Soll ich für sie lügen?

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Muckelmaus
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Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen ihr Lieben!

Mein Mittelchen macht mir im Moment arge Sorgen und weder mein Exmann, noch mein Mann oder ich wissen so recht weiter und einen Gesprächstermin für ein Elterngespräch hab ich erst im April bekommen.
Aber vielleicht habt ihr eine Idee, wie ich noch reagieren oder handeln soll.

Mein Mittelchen ist ja mittlerweile 13 Jahre alt und steckt mit den Pupertät mit all ihren Höhen und Tiefen. Dazu kommt, dass sie arge Figurprobleme hat, weil sie ständig futtert. Das ging irgendwann in der Grundschule los und all unsere Unterstützung, unsere Hinweise nützen nichts. Sie futterte weiter - Süßigkeiten (die mittlerweile schon kaum noch gekauft werden von mir), Dinge aus dem Kühlschrank usw. Mittlerweile futtert sie heimlich, wenn sie glaubt, wir merken es nicht. Ißt sie mit uns gemeinsam, dann immer recht wenig. Aber es ist halt das, was sie zwischendurch futtert.

Mittlerweile hat sie ein ordentliches Übergewicht und dementsprechend wird in der Schule gelästert. Sie leidet unter ihrem Übergewicht, ist aber nicht bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Lieber verkriecht sie sich in ihr Zimmer. Die ganze Familie leidet unter der Situation, weil sie ihren Frust natürlich bei uns ablädt.

Die Psychologin hat ihr geraten, neben einer konsequenten Ernährungsumstellung, Sport zu machen. Es gäbe doch so viele Sportarten, sie brauche sich doch nur eine aussuchen. Tja - nach langem Überlegen entschied sie sich dann für Boxen. Mein Mann ist also mit ihr dorthin und sie schaute es sich an. Sie ist auch noch einmal hingegangen und das war es dann auch. Sie ging nicht mehr hin mit der Begründung, die anderen könnten das ja alle schon und deshalb sei das für sie peinlich. Sie bedachte dabei nicht, dass die anderen auch mal angefangen haben. Mit Handball war es das gleiche Spiel. Mittlerweile ist von Sport keine Rede mehr.
Wir haben ihr da sämtliche Türen geöffnet. Aber sie muß allein durchgehen. Das können wir nicht für sie machen.

Mein Mittelchen hatte dann die Idee, in eine Kur für übergewichtige Kinder zu fahren. Also habe ich alles dafür in die Wege geleitet, aber die Kur wurde mit der Begründung abgelehnt, das Übergewicht sei nicht gravierend genug und sie würde ja auch noch nicht unter der Situation leiden. Auch ein Widerspruch half da leider nicht weiter.

Schulsport ist für sie mittlerweile eine Horrorvorstellung, weil die Klasse ihren "Spaß" an meinem Mittelchen hat. Vor zwei Wochen hatte sie einen Unfall in der Schule mit der Folge, dass ein Handwurzelknochen angebrochen war und sie einen Gips trug. Logisch, dass da kein Sportunterricht möglich war.
Der Gips ist inzwischen weg und alles verheilt. Sie kann also am Sportunterricht so gesehen wieder teilnehmen.
Heute früh steht mein Mittelchen vor mir und fragt mich nach einer Entschuldigung für den Sportunterricht. Ich habe ihr keine geschrieben, auch wenn ich verstehe, dass sie Angst davor hat. Sie meinte, das Gelenk würde ihr noch weh tun. Das kann aber kaum sein, wenn ich daran denke, wie sie gestern mit dem Hund meiner Schwägerin Tauziehen gespielt hat.
Ich habe ihr erklärt, dass ich nicht für sie lügen würde und sie solle mal überlegen, was sie dann nächste Woche wegen des Sportunterrichtes machen wolle . Man könne sich ja dann schlecht wieder etwas neues einfallen lassen. Jedenfalls war sie ziemlich sauer auf mich und verschwand in ihr Zimmer.
Gerade ruft mich die Mutter einer Freundin an und fragt mich, wie lange das arme Kind denn noch mit Verband laufen müsse. Also hat mein Mittelchen sich heimlich einen Verband angelegt und hofft anscheinend, dass der Verband allein dem Sportlehrer als Entschuldigung reicht.

Hätte ich denn für sie lügen sollen und was soll ich überhaupt noch machen?

Zweifelnde Grüße
Muckel

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sonnenschein2
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo liebe Muckel,
nein lügen sollst du nicht, finde ich. Denn wie du schon sagst, was ist dann in der nächsten Sportstunde?
Damit ist ja auch nur das Symptom behandelt und nicht die Ursache...
Was sagt die junge Dame denn selbst zu ihrem Gewicht? Normalerweise könnte ich mir vorstellen, dass sie doch selbst auch etwas unternehmen möchte um abzunehmen.
Wenn es euch möglich ist über das Essverhalten zu sprechen hättest du einen Ansatz. Ich wehre mich strikt gegen Diäten. Aber sie könnte z.B. versuchen nach 18 Uhr nichts mehr zu essen. Oder eben Alternativen, die nicht so viele Kalorien haben.
Sport ist so eine Sache. Da kann ich die Maus total verstehen. Vielleicht mag sie Inliner laufen? Oder mit einem Hund rausgehen. Erstmal geht es ja nur darum sie in Bewegung zu bringen. Dann geht das Gewicht vielleicht schon etwas runter.
Vielleicht nur ein Teil versuchen, damit sie nicht überfordert ist und den Erfolg sieht.
Eine totale Ernährungsumstellung überfordert die kids meistens. Vielleicht kannst du ihr erklären, was an ihrem Essen besonders gewichtsfördernd ist und ihr findet einen Ansatz wo sie verzichten könnte..

Lass dich drücken, das ist bestimmt keine leichte Sache mit deinem Mädel
Liebe Grüße
Sonnenschein2
KleenerEngel
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von KleenerEngel »

Liebe Muckel,
lügen sollst du nicht, dem stimm ich zu.. irgendwann kommt sie damit auch nicht mehr weiter...
Ich selbst kenne das Problem... bis vor 4 Jahren wog ich 25 kg mehr..
Die Probleme in der Schule kenne ich ebenso, in der Grundschule beschmiss man mich mit Steinen, ab der 7. klaute man mir nach dem Sportunterricht meine Schuhe und der Unterricht an sich war auch höllisch, weil man ja konditionsmäßig nicht so stark ist wie die anderen... Irgendwann gab ich auf und hab mein Gewicht akzeptiert, mehr oder weniger... Sport konnte ich außerhalb der Schule nicht machen, weil uns das Geld fehlte.
Irgendwann, mit fast 14 änderte sich alles irgendwie. Eine Freundin fragte mich, ob wir nicht beim Tanzkurs der Schule mitmachen sollen.. der ist kostenlos und einmal in der Woche... Weil weder sie noch ich Erfahrung hatten ließ ich mich überreden, denn so ist es nicht nur für mich peinlich. Vor dem Tanzen machte wir eine 30-Minütige Erwärmung... Mit Sprinten, Dehnen, Bauchübungen, Krafttraining etc. ... Das zeigte irgendwann Wirkung. Und, ich hatte eine Beschäftigung !
Somit war mir weniger langweilig, dementsprechen aß ich auch nicht mehr aus Langeweile.
Und obwohl es in der Weihnachtszeit war, nahm ich innerhalb von 2-4 Monaten 25 kg ab ...

Vielleicht wird es ja mit deinem Mittelchen genauso. Aber solange sie selbst dazu nicht bereit ist etwas zu verändern, wird das nichts... Ich denke aber, dass sie irgendwann der Ehrgeiz packt.. Spätestens wenn der erste Freund kommt, die Jugendweihe oder irgendwann ihr Schulabschluss etc. ...

LG
Karo
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ein Augenblick der
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Muckelmaus
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Muckelmaus »

Ihr Lieben - danke für eure Antworten.

Ich kann erst jetzt antworten, weil mir bis gerade die Zeit fehlte.

Ja, sie leidet mit ihrem Gewicht. Aber sie tut noch nicht einmal einen kleinen Schritt, um etwas zu verändern. Mir erscheint das so, als ob ihr Leidensdruck noch nicht hoch genug sei. Ähnlich wie bei einem Suchtkranken.

Eine Freundin hat sie nach Inlinern gefragt, aber das hat sie mit der Begründung abgelehnt, sie hätte keine mehr, die ihr passen. Das stimmt aber nicht und sie weiß das. Also war es nur wieder eine Ausrede. Das gleiche gilt fürs Fahrrad.

Die Ernährung habe ich insoweit umgestellt, als dass ich möglichst fettarm koche, viel Gemüse, Salat, Geflügelfleisch usw. Aber das hilft alles nichts, solange sie heimlich andere Dinge futtert.

Sie kam übrigens ohne Verband aus der Schule und tat so, als sei nichts gewesen. Ich habe sie auch nicht weiter darauf angesprochen, weil ich einfach nicht wußte, wie. Aber ich denke die ganze Zeit, dass ich ihr Handeln doch nicht ohne Konsequenzen lassen kann. Wenn ich sie damit durchkommen lasse, dann wird sie es immer wieder tun. Ich fühle mich von ihr hintergangen.
Auch ihr Papa weiß nicht, wie ich bzw. wir darauf reagieren soll/sollen. Ich habe heute früh mit ihm gesprochen, während mein Mittelchen in der Schule war.

Immer noch ratlose Grüße
Muckel

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Tamara22
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Tamara22 »

Hallo und guten Morgen,

für mich klingt das etwas ernster, denn da scheint schon ein Mechanismus zu laufen, der sich verselbständigt hat. Heimlich essen, sich und das Gewicht vor anderen verstecken, "lügen" und ich denke da mußt du eingreifen um es nicht in die falsche Richtung laufen zu lassen. Ich würde auch sagen, dass ihr da vielleicht Hilfe von aussen annehmen solltet, damit es kein Kampf zwischen euch wird. Grade diese Heimlichkeiten zeigen dass es mehr als zuviel Essen ist. Hätte sie Spaß am Essen und nähme das Übergewicht in Kauf, d.h. sie würde auch in eurer Gegenwart essen, dann sähe ich es etwas anders. Dann kann man das Essen umstellen, das Thema ansprechen und mit Hilfe der ernährung etwas tun. Hier geht es aber meiner Meinung nach in eine andere Richtung. Ich würde mit ihr schleunigst sprechen, ganz klar und deutlich alles auf den Tisch bringen, keine Heimlichkeiten, auch nicht von dir, wie ich spreche es nicht an, obwohl ich es weiß (Verband), sondern alles raus. Was ausgesprochen ist wird real und nur das bietet eine Chance zu handeln.
Dann wirst du vielleicht deutlicher sehen können wo das Problem liegt und ich glaube fast da braucht es schon therapeutische Intervention, damit sie mit sich und ihren gefühlen umgehen kann...
Ich hoffe es ist ok, dass ich das mal so "aufbausche", aber ich habe da leider etwas erfahrung mit und das kippt ganz schnell, besonders wenn es schon mit Verdrängung und Heimlichkeiten abläuft und die Sorgen in dem Kind immer größer werden und die Schuldgefühle.

Lieben Gruß und ganz viel Kraft, ihr findet da schon einen Weg raus
Tami
Change it, love it or leave it.
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Muckelmaus
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen ihr Lieben!

Danke auch dir Tami für deine Antwort.

Ich habe gerade gesehen, dass ich mich in meinem Eingangspost nicht ganz klar ausgedrückt habe.
Das Elterngespräch, von dem ich schrieb, habe ich beim Kinderpsychologen. Aber leider halt erst im April und bis dahin vergeht noch so viel Zeit.

Mein Mittelchen ist ja - auf ihren eigenen Wunsch hin - seit einiger Zeit in psychologischer Behandlung.

@ Tami
Wenn ich versuche, ein Gespräch mit ihr zu führen, macht sie sofort zu. Sie hört mir nicht zu, lässt mich gar nicht erst ausreden, steht auf und geht in ihr Zimmer, weint, brüllt mich an usw. Genau darum möchte ich ja das Gespräch mit dem Psychologen. Ich weiß nicht, wie ich sie dazu bewegen soll, mit mir zu sprechen.

Liebe Grüße
Muckel

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Ansa
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel,

es ist gut das Du Dir professionelle Hilfe gesucht hast und es ist auch gut, das Deine Tochter sie in Anspruch nimmt.

Ich glaube der hauptsächliche Punkt in solchen Problematiken liegen in uns selbst begründet. Wir als Eltern glauben, das Kind ist eh belastet und wir sehen, es geht ihm nicht gut. Und wir beginnen es "besonders" zu behandeln, zu schonen, ihm mehr zugestehen und es in Schutz zu nehmen. Wir sprechen manches nicht mehr an, um es nicht noch mehr zu belasten. Und dies spürt das Kind und wird verunsichert.

Wenn ich mich recht erinnere, war das auch das Thema bei meiner Jüngsten und mir, ich war ihre gegenüber viiiieeel nachsichtiger als gegenüber meinen anderen Kindern. Die "arme" Kleine hatte soviel auszuhalten (das hatte sie wirklich) und ich hab sie zusätzlich verunsichert, weil ich ihr die Regeln, die bei uns herrschen und um die alle wustten, aufweichte.... während sie Halt suchte, in dem sie Grenzen überschritt, entzog ich ihr diesen, indem ich sie oftmals gewähren ließ, weil ich sie vor der zugehörigen Auseinandersetzung schützen wollte.

Seitdem ich das aber anders handhabe "ich weiß, Dir geht es nicht gut und das, was passiert ist, ist schwer und ungerecht, aber, das ändert nichts daran, das Dein Verhalten so nicht okay ist und daher kann ich Dir das nicht erlauben....." ist sie wesentlich ausgeglichener geworden.

Also, heimliches Essen..... wenn Du sie ausgewogen ernährst und alles, was sie benötigt da ist, wie kann sie dann soviel essen, das sie dicker wird? Das Taschengeld meiner Mäuse würde dafür nicht ausreichen. Wie isst sie? Indem sie den Kühlschrank leer räubert? Oder die Reste vom Mittag vertilgt? Ich kann mir vorstellen, das Du da etwas tun kannst? Eben keine Süßigkeiten mehr vorrätig haben, oder keine Reste entstehen lassen. In so einem Fall muss vielleicht auch einfach die ganze Familie mal an einem Strang ziehen und das ein halbes Jahr durchhalten. Obstteller hinstellen, wenn der Knabbertrieb sie packt? Und, gezielt, zum Kaffee ein paar Süßigkeiten bereit stellen, ganz ohne, geht`s nicht. Muss es auch nicht....

Vielleicht mir ihr gemeinsam mit den Hunden gehen..... also, wenn sie sich nicht aufrafft, selbst etwas dazu beitragen und sie motivieren. Radausflug mit der Familiy am Wochenende? Oder ein Waldspaziergang?

Ich gebe Tamy in vielen Punkten Recht, ihr Verhalten scheint ein Hilferuf zu sein und dahinter steckt möglicherweise, das sie sich selbst nicht mag und sich verstecken möchte.... also, viel Aufheben um die Dinge machen, die sie gut macht. Viel Anerkennung..... für positive Dinge und wenig Aufhebens um das, was schief läuft. Je mehr Aufmerksamkeit man dem schenkt, desto eher wird sie nicht zuhören wollen.

Weißt, was ich mein?

Liebe Grüße
Niana

P.S. und, die Dinge normalisieren, also, vielleicht mal einen Katalog bestellen, extra mollige Mode..... vielleicht fühlt sie sich in solchen Klamotten wohler, als in denen, die so hauteng sitzen? Mollig kann auch hübsch sein. Die Botschaft dabei sollte eben sein "Ich mag Dich, so wie Du bist!"
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Muckelmaus »

Liebe Niana!

Du hast recht. Ich bin/war nachsichtiger mit meinem Mittelchen. Meine Große hat sich letztens erst darüber beklagt. Aber da habe ich das noch weit von mir gewiesen. Aber, wenn ich darüber nachdenke, dann muß ich ihr recht geben. Ich habe versucht, schützend vor meinem Kind zu stehen und Regeln wurden durchgeweicht.

Das Geld, das sie für Süßigkeiten z. B. ausgibt, verdient sie sich ja mit Zeitungen austragen. Das heißt, sie hat mehr Geld zur Verfügung, als nur das Taschengeld. Dazu kommt, dass sie den Kühlschrank plündert, Reste vom Mittagessen futtert usw. Aber das alles halt heimlich. Weißt du, ich bin so erzogen, dass Reste vom Essen halt nicht entsorgt werden, sondern in irgendeiner Art und Weise noch mal verwendet werden. Daher kommt es durchaus vor, dass Reste im Kühlschrank stehen.
Obst haben wir immer im Haus. Die Kinder brauchen sich nur bedienen.

Aber vielleicht sollte ich deine Idee mit gemeinsamem Kaffee aufgreifen und dort ein paar Süßigkeiten zur Verfügung stellen. Das gibt es nämlich bisher bei uns nicht.

Liebe Grüße
Muckel

Im Moment ist sie recht motiviert, was das Abnehmen angeht.
Der Papa hat nämlich Sommerurlaub in Portugal gebucht für sich und die Mädels.

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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckel,

das dachte ich mir..... mir ging es ja ebenso und ich habe es nicht wahr genommen. Während ihre Schwestern das natürlich schon bemerkt haben, auch mein Liebster..... und der hat es mir auch deutlich gesagt, indem er mich in derartigen Situationen darauf aufmerksam machte. Und ich muss sagen, das kam viel öfter vor, als ich selbst es wollte......

Na ja, also, Reste hab ich auch hin und wieder und die werden dann einen Tag später verarbeitet oder aufgegessen. Ich koche im Augenblick sogar meist ein wenig mehr, da ich ja noch Semesterferien hat und ich dann Mittags etwas zu essen hab. Meine Kids kommen ja erst gegen Abend heim und dann koche ich frisch.

Wenn sie so motiviert ist, ist das doch ein guter Anfang. Vielleicht kannst Du ihr Hilfe anbieten? Sie untgerstützen? Leicht kochen, ihr helfen, Kalorien und Fett vergleichen, damit sie Alternativen sieht. Es ist leichter eine Kugel Fruchteis gegen eine Kugel Sahneeis zu tauschen, als komplett auf Eis zu verzichten. Es ist sinnvoller eine Handvoll Gummibärchen zu naschen, als eine halbe Tafel Schokolade. Tauschgeschäfte können viel ausmachen. Was gibt es bei Euch zu trinken? Könnt ihr Kalorienhaltige Getränke weg lassen oder auf Schorlen umsteigen? Wenn sie es zulässt, kannst Du ihr ja helfen? Vielleicht mag sie selbst ja auch mit kochen? Und sich so mit Essen beschäftigen?

Motivation? Für jedes abgenommene Pfund eine bunte Büroklammer aneinander hängen, die wird dann immer leichter..... es gibt auch sternförmige Klammern für größere Zwischenziele 2,5 kg, oder 5 kg.... Und wenn ei Schritt geschafft ist, belohnen, irgendetwas was ihr Freude macht, ein "schmaleres" T-Shirt oder was Dir da so einfällt.

Und, etwas gegen Langeweile tun. Wann isst sie wie? Ich zum Beispiel nasche beim Lesen..... meine eine Tochter nur beim Fernsehen.... also, Kreisläufe unterbrechen kann helfen. Nicht fernsehen, sondern ein Spiel spielen, mit allen gemeinsam? Und auch ein Kaffeetrinken mit ein wenig Süßkram dabei kann den Heißhunger darauf bremsen.

Liebe Grüße
Niana
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Muckelmaus »

Guten Morgen ihr Lieben!

Ich habe gestern abend mit meinem Mittelchen noch einmal versucht, ein Gespräch zu führen. Da habe ich die Gunst der Stunde genutzt, da sie gestern recht gut gelaunt war, motiviert ihre Hausaufgaben gemacht und anschließend freiwillig ihr Zimmer aufgeräumt hatte :oah:
Wir haben vereinbart, dass sie in meinem Beisein auf die Waage steigt, damit ich überhaupt mal sehe, wie ihr Gewicht jetzt ist und für jedes abgenommene Kilo gibt es eine Büroklammer (danke für die Idee, Niana :winken: ). Pro 5 Kilo, die sie schafft, gibt es eine Kleinigkeit, als Motivationshilfe - ein Shirt oder oder oder. Der Möglichkeiten gibt es da ja genug.

Heute früh rief sie mich dann ins Bad und ich muß sagen, dass ich das Gewicht, das ich auf der Waage sah, nicht erwartet hätte. Ich hatte auf weniger getippt. Nun ja - bis Ende Juli möchte sie gern ca. 25 kg abgenommen haben, weil es dann mit Papa in den Urlaub nach Portugal geht. Ich hab mir für mich schon überlegt, dass wir dann vorher gemeinsam einen tollen Badeanzug kaufen gehen.

Wir haben übrigens auch über die Geschichte mit dem Verband von vorgestern gesprochen und sie meinte, sie habe richtig gehandelt. Lieber würde sie ihren Sportlehrer und ja doch auch mich belügen, als sich dem Gespött der Klasse aussetzen. Daran erkenne ich, wie groß der Druck doch tatsächlich ist.
Ich hab sie gefragt, was sie denn am kommenden Montag machen wolle, wenn wieder Sportunterricht ist. Sie sagte, sie wolle mitmachen, da sie eine neue Sportart lernen würden. Also warten wir mal ab, was der Montag so bringt.

Jetzt hoffe ich, dass ihre Motivation anhält.

Ich habe auch ein Gespräch mit meinem Mann und meiner Großen geführt und beide haben ihre Unterstützung und Hilfe zugesagt.

Liebe Grüße
Muckel

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Gerda
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Gerda »

Hallo Muckel,

ich frage mich, wie das gehen soll, bis Ende Juli 25 KG abzunehmen. Das wären jeden Monat 6 Kilo, jede Woche 1,5 Kilo. Ich habe es so verstanden, dass deine Tochter sehr viel isst und sehr unkontrolliert isst und noch kein anderes Verhalten in Sicht ist. Dass das so ist, hat ja Gründe. Die liegen sicher nicht in oberflächlichen leicht zu verändernden Bedingungen. Von daher wäre doch der erste Schritt, dass sie so viel verändert, dass sie nicht mehr zunimmt. Wenn sie das schon schaffen würde, das wäre doch schon total viel und selbst das kommt mir nach dem, was du erzählst, als sehr unwahrscheinlich vor.

Also ich würde für meine Tochter in so einer Situation lügen. Ich würde sie nicht dem Gespött in der Klasse aussetzen. Ich würde alles tun, was sie will, damit sie sich nicht solchen demütigenden - und den Zustand verschlimmernden - Situationen aussetzen. Denn das Essen und zu viel Essen ist ja, wenn es so ein Suchtverhalten annimmt, wie bei deiner Tochter, eine Handlung, die die verletzten Gefühle und Schuld - und Schamgefühle, die als unerträglich erlebt werden, unterdrücken sollen. Und wenn sie verspottet wird, dann wird der Druck der Gefühle noch stärker und damit wird das Suchtverhalten noch mehr herausgefordert. Also würde ich auch alles tun, um meinem Kind zu zeigen, egal, wie dick du bist oder noch wirst, ich liebe dich und daran ändert sich nichts. Aber ich sehe das Zuviel essen als Ausdruck von deiner Seele und unterstütze dich darin, zu verstehen, was die Probleme sind, die dahinter liegen und ich unterstütze dich darin, das zu verändern. Verändern kannst aber nur du es. Aber ich hätte vermutlich auch Probleme damit, meine Tochter anzunehmen und zu lieben, wenn sie sehr dick wäre. Ich müßte auch in mir selbst etwas verändern.

Ich habe Freunde, deren Tochter sehr dick ist. Sie war auch schon in einer Klinik. Die Eltern mögen ihr Kind nciht. sie geben ihr ständig das Gefühl, dass sie nicht liebenswert ist, weil sie dick ist. Das Kind ist nicht mehr Luisa, sondern sie ist die dicke Luisa. Sie wird nicht geliebt, sondern sie wird geliebt, wenn sie dünn wäre. Sie wird ein bisschen anerkannt, wenn sie ein Kilo abgenommen hat. Ich kann Luisa total gut verstehen, dass es unmöglich ist, abzunehmen. Ich verstehe sie so, dass sie ganz stark das Bedürfnis hat, so geliebt zu werden, wie sie ist. Und dass jedes Kilo, das sie zunimmt, ein Protest ihrer Seele ist, die sagt, "ich will geliebt werden, egal, wie ich aussehe". Und das erhält sie nicht. Wenn ich Luisa sehe, dann finde ich auch nur schwer Zugang zu ihr. Und ich finde es auch irgendwie abstoßend, wie sie aussieht. Es kostet mich Schritte über eigene innere Hürden, mich für sie zu öffnen und meine Gedanken zu stoppen, die sagen, "wenn sie dünner wäre......". Es steckt eben auch in mir, so ein Schönheitsideal, von dem wir alle regiert werden. Viele, die mit Adipositaspatientinnen arbeiten, vertreten auch, dass dieses Schönheitsideal so übermächtig erlebt wird, dass das Zunehmen eine Art tiefer Protest dagegen ist. Aber das kann man natürlich nicht mit dem Kopf verändern. Da gehört sehr viel sehr tiefe Gefühlsarbeit hin.

Ich würde versuchen, dieses Spießrutenlaufen in der Schule mit allen Mitteln zu unterbrechen. Ich würde versuchen, ein ärztliches Attest zu bekommen, das die Teilnahme am Sportunterricht für nicht möglich erklärt. Ich würde mit dem Sportlehrer und Klassenlehrer sprechen, dass es psychische Mißhandlung ist, was da in der Klasse passiert.

Auf jeden Fall stelle ich es mir für dich sehr schwer vor, deine Tochter zu begleiten. Ich finde gut, dass du für sie professionelle HIlfe suchst. Ich finde schlimm, dass die Klinik sie nicht genommen hat, weil sie nicht "zu viel genug" wiegt. Vielleicht wäre ein erneuter Antrag gut, in dem dokumentiert wird, wie viel sie zugenommen hat. Und vielleicht kannst du dir auch Unterstützung holen, wie du deine Tochter unterstützen kannst.

Liebe Grüße
Gerda
"Unser wahres Zuhause ist der gegenwärtige Augenblick. Wenn wir wirklich im gegenwärtigen Augenblick leben, verschwinden unsere Sorgen und Nöte, und wir entdecken das Leben mit all seinen Wundern.“

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kaktusbluete
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von kaktusbluete »

Liebe Muckel,

als ich gelsen hab 25 Kilo bis Juli dachte ich - waaas? Wie soll das denn gehen?
Ich meine es ist ein lobenswerter Ansatz, dass sie das möchte, aber es ist doch viel besser, sich realistische Ziele zu setzen, die man auch erreichen kann und ich denke die 25 sind unrealistisch... Und wenn, dann sind sie wahrscheinlich schnell wieder drauf. Es geht ja darum grundsätzlich etwas zu verändern, die ganze Lebensweise und nicht nur mal schnell ein paar Kilo zu verlieren und das dauert eben seine Zeit. Was wenn sie das nicht schafft? Wird sie dann nicht total frustriert sein?
Ich denke auch, dass mit nicht zunehmen und mehr Bewegung schon ein großer Schritt geschafft ist. Ich weiß nicht wie alt deine Tochter ist, ich kann von mir sagen, ich war immer hoch motiviert etwas zu machen und wenn es nicht den gewünschten Erfolg hatte, hab ich gleich wieder aufgegeben, erst jetzt sehe ich, dass man manchmal länger kämpfen muss um zum Beispiel ein paar überflüssige Pfund abzunehmen - ich denke es fängt im Kopf an und ich bin nicht sicher, ob sie ihr Verhalten von jetzt auf gleich so radikal verändern kann?!
Das Belohnsystem finde ich gut, das ist sicher eine Motivation, aber vielleicht könnt ihr euch ja bis Juli ein kleines Etappenziel stecken, das nicht so hoch ist und sie dann auch wirklich erreichen kann...

Also ich selbst bin im Normalgewichtsbereich (natürlich auch hier und da ein Gramm zu viel, wer kennt das nicht? ) aber ich hab einige Freundinnen, die mehr auf den Hüften haben und die darunter auch in der Schule immer leiden mussten. Ich mag es nicht, wie die Gesellschaft im Allgemeinen auf "Dicke" herabblickt und wenn ich lese, dass man ein Kind weniger liebt, weil es dick ist, dann ist mir echt nach weinen zumute :| In meiner Klasse gab es auch pummelige Mädchen, aber darüber lustig gemacht haben wir uns nicht, zumindest nicht meine Mädelsgruppe. Und im Sportunterricht war es echt so, dass diese Mädels oft mehr drauf hatten als wir bzw. ich (ja, ich war im Schulsport wirklich schlecht). Ich denke es gibt immer Stärken, die man unabhängig vom Gewicht haben kann. Welche neue Sprotart machen sie denn jetzt?
Na ja lügen würde ich für mein Kind auch nicht, ihm Hilfe bieten und mit dem Lehrer sprechen ja, aber durch lügen wird es doch nicht besser, also das Kernproblem wird weiter bestehen, so sehe ich das jedenfalls...

LG Kaktusblüte
Magie kann nicht alles. Mut ist die wahre Magie...
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röschen
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von röschen »

Hallo Ihr Lieben, Liebe Muckel!

Die Idee sie vom Sportunterricht zu befreien, finde ich nicht so gut. Natürlich ist eine bewusste Ernährung für die Gewichtsreduzierung gut. Allerdings ist es gerade bei Jugendlichen viel wichtiger und effektiver, wenn sie dazu auch genügend Bewegung haben.

Die Einstellung „es ist mir peinlich“ oder „die anderen lachen eventuell über mich“ ist für viele Menschen mit Gewichtsproblemen eine DER Entschuldigungen sich kaum oder gar nicht sportlich zu betätigen, was leider für die Gewichtsreduzierung nicht gerade förderlich ist.

Meine Schwägerin, die auch ein paar Kilos zuviel hat, beneidet mich immer um meine schlanke Figur. Allerdings treibe ich auch regelmässig Sport, was sie angeblich auch gerne tun würde, sich aber wegen ihrer Figur nicht traut.

Wie aber Kaktusblüte schon sagte, gibt es zum Beispiel in meiner Pilatesgruppe Frauen, die zwar dick, dafür aber weit beweglicher und konditionell besser sind als ich.
Meine Schwägerin meint allerdings sie könne das nicht. Sie schäme sich eben. Das zeigt mir, dass es doch an der Einstellung zum eigenen Ich liegt.

Deshalb bin ich der Meinung, man solle ihr Selbstbewusstsein stärken, ihr, wie hier schon mehrfach gesagt wurde zeigen, dass sie trotz ihres Gewichts geliebt wird.
Sie dann noch bei einer gesunden Ernährung und einem gesunden Essverhalten zu unterstützen, wird sicher zum Erfolg führen. Wenn auch 25 Kilo in dieser Zeit ein zu hoch gestecktes Ziel sind. :nein:

Liebe Grüße
röschen
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Ansa
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Ansa »

Liebe Muckelmaus,

ich muss mich den anderen anschließen, 25 kg bis Ende Juli sind nicht zu schaffen.... nicht, wenn es um gesundes Abnehmen geht und um eine Umstellung der Ernährung und der Gewohnheiten. Wenn man gesund abnimmt, dann sind 600 bis 700 gr. Abnahme in der Woche ein guter Ansatz, mal sind es mehr, mal weniger. Der Körper stellt sich ein und hamstert.... wenn man seine Tage bekommt, speichert er Wasser ein und plötzlich wiegt man morgens ein Kilo mehr, das demotiviert. All dies sollte Dein Kind wissen. Also kann man im Monat ca. 3 bis 4 Kg gut schaffen, das sind bis Ende Juli noch knapp 4,5 Monate, macht also zwischen 13,5 und 18 Kilo. Dasist schon allerhand.

Je höher und unerreichbarer das Ziel, desto schneller droht Motivationsverlust. Oder Aufgabe....

Bei der Sache mit dem Sportunterricht möchte ich mich eher Röschen anschließen, es ist eine "bequeme" Ausrede, "sieht nicht schön aus", "die anderen lachen" oder all das, was sie so sagt. Und was lernt sie, wenn man dem nachgibt? Vielleicht am Ende doch nur, "flüchten ist eine Lösung?" Aber in jedem Fall würde ich es wie Gerda sehen, ein Gespräch mit der Lehrerin ist notwendig. Schon um zu sehen, wie sie die Situation beurteilt? Bei uns in der Klasse war früher auch ein sehr dickes Mädchen, aber wenn einer von uns sie neckte, dann fuhr ihm ein anderer immer über`s Maul.... Hänseln war out. Das mag heute anders sein, darüber sollte man aber reden. Möglicherweise ist es nicht ganz sooo schlimm, wie sie es darstellt? Und grade Bewegung ist wichtig.

Mit dem Rad zur Schule fahren ist vielleicht ein Ansatz? Da hat sie eine Grundbewegung. Viel Laufen....langsames Gehen ist ja besser als nichts, Inliner fahren? Ich weiß nicht, wie das bei Euch ausschaut, bei uns fahren die Mädels, wenn das Wetter halbwegs verlässlich ist, alle mit dem Rad zur Schule. Meine Jüngste, grad 12, soll damit dies Jahr auch anfangen.

Ansonsten, Gerdas Argumente sind zu überdenken. Sich selbst mögen hat viel damit zu tun, sich selbst etwas Gutes zu tun. Wie sieht das bei Euch aus. Ist sie für Euch okay, so wie sie ist oder bekommt sie das auch innerhalb der Familie zu spüren? Positives Feedback.... ist wichtig. Viel Aufhebens um ihre guten und liebenswerten Seiten und wenig um das, was nicht rund läuft. Und am allerwichtigsten "So wie Du bist, bist Du okay" Sie ist ja auch weitaus mehr als Körper....

Liebe Grüße
Niana
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
Girl-Soccer
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Re: Soll ich für sie lügen?

Beitrag von Girl-Soccer »

hey

also ich finde dieses thema extrem schwierig...
eine gute freundin von mir hat auch leider einiges an übergewicht, wahrscheinlich ähnliches prinzip wie bei deiner tochter, muckel...

ich selbst bin immer der meinug, dass es reicht, genug sport zu machen und sich ernährung damit automatisch gibt, weil durch die bewegung der körper besser zu erkennen gibt, was er wirklich braucht. (ich weiß nicht, ob das wirklich so ist, aber ich hab das gefühl, bei mir ist das so.)

yvaine hat mit einer freundin tanzen angefangen.
wie wäre es, wenn deine tochter mit einer freundin gemeinsam einen neuen sport anfängt?
es gibt ja auch noch mehr als boxen, inlinerfahren und handball.
außerdem würde ich dafür sorgen, dass sie dann in eine gruppe kommt, wo die leistung eher mal im hintergrund steht.
ich habe z.b. vor wenigen monaten mit leichtathletik (neben noch 2 anderen sprotarten, die ich seit ewigkeiten mache) angefangen und in diesem verein gibt es eben quasi zwei gruppen. einmal diese, die das ganze als hauptbeschäftigung ihres lebens betreiben und handhaben und dann die gruppe, die das ganze ein wenig lockerer nimmt (eben auch nicht so leistungsstark, aber das ist da auch nicht wichtig). ich bin, da ich wenig zeit für den sport habe und noch nicht so lange dabei bin, beim normalen training in dieser lockeren gruppe und bin momentan, trotz meines riesigen ehrgeizes, froh drum.
dort ist es egal, wie meine leistungen sind oder ob ich besser bin als die oder der oder sonst was. und genau deshalb macht es mir auch manchmal mehr spaß als das leistungsorientierte fußballtraining, was man natürlich auch irgendwie nicht vergleichen kann...
verstehst du, worauf ich hinaus will?
es sollte kein druck entstehen, sondern einfach nur der spaß an der bewegung und an der sportart da sein.

einerseits ist das ziel mit den 25 kilo wirklich unrealistisch.
andererseits ist schon so unrealistisch, dass man mit dem anstreben dieses zieles vielleicht sogar ein wenig mehr schaffen kann, als eigentlich wirklich realistisch wäre. das wären dann zwar immer noch nicht 25 kilo, aber immerhin mehr als wirklich realistisch wäre?
(ich weiß. meine sätze sind manchmal ziemlich verwirrend...)
allerdings sollte ihr trotz allem klar sein, dass diese 25 kilo unrealistisch sind.
und trotzdem kann sie mit viel ehrgeiz trotz unrealismus ("unrealismus" ist zwar kein wort, aber "surrealismus" wäre hier irgendwie das falsche wort.) dieses ziel im ansatz verfolgen.

also das mit dem fertig machen, nur weil jemand etwas mehr gewicht hat, finde ich auch total unsinnig.
wie schon erwähnt: eine gute freundin ist nicht gerade die dünnste und ich bin ziemlich durchtraininert und wir verstehen uns prächtig.
außerdem ist angeblich über die hälfte der deutschen übergewichtig.
und jedes fünfte kind.
unter dem aspekt sieht das ganze doch nochmal viel irrsinniger aus.

ich muss zugeben: meine mutter hat mir vor zwei jahren auch mal für den schulsport eine entschuldigung geschrieben, die nicht nötig gewesen wäre.
es ging um seilspringen und meine gruppe war nicht gerade die beste. zu dem bin ich sehr leistungsorientiert und ehrgeizig. aber seilspringen liegt nicht in meiner natur und sich lächerlich machen und schlechte noten in sport schon gar nicht. ich hatte wohl irgendwie gehofft, mich da ganz rausmogeln zu können, bis wieder etwas anderes vom lehrplan dran käme. was natürlich nicht geklappt hat. meine lehrerin war von der entschuldigung ein wenig skeptisch und die woche drauf musste ich dann doch wieder mitmachen. vorführen mussten wir die kür auch und die note war mies. genau wie meine laune davor, währenddessen und vorallem danach (stellt euch eine trotzig dreinblickende 14-jährige in fußballklamotten mit leicht tränenden augen in der ecke einer sporthalle sitzend vor.). ich nahm danach nie wieder freiwillig ein springseil in die hand. was auch besser so ist, wenn man bedenkt, wie sehr man anderen damit verletzungen zufügen kann. mit und ohne absicht. vorallem wenn man an mein temperament denkt, wenn ich mal was nicht zustande bekomme.
fazit: falsche entschuldigungen bewahren zwar mal für einen tag vor dem unvermeidbaren, aber auch noten werden nachträglich gemacht.
allerdings gibt es auch situationen in denen man einfach psychisch nicht gut genug drauf ist, um sich so etwas aussetzen zu können.
in diesem fall sind entschuldigungen nichts falsches. aber nur unter dem aspekt, zu wissen, dass man es dann meist nachholen muss.

grüßle von einer girl-soccer, die sich jetzt nochmal eine kanne tee macht.
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