlt, sondern indem man durch seine Angst hindurch geht. Indem man sie anguckt. Indem man gaaanz genau beschreibt, wovor man Angst hat. Durch genaues Angucken allein kann Angst schon verschwinden.

Panikattacken haben oft Menschen, die nicht "extatisch genug" leben. Nicht lebendig genug. Die Angst vor dem Sterben, vor dem Tod, ist nicht nur zu verstehen als Angst vor dem physischen Tod; denn wir Menschen müssen in unserer heutigen Zeit davor viel mehr Angst haben, bei lebendigem Leib zu sterben. D. H. innerlich zu sterben, die Lebendigkeit zu verlieren, nur noch zu funktionieren.

Lieber Frank, ich kann deine große Angst gut mitfühlen. Ich hätte sie auch, wäre ich so nah am Tod vorbeigeschrabbt, wie du vor ein paar Wochen. Es gibt genau zwei Grundhaltungen im Leben - Angst und Vertrauen. Man kann entweder das eine oder das andere habe. Man kann nie beide Haltungen gleichzeitig haben. Vielleicht kannst du dich dem Leben etwas mehr anvertrauen, um die Angst etwas zu verringern. Du lebst, du bist gerettet, du hast eine liebende Frau, die dich rechtzeitig abgeholt hat. Du kannst dem Leben vertrauen, dass es für dich sorgt. Und du kannst nichts daran ändern, dass du irgendwann sterben wirst, niemand kann das.

Du hast EINE SEHR GROSSE CHANCE BEKOMMEN. Du weißt jetzt, mehr als fast jede/r andere hier, wie kostbar das Leben ist. Mach etwas daraus!

Alles Liebe von
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

Sei selbst die Veränderung, die du dir wünschst.
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Gerda! =)

Danke für Deine Zeilen, danke für Dein Mitfühlen!

Ja, es war fürchterlich – eine grässliche Kälte hat auf mich gewartet – wollte mich vernichten... .

Was mich innerlich so fertig macht, ist der Umstand, dass ich Zeit meines Lebens immer wieder feststellen musste, dass immer, wenn es am schönsten war, etwas kam, dass mir alles zerstört hat. Erst, als Kind, der Verlust der Einheit `Eltern´, dann, als Jugendlicher, der Verlust meiner ersten großen Liebe, der Verlust meiner Gesundheit nach meinem Kletterunfall und jetzt beinahe der Verlust meines Lebens.
Und: das Schlimmste ist eigentlich, dass sich irgend Etwas in mir wünscht, dass es endlich vorbei sein soll... . Dieses Etwas fragt: warum hast Du Idiot Dich so doll gewehrt gegen das Sterben, hättest Du es einfach zugelassen, müsstest Du jetzt keine Angst mehr haben... .

((Bemerkung am Rande: ich schreibe das alles in dem Wissen, dass auch meine Frau das hier lesen kann und sich darüber erschrecken kann, aber wie hieß es schon in einem alten Volkslied: die Gedanken sind frei... – ich betrachte diese meine Zeilen auch irgendwie als therapiebegleitend))

Es ist fast so (und hier spreche ich auch wieder zu Dir, lieber Volker), als hätte ich mich selber aufgegeben und lebe „nur“ noch für meine Familie – für mich selber leben hat ja eh keinen Sinn, wenn das Leben sooo plötzlich aus mir entweichen kann – ein schreckliches Gefühl.

Gerda, sich diese Angst anzugucken, klingt für mich wie ein Paradoxon: sich selber beim Vergehen zusehen... .

Düstere Gedanken, die ich aber nicht wirklich lebe. Sie sind da, aber wirklich nur im Hintergrund. Ich war schon immer der Zweifler, daher auch die weiter oben gebrachten Zitate aus dem „Faust, der Tragödie erster Teil“... .

Bin jetzt sehr aufgewühlt, melde mich später wieder, seid lieb gegrüßt von

Frank
P.S. Gerda, das Buch werde ich mir besorgen, danke für den Tip!
Tamara22
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Tamara22 »

Lieber Frank,

ich habe mich bewußt eine Weile rausgehalten.
Ich möchte dir eben ein paar Gedanken schicken.

Das Thema Tod hatte ich vor ein paar Jahren hier auch einmal angeschrieben, habe gestern danach gesucht. Ich habe ein paar Parallelen feststellen können zu dem was du hier schreibst, nur in Ansätzen...

Für mich hat das Thema Tod auch eine große Bedeutung in meinem Leben.
Und je mehr ich mich damit bewasse um so deutlicher wird für mich, dass es etwas nicht Greifbares ist.
Bsp. Ich bin eigentlich ein "Sandwichkind", aber die Kinder vor und nach mir leben nicht, meine Mutter hat sie verloren. Wir sind "nur" zwei Lebende von 6 Kindern. Der Verlust meines Opas bei dem Trauer mit der Androhung von Spritzen zur Beruhigung gedeckelt wurde. Ich habe ihn angelogen 2 h bevor er ins Kkh kam und von da nicht wieder...
Ich war noch klein, nichts Schlimmes von hier aus betrachtet für ein Kind aber schon.

Mein erstes Kind, sein kleines Herzchen hat in meinem Bauch aufgehört zu schlagen, eine ganz andere Begegnung mit dem Tod. Danach eine Diagnose, die mir Todesangst gemacht hat und der Hinweis eines Arztes wenn ich mich nicht für mein Leben entscheide, dann geht die Spirale abwärst.

Zwinschendrin meine Arbeit im Hospiz, in der Pflege von "Strebenden", da bin ich dem Tod begegnet, leise, achtungsvoll, offen, zweifelnd, angstmachend, annehmen und ablehnend...er hat so viele Facetten.

Jeder hat seinen eigenen Tod, das ist mein Fazit. Ich habe keine Angst vor meinem Leben, ich achte es und möchte mich ihm hingeben, Lust haben, um das nocheinmal aufzugreifen, auf jeden Moment. Ich achte meinen Tod, auch wenn er vielleicht nicht so ist, wie ich es erhoffe. Ich glaube er kann nur "Freund" werden (paradox ich weiß), wenn wir ihn als einen betrachten und auch so behandeln.
Angst darf sein und gehört dazu, sie zu verbalisieren ist wichtig und macht sie schwächer. Dagegen anzukämpfen macht es schwer glaube ich...

Lieber Frank du hast ein Recht auf alle deine Gefühle, die durch das was du erlebst entstehen.
Ich glaube ich philosophiere so gern rum, insbesondere mit Volker, weil der Ideenreichtum etwas ist, das mir die Sicherheit gibt, das Leben ist so viel mehr als meine Ängste, meine Sorgen, meine Vermutungen...es ist einfach Reichtum :)

Mit einem Lächeln
Tami
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FSapiatz
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

Liebe Tami! =)

Deine Zeilen ergreifen mich ursächlich - und ich gestehe, dass mir Tränen in den Augen stehen...

Jeder hat ein Recht auf seinen eigenen Tod, aber auch die Pflicht, zu sterben...- Platz zu machen.

Aber warum muss es so fürchterlich sein???

Warum kann ich nicht einfach einschlafen und nicht wieder aufwachen???

Warum quält mich das Leben bis zum "geht nicht mehr", während es mich verlässt???

Ich trage Dein Lächeln in mir, ich danke Dir für Deine Gedanken und wünsche Dir ein erfülltes Leben ohne Angst!

Liebe Grüße von

Frank
Volker
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Volker »

Hallo Frank,

ich muss kurz machen, weil mein Rücken schmerzt und ich mir glaube ich insgesamt mit meinen Pflicht- und selbstgestellten Aufgaben übernommen habe...

Goethes "zwei Herzen wohnen ach in meiner Brust" sind ein schönes Beispiel für deine Situation. Du versuchst etwas in Dir zu besiegen. Ich sage Dir folgendes: Du hast deine Angst schon besiegt ... Was du willst ist nicht die Angst besiegen, sondern du willst das Leben genießen... Das sind zwei unterschiedliche Seins-Formen: Besiegen und Genießen... und sie bedingen sich...


Um nun in Bewegung zu kommen (dazu brauchst du schon die erste Portion mUt) habe ich Dir vorgeschlagen, mal zu spüren, wie (das ist wichtig: WIE!) sich deine Angst anfühlt, was sie mit dir macht, was du ihr erlaubst, ....
Und dazu braucht es den ganzen Frank, nicht nur der, welcher die "Idee von Angst" in sich besiegt, sondern auch den, der sich "erlaubt" sich seiner Angst zu nähern ... Ich habe gesagt du hast die Angst schon besiegt, das meine ich insofern, dass du ihr inenrlich keinen Raum gibst. Du gibst ihr keinen Platz. So bist du den ganzen Tag damit beschäftigt, dich mit Angst zu beschäftigen... Und damit wird sie zum Selbstläufer ... Sobald du Erregung verspürst, meldet das Hirn:"Ob das Angst ist" gleich mal schauen, ob die hier Platz vordert .... *zack* und besiegt...

"Die Angst besiegen wollen", dieser Teil in Dir ist schon perfektioniert... "Die Angst umarmen -lieben", dieser Teil könnte vielleicht Entwicklung gebrauchen.

Lieber Frank wie (!) willst Du deiner Angst begegnen?
Volker

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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

Lieber Volker! =)

Erste Ansätze dringen zu mir durch - trotzdem habe ich vor nicht mal 60 sec. meine Frau gebeten, mir Deine Zeilen zu übersetzen - sie wird es morgen tun... . Ich weiß nicht, warum Deine Worte mich aufwühlen, obwohl ich sie nicht verstehe, aber es ist so... .

Ich bin fast an dem Punkt, wo ich wehleidig jammern möchte: "aber ich hab doch immer schon Angst gehabt..." - und weiß, dass das meiner unwürdig ist. Allerdings steht die Frage nach Würde leider völlig im Hintergrund vor der Tatsache des Verreckens. (Merkst Du? Da sind sie wieder: die zwei Herzen, die Du jetzt zitiert hast)

Volker, ich danke Dir für jeden Deiner Gedanken, jeder hilft mir, ein Mensch zu werden und nicht nur ein Lebewesen zu sein!

LG Frank
Volker
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Volker »

Frank,
die Angst ist nichts Getrenntes von Dir. Sie ist Teil von Dir, sozusagen ein Zeugnis deiner Lebendigkeit. :springen: Nichts ist heiliger als das!
Du hast schon immer Angst gehabt ... Na und? ... Du warst also schon immer lebendig! Tiefer Respekt ist davor, das ist deiner würdig :meinung:
Volker

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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von Gerda »

FSapiatz hat geschrieben:Es ist fast so (und hier spreche ich auch wieder zu Dir, lieber Volker), als hätte ich mich selber aufgegeben und lebe „nur“ noch für meine Familie – für mich selber leben hat ja eh keinen Sinn, wenn das Leben sooo plötzlich aus mir entweichen kann – ein schreckliches Gefühl.
Lieber Frank,

beim nochmaligen Lesen dieser Zeilen spüre ich, was du da beschreibst: Du hast vor lauter Angst vor dem Sterben schon aufgehört, zu leben i. S. von "Frank" und "Deiner Identität". Dein Leben hast du nicht bekommen für deine Kinder und deine Frau, sondern für dich, Frank, ganz allein. Du kannst es teilen mit deiner Frau und deinen Kindern.

Ich vermute, dass du noch immer unter Schock stehst von dem Erlebnis und in so einem "Lebenspessimismus" drin stecken geblieben bist - erstarrt in der Erwartung des Todes, obwohl die "Gefahr" schon längst vorbei ist. Ich bin froh, dass du in Therapie bist, denn das ist eine "normale" Reaktion bei Schock, die sich leicht auflösen läßt mit therapeutischer Hilfe. Was dir begegnet ist, ist die Konfrontation mit der Endlichkeit des Lebens, die immer schon Wahrheit deines Lebens und unser aller Leben war und ist, nur: die Konfrontation damit und der Schock haben dazu geführt, dass du es nicht mehr Verdrängen kannst. die Verdrängungskraft ist zusammengebrochen und funktioniert im Moment nicht mehr. Sie wird sich wieder aufbauen.

ich kenne das auch. Ich hatte mal einen Autounfall, wo ich als Beifahrerin betroffen war. Der Unfallverursacher raste in die rechte Seite des Autos und ich konnte das voraussehen - für Bruchteile einer Sekunde, die wie eine halbe Ewigkeit in meinem Gehirn bis heute geblieben sind. Ich dachte in diesen Bruchteilen, ich bin jetzt gleich tot. Der Wagen ist aber auf so eine "günstige" Stelle aufgeprallt dass ich "nur" verletzt war. Danach hatte ich viel Angst beim Autofahren, weil mir plötzlich so bewußt war, wie unglaublich gefährlich Autofahren ist und wie zerbrechlich unser Schutz von Vorsicht, Verkehrsregeln und Blech ist. Ich konnte die normale Verdrängung, die jeder leistet, der Auto fährt, weil man nicht ständig solche Angst haben kann, nicht mehr aufrecht erhalten. So ähnlich ist das jetzt bei dir auch.

Volkers Bild, die Angst innerlich zu umarmen, finde ich sehr schön. Ich hatte auch mal Panikattacken, und ich konnte mir sehr gut helfen, wenn ich mir die Angst genau anguckte: wovor GENAU habe ich Angst. Wo im Körper spüre ich die Angst. Was "macht" die Angst mit mir, z. B. welche Psychosomatik? Herzrasen, innere Kälte, Zittern, Luft anhalten usw.

Alles gute wünscht dir Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von FSapiatz »

Hallo, Ihr Lieben!

So langsam schaffen es Eure Worte, dass ich mich entkrampfe, es kommt etwas an!

Angst als Teil von mir...

Gerda, besser hätte es keiner formulieren können:

>>Ich vermute, dass du noch immer unter Schock stehst von dem Erlebnis und in so einem "Lebenspessimismus" drin stecken geblieben bist - erstarrt in der Erwartung des Todes, obwohl die "Gefahr" schon längst vorbei ist.<<

DAS ist es! An jeder Ecke fürchte ich, dass der Gevatter hervor springt und mich abholt... .

Volker, du fragst mich:

>Lieber Frank wie (!) willst Du deiner Angst begegnen?<<

Erste, absolut spontane Antwort war: GAR NICHT – und im gleichen Moment merke ich, was Du meinst. Mit GAR NICHT begegnen wollen wird sich die Angst mir wohl nie erschließen bzw. werde ich sie nie begreifen und ihr ihre Schrecklichkeit nehmen können!

Ihr habt mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben, dafür danke ich Euch. Denn: so lange ich nachdenke, BIN ich!

Liebe Grüße von

Frank
tarsshaft
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Re: Auf dem Weg zum Glück

Beitrag von tarsshaft »

Lieber Frank!

Habe deinen Beitrag gelesen. Möchtest du nicht einen eigenen Thread aufmachen? Das Thema "Angst" scheint ja bei dir sehr akut und aktuell zu sein im Moment - genauso wie bei mir. Ich würde mich gerne in diesem Punkt mit dir austauschen.

Ich schreibe bald mehr. Aber muss jetzt leider arbeitsmäßig noch was tun... :D

Liebe Grüße, tarsshaft
Das Heute leben, das Kommende erwarten, das Vergangene nutzen.
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