Umgang mit gemeinsamen Kind

Allgemeines Scheidungskinder Forum - Dies ist eine virtuelle Selbsthilfegruppe für Kinder und Eltern in allen Fragen rund um Trennung und deren Folgen.
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Kabri
Eintagsfliege
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Umgang mit gemeinsamen Kind

Beitrag von Kabri »

Hallo ihr Lieben,

mein armes Kind musste in den letzten Monaten leider sehr viel durchmachen und nun mache ich mir persönlich über einige Dinge Gedanken und frage mich, auch auf Hinweis einer Familie ob ich mich richtig verhalte.

Mein Mann und ich wären dieses Jahr 10 Jahre zusammen gewesen. Unsere gemeinsame Tochter ist 4 Jahre alt und ein sehr helles Kind.
Ende Februar 2015 haben wir ein Haus gekauft in das wir Anfang Mai einziehen wollten.
Ende April haben wir dann im kleinen Kreis standesamtlich geheiratet. Die kirchliche Hochzeit sollte im Juni stattfinden.
Am 26.04.2015 zogen wir aus unserer gemeinsamen Wohnung aus. Da unser gekauftes Haus, aber erst zum 30.04.15 Bezugsfertig war mussten wir noch in der Zeit bei meinen Eltern unterkommen.
Am 30.04.2015 wäre dann die erste Nacht in unserem gemeinsamen Haus gewesen. Abends habe ich unsere Tochter zum Schlafen gelegt. Nachdem diese dann eingeschlafen ist, bat mein Mann mich um ein Gespräch. Dort teilte er mir mit, dass er die Trennung möchte, da er eine andere Frau liebt.
(Wieso, weshalb usw. diese Trennung möchte ich hier nicht klären, denn es geht ja hier um die Scheidungskinder)
Also packte ich ein paar Sachen ein, wickelte mein Kind in eine Decke und ging zu meinen Eltern. Unsere Tochter hat davon nichts mitbekommen.
Sie war nur etwas verwirrt, dass sie am nächsten Tag bei Oma und Opa wach wurde.

In der Zeit ist sehr viel passiert. Es gab Höhen und Tiefen zwischen meinem Mann und mir und auch ein hin und her aber das war nur zwischen uns. Unsere Tochter hat davon nie etwas mitbekommen.
Irgendwann habe ich dann zumindest schon mal wohnlich ein Schlussstrich gezogen und habe entschieden, dass das Haus verkauft wird und ich mir mit meiner Tochter eine Wohnung suche. In diese wohnen wir seit letzter Woche Montag und sind auch total glücklich.

Nun zu meiner Problematik:
Mein Mann und ich kommen uns nun doch wieder etwas näher und verbringen abends (!!) wenn die Kleine im Bett ist viel Zeit miteinander.
Ab und zu haben wir nun auch schon etwas zusammen unternommen (zu 3.), haben zusammen Abendbrot gegessen.
Ich habe das Gefühl, dass sich meine Tochter damit wohlfühlt und sich freut, wenn sie beide Elternteile um sich hat.
Nun gibt es aber natürlich immer Leute im Umfeld die mit erhobenen Zeigefinger vor einem stehen:
"Na hoffentlich macht ihr dem Kind damit nicht Hoffnung, dass wieder alles gut wird."
Ist das so? Mache ich dem Kind Hoffnungen?
Wie gesagt ich habe das Gefühl, dass es ihr gut geht wenn sie uns beide um sich hat und es ist auch für sie ok, wenn Papa wieder geht.
Aber mach ich ihr doch damit Hoffnung?
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Ansa
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Re: Umgang mit gemeinsamen Kind

Beitrag von Ansa »

Willkommen Kabri,

ich seh grad Deinen Eintrag, herzlich willkommen bei uns. Ich werde Deine Fragen morgen früh ausführlich beantworten. ,)

Liebe Grüße
Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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Schnatterinchen
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Re: Umgang mit gemeinsamen Kind

Beitrag von Schnatterinchen »

Hallo,


gerade hab ich hier gelesen und gesehen, dass Ansa noch nicht geschrieben hat, ich will auch nicht vorgreifen oder so, ich will auch erst mal gar nix antworten, ich will eigentlich nur was fragen, weil ich glaube dass die Info wichtig ist:

Weiß denn eure Tochter überhaupt, dass etwas NICHT in Ordnung ist?
Ich meine man macht sich ja nur Hoffnung, dass alles wieder gut wird, wenn man weiß, dass irgendwas nicht gut ist, oder?
Was habt ihr eurer Tochter denn gesagt, warum Papa wieder geht oder warum er nicht mehr immer da ist?

Ansonsten bin ich sehr gespannt auf Ansa und wenn Du Dich nochmal meldest, weil mein Freund auch noch sehr viel Zeit bei seiner Frau und seinen Kindern verbringt und ich da auch oft unsicher bin, ob das eine gute Idee ist, ob die Kinder dadurch nicht verwirrt sind oder sich Hoffnungen machen ... Eins seiner Kinder ist auch 4. Ich weiß bei der kleinen noch gar nicht genau ob sie schon verstanden hat, was überhaupt alles passiert in ihrem Leben. Wir haben eben auch immer das Gefühl, dass eigentlich alles gut läuft, aber ich mache mir halt doch auch Gedanken.


Viele Grüße
Carpe Diem!
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Ansa
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Re: Umgang mit gemeinsamen Kind

Beitrag von Ansa »

So, da bin ich..... entschuldigt bitte, das es nun doch Abends ist und nicht morgen, dafür aber jetzt....

Es ist so, alle Trennungskinder dieser Welt wünschen sich, das Mama und Papa wieder zusammen kommen, gemeinsame Unternehmungen machen ihnen Hoffnung und sie lassen sich gern in den Glauben fallen, alles würde wieder gut werden. Viele Gemeinsamkeiten können auch dazu führen, das eventuelle neue Partner heftig angegangen werden, weil sie, nach dem Empfinden der Kinder (und das muss nicht der Wirklichkeit entsprechen) Eindringlinge sind, die es zu verjagen gilt.

Noch viele Jahre nach der Trennung kam meinen Mädchen hin und wieder (meist in stressigen Situationen mit meinem Liebsten) ein "ich wünschte Du wärest noch mit Papa zusammen!" über die Lippen. Erst Gespräche in der Richtung, ob sie glauben würden, dann hätten sie grad keinen Streit mit dem Liebsten und die vorsichtige Frage, ob sie sich vorstellen könnten, das sie dafür dann mit Papa an anderer Stelle Streit haben könnten - brachte sie auf die Idee, das Streiten auch dazu gehört, wenn man sich lieb hat.

Viele Eltern glauben, es wäre für die Kinder gut, gemeinsam etwas zu unternehmen, das aber ist in den seltensten Fällen der Fall. Es mag Ausnahmen geben, aber dabei ist eines sehr sehr wichtig. Klarheit! "Mama und Papa haben sich nicht mehr lieb, aber noch gern und weil wir Eure Eltern sind und das immer bleiben werden, feiern wir zusammen Geburtstag oder gehen in den Zoo."

(Auch wichtig, den Kindern mitteilen, das Mann und Frau zwar aufhören können, sich zu lieben, aber niemals (das ist existenziell wichtig) wird es passieren, das Papa oder Mama ihr Kind nicht mehr lieb haben. Kinderplätze im Herzen bleiben fest bestehen über alle Zeit. Freundesplätze oder Partnerplätze können wechseln. Kinderplätze nie.....)

Auch wenn wir meinen das Kinder nichts wissen oder mitbekommen, sie lesen aus der Körpersprache der Großen viel mehr, als wir glauben. Sie spüren förmlich dass da etwas nicht stimmt. Und wenn Mama und Papa dann sagen "alles ist gut" während ihre Körper das Gegenteil ausdrücken, kommt es bei Kinder (auch bei sehr kleinen Kindern) zu "gestörten" Wahrnehmungen. Sie sind nicht in der Lage widersprüchliche Aussagen in Einklang zu bringen und reagieren oft verstört oder scheinen durcheinander. Spielen anders, zeigen auf stille Art ihre Wahrnehmung. Ich bin mir sicher, dass Deine Tochter Deine Trauer und Deinen Schmerz sehr wohl mitbekommen hat und für sich einordnet. Möglich das sie unter Umständen auch damit reagiert, besonders brav zu sein, damit Du Dich nicht noch trauriger sein musst. Das ist nichts, was sie bewusst tut, sondern ein unbewusstes Handeln und ihr Umgang damit, die Situation zu besänftigen.

Ich rate immer dazu klare Grenzen zu ziehen und die Dinge deutlich zu machen. "Wir haben uns nicht mehr lieb und mögen nicht mehr zusammen leben" - wenn nun aber dies wieder kippt und man einander wieder näher kommt - dann richtet das, wenn es so bleibt, keinen Schaden an, sondern ist für die Kinder ein wichtiger Prozess des familiären Lernens. Aber wenn nicht - kann es sein, dass die Probleme der Kinder nachhaltiger und größer werden. Das ist schwierig, am klügsten ist es, gemeinsame Dinge als Paar ohne die Kinder zu machen und Zärtlichkeiten, wenn die Kinder von der Trennung wissen, zu vermeiden. Sie bestärken tatsächlich eine starke Hoffnung, alles sei wieder gut. Sie brauchen Stabilität, je dauerhafter des so sicherer sind sie geborgen. Krisen stärken einerseits, aber stete Krisen machen mürbe und müde und Hoffnungslos.

Wenn getrennte Eltern aber einen offenen Umgang haben, der Papa mal die Kinder einhütet, wenn Mama unterwegs ist (er ist die beste Person überhaupt für diesen Job) - dann ist das völlig okay. Und mal gemeinsam zu Abend essen finde ich völlig in Ordnung. Bereits im Kindergarten machen die Erfahrung, das Familie (Vater, Mutter, Kind) nicht immer Familie (Alleinerziehende) ist und das es Unterschiede gibt, zu Beginn nehmen sie das als normal und gegeben hin. Wichtig bei solchen Unternehmungen ist auch, das hier kein Partner Spielchen spielt, Papa soll also nicht einhüten, damit er nicht bei seiner Freundin sein kann, sondern weil er Mama wirklich einen Gefallen tut. Und wenn Mama den Papa stets zu sich ruft, wegen Dingen, die sie gut selbst könnte, dann sollte Papa das einmal in Ruhe für sich überdenken und sich abgrenzen. Das fällt vielen Männern schwer, die mitunter sehr unter der Trennung ihrer Kinder leiden.

Das Wichtigste dabei ist aber eine eigene innerliche Klarheit. Kinder kennen als Familienleben ja erst einmal nur das, was Eltern ihnen vorleben. Und wenn das etwa getrennte Wohnungen sind, empfinden sie das als völlig okay und normal, wenn die Eltern signalisiern "das ist okay für uns." Nicht etwa wie mein Ex, der, nachdem wir besprochen haben, nicht mehr gemeinsam zu Mittag zu essen (der Betrieb war an das Haus angebunden) und dies mit der Paarberaterin gemeinsam besprochen hatte, zu den Kindern sagte "Mama möchte nicht mehr, das wir zusammen essen." Da war ich dann die Böse und er hilflos und meine Kinder ziemlich wütend auf mich. Was wir beschlossen haben, soll auch so erklärt und geklärt werden. Hätte er gesagt "das haben wir so beschlossen" - hätte es vermutlich gar kein Problem gegeben.

Und ja, natürlich tut es ihr gut, Euch Beide um sich zu haben, das ist ihre Welt, Mama und Papa zusammen und alles ist okay. Manches davon ist einfach nur unbewusst.... aber auch das Unbewusste macht etwas mit den Menschen, mit Euch und auch mit den Kindern. Schaut mal, vielleicht gemeinsam, ob Ihr einen echten Neuanfang wagen wollt? Ganz wichtig, eine gute Paartherapie, denn alte Verletzungen brauchen beim Heilen Hilfe und oft genug schafft man es nicht allein.

Ich wünsche Euch jedenfalls gutes Gelingen.

Ansa
Sei zärtlich mit den Kindern, mitfühlend mit den Alten, nimm Anteil an denen, die sich anstrengen, sei sanftmütig mit den Schwachen und geduldig mit den Starken; denn eines Tages wirst Du dies alles gewesen sein. (nach C.W. Carver)
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