Verarbeiten und neu einrichten
Verfasst: 31. August 2010 23:53
Hey
Eigentlich hat es wohl nicht sehr viel mit meinem Scheidungskind-sein zu tun, aber ich weiß nicht, wohin soll.
Wobei... es hat ja auch mit den zerrütteten Verhältnissen zu tun, in denen ich lebe.
Wer schon einiges von mir gelesen hat, der weiß, worum es geht.
Wer nicht, liest den kommenden Abschnitt.
Ich bin Scheidungskind seit einigen Jahren und bin eindeutig drüber weg.
Und eigentlich ist ab dann ja auch alles sehr einfach, weil man sich eingerichtet hat
und normalerweise nicht so schnell wieder Veränderungen eintreten.
Doch meine Eltern machen es da einem nicht so einfach.
Hin und her, wer hat Geld, wer hat kein Geld, wer kriegt Geld, wer kriegt wie viel Geld,
wer ist der Böse, Krankheiten, ja schon fast wer ist kränker, Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Plötzlich kommt dann mein Vater regelmäßig zu uns zum Essen, dann bleibt er plötzlich wieder weg und und und.
Gut, innerlich war die Sache für mich schon lange abgeschlossen.
Und mit den äußerliches täglichen Sprüngen, lernte ich gerade, umzugehen...
als ich mich aufmachte, zu meinem zumindest bis jetzt größtem Abenteuer überhaupt.
Ich machte mich auf, zu einem halben Jahr in Kanada, mit Gastfamilie in Highschool.
Ich machte mich auf, in ein völlig neues Leben.
Alles war anders.
Ich hatte meine Hochs und ich hatte meine Tiefs.
Alles war so anders, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, gar nichts mehr sicher zu wissen.
Ich baute mir dort ein Leben auf und richtete mich immer weiter ein.
Ich war dort zu Hause, es gefiel mir, ich lernte sehr viel neues und alles schien auf mich zu passen.
Die Leute waren viel mehr mein Fall, als die aus meiner alten Umgebung,
die Schule war super, sogar die Luft schien mir atmenswerter.
Ich hatte keine einzige Sekunde Heimweh.
Wenn ich hätte dort bleiben können, ich hätte es ohne zu zögern getan.
Doch Ende Juni musste ich wieder zurück, was nicht vorstellbar war.
Ich konnte das Flugzeug nur im Versprechen mir selbst gegenüber betreten,
dass ich zurückkehren würde, irgendwann, so schnell wie möglich.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie bitter ich jetzt schon wieder weine.
Ja, nun war ich dann eben wieder in meiner alten Umgebung und wurde absolut ins kalte Wasser geschmissen,
mit den ganzen schwierigen Umständen, mit denen ich mal umgehen konnte,
wobei ich eigentlich schon wusste, was auf mich zu kommen würde.
Ich kann damit nicht mehr umgehen.
In Kanada war ich glücklich, hier war ich es nie und bin es immer noch nicht,
auch wenn ich wohl seit einigen Jahren stetig auf dem Weg dorthin bin
und wohl auch nicht mehr viel fehlt.
Ich komme mit der Familiensituation nicht klar.
Andauernd habe ich melodisch den Satz "Ich hasse euch, ich hasse euch!" im Kopf,
auch wenn es wohl so nicht stimmt.
Ich hasse wohl eher das Verhalten.
Wenn ich von meinem Vater oder von meinem Bruder spreche, sage ich "der Junge",
wenn ich von meiner Mutter spreche, sage ich "das Mädel".
Oder ich spreche sie direkt so an und sage "Oh Junge!" bzw. "Oh Mädel!"
Ja, ich habe das Gefühl, sie benehmen sich wie Kinder. Tun sie auch, irgendwie.
Sie stressen sich grundlos, sie regen sich über belanglose Dinge auf, sie spielen sich auf,
sie sind realitätsfern und haben nur sich selbst im Kopf, sie denken, sie seien eine Insel.
Und das Mädel denkt, sie versteht mich, wenn ich wegen Kanada trauere.
Witzig.
Ja, alle, die im Ausland waren, finden die Rückkehr schwierig.
Aber alle anderen hatten auch irgendwann mal Heimweh und haben sich irgendwie auch wieder auf Zuhause gefreut.
Ich nicht.
Klingt hart, ist aber so, ich wünschte, es wäre nicht so.
Ich habe in Kanada gemerkt, wie haltlos ich bin. Und prompt dort Halt gefunden.
Ich habe in Kanada kaum Verantwortung tragen müssen. Und natürlich gewöhnt man sich daran.
Hier... habe ich das Gefühl, ich muss für die gesamte Mannschaft die halbe Verantwortung übernehmen.
("So! Und jetzt bist du still und du bist auch still! Mutter, Bruder hat in dem und dem Punkt Recht.
Bruder, das gibt dir nicht das Recht, dich so aufzuführen. Mutter, du arbeitest jetzt weiter und
Bruder, du räumst das jetzt stillschweigend weg! Und Ruhe jetzt!" Ja, so was gab's schon mal.)
Das macht mich nicht glücklich.
Zudem kann ich mich in Gegenwart meiner Mutter nicht entspannen, ich bin nicht relaxed, nicht gelassen.
Genau das konnte ich aber in Kanada sehr gut. Beziehungsweise, ich habe es dort erlernt und genossen.
Wie ich wieder in der alten Umgebung bin, merke ich, wie es weg ist.
Dann war ich diesen Sommer eine Woche weg und habe mich dort darauf konzentriert, wieder gelassen zu werden.
Am vierten Tag war ich es. Und man hat es auch gemerkt. Dann kam meine Mutter mich abholen
und keine zehn Minuten nach ihrer Ankunft war ich innerlich wieder total angespannt.
Und angepisst.
Wenn ich das Geld zusammen bekomme, werde ich die kommendes Frühjahr zwei Wochen mit einem guten Freund
in Québec verbringen. Und wenn es klappt und ich das Geld habe, werde ich dort auch in zwei Jahren studieren.
Bis dahin mache ich mein Abitur, an einer neuen Schule, ab dem 13. September.
Damit ich dabei beste Chancen habe, ziehe ich nicht aus.
Ich scheine das Positive aus Québec nicht behalten gekonnt zu haben, bzw. nicht ausleben zu können,
was mich zutiefst deprimiert.
Seit dem ich wieder hier bin, bin ich psychisch ziemlich instabil und halte selbst kleine Belastungen,
wie z.B. etwas Höhenangst im Klettergarten nicht aus.
Ich kann gar nicht kurz zusammenfassen, was los ist oder was ich mir (hiermit) erhoffe.
Also belasse ich es dabei.
Es tat gut, mal wieder so etwas geschrieben zu haben, auch wenn ich jetzt mal wieder unter Tränen stehe.
Liebe Grüße von Girl-Soccer, die jetzt besser schlafen gehen sollte.
Eigentlich hat es wohl nicht sehr viel mit meinem Scheidungskind-sein zu tun, aber ich weiß nicht, wohin soll.
Wobei... es hat ja auch mit den zerrütteten Verhältnissen zu tun, in denen ich lebe.
Wer schon einiges von mir gelesen hat, der weiß, worum es geht.
Wer nicht, liest den kommenden Abschnitt.
Ich bin Scheidungskind seit einigen Jahren und bin eindeutig drüber weg.
Und eigentlich ist ab dann ja auch alles sehr einfach, weil man sich eingerichtet hat
und normalerweise nicht so schnell wieder Veränderungen eintreten.
Doch meine Eltern machen es da einem nicht so einfach.
Hin und her, wer hat Geld, wer hat kein Geld, wer kriegt Geld, wer kriegt wie viel Geld,
wer ist der Böse, Krankheiten, ja schon fast wer ist kränker, Arbeit, Arbeit, Arbeit.
Plötzlich kommt dann mein Vater regelmäßig zu uns zum Essen, dann bleibt er plötzlich wieder weg und und und.
Gut, innerlich war die Sache für mich schon lange abgeschlossen.
Und mit den äußerliches täglichen Sprüngen, lernte ich gerade, umzugehen...
als ich mich aufmachte, zu meinem zumindest bis jetzt größtem Abenteuer überhaupt.
Ich machte mich auf, zu einem halben Jahr in Kanada, mit Gastfamilie in Highschool.
Ich machte mich auf, in ein völlig neues Leben.
Alles war anders.
Ich hatte meine Hochs und ich hatte meine Tiefs.
Alles war so anders, dass ich zeitweise das Gefühl hatte, gar nichts mehr sicher zu wissen.
Ich baute mir dort ein Leben auf und richtete mich immer weiter ein.
Ich war dort zu Hause, es gefiel mir, ich lernte sehr viel neues und alles schien auf mich zu passen.
Die Leute waren viel mehr mein Fall, als die aus meiner alten Umgebung,
die Schule war super, sogar die Luft schien mir atmenswerter.
Ich hatte keine einzige Sekunde Heimweh.
Wenn ich hätte dort bleiben können, ich hätte es ohne zu zögern getan.
Doch Ende Juni musste ich wieder zurück, was nicht vorstellbar war.
Ich konnte das Flugzeug nur im Versprechen mir selbst gegenüber betreten,
dass ich zurückkehren würde, irgendwann, so schnell wie möglich.
Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie bitter ich jetzt schon wieder weine.
Ja, nun war ich dann eben wieder in meiner alten Umgebung und wurde absolut ins kalte Wasser geschmissen,
mit den ganzen schwierigen Umständen, mit denen ich mal umgehen konnte,
wobei ich eigentlich schon wusste, was auf mich zu kommen würde.
Ich kann damit nicht mehr umgehen.
In Kanada war ich glücklich, hier war ich es nie und bin es immer noch nicht,
auch wenn ich wohl seit einigen Jahren stetig auf dem Weg dorthin bin
und wohl auch nicht mehr viel fehlt.
Ich komme mit der Familiensituation nicht klar.
Andauernd habe ich melodisch den Satz "Ich hasse euch, ich hasse euch!" im Kopf,
auch wenn es wohl so nicht stimmt.
Ich hasse wohl eher das Verhalten.
Wenn ich von meinem Vater oder von meinem Bruder spreche, sage ich "der Junge",
wenn ich von meiner Mutter spreche, sage ich "das Mädel".
Oder ich spreche sie direkt so an und sage "Oh Junge!" bzw. "Oh Mädel!"
Ja, ich habe das Gefühl, sie benehmen sich wie Kinder. Tun sie auch, irgendwie.
Sie stressen sich grundlos, sie regen sich über belanglose Dinge auf, sie spielen sich auf,
sie sind realitätsfern und haben nur sich selbst im Kopf, sie denken, sie seien eine Insel.
Und das Mädel denkt, sie versteht mich, wenn ich wegen Kanada trauere.
Witzig.
Ja, alle, die im Ausland waren, finden die Rückkehr schwierig.
Aber alle anderen hatten auch irgendwann mal Heimweh und haben sich irgendwie auch wieder auf Zuhause gefreut.
Ich nicht.
Klingt hart, ist aber so, ich wünschte, es wäre nicht so.
Ich habe in Kanada gemerkt, wie haltlos ich bin. Und prompt dort Halt gefunden.
Ich habe in Kanada kaum Verantwortung tragen müssen. Und natürlich gewöhnt man sich daran.
Hier... habe ich das Gefühl, ich muss für die gesamte Mannschaft die halbe Verantwortung übernehmen.
("So! Und jetzt bist du still und du bist auch still! Mutter, Bruder hat in dem und dem Punkt Recht.
Bruder, das gibt dir nicht das Recht, dich so aufzuführen. Mutter, du arbeitest jetzt weiter und
Bruder, du räumst das jetzt stillschweigend weg! Und Ruhe jetzt!" Ja, so was gab's schon mal.)
Das macht mich nicht glücklich.
Zudem kann ich mich in Gegenwart meiner Mutter nicht entspannen, ich bin nicht relaxed, nicht gelassen.
Genau das konnte ich aber in Kanada sehr gut. Beziehungsweise, ich habe es dort erlernt und genossen.
Wie ich wieder in der alten Umgebung bin, merke ich, wie es weg ist.
Dann war ich diesen Sommer eine Woche weg und habe mich dort darauf konzentriert, wieder gelassen zu werden.
Am vierten Tag war ich es. Und man hat es auch gemerkt. Dann kam meine Mutter mich abholen
und keine zehn Minuten nach ihrer Ankunft war ich innerlich wieder total angespannt.
Und angepisst.
Wenn ich das Geld zusammen bekomme, werde ich die kommendes Frühjahr zwei Wochen mit einem guten Freund
in Québec verbringen. Und wenn es klappt und ich das Geld habe, werde ich dort auch in zwei Jahren studieren.
Bis dahin mache ich mein Abitur, an einer neuen Schule, ab dem 13. September.
Damit ich dabei beste Chancen habe, ziehe ich nicht aus.
Ich scheine das Positive aus Québec nicht behalten gekonnt zu haben, bzw. nicht ausleben zu können,
was mich zutiefst deprimiert.
Seit dem ich wieder hier bin, bin ich psychisch ziemlich instabil und halte selbst kleine Belastungen,
wie z.B. etwas Höhenangst im Klettergarten nicht aus.
Ich kann gar nicht kurz zusammenfassen, was los ist oder was ich mir (hiermit) erhoffe.
Also belasse ich es dabei.
Es tat gut, mal wieder so etwas geschrieben zu haben, auch wenn ich jetzt mal wieder unter Tränen stehe.
Liebe Grüße von Girl-Soccer, die jetzt besser schlafen gehen sollte.