wessen Tod ?

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sonnenschein2
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von sonnenschein2 »

Lieber Tim,
die Bilder vom Meer haften in mir...gerade jetzt. Ich bin wieder zu Hause und das Meer ist km entfernt. Die Sehnsucht ist jetzt schon wieder so groß.
Ich trage die Verantwortung für so viele Dinge, ohne zu hinterfragen. Fehlt mir der Mut? Oder ist es einfach der bequemere Weg? Und doch habe ich gewagt auszubrechen und die Ehe zu beenden. Das Gewissen nagt an mir...Was habe ich meinen Mitmenschen angetan...Und das nur weil in mir die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit ist...Oder gerade deshalb?! Diese Sehnsucht nach Wertschätzung und Anerkennung, die schon so viele Jahre wie tot in mir schlummert. Die Verzweiflung und der stumme Schrei in mir...Seht doch her, ich lebe noch.

Und doch, das Meer trägt mich, schaukelt mich mal sanft mal stürmisch durch den Tag. Ich weiß, es ist immer da und wartet auf mich. Und irgendwann ist der Zeitpunkt da. Das lässt mich weitermachen.

Dir auch ganz liebe Grüße
Sonnenschein2
Tamara22
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von Tamara22 »

Liebe sonnenschein2,

ich spüre, dass du dich danach sehnst gesehen zu werden mit deinen Bedürfnissen, mit deiner Sehnsucht, dass es in dir förmlich danach schreit.
Und ich finde es ist ein riesen Geschenk von dir an uns, dass du diesen Schrei, auch wenn er stumm ist hierher trägst, damit er gehört wird und damit wir dich da sehen können.
Und ich finde dich sehr mutig und auch stark. Und wer mutig sein kann und stark, der kann auch ängstlich sein und sich schwach fühlen und auch das darf sein...
Dann ist das lebendig, was da wirklich innen lebt.
Ja das Meer trägt, da bin ich mir sicher.

Fühl dich gesehen und gehört
Tami
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sonnenschein2
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo liebe Tami,
ich habe gelernt wie wichtig es ist zu auf sich zu achten. Etwas in sich sich sterben oder gestorben zu fühlen ist die schlimmste Erfahrung, die ich gemacht habe. Sich selbst nicht mehr wahrnehmen zu können und die Angst, dass dies nach außen dringt. Schwäche zu zeigen, indem man Gefühle und Sehnsucht zulässt. Hier kann ich sein, in der Anonymität des Forums. Es tut gut, zu lesen, dass ich auch ohne Worte gehört werde. Es trägt ein Stück durch den Tag. Und die Hoffnungslosigkeit kann ein wenig verdrängt werden. Bitte seid mit hier nicht böse, dass ich dies schreibe.
Ich weiß, dass ich dankbar sein muss für das was ich bin und erleben darf. Das bin ich auch und weiß mein Leben zu schätzen. Es sind nur diese Augenblicke, die den Strudel wieder in Gang bringen...und diese unendliche Sehnsucht.

Sonnenschein2
Tamara22
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von Tamara22 »

Liebe sonnenschein2,

nein du mußt nicht dankbar sein, das sagt der Kopf, das ist Quatsch.
Dein Körper will gefühlt werden, er will bewohnt werden und für dich da sein.
Und dass du dich da nicht sicher aufgehoben fühlen kannst ist traurig und ich sehe deine Hoffnungslosigkeit auch im Angesicht dessen, dass du mit Macht versuchst die "Fassade" aufrecht zu erhalten...das macht mich traurig dich so zu sehen...
Ja Anonymität ist manchmal das Einzige, das Erleichterung verschafft und dennoch ist sehr viel von dir hier, auch wenn wir das nicht sehen können als Person und spüre ich und da fühle ich mich grade sehr verbunden mit dir.
Fühl dich mit getragen durch den Tag wenn du magst
Tami, die manchmal auch unbewohnt ist...
Change it, love it or leave it.
tim
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von tim »

Hallo Sonnenschein2
Ich muss Tamil zustimmen, schon aus Protest.
Du musst dich nicht dankbar fühlen. Hier im Forum liest man oft von Dingen die Mutig machen sollen, die Kraft geben sollen aber manchmal kommt das nicht an und das darf auch so sein.
Man darf auch schreiben das man total undankbar ist, das man sterben möchte und das nur Dunkelheit ist. Wenn es heller ist kann man andern Mut machen aber darf nicht glauben das man den Mut machen kann. Krasse und typische Fehleinschätzung von Menschen mit trennungserfahrung ist das sie manchmal annehmen sie könnten im anderen was bewirken. Das kann passieren, klar. Ich bin stark beseelt von dem Wunsch das es allen mit mir gut geht und das kostet so viel Kraft manchmal. Es passiert das ich mich schlecht fühle wenn andere sich schlecht fühlen und deshalb möchte ich es verhindern aber das kann man nicht. Meine Tochter macht mir grad jeden Abend vor das es einem in den besten Umständen: satt, gekuschelt, geliebt abends auch mal einfach scheiße geht, ich hab 7 Wochen gemacht und getan und jetzt setzte ich mich hin und bin da für sie wenn sie schreit und versuche nicht die ganze Zeit rumzudaddeln. Ich hoffe das ich das Geschrei in mir auch mal so gut aushalten kann ( das kannich wenn ich mir richtig die rot nehme)
Also: ja zur Hoffnungslosigkeit, im Zweifel für den Zweifel.
Tim
sonnenschein2
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von sonnenschein2 »

Hallo Tim,
für mich war es auch eine gute Erfahrung zu erkennen, dass auch Kinder ihre Gefühle haben dürfen. Ich kann so für sie sorgen wie ich es vermag, aber trotzdem kann es ja sein, dass es ihnen nicht gut geht. Auch sie dürfen wütend oder schlecht gelaunt sein.

Nur mir selbst gestatte ich es eher weniger. Im Augenblick fühle ich mich, trotz Urlaub, kraftlos und alles ist anstrengend. Ich habe keine Lust auf Hausarbeit und möchte einfach nur ich sein. Lesen oder chillen. Doch dann meldet sich wieder das Gewissen. Du hast deine Pflicht zu erfüllen und die Verantwortung zu tragen. Und nur mit jammern komme ich ja auch nicht weiter. Das kostet auch nur Kraft bewirkt aber nichts. Und dann die Frage...was will ich eigentlich????
Auf der anderen Seite die Bescheidenheit und Freude zu leben..Welch kostbares Geschenk...Ich bin sehr durcheinander heute im Schreiben. Kann mich nicht so richtig sortieren.

Ist es vielleicht in der Tat trennungsbedingt, dass nicht aushalten können von Konflikten? Sich kleinfühlen, Angst zu haben den Menschen wieder zu verlieren? Sich nicht richtig einlassen können? Fühle ich mich vielleicht in meinem ganz tiefen ich nicht liebenswert, so wie es mir oft zu verstehen gegeben worden ist..von Eltern und Ehemann? Nicht so zu sein, wie es erwartet wird, um dann noch mehr um Anerkennung und Liebe zu bekommen sich weiter aufzugeben? Zweifel nagen an mir. Wo ist das Urvertrauen in Liebe und Beziehung zueinander? Sich einlassen können, auch wenn es auseinander geht. Zeit gemeinsam genießen und dankbar sein. Wertschätzung erfahren...

So viele Gedanken heute und so durcheinander
Liebe Grüße
Sonnenschein2
tim
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Re: wessen Tod ?

Beitrag von tim »

Ja, das erwachsene Leben.
Da hat man viel zu tun und ich verstehe was du meinst: einfach nichts tun und da sein dürfen auch ohne das man etwas leistet und dann sind da aber so viele sachen die erledigt werden wollen.
Ich bin müde. Noch ein paar Minuten hausarbeit und dann ein spaziergang. Dann ins Bett.
Gute nacht
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