Vergebung

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Volker
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Re: Vergebung

Beitrag von Volker »

Hallo Tami,
ja so ist es...jeder Moment zählt....
Volker

Es ist unglaublich, wieviel Kraft die Seele dem Körper zu leihen vermag. (W. v. Humboldt)
Volker
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Re: Vergebung

Beitrag von Volker »

Hallo Gerda,

ich musste ein wenig nachdenken über das, was du geschrieben hast. Und es ist durchaus so, dass ich mittlerweile meine "Bestrafungsmechanismen" für meine Mutter einigermaßen durchschaut habe. Da liegt aber auch viel Arbeit drin... Und da liegt vielleicht der Unterchied zu deinem Sohn, der ja irgendwie bsiher versäumt hat für sein Wohlbefinden die Verantwortung zu übernehmen.

Das Verhältnis zu meiner Mutter ist von meiner Seite heute also insofern bereinigt, als dass ich sie heute zum einen so lassen kann, wie sie ist. Zum anderen kann ich meiner Mutter Wertschätzung dafür zollen, dass sie ihren Teil dazu beigetragen hat, dass ich mich auf der Welt zurechtfinde.

Sicher gibt es auch noch Dinge, über die es mit meiner Mutter zu reden lohnte. Aber ich denke aus meiner Sicht ist das schon sehr sehr viel, dass ich (zumindest meine ich das) meiner Mutter ohne bestimmte Erwartungen begegnen kann, bzw. ihr Wertschätzung entgegenbringen kann auch wenn ich nicht verstehe, was sie möchte :-)
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Ansa
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Re: Vergebung

Beitrag von Ansa »

Hallo Volker,

ich sehe diese Dinge ganz genauso. Gleichwertigkeit bedeutet nicht Gleichheit und natürlich, in bestimmten Situationen muss ich als Erwachsener handeln und "über" dem Kind stehen, ohne es eigene Erfahrungen sammeln zu lassen. Ich kann einen Zweijährigen nicht vor ein Auto laufen lassen, damit er lernt, das ist gefährlich. Dreikurs hält viel von Regeln und Werten, von Ordnung, wie er es nennt. Grenzen sagen wir heute. Grenzen brauchen Kinder wie die Luft zum Atmen, wenn sie klein sind, enge Grenzen, wenn sie größer sind, weitere Grenzen, nach und nach..... je nach dem Grad ihrer eigenen Verantwortung.

Und ja, natürlich müssen Eltern, die ihr Kind derartig erziehen, reflektieren, helfen, ermutigen und gemeinsam mit ihm auf eine eventuelle Fehlersuche gehen, immer die Frage im Kopf, "was kannst Du tun....." und, noch wichtiger, "was lernt mein Kind aus meinem Verhalten." Ohne diese Beiden geht es, glaub ich, nicht.

Gleichwertigkeit wird oft mit Gleichheit übersetzt, aber ich habe den Eindruck, das Du diesen Unterschied wahr nimmst. Denn die Wertikgeit ist eine andere als die Gleichheit. Mein Liebster hat da mitunter so seine Probleme. Herkömmlich aufgewachsen handelt er mitunter intuitiv und nimmt sich Rechte heraus, die Erwachsene sich so heraus nehmen..... bei uns rappelt es dann im Karton und der Liebste muss an dieser Stelle lernen, das er nur verlangen darf, was er selbst geben kann. Beispiel, wenn es bei uns nicht erlaubt ist, mit Schuhen in der Wohnung herum zu laufen, dann muss er sich in diesem Punkt anpassen. "Aber ich trag immer Schuhe, tagsüber," war für uns keine annehmbare Alternative. Also bedeutet Gleichwertigkeit auch, das wir Erwachsenen uns anders verhalten müssen und die Privilegien (auf die meine Eltern so pochten) nicht mehr existent sind. Gleichwertigkeit bedeutet meiner Ansicht nach auch Demokratie in einer sehr reinen Form.

Ich sehe heute viel öfter andere Probleme. Viel zu viele Eltern beziehen ihre Kinder viel zu sehr ein. Da entscheiden Kinder über Automarken oder Farben (wer kauft denn das Auto und wem gehört es), da suchen Kinder den Urlaubsort aus oder entscheiden Dinge, die ihnen nicht zustehen. Die Eltern wundern sich dann später, das sie und ihre Wünsche nicht anerkannt werden oder kaum mehr wahr genommen werden. Meine Kinder wollen jedes Jahr in den Süden.... unbedingt..... jedes Jahr sprechen wir darüber, das sie dorthin fahren können, wenn es ihr Urlaub ist und sie allein dafür zuständig sind. Der Papa hingegen richtet sich nach ihnen, er fährt, wohin sie wollen; er macht was sie gern machen möchten - die Folge davon ist, tut er nicht was sie verlangen - dann gehen sie nicht hin. Also, es muss auch Unterschiede geben, aber jeder für sich muss gesondert betrachtet werden und man soll sich fragen, warum man so handeln möchte.

Und doch, ich hab mich entschuldigen müssen, denn meine Große hat nicht für alle gehandelt und gesprochen, sondern nur für sich. Ihre Schwestern haben auf mich gewartet, und, es ist eine Regel bei uns, das jeder der sich verspätet, Bescheid gibt. Diese habe ich verletzt, ich bin sozusagen, einfach weg geblieben..... von daher hat das schon seine Richtigkeit. Aber auch "nette" Nebenfolgen, denn mein Kind sagte dann heute "weißt Du, ich hab mich so um Dich gesorgt, ich wusste ja nicht wo Du bist, Du hättest einen Unfall haben können (ich hab nämlich auch mein Handy überhört, weil es auf lautlos gestellt war), das war ganz schön schlimm - aber ich denke mir, Dir geht es genauso, wenn wir später kommen ohne etwas zu sagen, oder?" Sie versteht meine Besorgnis nun besser, von daher haben wir alle noch etwas anderes daraus gelernt. Man muss nur darüber reden.

Liebe Grüße
Niana *diesichmahcnmalwünschtihrerMamanochdaseinoderanderesagenzukönnen*
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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